Sabine BrunsDer siebte August

Harmonie und Liebe, das waren die Worte, die Sina spontan einfielen, während sie den bisherigen Verlauf ihres Wochenendtrips mit Jacob überdachte. Nachdem sie vom Morgen bis zum frühen Abend bei herrlichem Wetter durch die Stadt gebummelt waren, hatten sie in diesem gepflegten Restaurant gegessen und nun stand ihnen eine Nacht in einem wunderschönen, luxuriösen Hotel bevor.

Sina beugte sich über das Waschbecken, entblößte die Zähne mittels eines breiten Grinsens und suchte in ihrem Spiegelbild nach Fleischfetzen in den Lücken. Alles sauber. Sie zupfte ihre Haare zurecht, erneuerte den Lippenstift und wusch sich die Hände.

Als sie an den Tisch zurückkehrte, hatte Jacob bereits bezahlt. Bei seinem Anblick lief ein Glücksschaudern durch ihren Körper. Er war so attraktiv. Kaum zu glauben, dass sich ein dermaßen gut aussehender Mann in sie verliebt hatte.

Er lächelte. Natürlich lächelte er. Er lächelte immer, wenn er sie sah, und Sina genoss sein Lächeln. Er war der erste Mann, dessen Lächeln sie wirklich, wirklich liebte. Mit ihm würde sie ein neues Leben beginnen. Heute, am siebten August. Es gab kein besseres Datum für einen echten Neuanfang.

Sie verließen das Restaurant und schlenderten den Weg neben den nett angelegten Blumenbeeten entlang zum Parkplatz. Die Nachtluft war erfüllt vom Duft nach frisch gemähtem Gras und dem Zirpen der Grillen. Weit weg hörte man helles Lachen und ein Auto hupte. Bei diesem herrlichen Wetter waren viele Leute bis spät in der Nacht unterwegs. Jacob griff nach Sinas Hand, hob sie an seine Lippen und drückte einen sanften Kuss auf ihre Fingerknöchel, während sie nebeneinander hergingen.

„Hallo! Ihr Handy!“

Sie stutzten beide und drehten die Köpfe.

„Bitte?“, fragte Jacob.

Der grauhaarige Kellner stand in der geöffneten Restauranttür, lief ihnen nun entgegen und nickte Jacob lächelnd zu. „Ihre Frau hat ihr Telefon auf dem Tisch liegengelassen.“

„Oh! Vielen Dank.“ Jacob nahm es und reichte es Sina. Dann drückte er auf den Knopf an seinem Schlüssel, der das Auto aufschloss, und das charakteristische Plopp ertönte, als die Verriegelung aufsprang. Er wendete sich nach links, um auf der Fahrerseite einzusteigen.

Sina ließ das Handy in ihre Handtasche fallen und stieg ebenfalls ein.

Während der Fahrt schwiegen sie. Es war ein gutes Schweigen, voller Einverständnis und innerem Frieden.

Sie erreichten das Hotel, ließen sich die Schlüsselkarten geben und fuhren im Fahrstuhl nach oben.

In der Kabine stellte sich Jacob vor sie und strich mit den Fingerspitzen über ihre Wange. „Nun sind wir schon vier Monate zusammen. Ich möchte keinen einzigen Tag missen.“

Sina lächelte. „Ich auch nicht.“

Er küsste sie hauchzart auf die Lippen.

Der Fahrstuhl hielt, sie stiegen aus und Jacob schloss das Penthouse auf. Er ließ ihr den Vortritt.

Sina deutete Richtung Bad. „Ich gehe mich schnell frisch machen.“

„Natürlich, Schatz. Ich schenke uns inzwischen Champagner ein.“

„Wunderbar.“

Kaum hatte sie die Badezimmertür hinter sich geschlossen, vibrierte das Handy in ihrer Handtasche. Sie zog es heraus und blickte drauf. Auf dem Display leuchtete eine unbekannte Nummer. Stirnrunzelnd tippte sie auf das Symbol des grünen Hörers. „Ja?“

„Der Pin lautet null sieben null acht. Betrachte das Foto.“ Klick. Aufgelegt. Eine Frauenstimme. Wer war das?

Wieder vibrierte es in ihrer Handtasche. Irritiert sah Sina hinein. Da lag zwischen dem Portemonnaie und der Haarbürste ein weiteres Handy.

Sie zog es heraus und betrachtete es von allen Seiten. Es sah genauso aus wie ihr Smartphone. Es war die gleiche Marke, steckte in der gleichen schwarzen Hülle, und sie begriff: Es war gar nicht ihr Telefon gewesen, das der Kellner auf dem Tisch gefunden hatte, sondern ein fremdes, was ihrem zum Verwechseln ähnlich sah.

Als sie sie nebeneinander hielt, war es wie ein Spiegelbild, und beim Berühren wurden die Displays hell.

Während sie die Telefone anstarrte, erhöhte ihr Herzschlag die Frequenz. Es war der siebte August und der Pin lautete null sieben null acht. Bei beiden Handys! Das konnte kein Zufall sein. Was hatte das zu bedeuten?

Plötzlich waren ihre Hände schweißnass, in ihrem Mund bildete sich ein seltsamer Geschmack und ihr wurde schwindelig. Warum sah sie auf einmal alles doppelt?

Sie kniff ein Auge zu, um sich besser zu orientieren, tippte die vier Ziffern ein, klickte den Fotoordner auf und sah … sich selbst.

Mit einem hellen Scheppern fielen die Handys in das leere Waschbecken. In Sinas Mund sammelte sich der Speichel und in ihrer Kehle bildete sich dieser typische widerliche Kloß, der entstand, wenn der Mageninhalt sich einen Weg nach oben suchte. Sie würgte, beugte sich über die Kloschüssel und erbrach das halb verdaute Abendessen.

Keuchend wendete sie sich wieder dem Waschbecken zu und wagte es, das Handy erneut in die Hand zu nehmen, um das Foto noch einmal zu betrachten.

Fragen zuckten durch ihren Verstand.

Es hatte in der schrecklichsten Nacht ihres Lebens einen Zeugen gegeben? Jemand hatte zugesehen? Und ihr nicht geholfen? Hatte stattdessen fotografiert?

In Sinas Ohren rauschte es. Wer war dort gewesen? Wer war die Frau, die sie angerufen hatte? Was hatte das alles zu bedeuten?

Sie klammerte sich am Rand des Waschbeckens fest.

„Alles in Ordnung?“ Jacob klopfte an die Tür.

Sina atmete tief durch und räusperte sich. „Natürlich. Einen Moment noch. Ich komme gleich.“ Sie drehte das Wasser auf, nahm eins der Zahnputzgläser und spülte ihren Mund aus.

Ihr Handy piepte erneut. Wieder ein Anruf. Wieder die unbekannte Nummer.

Mit zitterndem Finger drückte sie auf den kleinen grünen Hörer. „Was wollen Sie?“

„Hübsches Bild, nicht wahr?“ Die Frauenstimme stieß ein raues Lachen aus.

„Wer sind Sie?“

„Der Schwanz, den du auf dem Foto in deinem hübschen Mund hast, gehörte meinem Mann, und es war der siebte August, mein zweiter Hochzeitstag.“

„Andreas hatte mich gezwungen! Es war Vergewaltigung gewesen! Ich wollte das nicht tun, aber ich hatte keine andere Chance gegen ihn.“

In ihrem Kopf stiegen die Bilder auf, längst vergessene Erinnerungen drangen in ihr Bewusstsein. Sie roch ihn, den Geruch seines Schweißes, und den des alten Teppichs im Schlafzimmer, der an Feuchtigkeit und Schimmel erinnert hatte. Sie sah es vor sich, als wäre es gestern gewesen. Andreas hielt sein Smartphone in der Hand und fotografierte das Spiegelbild des Schlafzimmerschranks, in dem sie beide zu sehen waren.

Erneut schrillte das gemeine Lachen aus dem Handy. „Natürlich, Schätzchen. Deshalb siehst du auch so treuherzig demütig zu ihm auf. Du hast freiwillig mitgemacht und dann bist du feige geworden und wolltest nicht mehr! Da ist Andreas natürlich sauer geworden.“ Sie seufzte. „Sieh dir die anderen Bilder an.“

„Was? Welche anderen? Was meinen Sie?“

„Die anderen Fotos! Da sind noch mehr! Los, mach schon!“

Sina gehorchte und scrollte über den kleinen Bildschirm. Tatsächlich. Da waren eine Menge Fotos, und alle zeigten die gleiche Frau, allerdings auf jedem Bild mit einem anderen Mann.

Die Frau sah aus wie Sina. Auf jedem Bild, eindeutig, und es war immer das gleiche Motiv, immer ihre Doppelgängerin und immer mit einem anderen Mann. Warum immer mit einem anderen Mann?

Diese Frau, die andere Sina, die Doppelgängerin, lächelte in die Kamera, während sie das Selfie machte. Jedes Mal. Und jedes Bild war an einem siebten August aufgenommen worden. Seit damals, jedes Jahr eins!

Sina hob den Kopf und schloss die Augen. Sie atmete tief durch, konzentrierte sich und fühlte in sich hinein. Sie war nicht betrunken, sie spürte ihre Hände, die Fliesen unter ihren Füßen, und sie roch den Duft der Hotelseife. Alles ganz normal. Trotzdem war ihr so seltsam schwindelig.

Entschlossen öffnete sie die Lider und sah erneut auf das Display. Aber es änderte sich nichts. Die Bilder verschwanden nicht. Es fühlte sich an wie ein Spuk, doch es war real.

Das war unmöglich! Das war sie nicht! Das konnte sie nicht sein! Wer war diese andere Sina?

„Was soll das? Was sind das für Fotos?“ Sie war so atemlos, dass ihre Stimmbänder die Worte nur als tonloses Hauchen zustande brachten.

Die Frau lachte erneut. „Das bist du, Schätzchen. Jedes Mal.“

„Nein.“ Sina schüttelte wild den Kopf. „Nein, das bin ich nicht.“

„Das weißt du, und das weiß ich, aber die Polizei, die weiß es nicht, wenn sie die schöne Bildersammlung bekommt. Doch ich gebe Dir einen Ausweg. Du kannst verhindern, dass ich die Fotos an die Polizei schicke.“

Sina runzelte die Stirn. „Was wollen Sie?“

„Du magst den hübschen Jacob sehr, nicht wahr?“

„Ja.“

„Ich mochte meinen Andreas auch sehr.“

Sina schnappte nach Luft. „Es war Vergewaltigung! Andreas hat mich gezwungen! Ich konnte nicht anders! Es war die einzige Chance, mich zu wehren!“

„Andreas hat es nur getan, weil du miese Ratte ihm gesagt hast, dass du es magst, dich zu unterwerfen!“

„Nein!“

„Lüg nicht! Ich weiß alles! Ich war dabei! Ich habe es gesehen! Du blöde masochistische Schlampe hast meinem Andreas den Kopf verdreht und mir mein Glück kaputtgemacht. Und deswegen wirst du jetzt auch dein Glück kaputtmachen.“

„WAAAAS?“

„Du hast mich schon verstanden, Schätzchen. Tust du es nicht, geht die Bildersammlung heute Nacht noch zur Polizei und du wirst für alle Ewigkeit im Knast verrecken.“

Sina keuchte. Wieder rauschte es in ihren Ohren. Ihre Knie wurden weich wie Watte. „Ich kann das nicht!“

„Du kannst. Wenn Du mir nicht bis Mitternacht das Foto schickst, bist du geliefert.“

Es klickte. Die Frau hatte das Gespräch beendet. Sina starrte ihr Spiegelbild an. Was sollte sie tun? Sie liebte Jacob! Aber wenn sie nicht gehorchte, würde sie für den Rest ihres Lebens im Gefängnis sitzen. Warum war der blöde Kellner ihnen denn bloß mit dem fremden Handy hinterhergelaufen? So ein Mist! Niemand würde ihr glauben, dass die Selfies nicht echt waren, dass sie eine Doppelgängerin hatte, und das sie erpresst wurde.

Sie drehte den Hahn auf und schüttete sich eiskaltes Wasser ins Gesicht. Tränen füllten ihre Augen und ihr Spiegelbild verzog sich hinter den Schlieren zu einer hässlichen Fratze.

Es nützte nichts. Es gab keinen anderen Weg. Sie musste es tun.

Als sie die Tür öffnete, hielt sie den Brieföffner, den sie zur Selbstverteidigung immer in der Handtasche dabei hatte, fest in der rechten Faust hinter ihrem Oberschenkel, sodass er ihn nicht sehen konnte.

Jacob stand am Fenster. Er hatte die Anzugjacke ausgezogen, die Hemdsärmel halb hochgekrempelt und die Hände in die Taschen seiner dunklen Hose gesteckt. Als er das Öffnen der Tür hörte, drehte er sich um. Eine Haarsträhne fiel ihm in die Stirn. Was für ein wunderschöner Mann.

Im Raum war das Licht gedimmt. Auf dem niedrigen Couchtisch standen zwei gefüllte Champagnergläser und die geöffnete Flasche.

Langsam ging Sina auf ihn zu. Sein Gesicht lag halb im Schatten.

„Auf die Knie, Sina.“ Seine Stimme klang tief. Sie liebte die Tonlage, die Jacob benutzte, wenn sie sich innerhalb einer Session befanden. Das Timbre ließ in ihrem Bauch die Nervenenden vibrieren.

„Ja, Sir“, hauchte Sina und sank auf den Boden. Sie leckte sich über die Lippen, während sie zu ihm aufsah. „Darf ich dich verwöhnen, Sir?“

Er lächelte, öffnete seine Hose und sein erigierter Penis wippte vor ihr Gesicht.

Sina zögerte, doch sie wusste, es gab keinen Ausweg.

Sie beugte sich vor und legte die Lippen um seine Eichel. Er stöhnte leise.

Sie biss mit voller Kraft zu. Er schrie auf, doch in diesem Moment holte sie bereits mit dem Brieföffner aus.

 

Als Sina über den Parkplatz lief, hörte sie ein Martinshorn. Kein Wunder, bei dem Lärm, den Jacob gemacht hatte, musste ja jemand den Notruf wählen.

Er hatte gebrüllt wie ein Stier. Nie würde sie seinen Blick vergessen, diese Mischung aus Unglauben, Fassungslosigkeit, Schmerz und Wut. Zum Glück war es nun vorbei.

Seufzend schlenderte sie durch die laue Sommernacht. Die Grillen zirpten. Weit weg lachten Menschen und riefen sich etwas zu.

Sie atmete tief durch, hob den Kopf und sah nach vorne. Man musste immer nach vorne sehen. Das war wichtig.

*

Der Abend war genauso harmonisch wie der Tag in der fremden Stadt verlaufen. Sie hatten sich alle Sehenswürdigkeiten angesehen und danach in diesem gepflegten Restaurant gegessen. Nun stand ihnen eine Nacht in einem wunderschönen Renaissancehotel bevor.

Sina beugte sich über das Waschbecken, entblößte die Zähne mittels eines breiten Grinsens und suchte in ihrem Spiegelbild nach Fetzen vom Gemüse in den Lücken. Alles sauber. Sie zupfte ihre Haare zurecht, erneuerte den Lippenstift und wusch sich die Hände.

Als sie an den Tisch zurückkehrte, hatte Simon bereits bezahlt. Sie hatten frischen Spargel gegessen. Mit Sauce Hollandaise. Sehr lecker.

Er lächelte und seine Grübchen wurden sichtbar. Sina kannte nichts Süßeres als Simons Grübchen. Er war der erste Mann, dessen Grübchen sie wirklich, wirklich liebte. Außerdem passten ihre Namen zusammen. Simon und Sina. Das war so wunderbar. Mit Simon würde sie ein neues Leben beginnen. Heute, am siebten August. Es gab kein besseres Datum für einen echten Neuanfang.

Sie verließen das Restaurant und schlenderte über den Parkplatz. Für die Jahreszeit war es recht kühl. Es hatte am frühen Abend ein Gewitter gegeben, und auf dem Asphalt glitzerte das Licht der Straßenlaternen in den Pfützen.

Simon legte seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich.

„Hallo! Ihr Handy!“

Sie stutzten beide, lösten sich voneinander und drehten die Köpfe.

„Bitte?“, fragte Simon.

Die kleine Serviererin mit den dunklen Locken kam herangelaufen und nickte ihm lächelnd zu. „Ihre Frau hat ihr Handy auf dem Tisch liegengelassen.“

„Oh! Vielen Dank.“ Simon nahm es entgegen und reichte es an Sina weiter. Er drückte auf den Knopf an seinem Schlüsselbund, der das Auto aufschloss, und wendete sich nach rechts, um auf der Fahrerseite einzusteigen.

Sina ließ das Handy in ihre Handtasche fallen und stieg auf der Beifahrerseite ein.

Er beugte sich zu ihr hinüber. „Hey.“

Sie lächelte. „Selber hey.“

Seine Lippen legten sich auf ihre und sie versanken in einem langen, tiefen Kuss. Seine Zähne zupften an ihren Lippen. „Ich schätze, du wirst heute Nacht nicht viel zum Schlafen kommen, süße Sina“, raunte er an ihrem Hals und biss sachte in ihr Ohrläppchen.

Sina gluckste und stieß ein leises Stöhnen aus, als heiße erregende Schauer von ihrem Hals durch ihren Körper rasten. Sie legte die Hand auf die Härte in seiner Hose, zwinkerte und drückte leicht zu. „Ich schätze, du hast Recht, süßer Simon.“

Er löste sich lachend von ihr, schaltete den Motor an und legte den Rückwärtsgang ein. Plötzlich erhellte ein blaues blinkendes Licht das Innere des Wagens. Sina drehte irritiert den Kopf. Ein Polizeiwagen versperrte ihnen den Weg.

„Was wollen die denn?“, murmelte Simon und ließ die Seitenscheibe herunter, doch da öffnete schon jemand die Beifahrertür.

Sina sah in das Gesicht eines Mannes in Uniform. „Ihre Handtasche, bitte.“ Seine Stimme klirrte vor Kälte.

Eine Sekunde lang hatte sie Angst und wollte schon den Brieföffner herausholen, um sich zu verteidigen, doch dann besann sie sich. Er war ein Polizist. Vor dem musste sie sich nicht fürchten. Lächelnd reichte sie ihm die Tasche.

Er zog das Smartphone heraus. „Der Pin?“

„Null sieben null acht.“

Er tippte, sein Daumen scrollte, dann nickte er seinem Kollegen, der hinter ihm wartete, zu. „Sie ist es tatsächlich.“

In der nächsten Sekunde zog er eine Waffe, trat einen Schritt zurück und zielte auf Sina. „Aussteigen. Ganz langsam. Lehnen Sie sich mit der Vorderseite gegen das Auto und legen sie die Hände auf den Rücken. Keine falsche Bewegung. Ich warne Sie, ich schieße sofort.“

Sina gehorchte. Ihre Hände wurden hinter ihrem Rücken gepackt und Handschellen klickten zu.

„Was soll das? Was ist los?“ Simons Stimme klang ungeduldig. Er öffnete auf seiner Seite die Autotür und sprang aus dem Wagen. Der andere Polizist sah zu ihm hinüber. „Ihre Begleiterin ist eine gesuchte Serienmörderin.“

„Wie bitte?“

„Ihre Identität ist der Polizei bekannt, seit sie vor neun Jahren ihren Ehemann getötet hat. Seitdem mordet sie jedes Jahr am gleichen Tag, jedoch immer in einer anderen Stadt, deshalb haben wir sie nie erwischt.“

Simon stieß ein kurzes, trockenes Lachen aus. „So ein Blödsinn.“

„Kein Blödsinn. In jedem Jahr am siebten August beißt sie einem Mann den Schwanz ab und ersticht ihn mit einem spitzen Gegenstand, den sie vermutlich auch jetzt bei sich trägt. Danach macht sie ein Selfi und schickt es an die Nummer, unter der das Handy ihres Mannes damals registriert war. Heute hat sie zum ersten Mal einen Fehler gemacht. Sie hat eine Stadt und ein Restaurant zum zweiten Mal mit einem Opfer besucht. Der Barmann hat sie wiedererkannt und uns angerufen. Vor vier Jahren war sie mit einem Typen namens Benjamin Brock hier, der seitdem auf dem Stadtfriedhof ruht. Sie haben Glück gehabt, Mann. Um ein Haar wären Sie ihr nächstes Opfer geworden.“

Sina lächelte Simon über das Autodach hinweg an. „Ich habe keine Ahnung, wovon er redet. Bestimmt hat die Kellnerin sich vertan und das ist gar nicht mein Handy.“

Simon hob die Hand. „Genau! Natürlich! Bleib ganz ruhig, Schatz. Es wird sich alles aufklären.“

Sina nickte. „Mein Telefon muss in der Handtasche liegen.“

Der Polizist öffnete die Tasche, sah hinein und wühlte mit der Hand zwischen den Sachen darin herum. Dann schüttelte er den Kopf. „Da ist kein zweites Handy.“

 

ENDE

2 thoughts on “Der siebte August

  1. Hallo Sabine also ganz toll, ich bin begeistert. Ein toller Plot und mit dem Ende hätte ich so nicht gerechnet. Ich war die ganze Zeit über gespannt, was dabei heraus kommt und dann sowas. Hat mir echt gut gefallen. Flüssig geschrieben und bildlich hatte ich alles…wirklich alles vor Augen. Ich drücke dir fest die Daumen und lasse ein ❤ da. Und solltest du Zeit und Lust haben, dann schau doch mal auf wir_schrieben_zuhause vorbei. Da kannst du deine Geschichte vorstellen und vieles mehr noch.
    Liebe Grüße frechdachs

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