Prolog
„Play“. Ich drückte den roten Knopf der Kamera und die Zeitanzeige veränderte sich. Ich wollte die Anfänge meiner neuen Familie unbedingt auf Band haben. Wollte sie irgendwann wieder rausholen und anschauen können. Wollte sie zusammen mit ihnen anschauen. Der Blick in die Ferne spiegelte das Bild der Kamera. Zwei Gestalten am Horizont. Ein Junge in meinem Alter mit seiner Mutter.
Meine Gedanken schweiften ab, zu einem alles veränderndem Tag. „Schatz, ich muss dir etwas sagen.“, so begannen wohl alle schlechten Nachrichten, „ich weiß, du bist ein großer Junge und wirst es verstehen.“
Ich hatte ihr geglaubt. Ich hatte ihr glauben wollen. Ich war noch so jung gewesen. Doch hier waren wir jetzt. Fünf Jahre später. Ich wollte wissen, wer dieser andere Junge war. Wollte mit ihm sprechen, aber dazu hatte ich keine Chance mehr gehabt. Ich saß im Auto, während sich vor mir ein Schauspiel ereignete. Der Junge ging einen Schritt zurück, wollte sich mit den Händen gegen die Worte abschirmen. Beschwichtigend ging seine Mutter einen Schritt auf ihn zu, dann mehrere. Sie trieb es zu weit. Er fühlte sich eingeengt, stieß sie weg und sie fiel. Verschwand aus meinem Blickfeld. Ich starrte mit offenem Mund durch die Heckscheibe. Der Junge holte sein Handy aus der Tasche, telefonierte aufgeregt. Dann ließ er es fallen und drehte sich zu mir um. Ich sah ihn direkt an und erkannte ihn. Die Gesichtszüge, äußerst vertraut.
„Das macht dann 10€.“
Ich bezahlte und machte mich auf den Weg nach Hause, wenn man die Bruchbude, welche kurz vor dem Einsturz stand, Überhaupt als solches bezeichnen durfte. Wo andere sich für ihre wundervolle Wohngemeinschaft bedankten, war man hier froh, niemandem zu begegnen. Feindseligkeit und Ignoranz regierten die wenigen Quadratmeter. Aber was anderes konnte man sich leider als Schulabbrecher ohne Abschluss, ohne Praktika, ohne irgendetwas, nicht leisten. Kurzum, ich war ein arbeitsloser Versager.
Die Straße war nass, war es doch vor wenigen Minuten noch sonnig gewesen, so schien es jetzt wie aus Kübeln zu regnen. Ich zog mir die Kapuze tiefer ins Gesicht.
Der Wohnkomplex ragte vor mir auf wie der Eisberg vor der Titanic. Ich hasste diesen Ort und es brauchte die größte Überwindung ihn zu betreten. Ich checkte das Postfach, doch außer Rechnungen und Reklame befand sich darin nichts. Die wenigen Stufen bis zu meinen Apartment hetzte ich hoch, um dem zugigen Treppenhaus zu entkommen.
Der Türgriff war Opfer unausgesprochener Feindseligkeiten geworden. Eine undefinierbare Orange-grüne Substanz bedeckte die ganze Klinke. „Welcome Home!“, flüsterte ich vor mich hin. Ich machte den ersten Schritt in meine Wohnung und stolperte. Über meine eigenen Füße. Davon ging ich zumindest aus. Doch als ich mich kopfschüttelnd umdrehte, um die Tür zu schließen, fiel mein Blick auf ein Paket. Gedankenversunken hatte ich es nicht bemerkt. Mit den Füßen schob ich es die wenigen Meter in die Wohnung hinein, um die Tür mit einem kräftigen Tritt ins Schloss fallen zu lassen. Den Einkauf verstaute ich in der Küche und widmete mich schließlich dem unscheinbaren Paket. Es war lediglich in Packpapier eingewickelt worden. Ohne Absender, ohne Adresse. Doch in diesem Haus wunderte mich nichts mehr. Es hätte genauso gut eine Bombe darin sein können. Gleichgültig packte ich es aus. Darin befand sich ein Smartphone, welches ich herausnahm und eine Weile in meinen Händen hin und her drehte. Die Risse und Abnutzungen kamen mir seltsam vertraut vor. Hatte mir jemand einfach so ein Handy geschenkt? Wohl kaum. Doch seit dem Tag vor 10 Jahren hatte ich nie wieder ein Handy besessen, hatte ich meins doch damals verloren. Es war dieselbe Marke, dasselbe Modell. Der Bildschirm wurde hell, als ich die Taste gedrückt hielt, und mir strahlte mein jüngeres Ich entgegen. Wie konnte das sein? Neugierig versuchte ich ans Innere des Handys zu gelangen. Hatte ich fest damit gerechnet, keinen Passwortschutz vorzufinden, war diese Annahme falsch gewesen. Frustriert legte ich das Smartphone auf den Tisch und starrte es eine Weile an. Vielleicht würde ja irgendetwas passieren? Man schickte doch niemandem einfach so ein Handy, sein altes Handy, das man an einem Tatort verloren hatte, um dann keine Forderung zu stellen. Ich hatte mit meiner Vergangenheit abgeschlossen und gelernt mit Selbsthass, Hoffnungslosigkeit und Stillstand zu leben. Ich hatte nur noch einen Freund, Theo, und auch ihn versuchte ich zu meiden. Man konnte uns wohl als BFFs bezeichnen. Typische Background Story. Unsere Eltern kannten sich, wir spielten zusammen, gingen in denselben Kindergarten und auf dieselbe Schule.
War er zwar in mein Geheimnis eingeweiht, so konnte ich seine Anwesenheit trotzdem nicht ertragen. Sie erinnerte mich immer an den Abschaum, zu dem ich geworden war. Das Handy vibrierte und ich zuckte zusammen. Ich hatte eine Nachricht bekommen. Anonym. Mein Herzschlag beschleunigte sich und ich versuchte noch einmal in das Handy zu gelangen. Wenn es wirklich mein altes Smartphone war, so musste doch auch mein alter Code funktionieren. Leider war mein Gedächtnis nicht so gut, als dass ich ihn noch wüsste. Das Gehirn vergisst Informationen, auf die man nicht oft genug zugreift, und so hatte ich auch diese vergessen.
Ich probierte es mit Zahlenkombinationen, die wohl die meisten Menschen zum Schutz ihrer Privatsphäre nutzten. Geburtsdaten, wichtige Ereignisse… Doch nichts wollte funktionieren.
Wie sollte ich diese Nachricht öffnen, wenn ich den Code nicht wusste? Hatte man dieses Problem übersehen? Ich probierte es ein aller letztes Mal mit der einfachsten Zahlenkombination, die es gab. 1234. Der Bildschirm veränderte sich. Was für ein naiver Teenager ich doch gewesen war. Die Nachricht öffnete sich von selbst und es baute sich ein Bild auf. Das Bild wurde schließlich zu einem Video und ich erkannte – mich selbst.
Mich, wie ich an einem Abhang vor einem Menschen stand. Wie ich wild mit den Armen fuchtelte und mein Gegenüber schließlich fiel. Und ich zu meinem Handy griff und es kurz darauf fallen ließ. Und einfach weg ging.
Die Aufnahme traf mich unvorbereitet. Der Gedankenstrudel war verschwunden. Es gab nur noch das Video und den Menschen, der es mir geschickt hatte. Es war der schrecklichste Tag meines Lebens gewesen, an dem ich mich und alles um mich herum aufgegeben hatte. Es war der Tag, an dem ich einen Menschen umgebracht hatte und geflohen war. Es war das Verbrechen, das nie an die Öffentlichkeit gelangt war. Es war das Verschwinden einer Person, die nie wieder aufgefunden wurde.
Die Tatsache, dass jemand mein Geheimnis herausgefunden hatte, ging mir nicht mehr aus dem Kopf, ließ mich der Tathergang indessen kalt. Er wiederholte sich jede Nacht in meinen Träumen. Umständlich nahm ich das Handy in die Hand und versuchte es zu bedienen. Die Apps, die ich damals heruntergeladen hatte, waren dieselben. Aber alle Bilder, alle Einträge im Kalender waren gelöscht worden, außer der heutige Tag. Ein fettes X, wie auf einer Schatzkarte, markierte ihn. Ich setzte mich auf die Couch und schaltete den Fernseher an, das Handy immer noch in der Hand.
Langsam baute sich das Bild auf und ich saß einer Nachrichtensprecherin gegenüber.
„Vor wenigen Stunden wurde an der Alsterklippe eine Leiche gefunden. Zeugen sollen sich bitte unter eingeblendeter Nummer melden. Es handle sich bei der Leiche um einen Spaziergänger, der zufällig dort entlang gelaufen war. Die Polizei bittet um Hinweise und schließt ein Verbrechen nicht aus.“ Es wurden noch weitere Bilder eingeblendet, als mein Fernseher plötzlich schwarz wurde.
„Was soll das denn jetzt?“, rief ich in die Stille hinein, hatte ich mir in den letzten Jahren anerzogen mit mir selbst zu reden. Natürlich bekam ich keine Reaktion und so musste ich aufstehen und die Kabel überprüfen. Zum Glück lag das Problem nur hier, wie schon so oft.
Der Fernseher sprang wieder an, diesmal ein anderer Kanal, mit derselben Message. Die Bilder machten den Unterschied und nun kam mir die Klippe bekannt vor. Ich wusste nicht mehr viel von den äußeren Umständen, aber diesen Blickwinkel kannte ich. Das war der Ort meiner schlimmsten Träume. Das Handy begann erneut zu vibrieren, ich entsperrte es und das Video baute sich erneut auf. Eine Aufnahme, wie ich einen Menschen dieselbe Klippe hinunterstieß, die gerade in den Nachrichten gezeigt worden war, brannte sich in meine Netzhaut. Das konnte kein Zufall sein. Ausgerechnet heute teilte mir jemand mit, hinter mein Geheimnis gekommen zu sein und an diesem Tag wurde eine Leiche gefunden?! Es klopfte an meiner Tür. Niemand klopfte an meiner Tür. Keiner kannte meine Adresse. Ich war in Alarmbereitschaft. Das war eindeutig zu viel Aufregung für mein einsames Leben. Ich brauchte etwas, mich aus meinem abgesessenem Sofa zu hieven, was den Besucher wohl verärgerte. Mittlerweile war das Klopfen zu einem Pochen geworden. Und mit den nächsten Worten war mir klar, dass ich nie aufmachen würde. „Polizei, bitte öffnen Sie die Tür!“.
Einen Scheiß würde ich tun. Ich stürzte ins Wohnzimmer und hörte unterdessen eine Tür einkrachen. War das überhaupt erlaubt?, frage ich mich, während ich das Fenster öffnete und vorsichtig auf die Aussenfassade stieg. Mehrere Stimmen erfüllten nun meine sonst so ruhige Wohnung. Befehle wurden gebrüllt. Ich hielt den Atem an, wollte ich doch niemanden auf mich aufmerksam machen. Allerdings funktionierte das nicht ganz so gut wie gedacht. Mein Puls war ebenso auf der Flucht und mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen. In meiner Eile hatte ich vergessen das Fenster zu schließen, was die Aufmerksamkeit der Polizisten auf sich gezogen hatte. „Hier drüben!“, hörte ich jemanden rufen und kurz darauf sah ich unter mir ein paar Köpfe, die herausgestreckt wurden. Sie sahen sich um, doch schienen mich nicht zu entdecken. Erleichtert atmete ich aus und machte mich auf einen anstrengenden Abstieg gefasst. Ich stieg auf ein paar Vorsprünge und Regenrinnen. Es begann zu knacksen und ich spürte, wie die Rinne langsam nachgab. Schnell sprang ich auf einen großen Müllcontainer, der meinen Sturz härter abfing, als erwartet. Ich war vor der Polizei geflohen, dabei wusste ich gar nicht, was sie von mir wollte. Doch es war offensichtlich, dass es nichts Gutes sein konnte. Ich hatte mit der Leiche nichts zu tun – zumindest mit der aus den Nachrichten nicht!
Und bis vor wenigen Wochen hatte keiner in meiner Vergangenheit rumgeschnüffelt, wieso gerade jetzt?
Ich drehte mich um, bereit den Container zu verlassen und abzuhauen. In der Hocke landend blickte ich auf und sah ein Paar Schuhe vor mir stehen. Meine weiteren Blicke bestätigten die Befürchtung. Vor mir stand ein 1,90m Hüne, der mich amüsiert anschaute.
„Wo wollen Sie hin?“, erkundigte er sich.
Hinter ihm sah ich einen Polizisten auftauchen. Sie hatten mich wohl doch entdeckt gehabt und nahmen es ganz schön ernst mit der Verfolgung. „Wir hätten einige Fragen an Sie.“, erklärte sich der Mann vor mir in einem ruhigen Ton. Fragen. Die hatte ich auch. „Die da wären?“. Er schien kein Polizist zu sein. Eher ein Berater. Wahrscheinlich profilierte er sich damit, einen besonders guten Draht zu Menschen zu haben. „Wieso waren Sie heute an der Alsterklippe?“. Er ging wohl davon aus, dass mir diese Information bekannt war. Doch das war sie nicht – weil ich nicht dort war!
Ich musste schleunigst hier weg. Nur leider hatte ich gerade überhaupt keine Idee, wie ich das schaffen sollte.
„Würden Sie uns bitte folgen!?“. Das „bitte“ sollte höflich klingen. Doch die Hände, die sich nun um meine Arme schlossen und sie mir auf den Rücken drückten, wirkten in keiner Weise bittend. Ich wurde aus dem kleinen Innenhof auf die Straße geführt, wo ein Wagen bereit stand. Hatte ich mich bis jetzt nicht gewehrt, um meine Kraft zu sparen, würde dazu bald keine Zeit mehr sein. Die wenigen Meter bis zum Auto legten wir viel zu schnell zurück. Während der Berater auf die andere Seite wechselte, um sich hinters Steuer zu setzen, wurde mir die Autotür geöffnet. Nun musste alles ganz schnell gehen. Ich war eingeklemmt zwischen Autoinnenraum und dem Polizisten. Ein Bein auf der Trittfläche, stieß ich mich ab und warf mich gegen den Beamten. Dem Überraschungsmoment sei Dank, geriet dieser ins Stolpern und ich konnte mich aus der Umklammerung lösen. Ich begann zu laufen. Aus dem Augenwinkel konnte ich noch sehen, wie der Ratgeber seine Tür öffnete und etwas rief, doch ich lief weiter. Begann zu rennen. Tauchte in der Masse unter. Die Geschäfte zogen an mir vorbei. In solchen Momenten bereute man seine fehlende Kondition, doch dank Straßenerfahrung musste ich nicht noch etwas bereuen. Zwei Blocks weiter schaute ich mich um. Ich brauchte Sicherheit, einen Vertrauten, Hilfe. Und der einzige Mensch, der mir dies vermitteln konnte, war Theo.
Theo schien schon auf mich gewartet zu haben. Er begrüßte mich mit offenen Armen und zog mich in eine dicke Umarmung. „Mann ist es schön dich mal wieder zu sehen.“, rief er und schwenkte unsere Körper dabei von links nach rechts. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind in einem Irrenhaus. Völlig überfordert und mir war einfach nur zum Heulen zumute. „Ah, ich verstehe, dir ist nicht so nach Umarmungen.“, analysierte Theo, nachdem er meinen miesen Gesichtsausdruck gesehen hatte.
Theo schien es nicht im Geringsten zu wundern, dass ich bei ihm aufkreuzte. Er fragte nicht nach, weshalb ich mich jetzt bei ihm meldete. Oder besser gesagt, so lange nicht gemeldet hatte.
„Komm rein!“, ich betrat das große Wohnhaus und war mal wieder überwältigt. Theo hatte so viel aus seinem Leben gemacht. Machen können. Chancen ergriffen, wozu ich nicht in der Lage gewesen war. Und nun besaß er das. Ein Blick auf die Wand zu meiner rechten zu werfen reichte aus um Theos Wohnsituation zu beschreiben. Ein Bild von Van-Gogh. „Also, schieß los! Was gibt’s?“, begann er unser Gespräch.
Unsicher, wie ich ihm meine Situation erklären sollte, rief ich die Nachrichtenapp meines „neuen“ Handys auf. Ich konnte es ihm nicht selbst sagen. Konnte nicht wieder die Enttäuschung in seinen Augen aufflammen sehen, die ich damals schon hatte ertragen müssen. Er war in so vielen Bereichen besser als ich. Erfolgreicher. In seinen Augen konnte ich nichts anderes sein als ein wertloses Nichts. Und dagegen hatte er bis jetzt nichts unternommen. Wie ich erwartet hatte, wiederholte sich die Berichterstattung von heute Morgen. Theo stellte sich neben mich und warf einen Blick auf das Handy. Ich konnte dabei zusehen, wie nach und nach die Erkenntnis zu ihm durchsickerte. Seine Augenbrauen zogen sich immer weiter zusammen. Diesmal war etwas anders. Eine Person, für die Polizei von höchster Wichtigkeit, sei geflohen. Danach ein Bild von mir. Man bat nun nicht mehr um Informationen zum Tathergang, sondern um Informationen zu mir. Theo pfiff anerkennend. „Du hast ja schon viel fabriziert, aber das toppt wirklich alles!“.
„Was hätte ich denn reagieren sollen? Mich einfach ergeben und den Bullen in den Arsch kriechen? Niemals! Die würden schon irgendetwas finden, wodurch sie mich mit diesem Mord in Verbindung bringen könnten.“ Ich schaute Theo herausfordernd an. „Ich denke nach!“, schleuderte er mir entgegen. „Dann denk schneller! Was soll ich denn jetzt machen? Mich stellen? Einfach da hingehen und sagen – sorry, war mein Fehler, ich habe euch verwechselt. Ihr seid die Gesetzeshüter? Na dann bin ich ganz artig! – das glaub ich mir ja nicht mal selbst!“
„Vielleicht wäre das das Beste?!“, überraschte er mich mit seiner Antwort. „Hast du das gerade wirklich gesagt?“
„Ich meine, du machst doch alles nur noch schlimmer! Versteh mich nicht falsch, ich finds toll, dass du mal wieder hier bist. Aber wie soll ich dir denn helfen? Aus dem Busch springen und schreien – April, April, war alles nur ein Scherz?“
„So tun könntest du zumindest.“
„Mann Jonah, die Lage ist ernst! Das ist nicht nur ein kleiner Einbruch oder eine Straßenprügelei. Die denken, du hast jemanden umgebracht! Und du bist kein so unbeschriebenes Blatt, als dass sie nichts finden könnten, was dich nicht in Schwierigkeiten bringen würde.“
„Woher haben die das Bild?“ Der Gedanken war urplötzlich aufgetaucht. „Was?“ – „Naja, ich hab denen ganz sicher kein Bild von mir geschickt. Also, woher haben die mein Bild? Und wer behauptet mich dort gesehen zu haben?“.
„Erinnerst du dich noch an Jacke?“
„Antworte doch nicht immer mit einer Gegenfrage!“, entgegnete ich aufgebracht.
„Ja oder nein?“ – „Ja, klar. Ich war schon ein paar Mal bei ihr.“ – „Cyberkriminalität. Hackergroups. Sie kennt sich aus.“
„Was willst du damit sagen?“ – „Geh zu ihr! Rede mit ihr! Vielleicht kann sie rausfinden, wer der Informant der Polizei ist.“ – „Glaubst du echt, sie würde für mich die Datenbank hacken?“ – „Für dich nicht. Just for fun schon.“
„Komm rein!“, war die einzige Begrüßung, die ich bekam und um ehrlich zu sein war ich froh, keinen weiteren Gefühlsausbruch miterleben zu müssen. Jacke hatte mir die Tür mit einem Becher voll Eis, einem Löffel von demselben im Mund und Kopfhörern im Ohr, geöffnet. „Was willst du?“, fragte sie mich direkt, während sie sich vor einen Bildschirm setzte und ein paar Zahlen eingab. „Hast du’s nicht mitbekommen?“, kommentierte ich ungläubig. Bei Theo war mir die Situation so allgegenwärtig vorgekommen. Sie sah mich kurz an. „Ach shit, das bist du! Hab ich irgendwie erst jetzt realisiert. Na, dann, schieß los! Was kann ich tun?“. „Du musst jemanden für mich hacken.“ – „Du weißt, sowas Illegales mache ich nicht mehr. Ich brech’ doch nicht bei den Bullen ein!“ – „Danke Theo, für diese Idee. Sie ist so eine großzügige Person.“ – „Was meinst du damit?“
Mir fiel das Handy wieder ein. Mir war es innerhalb dieser wenigen Stunden schon so normal vorgekommen, eines zu besitzen, dass ich es bei Theo nicht für erwähnenswert gehalten hatte. „Kannst du ein Handy hacken? Jemand hat mir mein altes Handy zugeschickt. Ich hab das vor über 10 Jahren verloren und plötzlich liegt es vor meiner Tür.“
„Freu dich doch, mir hat noch niemand meinen Geldbeutel zurückgeschickt, den ich verloren habe. Oder halt, hatte ich nicht jemandem den Geldbeute…“ – „Ist doch scheißegal! Derjenige hat ein Video darauf geladen, was mich bei unschönen Sachen zeigt. Ich muss wissen, wer das war!“
„Ich wusste ja gar nicht, dass du so einer bist!“, Jacke wackelte mit den Augenbrauen.
„Was, nein! Jetzt mach einfach!“
Und Jacke fing wirklich an, mein Handy an ihren Rechner anzuschließen und irgendwelche Datensätze zu verändern und zu analysieren. Ich hatte davon nicht viel Ahnung, also machte ich es mir in einem Sessel hinter ihr bequem und wartete. Schon eigenartig, eigentlich war ich auf der Flucht, doch hier schien die Zeit still zu stehen.
Ich schaute mich verstohlen um. Doch was ich sah, erinnerte mich zu sehr an mein eigenes Leben. Mein eigenes zu Hause.
War ihres im Vergleich zu meinem offner und größer, so herrschte hier trotzdem ein einsames und düsteres Klima. Alle Fenster waren zugeklebt, vermutlich um ungestört am Computer arbeiten zu können. Die Möbel waren aus der Kollektion Sperrmüll und Flohmarkt. Lediglich ein paar Pflanzen, die aufrecht blühten, symbolisierten Leben.
„Ich habs!“, weckte sie mich aus dem Schlaf, in den ich wohl gefallen war.
„Wie spät ist es?“, säuselte ich.
„Gleich 19 Uhr. Der Typ hat zwar gedacht, er kann mich austricksen. Aber das kann keiner! Hier, sein ungefährer Standort.“, sie überreichte mir einen Zettel und ich schaute ihn fragend an. „Das ist eine Adresse, schonmal was davon gehört? Du gibst sie in dein Handy ein, dann findest du den Kerl und der kann dir hoffentlich Antworten liefern.“ Ich sah wohl immer noch ziemlich unwissend aus, denn sie fügte „wie beim Geocaching, nur ohne Koordinaten.“, hinzu. Doch das meinte ich gar nicht. Und ich wusste natürlich auch, was eine Adresse war. Nur kannte ich diese Adresse auswendig. Es war Theos.
Ich musste ihn dringend warnen. Jemand hatte es sich in seinem Haus gemütlich gemacht, obwohl ich die Zielscheibe war. Jacke ergänzte meine Vermutungen mit „Muss nicht sein. Es kann sich auch einfach irgendjemand in seine WLAN-Verbindung gehackt haben. Dann eine Datenspur durch seine IP hinterlassen haben und so konnte ich ihn finde. Pass auf jeden Fall auf dich auf.“ Und damit war ich wieder in meiner gewohnten Einsamkeit und machte mich auf den Weg zu Theo.
Erst nach einigen Metern erschloss sich mir der Grund, weshalb ich von so vielen Menschen komisch angeschaut wurde. Schnell zog ich mir die Kapuze ins Gesicht und duckte mich weg. Ich betete, dass mich niemand erkannt hatte.
Meine Gedanken wanderten wieder zu Theo und seinem WLAN. Hoffentlich gab es irgendetwas, was dokumentierte, wer es mitbenutzte, sonst wäre alles umsonst gewesen. Und wenn ich mir die Situation hier so anschaute, wie viele mich suchten, dann hatte ich bald keine Zeit mehr. „Theo, bist du da?“, ich hatte schon mehrfach geklopft, doch niemand hatte geöffnet. Als auch auf meine Rufe hin niemand antwortete, nahm ich den Schlüssel unter der Fußmatte hervor, wo Theo ihn immer für mich hinterlegte, und öffnete die Tür. Wie in alten Zeiten.
Die Stille kam mir auf einmal bedrohlich vor. Umgab sie mich sonst wie ein Schutzschild, fühlte ich mich nun von ihr erdrückt. Sie raubte mir die Luft zum Atmen. Was, wenn der Handymensch, wie ich ihn in meinen Gedanken getauft hatte – als ob er durch einen Namen in irgendeiner Weise sympathischer werden würde – genau darauf gewartet hatte? Was, wenn er hier irgendwo stand und mir mit einem Messer die Kehle durchschneiden wollte? Doch wieso hätte er dann Informanten bestochen oder wäre selbst zum Gesetzesbrecher geworden?
„Theo?“, ich rief noch einmal, doch es antwortete immer noch niemand. Dann musste ich mich wohl selbst auf die Suche nach den Informationen machen. Ich checkte das gesamte Haus und fand nichts. Keine geheimen Türen, keinen WLAN Router, nichts.
Nur der Keller blieb noch übrig. Ich beschloss, dass es besser wäre das Licht auszulassen, weshalb ich im Halbdunkel die wenigen Stufen hinabstieg und mich die feindliche Stille verschluckte. Ich traute mich nicht einmal mehr zu atmen. Meine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. Doch dann zerbrach ein Schluchzen die Stille. Und ich zuckte zusammen. Es hörte sich nicht menschlich an. Irgendwo musste Licht brennen, denn auf dem Boden zeichneten sich Schatten ab. Ich hatte ein beklemmendes Gefühl. Vorsichtigen Schrittes lief ich den Gang entlang. Links und rechts Türen, doch alle schienen unbeleuchtet. Welch Ironie. All diese Türen. Symbole der Möglichkeiten, die ich nie hatte ergreifen könne. Vielleicht war ich mir auch einfach nur selbst im Weg gestanden. Doch auch jetzt unternahm ich nichts, um die Türen zu öffnen. War nicht neugierig. Nur auf das eine Ziel fokussiert, die Ursache des Schluchzens zu finden, war doch sonst das Ziel das Bewahren meines Geheimnisses. Es folgte eine Biegung, an deren Ende Licht brannte. Ich hatte Panik. Mit aller Macht versuchte ich meine Atmung unter Kontrolle zu bekommen. Ich spürte, wie meine Hände schwitzig wurden. Ich war vor der Tür angelangt und das Schluchzen war verstummt. Die Klinke in der Hand war ich bereit sie runter zu drücken. Zuerst öffnete ich sie einen Spalt, nachdem keine Reaktion gefolgt war, eine handbreit. Schließlich ganz, doch es passierte nichts. Kein Angriff, kein Tier.
Vor mir saß Theo. Am Boden kauernd, die Hände vor dem Gesicht. Es bedurfte lediglich eines kleinen Schrittes, um neben ihm zu knien. Ich legte ihm die Hand auf den Rücken, er war ganz kalt. „Alles gut?“ Das war wohl die dümmste Frage angesichts der Umstände. Doch ich war einfach nur erleichtert keine Leiche vorgefunden zu haben. Doch Theo reagierte nicht.
Ich begann mich umzuschauen. Was war das für ein Raum? Überall hingen Karten, Bilder, Notizzettel. Briefe. Ein Computer stand in der Ecke.
„Theo, was ist das hier?“, mit zittriger Stimme versuchte ich die Worte aus meinem trockenen Mund zu pressen.
„Verdammt nochmal! Jetzt sag doch was!“, doch Theo war völlig in sich gekehrt. Er sah mich nur aus blutunterlaufenen Augen an.
Was war hier passiert? Die Bilder. Ich stand auf. Viele davon zeigten lediglich typische Fotomotive. Doch andere erregten meine Aufmerksamkeit. Es waren Bilder von mir. Jonah. Jonah, wie er einkaufen ging. Jonah, wie er seine Eltern besuchte. Jonah, wie er gemütlich in seinem Wohnzimmer saß. Bilder von mir, wie ich eine Frau die Klippe runter-stieß. Männer kamen und trugen Theo weg. Menschen kamen und stießen mich weg. Alles zog an mir vorüber. Die Polizei. Sie war hier. Hatte Jacke die Polizei gerufen? Wieso hatte sie nichts darüber gesagt? Sie nahmen Theo mit. Fassten ihn unter den Armen an und zogen ihn hoch. Wie ein lebloses Geschöpf. Zerbrochen.
Ich wurde zur Sicherheit mitgenommen, hatte man mir mitgeteilt, aber auch um Fragen zu beantworten.
Deshalb saß ich nun neben Theo vor einem Schreibtisch, hinter dem es sich ein Beamter gemütlich gemacht hatte. „Drücken sie ihren Finger bitte hier drauf!“ Theo gehorchte. Das schien das einzige zu sein, zu dem er im Moment in der Lage war. Stumpfe Bewegungen. Doch kein einziges Wort hatte seinen Mund bisher verlassen. Er glich einer Maschine.
„Jonah Lehnsberger. Geboren am 27.05.1995. Im Sankt Johannes Klinikum. Ist das richtig?“
„Ja.“, antwortete ich.
„Oh, ich meinte gar nicht Sie, sondern ihn.“ Der Polizist zeigte auf Theo und dieser nickte.
Theo. Jonah. Ich war Jonah!
„Halt, da muss ein Fehler vorliegen. Ich bin Jonah!
„Sie müssen entschuldigen, aber das ist unmöglich.“
„Dann schauen Sie in meiner Akte nach!“, forderte ich ihn verblüfft auf. „Dazu müssten Sie eine Straftat begangen haben.“, erwiderte er lächelnd. Dieses verdammte Lächeln. Ich würde nie wieder lächeln. „Vor 10 Jahren, auf der Klippe, da…“ Doch Theo hatte mir die Hand auf das Knie gelegt und gesagt „…da hat er seine leibliche Mutter kennengelernt. War echt nervenaufreibend für ihn.“ Der erste Satz, den Theo gesagt hatte. Der erste Satz, der keinen Sinn ergab. „Ja, ähm, das freut mich sehr.“ Die Situation war unserem Gegenüber deutlich unangenehm. „Prüfen sie mich trotzdem!“, rief ich in die Stille hinein. „Wie schon gesagt, dazu gibt es keinen Anlass.“, er war wieder ganz in seinem Element. „Jetzt machen Sie schon!“ Doch er tat nichts. Theo war aktenkundig geworden, als er mich aus einer Prügelei gerettet hatte. Nur dass am Ende nicht der Hooligan, sondern er mitgenommen worden war. Und meine polizeiliche Laufbahn, tja, dafür gab es zahlreiche Gründe.
„Zeigen Sie ihm bitte das Dokument.“, befahl Theo in einem beschwichtigendem Tonfall. „Das kann ich nicht tun.“
„Wenn ich Sie doch darum bitte!“, er war nun laut geworden und hatte die Faust auf den Tisch geknallt.
Wieso lag ihm so viel daran, dass ich die Akte sah? Glaubte er dieses Schauspiel etwa? Da hatte sich irgendjemand einen schlechten Scherz erlaubt! Damals war alles ordnungsgemäß verlaufen. Theos erkennungsdienstliches Foto war zu seinen Personalien gehängt worden, nicht zu meinen. Ich hatte daneben gestanden!
Doch die digitale Akte offenbarte etwas anders.
Jonah Lehnsberger. Geboren am 27.05.1995. Im Sankt Johannes Klinikum. Und das Bild von Theo.
Das ergab alles keinen Sinn! Wieso sollte jemand unsere Bilder vertauscht haben? Existierte Theo überhaupt? Existierte ich? Wieso hatte Theo Bilder von dem Mord? Wieso sagte er, ich hätte an diesem Tag meine leibliche Mutter kennengelernt? Ich kannte meine leibliche Mutter! Sie saß vermutlich zu Hause und würde gerade mit meinem Vater Kaffee trinken.
„Sie müssen nun leider gehen.“, forderte mich der Mann auf und ihm schien es nicht im Geringsten leid zu tun. Ich vermute, er war sogar froh darüber.
Den Weg nach Hause hatte ich nur verschwommen in Erinnerung. Ich wusste nicht, wie ich vor meine Haustür gelangt war und wieso ich nun im Bad stand. Mein Badezimmer, kalt und dunkel. Die Beschreibung von verlassenen Raststätten-WCs kam ihm am nächsten. Heruntergekommen mit Leuchtröhren, die ab und an flackerten. „Wer bin ich?“, schrie ich mein Spiegelbild an und schlug mit der Faust Risse in die Oberfläche. Wie in mein Handy. Damals. Das Blut tropfte aus den Fingerknöcheln. Ich war so wütend.
„Wer bist du?“, schrie ich schon wieder. Das Blut machte den Boden fleckig, doch mir war es egal. Es tropfte meine Kleidung hinunter. Ich schlug mit der zweiten Hand erneut zu und erntete denselben Schmerz. Wollte meine innere Leere betäuben. Wollte mich betäuben. Wollte nicht mehr sein und gleichzeitig doch. Ich wollte ich sein. Hatte Theo mich mein ganzes Leben lang hintergangen? Hatte er mir das Video geschickt, um mir das zu sagen? Hatte er den Mord geplant? War er der Mörder, der in den Nachrichten gesucht wurde?
Mir wurden ein Verbrechen angehängt! Von meinem besten Freund. Von dem einzigen Menschen, von dem ich je dachte, ihm bedingungslos vertrauen zu können. Der Mensch, der mir meine Einsamkeit erleichtert hatte. Würde Theo jemandem erzählen, dass ich vor 10 Jahren einen Menschen umgebracht hatte? Ich rutschte an der Wand hinunter, spürte Nässe mein Gesicht hinunterlaufen und schmeckte Salz. Salz und Eisen.
Ein monotones Klopfen weckte mich. Mein Kopf schmerzte, doch das Pochen wollte nicht aufhören. Es kam nicht aus meinem Kopf. Es kam von draußen. Vorsichtig stand ich auf und taumelte ein paar Male. Mehrere Anläufe bedurfte es, um schließlich an der Tür anzukommen. Ein Päcken. Dieselbe Größe, dieselbe Verpackung wie am Anfang. Ich nahm das Paket mit rein, schloss die Tür und öffnete es. In meinem nebulösen Zustand erwartete ich ein Handy. Doch es war ein Brief. Eine geschwungene Handschrift. „Für Theo“, stand darauf. Doch hier lebte kein Theo. Aber was immer derjenige Theo sagen wollte, es musste wohl auch mich etwas angehen. Und so öffnete ich den Brief und begann zu lesen.
Lieber Bruder,
es mag dir vielleicht komisch vorkommen, dass ich diese Anrede verwende, waren wir doch ein Leben lang nur Freunde, jedoch gleicht unsere Beziehung der von Blutsverwandten.
Die Ereignisse des heutigen Tages werden dich verändern. Verändert haben. Und ich schreibe diesen Brief in einer Verfassung, in der ich den hasserfüllten Teil abgespalten habe. Ich weiß nicht, wer ich nach dem Schreiben sein werde. Wie du mich vorfinden wirst. Aber als ich dich heute so aufgelöst gesehen habe, so gar nicht du, wusste ich, dass es das nicht wert ist.
Als du mir damals von dem „Unfall“ erzählt hast, wie du eine Person eine Klippe runtergestoßen hast, da kostete es mich alle Kraft, mich nicht auf dich zu stürzen und dir alle verbliebene Menschlichkeit aus dem Leib zu prügeln. Das war meine Mutter! Deine Mutter, die du so behandelt hast. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viel Überwindung es sie gekostet hat, den Schritt hin zur Wahrheit zu gehen.
Und du hast sie einfach weggestoßen. Und danach alles vergessen. Konntest dich an nichts mehr erinnern! Und so saßt du vor mir. Wie ein demütiger Hund.
In diesem Moment kam mir eine Idee, die ungeahnte Größe annahm. Ich wollte dich alles nochmal erleben lassen. Wollte diese Stille zerbrechen, in die du dich zurückgezogen hattest. Wollte dir ein Déjà-vu der Extraklasse servieren. Deshalb habe ich einen Menschen umgebracht. Zeugen bestochen, Indizien ausgelegt. Ich wollte dich bluten lassen.
Aber irgendetwas hat mich im letzten Moment zurückgehalten. Dadurch wirkte alles brüchig, amateurhaft.
Weißt du noch, als du mir erzählt hast, dass Theo Gottes Geschenk bedeutet? Weißt du, Jona ist ein Prophet geworden, nachdem er an Gott verzweifelt ist. Bist du an mir verzweifelt und kannst jetzt endlich zum Propheten werden?! Ich habe die Spirale aus Neid und Rache durchbrochen! Ich wollte so sein wie du! Wollte eine intakte Familie haben! Doch ich konnte dich nicht zerstören. Mach was aus deinem Leben! Ohne Bewegung kommen wir nicht voran! Kümmere dich um die Frau, die deine echte Mutter ist. Sie ist in einem Pflegeheim, denn der Notruf, den du gewählt hast, konnte sie retten.
Wir wurden im Krankenhaus vertauscht. Ein dämlicher Fehler, der mein ganzes Leben zerstört hat! Doch glaub mir, ich habe alles unternommen, um dies Person leiden zu lassen. Du weißt, d-/meine Mutter war nicht das einzige Opfer in diesem Spiel. Ich habe in der Datenbank das Recht wieder hergestellt. So kann jeder sein Leben leben.
Bis bald
Jonah (es ist befreiend, meinen echten Namen benutzen zu können. Von einer Mutter gegeben, die mich 9 Monate ausgetragen und geliebt hat.)
Und da war sie. Die Macht der Erkenntnis. Ich hatte keinen Menschen umgebracht. Die Erinnerung, alles, was ich mit diesem Tag verknüpft hatte, wie ich ihn abgespeichert hatte, war anders gewesen.
Ich hatte ein Motiv gehabt. Und die unbekannte Person war meine Mutter gewesen, für mich immer nur Theos Mutter, die mir die Wahrheit und das Ausmaß der Wahrheit auf mein Leben hatte bewusst machen wollen. Doch ich hatte damit nicht umgehen können. Hatte dicht gemacht. Wollte ihr nicht glauben. Wollte niemandem glauben. Deshalb auch die Bilder von Basstölpeln und einer Klinik. Von Klippen und kleinen Kindern unter den Bilder des Verbrechens in Theos Kellerzimmer. Theo war regelrecht besessen!
Ich hatte nichts davon mitbekommen gehabt, von dem Unfall seiner Mutter. War nach versuchtem Totschlag nie wieder jemandem begegnet. Wieso hatte mich keiner gesucht? Ich hatte alle Beziehungen gekappt, Neue aufbauen müssen.
Tränen liefen mir über das Gesicht und ich las Theos Brief erneut. Ich verstand es noch nicht ganz, doch die Schwere, die die ganzen Jahre auf meinen Schultern gelastet und mich zu einem elendigen Leben voll Selbsthass und Scham verdammt hatte, war weg. Plötzlich konnte ich wieder frei atmen und die Stille, meine Stille, wieder genießen.
Hallo und guten Abend
Ich habe deine Geschichte sehr gerne gelesen und wollte unbedingt direkt wissen, wie sie endet.
Das Ende fand ich dann auch sehr gelungen und berührend.
Wirklich schön…. schnief. 🙂
Die gesamte Geschichte ist insgesamt sehr gut geworden.
Das Grundthema war okay, die Handlung nachvollziehbar und stringent, die Charaktere glaubhaft und realistisch und das Finale….. sagte ich schon 🙂
Ich mag deinen Schreibstil.
Du beweist, dass du mit Wörtern routiniert umgehen kannst. Das merkt man nicht nur an deinem gefestigten Rechtschreibverständnis und deiner sicheren Zeichensetzung, sondern vor allem auch an deinem sprachlichen Ausdruck.
Du schreibst bildhaft, ausdrucksstark, du übertreibst es aber nicht mit zu vielen Adjektiven, so wie ich es manchmal mache 🙁
Schreib weiter und weiter.
Man merkt und spürt deutlich, dass dir das Schreiben viel bedeutet.
Und das überträgt sich auf den Leser.
Ich wünsche dir und deiner Geschichte noch viele begeisterte Leserinnen und Leser und zudem noch viel mehr Likes.
Mein Like hast du natürlich sicher.
Du hast es verdient.
Schön, dass du bei diesem Projekt dabei bist.
Liebe Grüße, Swen Artmann (Artsneurosia)
Vielleicht hast du ja Lust und Zeit, auch meine Story zu lesen.
Würde mich über einen ehrlichen Kommentar sehr freuen.
Meine Geschichte heißt:
„Die silberne Katze“
Vielen Dank.
Swen
Hallo Emely,
ich bin noch ein wenig geplättet.
Du hast ein unheimlich tolles Szenenbild erschaffen. Eine diffuse Gefühlswelt und Handlung, die auf mich wie ein Strudel wirkte. Theo/Jonah und Jonah/Theo sind dir so gut gelungen, dass ich fast das Gefühl hatte, mit zu leiden. Meinen Respekt auch Deiner Sprachgewalt. Du hast mit vermeintlich einfachen Sätzen eine große Gefühlswelt in mir aufgestoßen.
Mir hat Deine Geschichte richtig gut gefallen. Mein Like hast Du!
LG,
der schweenie
https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/glasauge
Hey Emely, kurz vor Endes des Votings wollte ich mir noch ein paar Geschichten vornehmen.
Deine Geschichte hat mich echt gepackt.
Ich habe nur eine kleine Anmerkung: Ich finde die Formatierung etwas unleserlich, recht kleine Schrift.
Ich drücke dir die Daumen und wünsche dir weiterhin viel Erfolg.
Schau gerne bei mir vorbei, ich würde mich freuen.
Meine Stimme hast du!
https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/doppelte-identitaet-2