Kira.SDie Rache

Es ist deine Schuld. Das hübsche Blonde Mädchen sieht mir mit ihren Grünen Augen ausdruckslos ins Gesicht. Deine Schuld schreit sie und stürzt sich auf mich. Ich schrecke hoch. Schweißgebadet und Kerzengerade sitze ich in meinem Bett. Es war nur ein Traum flüstere ich meinen Gedanken zu. Nur ein Traum. Mein Atem beruhigt sich langsam. Ich schaue auf die leere Matratze neben mir und wundere mich wo Linda meine Frau  wieder steckt. Gefasst drehe ich mich zu meinem Nachtschrank, auf dem mein Handy am Stromkabel hängt. Ich drücke den Homebutton meines I Phones. Die Uhrzeit zeigt 3.00 Uhr. Es ist mitten in der Nacht. Wo steckt Linda. Mit dem Gedanken das es mir egal ist und das sie sicher gleich kommt lasse ich mich wieder ins Bett fallen und versuche weiter zu schlafen. Nach 30 Minuten bin ich immer noch hellwach und immer noch ist keine Linda neben mir, an die ich mich jetzt kuscheln könnte. Also raffe ich mich auf um nach ihr zu sehen. Kurz bevor ich mich auf meine müden Beine stelle halte ich inne. Irgendetwas fehlt. Reflexartig fasse ich mir an den Hals. Erleichtert darüber sie zu spüren. Die Kette mit dem  Buchstaben „L“. Ich schiebe den Gedanken hier sei etwas anders beiseite und schlüpfe in meinen Bademantel und meine Hausschuhe. Ich schlürfe den Gang entlang zur Treppe. Das Haus ist sehr modern eingerichtet, wofür hauptsächlich Linda verantwortlich ist. Ich wollte eigentlich immer nur eine Holzhütte im Wald. Trotzdem muss ich mir eingestehen, dass Linda mit dem Haus ganze Arbeit geleistet hat. In Schopfheim findet man nichts vergleichbares. Wir sind das reichste Paar der ganzen Umgebung. An den Treppen angekommen, bleibe ich kurz stehen und begutachte die großen Fenster, die mal wieder geputzt werden müssen. Schlurfend steige ich die Treppen herab und mache mich unten angekommen erstmal auf den Weg in die Küche. In der Küche bediene ich mich am Kühlschrank und schenke mir ein Glas Milch ein. Mit dem Glas in der Hand begebe ich mich ins Wohnzimmer, in der Hoffnung Linda dort anzutreffen. Wahrscheinlich ist sie mal wieder bei Grey´s Anatomie oder Germanys next Topmodel eingeschlafen denke ich mir als ich um die Ecke gehe, das Wohnzimmer betrete und Linda weinend auf der Couch sehe  mit einem Handy in der Hand das augenscheinlich nicht ihr gehört und auch nicht mir. Als sie mich sieht, sehe ich in in ihre leeren Augen. Wie konntest du nur ? Fragt sie mich schluchzend. Ich völlig verdutzt sehe sie an und frage was sie denn meint. Da hält sie mir das Handy vor die Augen. Völlig erschrocken über das was ich auf dem Bild sehe lasse ich mein Glas Milch zu Boden fallen. Die weiße Flüssigkeit verbreitet sich zu einer großen lache  auf den Fußboden. Ich sacke zusammen und plötzlich kommt mir alles Hoch. Die ganzen Erinnerungen. Die Party, meine Schwester, mein bester Freund Ben. Ich nehme Linda das Handy aus ihren zitternden Händen um mich zu vergewissern das mir mein Unterbewusstsein einen Streich spielt. Doch es ist kein Streich. Das Bild ist auch in meinen Händen klar zu erkennen. Auf dem Boden ein blutender sterbender Ben und drüber gebeugt bin ich. Ich schließe die Augen. Bens Gesichtszüge offenbaren sich mir vor meinen geschossenen Augen. Seine Braune Haut,seine schwarzen Haare und seine schlaksigen Schultern. Auf dem Bild ist klar zu erkennen wie ich meinen besten Freund ermorde. Ich starre das Handy an, dann Linda.  Woher hast du das ? Fahre ich sie an und erschrecke mich vor meinem scharfen Ton. Linda die sich zusammengerollt hat, erzählt mir sie hat es hier gefunden. Ich Atme langsam ein und aus, wie konnte es passieren, das jemand nach so vielen Jahren den einzigen Beweis hervor bringt. Ich habe alles zerstört, was mich verraten hätte. Oder doch nicht ? Und warum kommt man erst so viele Jahre später mit diesem Beweis. Um genau zu sein 10 Jahre. Denkt derjenige nicht ich leide täglich schon genug wenn ich daran erinnert werde.Ich finde keine Antwort. Ich stehe schweigend auf und trete zum Fenster. Draußen liegt die Dunkelheit der Nacht. Ich spüre wie sie mich umgibt und versucht zu verschlingen. Erzähl es mir höre ich die schöne Stimme von Linda hinter mir sagen. Ich seufze. Ich kann nicht gestehe ich mir zu. „Du musst“. Jetzt schreit Linda. „Ich kann dir nicht helfen wenn du mir nicht erzählst warum du deinen besten Freund umgebracht hast.“ Ich drehe mich um und schreite auf sie zu. Willst du wirklich wissen warum ich Ben umgebracht habe ? Willst du wirklich wissen wer ich eigentlich bin was ich getan habe, wofür ich am ende meines Lebens in die Hölle geschickt werde ? Ja antworte sie. Ich überlege. Dann schüttle ich den Kopf. „Ich kann wirklich nicht Linda“. Ich sacke zusammen. Zu viel Last liegt auf meinen Schultern zu viele Erinnerungen sind mir diese Nacht hochgekommen. Mir läuft eine Träne übers Gesicht. Dann die nächste. Ich schlage meine Hände vors Gesicht und lasse es geschehen. Da spüre ich eine warme Hand auf meinem Rücken. Die warme Hand die mir schon seit so vielen Jahren Geborgenheit gibt. Es ist Lindas Hand. Sie setzt sich mir gegenüber, nimmt meine Hände in ihre und führt sie von meinem Gesicht weg. „Schatz“ fängt sie an, „ich werde immer für dich da sein, ich werde dich immer lieben und dir helfen wo es nur geht. Es ist in Ordnung wenn du mir nicht alles erzählen kannst. Aber sag mir nur eins. Gab es einen triftigen Grund für den Mord an deinem besten Freund?“ Ich überlege kurz, dann schüttet ich den Kopf und sage „nichts was wir nicht vielleicht auch hätten anders Regeln können.“ Linda nickt. „Und noch etwas“ sagt sie mit einem Blick auf meine Kette.  „Hat diese Kette etwas damit zutun ?“ Sie zeigt auf das „L“ meiner Kette, die ich immer trage und die ich nie abgelegt habe, auch wenn Linda sie hässlich findet. Sie bedeutet mir zu viel. Ich nicke. Sie steht auf und läuft durchs Zimmer. Ich habe das Gefühl Ewigkeiten zu warten bis sie sich wieder mir gegenüber auf den Boden setzt. Mit strengen Blick sagt sie mir das sie mir helfen wird herauszufinden wer mir dieses Handy mit dem Bild in unser Haus gelegt hat. Ich schaue auf, blicke in ihre braunen Augen streiche durch ihre Roten Haare  gerade als ich sie in den Arm nehmen will klingelt das Fremde Telefon mit Bens Bild. Verdutzt schaue ich in Lindas Gesicht. Auch sie sieht erschrocken aus. Ich laufe zum Handy, nehme den Anruf ab und sage nichts. Eine verzerrte Stimme ertönt. In 20 Minuten am Sportplatz sagt sie und komm alleine. Danach piepen. Bevor ich etwas sagen kann ist Linda mir vorraus. Sie beharrt darauf mitzukommen. Ich weiß das ich sie nicht aufhalten kann auch wen ich es versuche. Also machen wir uns gemeinsam auf den Weg zu Sportplatz, auf dem ich einst viele Bälle ins Tor jagte und die Zeit mit meinen Freunden verbrachte, Mit Ben. Ein Stich durchstößt mein Herz. Linda nimmt meine Hand in ihre und zusammen biegen wir um die Ecke , an dem Kreisverkehr vorbei zum Sportplatz. Kurz vor dem Eingangstor bleiben wir stehen. Wir küssen uns und wollen gerade durch das Tor treten als ich ein knacken höre. Ich drehe mich schlagartig um, doch da ist nichts. Ich entferne mich von Linda um dem Geräusch  nachzugehen. Doch es ist Weg. Ich drehe mich um und trete auf Linda zu. Irgendetwas ist anders.Linde blickt mich starr und ohne Bewegung oder Emotionen an. Als ich noch einen Schritt auf sie zugehe sehe ich tränen in ihren Augen, dann sehe ich das Blut das über ihr Gesicht rinnt. Ich starre sie an, kann mich nicht bewegen. „Ich liebe dich“ flüstert sie zu mir und fällt mit dem Gesicht voraus zu Boden.  Das Messer in ihrem hinter Kopf blitz hervor. „Nein!“ schreie ich und stürze zu ihr. Ich prüfe ihre Atmung. Nichts. Mir schießen die Tränen ins Auge. Bevor mir klar wird das mein Gegner bewaffnet ist, spüre ich etwas in meinem Nacken. Reflexartig fasse ich an meinen Hals und ziehe was Spitzes aus meiner Haut hervor. Bei näherem betrachten fällt mir auf das es eine Spritze ist. Mir wird schwarz vor Augen. Das einzige was ich sehe ist Lindas Gesicht. Oder ist es doch ein anderes ? 

Mit brummenden Schädel öffne ich meine Augen. Für einen Moment dachte ich es wäre ein Traum. Doch es ist Realität. Ich lasse die letzten Stunden Revue passieren. Denke an mein kuscheliges Bett. Denke an Linda. An Ben. An sie.Wie lange habe ich wohl  auf dem harten Boden geschlafen denke ich mir und sehe mich nun das erste mal so richtig um. Ich befinde  mich in einem Raum. Alles ist leer und schwarz ganz anders als in meinem Haus. Da steht lediglich ein kleiner Tisch mit zwei Stühlen in mitten des Raums und eine Tür mir direkt gegenüber. Ich stehe mit einem stöhnen auf und laufe auf die Tür zu ich drücke die Türklinke. Sie fühlt sich schwer und kalt an. Mit all meiner Kraft drücke ich mich gegen die Tür, dann ziehe ich zur Sicherheit nochmal. Doch die Tür bleibt geschlossen. Gerade will ich  mich auf den Boden setzten und die Augen wieder schließen da höre ich wie die schwere Tür die mich von der Außenwelt trennt mit einem lauten quitschen aufgeht. Grelles Licht strahlt mir entgegen. Ein Schatten stellt sich ich das Licht und kommt langsam auf mich zu. Es trägt eine Maske, so eine Gruselmaske die man sich an Halloween kaufen kann denke ich mir und einen großen schwarzen Umhang. Ich kann nicht erkennen um welches Geschlecht es sich handelt. Die Gestalt tritt Näher und erst da erkenne ich es. Dieses Bild sehe ich jede Nacht in meinen schlimmsten Albträumen. Es ist nicht irgendeine Maske. Nein es ist das Blutende und verstümmelte Gesicht von Ben. Von jenem Abend. Ich schrecke auf und dränge mich in die hinterste Ecke des Raums. Ben deutet ruhig auf einen der Stühle und setzt sich auf den anderen. Die Tür fällt wieder zu. Das Zimmer kommt  mir nun finster vor. Meine Augen brauchen einige  Sekunden um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Immer noch zeigt die nun sitzende Gestalt auf den Stuhl mir gegenüber. Ich gehorche und setzte nicht. Die selbe verzerrte und dunkle Stimme wie bei dem Anruf von vorhin wünscht mir einen Guten Abend. Ich kann meine Gedanken nicht sortieren und nicke nur. Dann sagt sie „Wir müssen uns Unterhalten mein Guter. Über das Ereignis vor 10 Jahren“. „Es ist 10 Jahre her“ entgegne ich. Ben lacht auf .  „Warum“ fange ich an. „Warum nach so vielen Jahren ?“. Ben sieht mich an. „Weil du nicht vergessen sollst du dreckiger Hurensohn“ jetzt schreit er. Ich zucke zusammen. Bin den Tränen nahe, aber ich darf keine Schwäche zeigen. Kurz herrscht absolute Stille. Dann beginnt Ben wieder. „Kannst du dich noch daran erinnern wie du mich getötet hast ?“. Natürlich denke ich. Ich kann es weil es mich jede Nacht einholt. Nacht für Nacht. Ich schüttel den Kopf. „ Dann werden wir deinem Gedächtnis ein bisschen auf die Sprünge helfen“ sagt Ben, holt aus und schlägt mir mit geballter Faust ins Gesicht. Ich höre ein Knacke und falle vom Stuhl. Ben steht auf und hilft mir auf meinen Stuhl zurück. Er bindet meine Arme und Beine mit einen festen Seil an den Stuhl. Ich kann mich nicht bewegen. „So nochmal„ fängt er an.“Wie hast du mich getötet?“ Ich schüttel erneut den Kopf. Eine weitere Faust schießt mir in den Bauch. Ich schreie auf. Blut sammelt sich in meinem Mund. Wie lange kann ich den Schmerz aushalten frage ich mich. Erneut stellt Ben die Frage. Ich senke den Blick. Er schlägt mehrfach auf mich ein. Ich spüre eine klaffende Verletzung auf der Stirn. Ben stoppt abrupt und setzt sich wieder auf seinen Stuhl. Er betrachtet mich. „Sorry ist wohl mit mir durchgegangen“ jetzt lacht er.

Ich sehe auf. „Eine Axt“ sage ich. „Ich habe Ben mit einer Axt getötet“. Abrupt hört Ben auf zu lachen „ Na geht doch“ sagt er „Weiter“. „Dann habe ich seine Leiche im Wald verbrannt und meine Klamotten gleich mit. Seine Asche habe ich im Fluss ertränkt“. Verschämt blicke ich zum Boden. Ben oder besser gesagt die Maske blickt mich an, hebt mein Kinn hoch und schlägt mit voller Wucht drauf. Ich schmecke das Eisen und einen lockeren Zahn, würde gerne meine Hände schützen zu meinen Mund führen, doch ich kann sie nicht einen Zentimeter bewegen. „Ich habe Ben gemocht“ sage ich, „Er war mein Bester Freund“.Trauer macht sich in meinem Körper breit, ich kann kaum atmen. „Wenn ich dein Freund gewesen wäre, dann hättest du mich wohl nicht umgebracht“ sagt Ben scharf. „Ich wollte das nicht…“ beginne ich, aber Ben bringt mich mit einer einfachen Geste zum schweigen. „Jetzt erzähl mir doch wie es zu dem Mord an Ben kam“ sagt Ben und tritt auf mich zu. Ich schlucke. „Das kann ich nicht“ sage ich und meine es auch so. Ben tritt auf mich zu, wirft mich mit samt dem Stuhl zu Boden und tritt kräftig auf mich ein. Immer und immer wieder spüre ich den Druck seiner Schuhe.Ich schluchze. Meine Augen tränen und ich kann kaum mehr etwas erkennen. Nach einer gefühlten Ewigkeit hält Ben inne, richtet mich und den Stuhl wieder auf und setzt sich. Mir gegenüber. Benebelt sehe ich in die Maske. „Erzähl mir von ihr“ sagt die Stimme. „Erzähl mir von deiner Schwester und warum genau du Ben umbringen musstest oder ich werde dich elendig verrecken lassen du Mistkerl“. Ich fahre zusammen, mir läuft ein Schauer über den Rücken, ich kann nicht fassen das jemand Bescheid weiß, das jemand über Lelia bescheid weiß. Verdutz schaue ich die Ben Maske an und schüttelt den Kopf. Ich kann das einfach nicht, es hat mich damals zerstört und wenn ich es wieder Herausgabe, wird es mich endgültig zerstören. Ben steht auf und läuft zu mir rüber. Er beugt sich zu mir und seine in Lederhandschuhen eingepackte Finger streifen über meinen Hals, bis sie das „L“ meiner Halskette zu greifen bekommt, dann zieht er mit einem Kräftigen Ruck daran. Die Kette Löst sich  schmerzvoll von meinem Hals. „Nein“ schreie ich Ben an. „Gib sie mir wieder“. Doch Ben achtet nicht auf mein flehen, er setzt sich wieder hin. Er dreht die Kette in seiner Hand, dann gleitet seine Hand über das „L“ er betätigt einen Knopf und das Medaillon springt auf. Wie kann das sein schießt es mir durch den Kopf, woher weiß er von dem Innenleben meiner oder besser ihrer Kette Bescheid ? Langsam nimmt er ein zusammengefaltetes Stück Papier aus der Rechten Seite des Medaillons. Er faltet es auf. Als ich das Bild sehe wird mir schwarz vor Augen, auch wenn ich es selbst dahinein getan habe, erschreckt mich der Anblick. Es ist das Bild, das zahlreiche Titelseiten geziert hat und das überall in dieser Stadt zu finden war. Es ist das Bild der Vermisstenanzeige meiner Schwester. Ich sehe ihre Blonden Haare und ihre Grünen Augen vor mir auf diesem Bild. Ich wende meinen Blick ab. „Na fällt es dir jetzt wieder ein ?“ Fragt Ben. Ich nicke, denn jetzt ist sowieso alles zu spät. „Ich habe sie in die Finger eines Entführers laufen lassen“ bedrückt sehe ich Ben an, der mir deutet weiter zu sprechen. Ich beginne alles zu erzählen,  wie ich damals mit Ben auf eine Party gehen wollte, meine Schwester Lelia wollte unbedingt mit. Ich erzähle wie ich ihr die falsche Adresse geben habe weil es mir zu peinlich war mit ihr gesehen zu werden. Das Lelia sich außerhalb eines Schrottplatz gefunden hat, das sie am nächsten Tag nicht Zuhause war und das man wenig später ihre Kette mit dem Medaillon „L“ neben einer riesigen Pfütze voller Blut gefunden hat. Das Ben über alles bescheid wusste, an dem Druck, den Schuldgefühlen zerbrach und es eines Nachts der Polizei sagen wollte, woraufhin ich ihn umgebracht habe. Jetzt zittere  ich am ganzen Körper, mir laufen literweiße Tränen über mein Gesicht. Die Benmaske sieht mich an. Er seufzt. „Was war damals in dem Medaillon drinnen“ fragt Ben gefasst. „Ein Bild von mir“antworte ich. Jetzt strömen mir die Tränen nur so übers Gesicht. Lelia hatte damals kein Bild von einem Verehrer oder Star in ihrem Medaillon, sondern von ihrem großen Bruder. Sie hat mich immer bei sich getragen und ich Arschloch habe sie in die Arme dieses Typen laufen lassen, der Frauen entführt und Misshandelt hat. Ich war nicht da als sie mich am meisten gebraucht hat und ihre schlimmsten Stunden im Leben vergangen sind. Ich hätte sie beschützen müssen, wie es ein richtiger Bruder hätte tun sollen. Ich sacke auf meinem Stuhl zusammen, hasse mich für meine Tat. „Du hast sie umgebracht“ sagt Ben „wegen dir wir sie niemals erleben was eine Familie ist, niemals Heiraten, Kinder bekommen, den Schulabschluss machen, auf Partys gehen, Fehler machen“. „Ich weiß“ sage ich und hasse mich von Sekunde zu Sekunde mehr.  Jetzt steht Ben wieder auf und verlässt den Raum. Stunden vergehen in denen ich nur da sitze und weine. Als ich langsam wieder zu ruhe komme, bemerke ich wie die letzten Stunden an meinem Kräften gezerrt haben und das ich Durst habe.Meine Arme und beine tun weh von den engen Fesseln. Aber ich weiß das ich diese Behandlung mehr als verdient habe und das egal was dieser Typ unter der Benmaske mit mir vorhat, gerechtfertigt ist. Nach 10 Jahren habe ich es nicht geschafft meinen Eltern oder der Polizei alles zu erzählen und für meine Taten einzustehen. Ich bin ein verdammtes Weichei gestehe ich mir zu. Ich sehe wieder ihr Gesicht vor mir. Wie ihre himmelblauen Augen mich ansehen, wie ihre Blonden langen Haare gewellt über ihre Schultern hängen. Ihre dunklen Augenbrauen die perfekt geschwungen sind. Ihren Leberflecke unterhalb des rechten Auges, an dem man sie immer erkannt hat. Zu gerne hätte ich gesehen wie sie Erwachsen wird, einen Mann findet und sich überlegt was für einen Job sie ihr leben lang mache will. Ich vermisse es sogar mit ihr zu  streiten. Langsam und Gedanken versunken lege ich meinen schweren Kopf in den Nacken. Nach einer weile höre ich ein Geräusch. Ein knarren, dann ein komisches zischen. Das Licht im Raum verdunkelt sich, bis es schließlich ganz ausgeschaltet ist. Mein Puls schießt in die Höhe. Seit ich klein bin habe ich große Angst vor der Dunkelheit. Seit ich mal wegen einer Mutprobe mit acht Jahren in eine Höhle gekrochen bin und nicht mehr rausgefunden habe. Ich zittere. Woher weiß die Person von meiner Angst. Ich hab das nur guten Freunden anvertraut. Sowie Ben. Kann das sein ? Nein auf keinen Fall. Ich habe ihn umgebracht und seine Leiche verbrannt. Plötzlich schießt mir ein Gedanke in den Kopf, der mir vorher nie in den Sinn gekommen wäre, der unmöglich ist. Was ist wenn der Mann den ich getötet habe gar nicht Ben gewesen ist. Wenn ei n Fremder Mann ganz zufällig an unserem Treffpunkt gewesen ist. Ich habe damals auf seinGesicht eingeschlagen ohne eine Sekunde zu zögern. Ist es möglich das sich Ben verspätet hat und all das beobachtet hat ?  Ich war so ungezügelt von der Wut. Das Gesicht war hinterher so verunstaltet wie die Maske. Ich beginne wieder zu weinen, da ertönt die verzerrte Stimme durch die Lautsprecher. Er erzählt etwas von giftigen Tieren die er in dem Raum in dem ich mich befinde gelassen hat und das nur ein Biss oder Stich reicht um mich zu töten. Ich schaudere und versuch mich  daran zu erinnern was man in solch einer Situation macht. Ich entscheide mich, mich still hinzusetzten und meine Beine die immer noch gefesselt sind  so gut wie möglich anzuheben. Ich atme mit geschlossenem Mund ein und aus. Unter mir höre ich es zischen.

„verrat mir wer ich bin“ ertönt die verzerrte Stimme. Ich antworte das ich es nicht wüsste, doch ein Name schießt mir immer durch den Kopf. Ben. Es muss Ben sein, auch wenn einfach nicht sein kann. Die Stimme droht die Tiere in meine Richtung zu lenken wenn ich nicht antworte. Doch ich kann nicht. Ich kann nicht aussprechen was ich denke. Da Spüre ich wie etwas an meinem Bein ziepst. Ich schreie auf, Starre in die Dunkelheit. Ein fauchen. BEN! Schreie ich ungezügelt. Du bist verdammt nochmal Ben. Die verzerrte Stimme lacht auf. Dann geht das Licht an. Meine Augen gewöhnen sich schnell an die Dunkelheit. Ich blicke voller Panik nach unten. Katzen. Das Arschloch hat lediglich drei Katzen in den Raum gelassen. Ich senke meine aus Angst hochgezogenen Schultern. Die Wut die in mir aufkocht wird größer. Wie konnte ich mich nur so beeinflussen lassen ? 

Plötzlich geht die Tür wieder auf. Ich sehe den schatten der Gestalt wieder in dem grellen Licht. Nur diesmal sehe ich keine Maske. Ich versuche genauer hinzusehen, zu erahnen welches Gesicht zu dieser Aktion gehört. Ich bereite mich darauf vor Ben wieder zusehen. Meine beine Zittern. Die Gestalt macht langsame Schritte auf mich zu. So sehr ich mich auch anstrenge, ich kann nicht erkennen ob es wirklich Ben ist. Es fühlt sich an als ob die Zeit angehalten wird, als ob die Zeit mich davor schützen möchte zu sehen wer sich hinter diesem Spiel, dieser Maske verbirgt. Als ob ich damit nicht klar kommen würde meinen seit 10 Jahren Tot geglaubten Freund zusehen. Und damit hat sie wahrscheinlich recht. Ich bin nicht vorbereitet und ich will es nicht. Nicht nach allem was passiert ist. Nicht nach allem was ich getan habe. Kurz bevor die Gestalt aus dem Licht und somit in mein Sichtfeld tritt hält er inne. Es scheint als überlege er ob er es wagen solle oder er will mich nur hinhalten. 

„Ben ?“  flüstere ich. „Es tut mir so unendlich leid“.  Entschlossen macht die Gestalt einen Schritt vorwärt, direkt in mein Sichtfeld „Nein, nicht Ben“ sagt sie scharf. Ich erschrecke, falle fast vom Stuhl. Diese Gesicht würde ich überall wieder erkennen. Auch nach 10 Jahren hat sich dran kaum etwas verändert. „Lelia“ flüstere ich mit einem ton voller Trauer. Die Gestalt tritt näher, die Blonden Haare fallen ihr wie an jenem Abend lockig über die Schultern. Ich beginne unentwegt zu weinen. „Das ist nicht möglich“sage ich mit gesenktem Blick und einem schluchtzen. „Schau mich an Bruderherz“ sagt Lelia sanft. Es ist sie. Es ist wirklich Lelia. Ich kann es nicht fassen. Ich bemerke wir mir alles zu viel wird. Mir wird Schwarz vor Augen. 

 

Nach geraumer Zeit gelingt es mir meine verklebten Augen zu öffnen. Noch nie habe ich so viel geweint. Ich blicke auf. Vor mir sitzt sie. Das Mädchen welches ich jede Nacht in meinen Träumen gesehen habe. Ich kann es nicht fassen. Wie ist das nur möglich? Sie hat damals zu viel Blut verloren um zu überleben und ihr Entführer hat bestätigt sie ermordet, verbrannt und in die Welt verstreut zu haben. „ Du fragst dich sicher wie das möglich ist“ beginnt Lelia so als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich nicke. „Ich möchte es dir erzählen Bruderherz“ beginnt sie. „ Als du mir die falsche Adresse gegeben hast, habe ich mich auf einem völlig einsamen Schrottplatz wiedergefunden. Ich war stink sauer, aber noch mehr war ich enttäuscht. Ich dachte wir hätten eine bessere Bindung zu einander.“ Lelia stoppt. Man sieht auch jetzt noch wie tief ich sie damals verletzt habe. „Ich saß neben meinen Roller und habe geweint, bis plötzlich ein Mann vor mir stand. Er war etwa ende 30.Brauneshaar usw.  Due kennst ihn ja von der verhandlung. Gar nicht mal so unattraktiv dachte ich mir zu dem Zeitpunkt. Er setzte sich neben mich und erkundigte sich wie es mir ginge und was ich hier mache. Ich erzählte ihm von der Party und dir. Er meinte er will mir helfen dir einen Streich zuspielen. Ich wusste nicht das mein Tod der Streich sein wird. Da stand er plötzlich auf, zog einen Sack aus der Jacke und stülpte ihn mir übern Kopf, bis ich wegen Sauerstoffmangels ohnmächtig wurde. Ich bin in einem anlegendem Wald wieder aufgewacht. Mir tat alles weh. Ich denke mal du weißt was er mit mir getan hat Brudi ?“ Ich nicke niedergeschlagen. „Er hat dich vergewaltigt“ stammel ich. „Richtig“ führt Lelia fort. „Als ich wieder richtig bei Sinnen war, kam er erneut, Dieses Mal mit einem Messer. Er schlitze meine Pulsader an beiden Handgelenken auf. Dann schnitzte er in meinen Körper seine Initialien. Ich. Blutete über all und es schmerzte. Das eine was den schmerz ein bisschen nahm, war der Gedanke an dich. An meinen Bruder, der sicherlich bald kommen würde und mich retten würde. Doch du kamst nicht. Du kamst nie.  Mit meiner letzten Kraft entfernte ich meine Kette und platzierte sie unter mir. Damit du ich finden konntest und damit du ein Andenken an  mich hast.“ Eine träne läuft ihr über die Wangen. Sie streicht sie schnell weg. „Als er sich noch einmal mit mir vergnügte, verabschiedete sich meine Seele schon von meinem Körper. Ich fühlte mich im Tode frei und ich wollte meinen Körper endlich vollkommen loslassen. Doch mein. Entführer ließ das nicht zu. Er spritzte mir ein Mittel, welches mich am Leben hielt. Dann schaufelte er ein großes Loch in die Erde. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich spürte nur noch seine Hände an meinen Verletzungen und plötzlich lag ich im Loch. Er begann damit mich zuzuschütten. Als er fertig war verschwand er. Ich wachte in einem Krankenhaus auf. Ganz weit weg von dieser Stadt hier. Das erste was meine Augen sahen waren nicht die Augen meines Bruders von dem ich gehofft hatte er würde kommen, nein es waren Bens Augen.“  Ich sehe sie ungläubig an. „ Doch Bruderherz. Ben und ich waren schon Monate vorher in einer  Beziehung gewesen. Er wusste ja von deinem Plan und wollte mich  holen. Wir wollten es dir an jenem Abend sagen, aber als Ben dann sah was der Mann mit mir tat beschloss er zu warten. Unsicher ob du dadrinnen hängst und um seinen besten Freund zu schützen hat er nicht die Polizei gerufen. Er hat mich lieber leiden lassen als seinen Freund in Gefahr zu bringen. Ich hätte das selbe für dich getan, ich wäre für dich gestorben. Dann hat er mich nach dem der Typ gegangen ist ausgegraben und in ein weit entferntes Krankenhaus gebracht. Damit keiner mich finden konnte und damit ich selbst entscheiden kann ob ich zurück will. Und das wollte ich nicht, ich ließ mir eine neue Identität geben. Ich liebte dich trotzdem und wollte dir irgendwann mal schreiben, aber dann erfuhr ich das du die liebe meines Lebens getötet hast, den Mann mit dem ich eine Familie gründen wollte und mit dem ich gemeinsam alt und sterben wollte. Ben. Das konnte ich dir einfach nicht verzeihen. Du hast mein scheiß Leben zweimal zerstört. Auch wenn du es nicht wusstest. Ich habe gelernt dich zu Hassen Bruder. Nachdem ich dich so sehr geliebt habe.“ Ich schluchze. Alles überschlägt sich und ich kann es nicht fassen.“ Es tut mir so leid“ sage ich mit Tränen in den Augen. „Ich wollte das alles nicht, das musst du mir glauben. Ich hatte nur so Angst Lelia. Es vergeht kein Tag an dem ich dich nicht vermisste und das du am Leben bist ist das schönste was mir je passiert ist. Lass uns von vorne Anfangen. Wieder Geschwister Sachen machen.“ Lelia lacht auf. Es ist kein ehrliches lachen, sondern eher das eines Bösewichts.“Niemals“ schreit sie. Ich erschrecke von ihrem plötzlichen Anflug von Wut. „ Ich werde dir das antun was mir angetan wurde. Ich habe gelernt dich zu hassen und das einzige was mich am Leben hält ist daran zu denken wie ich dein Leben zerstören kann. Ich habe ja bereits deine schöne Frau umgebracht. Jetzt bist du dran.“ Sie springt auf, stürmt auf mich zu ,eine Spritze blitzt zwischen ihren Fingern hervor. „Ach eins noch“ sagt sie bevor die Spritze in meinen Hals sticht. „Ich werde dir nie vergeben“ mit diesen Worten sticht sie zu. Ich schlafe ein. Meine Augen öffnen sich schlagartig ich kann sie immer noch riechen als wäre sie neben mir. Bin ich am leben ? Ich kneife mich. Ja ich lebe noch. Alles um mich rum ist dunkel, wo bin ich ? Mein Kopf fühlt sich an, als wären hunderte Tonnenschwere Laster über mich gerollt. Ich horche in die Dunkelheit. Alles ist leise. Zu leise, ich bekomme Panik. Ich strecke meine Arme aus, treffe auf widerstand. Wo bin ich nur? Ich muss an Lelia denken.An das was sie gesagt hat. Wie konnte ich nur nicht bemerken das etwas zwischen Lelia und Ben läuft. Plötzlich höre ich ein Geräusch. Ein Prasseln, fast so wie Regen, nur nicht so gleichmäßig. Meine Gedanken schweifen zu der Erzählung von Lelia, als der Typ ihr Grab schaufelt. Genau da fällt es mir auf. Ich schrecke hoch, stoße meinen Kopf an einer Wand direkt über meinem Kopf. Das ist kein Regen. Das ist Erde. Ich taste um mich rum überall stoße ich auf Widerstand. Ich bin gefangen in einem Sarg. Lelia vergrabt mich lebendig, sowie es ihr Entführer mit ihr vor hatte. Nur habe ich keinen Ben der mich rettet. Ich habe niemanden.Ich fange an zu schreien, zu weinen, und an die Wände meines Gefängnisses unter der Erde zu hämmern. So stark, das ich kurz darauf das brechen meiner Knochen hören kann. Niemand hört mich oder will mich hören. Dann schlafe ich ein. Die vergeblichen Versuche mich zu befreien haben mir viel Kraft und Sauerstoff gekostet. Ich war sowieso schon fertig mit den Nerven als ich dieses Bild von mir und Bens Leiche gesehen habe. Nach einigen Sekunde, Minuten oder Stunden wache ich wider auf. Ich habe keine Ahnung wie lange ich weg war, aber das Geprassel hat aufgehört. Es ist zu spät. Verzweifelt taste ich den Sarg ab. Meine Finger schmerzen und ich kann sie kaum Bewegen. Tatsächlich finden meine Hände einen Gegenstand. Ich fühle einen Knopf unsicher ob ich ihn drücken soll, drücke ich drauf. Was kann ich verlieren sage ich währenddessen zu mir. Der Sarg wird hell. Der Knopf gehört zu einem Licht, das nun den ganzen Sarg aufhellt . Direkt über mir hängen Bilder. Bilder von Lelia und mir, wie wir im Urlaub spielten, ihre Einschulung, unser gemeinsames Baumhaus und ein Bild von uns drei, von Ben, Lelia und mir. Ich kann mich an den Abend erinnern. Es war der Abschlussball in der 9. Klasse. Lelia sah so schön aus. Nur wenige Wochen bevor es passiert ist.  Dann sehe ich die Nachricht die Lelia mir hinterlassen hat. Auf dem Sarg steht geschrieben „ Ich habe dich so sehr geliebt Bruder, aber ich werde dir niemals verzeihen-L“. Das wird das letzte sein was ich lesen werde denke ich mir traurig. „Sie wird mir nie verzeihen“flüstere ich in die Stille. Ich liebe dich Lelia denke ich still. Ich merke wie mir die Luft langsam ausgeht. Ein letztes mal erinnere ich mich an die Gemeinsamen Momente mit Ben und Lelia zurück, an unsere Kindheit, wie wir uns um die Fernbedienung gestritten haben, im Urlaub im Meer gespielt haben und gemeinsam lachten. Meine Seele löst sich, ich falle immer tiefer in die Dunkelheit. Eine letzte Träne läuft mir übers Gesicht, meine Augen schließen sich,  und mir wird klar das ich sie für immer schließe.

4 thoughts on “Die Rache

  1. Liebe Kira!
    Eine tolle Geschichte, die mich sehr in den Bann gezogen hat. Das Ende kam unerwartet, so soll es sein. Besonders gefiel mir, dass ich gleich Bilder im Kopf hatte. Deine Story verdient definitiv mehr Likes, meines hast du auf jeden Fall.
    Vielleicht hast du Lust auch meine Geschichte zu lesen und mir Feedback zu geben, würde mich riesig freuen.
    Liebe Grüße Lotte
    https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/der-alte-mann-und-die-pflegerin

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