frenagizziDie Kinderdiebin

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Kurzgeschichte

„Identität“

    Die Kinderdiebin   

 

Da saß sie. Nur ein paar Meter entfernt. Ein paar Schritte mehr und ich könnte… Nein. Ihr Plan stand fest. Es durften keine Fehler passieren. Nach all der Zeit, hab ich sie endlich gefunden. Die Wahrheit war so wichtig und kostete Leben.

Heute war ein schöner, sonniger Tag. Die ersten warmen Sonnenstrahlen lockten, die vielen Leute nach draußen. Molly genoss ihren Cappuccino, im Café und beobachte die Menschen vor sich. Das stetige Treiben der Menge. Einzelne Personen, die es eilig hatten und durch die Gassen hetzten, andere wiederum als Familie, die langsam von Laden zu Laden schlenderten. In Gedanken versunken, war Molly bei ihrem kleinen Schatz. Ihr ein und alles. Ihr Kind. Es würde alles gut werden.

 Da sah sie die Frau. Sie stand an der nächsten Ecke und starrte direkt zu ihr herüber. Es war leicht unheimlich und Molly bekam Gänsehaut. Sie war sich unsicher. Hatte sie das Gesicht der Fremden schon mal gesehen? Vielleicht war sie auch gar nicht gemeint.

 Unsicher blickte sie sich an den anderen Tischen des Cafés um. Ein merkwürdiges Gefühl ging durch ihren Körper. Es kam ihr komisch vor.

Sie blickte zurück, aber da war nichts. Die Frau war verschwunden. Wahrscheinlich nur ein Zufall. Es wurde Zeit zu gehen.Sie rief die Kellnerin zu sich, um zu bezahlen und kramte in ihrer Tasche nach ihrem Geldbeutel. Gleichzeitig ertönte ihr Telefon.

 „Hallo?“, fragte sie in das Handy. Am anderen Ende konnte man nur rauschen hören.

 „Ich kann sie leider nicht hören“, setzte sie nach.

 Es wurde aufgelegt. Kurz darauf folge eine Kurznachricht.

Es war ein Bild. Sie sah und erkannte sich und…

 – Das Baby auf meinem Arm war schneeweiß. Seine kleinen Augen blickten starr und seelenlos in die Kamera. Der kleine Köper hing schlaff und zusammengefallen in meinen Armen. Ein kleines Rinnsal von Blut, zog sich von der zierlichen Nase, zu den blau verfärbten Lippen. Am kleinen runden Bauch, schillerten die feinen Äderchen durch die Haut. Ich hielt sein zartes, runzeliges Händchen in meiner Hand. –

 Wie konnte jemand so grausam sein und ihr so etwas schicken?

 Die Gedanken in ihrem Kopf schwirrten. Ihr wurde schlecht und sie begannen zu zittern. Sie konnte sich nur noch schwer auf den Beinen halten. Schockiert hielt sie sich eine Hand vor dem Mund, damit ihr kein Schrei entweichen konnte. Eine Träne bahnte sich ihren Weg über die Wange.

Sie verstand das alles nicht. Woher hatte jemand ein Bild von ihr und wem war das fremde Baby?

Molly wurde unsanft angerempelt und kam wieder zu sich. Sie war zu schockiert gewesen und hatte ganz vergessen, dass sie noch vor dem Café saß. Sie blickte auf und da sah sie die Frau wieder. Keine zwei Meter vor ihr, schlängelte sie sich durch die Menge und blickte zu Molly zurück – in ihrer erhobenen Hand schwenkte sie ein Handy.

 „Warten Sie“, schrie Molly ihr hinterher. Sie packte ihre Tasche und rannte eilig, hinter der Frau hinterher. Sie war schnell aus der Puste und musste langsamer machen.

Dauernd schoben sich Leute dazwischen und Molly konzentrierte sich mehr darauf, die fremde Frau nicht aus den Augen zu verlieren. Immer wieder erhaschte sie einen Blick und folgte ihr unermüdlich durch die Straßen. Mittlerweile, befanden sie sich etwas außerhalb der Stadt. Der Verkehr ließ nach und die Gegend wurde ruhiger, ländlicher. Vor ihr lag nun ein kleines Waldviertel. Bäume und Hecken wucherten über den Weg, der nun allmählich beschwerlicher wurde. Lose Steine, Wurzeln und Geröll machten es Molly nicht leicht, aber sie stolperte unermüdlich weiter. Sie musste diese Frau finden. Irgendetwas in ihrem Inneren sagte Molly, dass diese Frau wichtig war. Sie wusste etwas und hatte Molly nicht per Zufall beobachtet.

 Langsam erhob sich vor ihr ein altes, mehrstöckiges Gebäude. Viele Fenster waren zerschlagen und hangen nur noch halb in den Rahmen. Die Mauern waren verziert von Efeu oder Schmierereien. An einigen Stellen fehlte das Dach und Balken kamen zum Vorschein. Die Eingangstür stand halb offen und dahinter lag, eine in Dunkelheit versunkene Halle. Molly kannte das alte Haus. Ein Schauer lief über ihren Rücken und löste unangenehme Gefühle in ihr aus.

 Sie wusste instinktiv, dass sie schon hier gewesen war, als es noch bessere Zeiten vor sich hatte – das Sanatorium für Geburtshilfe.

 Ein leises Weinen drang langsam zu ihr durch. Dass konnte nicht sein. Molly schüttelte sich und hielt sich die Ohren zu. Nicht weinen, aufhören, bitte… Sie bildete sich die Geräusche bestimmt nur ein.  Das Gebäude stand schon Jahre leer.  

Aber Molly wollte Antworten und diese würde sie nur dort drinnen finden. Sie nahm allen Mut zusammen und ging  langsam, die zerstörten Treppenstufen nach oben zur Eingangshalle. Sie brauchte nicht lange, um sich zu orientieren. Jemand wollte, dass sie einer bestimmten Spur folgte. Die kleinen, blutigen Fußabdrücke markierten ihren Weg.

Durch leere, schmutzige Flure vorbei an unzähligen Räumen, in denen es Löcher am Boden und zerstörte Wände gab, kam sie in ein marodes, kleines Kinderzimmer. Die leicht pastellfarbene Teddytapete hang von den Wänden und es roch nach feuchter Luft und Schimmel. Es gab keine Möbel mehr, nur noch einen knarrenden Schaukelstuhl der dem kaputten Fenster zugewandt stand. Spitze Scherben ragten am Fensterrand empor.

 In diesem Stuhl saß die fremde Frau.

 „Wo ist mein kleiner Engel? Bitte Molly erinnere dich“, flehte die Frau.

 „Woher kennen Sie meinen Namen? Wer sind Sie“, wollte Molly wissen. Die Frau stand auf und wandte sich Molly direkt zu. „ Mein Name lautet >>Sabine Rieser<< und du hast mein Baby entführt.

  Molly wusste nicht was hier passierte. Sie sah Bilder in ihrem Kopf, so viele. Und da waren Lücken, die sie nicht füllen konnte. Gedanken wie Blitze die hin und her zuckten. Sie erinnerte sich vage.

 „Nein, oh Gott nein. Er sagte er liebt mich…“!

 Molly war jung. Sie war blauäugig und dumm einem Mann so zu vertrauen. Er war ihr Chef und versprach ihr die große Liebe. Sie reisten am Wochenende, gingen essen und hatten ihren Spaß. Dass er verheiratet war, störte Molly nicht. Er würde sich für sie entscheiden.

Er wollte eine Familie mit ihr gründen, aber nach dem sie schwanger wurde, wandte er sich mehr und mehr ab. Sie sollte ihn in Ruhe lassen. Er wäre glücklich mit seiner Frau. Nach ein paar Monaten, bekamen Herr und Frau Rieser ihr erstes gemeinsames Baby. Molly wurde gekündigt.

 „Du hast dir einfach genommen, was du nicht haben konntest – mein Baby! Du warst besessen und hattest Wahnvorstellungen. Du hast mein Kind entführt. Es war mein Baby, nicht deines. Unsere Familie ist zerstört. Es hat mich zerstört.“, schrie Sabine Rieser, Molly entgegen.

 Aufhören, alle aufhören! Die Stimmen und Geräusche in Mollys Kopf, überschlugen sich. Mit voller Wucht, setzten sich Erinnerungen, längst verdrängte Gefühle, in Molly frei.

 „Molly bitte, hör mir zu…“, sagte Sabine Rieser.

 „Du bist krank, aber man kann dir helfen. Mach es doch nicht schlimmer für dich – erinnere dich“!

 Molly liefen die Tränen in Strömen. Ihr Baby, es war ihr kleines Wunder. Nach der Geburt war sie doch so glücklich gewesen und so stolz. Sie hatte ihr ganzes Glück auf den Armen… Das Baby auf dem Foto – es war ihr Baby. Molly war hier, damals im Sanatorium. Sie hatte ihr Kind nie kennenlernen dürfen. Es war eine Totgeburt. Man nahm es ihr weg und sie blieb allein zurück.

 Die Geschichte von Mollys Vergangenheit setzte sich, langsam wie ein Puzzle, Stück für Stück zusammen.

Trotz ihrer Schmerzen und ihres Leids, gab man Molly die Chance, weiterhin als Kinderkrankenschwester im Sanatorium zu arbeiten. Man nahm an, es würde ihr gut tun weiter unter Kindern zu sein. Sie hätte eine Aufgabe und wäre nicht mit ihrer seelischen Last alleine. Ein großer Fehler, den Herr Rieser, Chef der Klinik , noch bereuen sollte.

 Molly wurde besessen und entwickelte Wahnvorstellungen, die für sie so real wurden, dass sie praktisch in ihrer erschaffenen Welt lebte.

 Es gab nie gemeinsame Ausflüge mit ihrem Chef.

 Er liebte sie auch nicht.

 Sie war nicht von ihm schwanger.

Alles war eine Lüge. Ihr Leben war eine Lüge, dabei wollte sie doch nur eine Familie, Liebe und Geborgenheit – so wie bei Herr und Frau Rieser.

Sabine Rieser verlor langsam die Geduld.

 „Du wolltest so sein wie ich. Du wolltest meinen Platz als glückliche Frau, an der Seite meines Mannes. Du hast alle manipuliert. Mit deinen Lügen und Intrigen wolltest du dir ein Leben erschaffen, dass so nicht existiert“.

 Es hatte sie viel Zeit gekostet, Molly überhaupt zu finden. Wegen ihrer psychischen Störung, konnte Molly nicht wirklich belangt werden und man forderte nur, dass sie sich in psychiatrische Therapie begab. Kontakt wurde Frau Rieser polizeilich verboten.

 „Wo ist mein Baby? Wo hast du es hingebracht? Sag es endlich“! Sabine Rieser wollte endlich Gewissheit. „Du bildest dir alles nur ein Molly. Du lebst weiterhin in deinen eigenen, anhaltenden Wahnvorstellungen.“

 Molly wollte all das nicht hören. Es waren Lügen. Sie wollte doch nur glücklich sein, mit ihrem Kind. Ihr Kopf hämmerte und alles drehte sich.

„Es ist mein Baby und niemand nimmt es mir wieder weg“, schrie Molly. Sie stürzte sich auf Sabine Rieser und zerrte an ihr. Molly schlug ihr heftig ins Gesicht und schubste sie durch den Raum. Sie musste fliehen und schnell hier raus.

 Sabine Rieser bekam Molly zu fassen und schleuderte sie dem Fenster entgegen. Molly stolperte und kippte nach vorne. Mit einem letzten Aufschrei bohrte sich eine scharfe Fensterglasspitze in Mollys Bauch.

 „Du sollst büßen für das, was du mir angetan hast.“, flüsterte Sabine Rieser. „Aber wenn ich dich sterben lasse, bekomme ich mein Baby nie zurück!“

 Molly wurde langsam wach. Sie erwachte langsam aus ihren Gedanken und nahm achtsam ihre Umgebung war. Wo bin ich?

  Sie saß in ihrem Rollstuhl im Gemeinschaftsraum. Direkt vorm großen Fenster, hatte sie einen wundervollen Ausblick, auf den künstlich angelegten Park. Die Sonne schien in ihr Gesicht.  

 Ein Mann im Kittel tauchte auf und stellte sich ihr als Dr. John vor. Er untersuchte ihre Pupillen, maß ihren Blutdruck und tastete ihren Bauch ab.

 „Können sie sich erinnern, was passiert ist?“, fragte er Molly.

  Sie erinnerte sich. An ALLES. Sie würde es nie vergessen.

 Das Baby! Mein Baby. Sie waren endlich zusammen!

 Molly zuckte nicht mal mit den Wimpern. Ihre Lippen blieben stumm übereinander. Nicht eine kleine Regung zeigte sich auf ihrem Gesicht. Ihr Körper blieb starr im Rollstuhl gefangen.

 „Ihr Zustand hat sich in all den Jahren nicht verbessert“, erläuterte Dr. John, Frau Rieser.

„Ihre dissoziative Störung schütz sie. Sie spaltet die belastenden Erinnerungen ab. Leider wurden dadurch auch ihre Sinnesorgane beeinträchtigt und sie verliert die Kontrolle über ihre Körperbewegungen. Ein Laie würde sagen, sie ist weggetreten. Als wäre sie in einem Traum gefangen“, ging der Arzt ins Detail.

 „Kann sie uns je erzählen was mit meinem Baby passiert ist“ wollte Frau Rieser wissen.

 Dr. John blickte auf den Rollstuhl herab und antwortete mit leiser Stimme.

 „Das weiß nur Molly.“

Ende

3 thoughts on “Die Kinderdiebin

  1. Moin,

    Puuuuuuh, das muß ich erst einmal sacken lassen. Deine/Eure Geschichte ist anders, als das was man sonst hier so präsentiert bekommt. Sie SCHOCKT! Nicht nur das Lesen schockt…NEIN, wie ihr eure Leser zum Schluss von einem Twist zum nächsten jagt und dabei die Spannung immer aufrecht haltet…SCHOCKT RICHTIG!!

    Eure Geschichte ist gut geschrieben und hat eine super Länge…das hat mir sehr gut gefallen! Ich war in jedem Augenblick in eurer Storie!

    Eure erste Geschichte? Dann macht unbedingt weiter, denn wer so kreativ ist und mit so einer Liebe und Fantasie schreibt, der sollte gelesen werden!

    Mein Like lass ich Euch gerne da und wünsche Euch alles Gute für‘s Voting.

    LG Frank aka leonjoestick ( Geschichte: Der Ponyjäger)

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