JojoFreund oder Feind?

Olivia                                                                                                  München, 2018

Es war der 5.Mai. Ein Freitag. Der Todestag ihres Vaters. Und gleichzeitig ihr 25.Geburtstag. Olivia glaubte nicht an schlechte Omen, aber besonders gut fühlte sie sich nicht dabei. Ihr Vater hatte sie geliebt, so wurde es ihr zumindest erzählt, aber sie durfte als Kind nur die Abwesenheit ihres Vaters und die Trauer ihre Mutter genießen, daher traf sie der Tod ihres Vaters vor drei Jahren nicht allzu heftig. Nein, an diesem Tag dachte sie ununterbrochen an den Vater von gegenüber, der sie wie eine zweite Tochter behandelt hatte, während ihr Vater von einer Geschäftsreise zur nächsten fuhr. Das machte die besten Freundinnen und ehemalige Nachbarn so gut wie zu Schwestern. Ihre Gedanken gingen sofort zu ihm, ihre erste große Liebe. Eine Liebe, die nie hätte existieren dürfen. Richard Roth. Richi.

Olivia saß gedankenverloren am Schreibtisch der Agentur und erschrak, als sie plötzlich eine Stimme hinter sich hörte. „Liv, heute ist dein Geburtstag, du solltest Feierabend machen.“ Leo war ihr ältester Freund und seitdem er ihr vor Jahren, nach langer Zeit der Kontaktlosigkeit im selben Büro über den Weg gelaufen ist, hatten sie wieder eine sehr gute und enge Bindung gepflegt. Olivia nickte nur flüchtig und packte ihre Tasche. Sie huschte noch schnell auf die Toilette. Als sie schon hektisch wieder nach oben gehen wollte, sah sie ein Handy neben dem Waschbecken, das direkt an der Wand lag, sodass sie es fast übersah. Sie überlegte kurz, entschied sich aber dafür es mitzunehmen und abzuwarten, ob sich eine ihrer Kolleginnen melden würde. In ihrer WhatsApp Gruppe verbreiteten sich solche Nachrichten sofort und selbst bei einer Kollegin aus einer anderen Abteilung würde es höchstens bis Montag dauern, bis sie wüsste wem es gehörte. Die Agentur war ab heute eh zu und so steckte sie es in ihre Tasche, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden. „Bis heute Abend.“ rief sie Leo noch flüchtig zu, als sie auf die große Eingangstür zulief und über die große Kreuzung Richtung S-Bahnhof Laim lief. Sie fühlte sich mittlerweile etwas wohler, mitten im Kern von

München zu leben, aber richtig geheuer war ihr die Großstadt auch nach so vielen Jahren noch nicht. Sie vermisste das gemütliche, überschaubare Landleben auf dem kleinen Dorf in Franken, wo sie herkam.

Leo                                                                                                      München, 2018

Er war so glücklich, als Liv ihn fragte, ob er wie die letzten Jahre zu ihrem Geburtstag kommen wollte. Er hatte oft die Befürchtung, dass bald ein anderer Mann seinen Platz einnehmen würde. Liv war eine unglaublich attraktive Frau und war mit ihren langen, braunen Haaren und ihrem süßen Lächeln fast jedermanns Typ. Sie hatte seit die beiden sich wieder begegnet waren keinen einzigen offiziellen Freund gehabt und das wunderte ihn. Allerdings trieb es ihn auch in den Wahnsinn, weil er sie verdammt gernhatte. Ja, er liebte sie und es zerriss ihm das Herz, immer nur als bester Freund bezeichnet zu werden. Er war oft traurig darüber, dass sie ihn so gar nicht wahr nahm. Ihn, der für viele Frauen als gutaussehend galt mit seinen breiten Schultern, den braunen strubbeligen Haaren und den warmen, braunen Augen. Oft machte es ihn aber nur unglaublich wütend, dass sie es seit ihrer Kindheit nicht begriff. Sie war seine Sandkastenliebe und alles was er je wollte. Keine Frau könnte ihr das Wasser reichen. Als er damals aus Breitensee weggezogen ist, hatte sie sich nicht einmal nach ihm erkundigt. Und dann stand sie viele Jahre später wieder vor ihm. Und alles begann von vorne. Und er wartete wieder nur auf den anderen Mann, der sich zwischen sie drängen würde. Und allein bei dem Gedanken verspürte er denselben Hass wie früher.

 

Olivia                                                                                                  München, 2018

„Happy Birthday Süße“ flötete Jule, als ihre beste Freundin die große Holztür der Penthousewohnug aufschloss. Jule nahm sie sehr überschwänglich in den Arm. Olivia lächelte, es war gar nicht so schlecht, mal ein bisschen Leben in der sonst so ruhigen Wohnung zu haben. Jule hatte einen Wasserrohrbruch in ihrer WG und da konnte Olivia zu ihrem Vorschlag, bei ihr einzuziehen, schlecht nein sagen. Jule weigerte sich seit vielen Jahren, mit Tom zusammenzuziehen, daher gab es keine Alternative. Die beiden waren schon seit mehr als 5 Jahren zusammen, aber Jule wollte es partout nicht. Olivia fühlte mal wieder diesen Stich, als würde sich ein spitzes Messer direkt in ihre Brust bohren.

Olivia wurde in ihr Wohnzimmer geführt, in dem ihr großer Tisch aus Mahagoniholz bunt geschmückt und mit einem kleinen, selbstgemachten Schokokuchen versehen war. Da musste sie jetzt wohl durch, auch wenn sie keinerlei Anlass zum Feiern sah.

Ein schriller Ton durchbrach das Lachen der beiden Frauen. Olivia schaute Jule fragend an. „Ist das nicht dein Handy?“ Jule schüttelte den Kopf, da sie zu viel Kuchen im Mund hatte, um zu sprechen. Olivia sprang auf und suchte in der Tasche nach dem fremden Handy. Ihres konnte es aufgrund des Klingeltons nicht sein. Sie war nicht unbedingt neugierig, aber ein anonymer Anruf kam ihr trotzdem etwas merkwürdig vor. Sie drückte auf den roten Telefonbutton und erzählte ihrer Freundin von dem gefundenen Smartphone. „Ich würde versuchen reinzuschauen, vielleicht bekommst du so schneller raus, wem es gehört.“ sagte Jule, während sie genüsslich in ein weiteres Stück Kuchen biss. „Ich weiß nicht, das ist schon ein ziemlicher Eingriff in die Privatsphäre. Ich würde das nicht wollen.“ Jule lachte nur. „Meine spießige Journalistin!“

Später, als Jule auf dem Weg zu einem Arzttermin war, saß Olivia auf ihrem neuen Designersofa und wollte gerade Netflix öffnen, als das Handy einen weiteren Signalton von sich gab. Sie wollte es nur stumm stellen, sie hatte zwar kein Apple Gerät, wusste aber so gut wie jeder, dass sich an der Seite ein kleiner Schieber befand. Sie tastete danach, aber der Schalter fehlte, als hätte ihn jemand herausgerissen.

Sie drückte auf den Homebutton und starrte auf die Nachricht. Ihr Herz klopfte, als würde es gleich zerspringen und ihr wurde heiß und kalt zugleich. „SCHAU IN DAS TELEFON DU HINTERHÄLTIGE SCHLAMPE“.  Was zum Teufel? Olivia starrte das Handy an. Jetzt wurde sie allmählich neugierig, wem das Handy gehörte. Was hatte die Person angestellt? Die Nachrichten vom Partner ignoriert? Ein großer Streit? Was steckte dahinter? Aber egal was es war, es ging sie nichts an. Es piepte nochmal. Sie lugte neugierig neben sich. „ICH REDE VON DIR LIVI“. Es traf sie wie ein Schlag. Nur ein Mensch hatte sie je so genannt. Sie fing an zu zittern, wer schrieb ihr solche Nachrichten? Wer nannte sie eine hinterhältige Schlampe? Wie kam das Handy ausgerechnet zu ihr? Ihre Gedanken überschlugen sich fast. Sie konnte nicht in das Handy schauen, nicht jetzt. Sie hatte Angst vor dem was darin war. Vor dem, was sie in einen noch schlimmeren Angstzustand versetzen konnte als sie jetzt verspürte. Sie schaltete es aus und ging mit wackeligen Knien zu ihrem Kleiderschrank, um sich für ein Kleid zu entscheiden, das sie heute Abend an ihrem Geburtstag tragen würde.

Jule                                                                                                   Breitensee, 2009

Sie zitterte am ganzen Körper. Ihr Unterleib schmerzte, in den er vorhin mit seinen heftigen Stößen eingedrungen war. Sie hatte nie einen Vater gehabt und würde auch nie einen haben. Sie durfte ihn noch nicht einmal Papa nennen, so wie andere Kinder. Jule musste ihn Dr. Roth nennen. Sie fühlte sich wie gelähmt, keine einzige Träne konnte sie vergießen. Sie fühlt nichts mehr, in ihr brach erneut diese leere aus. Warum tut er das, warum tut er mir so weh… Sie legte sich ein weiteres Mal mit Kleidung und so wie sie war in ihr Bett. Sie konnte keinen einzigen Schritt in Richtung Bad machen, nicht einmal den Gedanken, sich selbst im Spiegel zu sehen, konnte sie ertragen.

Tom                                                                                                    München, 2012

Er war so glücklich, als er Jule in den Arm nahm. Sie hatte JA gesagt, sie wollte mit ihm zusammen sein. Er hatte so lange auf diesen Moment gewartet. Sie kannten sich seit sie klein waren, hatten aber früher nie viel miteinander geredet. Wie das halt auf dem Dorf so war, man kannte jeden, aber oft war es nur der Name. Seit sie bei ihrer Geburtstagsparty das erste Mal richtig betrunken war und ihm mitten in der Nacht ihr großes Geheimnis anvertraut hatte, verspürte er das starke Bedürfnis, sie zu beschützen. Er verliebte sich Hals über Kopf in das 15-jährige Mädchen und versprach sich, sie nie wieder gehen zu lassen und jede Menge Geduld zu haben, bis sie für weitere Schritte bereit war.

Olivia                                                                                                   München 2018

Olivia bestellte ihr Lieblingsgericht in ihrem Stammlokal in Pasing. Normalerweise liebte sie die belebte Stimmung in der mexikanischen Bar, aber heute fühlte sie sich fehl am Platz. Leo und Tom unterhielten sich über die neuesten Fußballergebnisse und Olivia und Jule führten ein Gespräch über Jules Arbeit in ihrem neuen Kosmetikstudio. Währenddessen schweifte sie aber immer wieder ab. Sie konnte nur noch an die Worte des mysteriösen Unbekannten denken. Hinterhältige. Schlampe. Es musste jemand sein, der sie kannte. Alles von ihr kannte. Olivia nahm einen großen Schluck von ihrem Mojito, der ihr fast aus ihren schwitzigen Händen glitt. Leo erzählte mittlerweile von seiner Neuseelandreise und sie versuchte sich darauf zu konzentrieren und an den richtigen Stellen zu lachen. Zum Glück kam bald das Essen und so hatte sie erst einmal Pause.

Irgendwie schaffte sie es dank dem Mojito, den Abend ein bisschen zu genießen. Jule war so betrunken, dass diese mit Tom nach Hause ging und so hatte Olivia den Freiraum, den sie heute brauchte. Olivia wies die anderen darauf hin, dass sie noch schnell auf die Toilette gehen würde und so verabschiedeten sich alle noch am Tisch.

Sie schloss sich in der einzigen Frauenkabine ein und machte das iPhone wieder an. „WENN DU

NICHT BIS HEUTE UM 0 UHR DIE STADT VERLÄSST, WIRD DEINE BEDAUERLICHE EXISTENZ EIN

SCHNELLES ENDE HABEN“. Sie fing an zu weinen. „PS: ICH HABE DIE BILDER SCHON IN DEINER

GALERIE GESPEICHERT ALS VORGESCHMACK“. Olivia ließ zitternd ihren Finger über den Sperrbildschirm gleiten und kam ohne eine Pin-Code Abfrage in das Smartphone. Und dann sah sie das erste Bild…

Tom                                                                                                    München, 2018

Tom war ein sehr geduldiger Mann, den man um vieles bitten konnte, aber mit Jule kam selbst er an seine Grenzen. Sie hatte von Anfang an ihrer Beziehung Probleme, im normalen Leben Fuß zu fassen. Jule schaffte das Abitur nur sehr knapp und fing danach eine Ausbildung zur Kosmetikerin an. Sie blühte darin richtig auf und schaffte es mithilfe einer guten Therapeutin, die Vergangenheit ein wenig hinter sich zu lassen. Zumindest solange, bis wieder ein Fall einer Vergewaltigung in der Presse aufkam oder irgendein anderer Triggerpunkt getroffen wurde. Aber auch wenn es unglaublich schwer war und er das Ganze nur durch seine Arbeit an seinen Oldtimer in der Autowerkstatt ertrug, war es all die Mühe wert, denn er liebte Jule über alles.

Leo                                                                                                      München, 2018

Leo saß mit einem Glas Wein auf seinem Balkon in der Max-Vorstadt und blickte nostalgisch in den Sternen übersäten Nachthimmel. Liv hatte irgendetwas auf dem Herzen, das spürte er. Sie verhielt sich anders als sonst und er konnte das mittlerweile gut beurteilen, da er tagtäglich mit ihr zusammenarbeitete und auch einen Großteil der Freizeit mit ihr verbrachte. Das letzte Mal, als er so darüber nachdachte war, als er 18 Jahre alt war. Liv war damals 16 und er wollte nun unbedingt erfahren, was Liv für ein mysteriöses Geheimnis hatte. Er konnte sich an den einen Abend erinnern, als wäre es gestern gewesen. Er kam damals zu ihrem Elternhaus und Liv Mutter verkündete, dass Liv noch nicht da sei, aber er in ihrem Zimmer warten könne. Er setzte sich auf ihr Bett und machte ihren Radio an, der auf ihrem Nachtkästchen stand. Und daneben sah er ein Buch. Das Buch. Es war ihr Tagebuch, das sie als Teenager überall mitnahm und oft darin schrieb. Und dann tat er etwas, was sein Bild über Liv für immer verändern würde.

Olivia                                                                                                  München, 2018

Sie schaute sich verwirrt um, wo war sie nur? Als sie das ganze Chaos sah, dämmerte es ihr. Sie war gestern Nacht, völlig betrunken noch zu Leo gefahren. Bilder schossen ihr durch den Kopf. Bilder, die sie gestern aufgelöst in der Nacht angeschaut hatte. Erst kamen die Bilder von ihr und ihm, die sie schon in einen Schockmoment getrieben hatten, aber als er mit der anderen Person auf dem Bild war. Sie zitterte erneut am ganzen Körper, als sie auch nur daran dachte. Sie flüsterte leise ein „Tut mir leid“ für die Frau, die das Ganze nur ihretwegen ertragen musste. Sie hatte sich noch mit weiteren Drinks volllaufen lassen und so war es ihr ganz egal gewesen, was dieser blöde

Nachrichtenschreiber von ihr wollte. Jetzt, mit einem der größten Kater, den sie je hatte, bereute sie alles… Sie bekam mit jeder Minute mehr Panik. Was würde jetzt mit ihr passieren? Sie grub sich in das fremde Kissen ein und schluchzte so heftig, wie sie es schon lange nicht mehr getan hatte. Leo kam mit einem Tablett mit Frühstück zu ihr. Als er sie so sah, legte er es beiseite und nahm sie in den Arm. Er streichelte sie und war einfach für sie da. Irgendwann, nach einer langen Pause, fragte er sie, ob sie es erzählen wolle, aber Olivia schüttelte den Kopf „Ich kann nicht“ war das einzige, was sie hervorbrachte. „Kannst du mich nach Hause bringen?“ flüsterte sie mit zittriger Stimme.

Als sie bei ihr zuhause ankam, brach erstmal eine Stille aus, die sie kaum ertrug. Das iPhone vibrierte erneut und sie zuckte unwillkürlich zusammen „GEH INS SCHLAFZIMMER“. Sie tat wie ihr geheißen und bei dem was sich vor ihr bot, schrie sie ganz laut.  Fassungslos starrte sie auf das Geschehen. Herr Roth saß auf einem der Wohnzimmerstühle, gefesselt und mit einem Tuch im Mund. „Bitte erschieß ihn nicht.“, wimmerte sie. Sein Blick war voller Angst und der Schock stand ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Sie schaute der verantwortlichen Person tief in die Augen. „Warum Jule? Es ist doch alles schon so lange her.“ flüsterte sie, als sie auf die Waffe in ihrer Hand starrte. „Tom hat dich immer schon gehasst, wusstest du das? Er hat dich nur meinetwegen in unserer Freundesgruppe geduldet. Und als ich heute früh von dem Plan erfahren habe, dass er meinen Vater herholen wollte und dich vor ihm erschießen wollte, habe ich das Ganze selbst in die Hand genommen. Er hatte die geniale Idee mit dem Smartphone und als ich heute früh von allem erfahren habe, habe ich mich gleich noch ein Stück mehr in ihn verliebt. Tom hat mir nämlich die Augen geöffnet, dass du diejenige warst, die mich vor meinem eigenen Vergewaltiger Vater nicht beschützt hat. Du bist die krankere von beiden, Liv“ Ihr Vater gab Laute von sich, erntete aber von Jule nur verächtliche Blicke. „Du sollst dafür büßen Liv, aber ich werde es dir nicht so einfach machen, wie Tom es getan hätte. Sterben ist viel zu leicht.“ Sie lachte höhnisch. „Und nicht nur dafür, dass du meinen Vergewaltiger geliebt und verehrt hast, dabei zugesehen hast, wie er mein Leben ruiniert hat, nein auch wegen Leo. Leo liebt dich über alles und du siehst es einfach nicht. Er hat aus dem Grund den Kontakt zu dir abgebrochen und jetzt wiederholt sich alles. Du mieses, egoistisches Stück Scheiße! Du liebst Richi immer noch, aber das darfst du jetzt von einer anderen Welt aus.“ Jule zielte auf den Schädel ihres Vaters und der Schuss fiel.

Sie sank in sich zusammen, ihre Kräfte hatten sie nun endgültig verlassen. „Ich hab dich immer in

Schutz genommen, du warst ja selbst noch so jung.“ Jule lachte kurz auf. „Ich dachte, er wäre das

Monster, aber ich lag falsch. Er war einfach krank, aber du hast ihn beschützt. Du durftest ihn mit Vornamen ansprechen… Er hätte dich nie so behandelt, nie verstehst du?“ „Es tut mir…“ fing Olivia an, aber weiter kam sie nicht. Jule schrie sie an und machte ihr unmissverständlich klar, dass sie keinen Ton hören wollte.

Leo                                                                                                      München, 2018

Er stand schon an der Kreuzung, als Leo sich umentschied. Er würde zurückfahren und alles riskieren, er würde Liv seine Liebe gestehen, ganz egal was sie dazu sagen würde. Er rannte die Treppe hoch und klingelte. Jule öffnete ihm und er starrte sie fassungslos an, als sie ihn mit einer Waffe auf ihn gerichtet empfing. Sein Blut gefror in seinen Adern. „Ich bin es nur, bitte tu die Waffe weg.“ sagte er so ruhig wie es ihm in seinem derzeitigen Zustand möglich war. Und dann sah er sie am Boden kauern und ihm wurde ganz schlecht. Er lief zu ihr und nahm sie in den Arm. Jule lächelte bittersüß und verschwand ohne ein weiteres Wort. „Bitte bleib bei mir.“ sagte sie tonlos. Leo drückte sie noch fester an sich. „Ich werde dich nie mehr alleine lassen“ flüsterte er in die Stille.

 

 

geschrieben von Johanna K.

5 thoughts on “Freund oder Feind?

  1. Mir ist aufgefallen, dass du sehr viele Schachtelsätze hast. Ich bin normalerweise ein Freund davon, zumal ich selber Übeltäter bin. Allerdings hemmt das teils den Lesefluss. Bei einem Spannungsaufbau ist es auch nicht hilfreich, denn man will ja schnell weiter und s9mit die Spannung stoppen kann.
    Den Tipp hatte ich vor Einreichung bekommen, vielleicht hilft er dir auch.
    Lg Bine

  2. Hey! 👋 Deine Geschichte hat mir insgesamt gut gefallen 👏 Sie war auf jeden Fall nicht langweilig und ich wollte wissen wie es ausgeht. Ich habe auch am Anfang jemanden verdächtigt, der es dann nicht war mit dem Handy. Das ist super.
    Eine wirkliche Spannung konnte die Geschichte bei mir allerdings nicht erzeugen. Du hast am Anfang relativ viel erklärt und die Handlung aufgebaut, im Vergleich dazu fiel der Schluss für meinen Geschmack etwas kurz aus.

    Dann noch zwei inhaltliche Sachen:
    Ich habe mich gefragt, inwiefern Olivia die Vergewaltigungen von Jule damals mitbekommen hat und wie sie sie hätte beschützen sollen. Für mich blieb da einiges unklar am Schluss.
    Und Olivia erzählt am Anfang, dass der Nachbar, also Jules. Vater, sie (Olivia) behandelt hat wie seine eigene Tochter und eben wie ein Vater für sie war, aber eigentlich hatten sie ja eine Liebesbeziehung.
    (sorry, wenn ich was überlesen habe)

    Ich hoffe ich konnte Dir etwas weiterhelfen 😉

    Falls Du meine Geschichte auch lesen möchtest, sie heißt “Stumme Wunden”. 😉 würde mich freuen!

    Liebe Grüße, Sarah! (Instagram: liondoll)

  3. Hallo Johanna,

    Du hast deine Geschichte wirklich schön geschrieben. Sie hat sich zu den anderen die ich bisher gelesen hab deutlich durch seinen Stil abgegrenzt. Die zeitlichen Rückblenden kenne ich von Fitzek 🙂
    Dir ist das auch ganz gut gelungen, jedoch Mag ich das persönlich nicht so gerne. Also weder bei Fitzek noch sonst wo.
    Ich finde, dass macht das lesen einfach nur anstrengender und oder verwirrend..
    Dran bleiben!:)

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