Melanie2514

 

 

 

„Puh, das hast du dir heute wirklich verdient!“ seufzte Elke, und ließ sich mit einem gut gefüllten Glas Rotwein und einem Buch auf die Couch sinken.

 

Der Friseursalon in dem sie arbeitete, war an diesem Freitag förmlich von Frauen überrannt worden, die für den Muttertag am Sonntag gut aussehen wollten. Es war so viel los gewesen, dass sie kaum dazu kam, eine kleine Pause zu machen.

 

Sie hatte es sich gerade so richtig gemütlich gemacht, als der schrille Ton eines Handys sie aufschrecken ließ.

 

Irritiert stellte sie ihr Glas zur Seite. Das war doch gar nicht ihr Klingelton, oder?

 

Verwirrt griff sie nach ihrer Handtasche, und begann darin herumzukramen.

 

Es war wirklich ein Handy das da klingelte, und zwar eines, das sie noch nie zuvor gesehen hatte, wie sie ziemlich schnell bemerkte, als sie es schließlich in der Hand hielt. Allerdings war es kein eingehender Anruf, wie sie erwartet hatte, sondern der Alarmton einer Erinnerung, die auf dem gesperrten Bildschirm aufploppte: >Code 2514<

 

Neugierig geworden tippte sie die vier Zahlen ein als der PIN abgefragt wurde… und das Handy wurde dadurch tatsächlich entsperrt!

 

Die Überraschung darüber verwandelte sich allerdings schnell in einen Schrecken, als sie den Hintergrund des Bildschirms sah: es war kein Bild wie bei den meisten Handys, sondern ein Text. In großen roten Buchstaben auf weißem Hintergrund stand da: >Hallo Elke, schau dir doch mal die Fotos an J<

 

Nach kurzem Zögern tippte sie nervös auf das Symbol der Bildergalerie und erstarrte: in der Galerie waren mindestens 30 Bilder gespeichert… und auf jedem einzelnen davon war sie zu sehen! Elke bei der Arbeit, aufgenommen durch die großen Fenster des Friseursalons, Elke im Café, beim Einkaufen, auf der Terrasse, bei der Gartenarbeit…

 

Elke konnte gar nicht glauben was sie da sah und scrollte langsam durch die Bilder. Mit jedem Foto das sie betrachtete, wurde sie unruhiger. Offenbar hatte sie jemand über mehrere Wochen hinweg sehr genau beobachtet, und sie hatte nichts davon bemerkt!

 

Sie saß noch völlig fassungslos auf der Couch, als das Handy in ihrer Hand plötzlich mit schrillem klingeln einen Anruf ankündigte.

 

„Was mach ich denn jetzt?“ entfuhr es ihr. „Soll ich da wirklich rangehen?“

 

Sie zögerte noch einen Moment, dann entschloss sie sich, den Anruf anzunehmen.

 

„Hallo?“ meldete sie sich mit unsicherer Stimme.

 

Nichts.

 

„Hallo, wer ist denn da?“

 

Noch immer kein Wort vom Anrufer. Es waren nur leise Atemgeräusche zu hören, die Elke eine Gänsehaut bescherten.

 

„Wer ist denn da? Und was soll das Ganze mit dem Handy und den Fotos?“ versuchte sie es noch einmal und gab sich Mühe, ihre Stimme fest und nicht zu ängstlich klingen zu lassen.

 

Noch immer waren nur Atemgeräusche zu hören.

 

„Ich finde das Ganze überhaupt nicht lustig! Lassen Sie mich einfach in Ruhe!“ Mit zitternden Händen beendete sie das doch sehr einseitige Gespräch und legte das Handy vor sich auf den Tisch. Nachdenklich schaute sie es an. Von wem kam es? Wer hatte es ihr untergeschoben? Hatte sie einen Stalker? War ein Verrückter hinter ihr her? Oder war es nur ein blöder Scherz? Ihren Freundinnen Karin und Lisa würde sie so etwas durchaus zutrauen, die beiden hatten einen ziemlich schrägen Sinn für Humor…

 

Wenn die beiden dahintersteckten, dann würde sich sicher alles ziemlich schnell aufklären.

 

Und wenn nicht?

 

Nun, das ließ sich sehr einfach herausfinden! Kurz entschlossen schnappte sie sich ihr eigenes Handy, scrollte durch ihre Kontakte und rief bei Lisa an.

 

Diese nahm das Gespräch auch gleich entgegen.

 

„Hey Elke, was verschafft mir denn die Ehre deines Anrufs? Von dir habe ich schon seit mindestens einer Woche nichts mehr gehört!“ tönte die Stimme ihrer besten Freundin an ihr Ohr.

 

„Hallo Lisa! Tut mir leid, dass ich mich in den letzten Tagen so rar gemacht habe, aber bei der Arbeit war die Hölle los. Ich bin abends einfach immer froh wenn ich nachhause komme und meine Ruhe habe.“ erklärte sie. „Aber du, pass mal auf, ich rufe aus einem bestimmten Grund an. Was fällt dir zu dem Stichwort Handy ein?“

 

Kurzes, erstauntes Schweigen, dann: „Handy? Was mir dazu einfällt? Naja, dass du mich gerade von deinem Handy auf meinem Handy anrufst… Sollte mir sonst noch etwas dazu einfallen?“

 

In kurzen Worten erzählte ihr Elke, wie sie das Handy in ihrer Tasche entdeckt hatte, von den Fotos und dem seltsamen Anruf.

 

„Und du glaubst Karin und ich könnten etwas damit zu tun haben?“ fragte Lisa empört. „Elke, ganz ehrlich, wir haben zwar einen seltsamen Sinn für Humor, dass weißt du ja, aber so etwas ist Geschmacklos! Ich finde das sogar richtig unheimlich! Geh damit am besten zur Polizei!“

 

„Ich weiß nicht, die halten mich sicher für hysterisch…“murmelte Elke. „Du hast wirklich nichts damit zu tun? Und du bist dir sicher, dass auch Karin nichts davon weiß?“

 

„Ich verspreche dir hoch und heilig, dass ich wirklich nichts damit zu tun habe. Und Karin sowieso nicht, hast du vergessen das sie gerade in den zweiten Flitterwochen auf Bali ist?“

 

„Oh, daran habe ich nicht mehr gedacht.“ gab Elke zu. „Naja, dann will ich dich nicht weiter stören. Wir sehen uns bald, in Ordnung?“

 

„Ja, natürlich! Und versprich mir zur Polizei zu gehen, wenn das noch weitergeht!“

 

Elke versprach es, beendete das Gespräch und legte ihr Handy zu dem anderen auf den Tisch.

 

Sie versuchte für den Rest des Abends das seltsame Handy und vor allem die Fotos aus ihren Gedanken zu verdrängen, aber auf ihr Buch konnte sie sich auch nicht mehr konzentrieren. Der entspannte Abend, auf den sie sich schon gefreut hatte, war ihr gründlich verdorben worden.

 

Bevor sie kurze Zeit später ins Bett ging, kontrollierte sie vorsichtshalber noch, ob alle Fenster und Türen auch wirklich verschlossen waren. Sicher war sicher.

 

 

 

In dieser Nacht schlief sie ziemlich schlecht, das Handy ließ ihr einfach keine Ruhe. Auch wenn sie es vor Lisa nicht hatte zugeben wollen, das Ganze hatte ihre ziemliche Angst eingejagt!

 

Nach der unruhigen Nacht war sie noch ziemlich verschlafen, als sie am nächsten Morgen ins Wohnzimmer kam. Das änderte sich allerdings schnell, als ihr Blick auf das Handy fiel, das noch auf dem Wohnzimmertisch lag: es war eine SMS eingegangen.

 

„Sicher von Lisa, die jetzt doch gestehen will das sie mich hereingelegt hat.“ grinste Elke vor sich hin und tippte auf >lesen<.

 

Das Grinsen verging ihr allerdings schnell wieder, denn was dort stand war nicht die Auflösung des Ganzen, sondern nur ein kurzer Satz: >Warum hast du mich verlassen?<

 

„Was soll das denn jetzt?“ entfuhr es Elke überrascht. Noch immer auf die Nachricht starrend überlegte sie zum wiederholten Male, wer derjenige sein könnte, der es ihr untergeschoben hatte. Wenn die Frage in der SMS wirklich ernst gemeint war, dann konnte sie ihre Freundinnen wirklich ausschließen. Sie drei gingen schon seit Jahren gemeinsam durch dick und dünn und sie hatte nie eine der beiden verlassen. Auch die wenigen Beziehungen, die sie in den letzten Jahren gehabt hatte, waren stets von Seiten ihres jeweiligen Partners beendet worden, ein eingeschnappter Ex-Freund schied also auch aus. Ihre letzte Beziehung war sowieso schon ein paar Jahre her.

 

Die einzige Person, die sie je verlassen, hatte war… aber nein, das war absolut unmöglich!

 

Allerdings wollte sie nun noch dringender wissen wer dahinter steckte, daher tippte sie entschlossen >Wer bist du?< und schickte die Nachricht ohne weiter zu überlegen ab.

 

Innerhalb kürzester Zeit kam tatsächlich eine Antwort, und die machte alles noch verworrener: >Der Code verrät es dir!<

 

„Was für ein Code denn?“ überlegte Elke laut. „Etwa der Pin-Code?“

 

Sie dachte eine ganze Weile nach, aber die Zahlen 2514 sagten ihr absolut nichts. Es war kein Datum zu einem Geburtstag oder etwas Ähnlichem das ihr bekannt vorkommen würde. Und die Telefonnummern die sie kannte waren auch alle viel länger. Was also konnte es bedeuten?

 

Nach langem Überlegen nahm sie schließlich ihren ganzen Mut zusammen und rief die Nummer an, von der die SMS gekommen war. Nach zwei Mal klingeln wurde abgenommen, aber niemand meldete sich.

 

„Ich will jetzt wissen wer du bist!“ verlangte Elke und versuchte dabei energisch zu klingen. „Ich finde das Ganze nämlich überhaupt nicht komisch! Also, wer bist du?“

 

Wieder nur Atemgeräusche.

 

„Ich kann mit dem Code nichts anfangen! Wie soll ich denn durch die par Zahlen darauf kommen wer du bist?“

 

Stille.

 

Frustriert legte Elke auf. Sie war so nervös, dass sie nicht mehr stillsitzen konnte, daher beschloss sie, gleich ihren Wochenendeinkauf zu machen, um beschäftigt zu sein.

 

Sie bemerkte nicht die Gestalt, die von der Straßenecke aus das Haus beobachtete und ihr dann, mit großem Abstand, den ganzen Weg bis zum Supermarkt folgte.

 

Während Elke ihren Einkaufswagen durch den Supermarkt schob sah sie sich immer wieder um. Ihr Nacken kribbelte und sie hatte die ganze Zeit über das Gefühl beobachtet zu werden. Daher behielt sie die Menschen um sich herum genau im Blick.

 

War der Unbekannte etwa der junge Mann, der sogar im Supermarkt eine Sonnenbrille trug und sich gerade über die Tomaten beugte um sie sich genauer anzuschauen? Oder war es der Junge im Teenageralter, der an der Kühltruhe lehnte und ganz in sein Handy vertieft zu sein schien? Oder war es doch die Frau in dem geblümten Rock, die auffällig oft an den Regalen neben ihr stand?

 

Der Gedanke, dass jemand sie vielleicht genau in diesem Augenblick beobachtete und sie nicht wusste wer es war, machte sie ganz verrückt. So schnell wie möglich packte sie alles ein was sie brauchte, zahlte und rannte beinahe nach Hause.

 

Sie war gerade dabei ihre Einkäufe in die Schränke zu räumen, als das Handy im Wohnzimmer schon wieder Töne von sich gab.

 

Elke versuchte zwar es zu ignorieren, aber nach ein paar Minuten gab sie es auf. Die Neugier, und auch die Ungewissheit darüber, was der oder die Unbekannte schon wieder von ihr wollte, siegte.

 

Das Handy zeigte an, das von derselben Nummer wie schon zuvor zwei neue Nachrichten eingegangen waren.

 

Sie öffnete diese und sah entsetzt, dass ihr Gefühl sie nicht getrogen hatte: sie war beim Einkaufen wirklich beobachtet worden! Die erste Nachricht bestand nur aus einem Foto, auf dem deutlich zu erkennen war, wie sie sich gerade über die Kühltruhe beugte und eine Pizza herausholte.

 

Die zweite Nachricht bestand wieder nur aus fünf kleinen Wörtern: >Du hast mich nicht erkannt L<

 

Aus Elkes Angst wurde urplötzlich Wut. Sie war so wütend auf den Unbekannten, aber auch auf sich selbst, weil sie sich von den Nachrichten solche Angst einjagen ließ. Entschlossen schrieb sie zurück: >Ich habe keine Ahnung wer du bist und mit deinem Code kann ich nichts anfangen. Ich werde das Handy jetzt ausschalten und wenn du weiter versuchst mich zu belästigen, dann werde ich die Polizei informieren!!!!!<

 

Sobald die SMS abgeschickt war, schaltete sie auch wirklich das Handy aus und legte es auf den Tisch. Mit dem festen Willen das Handy nicht weiter zu beachten, und es auch auf keinen Fall wieder anzuschalten, ging sie in die Küche, um sich eine Kleinigkeit zu Essen zu machen.

 

Aber das Ganze ließ ihr keine Ruhe. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu der SMS vom Morgen zurück. >Warum hast du mich verlassen?<

 

Mit diesen wenigen Worten war etwas in ihr aufgewühlt worden, was sie seit beinahe 18 Jahren zu verdrängen versuchte. Manchmal gelang es ihr, meistens eher nicht. Durch diese eine Frage war es wieder, als sei alles erst gestern passiert. Der Schmerz darüber, diese eine Person verlassen zu müssen, war so stark wie schon lange nicht mehr.

 

Auch in der Nacht verfolgten sie die alten Bilder und als sie am Sonntagmorgen aufwachte, brannten ihre Augen von ungeweinten Tränen.

 

Schwerfällig stand sie auf, duschte und ging dann in die Küche, um sich einen Kaffee zu machen.

 

Gerade als sie die Tasse ansetzte, um voller Genuss den ersten Schluck zu trinken, klingelte es an der Haustür.

 

„Wer kommt denn sonntags um diese Zeit?“ murrte sie halblaut vor sich hin und schlurfte durch den Flur zur Haustür.

 

Sie hatte schon die Hand nach dem Türgriff ausgestreckt, als ihr plötzlich der Gedanke durch den Kopf schoss, dass ja auch der oder die Unbekannte vor der Tür stehen könnte. Anstatt die Tür zu öffnen, ging sie ins Wohnzimmer, denn dort hatte man vom Fenster aus einen guten Blick auf die Haustüre. Vorsichtig, und hinter den Gardinen verborgen um nicht gesehen zu werden, wagte sie einen Blick hinaus. Es war niemand zu sehen. Allerdings schien etwas vor der Haustür zu liegen.

 

Elke überlegte kurz, ob sie wirklich nachschauen sollte, was da lag. Aber da weit und breit kein Mensch zu sehen war, nahm die Neugier überhand und sie ging zurück in den Flur, um die Tür zu öffnen.

 

Verblüfft erkannte sie, dass vor ihrer Tür eine Schachtel Pralinen lag, um die ein breites, rotes Geschenkband gebunden war. Unter dem Geschenkband schaute ein Briefumschlag hervor

 

Vorsichtig schaute sie nach rechts und nach links, um nicht doch noch überrascht zu werden, dann hob sie schnell die Pralinen auf und schloss hektisch die Tür hinter sich.

 

Gleich darauf saß sie am Küchentisch. Die Pralinen lagen vor ihr und den Brief drehte sie nervös in ihren Händen.

 

Sollte sie ihn wirklich öffnen? Er sah absolut unverdächtig aus, ein schlichter weißer Umschlag, auf dem in großen Buchstaben >Für Elke< stand. Die Handschrift hatte sie noch nie gesehen.

 

Hatte der Unbekannte ihr neue Fotos geschickt? Oder stand in dem Brief die Erklärung für das Ganze und die Pralinen waren als eine Art Entschuldigung gedacht?

 

So oder so, wenn sie den Brief nicht öffnete, dann würde sie es nie erfahren.

 

Entschlossen riss sie den Umschlag auf und eine Karte fiel heraus. Erstaunt bemerkte Elke die vielen bunten Herzen die darauf abgebildet waren.

 

Als sie die Karte umdrehte wurde sie kreidebleich. Es war kein langer Text, aber die wenigen Worte, die da standen, reichten aus, um sie beinahe durchdrehen zu lassen.

 

>Alles Liebe zum Muttertag! 2514<

 

Wer kam auf den Gedanken, ihr zum Muttertag zu gratulieren? Und noch viel wichtiger: wie konnte jemand überhaupt von ihrem dunkelsten Geheimnis wissen? Sie hatte nie auch nur einer Menschenseele davon erzählt! Niemand wusste von der schrecklichen Schuld, die sie auf sich geladen hatte…

 

Ihre Gedanken kehrten zu jenem Tag vor beinahe 18 Jahren zurück, als sie im Krankenhaus lag und ihren neugeborenen Sohn den Sozialarbeitern vom Jugendamt übergab.

 

Sie war damals 19 Jahre alt, mitten in der Ausbildung und stand ganz allein auf der Welt. Den Vater des Jungen hatte sie auf einer Party kennengelernt und nach dieser schicksalhaften Nacht auch nie wieder gesehen. Als sie die Schwangerschaft bemerkte, war es schon zu spät um daran etwas zu ändern.

 

Sie hatte damals monatelang mit sich gerungen, aber schließlich doch beschlossen, ihren Sohn direkt nach der Geburt zur Adoption freizugeben. Er sollte ein besseres Leben haben als sie es ihm bieten konnte. Es war die schwerste Entscheidung, die sie je hatte treffen müssen und genauso wie damals schmerzte es auch heute noch, wenn sie daran dachte, wie die Sozialarbeiter mit ihrem kleinen Ben das Zimmer verließen.

 

Aber woher wusste der Briefeschreiber davon? Sie hatte nie jemandem davon erzählt, und die Schwangerschaft hatte sie damals gut versteckt.

 

Elke hatte keine Ahnung wie lange sie schon in Gedanken versunken am Tisch saß, als ihr Blick auf die Karte fiel, die sie noch immer in der Hand hielt.

 

Sie zögerte noch einen Moment, dann stand sie entschlossen auf. Sie hatte in ihrer letzten Nachricht geschrieben, dass sie zur Polizei gehen würde, wenn das Ganze nicht aufhörte, und genau das hatte sie nun vor.

 

Wenige Minuten später verließ sie, die Karte, die Pralinen und das Handy in der Handtasche, das Haus und machte sich zu Fuß auf den Weg zum nächsten Polizeirevier. Dort wollte sie Anzeige gegen Unbekannt erstatten.

 

Die Straßen waren noch Menschenleer, die meisten nutzten den Sonntag um ordentlich auszuschlafen.

 

So ganz alleine auf der Straße kam sich Elke vor wie auf dem Präsentierteller, deshalb beeilte sie sich, in die Innenstadt zu kommen, wo hoffentlich etwas mehr los war und sie sich nicht mehr ganz so schutzlos vorkam.

 

Würde es etwas bringen, bei der Polizei Anzeige zu erstatten? Oder würden die Polizisten sie für völlig paranoid halten? Immerhin hatte sie nur eine Karte mit einem netten Gruß zum Muttertag und ein Handy mit harmlosen Fotos vorzuweisen. Auch die SMS, die noch auf dem Handy gespeichert waren, enthielten keine Drohungen oder etwas, dass einem sonst Angst einjagen könnte.

 

Unsicher, ob ihr Vorhaben nicht doch sinnlos war, wurden ihre Schritte immer langsamer.

 

Plötzlich wurde sie von hinten an der Schulter angetippt. Vor Schreck stieß sie einen spitzen Schrei aus. „Jetzt hat er mich!“ schoss es ihr durch den Kopf. Ohne sich auch nur umzudrehen, fing sie panisch an zu rennen und hörte, wie schnelle Schritte ihr folgten.

 

„Er darf mich nicht erwischen. Bitte, bitte, lass mich schnell genug sein!“ betete sie lautlos. Genau in diesem Moment übersah sie einen kleinen Stein auf dem Gehsteig und kam ins Straucheln. Ihr Verfolger nutze die Situation aus, holte auf und überholte sie schnell.

 

„Den kenne ich doch!“ stellte Elke fest, als sie ängstlich zu der Gestalt vor ihr sah. „Das ist doch der Junge, der gestern im Supermarkt war…“

 

Noch bevor sie weiterrennen oder anders reagieren konnte, stellte er sich ihr in den Weg, suchte ihren Blick und schaute ihr direkt in die Augen. „Hallo, Mutter…“

 

 

 

 

 

ENDE

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auflösung des Codes:

 

2

5

14

B

E

N

 

 

 

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