IreneBlack Baccara

 

4 Monate zuvor

 

Der Knall echote immer noch in seinen Ohren wieder. Das hatten bestimmt die umliegenden Nachbarn auch gehört. Er war wie erstarrt. Wie in Trance blickte er auf die Pistole in seiner rechten Hand. Das konnte nicht wirklich passiert sein. Das alles war ein Albtraum und er würde gleich aufwachen. Seine Augen schwebten zu seinem besten Freund. Simon Longfire lag noch immer bewegungslos am Boden. So schnell würde er sich auch nicht mehr bewegen. Er würde sich nie wieder bewegen. Der junge Mann schluckte. Der rote Fleck um den Körper seines Freundes bestätigte ihm, dass dieser nicht mehr am Leben war. Ein Schrei drang von weit entfernt an sein Ohr. „Nicklas!“, sein Name weckte ihn aus seiner Starre. Er drehte sich zu seiner Frau um. Sie sah wie immer wunderschön aus. Ihre dunkel braunen Haaren waren eingeflochten, doch nur auf einem Auge konnte er die Wimperntusche erkenne. Zusätzlich ließ ihn der Ausdruck in ihren blauen Augen erneut erstarren. Panisch schlug sie sich die Hände vor den Mund, als sie die Leiche vor seinen Füßen entdeckte. Dann landeten ihre Augen auf der Pistole in seiner Hand. Er hob diese hoch, um sie genauer anzuschauen. „Nick?“, die Stimme von Isabella zitterte. Ihr Mann sah sie an und schüttelte nur stumm den Kopf. „Was passiert jetzt?“, fragte sie entsetzt und verunsichert. Sie versuchte ihre Übelkeit zurückzudrängen und konzentrierte sich auf ihren Mann. „Du musst weg von hier.“, sagte Nicklas und griff nach seinem Handy. Auf einmal war er vollkommen gefasst und nicht mehr so verwirrt wie eben noch. Seine Tasten wählten die Nummer der einzigen Person, die ihnen jetzt helfen konnte. „Ja?“, ertönte es aus dem Lautsprecher. „Es ist passiert. Du weißt, was du zu tun hast. Ich bringe sie zum Flughafen. Kannst du in zehn Minuten dort sein?“, fragte Nicklas. „Ja. Es tut mir leid, dass es so weit kommen musste.“, mehr sagte der Mann auf der anderen Seite nicht, bevor er auflegte. Nicklas legte die Pistole neben die Leiche und eilte dann zu seiner Frau. Sie stand unter Schock, dass konnte er sehen und spüren. Isabella zitterte noch immer. Dennoch hatten sie jetzt keine Zeit. Er musste sie so schnell wie möglich von hier wegbringen. Sobald sie in seinem Ferrari saßen, starrte er den Motor und brauste davon.

„Geh! Und komme nicht wieder. Schau niemals zurück.“, sagte der Mann und schob seine Frau näher zum Flugzeug. Sie drehte sich erneut zu ihm um, doch er konnte es nicht noch länger ertragen Isabella sehen zu müssen. Ohne ein weiteres Wort stieg Nicklas wieder in sein Auto und fuhr zurück nach Hause. Er wusste nicht, was ihn dort erwarten würde, aber es würden wohl keine offenen Arme sein. Seine Neugier würde ihn nun einholen. Genau jetzt, wo er selber so nahe an allen Informationen dran gewesen war. Er hatte verloren. Seine einzige Rettung war bald Meilen von ihm entfernt. Es würde Wochen, wenn nicht sogar Monate dauern, bis sie die Aufnahmen finden würden. Und noch länger, bis sie genug Beweise hatten, die ihn entlasten würden. Nicklas konnte nur hoffen, dass es dann noch nicht zu spät war. Ansonsten wäre wirklich alles umsonst gewesen. Jeden einzelnen Nachforschung, die er die letzten Jahre unternommen hatte, wäre sinnlos gewesen, sowie auch der Tod seines besten Freundes. Viel zu schnell hielt der neue Sportwagen vor seinem Landhaus. Kurz dachte er darüber nach, einfach weiter zu fahren. Weit weg von diesem Ort und den falschen Menschen in seiner Umgebung. Doch er musste aussteigen. Nahezu mechanisch verließ er sein Auto und ging in sein Haus. Die Frage war wohl, wie lange das Haus noch ihm gehören würde. „Mr. Wilston.“, ertönte bereits eine unangenehme Stimme durch die Eingangshalle. Er hatte gerade einmal einen Fuß ins Haus gestellt. Eine Antwort ersparte er sich. „Sie sind vorläufig festgenommen. Alles was Sie sagen, wird vor Gericht gegen Sie verwendet werden.“, sagte der andere Polizist. Ohne Wehr, ließ Nicklas sich von den beiden Polizisten wieder aus dem Haus führen. Doch dieses Mal stieg er nicht in seinen neuen Wagen, sondern in das Polizeiauto. Er schloss seine Augen und atmete ruhig durch. Jetzt durfte er nicht seine Nerven verlieren. Alles war gut durchdacht und egal wie lange er warten musste, irgendwann würde man seine Unschuld bezeugen können. Das wichtigste hatte sowieso funktioniert. Isabella würde in Sicherheit sein und dafür würde er alles aufnehmen, was man ihm anhängen wollte.

 

Gegenwart

 

 

 

Szene 6 – Der Maskenball

 

Einen kurzen Moment hat sie das Gefühl, dass alle Augen auf sie gerichtet sind. Sie erschaudert und schiebt sich hinter ihre Begleiterin. Ihre beste Freundin, Nina, greift nach ihrer Hand und drückt diese aufmunternd. Nina weiß, dass Caitlin nicht gerne im Mittelpunkt steht. „Wir tragen heute Masken. Du kannst dich also so fühlen, als würden sie dich alle nicht erkennen. Heute musst du dich nicht fürchten.“, flüstert Nina ihr deswegen auch zu. Die beiden Freundinnen laufen weiter in den Raum. Einerseits ist Caitlin dankbar über Ninas Worte, andererseits wird sie sich nie sicher fühlen. Schon gar nicht, weil sich niemand hinter einer schlichten Maske verstecken kann.

 

Sie werden von einigen bekannten Personen begrüßt. Caitlin redet mit niemandem besonders lange, da sie nach einer ganz bestimmten Person Ausschau hält. „Ah, was für eine schöne Überraschung.“, unterbricht jemand ihre Suche und stellt sich den beiden jungen Frauen unausweichlich in den Weg. Caitlin erkannt Mr. Brighton sofort. Er hat eine unverkennbare Narbe an seinem Hals. „Kennen wir uns?“, fragt Nina freundlich und streckt Mr. Brighton ihre Hand hin. Caitlin ist sich nicht sicher, ob ihre Freundin nur den Schein wahren will oder wirklich nicht erkennt, wer da vor ihnen steht. „William Brighton und Sie können niemand anderes als Lady Tibblon sein.“, stellt ihr Gegenüber sich vor. Nina nickt zustimmend. Ihre Identität hätte sie selbst unter einer Fellmaske nicht verstecken können, da Nina eine unverkennbare Haltung wahrte, die einfach einzigartig war. „Darf ich Ihnen meine enge Freundin und Vertraute vorstellen. Mrs. Caitlin Covington.“, lenkt Nina den alten Herren schnell vor sich ab. Die anzüglichen Blicke, die er Nina und jetzt auch Caitlin zuwirft, entgehen den Frauen natürlich nicht. Es versuchen immer wieder ein paar Herren, die reichste Frau des Bezirks, Nina Tibblon, in eine Affäre zu verwickeln und für sich zu gewinnen. Erfolg haben dabei nur die wenigsten. Caitlin wiederum nickt ihrem Gegenüber nur respektvoll zu und wendet sich dann schnell ab. Im Gegensatz zu Nina, möchte sie die Hand von Mr. Brighton lieber nicht berühren. Generell hat sie kein Interesse in irgendwelche Liebesgeschichten. Sie ist bereits vergeben.

 

 

Endlich entdeckt Caitlin ihre Verabredung. „Entschuldige mich bitte für einen Augenblick. Ich bin gleich wieder zurück.“, verabschiedet sie sich von Nina. Schnellen Schrittes durchquert sie die große Halle. Dabei versucht sie ihren Blick gesenkt zu halten und nur ganz selten hochzuschauen. Sie hat keine Zeit für Smalltalk. Sobald sie die ihr so bekannte Gestalt entdeckt, lächelt sie glücklich. Sie haben sich schon seit Wochen nicht mehr gesprochen. Obwohl sie ihm am liebsten um den Hals gefallen wäre, bleibt sie in einem gebürtigen Abstand zu ihm stehen und nickt respektvoll. „Mrs. Covington, welche Freude, Sie wieder zu sehen.“, begrüßt er sie und ergreift ihre Hand. „Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Leo.“, spricht Caitlin ihren Gegenüber an. Er schüttelt belustigt den Kopf, da sie ihn noch nie mit seinem vollständigen Titel angesprochen hat. „Sag mir bitte, was du herausgefunden hast.“, bittet sie ihn hastig und verringert den Abstand, damit sie ihn besser verstehen kann und keine umstehenden Personen sie belauschen können. „Möchtest du tanzen? Da können wir am besten über solche Dinge reden.“, murmelt der Mann ihr zu. Sie nickt und lässt sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Dort steigen sie in den Wienerwalzer mit ein, als hätten sie die letzten Jahre nichts anders getan. Dabei war es für beide Ewigkeiten her, dass sie getanzt haben. „Leider habe ich keine guten Neuigkeiten. Die Dateien, die du uns gegeben hast, waren verschlüsselt und bisher konnten wir keinen Durchbruch erreichen. Aber meine Techniker bleiben dran. Mach dir keine Sorgen, noch ist nichts verloren.“, sagt er und lächelt sie aufmunternd an. Das ist allerdings nicht die Nachricht, die sie sich erhofft hatte. So langsam schwindet ihre Hoffnung. Sie dreht sich einmal im Kreis, bevor sie wieder in seinen Armen landet. „Konntest du wenigstens herausfinden, wer der Dritte Mann ist?“, fragt sie ihn aufgeregt. Leo schüttelt stumm den Kopf, bevor er sagt: „Aber du solltest dich von jedem fernhalten, der dir verdächtigt vorkommt. Dieses Spiel ist zu gefährlich für dich und ich habe ihm versprochen, dass dir nichts passieren wird. Dieses Versprechen möchte ich nur ungern brechen.“ Sie nickt ihm widerwillig zu. Doch in ihrem Kopf arbeitet es bereits wieder. Sie würde einen Weg finden, alles wieder in Ordnung zu bringen. Plötzlich stolpert eine Person gegen Leo, sodass dieser Caitlin aus dem Gleichgewicht bringt. Sie stolpert selber zwei Schritte nach hinten und kracht in eine andere Person. „Entschuldigen Sie.“, sagt Caitlin schnell und senkt automatisch ihren Kopf. Dabei fliegt ihr ein Vertrauter Geruch entgegen. Die Person ihr Gegenüber sagt nichts, sondern stapft einfach weiter. Die junge Frau ist sich sicher, dass der Mann sich beschweren wird. „Komm, gehen wir.“, flüstert Leo ihr zu und zieht sie sanft von der Tanzfläche. Er nimmt sich ein Glas Sekt von einem Tablet und reicht es ihr. „Hast du dir weh getan?“, fragt er sie dann und mustert sie streng. Caitlin schüttelt ihren Kopf. „Gut. Ich werde leider heute Abend schon weiter müssen, aber ich bin voraussichtlich in drei Tagen zurück.“, flüstert er ihr dann zu und drückt ihr einen Kuss auf den Scheitel. Caitlin würde ihn am liebsten bitten zu bleiben, doch sie wusste genau, dass das nichts bringen würde. „Pass auf dich auf.“, sagt sie noch zu ihm. Dann nickt er ihr zu und verlässt die Halle.

 

„Mrs. Covington, darf ich mich bei Ihnen vorstellen, Rowan Devil.“, sagt eine tiefe Männerstimme und küsst Caitlins Handrücken. Sie zwingt sich ein Lächeln auf die Lippen. Sie kannte den Mann nicht, aber sie wusste zu welcher Gruppe Männer er gehörte. Der Siegelring an seinem Mittelfinger bestärkte ihre Vermutung. Niemand von diesen Herren wusste, dass sie die Wahrheit kannte und das musste auch so bleiben, ansonsten würde sie in Lebensgefahr schweben. „Ich hörte, Sie sind bereits seit vier Monaten Gast bei David und Nina Tibblon. So eine Schönheit hätte ich bestimmt nicht übersehen. Dennoch sagt mir ihr Name nichts. Woher kennen Sie die Tibblons?“, fragt Rowan sie. „Ninas Vater und meine Mutter waren Geschäftspartner.“, beantwortet Caitlin diese Frage. Das ist sogar die halbe Wahrheit. Ninas Vater und ihre Mutter waren Zwillinge. Das verschweigt sie lediglich und den richtigen Namen ihrer Mutter würde sie Mr. Devil auch nicht anvertrauen. „Verstehe. Dennoch frage ich mich, wieso sie hier sind. Ihr Auftauchen kam sehr plötzlich, wie ich erfahren habe und von ihren Absichten konnte bisher auch niemand etwas berichten.“, hakte Mr. Devil weiter nach. Caitlin gefiel nicht, worauf das hinauslaufen würde. „Caitlin ist hier, weil ich sie darum gebeten habe, Mr. Devil. Sie ist meine beste Freundin und wir haben uns schon seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen. Deswegen habe ich sie gebeten, mich für eine Weile zu besuchen. Vor allem, da ich die meiste Zeit alleine bin. Ich fühle mich oft einsam, aber mit Caitlin vergeht diese Einsamkeit.“, mischt sich Nina in das Gespräch ein. Caitlin ist ihrer Freundin unendlich dankbar, dass sie für sie eingesprungen ist. Die Beiden lächeln sich vertraut an. Mr. Devil entgeht der ausgetauschte Blick nicht. „Dann möchte ich mich gerne entschuldigen. Ich wollte Ihnen nichts unterstellen. Dennoch weiß man nie, worauf Frauen aus sind.“, sagt Rowan und sieht Caitlin tief in ihre dunkelblau Augen. Das blau erinnert ihn an einen tiefen Ozean. Er kann nicht verleugnen, dass Mrs. Covington eine außergewöhnliche Anziehungskraft auf ihn hat. Caitlin wiederum ist die Anwesenheit des Mannes jetzt schon zuwider. Am liebsten würde sie ihn angrinsen und seine Aussage bestärken. Die Herren hatten keine Ahnung, was Caitlin wirklich vor hatte und so würde und musste es vorerst auch bleiben.

 

Nach einigen Häppchen und vielen Tänzen später, leert sich der große Saal. Nina steht an der Tür und verabschiedet ihre Gäste. Caitlin befindet sich in einer weit entfernten Ecke und starrt aus dem Fenster. Dennoch sind ihre Sinne sofort wie angespannt, als sie eine sehr bekannte Stimme hört. „Hast du mein Handy gesehen? Ich kann es nicht mehr finden und du weißt, dass die Daten darauf unglaublich wichtig sind.“, zischt Mr. White. Caitlin kennt ihn von ihrem Zuhause. Er hat sie nie persönlich kennen gelernt, aber sie weiß genau, wer er ist. Viel zu oft hört sie seine Stimme in ihren schlimmsten Träumen. „Nein und ich hoffe für dich, dass es nicht in die falschen Hände geraten ist. Wir müssen es sofort finden. Wo hast du es denn zuletzt gesehen?“, erwidert eine andere Stimme. Caitlin dreht ihren Kopf in die Richtung der Stimmen und lehnt sich etwas nach hinten. Mr. Devil. Sie ist nicht überrascht, dass die Beiden miteinander kooperieren. Schnell schaut sie wieder weg und hofft, dass die Herren sie nicht erblicken. Allerdings ist jetzt auch Caitlin auf der Suche nach diesem Handy. Es würde ihrer Mission auf jeden Fall weiterhelfen. So unauffällig wie möglich, sieht sie sich um und sucht den Boden nach einem Mobiltelefon ab. Mr. Devil und Mr. White laufen bereits durch die Tische und Sitzgelegenheiten und heben Kissen hoch. Ein paar andere Gäste, die auch noch im Saal stehen, bemerken nichts von der Suchaktion, da sie in Gespräche vertieft sind. Caitlin bewegt sich langsam durch die Reihen und scannt Boden und Ablagen ab. Selber etwas hochheben kann sie leider nicht, das wäre zu auffällig. Ihre Augen entdecken ein Glas neben einer Statur und daneben liegt ein Handy. Fast hätte sie vor Freude geschrien. Stattdessen geht Caitlin ruhig weiter. Bevor sie ihre Hand nach dem Handy ausstreckt sieht sie sich um. Dann schnellt ihre Hand vor und packt das Telefon. Sie steckt es in ihren Ausschnitt. Es hier anzuschauen wäre viel zu gefährlich. „Mrs. Covington. Eine schöne Überraschung, dass Sie noch hier sind. Dabei dachte ich, dass Sie das Fest bereits verlassen hätten.“, sagt Mr. Devil, der auf einmal hinter Caitlin auftaucht. Ihr Herzschlag ist von 80 auf 140 geschnellt. Sie darf sich nicht anmerken, wie aufgewühlt sie durch seine Anwesenheit ist. Mit einem Lächeln auf den Lippen, dreht sie sich um und erwidert: „Ich war für einen Augenblick auf meinem Zimmer. Das viele Tanzen hat mich ermüdet, aber ich wollte Nina noch eine Gute Nacht wünschen.“ „Das ist sehr freundlich von Ihnen. Ich wünsche Ihnen einen Gute Nacht. Vielleicht erzählen Sie mir bei unserer nächsten Begegnung, von wem sie geträumt haben.“, sagt Rowan. Ein Schauer rieselt Caitlin über den Rücken. Sie zwingt sich dennoch still stehen zu bleiben und zu lächeln. Rowan Devil ist kein hässlicher Zeitgenosse. Er ist groß, hat breite Schultern, eine trainierte Figur, schwarze Haare und braune Augen. Dennoch ekelt er Caitlin an. Sie weiß, für was dieser Mann indirekt verantwortlich ist. Der Mord an Simon Longfire gehört auch dazu. Noch kann sie das nur nicht beweisen. „Auf Wiedersehen, Mr. Devil.“, murmelt Caitlin und geht schnellen Schrittes zu Nina. Von dieser Verabschiedet sie sich schnell und läuft dann die Treppenstufen in ihr Schlafzimmer hoch. Sobald sie im Zimmer ist, kontrolliert sie, ob sie alleine ist. Dann verschließt sie die Tür. Ohne durchzuatmen, zieht sie das Handy aus ihrem Ausschnitt und hält es in den Händen wie der wertvollste Schatz den man besitzen kann. Wahrscheinlich ist das auch so.

 

 

 

Szene 7 – Das Handy

 

Caitlin braucht nicht lange, bis sie das Passwort entschlüsselt hat. Sie konnte sich noch gut an den Todestag von Mrs. White erinnern. Sehr geschmacksvoll, dass ihr Mann dieses Datum als seinen Pin hat. Caitlin verabscheut diesen Mann immer mehr. Zuerst öffnet sie seine Textnachrichten. Leider sind die meisten Texte kurz und unbrauchbar für ihre Sache. Seine Anrufe können ihr jetzt auch nicht helfen. Mr. Whites Terminkalender bringt sie leider auch nicht weiter, da die meisten Termine nur aus komischen Zahlen bestehen, die sie nicht entziffern kann. Seine E-Mails sind mit seinem Fingerabdruck gesichert. Bei seiner Galerie zögert sie einen Moment. Was für Bilder sich wohl auf dem Handy befinden werden? Merkwürdigerweise ist die Galerie komplett leer. Kein einziges Bild befindet sich hier. Das ist jetzt allerdings seltsam. Als Caitlin die Galerie schließt, wundert sie sich, dass Mr. White Instagram besitzt. Was möchte so ein Mann mit Instagram? Neugierig öffnet sie die App. Als sie ins Feed von Mr. White geht, fällt ihr das Handy beinahe aus den Händen. Tränen schießen ihr in die Augen. Sie schlägt sich die Hand vor den Mund und schluchzt. Das war doch unmöglich. Das Profil von Mr. White heißt B_B. Jedes Bild ist komplett weiß. Zumindest auf den ersten Anschein. Dann wischt man einmal nach rechts und dann taucht eine Zahl auf. Bei einem weiteren Wischen gelangt man zu einer Personen Beschreibung. Die Details sind auf Alter, Größe, Gewicht und Körbchengröße beschränkt. Zusätzlich steht noch ein Zitat darunter. Die neuste Nummer, ist Nummer 187. Das Zitat lautet: Ich bin willig, gehorsam und widersetze mich nicht. Caitlin erkennt schnell, dass das Profil Privat ist und „nur“ 64 Follower hat. Dennoch ist sie entsetzt, obwohl sie genau weiß, dass diese Männer mit Frauen handeln. Als sie die Kommentare unter den Bildern überfliegt, fällt ihr auf, dass sich Interessenten direkt bei Mr. White melden sollen. Natürlich nennt niemand seinen Namen und alle haben ähnliche Benutzernamen wie Mr. White. Bei den direkt Nachrichten tauchen gelegentlich Fotos von den besagten Frauen auf. Einige tragen nur ihre Unterwäsche und wurden wohl unbewusst fotografiert. Caitlin muss einmal kurz durchatmen und legt das Handy auf ihr Bettdecke. Das hier war eine Bombe und würde in ihren Händen diese Männern zu Fall bringen können. Wobei sie sich nicht sicher war, ob die Polizei etwas machen konnte, wenn alle Profile keine echten Namen hatten. Sie würde dafür Hilfe brauchen. Leo würde erst in drei Tagen kommen. Solange konnte Caitlin aber nicht warten. 4 Monate hatte sie nach etwas gesucht, was diese Männer belasten konnte. Jetzt hat sie endlich etwas gefunden.

 

Sie schließt schnell Instagram und drückt eher unauffällig auf die Notizen-App. Ihr Herzschlag setzt einen Moment aus. Isabella Winston steht auf der geöffneten Seite und darunter befinden sich dutzend Bilder von ihr. Von heute, aber da sind auch alte Bilder dabei. Fotos, die aufgenommen wurden, seit sie das Haus der Tibblons betreten hatte und von früher. Das älteste Bild stammt wohl von Simon Longfires Todestag. Sie steht im Foto neben dem Flugzeug, dass sie zu Nina geflogen hatte und sah Nicklas sehnsüchtig hinterher. Das ist unmöglich. Denn das bedeutet, dass Mr. White genau weiß, wer sie wirklich ist und das bringt sie in eine gefährlichere Lage als jemals zuvor.

 

 

 

Szene 8 – Black Baccara

 

Isabella kann die gesamte Nacht kein Auge zu tun. Sie fürchtet sich, dass Mr. White jeden Moment durch ihre Schlafzimmertür kommen wird. Wie hatte er an die Information kommen können, wer sie wirklich war? Woher hatte er das Bild vom Flughafen? War Nicklas nicht vorsichtig genug gewesen? Er hatte ihr versprochen, dass für ihre Sicherheit gesorgt wäre, aber nun fühlt Isabella sich alles andere als sicher. Warum hatte sich ihr Ehemann auch nur mit diesen Männern anlegen müssen? Nicklas und Isabella hatten sich vor vier Jahren auf einer Gala kennen gelernt und sie hatte sich gleich in den charmanten jungen Mann verliebt. Erst Wochen später, hatte sie erfahren, dass er Selfmade Millionär ist. Nicklas betreibt ein eigenes Unternehmen und hatte einige Wochen vor ihrer Hochzeit von den Kreis der Black Baccara erfahren. Er war zu Neugierig gewesen und hatte Nachforschungen angestellt, gemeinsam mit seinem Partner und besten Freund. Dabei waren sie auf den Frauenhandel gestoßen, den diese Männer betrieben. Allerdings gab es nie eine direkte Einladung, da Black Baccara wohl auch nicht daran glaubte, dass Nicklas oder Simon Interesse am Geschäft haben würden. Nicklas ist für seine Loyalität einer Frau gegenüber bekannt und Simon ist schwul gewesen. Dennoch sind die Mitglieder von Black Baccara irgendwie dahinter gekommen, dass Nicklas und Simon kurz davor gewesen waren, die ganzen Machenschaften aufzudecken. Nicklas hatte Isabella nie alles über das Geschäft erzählt. Sie wusste nur, dass die Männer einen Siegelring mit einer schwarzen Rose trugen und Frauenhandeln betrieben, aber das hatte ihr auch schon genügt, um diese Männer hinter Gitter sehen zu wollen. Menschen, die so etwas taten, gehörten ins Gefängnis. Stattdessen hatten diese einen Tod verübt, Nicklas angehängt und jetzt war ihr Ehemann fälschlicherweise im Knast gelandet. Isabella wälzt sich erneut auf die andere Seite. Seit Wochen versuchte sie, die Unschuld von Nicklas zu beweisen, aber sie hatte keine Anhaltspunkte. Vor einigen Tagen war ihr ein USB-Stick gegeben worden, auf dem sich wichtige Informationen zu Black Baccara befanden. Doch anscheinend konnte Leos Team diesen noch nicht entschlüsseln. Dabei hatte sie immer geglaubt, dass die Polizei schneller arbeiten würde. Leo ist Nicklas Bruder und hatte Isabella zu ihrer neuen Identität verholfen. Auch, wenn die Identität sich sehr eng an ihrer echten hielt, konnte sie nur so sicher sein. Außerdem war es dadurch leichter für Isabella und sie konnte sich nicht verplappern. Nicklas hatte dem Gericht erzählt, dass seine Frau spurlos verschwunden war. Noch heute suchte die Polizei nach Isabella Winston. Leo fuschte immer in ihren Arbeiten herum, wenn sie Isabella zu Nahe auf die Schliche kamen. Jetzt mit dem Handy und den Informationen, die sich darauf befinden, ist ihre Identität noch stärker in Gefahr, als jemals. Leo musste sich beeilen. Ansonsten würde er vielleicht zu spät kommen.

 

 

 

Szene 10 – Flucht

 

Die nächsten Tage waren die schlimmsten Tage in Isabellas Leben. Sie hatte das Handy ausgeschalten, sobald sie den ersten Schock überwunden hatte und wieder halbwegs klar denken konnte. Wenn Mr. White sein Handy Orten lassen würde, durfte er es nicht in ihrem Schlafzimmer finden. Anschließend versteckte sie es an einem sicheren Ort. Auch wenn die drei Tage das Warten schwer machten, brauchte sie Leo. Ohne Unterstützung ihres Schwagers würde sie Nicklas nicht retten können. Leo weiß sowieso mehr als sie und hat die besseren Kontakte. Er würde wissen, was sie jetzt unternehmen konnten. So lange, musste sie weiterhin die Rolle der Caitlin Covington spielen. In Wirklichkeit ist Caitlin ihr zweiter Name und Covington heißt die beste Freundin ihrer Mutter. Ihnen war nichts besseres eingefallen und da Nina und sie wirklich beste Freundinnen und Cousinen sind, war diese sofort einverstanden, als sie von ihrem Dilemma erfahren hatte. Es war die einzige Möglichkeit gewesen, Isabella vor den Männern zu schützen, die es bereits auf ihren Mann abgesehen hatten.

 

Drei Tage nach dem Maskenball ist Isabella früher wach als gewöhnlich und treibt sich aufgeregt hinter der Eingangstür herum. Jeden Moment kann Leo durch die Tür kommen. Als es endlich klingelt und sie ihren Schwager durch das Fenster erblickt, reißt sie die Haustür auf und wirft sich Leo dieses Mal wirklich um den Hals. „So eine warmherzige Begrüßung hätte ich wirklich nicht erwartet.“, sagt dieser an ihrem Ohr. Nicklas Familie war Isabella sehr ans Herz gewachsen und Leo war in der schweren Zeit ihr einziger Anker gewesen. „Ich habe auf dich gewartet. Ich muss…“, die übrigen Wörter bleiben ihr im Hals stecken. Hinter Leo taucht Rowan Devil auf. Er grinst sie breit an und zwinkert ihr zu. „So langsam verstehe ich, warum es Euch hierher verschlagen hat, Mrs. Covington.“, bemerkt Rowan unnötigerweise. Isabella hätte ihm am liebsten hier und jetzt die Augen ausgekratzt. Stattdessen senkt sie beschämt den Kopf. Sollte er ruhig denken, dass Leo ihr Geliebter war. Dann ließ er sie hoffentlich in Ruhe. „Mr. Devil was für eine schöne Überraschung. Ich werde den Hausherren ausrufen lassen.“, sagt Isabella und geht zu einem Diener. Der macht sich sofort auf den Weg nach David Tibblon. Nina wird bestimmt noch schlafen. „Lass uns gehen.“, sagt Isabella, sobald sie wieder zurück bei den Herren ist. Leo und Rowan scheinen kein gutes Verhältnis zueinander zu haben, was sie nicht überrascht. Ihr Schwager nickt ihr lediglich zu und folgt ihr dann in den ersten Stock in ihr Schlafzimmer. Sobald er eingetreten ist, schließt sie die Tür. „Hier, das habe ich am Tag des Maskenballs gefunden. Sag mir bitte, dass ihr damit etwas anfangen könnt.“, fleht sie Leo an. Gleichzeitig kramt sie das Handy aus meinem Ausschnitt hervor. Dort hätte es niemand vermutet. „Was ist das für ein Handy?“, fragt ihr Schwager und wendet es in seinen Händen. „Es gehört Mr. White.“, sagt Isabella kurz angebunden. Leo fallen daraufhin beinahe die Augen aus dem Kopf. Das es sich bei diesem Telefon um so einen Fang handeln würde, hätte er natürlich nicht gedacht. „Hast du gesehen, ob sich darauf etwas Brauchbares befindet?“, möchte ihr Schwager wissen. „Ja. Sein Code ist 270419. Der Todestag seiner Frau. Du erinnerst dich vielleicht noch daran. Sie hat sich damals selber das Leben genommen. Ich habe sie am Tag darauf auf ihrer Terrasse gefunden. Mir wird immer noch eiskalt, wenn ich an ihren Körper denke, der durch den Aufprall ganz verbogen war.“, murmelt sie leise vor sich hin und schüttelt sich einmal.

 

„Den Tag werde ich nie vergessen. Nicklas klang noch nie so aufgebracht und hilflos. Ich verstehe bis heute nicht, warum Mrs. White dir eine SMS geschrieben hat, bevor sie gesprungen ist. Vor allem mit der Nachricht Hallo Isabella. kannst du morgen Länger Für Den Eigentlichen Nachtisch bleiben?  Folge den Rosen in den garten und komme Am morgen Um sieben uhr. Eine gute Nacht wünsche ich dir. schlaf gut. Der Text hatte keinen richtigen Inhalt und ich begreife nicht, wieso sie wollte, dass du sie findest. Mrs. White muss gewusst haben, dass ihr Mann nicht vor sieben Uhr aufstehen würde.“

 

„Ich habe selber keine Ahnung, was das bedeuten soll. Jedenfalls habe ich das Handy durchgeschaut. Es war nicht wirklich viel wichtiges drauf. Abgesehen von einem Instagram Account, der uns weiterhelfen wird und Informationen über mich. Und bei mich meine ich Isabella.“, flüstert sie jetzt nur noch, da sie fürchtet, jemand könnte die beiden belauschen. Leo hat wohl auch mit dieser Nachricht nicht gerechnet.

 

„Welche Information über dich?“

 

Isabella hat Leo noch nie so panisch erlebt.

 

„Bilder und mein richtiger Name.“

 

„Dein richtiger Name?“

 

Leo fallen fast die Augen aus dem Kopf. Verwirrt sieht sie ihren Schwager an.

 

„Ja, Isabella Winston.“, flüstert sie ihm leise zu. Leo seufzt daraufhin und wirkt irgendwie erleichtert. Isabella kann verstehen, dass er sich Sorgen um sie macht, da er seinem Bruder versprochen hat, auf sie aufzupassen, aber seine Reaktion findet sie trotzdem etwas ungewöhnlich.

 

„Ich muss das Handy sofort zur Wache bringen. Wir kümmern uns darum. Aber noch wichtiger ist, dass du hier nicht mehr sicher bist. Du musst fliehen. So leid es mir tut, aber wenn sie deine wahre Identität kennen, bist du hier nicht mehr sicher.“, eröffnet Leo ihr und sieht sie entschuldigend an. Isabella hat so etwas schon befürchtet. Dennoch bereitet es ihr Unbehagen vor. „Und wo soll ich dieses Mal hin? Ich werde auch meinen Namen erneut ändern müssen.“, überlegt sie laut. „Ich werde mich um alles kümmern. Pack das wichtigste ein, wir treffen uns in zehn Minuten unten. Ich werde Nina in Kenntnis setzen.“, sagt der Mann und steht auf. Das Handy reicht er Isabella wieder zurück. „Bis wir nicht von hier weg sind, solltest du es behalten. Aber pass gut darauf auf. Das Handy müsste die finalen Beweise beinhalten, die deinen Mann entlasten werden.“, sagt Leo. Er erwähnt nie Nicklas Namen, da er sich zu sehr fürchtet, dass ihn jemand hören könnte. Isabella nickt und steckt das Handy zurück in ihren Ausschnitt.

 

 

 

Szene 13 – Spanien

 

 

 

Isabella hat sich in einem abgelegenem Hof in Spanien versteckt. Nur Leo weiß wo sie sich aktuell aufhält. Sie besucht Vormittags das anliegende Tierheim und geht mit den Hunden spazieren. Nachmittags spielt sie Kartenspiele mit den fünf älteren Frauen aus der Nachbarschaft oder unterhält sich mit diesen. Es sind nette Damen, die alle keinen Mann mehr haben und abgelegen von der Zivilisation leben. Sie denken, dass Isabella sich wegen ihrem gewalttätigen Mann bei ihnen versteckt. Es hat ihr beinahe das Herz zerbrochen, als sie so etwas über Nicklas erzählen musste. Er hatte sie noch nie geschlagen und sie war sich sicher, dass er das nie tun würde. „Lorea, Hija. Was kochst du uns leckeres?“, fragt Gloria Isabella. Gloria, ist die offenste von allen und hat Isabella sofort in ihr Herz geschlossen. Ihr gehört auch der Hof, in dem Isabella untergekommen ist und sie ist die Mutter von Nicklas. Dementsprechend weiß sie als Einzige, warum Isabella wirklich hier ist und kennt auch ihren wahren Namen. Dennoch möchte sie bei Lorea bleiben, da sie es nicht riskieren können, das sie jemand belauscht und sie sich dadurch verraten. „Eine Suppe aus meiner Heimat.“, antwortet ihr Isabella. Lorea ist der Name ihrer neuen Identität. Sie hat ihn auf einem Laden entdeckt und fand ihn irgendwie passend. „Gut, gut.“, erwidert Gloria. Anschließend geht sie hinter Isabella vorbei und holt genug Schüsseln für alle Frauen aus dem Schrank. „Kommt Almudena auch?“, fragt Gloria. „Ich denke schon. Sie war vorhin so vertieft in ihr Buch, dass sie mich kaum gehört hat und eine Antwort habe ich auch nicht bekommen.“, antwortet Isabella. Almudena ist die Enkelin von Gloria. Sie wohnt neben dem Tierheim bei ihren Eltern und kommt deswegen beinahe täglich bei ihrer Oma vorbei. Ihre Mutter ist die Stiefschwester von Nicklas. Die die beiden nicht blutsverwandt sind, hatten sie dadurch kaum einen Draht zueinander und auch schon seit Jahren keinen Kontakt mehr. Somit wissen sie auch nicht, wer Isabella wirklich ist. Nur Almudena kennt das Geheimnis der jungen Frau. Sie hatte so lange nachgebohrt, bis Isabella sich verplappert hatte. Mit ihren acht Jahren hoffte sie natürlich, dass sie das Geheimnis nicht weiterplauderte. Da die anderen Kindern aus der Schule nicht so weit außerhalb wohnen, wie Almudena und ihre Familie, ist die Wahrscheinlichkeit allerdings hoch, dass das Geheimnis gut geschützt ist. Für Isabella ist der Hof nämlich der beste Schutz, da es hierher nur sehr selten Menschen verschlägt und nur die Einheimischen vom Tierheim wissen. „Abuela!“, ruft plötzlich jemand von weiter weg. Als hätte das Mädchen mitbekommen, dass die beiden Frauen sich über sie unterhalten haben. Gloria öffnet gleich das Fenster und schaut nach draußen. Isabella rührt weiter im Topf um. „Abuela, hier ist ein Mann.“, fährt Almudena weiter. Als Isabella die Worte des Mädchens vernimmt, erstarrt ihre Hand. Gloria schaut von ihrer herbeieilenden Enkelin zu der jungen Frau hinter ihr. „Lorea? Glaubst du, es ist der Mann?“, fragt sie leise nach. Isabella kann nur mit großen Augen den Blick der älteren Frau erwidern.

 

 

 

Szene 14 – Besuch

 

 

 

Nachdem der erste Schock überwunden ist, schaltet Isabella den Herd aus und sieht sich panisch nach einem Unterschlupf um. „Wo kann ich mich verstecken?“, fragt sie Gloria. Die ältere Dame, nimmt ihre Hand und zieht sie die Treppe nach oben. Dort führt sie Isabella in ihr Schlafzimmer und enthüllt hinter einem Vorhang eine Treppe, die weiter nach oben führt. „Oben ist der Speicher. Die Treppenstufen knirschen. Wenn er kommt, kannst du ihn kommen hören. Nimm das und komm nicht, egal was passiert.“, flüstert Gloria ihr zu. Zusätzlich drückt sie der jungen Frau ein Messer in die Hand. Panisch und gleichzeitig überrascht, schaut Isabella auf das Messer, das nun in ihrer Hand liegt. An eine Waffe hat sie gar nicht gedacht. „Aber, wenn euch etwas passieren sollte…“, wendet Isabella ein. Gloria legt ihr eine Hand auf die Wange und erwidert: „Ich habe mein Leben bereits gelebt. Meine Mädchen zu schützen ist jetzt meine wichtigste Aufgabe.“ Isabella treten Tränen in die Augen und sie möchte etwas einwenden, aber da hat Gloria bereits den Vorhang zugezogen. Schnellen Schrittes erklimmt Isabella den Speicher des Hauses. Es ist dunkel, kalt und staubig. Ihre Händen zittern. Ihr ist heiß und kalt zu gleich. Durch einige Löcher in den Wänden dringen Sonnenstrahlen auf den Speicher. Einige Möbel haben sich hierher verirrt, aber ansonsten ist die Fläche gut einsehbar und bietet kaum Schutz. Isabella bleibt nichts anderes übrig, als sich in die hinterste Ecke zu verkriechen. Zusätzlich schiebt sie noch so leise wie möglich einen großen, nahezu leeren Karton vor ihr Versteck. Dann kniet sie sich hin und wartet. Sie hört kein Geräusch, was sie einerseits beruhigt und andererseits verunsichert. Wie eine Ertrinkende klammert sie sich an das Messer in ihrer Hand.

 

Plötzlich spürt sie etwas an ihrem Bein. Ganz langsam bewegt es sich weiter nach oben. Sie kneift die Augen zusammen und murmelt: „Nicht hinschauen, nicht hinschauen.“ Isabella hat Arachnophobie und würde am liebsten panisch schreien und herum springen. Doch das würde bestimmt alle umliegenden Menschen auf sie aufmerksam machen. Langsam krabbelt das Tier weiter nach oben. Mit hektischen Atemzügen versucht sie nicht an die Spinne zu denken, die sich immer weiter nach oben bewegt. Das klappt natürlich nicht so gut, wie sie es sich erhofft. Wenn sie kein Kleid angezogen hätte, würde sie das Tier nicht so deutlich spüren. Sobald die Spinne unter den Rock des Kleides krabbeln würde, würde sie schreien. Da war sie sich zu 100% sicher.

 

„Isabella?“

 

Eine Hand legt sich auf ihre Schulter. Isabella schreit. Dann erst, macht sie die Augen auf und erkennt, wer da vor ihr sitzt. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass jemand auf den Speicher gekommen war. Jetzt springt sie tatsächlich auf. Sie lässt vor Schreck das Messer fallen und schlägt wie eine verrückte auf ihr rechtes Bein. Dabei zappelt sie herum, wie ein kleines Kind. „Geht es dir gut?“, fragt Leo schmunzelnd. Isabella muss mit ansehen, wie die viel zu große Spinne auf den Boden fällt und dann schnell davon rast. Genauso wie sie. Keine Sekunde länger, will sie auf dem Speicher bleiben. „Nein, nicht so lange hier Spinnen sind.“, geht sie noch auf Leos Frage ein und stürmt die morsche Treppe nach unten. Leo folgt ihr. Erst, sobald sie Gloria sieht und sie sich in der Umarmung der Frau wiederfindet, kann sie durchatmen und realisieren, was soeben passiert ist. „Leo.“, sagt sie als erstes und dreht sich zu ihrem Schwager um. „Almudena hat ihn nicht erkannt, da er auf einem Fahrrad hergefahren ist. So etwas hat er wohl auch noch nie gemacht.”, erklärt Gloria, das Auftauchen ihres Erstgeborenen Sohnes. Dieser grinst nur und sieht Isabella dann prüfend an. „Geht es dir gut?“, wiederholt er seine Frage. „Ja. Es ist großartig hier. So friedlich. Aber erzähl mir lieber, warum du hier bist. Kann ich zurückkommen? Ist Nicklas endlich draußen?“, bombardiert sie ihren Schwager mit Fragen. „Leider muss ich beide Fragen verneinen. Noch musst du hier bleiben. Aber ich wollte dich darüber informieren, dass Nicklas Verteidiger das Handy erhalten hat und optimistisch ist, dass ihn das auf jeden Fall entlasten wird. Dennoch wird durch die Informationen auf dem Handy nicht ersichtlich, dass er es nicht wahr.“, erklärt Leo Isabella und auch Gloria, die das Gespräch der beiden aufmerksam verfolgt. „Warum kann ich denn nicht aussagen? Ich kann doch bezeugen, dass Nicklas bei mir war, als Simon ermordet wurde.“, wirft Isabella ein. „Nicklas will es nicht und das weißt du auch. Er möchte dich da nicht mit hineinziehen.“, unterbindet Leo diesen Vorschlag sofort. Für Isabella war es dennoch nicht ersichtlich, wieso das keiner wollte. Nicht einmal der Anwalt hatte es in Betracht gezogen. Dabei war sie die Einzige, die ihrem Mann ein Alibi beschaffen konnte.

 

„Dann muss ich einen anderen Weg finden. Ich kann ihn nicht noch länger in diesem Gefängnis verrotten lassen, Leo. Er würde auch alles tun, um mich da raus zu bekommen. Ich kann ihn nicht im Stich lassen. Nicklas hat so viel für mich getan und tut es selbst jetzt noch, aber wenn wir nicht innerhalb eines Monats Beweise finden, werde ich zur Polizei gehen und ihnen die Wahrheit sagen. Das kannst du auch seinem Anwalt ausrichten.“

 

„Ich…“, fängt Leo an, etwas zu erwidern. Dann schüttelt er den Kopf. Isabella runzelt verwirrt die Stirn. Was verheimlicht Leo ihr? Bevor sie weiter nachhaken kann, hören sie Geräusche von unten. „Abuela.“, sagt Almudena. Doch anhand ihrer Tonlage ist deutlich, dass irgendetwas nicht stimmt. Alle drei tauschen einen gemeinsamen Blick aus. „Almudena?“, erwidert Gloria und geht langsam aus dem Zimmer. Mit ihrer Hand symbolisiert sie den Beiden anderen, sich nicht zu bewegen. Leo schiebt sich trotzdem schützend vor Isabella. Bevor Gloria aus dem Zimmer verschwinden kann, tauchen zwei weitere Personen im Schlafzimmer auf. Almudena wird in die Arme ihrer Großmutter geschubst und dann richtet sich eine Pistole genau auf Leo.

 

 

 

Szene 15 – Rowan Devil

 

 

Alle hielten für einen Moment die Luft an. Bis auf einen. Rowan Devil. Er stand breitbeinig im Türrahmen und grinste siegessicher zu Leo und Isabella. Letztere hatte sich zur Seite bewegt, dass auch sie Mr. Devil erblicken konnte. Die Pistole in seiner Hand löste in ihr irgendetwas aus. Es war, als würde sie sich an etwas erinnern. „Na, Schätzchen. Hast du mich vermisst?“, fragt Rowan. Im selben Moment kommen die verlorenen Erinnerungen wieder zurück. Isabella hatte kurz nach ihrem 21. Geburtstag einen Unfall. Anschließend lag sie drei Monate lang im Krankenhaus und konnte sich an die letzten zwei Jahre nicht mehr erinnern. Für sie war damals noch immer das Jahr 2013, obwohl zu diesem Zeitpunkt schon August 2015 war. Anfangs hatte sie immer wieder versucht, die Erinnerungen an die letzten Jahre zurück zu bekommen, war aber jedes Mal gescheitert. Die Ärzte nannten es eine psychologische Amnesie und waren der Meinung, dass Isabella aufgrund von traumatischen Erfahrungen das Erlebte lieber verdrängen wollte. Da sie ihren Vater nicht kannte und sie nach ihrem 18. Geburtstag ausgezogen war, konnte ihre Mutter ihr auch nicht helfen. Isabellas Mutter hatte nur erzählt, dass ihre Tochter gelegentlich angerufen hatte und davon berichtete, dass sie die Welt bereiste. Daran konnte sie sich nur nicht mehr erinnern. Als sie dann circa ein Jahr später Nicklas begegnet war, hatte sie sich nicht mehr bewusst um ihre Erinnerungen bemüht, da Nicklas zu ihrer Gegenwart geworden war und sie ihre Vergangenheit nicht mehr brauchte. Die letzten Monate galten sowieso nur noch ihrem Mann. Doch jetzt, wo Rowan vor ihr Stand und seine Pistole auf sie richtete, kam alles wieder zurück.

 

 

 

Rückblick

 

 

 

Die junge Frau erinnerte sich daran, wie sie kurz nachdem sie ausgezogen war, von einer Freundin auf eine Party mitgenommen worden war. Dort hatte sie Rowan kennen gelernt. Er hatte damals ganz anders auf sie gewirkt. Sympathisch, ehrlich, mutig und selbstbewusst. Am meisten war Isabella von seiner Ehrlichkeit und Direktheit angezogen gewesen. Außerdem hatte Rowan einiges versucht, um sie verführen zu können. Kurz darauf waren sie ein Paar geworden. Ihr erster richtiger Freund. Sie hatte die Zeit mit ihm wirklich genossen. Doch er wollte den nächsten Schritt gehen, während die junge Frau noch nicht bereit dazu war. An einem Abend, gingen sie gemeinsam in einen Club und dort traf Isabella Nicklas. Als ihr diese Erinnerung kam, schluchzte Isabella laut auf. Nun war ihr bewusst, weshalb sie Nicklas von vornherein so anziehend gefunden hatte. Sie kannten sich bereits. Und sie erinnerte sich daran zurück, wie sie sich an diesem Abend nicht bei ihrem eigentlichen Freund wohlgefunden hatte, sondern bei Nicklas. Als sie sich am nächsten Tag von Rowan trennen wollte, schlug er sie zum ersten Mal. Er sagte immer wieder: „Du gehörst mir, Schätzchen.“ Er sperrte sie Wochen lang ein. Isabella fühlte die Schmerzen, die Hoffnungslosigkeit, die Angst, die Scham, die Trauer und wie ihre Kraft von Tag zu Tag weiter schwankte. Sie erinnerte sich an grauenvolle Tage und Nächte, die sie mit diesem Monster verbringen musste. Wie herablassend er mit ihr umgegangen war und sie sich nie gewehrt hatte, weil sie dazu keine Kraft mehr gehabt hatte. Immer wieder befahl er ihr, bei ihrer Mutter anzurufen und von schönen Reisen zu berichten. Immer trieb es ihr die Tränen in die Augen. Das Schlimmste war, dass sie sich daran erinnerte, aufgeben zu wollen. Isabella hatte sich sogar mehrfach versucht, dass Leben zu nehmen. Aus ihrer heutigen Sicht, konnte sie sich das kaum vorstellen, doch ihre Erinnerungen belügten sie nicht.

 

Nachdem Rowan sie mal wieder halb totgeprügelt hatte, war Isabella aufgestanden, ausgerutscht und mit dem Hinterkopf auf dem Duschkabinenrand aufgekommen. Das Nächste, woran sie sich erinnern konnte, war das Krankenzimmer.

 

 

 

 

 

Szene 16 – Wahrheit

 

 

 

„Du Schwein.“, spuckt sie wütend aus und will sich blind auf Rowan stürzen. Tränen des Schmerzes und der Wut verschleiern ihre Sicht. Leo handelt jedoch schneller und hält sie an ihren Armen zurück. Schließlich hat Mr. Devil immer noch eine Pistole in seiner Hand. Damit wedelt er jetzt auch spielend herum, bevor er sie auf Gloria richtet. Die ältere Dame, schiebt Almudena hinter sich und starrt ohne zu Zucken in Rowans Augen. Der zieht dabei die Augen wütend zusammen und sieht wieder zu Isabella. „Es war wirklich schwer, dich wieder zu finden. Nachdem du so plötzlich aus dem Krankenhaus verschwunden bist. Dabei ist mir jetzt klar, wer dich damals verlegen ließ, ohne mir Bescheid zu geben.“, zischt Rowan wütend und sieht von seiner ehemaligen Freundin zu Leo. Der sagt nichts und hält seinen Blick wortlos stand. Isabella wird es auch bewusst. Es musste Nicklas gewesen sein. „Und beim Maskenball habe ich dich tatsächlich nicht erkannt. Du hast dich schließlich in den letzten 5 Jahren stark verändert. Aber so gefällst du mir noch besser, Schätzchen.“, meint Rowan. Bei seinem Kosenamen für Isabella, wird ihr automatisch schlecht. Ihr wird auch jetzt bewusst, dass sie mit ihm auf dem Maskenball zusammengestoßen war und durch seinen Geruch sofort eine Unterwürfigkeit verspürt hatte. „Du bist das Allerletzte! Damals hatte ich Angst vor dir, aber die letzten 5 Jahre ohne dich, haben mich stärker gemacht. Ich werde zur Polizei gehen und denen alles erzählen. Ich werde dafür Sorgen, dass du ins Gefängnis kommst und ich werde das Letzte sein, was du siehst, bevor du nie wieder das Tageslicht erblickst.“, erwidert Isabella, ohne auf Rowans Kommentar einzugehen. Der lacht daraufhin nur und entsichert seine Waffe.

 

„Wir werden sehen, wer von uns nie wieder das Tageslicht erblickt.“

 

Rowan zielt mit der Pistole. Ein Schuss löst sich. Almudena schreit laut auf. Dann Gloria. Isabella blickt panisch, auf den roten Blutfleck. Dann fängt sie Leo halbwegs auf, der sie mit sich zu Boden zieht. „Nein.“, haucht sie wortlos. Tränen sammeln sich in ihren Augen. Automatisch drückt sie ihre Hände auf Leos Schusswunde. Der Fleck unter seinem T-Shirt wird immer größer. „Hör auf zu weinen.“, zischt Rowan sie an und zieht sie an ihren Haaren von Leo weg. Isabella schlägt und tritt um sich. Dennoch schafft sie es nicht, sich aus Rowans Griff zu befreien. Er zerrt sie zur Treppe. „Nein!“, schreit die junge Frau immer wieder und versucht die Tränen zu unterbinden, die ihr aufgrund der starken Schmerzen an ihrer Kopfhaut, immer wieder die Sicht nehmen. „Isabella!“, schreit plötzlich Gloria. Sie erkennt ihre Schwiegermutter und das Messer, dass in ihrer Hand aufglänzt. Instinktiv, duckt Isabella sich. Der nächste Schrei, der erklingt, ist der von Rowan. Er hat zu spät bemerkt, was geschehen ist. Augenblicklich, lässt er Isabellas Haare los und reißt sich das Messer aus dem Hals. Kurz dreht er sich taumelnd zu Gloria um. Anschließend verliert er das Gleichgewicht und fällt nach hinten. Direkt das Treppengeländer nach unten. Es kracht und knackt unangenehm. Als Isabella nach unten blickt erinnert sie sich an Mrs. White. Sie hatte Isabella auch so vorgefunden. Aus Rowans Hals fließt Blut und sein Blick gleitet ins Leere. „Abuela, Isabella! Kommt schnell!“, ruft Almudena den beiden Frauen zu. Die sofort zurück ins Schlafzimmer rennen. „Ruf den Krankenwagen.“, teilt Gloria ihrer Enkelin auf und kniet sich neben ihren Sohn. Almudena nickt und rennt raus in den Flur, wo das Telefon steht. Isabella hofft, dass die Kleine, nicht runter schaut. Dann kniet auch sie sich neben ihren Schwager und greift nach seiner Hand. Er braucht ein paar Anläufe, bis er seine Mutter fokussieren kann. „Danke, Madre.“, sagt er kraftlos. Schweißperlen glitzern auf seiner Stirn. Seine Augen schließen sich wieder, bevor er langsam den Kopf dreht und Isabella ansieht. „Pass gut auf meinen Bruder auf.“, flüstert Leo. Seine Schwägerin nickt und wischt sich die Tränen weg, die ihr immer wieder die Sicht versperren.

 

„Sag ihm, dass es mir leid tut…er wird es irgendwann erfahren. Ich hatte keine andere Wahl…nachdem sie Stella hatten.“

 

Leo hustet und spuckt dabei sogar schon etwas Blut. Panisch wechseln die beiden Frauen einen Blick. Gloria streicht ihrem Sohn behutsam über die Stirn und bittet ihn durchzuhalten. Almudena kommt zurück ins Zimmer und kniet sich neben ihre Oma. Gloria drückt weiterhin ein Kissen auf die Wunde, aber jeder im Raum merkt, dass Leo immer schwächer wird. Um Rowan sorgt sich in diesem Moment niemanden. Isabella zerreißt es das Herz. Sie hatte so viel mit Leo erlebt und er war irgendwie zu ihrem besten Freund geworden. Außerdem würde sie das Nicklas niemals erklären können. „Wage es ja nicht zu sterben.“, befehlt Isabella ihm deswegen auch und sieht zufrieden, wie sich die Mundwinkel etwas heben.

 

 

 

 

 

Szene 17 – Wiedersehen

 

 

 

„Der Angeklagte wird freigesprochen.“, sagt die Richterin. Sobald diese vier Worte bei Nicklas durchdringen, ist er den Tränen nahe. Sie hatten es wirklich geschafft. Die letzten sechs Monate im Gefängnis hatte er öfters die Hoffnung verloren. Als er von seinem Anwalt gehört hatte, was bei seiner Mutter im Haus passiert war, hatte er sich unglaublich viele Sorgen gemacht. Vor allem, hatte er Angst davor, dass Isabella ihm nicht verzeihen würde, dass er sie die letzten Jahre über belogen hatte. Jetzt wo sie die Wahrheit kannte. Er hatte es ihr immer sagen wollen, aber er hatte sich davor gefürchtet, dass die Erinnerungen sie umbringen würden.

 

Sein Anwalt schlug ihm freundlich auf die Schulter und gratulierte ihm dann zu seinem Freispruch. Nicklas konnte nur nicken und nahm den Kugelschreiber in seine linke Hand, um die Papiere zu unterzeichnen. Er bemerkte nur im Hintergrund, wie die Richterin das weitere Urteil verkündete. Es interessierte ihn auch nicht mehr. In den letzten Wochen wollte er einfach nur wieder nach Hause zu seiner Frau. Die Männer der Black Baccara würden ihre gerechte Strafe bekommen, dass hatte ihm sein Anwalt versprochen. Vor allem, da sich alle Kontaktdaten, also wirklich jede Angabe zu jeder einzelnen Person, die in dieser Sache verstrickt war, auf dem USB-Stick befanden, den Isabella ihnen verschafft hatte. Er war unglaublich stolz auf sie.

 

Sobald er endlich gehen durfte, verließ er als freier Mann den Gerichtssaal. Nicklas würde sich daran erst wieder gewöhnen müssen. Als er die Tür des Gerichtsgebäudes öffnete und nach draußen trat, erblickte er sofort Isabella. Sie stand neben einem schwarzen Auto und rannte ihm entgegen. Er wartete natürlich auch nicht so lange und setzte sich seinerseits selber in Bewegung. Isabella fiel ihm augenblicklich um den Hals. Nicklas vergrub seinen Kopf in ihren Haaren und murmelte: „Ich liebe dich.“ „Ich dich auch. Lass mich nie wieder alleine.“, erwiderte sie und löste sich etwas von ihm. Die beiden sahen sich intensiv an, bevor sie sich küssten. Wie sehr er das vermisst hatte. Nicht nur den Kuss, einfach seine bessere Hälfte. Jemand hinter Isabella räusperte sich. Die beiden drehen ihre Köpfe nach dieser Person um. „Ich störe nur ungern, aber unsere Mutter will dich auch gerne wiedersehen.“, sagt Leo und grinst seinen Bruder breit an. Dieser nickt ihm zu und erwiderte das Grinsen. Isabella lacht glücklich und schmiegt sich an Nicklas Seite. In diesem Moment wird ihm bewusst, dass sie ihm nichts übel nimmt, was er getan hat. Dadurch muss auch er selber grinsen und gemeinsam schlendern sie zum Auto seines Bruders.

 

 

 

 

 

Szene 18 – Ende

 

„Und Schnitt!“, sagt der Regisseur: „Sehr gut. Ich denke, wir haben alles im Kasten. Klara, kann ich dich kurz sprechen?“ Die junge Schauspielerin löst sich aus den Armen von ihrem Schauspielpartner und geht zu ihrem Arbeitgeber. „Chris, was gibt’s?“, fragt sie. „Ich wollte mich nur bedanken für deine Leistung bedanken. Du hast das ganze Team wirklich gut unterstützt und aufgewertet. Außerdem ist Isabella beziehungsweise Caitlin oder Lorea nur durch dich so aufgeblüht und großartig geworden. Ich bin froh, dass du noch in letzter Sekunde Zeit gefunden hast, für den Film.“, meint Chris und lächelt Klara dankbar an. Sie erwidert das Lächeln. „Eine Frage habe ich jetzt noch. Du hast ja das Drehbuch geschrieben und ich weiß jetzt immer noch nicht, wer denn der Mörder von Simon Longfire ist. War es jemand von den Männern oder hat Nicklas ihn umgebracht?“, möchte der Regisseur wissen. Das Lächeln auf Klaras Lippen wird breiter. „Sag du mir gerne, welche Vermutungen du hast und warum derjenige Simon umgebracht hat.“

 

2 thoughts on “Black Baccara

  1. Liebe/r unbekannte/r Autor/in,

    Du hast da wirklich einen nette Geschichte geschrieben. Man merkt, dass du dich wirklich bemüht hast. Deine Geschichte hat einen dementsprechenden, ganz besonderen Flair. Abgesehen von deinen Rechtschreibfehler/Zeichenfehlern gibt es formal sowieso nüchts zu meckern. Du schreibst sehr anregend und spannend. Deine Kreativität ist auch sehr ausgefeilt und auch dein Schreibstil sehr mitreißend. Allerdings gab es zwischendurch immer mal wieder etwas Verwirrung für mich, sodass ich deiner Geschichte nicht mehr ganz folgen konnte. Einzelne Handlungen/Abläufe waren für mich nicht mehr so gut nachvollziehbar. Aber vielleicht liegt es auch an meinen „Sonntagssynapsen“ 😂🙈
    Dran bleiben!
    Herzlich – die Lia 🌿💚

    1. Liebe Lia,
      vielen lieben Dank für dein Feedback 🙂 <3
      Ich glaube nicht, dass das an deinen "Sonntagssynapsen" gelegen hat haha (mir hatte bereits meine Mum gesagt, dass sie auch bei einigen Personen bzw. Stellen den Überblick verloren hat..) Ich glaube, mein Problem lag da an der Kürze der Geschichte, da ich normalerweise viel länger schreibe und eigentlich auch nichts veröffentliche, da sind es dann meine Gedanken und für mich macht – logischerweise – das meiste Sinn 😉
      Du hast mir gerade allerdings wirklich eine Freude bereitet, als ich deinen Kommentar gelesen habe! Danke für die aufmunternden Worte! (und ja, Rechtschreibung und Satzzeichen sind noch immer nicht 100% richtig…, wenn ich drüber lese fällt mir meistens immer etwas auf, was ich beim Schreiben übersehen habe)
      Liebe Grüße und einen schönen Abend noch 😉
      Irene

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