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Hätte ich geahnt, dass das heute mein letzter Morgen mit meinem Sohn ist, hätte ich nie mit ihm gestritten. Ich hätte ihn seine Schultüte mitnehmen lassen – auch wenn gestern bereits der erste Schultag war. Wir haben doch nur uns. Streiten ist Zeitverschwendung. Als er ohne dieses Lächeln, das mein Herz schneller schlagen lässt, im Schulgebäude verschwindet, wird mir ganz mulmig.
Jetzt liegt diese dumme Schultüte noch genauso auf dem Küchentisch, wie Joshi sie hingepfeffert hat. Die Süßigkeiten verstreut daneben, darunter, auf dem Boden, zusammen mit dem restlichen Frühstück. Unordnung gibt es bei uns nicht und das weiß Joshi. Wenn man ein Leben führt, wie das unsere, dann muss alles immer an seinem Platz liegen. Im Notfall bleibt selten Zeit, danach zu suchen. Dann muss alles bereit liegen, bereit, um eingesteckt und mitgenommen zu werden, denn ein Zurück gibt es nicht. Nicht für uns.
Ich bücke mich nach dem Rest meiner Zimtschnecke, die ich wegen des Streits nicht aufgegessen habe. Augenblicklich zuckt ein Stich durch meine Rippen – dieser Fahrradfahrer hat mich doch stärker erwischt als ich gedacht habe. Jeden Morgen gehen Joshi und ich gemeinsam zum Bäcker. Jeden Morgen kaufen wir einen Schokobrownie für ihn und eine Zimtschnecke für mich. Egal, wie oft wir umziehen mussten, von heute auf morgen, dieses Ritual ist uns nie abhandengekommen, an keinem Morgen der letzten sechs Jahre. Aber heute Morgen rammte mich auf dem Nachhauseweg ein Radfahrer. Es ist nicht viel passiert: ich stolperte gegen die Brüstung der U-Bahn-Haltestelle. Alles in Ordnung, sagte ich mehr zu Joshi als zu dem aufgeregten Fahrradfahrer, der sich über und über entschuldigte. So alarmiert wie Joshi dreingeblickte, musste ich ihn schnell nach Hause schaffen. Mein Lächeln beruhigte ihn nur ein bisschen. Keine Gefahr, bedeutete es. Alles in Ordnung. Ich pflückte unsere Frühstückstüte vom Boden, nahm Joshis zitternde Hand und verabschiedete mich schnell. Zuhause zeigte Joshis Wutanfall, dass nichts in Ordnung war.
Ich beginne aufzuräumen und schiebe mir den Rest meiner Zimtschnecke in den Mund. Aber die schmeckt heute nicht so gut wie sonst, dieser Morgen hat mir den Appetit verdorben. Streit mit Joshi fühlt sich an als würde die Welt schwanken, in alle Richtungen gleichzeitig. Vielleicht schmuggle ich ihm zur Wiedergutmachung noch ein Extra-Ü-Ei in die Tüte. Ja, das mache ich. Bei dem Gedanken an sein Lächeln, wenn er es findet, kann ich schon besser durchatmen.
Als ich zwei Mini-Snickers vom Küchenboden aufsammle und in Joshis Schultüte legen will, spannen sich meine Muskeln an: Ein Smartphone? Vorsichtig nehme ich es in die Hand. Neu, ohne Kratzer, leuchtend Rot. Wo kommt das her? Joshi besitzt kein Telefon, auch wenn er immer wieder damit anfängt, eins haben zu wollen. Hat er das etwa gestohlen? Aber von wem?
Als ich meinen Zeigefinger auf den runden Button am unteren Ende des Displays lege, entsperrt es sich. Wie von Zauberhand.
„Fingerabdruck erkannt“ teilt das Ding mir mit.
Für einen Moment denke ich gar nichts, dann alles auf einmal. Mein Herz wummert plötzlich so stark hinter meinem Brustbein, das es weh tut. Ein Gedanke kristallisiert sich zwischen all den Fragezeichen heraus und in meinem Brustkorb wird es enger: Mein Fingerabdruck entriegelt ein Handy, das ich noch nie zuvor gesehen habe, das aber in Joshis Schultüte, auf unserem Küchentisch liegt. Da ich keine Freunde habe, kann das kein verrückter Zufall sein. Nichts ist Zufall in unserem Leben.
Ein neues Feld ploppt auf: „Eine ungelesene Nachricht“. Mit einem Wisch öffne ich sie.
Ein Bild.
Von mir.
Zwar bin ich darauf sechs Jahre jünger, mit roten statt braunen Haaren, kurzen statt langen, dicker. Aber selbst im Dunkeln hätte ich mich erkannt. An diesem Tag hat sich mein Leben verändert – und das von Joshi, der damals in dem Kinderwagen vor mir lag.
Unter dem Bild stehen drei Worte:
Wir haben dich.
Die Angst schlägt mir wie eine Faust in den Bauch und lässt jedes Haar auf meinen Armen elektrisiert zu Berge stehen.
Wir haben dich.
Während das Smartphone auf den Küchentisch kracht, renne ich schon ins Schlafzimmer. Ich reiße die Tür meines Kleiderschranks auf und ziehe den Rucksack heraus. Mit der anderen Hand greife ich den kleinen Ordner, in dem sich immer alle wichtigen Unterlagen befinden, und stopfe ihn an seinen Platz im Rucksack. Mit einem schnellen Blick versichere ich mich, dass alles andere in diesem Raum nicht wichtig ist. Dann renne ich in Joshis Zimmer und schnappe mir Mister Bungles, seinen Stoffhasen.
Egal, wie dieses Handy in die Schultüte gekommen ist, egal, wieso mein Fingerabdruck es entsperrt, egal, dass sich ein Foto von mir und Joshi auf der Flucht aus dem Krankenhaus darauf befindet, alles bedeutet nur eins: Wir müssen weg. Weg aus Köln, weg. Sofort.
Obwohl wir schon oft „umgezogen“ sind – so nennt Joshi unsere Flucht, weil er es nicht anders weiß – liegen dieses Mal meine Nerven blank. Noch nie habe ich mich dabei so elend gefühlt. Joshi sollte doch zur Schule gehen. Freunde finden. Zur Ruhe kommen. Stattdessen flüchten wir. Schon wieder.
Doch dieses Mal ist anders, ich spüre es. Noch nie kamen sie so nah an uns ran. An Joshi! In den ganzen sechs Jahren nicht! Mir wird übel vor Angst und Panik. Nur mit Mühe schaffe ich es, mein Fahrrad aufzuschließen und los zu radeln. Zu Joshi.
Joshis Lehrerin kann ich sicher schnell überzeugen. Ein Notfall in der Familie. Notfälle funktionieren immer und die Lehrerin ist eine gutgläubige Frau. Wenn Joshi ein paar Tage unentschuldigt fehlt, würde sie keinen Verdacht schöpfen. Wer nervt schon eine vom Schicksal gebeutelte Familie? Eine Woche, ja, dann wird sie bemerken, dass etwas nicht stimmt. Bis dahin? Sind wir längst über alle Berge. Wie die anderen Male.
Ein Plan. Gut … Ein Plan beruhigt. Es ist als ob plötzlich wieder alles an seinem Platz liegt.
Doch das beruhigende Gefühl verpufft als ich auf den Schulhof einbiege und Übelkeit übermannt mich schlagartig. Einfach ins Gebäude zu marschieren und mir Joshi aus der Klasse zu fischen, funktioniert nicht: ein schrilles Alarmsignal übertönt die unzähligen Gespräche von hunderten von Schülern, die sich in sicherem Abstand zur Schule unter einem grünen Schild mit der Aufschrift Fluchtpunkt versammelt haben. Aufgebrachte Lehrer versuchen sie zu beruhigen, während drei Löschzüge der Feuerwehr auf den Schulhof einbiegen. Selten hat ein Anblick mein Innerstes so widergespiegelt wie jetzt.
Mein Puls lässt sich nicht runterschrauben. „Konzentrier dich, finde Joshi.“ Aber wie um alles in der Welt soll ich zwischen all den Schülern Joshi finden? Sein blonder Haarschopf fällt nicht besonders auf.
Endlich entdecke ich Joshis Lehrerin: Zwischen den Schüler, die um sie herumstehen? Kein Joshi. So schnell es geht schiebe ich mich durch die Schülermenge auf sie zu. „Wo ist Joshi?“, schreie ich sobald ich in ihrer Reichweite bin.
Sie dreht sich zu mir um und nach einem Moment kann sie zuordnen zu wem ich gehöre. Statt einer Antwort sieht sie sich selbst um. Wieso weiß sie nicht, wo er ist? Das ist ihre verdammte Aufgabe! Plötzlich wendet sie sich einem Jungen zu, doch der schüttelt den Kopf.
Shit.
„Als wir die Klasse verlassen haben, war er dabei“, versichert mir sie mit einem Lächeln, dass ich ihr am liebsten aus dem Gesicht reißen möchte. „In der Schule ist er nicht mehr. Er treibt sich sicher nur irgendwo rum. Hier draußen kann ihm ja nichts passieren.“
Für ein paar Sekunden mustere ihr Gesicht genau, präge mir jedes Detail ein. Damit ich sie wiederfinde, denn dafür wird sie bezahlen. Dann mache ich kehrt. „Joshi?!“
Meine Stimme geht im Geheule der Alarmglocken unter. Und selbst wenn mich jemand versteht: Niemand kennt Joshi. Kein Wunder, er hat keine Freunde.
Der Kloß in meinem Hals wächst und am liebsten möchte ich losheulen, mir Joshi her-teleportieren und dann zusammen irgendwo anders hin. Nach Berlin. Oder München. Große Städte, wie Köln. Unübersichtlich, anonym. Das brauchen wir.
Plötzlich steht ein Mädchen vor mir. „Bist du die Mama vom Joshi?“
„Bin ich. Hast du ihn gesehen?“
„Hier.“ Sie drückt mir einen Zettel in die Hand und, bevor ich etwas antworten kann, taucht sie wieder in die Menge ein und verschwindet.
Wieder ein Bild. Eine Adresse. Und wieder drei Worte, die dieses Mal noch schwerer in mir einschlagen:
Wir haben ihn.
Sie haben mein ganzes Leben, meinen Sinn: Sie haben Joshi.
Ein Piepsen setzt in meinen Ohren ein und ein Taubheitsgefühl sickert von meinem Kopf in meinen Körper, setzt sich in meinem Herz fest und verwandelt es in ein heißes Stück Kohle, von dem eine Schicht nach der anderen verglüht. Ich versuche Luft zu holen, doch meine Lungen lassen nur das Lebensnotwendigste ein. Wie in Trance zücke ich mein Handy und tippe die Adresse bei google ein, noch während ich zu meinem Fahrrad sprinte.
Das Gelände am Niehler Hafen gleicht einer Ruine. Vermodertes Holz, in sich zusammengestürzt. Brüchige Mauern, überwuchert von Brombeersträuchern. Nur eine Halle – in der Mitte des Geländes – ragte in die Höhe, intakt. Und dort finde ich ihn, Joshis Vater.
So verführerisch wie eh und je. An manchen Menschen geht die Zeit vorbei, vor allem an Menschen wie ihm. Ihn lächeln zu sehen, schnürt mein Herz ein, obwohl es aus meinem Brustkorb ausbrechen und davonlaufen will – wie ich. Doch ich halte direkt auf ihn zu. Mit wackligen Knien schaffe ich es über die Reste einer Zwischenmauer, auf die ich mich am liebsten setzen würde, um wieder zu Atem zu kommen.
„Du hast ihm gesagt, ich bin tot.“
Die Vorstellung, dass er mit Joshi gesprochen hat, bringt mich zum Zittern. Nie hätte er so nah an ihn rankommen dürfen. Nie! „Was hätte ich sonst sagen sollen? Wo ist er? Was hast du ihm angetan?“ Mein Blick schießt von einem Winkel der Halle zum nächsten. So viele Möglichkeiten, um Joshi zu verstecken … Wie konnte es nur so weit kommen? Was habe ich falsch gemacht? „JOSHI?“ Doch ich bekomme keine Antwort. Nicht mal das kleinste Geräusch. Es macht mich schier wahnsinnig! „Wo steckt er?!“ Das Zittern bahnt sich bis in meine Stimme.
„Wie fühlt es sich an, wenn man sein Kind vermisst?“ Er legt den Kopf schief. Sein Blick wandert über meinen Körper, als sei ich eine Laborratte. „Wie geht es dir?“
„Spar dir das! Gib ihn mir zurück! Ich bin seine Mutter!“
Das Echo seines Lachens trifft mich aus jedem Winkel der Halle und beschert mir einen Schweißausbruch – den ersten von vielen. Wieso fühle ich mich nur so beschissen?! Ich kann nicht aufgeben, nicht jetzt. Ohne Joshi bin ich nichts, ein Niemand. Noch nicht mal mehr eine Mutter. Doch noch habe ich eine Chance. Er ist allein. Eins zu eins.
Im nächsten Augenblick halte ich auch schon die Holzlatte, die neben mir an den Mauerresten lehnt, in der Hand und stürme auf ihn los.
Am Kopf treffen, brüllt mein Gehirn mich an. Seinen Körper findet hier niemand! Es ist perfekt!
Doch plötzlich klappen meine Beine weg, ohne dass ich etwas dagegen tun kann, und ich schlage der Länge nach auf den Betonboden auf. Ein spitzer Schmerz jagt von meinen Knien durch meinen Körper, er ist aber nichts im Vergleich zu der Verzweiflung, die sich durch mich frisst wie ein Schwarm Heuschrecken. Mich auf alle Viere zu stemmen, kostet mich mehr Kraft als es sollte, doch ich habe nur Augen für die Holzlatte. Sie liegt nur ein kleines Stück von mir entfernt. Ich muss ihn töten …
„Du bist nicht seine Mutter“, sagt plötzlich eine andere Stimme hinter mir und lässt meine Bewegung gefrieren.
Sie …
Trotz der schrecklichen Worte, die sie sagt, klingt sie wie früher: warm, klar.
Sie kommt vor mir zu stehen. „Du bist nicht -“
Ich schlage meine Hände auf meine Ohren. „Nein!“ Das will ich nicht hören! Joshi ist mein Sohn! Meiner!
„Du bist nicht seine Mutter“, wiederholt sie so laut, dass ich sie höre. Mein Blick schießt hoch zu ihr und meine Gedanken verstummen.
Da sind sie.
Die drei Muttermale.
Unter ihrem linken Auge.
Sie zucken mit dem Lächeln, das in das Gesicht der Frau tritt. Jeden Tag in den letzten sechs Jahren habe ich diese drei kleinen Punkte genau an derselben Stelle in Joshis Gesicht gesehen. Jedes Mal mit einem Schuss Adrenalin – und Schuld.
„Ich bin seine Mutter“, sagt sie ganz ruhig.
„Nein!“, brülle ich aus voller Seele. „Ich habe ihn großgezogen, ich habe mich um ihn gekümmert, wenn er krank war. Ich war da für ihn!“ Gegenwart! Los, Gegenwart! „Ich bin da für ihn!“
Wieder dieses Lachen, so hell und perfekt. Mit ihm bohren sich Neid und Eifersucht tief in mich, wie früher schon, als wir noch befreundet waren. Mein Herz glüht unangenehm heiß auf.
Das Gesicht von Joshis Mutter verzieht sich zu dem eines Racheengels. „Du hast ihn uns weggenommen, du Diebin. Hast du eine Ahnung, wie es sich anfühlt, ein Kind auf diese Welt zu bringen, mit all den Schmerzen und dann verschwindet es aus seinem Bettchen? Zusammen mit seiner Taufpatin?“
Nein …
Ich habe immer geahnt, wie es sich anfühlen muss, aber erst jetzt verstehe ich es wirklich. Es zerreißt. „Bitte, er braucht mich.“ Meine Stimme hat sich zu einem widerlichen Flehen verwandelt. Diese für ihn Fremden können ihn mir doch nicht wegnehmen. So wie ich es ihnen angetan habe. Solche Menschen sind die beiden nicht. „Wie wollt ihr es ihm erklären? Das Beste für ihn…“
Meine Lippen sind fast taub, meine Mund ist so trocken, dass die Worte kaum die Stärke finden, die sie brauchen, um Joshi zu helfen. Ich bin seine Mutter. Für ihn bin ich seine Mutter. Auch wenn ich ihn nicht zur Welt gebracht habe. Mit jedem Wort stiehlt sich mehr Unruhe in meinen Verstand. Zeitverschwendung, nichts anderes ist das hier. Wieso glotzen sie mich an? Wieso erwidern sie nichts? Wieso rufen sie nicht die Polizei? Oder ist die schon auf dem Weg? Ich an ihrer Stelle …
Ich verstumme. Und versuche zu schlucken, es geht nicht. Wie könnte man eine Mutter schlimmer bestrafen, als ihrem Kind etwas anzutun?! Ich versuche mich auf meine Füße zu stemmen, doch sie gehorchen mir nicht. „Was habt ihr mit ihm getan?“
Joshis Mutter zieht ein Smartphone aus ihrer Jeans, es sieht genauso aus wie das, das ich vor einer Stunde in Joshis Schultüte gefunden habe. Sie wischt darauf herum und hält es mir vors Gesicht.
Ein Video.
Ich. Beim Bäcker, mit Joshi. Im gestreiften Shirt, dass er gestern zum Schulanfang bekommen hat … das ist unser heutiger Ausflug zum Bäcker. Joshi sieht sich verunsichert um, wie er es immer tut, wenn wir unterwegs sind. Er versteht es, sich zu schützen. Bitte, wenn es einen Gott gibt, lass ihn noch in Ordnung sein! Was soll dieser ganze Mist?!
Es folgt der Zusammenstoß mit dem Radfahrer. Statt meiner Rippen pocht mittlerweile mein ganzer Körper. Ich sehe die überschwängliche Entschuldigung, das Aufhelfen, das … Austauschen der Bäckertüte.
„Aber …“ Ich starre die beiden nacheinander an. Doch bevor ich noch ein Wort über meine Lippen bringe, erfasst mich ein Krampf und schüttelt mich durch. Mein Blick heftet sich wieder auf das Display vor mir. Mit jeder Sekunde, die zu sehen ist, sinke ich tiefer in mich zusammen.
Eine fremde Küche. Teig. Ein weißes Pulver, das in die Füllung gegeben wird. Das Etikett einer Flasche. Ein Totenkopf. Eine Zimtschnecke. Die, die ich heute Morgen gegessen habe? Die Erinnerung an den seltsamen Geschmack in meinem Mund.
Sie warten nicht auf die Polizei … meinen Körper wird hier niemand finden. Es ist … perfekt.
Mein Herz rast und mein Atem fühlt sich an als versuche ich Schokopudding zu atmen. Das Gesicht der Frau, die mich vergiftet hat, taucht direkt über mir auf. „Keine Sorge. Er wird es verstehen. Dafür sorge ich.“
Mein Blick fällt wieder auf die drei Muttermale. Das ist der Gürtel des Orions, der gehört zum stärksten Kämpfer des Universums. Du bist von ihm, vom Himmel, auf die Erde gefallen. Zu mir.
Genau das habe ich Joshi jedes Mal erzählt, wenn er fragte, wieso er sie hat – und ich nicht. Er ist mein Ein und Alles, immer gewesen – ohne ihn … Mein Kopf kippt nach hinten auf den Boden, obwohl ich aufspringen will. Ein weiterer Krampf erfasst mich, schnürt mir die Luft ab.
„Bitte nicht!“, will ich schreien, doch nur Gebrabbel kommt über meine Lippen. „Joshi!“
Joshis Vater legt seinen Arm um seine Frau. Gemeinsam sehen sie zu mir herab. Jetzt ist alles wieder an seinem Platz, denke ich und sehe wie der Gürtel des Orion ein letztes Mal zuckt.
Toll geschrieben, plausibel und nachvollziehbar mit der gut angelegten Wendung. Die Erzählung in der Ich-Perspektive ist Dir extrem gut gelungen – häufig klingt die ich-Form sehr umgangssprachlich, Dir ist es gelungen professionell und doch authentisch zu formulieren, ich habe mich ganz in der Geschichte gefühlt und mitgefiebert.
Moin,
eine wirklich packende und mitreißende Geschichte die du dir da ausgedacht hast und dein flüssiger Schreibstil tut sein übriges. Vom ersten Augenblick an baust du eine Spannung auf die bis zum Ende anhält und das mit einer Art und Weise die den Leser am Ende sprachlos zurück lässt. Richtig, richtig gut…
Mein Like lass ich dir gerne da und wünsche dir alles Gute für’s Voting. Du hättest es verdient ins E-Book zu kommen.
LG Frank aka leonjoestick ( Geschichte: Der Ponyjäger)
Hey Mela,
Deine Geschichte verdient etwas mehr Publikum und ich bin froh sie gefunden zu haben. Starker Anfang, starke Wendung und insgesamt gut geschrieben.
Der Titel macht neugierig, seine Auflösung kommt unerwartet. Die Täter / Opfer Beziehung hast Du gut umgesetzt in Bezug auf das dunkle Geheimnis. Chapeau!
LG Chris
https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/identitaet-6
Danke euch! Ich war im Urlaub, deshalb antworte ich jetzt erst. Es freut mich sehr, dass euch die Geschichte so gut gefällt und euch der Stil und der Spannungsbogen reingezogen hat 🙂
Liebe Mela,
deine Geschichte hat mir sehr gut gefallen! Und ich finde die Länge absolut ideal. 🙂
Ich glaube, ich habe bisher auch keinen ähnlichen Plot gelesen. Ich mag deinen Schreibstil und die vielen kleinen Details, die deine Geschichte so lebendig machen. Z.B., dass die Protagonistin sich das Gesicht der Lehrerin einprägt oder welche Gegenstände sie einpackt.
Der Twist am Ende ist auch super und kam für mich unerwartet.
Eine Sache ist mir aufgefallen: “Mein Blick fällt wieder auf die drei Muttermale. Das ist der Gürtel des Orions, der gehört zum stärksten Kämpfer des Universums.” <- Ich glaube, hier müsste es "Gürtel des Orion" heißen. An sich nehme ich auf kleine Rechtschreibfehler keinen Bezug, aber die Stelle ist doch sehr dominant im Text. Wenn du möchtest, kannst du das unter dem Punkt "Geschichten" in deinem Profil ändern.
So oder so, ich lasse dir auf jeden Fall ein Herzchen da!
LG
Merle (Geschichte: Sepia)
Hey Mela, sehr schöne Geschichte. Toll ausgedacht und der Schreibstil gefällt mir! Daumen hoch! Vielleicht magst Du ja auch meine Geschichte? https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/warte-nur-ein-weilchen
Liebe Grüße, Frank