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Die Identität der Unbekannten
Eine Kurzgeschichte
für die Thriller – Anthologie
von Sebastian Fitzek
für das Projekt
#wirschreibenzuhause
Von Niklas M. Käfer
1. Kapitel
Wer bin ich?
Wer sind die anderen?
Für wen halten die mich?
Weiß ich selbst eigentlich, wer ich bin?
Lauter Fragen, die ich mir immer wieder stelle, aber besonders in diesem Augenblick, als ich verzweifelt auf meiner Couch saß, das ratlose Gesicht in meine schwachen Hände gestützt. Vor mir auf dem Couchtisch lag ein Handy. An sich nichts besonders… wenn es mein eigenes Smartphone wäre.
War es aber nicht…
Wie es dazu aber kommen konnte, möchte ich nun erzählen.
Ich bin Julia Pattow, 32 Jahre alt, wohnhaft in Berlin. Zumindest steht das in meinem Ausweis. Aber ist das wahr? Wer sagt mir, dass ich das wirklich bin? Klar, alle Menschen bekommen ihren Namen von ihren Erziehungsberechtigten gesagt und die Kinder merken sich diesen natürlich unterbewusst. Schon als Kleinkinder werden wir mit unseren Vornamen „kategorisiert“, wenn Sie es so wollen. Wäre ja auch blöd, wie sollen wir uns denn sonst ansprechen und einen Menschen ausmachen… „Hey du da, mit dem grünen Pulli…“, klingt einfach blöd, das merken Sie selbst. Der Name ist das erste und wichtigste Initial zur Ausmachung eines Menschen. Aber wer bestätigt uns denn, das wir der sind, der wir glauben zu sein? Wer sagt uns, dass die Daten in unserer Akte auch zu uns gehören? Der Arzt, der uns auf die Welt gebracht hat und die Eltern, die dem Kind den Namen gaben? Die wenigsten Menschen werden sich das fragen, die glauben einfach sie sind der Herr Müller oder die Frau Schmidt. Aber versichern, kann uns das eigentlich niemand. Deshalb gibt es ja auch so viele Identitätsfälscher.
Ich zweifle also an meiner Identität – meinem wirklichen „Ich“. Und damit zurück zu dem Handy.
Alles begann vor 4 Jahren, in dieser Nacht auf den Straßen Berlins. Eine einsame, junge Frau taumelt durch die fast verlassenen und schwach beleuchteten Gassen in den Hinterhöfen der Stadt. Nur ein paar Momente zuvor wurde sie Opfer eines Taschendiebes. Ihr Geldbeutel, ihr Handy, ihre Ausweise, einfach alles ist ihr geraubt worden! Sie weiß den Weg nicht mehr und ihr ist kalt. Mit den adrigen, zierlichen Händen zieht sie ihren Mantel enger. Doch was war das? Am Ende dieser Gasse, dort unten in einer Art Schacht? Eine Luke, ein Fenster, das nicht richtig geschlossen war und furchtbare Geräusche, die dort heraus kamen. Die Frau trat näher, obwohl sie sich sonst nie so etwas trauen würde. Aber was wenn dort unten eine Person ihre Hilfe brauchte? Was wenn Sie sich verletzt hatte oder jemand anders ihr Verletzungen zufügte? Sie konnte nicht einfach feige weglaufen, wie ein kleines Kind. Ihre Schritte wurden langsamer und gebrechlicher, ihr Atem schwerer. Instinktiv drehte sie sich um. War da nicht gerade jemand gewesen? Nein, niemand. Sie wandte sich wieder der geheimnisvollen Luke zu. Auch die Geräusche wurden lauter. Jetzt erkannte sie auch, was das für dumpfe, unterdrückte Geräusche gewesen waren.
Es waren die qualvollen Schreie einer Frau, die gleich ermordet werden würde! Und außer ihr, war niemand da, um ihr zu helfen…
2. Kapitel
Um die Ecke lag die Eingangstüre. Sie war nur angelehnt, als die Frau sie berührte. Sie ging dieses dunkle und unheimliche Gebäude hinab, immer den horrorhaften Geräuschen hinterher. Schließlich kam sie eine Treppe hinuntergelaufen und konnte von einer Nische aus gut in einen großen Keller hineinblicken. Jemand schlug diese Frau ins Gesicht, obwohl sie wehrlos war. Gefesselt auf einen Stuhl, die Hände hinter dem Rücken gebunden. Doch die Sicht auf den Täter war versperrt. Ein breiter Stützbalken lag direkt im Sichtfeld. Sicherlich war es ein großer muskulöser Mann, der die Frau dort misshandelte. Die weit aufgerissenen Augen der Frau starrten auf das entsetzlich entstellte und blutüberströmte Gesicht des Opfers. Ein weiterer schmerzerfüllter Schlag traf die Frau, wie ein Blitz einen Baum in 1000 Stücke zerfetzte. Als sie langsam ihren Kopf zurückbewegte, traf sie den Blick der Frau. Jetzt musste sie ihr helfen. Es war ihr, als hätte der Blick sie an ihr nun folgendes Schicksal getackert. Dabei gab es nur ein Problem: Der Täter war den Blicken des Opfers gefolgt und hatte die Ungewünschte entdeckt. Sogleich ließ er von dem Opfer ab und wandte sich nun der anderen Frau zu. Auch sie hatte bemerkt, dass nun sie die Gejagte war! Sie war nicht sie selbst, nicht bei Sinnen, wie in Trance. Ihre Schritte waren unsicher und taumelnd. Rückwärts stolpernd versuchte sie zu fliehen, doch der Angreifer kam näher und näher! Endlich ergriff sie in hastigen Schritten ihre Flucht. Sie rannte auf die Straße hinaus und die Häuser entlang. Doch schon kam der Verfolger aus der Tür gerannt und erfasste sein Ziel mit den mörderischen Augen. Doch die Frau war bereits auf und davon! Glücklicherweise fand sie eine verlassene Telefonzelle in einer weiteren Gasse, wo sie solang bleiben konnte, bis keine Gefahr mehr bestand.
Bereits am nächsten Morgen las sie einen Artikel über eine brutal ermordete Person und eine dringende Zeugin, zur Aufklärung. Sie wusste genau, dass sie gemeint war. Und diese Frau war ich, Julia Pattow.
Oder zumindest das, was von ihrer Identität übrig geblieben ist.
3. Kapitel
So sitz ich hier also. Ratlos und ohne jeden Schimmer des weiteren Tuns. Irgendjemand scheint mich gefunden zu haben oder vielmehr bedeutet das, dass jemand nach mir gesucht hat, um mir das Leben schwer zu machen. Mein Blick fällt erneut auf das unheilvolle Handy. Mit jeder weiteren Sekunde verfluche und hasse ich dieses Smartphone! Denn auf eben jenem Smartphone sind Bilder von mir, die mich zeigen, in der Nacht, als diese junge Frau ermordet wurde. Es war erschreckend, als ich sie sehen musste. Bisher habe ich mich immer gut verstecken können, vor Polizei und Behörden; habe meine Identität geändert und öfters die Wohnungen gewechselt und gehofft, dass mich diese Erinnerungen endlich loslassen würden. In all den Jahren habe ich mich nie überwinden können zur Polizei zu gehen. Aber vorhin, da klingelte es dann an meiner Wohnungstür und als ich öffnete, stand niemand da. Im nächsten Moment hörte ich nur wie ein plumpes Ding auf eine Metallplatte fiel. Es hatte sich so angehört, als hätte jemand einen Stein in den Briefkasten geworfen. Also ging ich und sah nach. Darin befand sich schließlich das Handy. Es hatte keine Sperre und außer der Galerie mit den Fotos war nichts Weiteres darauf. Wieder meine Identität ändern? Wieder die Gegend verlassen, wo ich mich doch gerade so gut eingelebt habe? Wohl blieb mir nichts anderes übrig. Also packe ich meine Sachen hastig in eine Tasche und krame noch sämtliche wichtige Unterlagen zusammen. Gerade in diesem Moment als ich gerade gehen wollte und mir im Umkehren noch das Handy schnappen will, fängt dieses plötzlich an zu klingeln. Ein Anruf kam herein. Ich war wie versteinert. Und doch war es ein innerer Wille oder eine höhere Macht die mich dazu brachte, abzunehmen und das Handy an mein Ohr zu halten. „Hallo?“, klang es vorsichtig und unsicher aus meinem Hals. Doch es meldete sich niemand. War überhaupt jemand an der anderen Leitung? Nein, denn stattdessen, summte das Handy zweimal und eine SMS prangerte auf dem Bildschirm. Die Nachricht war noch grausiger als die Bilder darauf: „Wieso diese Eile? Lass uns doch plaudern. Ich treffe dich heute Nacht. 20 Uhr im Treptower Park am Spreeufer. Versuch gar nicht erst zu fliehen, es ist sinnlos. Und ich weiß Dinge, von denen du gar nicht zu träumen wagst. Keine Sorge – ich finde dich!“
Erschrocken ließ ich meine Tasche aus der Hand gleiten und mit einem unangenehmen Krachen landete sie auf dem Boden. Ich sackte auf dem Sofa zusammen und brach augenblicklich alle Gedankenstränge ab. Meine Flucht war gescheitert.
4. Kapitel
20 Uhr im Treptower Park. Warum ich hin gegangen bin? Vielleicht mein Leichtsinn, vielleicht meine kranke Psyche? Aber ich konnte nicht fort bleiben, denn was würde passieren, wenn ich nicht gekommen wäre? Es ist kühl und ich vergrabe meine Hände in den Jackentaschen. Ich stehe unmittelbar neben einer Laterne und blicke auf die leise rauschende Spree hinaus. Doch plötzlich formt sich eine Silhouette im Nebel. Eine Person schreitet langsam und zielsicher auf mich zu. Mein Puls schlägt von Minute zu Minute höher und Angstschweiß bildet sich auf meinen Händen. Ein kalter Schauer rennt mir wie ein hastiger Schatten über den Rücken herunter bis in die Kniekehlen. Mit den letzten knirschenden Schritten nähert sich die Person mir und bleibt mit etwas Abstand direkt vor mir stehen. Ich wagte es nicht auch nur einen Atemhauch auszustoßen. Eine Kapuze hing der Person so tief ins Gesicht, dass man sie nicht zu erkennen vermochte. Die matte Laterne enthüllte ihr Antlitz nicht. „Hallo Julia, es ist schön sie zu treffen.“
„Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir?“
„Aber Sie kennen mich doch, Julia.“ Die Stimme klang nicht besonders maskulin, für eine Frau aber war sie sehr dunkel. Doch mit diesen Worten riss die Person ihre Verdeckung vom Kopf und trat in das gleisend enthüllende Licht der Erkenntnis. Es war nicht irgendjemand. Es war eine Frau. Die Frau aus der Nacht des schrecklichen Berliner Untergrund – Mordes. Das Opfer, das sie damals nicht hatte retten können. Julia Pattow erkannte sie sofort. Einige leicht verblichene Narben markten ihr Gesicht. Das war wohl der maßgeblichste Punkt der Identifikation. „Was?! Sie sind das? Aber… ich dachte Sie wären tot.“ „Ja, das dachten viele. Aber es kam alles ganz anders. Kommen Sie, wir sind hier nicht sicher“, sagte sie während sie sich diebisch umsah und mich am Ärmel zog.
„Aber momentmal, wieso sollte ich Ihnen trauen? Sie haben mir ein Handy mit Bildern von mir in den Briefkasten geworfen.“
„Ich kann alles erklären, aber jetzt kommen Sie.“
Also folgte ich der Frau, die offensichtlich mehr wusste als ich. Sie führte uns wieder aus dem Park heraus in eine Wohngegend mit Reihenhäusern. An einem der Massen – Zwillinge blieb sie stehen und kramte nach einem Schlüssel. Mir war nicht wohl bei der Sache. Mehrmals blickte ich über die Schulter in alle Richtungen und überlegte mir dutzende Fluchtmöglichkeiten – eine besser, perfider und gefährlicher als die andere. Aber wieso abhauen? Vielleicht konnte die Frau mir ja auch helfen. Schließlich fand sie den Schlüssel und öffnete die Tür. Sie führte uns in ein Wohnzimmer im dritten Stock, eigentlich eine ganz gewöhnliche Wohnung. Sie bat mir einen Sitzplatz und einen Tee an. Beides nahm ich dankend an. Als sie zurückkam, begann sie zu erzählen.
„Also gut, sicherlich fragen Sie sich: Was will die von mir? Und das kann ich Ihnen auch sagen. Das mit dem Handy – das war gar nicht so gemeint. Ich wusste bloß nicht, wie ich sie anders auf mich aufmerksam machen sollte. In Wirklichkeit muss ich Sie nämlich vor etwas bewahren. Der Typ damals in der Nacht des Mordes… Sie erinnern sich?“ Julia nickte kaum merkbar. „Der hat sie ja weiterverfolgt und das gab mir genug Zeit mich zu befreien und ihm zu entkommen. Aber er ist immer noch hinter Ihnen her und er will Rache.“
„Oh mein Gott, das glaub ich jetzt alles nicht!“, sagte ich und stellte meine Tasse auf einem Tisch ab.
„Ich weiß, das ist alles sehr viel gerade, aber gemeinsam können wir ihn stoppen!“
„Sie würden mir helfen? Das ist ja wunderbar, aber da…“ In diesem Moment kam mir ein Gedanke. Woher sollte sie wissen, dass der Mörder Rache an mir will? Kennt sie ihn und weiß was er tut?
„Wissen Sie wann er diese Fotos gemacht hat?“
Ach, sicherlich nach dem er Ihnen auf die Straße gefolgt ist und sie dann erwischt hat.“
Jetzt war ich mir sicher, diese Frau hatte gelogen. Sie konnte ja nicht wissen, was damals passiert war. Damit war das der Beweis, dass sie gelogen hatte. „Das ist schon interessant, da ich dem Mann damals entkommen konnte und er mich nicht mehr gesehen hat. Glücklicherweise konnte ich mich lang genug verstecken.“
„Ach Julia, Julia… Eines muss ich Ihnen lassen, ein helles Köpfchen sind Sie schon.“ In diesem Moment wurde mir schwummrig und auch die Stimme von der Frau klang mittlerweile gedämpft, als hätte mir jemand Watte in die Ohren gestopft. Es waren vielleicht noch 3, 4 Sekunden an die ich mich erinnern kann, bis sich das Bild vor mir komplett zuzog und im nächsten Moment sah ich alles nur noch liegend. Dann wird es schwarz vor meinen Augen.
5.Kapitel
Im nächsten Moment schlug ich die Augen wieder auf und lehnte meinen Kopf von meiner Schulter weg. Mein Schädel dröhnte und ich wollte ihn mit meiner Hand stützen, doch es ging nicht. Da bemerkte ich, dass ich auf einen Stuhl gefesselt wurde. Erst dann fiel mir auf, dass die ganze Zeit eine Person vor mir stand und mich mit einem süffisanten Lächeln ansah. „Ist schon ein komisches Gefühl, nicht wahr, Julia?“, gab die Frau als erstes von sich. In diesem Moment war mir aufgefallen, dass sie sich noch nicht vorgestellt hatte. Aber jetzt würde ich sie einfach die „Unbekannte“ nennen.
„Was soll das? Binden Sie mich sofort los!“
„Als wir uns das letzte Mal sahen, war es genau anders herum. Ich war hilflos meinem Schicksal ausgeliefert und Sie standen nichts tuend neben dran.“
„Sie haben mir was in den Tee gemischt. Geben Sie´s doch zu.“
„K.O. Tropfen können sehr hilfreich sein, wenn man sie richtig dosiert.“
„Sie ekelhaftes Arschloch!“ „Aber, aber, Julia. Sie wollen doch nicht gleich anfällig werden. Ich habe ja auch schließlich noch etwas mit Ihnen vor.“
„Sie wollen sich rächen? Habe ich Recht?“
„Nun ja, wenn Sie es so sehen… Ich wollte Ihnen einfach nur zeigen, wie es sich anfühlt im Stich gelassen zu werden, obwohl man Hilfe hätte empfangen können. Aber was tun Sie? Glotzen wie ein Auto mit Standgas und rennen wie ein Schulkind feige davon!“, dokumentierte die Unbekannte zornig.
„Nein, das ist doch nicht wahr, ich kann alles erklären…“ Aber die Unbekannte unterbrach mich im Wort. Jetzt wurde mir klar, dass die Unbekannte geistesgestört war. Vielleicht realitätsfremd oder keine Ahnung was. Auf jeden Fall hatte sie total einen Schuss in der Latte. „Was Sie vielleicht noch nicht bemerkt haben, unter ihrem Stuhl befindet sich eine Bombe. Und dann wollen wir doch mal sehen, ob Ihnen jemand zur Hilfe eilt oder derjenige auch einfach wegrennt?“
Mir blieb der Atem weg. Ein Kloß bildete sich in meinem Rachen und das letzte was ich herausbrachte war: „Was ist mit ihrem Peiniger damals geschehen?“
Die Unbekannte zückte ihr Handy und hielt es mir direkt vor´s Gesicht. Was ich dann sah, war abscheulich. Eine entstellte Fratze eines Toten, besser gesagt eines Ermordeten. Zugerichtet wie ein abgestochenes Schwein beim Schlachter. „Als der Typ wegrannte und Ihnen folgte, ist es ihm wo möglich doch gelungen die Fotos zu machen. Und als er zurückkam, sprang ich aus meiner Deckung und habe ihn mit bloßen Händen erwürgt. Danach nahm ich das Handy und entdeckte ihr Bildmaterial. Das war meine Chance auf Rache! Ich gebe zu es hat ein paar Jahre gedauert bis ich sie fand, aber jetzt endlich werde ich gerächt!“ Vom einen auf den nächsten Moment wurde mir speiübel und mein Kopf dröhnte so laut, dass ich meinte es mit den eigenen Ohren hören zu können. „Also dann, Julia“, sagte sie und bückte sich unter meinen Stuhl. Das nächste was ich hörte, war ein unheilvollklingendes „Bippen“. Sie richtete sich ein letztes Mal zu mir und wischte zufrieden eine Strähne ihrer rot-blonden Haare aus dem Gesicht. „Es bleiben Ihnen noch 10 Minuten, bevor Sie mit der gesamten Wohnung in die Luft fliegen. Viel Glück, Julia. Leben Sie wohl!“ Dann drehte sie sich zum Gehen und verließ die Wohnung mit einem dramatischen Türschlag. Eine weitere Schweißwelle brach auf meiner Stirn aus. Ich rüttelte panisch an den Fesseln, aber bei Gott, die Frau wusste wie man Knoten bindet. Ich saß in der Falle. Das Teil würde gleich in einer apokalyptischen Detonation unter mir wegfetzen. Doch da fiel mir ein, dass ich glücklicherweise noch in der Wohnung war. Wenn die Unbekannte nicht allzu schlau war, dann hat sie vielleicht ein paar hilfreiche Sachen hier in der Wohnung vergessen. Ich begann also mit dem Stuhl durch das Zimmer zu hüpfen und verdammt nochmal, das ist schwerer als es in den Filmen immer aussieht. Mit Müh und Not erreichte ich die Küche. Dort erhoffte ich mir den größten Hilfefaktor. Es war eine kleine einzeilige Küche. Mit der Hinterhand versuchte ich den Griff einer Schublade zu erreichen. Mit ruckartigen Bewegungen riss ich die Schublade auf und mich vom Tresen weg. Mit einem Schulterblick erfasste ich tatsächlich eine rettende Waffe. Ein Messer! Ich tastete mich behutsam nach dem Griff und bekam es auch zu fassen. Unter dem Stuhl wurde das Ticken der Zeitbombe lauter. Viel Zeit blieb mir nicht mehr. Mit nach oben gerichteter Klinge begann ich an den Fesselseilen zu sägen. Allerdings waren die Dinger ungefähr so dick wie Bleistifte. Und wenn man das Ganze auch noch ohne etwas sehen zu können machen muss, bekommt man schon mal das Muffensausen. Die ganze Schneiderei dauerte gefühlt eine halbe Ewigkeit und ich wurde hektischer. Auch verließen einige Ausdrücke meinen Mund, aber in dem Moment war mir das wirklich vollkommen egal. Wichtig war nur: Los binden und dann raus hier! Aber in meiner Unachtsamkeit rutsche ich mit dem Messer ab und schnitt eine große Wunde in meinen linken Unterarm. Ich hatte Glück, dass ich meine Schlagader nicht traf. Aber ich musste weiter machen. Jeder Schmerz war egal. Und dann, endlich: Meine Hände vielen taub auseinander und ich konnte sie wieder frei bewegen. Mit ratschenden Bewegungen schnitt ich auch die Fußfesseln ab. Aber mein nächster Gedanke war nur die Bombe. Ich stand auf, kippte den Stuhl um und blickte energisch auf die Uhr der Bombe. Diese zählte gerade die letzten 10 Sekunden runter! Ich riss die mit Panzertape befestigte Apparatur vom Stuhlboden ab und rannte zum Wohnzimmer. Ich riss die Balkontür auf und warf das Teil aus dem dritten Stock die Tiefe hinab. Noch im Umdrehen warf ich mich reflexartig auf den Boden und presste beide Hände auf die Ohren. Es verging noch eine elend lange, totenstille Sekunde und dann…
Ließ es einen Knall mit einer Schallwelle von einer so derben Schlagkraft, dass die Fenster klirrend zersprangen. Die Explosion hatte die Lautstärke einer Flinte, die direkt neben ihrem Ohr abgefeuert wurde. Ich blieb noch einen Moment lang liegen. Dann begannen die Hunde zu bellen. Lichter entbrannten nach und nach in den anliegenden Häusern. Ich richtete mich wieder auf und verließ wie betäubt die Wohnung.
Dann entfloh ich in der Dunkelheit.
Das letzte was ich tat, war meine Wahrheit zu bekennen.
Wer bin ich?
Ich kann es Ihnen sagen:
Ich bin ich, so wie ich bin – ein ganz gewöhnlicher
Mensch ohne Namen. So wie jeder von uns.
Moin Niklas,
eine tolle Kurzgeschichte die du dir da ausgedacht hast.
Einige Begriffe solltest du noch mal überdenken, denn die gibt es glaube ich gar nicht, oder sie passen einfach nicht zu dem was du erzählen wolltest.
Deine Geschichte ist in einem lockeren Stil erzählt. Bei deinem Wechseln der Ich-Perspektive zur Rückblende solltest du nochmal drüber lesen. Das sind einige Zeitfehler. Die sind sogar mir aufgefallen.
Ich bin wirklich nicht der Rechtschreibnerd und bewerte auch nur die Geschichte, aber bei dir ist es mir aufgefallen. Deine Geschichte finde ich aber super!
Kritik ist so wichtig und lässt uns besser werden.
Deswegen fand ich es wichtig dir ein paar Zeilen zu schreiben.
Für den Mut an diesem Wettbewerb teilgenommen zu haben und dafür das du deine Geschichte mit uns geteilt hast, lass ich dir gerne ein Like da und wünsche dir alles Gute für‘s Voting.
LG Frank aka leonjoestick ( Geschichte: Der Ponyjäger)