Beebop1981Die Schatten eines Sommers

Till hasste die Stadt. Sie war zu voll, zu laut, zu heiß. Und doch hatte er sie nie verlassen, war stets nur innerhalb der verschiedenen Stadtteile umgezogen. Teils, um in der Nähe seiner Mutter zu bleiben, die nach dem Tod des Vaters auf sich allein gestellt war und teils, weil er Veränderungen nicht mochte. Umzüge waren Veränderungen, und Veränderungen störten Tills Liebe zu Routinen und Gewohnheiten.
Der heiße Sommer hatte die verwinkelten Straßenzüge des Betondschungels fest im Griff. Die Luft flirrte, die Menschen schwitzten. Den zäh rollenden Verkehr im Blick, spielte Till an den Reglern der Klimaanlage und schob die sogleich in seinen Gedanken aufpoppenden Warnungen bezüglich Temperaturschwankungen und Erkältungsgefahr beiseite. Er war in der glücklichen Lage, heute einen Transporter mit funktionierender Kühlung ergattert zu haben, das galt es konsequent auszunutzen.
Heute war sein Tag. Man hatte ihm den perfekten Lieferwagen zugeteilt – fast neu, kein Zigarettengestank, saubere Armaturen, keine Dinge im Fußraum, die herausgekrochen kamen, um ihm in die Wade zu beißen. Zwei Straßen weiter wartete der beste italienische Mittagstisch der Stadt auf ihn und heute Abend würde er endlich das aberwitzige Modellbauprojekt abschließen, an dem er bereits seit einem halben Jahr bastelte. Immer wenn es ihm gelang, solch ein Mammut-Projekt abzuschließen, konnte ihm nichts gleichgültiger sein als die Häme seiner Freunde, wenn sie ihn damit aufzogen, dass er mit 34 Jahren noch an Bausätzen statt an Frauen herumspielte.
Die fröhlichen Klänge des Beatles-Klassikers »Mr. Postman« unterbrachen Tills infantile Vorfreude und generierten stattdessen ein Augenrollen. Jedes Diensthandy des gleichnamigen Kurierdienstunternehmens kündigte mit diesem Song, der bei Till nach knapp acht Jahren Betriebszugehörigkeit Brechreiz auslöste, die Zentrale an. Und wenn diese anrief, roch es nach Arbeit. Unangekündigt und kurzfristig.
»Mister Postman Kurierservice, hier spricht der Till«, nahm er das Gespräch durch einen Knopfdruck auf die Freisprecheinrichtung entgegen.
»Hey, laut meines Trackings bist du gerade in der Nordstadt unterwegs, ist das richtig?«
Till lächelte gequält. Als ob Jelena mit ihrem technischen Spielzeug seine Bestätigung benötigte, wo er sich aufhielt. Er sah sie förmlich vor sich, wie sie in der Leitstelle hochkonzentriert vor ihren drei Bildschirmen hockte und die kleinen Kringel auf ihren Stadtplänen umher scheuchte wie ein fieser Schurke seine Fußsoldaten. Fehlte nur die grimmig dreinblickende weiße Katze auf ihrem Schoß.
»Korrekt«, gab er zurück und bog in eine kleine, ihm wohlbekannte Seitenstraße ein. Das Sichtbarwerden der großen Lettern seines Stamm-Italieners lösten bei Till pure Euphorie aus.
»Wir haben eine dringende Abholung reinbekommen, müsste bitte sofort erledigt werden.«
Das Lächeln auf Tills Gesicht erstarb, seine Laune verdüsterte sich abrupt. Wie auf Kommando protestierte sein Magen.
»Och bitte«, entgegnete er und versuchte dabei nicht allzu genervt zu klingen »kann das nicht jemand anderes übernehmen?«
»Du bist am nahesten dran. Sei so gut, Till.«
Die große Parklücke direkt vor dem Restauranteingang verhöhnte ihn. Hätte sie eine Hand, sie würde ihm den Mittelfinger zeigen.
Wutschnaubend tastete Till nach dem Blinkerhebel und bremste den Transporter ab. So dringend konnte doch diese Abholung nicht sein. Er hatte jetzt Mittagspause, wollte etwas Essen, ein kleines Schwätzchen halten, dann wäre immer noch genug Zeit für diese verschissene Abholung.
»Till? Wie sieht’s aus? Wann kannst du dort sein?«
Er biss die Zähne zusammen und unterdrückte ein Knurren, bevor er das Gaspedal durchtrat. Das Restaurant ließ er hinter sich.
»Wohin?«, brummelte Till und steuerte das Fahrzeug aus der Seitenstraße wieder hinaus in den dichteren Verkehr.
»Industriegebiet Ost, die Diskothek ›Memento‹.«
Tills vor Wut zusammengekniffene Gesichtszüge lösten sich. Sein Hungergefühl verpuffte schlagartig und wurde durch einen Anflug von Panik ersetzt, die er sich nicht zu erklären wusste.
»Das … das ist nicht meine Route, Jelena«, brachte Till sein Missfallen stammelnd zum Ausdruck.
»Ich weiß, aber das ist jetzt mal egal. Mach eine Ausnahme.«
»Martin wird das nicht gerne hören …«
»Ich regle das mit Martin. Melde ich, wenn du die Abholung getätigt hast.«
Ein unangenehmes Knacken signalisierte akustisch das Ende des Gesprächs, noch bevor Till in der Lage war, weitere Einwände anzubringen.
Verwirrt steuerte er den Transporter auf die Abbiegespur. Die Panik blieb, obgleich sie sich in den Hintergrund verzog. Wie ein einziger, einsamer Zuschauer verschmolz sie mit den Schatten und beobachtete ihn stumm. Fast konnte er sie fragen hören, ob er sich an sie erinnerte.
Das Hupen des Hintermanns riss Till aus seinem Black-out.
»Jajaja«, krächzte er und fuhr an. Er schüttelte sich mental und gab die Strecke in das Navigationsgerät ein.
Die Oststadt war nicht seine Route.
Darauf hatte er immer geachtet.

Die exponierte Lage zwischen Firmengebäuden und Fabrikgeländen machten das »Memento« zu einem beliebten Treffpunkt für Nachtschwärmer. Keine Anwohner, die sich über nächtliche Ruhestörung beschwerten sowie eine schier unbegrenzte Parkfläche für die aufgemotzten Vehikel waren die Hauptvorteile gegenüber den Clubs in der Stadtmitte. Um die Mittagszeit an einem helllichten Mittwoch hieß der schwarz gestrichene, in die Jahre gekommene Betonklotz Till allerdings mit geschlossenen Türen und einem verwaisten Parkplatz willkommen.
Er stöhnte, als ihm beim Öffnen der Fahrertür sogleich die heiße Luft entgegenschlug und beim Aussteigen umhüllte wie eine Heizdecke. Umso mehr beeilte er sich zum Haupteingang und klopfte an den verbarrikadierten Einlass.
Jede Faser seines Körpers wehrte sich gegen seine Anwesenheit hier. Die Panik, sein stiller Zuschauer im Schatten, wippte ungeduldig mit dem Fuß.
Niemand öffnete.
»Mister Postman Kurierservice!«, kündigte Till laut an und hämmerte etwas kräftiger gegen das Material. »Sie haben um eine Abholung gebeten.«
Als sich weiterhin nichts rührte, trat Till zurück und suchte den Einlassbereich nach einer Klingel ab.
»Ich habe nicht mal eine Telefonnummer zum Anrufen parat«, murmelte er verdrossen und fuhr sich angespannt durchs Haar. »Lieferanteneingang. So etwas gibt’s doch bestimmt.«
Er umrundete auf gut Glück das Gebäude und wurde fündig. Zwar war die Hintertür ebenfalls fest verschlossen, doch wenigstens fand er dort einen Briefkasten und eine Klingel.
Gerade als Till sich über die neuen Möglichkeiten freute, entdeckte er es auf der Oberseite des Briefkastens – ohne Schutzhülle, schlank, schwarz, praktisch neu: ein herrenloses Smartphone.
»Da ist jemand sehr vergesslich oder sehr leichtgläubig«, merkte er an und runzelte die Stirn. Er ignorierte das herrenlose Gerät zunächst und betätigte die Klingel, die ebenso hier draußen wie drinnen zu hören war, jedoch ebenfalls keinerlei Reaktion hervorbrachte. Frust stieg in ihm auf und er klopfte erneut gegen die Tür, diesmal entschieden energischer. Wie eilig konnte eine Abholung sein, wenn niemand da war, um diese mit ihm abzuwickeln?
Nachdem sich auch hier nichts rührte, gab Till entnervt auf. Sein Blick fiel ein weiteres Mal auf das verlassene Smartphone.
War es möglich, dass es Aufschluss über seinen Kunden gab? Falls der Diskotheken-Betreiber es hier liegengelassen hatte, könnte es Till helfen, ihn zu erreichen. Vorausgesetzt …
Er griff nach dem Gerät und hob es behutsam an. Durch die Bewegung aus dem Stand-by-Modus geholt, leuchtete das Display auf. Als er den Aufkleber mit der sechsstelligen PIN auf der Rückseite sah, schnaubte Till.
»Leichtgläubig und dumm«, murmelte er und sah sich möglichst unauffällig um. Mit dem nächsten Schritt machte er sich höchstwahrscheinlich nicht nur strafbar, sondern überschritt auch seine Kompetenzen als Kurierfahrer. Sollte ans Licht kommen, dass er auf einem Kunden-Handy herumgeschnüffelt hatte, wäre er seinen Job auf der Stelle los. Mindestens.
Andererseits, machte er den Besitzer ausfindig und würde ihm generös sein teures Spielzeug zurückgeben, wäre möglicherweise eine Belohnung fällig. Ewiger Dank und eine kleine Geldspende wären mal ein Anfang.
Sorgfältig gab Till die PIN ein und lachte auf, als sie in der Tat funktionierte. Zielsicher fand er die Telefonliste, die allerdings keinerlei Kontakte enthielt.
»Leichtgläubig, dumm und ohne Freunde«, stellte Till enttäuscht fest. Obwohl er wenig Hoffnung hatte, rief er das Fotoalbum auf.
Und erstarrte.
Anstelle eines schnöseligen Diskothekenbesitzers, der umringt von leicht bekleideten Schönheiten im eigenen Club feierte oder von seiner Yacht im Mittelmeer in die Kamera grinste, glotzte Till sich selbst an. Obwohl die Thumbnails der Bildergalerie nicht größer als ein Fingernagel dargestellt erschienen, erkannte er sein Gesicht, seine Körperhaltung, sein Leben auf jedem einzelnen.
»Das … was zum …«, flüsterte er bestürzt und tippte die erste Aufnahme mit zittrigen Fingern an.
Er erkannte es sofort: Es war sein Bewerbungsfoto – mittlerweile nicht mehr taufrisch, aber unverkennbar er selbst. Mit diesem Bild hatte er sich vor acht Jahren bei »Mister Postman« beworben. Er hatte dafür zum ersten Mal in seinem Leben ein professionelles Fotostudio aufgesucht.
»Das ist … doch nicht möglich …«
Die nächsten Bilder zeigten ihn bei seiner Arbeit. Till mit Paketen. Till im Transporter. Selbst eine Aufnahme, während er sich auf der Terrasse seines Stamm-Italieners eine Pizza schmecken ließ.
Immer hastiger wischte er die Aufnahmen weiter. Mit jedem Bild wurde sein Mund trockener, seit Atem schneller und sein Entsetzen größer. Je weiter er in der Galerie herunterscrollte, umso älter wurden die Aufnahmen. Aus dem Kurierfahrer wurde der Fahranfänger. Aus dem Abiturienten der Jugendliche.
Die beiden letzten Bilder der Galerie zeigten einen Jungen mit wilder Frisur und den farbenfrohen Kleidern der Neunziger. Derselbe Junge im selben Alter – und doch schienen Jahre zwischen den Aufnahmen zu liegen: Während der eine mit einem triumphierenden Lächeln seine Balance auf einem Skateboard hielt, die Finger als Peace-Zeichen in die Kamera streckte und das Leben feierte, zeigte der andere Junge auf dem zweiten Foto nur den Schatten des ersten. Auch dieses Bild stammte aus einem Fotostudio. Das einst fröhliche Lächeln war verschwunden, die blauen Augen schauten leer und tot in die Kamera.
Till schrie auf. Das Smartphone glitt aus seinen Händen, als er rückwärts taumelte und nur mit Mühe das Gleichgewicht wiederfand. Scheppernd landete das Gerät auf dem Asphalt, während das traurige Kind weiterhin immer stumm vom Display starrte.
Till wusste, dass er dieser Junge war.
Er wusste, dass er eine fröhliche Kindheit verbracht hatte.
Warum erinnerte er sich dann nicht an den Auslöser dieser tiefen Traurigkeit des Jungen auf dem Foto – seiner Traurigkeit – spürte sie jedoch tief in seinem Inneren wie einen festsitzenden Dolch?
Die Panik erhob sich von ihrem Zuschauerrang aus dem Schatten, trat langsam vor und erwiderte: Weil sie tief vergraben liegt – in einer großen schlammigen Grube aus Lehm.
Keuchend stemmte Till die Hände auf seine Knie und rang verzweifelt um Luft. So sehr er nichts lieber täte, als in den Transporter zu steigen und dieses verfluchte Telefon zu überrollen bis nur Krümel übrig blieben, so klar war ihm, dass er das Gerät brauchte, um herauszufinden, wer hinter diesem miesen Bluff steckte.
Wer spielte ihm hier einen Streich?
Wie war die Person an all diese Fotos von ihm gelangt?
Welche Identität steckte hinter dem Kriminellen, der ihn so massiv ausspionierte und sogar Tag für Tag fotografierte?
Abrupt richtete Till sich auf und sah sich hektisch um. Wenn er die ganze Zeit über beobachtet worden war, dann mit Sicherheit auch jetzt. Till betrachtete das fremde Smartphone, dessen Display sich mittlerweile abgedunkelt hatte, mit einer Mischung aus Ekel und Furcht. Ein filigranes Netz aus gesplittertem Glas durchzog die schwarze Oberfläche.
Dieses Telefon war bewusst hier platziert worden. Jemand hatte gewusst, dass er herkommen und den Auftrag abwickeln würde.
Hastig hob er das Gerät auf, ließ es in seiner Hosentasche verschwinden und stolperte zurück zum Transporter. Noch bevor er richtig saß und die Fahrertür hinter sich zugezogen hatte, wählte er die Nummer der Zentrale.
»Till?«
»Ich … ich bin bei der Diskothek, da ist niemand. Wer … könntest du mir sagen, mit wem du gesprochen hast wegen der Abholung? Gibt es eine Rückrufnummer?« Till hoffte, so unbeteiligt und lässig wie möglich zu klingen.
»Warum bist du so aus der Puste, bist du gerannt?«
»Nein … doch … ich bin ein paar Treppen gestiegen. Kannst du mir sagen, wer die Abholung beauftragt hat?«
»Einen Moment.«
Er lauschte dem Klackern der Tastatur und versuchte, sich zu entspannen. Das Smartphone in der Hosentasche brannte sich förmlich durch den Stoff auf seine Haut.
»Okay, also – ich habe leider eine Auskunftssperre für diesen Kunden.«
Till fluchte im Stillen. Als besonderes Datenschutz-Angebot von Mister Postman Kurierservice konnte man für einen geringen Aufpreis einfordern, dass nur die Buchhaltung zwecks Rechnungsstellung Einsicht in die persönlichen Daten des Auftraggebers erhielt, soweit dieser nicht direkt in Verbindung mit einer Lieferung oder Abholung stand.
»Sag mal, ist alles in Ordnung? Du klingst furchtbar gestresst.«
»Ich … mir geht es nicht so gut. Meinst du, ich kann für heute Schluss machen?«
»Ja, mach das, bitte.« Jelena klang erleichtert. »Wir kommen klar. Vielleicht meldet sich der Kunde nochmal wegen der Abholung und kann das erklären. Bring den Wagen zurück ins Depot und dann mach Feierabend für heute.«
Till bedankte sich knapp und beendete das Gespräch. Erst jetzt fiel ihm die Gluthitze auf, die ihm Fahrzeug herrschte. Mit bebenden Händen startete er den Motor, drehte die Klimaanlage auf volle Leistung und trat das Gaspedal durch.

Die Dunkelheit war tröstend, obgleich die geschlossenen Fenster dem Raumklima schwer zusetzten. Till störte sich nicht daran. Zusammengesunken hockte er am Küchentisch, kaute an der Nagelhaut seiner Finger und fixierte das vor ihm liegende Smartphone. Dessen gesprungenes Display war die einzige Lichtquelle in dem kleinen Raum, abgesehen von ein paar hartnäckigen Sonnenstrahlen, die durch den heruntergelassenen Rollladen hindurchkrochen.
Wieder und wieder scrollte Till durch die Bildergalerie. Fast jede abgebildete Situation konnte er sich in Erinnerung rufen. Selbst in dem zehn- oder elfjährigen Jungen auf dem Skateboard fand er sich wieder. Die Hitze eines lang vergangenen Sommers, dessen Gerüche und Geräusche, die Vibration des Rollbretts unter seinen Füßen. Einzig das letzte Bild – der trübsinnige, niedergeschlagene Bursche – vermochte er sich nicht zu erklären. So sehr Till hoffte, an diesem Tag nicht weiter als übellaunig gewesen zu sein, so sicher war er sich, dass weitaus mehr dahintersteckte.
Träge richtete er sich auf, nahm ein Glas aus dem Abtropfgitter neben der Spüle und füllte es mit Wasser aus der Leitung. Als er heute früh den Abwasch gemacht hatte, war die Welt in Ordnung gewesen. Er wünschte sich, er könnte die Zeit zurückdrehen.
Ein kleines Brummen, untermalt von einem zurückhaltenden, weichen Piepton, riss Till aus seinen Gedanken. Sein Blick schnellte zum Tisch.
Das Smartphone wies ihn auf den Erhalt einer Nachricht hin.
Till blieb reglos, umklammerte sein Glas und taxierte den Eindringling. Die Tatsache, dass ihm dieser Irre Textnachrichten schickte, beunruhigte und entrüstete Till gleichermaßen. Das Gefühl von Sicherheit, welches er in seiner kleinen Wohnung bisher hatte, wurde mit einer einzigen SMS ausradiert.
Er stellte sein Glas in die Spüle und näherte sich langsam dem Tisch. Die Benachrichtigung war auf dem Startbildschirm sichtbar, die Nummer des Absenders sagte ihm nichts.
Welches Datum ist heute?
Till konnte nicht atmen. Sein Kiefer arbeitete und verursachte einen leichten Kopfschmerz. Sein angsterfüllter Blick durchbohrte das Display, das sich wieder abdunkelte, um Energie zu sparen. Dann sank er zurück auf den Stuhl, nahm das Handy in die Hand und tippte.
»Wer bist du? Was willst du von mir?«
Er schickte seine Antwort ab, bevor er es sich anders überlegen konnte und wartete. Der Drang, das Ding einfach im Klo hinunterzuspülen, war überwältigend. Doch Tills Neugier war größer. Ebenso die Einsicht, dass ein Entkommen unmöglich war, egal, was er anstellte.
Als es erneut brummte, fiel es ihm fast aus der Hand.
Welches Datum?
Till knurrte, knallte das Gerät wutentbrannt auf den Tisch und sprang so energisch wieder auf, dass sein Stuhl umkippte und mit einem lauten Krachen auf den Fliesenboden aufschlug.
»Du willst spielen, ja?«, brüllte er es an, »Du Penner, was bildest du dir ein!« Ohne das Telefon hochzunehmen, hämmerte er wutentbrannt eine Antwort ein.
»Der 24. August. Zufrieden?«
Die Reaktion, die nur eine halbe Minute später eintraf, sorgte bei Till für weitere Ratlosigkeit.
Sie wäre heute 27 geworden.
Er schnaubte und tippte erneut mit unkoordinierten, zittrigen Fingern, was dazu führte, dass er seinen Text mehrfach löschen und korrigieren musste.
»Wer? Kennen wir uns? WER BIST DU!?«
Eine Pause. Dann:
Ich bin deine Vergangenheit, die dich einholt.
Tills Gedanken rotierten. Was bedeutete dieser kryptische Satz? Also kannte er die Person? War es ein ehemaliger Kollege? Ein alter Freund? Wer würde ihm so etwas antun?
Er betrachtete das Telefon eine Weile, wog für und wider ab, bevor er sich entschied. Dann holte er tief Luft, nahm das Gerät wieder an sich und tippte auf das kleine Hörersymbol in der oberen rechten Ecke. Kaum hatte er es am Ohr, hörte er seine angebliche Vergangenheit zum zu ihm sprechen.
»Ich hatte mich schon gefragt, wann du dein Spatzenhirn einsetzen und das Telefon zum telefonieren verwenden würdest, statt ein ewiges Ping-Pong-Spiel aus Nachrichten zu veranstalten.«
Eine männliche Stimme, ein tiefer Bass. Doch Till hatte sie noch nie zuvor gehört.
»Wer bist du?«, zischte er ungehalten, »Was für ein Spiel ist das? Wie bist du an die Bilder gekommen? Ich finde raus, wer du bist und dann zeige dich an, darauf kannst du einen lassen!«
»Es ist kein Spiel«, versicherte die Stimme gelassen, »ich erinnere dich nur an etwas, das du vergessen hast.«
»Ich wüsste nicht, an was ich mich erinnern sollte.«
Es wurde still am anderen Ende der Leitung. Gerade als Till zu einer neuen Tirade ansetzte, sprach die Stimme erneut.
»Warum meidest du die Oststadt, Till? Wie kommt es, dass du nur unter der Bedingung bei Mister Postman arbeitest, nicht diese Route fahren zu müssen?«
Till blinzelte. »Woher … was quatschst du da, ich … das ist …«
»Es ist das Industriegebiet, das dich abschreckt. Und du weißt noch nicht einmal mehr, wieso.« Ein Schnalzen und Seufzen drang durch die Leitung. »Dr. Tomaso hat wirklich ganze Arbeit bei dir geleistet.«
Tills Mund wurde staubtrocken. Als hätte jemand ein Dia vor sein Gesicht geschoben, erschien vor seinem geistigen Auge ein helles, geräumiges Zimmer. Plüschtiere auf einem hellgrünen Sofa. Ein Mann in seinen Vierzigern, der so gar nicht nach einem Arzt aussah.
»Doktor Tomaso …«, hauchte Till und musste sich auf der Tischplatte abstützen. Er hatte den Namen schon so lange nicht mehr gehört.
»Nur durch ihn ist es dir überhaupt möglich, ein normales Leben zu führen. Und ich verachte ihn dafür so sehr, wie ich dich verachte.«
Die Aufnahme des traurigen Jungen erschien und verdrängte die lichtdurchfluteten Praxisräume. Till sah sich selbst auf einem Stuhl sitzen, hinter ihm eine Hohlkehle, vor ihm ein Fotograf.
»Mach doch mal ein freundlicheres Gesicht, Jungchen. Das geht doch so nicht!«
Kraftlos und bebend sank Till auf den Küchenboden. Er verwendete all seine Kraft dazu, das Telefon an sein Ohr zu pressen.
»Nein«, presste Till heraus, »Ich will mich nicht erinnern …«
Die Stimme am anderen Ende hatte ihre Lässigkeit eingebüßt. Stattdessen spuckte sie Gift und Galle.
»Doch, das wirst du«, zischte sie, »ich habe lange genug ertragen, dass du ein normales Leben geführt hast, während das meiner Familie für immer zerstört ist. Alles, weil du dir zu fein warst, auf sie aufzupassen.«
Till ballte seine freie Hand zu Faust und biss so fest darauf, dass die Haut aufriss. Mit jedem Atemzug wurde die Luft wärmer und staubiger, die Sonne blendete seine Augen.

Gelangweilt schiebt Till sein Skateboard mit einem Fuß hin und her, während er wartet. Als sich nach einer gefühlten Ewigkeit die Haustür endlich öffnet, ist Martha die Erste, die er sieht.
»Till!«, kreischt sie freudig und stürmt auf ihn zu. Direkt hinter ihr taucht Götz auf der Schwelle auf. Sein Lächeln verblasst, als er Tills Reaktion bemerkt. Kleine, spindeldürre Ärmchen umschlingen Tills Hüfte, ein zierlicher Körper in einem rosafarbenen Tüll-Kleid schmiegt sich fest an ihn.
»Hey Martha«, bringt Till hervor und starrt seinen besten Freund über ihren Kopf hinweg vorwurfsvoll an.
»Ich darf heute mit euch spielen«, quietscht das kleine Mädchen und lässt von ihm ab. »Also, was machen wir?«
»Lass Till und mich das kurz beratschlagen, okay? Geh mal eben schonmal vor«, schaltet sich Götz ein, woraufhin sie enthusiastisch nickt und ein paar Schritte voraus hüpft.
»Ey!«, faucht Till so leise wie möglich, »Was soll das denn jetzt? Deine kleine Schwester babysitten?«
 »Sie hat morgen Geburtstag und meine Mutter will in Ruhe alles vorbereiten. Sorry. Ist nur für eine Stunde oder so.«
Till rollt mit den Augen und betrachtet die Fünfjährige, die Gänseblümchen vom Gehwegrand pflückt. Bei der Vorstellung, wie viele Hunde ihr Geschäft darauf verrichtet haben, lächelt er.
»Okay, wohin?«
»Die Baustelle?«, schlägt Götz vor und greift hinter sich in den Hausflur, aus dem er sein eigenes Board und einen Hello-Kitty-Roller zieht. Dann hängt er sich seine Kamera um den Hals. »Ich habe noch Bilder übrig, die können wir dort verschießen!«
»Mit dem Kleinkind da?«
»Was? Wir passen doch auf sie auf.« Götz schloss die Tür und schwenkte den rosa Roller. »Martha! Los geht’s!«

Die Skateboards und der Roller sind auf den Schotterwegen der größten Baustelle der Stadt nicht lange von Nutzen und sie gehen zu Fuß. Sein Brett unter den Arm geklemmt liest Till zum wiederholten Mal das Bauschild und betrachtet die grob skizzierte Abbildung des zukünftigen Industriegebiets. Bald wird ihr Lieblingsspielplatz unzugänglich sein und sie werden sich nach Alternativen umsehen müssen.
Marthas Hand schlüpft in seine und er ist versucht, sie abzuschütteln. Er ist genervt von ihrer Anhänglichkeit, lässt sie jedoch gewähren. Während er mit ihr den sandigen Weg entlangschlendert, knipst Götz eifrig umher, wie er es gefühlt den ganzen Sommer getan hat.
»Mir ist langweilig«, kräht es einen halben Meter unterhalb von Tills Kopf und er schaut auf das kleine Mädchen hinab. Sie blinzelt zu ihm hoch, mit großen braunen Augen und dem zarten, von einem dunklen Pagenkopf umrahmten Gesicht. »Spielen wir verstecken? Macht Götz mit?«
Der große Bruder zuckt mit den Achseln. »Klar, warum nicht.«
»Ich gehe mit Till!«, stellt sie sofort klar und dieser stöhnt innerlich auf, macht jedoch gute Miene zu bösem Spiel.
»Okay«, stimmt er bemüht fröhlich zu und stellt sein Skateboard an den Reifen einer abgestellten Baumaschine. Er umklammert Marthas kleine Hand etwas fester und sprintet los. »Götz, du zählst!«
Sie laufen. Till wird von den kurzen Beinen gebremst, die ihm hastig aber tapfer hinterherstolpern. Die Zahlen, die Götz laut aufwärts zählt, entfernen sich.
»Till«, hechelt Martha, »ich kann nicht mehr! Du bist zu schnell!«
»Ein Stückchen noch, komm schon.« Er zieht sie weiter, ignoriert ihr Straucheln.
In der Ferne hört er Götz laut die Zwanzig verkünden. Verärgert über den aufgezwungenen Klotz am Bein und besorgt darüber, das dieser seinen Unterschlupf verraten könnte, stößt er das kleine Mädchen kräftig von sich. Zufrieden sieht er, wie sie einen gellenden Schrei ausstoßend abrupt von der Bildfläche verschwindet.
»Versteck dich hier!«, raunt er ihr zu, ohne die Gewissheit, ob sie ihn hört, und hastet weiter, bis er unter einem Kran Zuflucht findet.
Dort liegt er lange. Kommt langsam zu Atem und schmeckt den Sand zwischen seinen Zähnen. Und lauscht. Als er Götz knirschende Schritte hört, ist eine Ewigkeit vergangen. Umso größer ist die Freude, als das Gesicht seines Freundes plötzlich vor ihm auftaucht.
»Wow, ich dachte fast, ich finde euch nie!«, lacht Götz und lässt seinen Blick unter dem Kran umher schweifen. »Wo ist Martha?«
»Die wollte sich dort hinten irgendwo verstecken«, antwortet Till und robbt aus seinem Unterschlupf hervor.
Die Jungen suchen, spielen das Spiel weiter. Nach einiger Zeit rufen sie Marthas Namen und machen ihr verbal klar, dass sie gewonnen hat. Doch das Mädchen bleibt versteckt.
Till sieht zu, wie sich der Spaß für Götz zu Sorge wandelt. Wie aus seiner Sorge nackte Panik wird, die auch ihn überkommt. Als sie schließlich dort nachsehen, wo er das Mädchen zuletzt gesehen hat, ist die unbeschwerte Kindheit für die Freunde zu Ende.
Wie gelähmt starren sie in die riesige Grube, in der sich Grund- und Regenwasser zu einem unansehnlichen, modrigen Teich vermischt haben. Das Loch ist tief, die Wände steil. Keiner von ihnen spricht es aus, doch beide wissen, was passiert ist. Mit offenen Mündern und aufwallender Furcht betrachten sie das reglose Wesen, das bäuchlings auf der Wasseroberfläche treibt. Das Haar wabert aufgefächert um dem Kopf wie ein Kranz, der zartrosafarbene Tüll ihres Kleides umschwebt ihren zierlichen Körper.
Götz weint. Er ruft nach seiner kleinen Schwester. Zählt die Geschenke auf, die auf sie warten, wenn sie jetzt nur mit dem Quatsch aufhöre und rauskäme. Till spürt seine eigenen Tränen an den Wangen hinabrinnen. Er kann kaum atmen. Die Sonne verschwindet und umhüllt ihn mit diffusen Schatten.

Er schluchzte so stark, dass es ihm in der Brust wehtat. Seine Finger schmerzten, so fest umkrallte er das Telefon. Das Gehäuse knisterte, als es dem Druck standzuhalten versuchte.
»Sie ist in dem dreckigen Loch ertrunken«, sprach der Anrufer mit tonloser Stimme, »Wusstest du, dass Kinder leise ertrinken? Sie strampeln nicht, sie schreien nicht. Sie gehen einfach unter.«
Till presste die Augen zusammen. »Götz …«, wimmerte er. Wann hatten sie das letzte Mal miteinander gesprochen? Es war Jahrzehnte her. Sein bester Freund. Bis zu diesem schrecklichen Tag. O Gott, er hatte das doch nicht gewollt.
»Du hast sie nie gemocht, ich weiß. Unsere Beziehung hat sich nach ihrer Geburt verändert, ich habe mich weiterentwickelt und das hast du nicht ertragen. Du hasst Veränderungen. Doch was konnte sie dafür? Warum, Till?«
»Ich … « Er wollte leugnen. Alles abstreiten. Es gab keinerlei Zeugen, man hatte ihn nie verdächtigt. Doch machte das überhaupt Sinn?
»Und weißt du, was das Schlimmste ist? Deine Eltern hatten das Geld, dir einen Psychologen an die Seite zu stellen. Dr. Tomaso, spezialisiert auf Traumata und Verdrängungstherapien. Ohne ihn wäre dein Leben ebenso im Arsch wie das meine. Wenn sie gewusst hätten, dass du nicht nur ein armes verstörtes Opfer bist … «
»Götz …«
»Meine Eltern haben sich nie mehr erholt, weißt du. Sie haben sich ein Jahr später getrennt, weil der Schmerz zu groß war. Und ich? Ich mache mir bis heute Vorwürfe, dass ich sie dir anvertraut habe.«
Die Erinnerungen prasselten auf Till ein wie Hagelkörner, durchschlugen die hauchdünne Membran, die er während seiner Therapie vor 23 Jahren mühsam aufgezogen hatte. Marthas Stimme, ihr fröhliches Gesicht, ihre Unbeschwertheit, ihre zarte Hand in seiner. Ihr lebloser kleiner Körper in der lehmigen Brühe.
»Die Diskothek, wo du das Telefon drapiert hast …?«
»Das ›Memento‹ steht exakt auf dieser Grube, korrekt. Dort wo meine kleine Schwester damals ertrank, werden heute in einem kalten Keller Wodka und Gin fürs Partyvolk gelagert.«
Die Übelkeit überkam Till so plötzlich, dass er keine Zeit mehr hatte, sich ins Bad zu flüchten. Er nahm das Telefon vom Ohr und übergab sich auf den Küchenfußboden. Die Selbstbeherrschung hinderte ihn daran, in die stinkende Lache zu kippen, und er rückte behäbig und am gesamten Körper zitternd von ihr weg, ehe er das Telefon wieder ans Ohr hob.
»Warum die Fotos, Götz?«, flüsterte er, »Was … was sollen die Bilder?« Till hoffte, nur das Besetztzeichen zu hören, doch sein alter Freund hatte auf ihn gewartet.
»Ich habe dich beobachtet, Till. Ein paar Praktika in ausgewählten Abteilungen verhalfen mir zu Fotos, die ich nicht selbst zu schießen in der Lage war. Dein ganzes Leben lang habe ich mitangesehen, wie unbeschwert du sein darfst. Vielleicht haben dich ein paar kleine Albträume gequält, einige Flashbacks hier und da, die du nicht zuordnen konntest. Aber alles in allem geht es dir doch prima, hm? Soll ich dir was sagen? Ich habe es satt!« Den letzten Teil spie Götz ihm entgegen »Hättest du wenigstens etwas erreicht, ein Heilmittel gegen Krebs entwickelt oder den weltweiten Hunger gestillt, ich hätte dich in Frieden gelassen. Aber du bist wertlos, Till, wertloser als Dreck unter den Fingernägeln. Du bist ein verfluchter Mörder!«
Jedes Wort fühlte sich an wie der Hieb eines stumpfen Messers. Tränen liefen sturzbachartig über Tills Wangen. Nur mühsam brachte er die Worte hervor.
»Ich habe das doch nicht gewollt«, schluchzte er, »wie kann ich das je wiedergutmachen? Ich möchte es so gerne wieder gut machen.«
Götz schwieg. Als er auf Tills Frage antwortete, war seine Stimme kalt und ohne Mitgefühl.
»Ich habe den Dreck aufgewühlt, den du so lange unterdrückt hast. Zu wissen, dass du von heute an jede Minute deines restlichen Lebens mit der Schuld klarkommen musst, lindert meinen Schmerz.«
Es klickte. Das Gespräch war beendet.
Das Telefon entglitt Tills tauben Fingern und knallte auf die Fliesen. Dieses Mal zerbarsten Display und Gehäuse und verteilten sich in Scherben und Splittern über den Boden.
Mühsam erhob sich Till, indem er sich an der Wand hochzog. Die Tränen flossen noch immer, doch sein Schluchzen war verstummt. Wie betäubt torkelte er in das winzige Wohnzimmer, wo sein verschwommener Blick auf das nahezu fertiggestellte Modellbauobjekt fiel. Er hatte die letzten Monate damit verbracht, winzige Bauteile Stück für Stück aneinanderzukleben. Es hatte ihm nach anstrengen Arbeitstagen Trost gespendet. Ihm über die Einsamkeit hinweggeholfen. Nun fehlten nur noch wenige Segmente bis zu seiner Vollendung.
Mit einem ohrenbetäubenden, markerschütternden Schrei, der ihm in Brust und Hals schmerzte, fegte Till das fast vollendete Objekt vom Wohnzimmertisch, wo sich die Fragmente und Teilstücke seiner Gegenwart mit den Überresten seiner Vergangenheit verbündeten.
Die Panik zog den Mantel aus und legte ihren Hut ab. Sie war nicht mehr allein im Zuschauerraum. Mit ihr starrten Abscheu und Schmerz auf ihn herab. Auf ihren Fratzen wucherte ein Grinsen.

2 thoughts on “Die Schatten eines Sommers

  1. Hey, tolle Geschichte! 👏
    Der Anfang zog sich etwas, aber dann wurde die Geschichte richtig gut. Schöner Schreibstil, bildlich, mit originellen Metaphern. Die Tragik des Vorfalls hast Du sehr gut rübergebracht. Man konnte den Schmerz der Hauptfigur sehr gut nachempfinden und mitfühlen. Auch der Titel gefällt mir sehr gut.
    Noch ein kleiner Hinweis: Eine Therapie bei der ein Trauma absichtlich verdrängt wird, “Verdrängungstherapie”, gibt es meines Wissens nicht.
    Aber sonst hat mir Deine Geschichte wirklich gut gefallen.
    Dafür hast Du auf jeden Fall mein ♥️ verdient!

    Vielleicht magst Du ja auch meine Geschichte “Stumme Wunden” lesen, das würde mich sehr freuen. 🌻🖤

    Liebe Grüße, Sarah! 👋🌻 (Instagram: liondoll)

    Link zu meiner Geschichte: https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/stumme-wunden?fbclid=IwAR1jjPqPu0JDYk0CBrpqjJYN78PYopCEU1VGdqzCvgp7O4jnGKQSFdS6m6w

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