SoranoHoffnungsfaden

Langsam schlug Sie ihre Augen auf. Ihre Wimpern waren verklebt und die Lieder lagen schwer aufeinander. Gleißendes Licht blendete sie. Sie blinzelte. Sie lag auf einer Matratze mitten in einem kargen Raum. Sie schaute an die Decke. Ihr Kopf brummte. Wie war sie hierher gekommen? Was war passiert? Vorsichtig richtet sie sich auf. „Argh“, sie verzog das Gesicht. Ihr Kopf schmerzte ganz fürchterlich. Sie ließ sich zurück auf die Matratze fallen und schloss die Augen wieder.

Plötzlich ertönte ein Geräusch. Sie schreckte hoch. Etwas zu schnell. Wieder dieser stechende Schmerz am Hinterkopf. Vorsichtig versuchte sie zu erfassen, woher der Schmerz kam. Ihre Hand fuhr langsam über ihre Haare.Sie schrie auf! Die Stelle hatte sie gefunden. Sie blickte auf ihre Hand. Kein Blut. Wenigstens etwas dachte sie. Sie blickte auf die Matratze, wo sie gerade noch gelegen hatte. Ein großer, dunkelroter Fleck zierte die schmutzige, alte Matte.

Im Augenwinkel erblickte Sie einen Schreibtisch mit einem Stuhl davor. Außerdem schmückte die Wand ein Fenster. Sie erhob sich langsam vom Boden. Ihre Beine waren wackelig und ihre Füße taub. Sie erinnerte sich an ein Geräusch.

Schwerfällig taumelte sie zum Fenster und blickte hinaus. Sie musste sich etwa im zweiten Stock befinden, da sie in die Baumkrone einer großen Linde blickte. Dieser Baum stand in der Mitte eines kleinen Gartens. Der Garten war komplett verwildert. Überall Unkraut, der Gartenzaun nur noch zu erahnen und in einer Ecke lag ein verrostetes Fahrrad.

War das Geräusch vielleicht von draußen gekommen? Sie versuchte das Fenster zu öffnen, aber es war verschlossen. Sie drehte sich bedächtig um und blickte auf eine große massive Stahltür.

Die Türe wirkte schwer und bedrohlich in diesem sonst so kläglichen Raum. Eigentlich war sie sich sicher, dass die Tür verschlossen sein musste, dennoch schritt sie leise zur Tür und drückte die Klinke hinunter. Verschlossen. Enttäuscht stand sie vor der Tür.

Was sollte sie jetzt tun?

Warum war sie hier?

Da fiel ihr der Schreibtisch wieder ein. Dieser stand in einer Ecke des Raumes. Sie drehte sich von der Türe weg und bewegte sich so leise, wie möglich zum Tisch. Warum schlich sie überhaupt? Sie dachte nach.

Da fiel ihr Blick auf ein Smartphone auf dem Tisch.

Sie stolperte fast, als sie überstürzt auf das Handy zu hastete. Sie nahm es in die Hand. Es war ihr Smartphone

Sie tippte ihren Pin hastig ein. Erstmal machte sie ein paar Fehlversuche. Ihre Hände zitterten und waren schwitzig. Endlich schaffte sie es. Ihr Homescreen poppte auf.

„Keine Sim-Karte im Telefon“ erschien auf dem Bildschirm. „Verdammt“. Sie ärgerte sich, aber das wäre wahrscheinlich eh zu einfach gewesen. Sie betrachtete ihren Bildschirm eine Weile.

Dann fiel ihr plötzlich eine Datei ins Auge „Öffne mich“, las sie laut vor. Sie dachte kurz nach, ob es eine gute Entscheidung wäre, die Datei zu öffnen.

Zitternd tippte sie auf die Datei. Der Screen erleuchtete weiß, dann sah man einen Text und ein Bild darunter.

„ ICH WEIß WAS DU GETAN HAST, LENA. ICH HOFFE DU AUCH!“

Sie betrachtete das Bild. Vor Schreck glitt ihr das Telefon aus der Hand. Mit einem dumpfen Knall schlug es auf dem Boden auf. Sie hielt sich die Hand vor den Mund. Über ihr entsetztes Gesicht liefen Tränen. Lena hatte gedacht niemand hätte den Unfall gesehen. Sie ließ sich fassungslos auf den modrigen Holzstuhl sinken. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Alles verschwommen in einem großen Gedankenchaos. Sie wollte an diesen Tag nicht zurückdenken. Lena wusste das sie ihn vergessen musste. Anders hätte sie doch nicht weiterleben können.

Das Knarren einer Holzdiele ließ sie aus ihren Gedanken hochschrecken. Lena hielt den Atem an. Da kam eine Person. Auf dem Flur vor der Stahltür stand Jemand. Wer war diese Person und was wollte sie? Vergeltung? Rache?

Plötzlich ertönte ein Klicken an der Türe. Eine kleine Klappe am unteren Teil der Türe öffnete sich. Ein Tablett mit etwas zum Essen wurde hindurch geschoben. Sie war erstarrt. Unfähig schnell genug zu Handeln.

Die Klappe schloss sich genauso schnell, wie sie geöffnet wurde. Sie stand vor dem Schreibtisch. Ihr Blick wanderte zu dem Essen. Lena ging hinüber und kniete sich nieder, um das Tablett genauer unter die Lupe nehmen zu können. In der Mitte stand ein Teller, darauf befand sich ein trockenes Brötchen und ein traurig aussehender Apfel. Darüber lag eine kleine Flasche Wasser.

Aber da war etwas das ihren Blick sofort festhielt. Ein Briefumschlag. Sie fing an am ganzen Körper zu zittern. Schweiß stand ihr auf der Stirn. Sie schluckte. Auf dem Umschlag stand in großen Buchstaben:

FÜR EINE MÖRDERIN ! .

Lena war erstarrt vor Angst. Sie kniete einfach nur da und starrte auf die Buchstaben. Diese verschwammen langsam in ihren Augen. Die Tränen liefen über ihr Gesicht. Wenn das alles stimmte, dann hatte sie damals tatsächlich jemanden…jemanden…

Lena war fassungslos. Das konnte einfach nicht sein. Einen Krankenwagen hatte ich doch gerufen, dachte sie. Wie konnte das sein? Immer mehr Tränen flossen. Sie begann zu wimmern. Es war doch ein Unfall gewesen. Lena konnte ihre Emotionen nicht zurückhalten und weinte laut los. Sie schrie und schlurzte.

Nach ein paar Minuten versuchte sie sich ein bisschen zusammen zu reißen. Mit zittrigen Händen griff Lena nach dem Umschlag.Tränen tropften auf das Papier und hinterließen kleine Flecken.

Lena zog den Zettel im Inneren schwerfällig aus dem Umschlag. Sie hielt den Brief in der Hand. Ihre Tränen hörten auf. In ihrem Gesicht machte sich Entsetzen breit.

Deine Henkersmahlzeit. Genieße es! 🙂

Völlig entgeistert sackte sie vollständig in sich zusammen.

Das hier konnte nicht passieren. Das kann doch nur ein böser Albtraum sein. Lena schloss die Augen und wurde ruhig. Sie konnte den Wind hören so still war es. Eine unerträgliche Stille. Eine beklemmende Stille. Fürchterlich.

Nach einigen Sekunden öffnete sie ihre Augen wieder. Sie saß wie versteinert da. Leider befand sie sich nicht in einem Traum, sondern in der Realität. Sie begriff langsam was das für sie bedeutete. Ruckartig stand sie auf. Energisch griff sie nach dem Stuhl. Wütend schlug sie ihn mit all ihrer Kraft gegen das Fenster. Der wacklige Stuhl zerbrach in seine Einzelteile. Holzsplitter schossen in alle Richtungen. Eines erwischte sie im Gesicht. Blut lief ihre Wange hinunter. Das Fenster hatte nicht mal einen einzigen Kratzer. Sie schrie vor Wut, vor bloßem Entsetzen. So könnte es doch nicht zu Ende gehen. So darf es jetzt nicht zu Ende gehen! „Was soll ich denn jetzt machen?“ Lena fühlte sich so hilflos.

In ihrem Wutausbruch, bemerkte sie die dumpfen, bedrohlichen Schritte auf dem Gang nicht. Der Klag der aufgehenden Tür ließ sie herumfahren. Eine großer Mann baute sich im Türrahmen auf.

Ein kräftig gebauter Mann, mit einem dichten, struppigen Bart und Brille. Tiefe, blaue Ringe zierten seine Augen. Er sah sehr verwahrlost aus. So als hätte er seit Wochen nicht mehr geduscht und nicht mehr geschlafen.

Sie überlegte krampfhaft, was sie jetzt tun sollte.

Lenas Blick fiel auf seine linke Hand.

Sie wich zurück, stieß gegen die Wand und erschrak. Der Mann holte tief Luft und seufzte.

„So lange habe ich auf diesen Tag gewartet.“ Er machte eine Pause.

Lena schrie ihn an: „ Was wollen sie von mir?!“

Ängstlich und erschrocken presste sie sich an die Wand, so als könnte sie darin verschwinden. Einfach weg von hier.

Er reagierte nicht auf sie. Er machte einen Schritt auf sie zu.

„Du hast mir das Wichtigste in meinem Leben geraubt und dafür musst du jetzt büßen.“ Er richtete seine Waffe auf Lena. Sie fing erneut an zu weinen und flehte ihn an: „Bitte überlegen sie nochmal. Es tut mir leid.“ Lena wimmerte. Der Gesichtsausdruck vom Mann verfinsterte sich. „Hast du vorher nachgedacht, bevor du es getan hast?“ „Es war ein Unfall!!!“, brüllte sie ihm entgegen. „Hah, das ich nicht lache.“ Der Mann lachte gehässig auf. „Ein Unfall? Hast du denn geholfen?“ Er blickte sie herablassend an. Lena verstummte. „Dachte ich es mir doch. Du feige, verachtenswerte Person.“

Er legte seinen Finger an den Abzug.

Sie reagierte ohne lange nachzudenken. Sie hatte noch das abgebrochene Stuhlbein in ihrer Hand. Ohne zu zögern warf Lena es in die Richtung von ihrem Gegenüber, machte eine schnelle, ruckartige Bewegung zur Seite und rannte los. So schnell sie konnte schoss sie aus der Tür, auf den Flur hinaus, ohne zurückzublicken. Sie hastete den langen Gang hinunter, in Richtung einer Treppe. Sie konnte ihn deutlich in ihrem Nacken spüren, aber zurückblicken war keine Option. Ein Schauer lief ihr den Rücken hinunter. Überleben war das einzige woran sie noch dachte. Hier entkommen. Raus aus dem Haus. Hinaus auf die Straße. So weit wie nur möglich weg von hier. Sie streckte ihre Hand nach dem Treppengelände aus. Fast hatte sie es geschafft. Die Hoffnung leuchtete in ihren Augen auf. Sie könnte doch tatsächlich entkommen.

Doch dann, sie rutschte, stolperte und fing an zu straucheln. Sie sah alle Chancen auf eine Flucht vertan. Ihr Hoffnungsschimmer abgeschnitten.

Ein dunkler Schatten legte sich über sie. Sie wusste das sie verloren hatte, dass alles vorbei war.

Ein Schuss füllte die Stille im Haus. Sie stürzte und alles um sie herum wurde schwarz –

3 thoughts on “Hoffnungsfaden

  1. Hi, das nenne ich mal Kurzgeschichte.
    Gefällt mir aber gut, Du hast die Handlung sehr komprimiert auf den Punkt gebracht.

    P.S. vielleicht hast Du ja Zeit und Lust, auch meine Geschichte zu lesen : Glasauge
    Über ein Feedback würde ich mich sehr freuen.

  2. Sehr gut umgesetzt, vor allem kurz und knackig, das kann man von meiner Geschichte nicht sagen 😀 ! ich finde man merkt, das du noch am Anfang stehst, aber auf einem sehr guten Wege bist, was deinen Schreibstil betrifft. an Kreativität mangelt es dir auf jeden Fall schon mal nicht! mein Like hast du und ich hoffe es kommen noch ein paar dazu! wenn du magst lass mir doch auch ein Feedback und bei Gefallen ein Like da. Beste Grüße, Patricia.

    https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/hinter-den-kulissen

  3. Moin,

    kurz, knackig und präzise! Und ein gutes, offenes Ende. Alles Zutaten um eine Kurzgeschichte zu verfassen. Die Idee gefällt mir gut, obwohl sie nicht ganz neu ist. Deine erste Geschichte?

    Mein Like lass ich dir gerne da und wünsche dir alles Gute für’s Voting.

    LG Frank ( Geschichte: Der Ponyjäger)

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