RotuaIch mag es Menschen wehzutun

22:37 Uhr

Die Lichter des Sportwagens spiegelten sich im Aluminium des aufgehenden Rolltors, das die Zufahrt zur Tiefgarage des Hochhauses freigab. Einen Moment lang überkam die Frau ein komisches Gefühl, als sie die Reihen an leeren Parkplätzen des Neubaus sah, in dem sich nach und nach die Beleuchtung einschaltete und den Blick in den Untergrundkomplex freigab. Langsam fuhr sie durch das Tor, das sich automatisch hinter dem Fahrzeug schloss.

Die Linien ihres Parkplatzes waren noch frisch. Während sie neben dem Aufzug parkte, signalisierte ihr Handy eine eingehende Nachricht. „Herzlich Willkommen zuhause. Kann ich etwas für dich tun?“. Die Frau steckte den Schlüssel in die Tasche und wechselte mit einem Wisch in die App, von der die Nachricht kam. „Lüftung und Beleuchtung sind eingeschaltet. Ich habe dir deine Lieblingsmusik angemacht.“. Unter den Symbolen, die die Steuerung der gesamten Wohnung ermöglichten, waren kleine Videos der Sicherheitskameras des Gebäudes zu sehen.

Mit einem leisen Surren rastete die Handbremse ein. Die Aufzugtür fuhr im selben Moment auf. Die Frau sperrte das Handy, steckte es in die Hosentasche und blickte in den leeren Fahrstuhl. Aus dem Kofferraum holte sie eine Tasche, die sperrig und überdimensioniert an ihrem Körper wirkte, und hing sich diese um die Schulter. Sie ging in den Aufzug. Die Fahrstuhltüren schlossen sich, als sie den obersten Knopf des Bedienpults drückte. Durch den kleiner werdenden Spalt konnte die Frau sehen, wie sich die Lichter der Tiefgarage wieder ausschalteten.

 

22:42 Uhr

Eine Glocke ertönte als der Fahrstuhl den 20. Stock erreichte. Die weißen Streifen des dunklen Marmorboden glänzten ebenso wie die weißen Wände, deren glatte Oberfläche nur durch die symmetrisch angeordneten Strahler unterbrochen wurde. Ein Duft von frischem Reinigungsmittel durchdrang die Etage. Die Musik, die aus dem Fahrtstuhl kam, breitete sich auf dem Flur scheinbar unaufhaltsam aus.

Die Frau blickte in den Spiegel des Fahrstuhls. Ihre schwarzen, schulterlangen Haare waren nass. Eng am Kopf anliegend, wie aufgemalt. Aus dem Haar der Stirnpartie löste sich ein Tropfen und fiel zu Boden. Ihr Gesicht sah bleich aus im hellen Licht und unterschied sich kaum zur Farbe der Wände. Der dunkle, über die Knie gehende Stoffmantel verstärkte den Kontrast zusätzlich und betonte ihre zierliche Statur, wohingegen ihre Tasche wie ein Fremdkörper wirkte.

Wenige Schritte vor der Eingangstür entriegelte das Schloss des Penthouse. Unter dem leeren Namensschild leuchtete die rote LED des silbernen Postkastens. Fast lautlos öffnete sich die Tür. Die durchgängige Glasfassade wirkte in der erleuchteten Wohnung, wie ein überdimensionierter Spiegel. Die Frau legte die Zeitung und einige Briefe auf den massiven, stählernen Esstisch, der mittig im Raum stand und die offene Küche vom Wohnraum mit einer Leder bezogenen Sitzreihe abtrennte.

Sie ging in den an ihr Schlafzimmer angrenzenden Raum und stellte die Tasche ab, die ein dumpfes Geräusch beim Abstellen machte.

Als sie zurück kam warf sie einen flüchtigen Blick auf die Zeitung, auf der zwei Kinder abgebildet waren. Ein blondes Mädchen, das mit ihrem rundlichen Gesicht auf einem Spielzeugpferd saß, und das Bild eines Jungen mit lockigen braunen Haaren, der nach etwas Griff, was außerhalb des Bildausschnittes lag. Über den Bildern war der Titel zu lesen: „Ich mag es Menschen wehzutun!“.

 

23:01

Das fließende Wasser beruhigte sie. Die Spiegel beschlugen und ein feiner Nebel aus Wasserdampf durchzog das gesamte Badezimmer. Ihr nackter Körper und ihre makellose Haut wirkten wie eine Puppe, rhythmisch tanzend zum Prasseln der Dusche. Dass sich schwarze Farbe aus ihren Haaren löste und mit jeder Bewegung schwallartig Richtung Abfluss floss, schien sie nicht zu stören.

Die Frau betrachtete ihr verzerrtes Gesicht lange vor dem beschlagenen Spiegel, bevor sie mit umgebundenem Handtuche aus dem Badezimmer ging.

Ihr Verstand musste verrückt gespielt haben. Die Zeitung lag immer noch an derselben Stelle. „Wer hat Natalie und Tim zuletzt gesehen?“, stand unter den Bildern. Der Artikel der Titelseite berichtet über die vermissten Kinder. Beide seien seit einer Woche spurlos verschwunden. Die Polizei mutmaße, dass es sich um die nächsten Opfer der mysteriösen Serie von verschwunden Personen handeln könne, die vor mehr als einem Jahr am 04. März ihren Anfang fand. Keiner wisse zu diesem Zeitpunkt, was mit ihnen passiert ist.

Ihr Vater hatte sie immer ermahnt, mit keinem Fremden zu sprechen. Und schon gar nicht mitzugehen. Ihr fiel auf, dass sie sich nie vorgestellt hatte, was diese Fremden mit ihr machen könnten. Doch das brauchte sie auch nicht, denn ihr Vater selber war es, der dafür sorgte, dass die Blutergüsse noch Wochen später wehtaten und manche Narben nie verheilen sollten.

Die am Horizont vorbeiziehenden Schiffe wurden sichtbar, als sie das Licht ausschaltete und sich in einem weißen Nachthemd gekleidet, dessen Spitze mit einer schwarzen Naht abgesetzt war, ins Bett legte. Das Leuchten des Handys war das Einzige, was die Nacht im Raum durchdrang während sie einschlief.

 

02:17

Das Vibrieren riss sie unvermittelt aus dem Schlaf. Die Frau griff neben sich und spürte nichts. Erst im dritten Anlauf bekam sie ihr Handy zu fassen. Im selben Moment konnte sie durch den Türschlitz erkennen, dass sich das im Wohnbereich angeschaltet hatte. Leise ertönte Musik. Verwundert und mehr ärgerlich als irritiert, versuchte sie diese durch Tippen auf das Display auszuschalten. Es gelang ihr trotz mehrerer Versuche nicht. „Fehler melden“, war auf dem Display zu lesen als mit dem Handy in der Hand aufstand.

  Ihre Schritte machten keine wahrnehmbaren Geräusche als sie barfuß durch die Wohnung ging. Die Statusanzeige des Hochglanz-Panels wies keine Auffälligkeiten auf. Erst auf den zweiten Blick sah die Frau, dass ihr Telefon nicht mehr mit der Steuereinheit gekoppelt war. Nachdem sie die Musik gestoppt hatte, wischte sie auf dem zurück ins Schlafzimmer über den Lichtschalter. Die Spots gingen mit einem Mal aus und die Wohnung wirkte noch dunkler als zuvor.

Sie hielt an und zog die Tür des Schlafzimmers erneut auf. Ein schummriger, aber dennoch heller und fokussierter Lichtkegel ging durch den Raum. Sie sah, dass das Handy noch auf der Küchenzeile lag und eine Nachricht eingegangen war. Sie lief durch den dunklen Raum und schaute schon von weitem auf das Display, bevor sie sich über die Arbeitsplatte der Küchenzeile schwang und es mit festem Griff packte. „Verbindung wiederhergestellt“, las sie.

 

02:23

Die Frau musste an die Nächte denken. Damals, in einer Zeit, in der es für sie nicht vorstellbar gewesen wäre, das erste Penthouse eines Neubaus zu kaufen. Die Nächte, in der ihr Vater in ihr Zimmer kam, langsam unter die Decke kroch und sich neben sie legte. Und an den Geruch von Zigaretten und Alkohol und ein billiges After-Save. Der Frau wurde kalt.

Während ihre Augenlider sich schon wieder schlossen, ging ein erneutes Flackern durch den dunklen Raum. Eine neue Mitteilung. Diesmal benötigte sie nur einen Versuch und hielt das Handy in der Hand. Ihr Gesicht wurde nicht zum Entsperren erkannt. Müde und irritiert fuhr sie über ihr Gesicht. Es funktionierte nicht. „Code eingeben“, kam als Rückmeldung. Die Frau tippte die PIN ein: „0403“.

Der Schlag kam unvermittelt von der Fensterseite. Die Wucht ließ sie ihre Arme vor’s Gesicht reißen. Es dauerte einige Sekunden bis sie bemerkte, was geschehen war.

 

02:26

Das Gebäude ragte 120 Meter in die Höhe. Direkte Lage am Hafen. Das Penthouse war der einzige Abschnitt, der erleuchtet war. Verlassen und einsam war der Stadtteil, an dem nur vereinzelt eine Laterne die Dunkelheit aufbrach.

Die Taube lag noch auf den weißen Bodenplatten hinter der Attika und bewegte sich nicht mehr. Die Frau stand hinter der Glasfront des Schlafzimmers und hatte ihren Todeskampf die letzten Minuten beobachtet. Ein Flügel zuckte noch unkontrolliert, wohingegen der Kopf, der seitlich vom Torso abgeknickt war, keine Regungen mehr machte. Rote Schlieren zogen sich an dem Fenster herab. Eine kleine Blutlache hatte sich gebildet, die sich über den Boden ausbreitete. Sie zog die Vorhänge vor, ging wieder zum Bett und legte sich hin.

Sie warf die Decke zurück als sie feststellte, dass ihr Handy auf dem Nachttisch fehlte. Eilig suchte sie den Bereich um ihr Bett ab, tastete den Boden unter ihrem Bett entlang. In der Ritze zwischen Nachtisch und Bett wurde sie schließlich fündig. Die Frau zog das Handy hervor, wieder kam die Nachricht: „Zum Entsperren Code eingeben“. Sie tippte ihn ein und das Telefon entriegelte.

Zwei neue Nachrichten wurden ihr angezeigt. Die Erste kannte sie: „Herzlich willkommen zuhause“. Und auch die Zweite hatte sie schon gesehen: „Lüftung und Beleuchtung sind eingeschaltet. Ich habe dir deine Lieblingsmusik angemacht.“ Die Frau legte das Handy beiseite und zog ihre Decke wieder hoch.

 

02:29

Die Frau schreckte plötzlich hoch, entsperrte das Handy und rief die Nachrichten erneut auf. Als sie die Uhrzeit der Nachrichten sah, entwich ihre Farbe aus dem Gesicht: „02:13: Herzlich willkommen zuhause!“

Sie saß paralysiert auf der Bettkante. Beide Arme hingen schlapp an ihrem Körper herunter. Die Finger krampften um das Handy in der rechten Hand. Wie von einer Eingebung geleitet, nahm sie es wieder hoch und wechselte aus der App auf den Homebildschirm.

Sie öffnete ihre Kontakte: „kein Eintrag“,

die Anrufübersicht: „kein Eintrag“,

den Messenger: „keine Nachrichten“.

Auch die Vorschau der Bildergalerie blieb leer, so wie der gesamte Inhalt des Telefons.

Mittlerweile hatte sie die Nachttischlampe eingeschaltet, ein metallischer offener Ständer mit nichts als einer eingeschraubten Glühbirne. Das gelbliche Licht konnte den Raum nicht vollständig erhellen, in dem ihr aufrecht auf dem Bett sitzender Körper wie eine leere Hülle wirkte, der jegliche Emotion fehlte. Die Frau sprang von App zu App. Immer wieder und immer wieder. Sie konnte keine Erklärung für das finden, was vor sich ging. Schließlich wechselte sie in das E-Mail Postfach. Auch hier fand sie nichts. Sie hatte die App schon verlassen, als sie noch einmal zurück wischte und im Postfach auf gesendeten Mails klickte. Eine Nachricht erschien. Sie tippte die E-Mail an.

 

02:35

Ein leises Gurren war durch den geschlossenen Vorhang zu hören. Die Taube musste sich mit letztem Lebenswillen aufgebäumt haben.

Doch daran konnte die Frau keine Gedanken verschwenden. Was sie in der gesendeten Email sah, trieb ihr den kalten Schweiß auf die Stirn und lies ihr jegliche Mimik entgleisen.

Die Mail enthielt zwei Bilder, die ausreichten sie hochspringen zu lassen und ihre Schlafzimmertür zu verriegeln.

In der Hektik der Bewegung schmiss die Frau das Handy durch den Raum. Während sie es auf allen vieren kniend krampfhaft suchte, wurde es mit auf einmal dunkel. Sie hatte die Nachtischlampe samt Stecker umgerissen. Den Raum erstrahlte nur noch das kalte weiße Licht des Handydisplays. Vorsichtig robbte die Frau über den Boden. Nahm das Handy, am hinteren Pfosten des Bettes liegend, hoch und leuchtete sich den Weg zum Lichtschalter. Der Raum wurde so hell, dass sie ihre Augen zukneifen musste.

 

02:41

Sie saß auf der Kante des Betts. Die letzten Minuten hatte sie damit verbracht die Tür anzustarren. Die Bilder schossen ihr durch den Kopf. Jemand hatte sie heimlich aufgenommen. Ein Bild zeigte sie beim Betreten der Wohnung. Dass die Aufnahme von heute sein musste, erkannte sie an ihrer schwarzen Tasche. Das zweite Bild zeigte sie, wie sie in ihren Sportwagen einstieg. Selbe Schuhe, selbe Kleidung, die sie heute trug.

Die Bilder waren von ihrem Account versendet worden. Die Adresse des Empfängers war: martin.schwarz@kripo-berlin.de. „Dreckige tote Schlampe“ stand im Textfeld der Betreff-Zeile. Versendet um 01:35.

Das Handy in ihrer Hand vibrierte. Eine eingehende SMS-Nachricht.

Die Frau konnte die Nachricht kaum lesen so sehr verschwamm ihr Blick. „Du wirst diese Nacht nicht überleben!“, las sie, während sie den Weg zwischen Bett und Fensterfront hin und her lief. Sie zog einen Teil des Vorhangs vom Fenster auf und schaute durch den Spalt. Die Taube war verschwunden, die Schieren am Fenster waren geblieben. Sie erschrak beim Anblick ihres Spiegelbildes in der Fensterfront. Für einen Moment war ihr, als hätte sich hinter ihr etwas bewegt. Die Stille im Raum wurde nur von ihrem schneller werdenden Herzschlag unterbrochen. Tack. Tack. Tack.

„Wer ist da?“, schrieb sie zurück. Sekunden nachdem sie die Nachricht abgeschickt hatte, sah sie, dass zurückgeschrieben wurde. Eine Ewigkeit verging, ihr Herzschlag überlagerte jeden klaren Gedanken.

„Du wirst heute für alles bezahlen!“. Tack, Tack. Tack, Tack.

Erst jetzt fiel ihr auf von welcher Nummer die Nachrichten verschickt wurde. Es war ihre eigene.

Sie nahm die am Boden liegende Nachttischlampe hoch. Im selben Augenblick entlud sich blitzartig ihre gesamte Anspannung, als sie die Leuchte gegen das Fenster schmiss. Sie schrie.

 

02:43

Die Stille des Raumes war gebrochen. Durch das kaputte Fenster wehte der Vorhang im Wind. Überall lagen Glasscherben. Dass ihre Füße verletzt waren und den beigen Kurzhaarteppich mit Blut überzogen, registrierte sie nicht mehr.

Das Handy vibrierte erneut: „Du kannst so viel kaputt machen wie du willst. Es wird dir nicht helfen“.

Die Frau stand in der Mitte des Raumes. Ein Glassplitter ragte zwischen dem großen Zeh hervor und Blut sammelte sich darunter.

Wo eigentlich Schrecken und Furcht sein sollten, war jetzt nur noch Wut und Hass. Sie warf die Schubladen der angrenzenden Kommoden durch den Raum. Mit einer solchen Wucht prallten sie an die Wände, dass der Putz abplatzte und faustgroße Löcher zurückbleiben. Sie riss die Vorhänge aus der Verankerung. Tack, Tack, Tack, Tack.

Immer mehr Scherben, immer mehr Bruchstücke, immer mehr Blut fühlten den Raum. Und plötzlich war es für einen Moment wieder ruhig. Der Wind hatte aufgehört zu wehen.

 

02:46

Die Frau suchte das Handy, das im Chaos des Raumes kaum merkbar aufleuchtete. Sie nahm es hoch und wählte eine Nummer. Ihre Nummer.

Das Wummern, das aus ihrer Halsschlagader kam, übertönte jedes Geräusch – alles im Raum. Jetzt klingelte es, sie konnte es trotz der Windböen hören, die jetzt wieder durch das Zimmer fegten. Niemand schien zu antworten.

Es klingelte immer noch. Dumpf, unscheinbar und fast untergehend hörte sie es: Ein leises Vibrieren, als wäre es durch ein Kissen gedämpft. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte sie nicht zuordnen, was gerade geschah. Mittlerweile tropfte Blut von ihren Händen und ihrem Gesicht.

Und dann ging alles schnell. Das Vibrieren wurde mit jedem Klingeln stärker. Es dauerte nicht lange bis sie es lokalisieren konnte. Sie riss die Türen des Kleiderschranks aus den Angeln und durchwühlte die übrig gebliebenen Kleidungsstücke. Sie fand nichts. Damit blieb nur noch eine Möglichkeit, von der das Vibrieren kommen konnte: unter ihrem Bett.

 

02:49

Die Frau war dabei sich gegen den Schmerz und den sie überwältigenden Wahnsinn zu bücken, da bemerkte sie, dass das Vibrieren aufgehört hatte. Wie ein Reflex, den sie keiner Logik zuordnen konnte, stand sie wieder auf und sah auf das Display. Der Anruf war entgegengenommen worden.

Es war keine Stimme am anderen Ende der Leitung zu hören, nur ein leises Keuchen.

Die Frau stand vor dem Bett. Immer mehr Blut lief an ihr herunter. Ihr Gesicht überzogen rote Spritzer. Doch zwischen all dem Chaos waren ihre Gedanken klar. Sie war bereit.

Die Gestalt, die von der rechten Seite des Bettes hervorkam, war dunkel gekleidet, mit einer tiefsitzenden Kapuze, die das Gesicht verbarg. Die Gestalt richtete sich auf und ging auf die Frau zu, die selbst sie vor ihr stand kein Gesicht erkennen konnte. Die Frau starrte in die leere Kapuze des Wesen und bemerkte nicht, dass sich etwas in ihren Arm bohrte.

Die Frau schaffte es noch bis in die Küche, bevor ihr gesamter Körper von etwas überzogen wurde, das sie unweigerlich niederdrückte. Die Frau sackte in sich zusammen. Ungebremst fiel ihr Kopf zu Boden. Ihre Augen starrten in die offenstehende Tür des Nebenzimmers, in dem sie ihre Tasche abgestellt hatte. Ihr Gesicht war gezeichnet von Blut und frischen Wunden. Doch es zeigte kein Entsetzen, kein Grauen und keine Angst, sondern abgrundtiefen Hass. Aus ihren Augen begann das Leben zu entweichen – aus weiß wurde schwarz, aus hell wurde dunkel. Aus dem geöffneten Reißverschluss der Tasche starrten zwei leblose Kinderaugen zurück.

8 thoughts on “Ich mag es Menschen wehzutun

  1. Hey, Dein Schreibstil hat mir gut gefallen, vor allem am Anfang und am Ende konntest Du damit eine düstere Atmosphäre kreieren. Dass die Frau keinen Namen hatte hat für mich etwas die Spannung weggenommen und hat Distanz geschaffen, wodurch man weniger mit ihr migefühlt hat. Mit der Taube habe ich hingegen mehr mitgefühlt. 😂

    Falls Du meine Geschichte auch lesen möchtest würde ich mich sehr über Feedback freuen. 😊 “Stumme Wunden”

    Liebe Grüße Sarah! 👋 (Insta: liondoll)

  2. Toll.
    Wirklich toll.

    Meine Güte, was kannst du schreiben.
    Du bist in der Lage, Stimmungen zu erzeugen.
    Eine Atmosphäre zu schaffen.
    Das schafft nicht jeder.

    Und das nur mit deiner Sprache.
    Mit geschriebenen Wörtern.

    Respekt.
    Kompliment.

    Deine Geschichte hat mich gefesselt.
    Mich entführt.
    Mich begeistert.
    Mich die Welt vergessen lassen.

    Aus deiner Story liest man deine Erfahrung heraus.

    Und wenn du tatsächlich nicht viel Erfahrung haben solltest mit dem Schreiben, hast du definitiv ein Talent.

    Ich danke dir für diese Geschichte.
    Hat mich persönlich perfekt unterhalten.

    Schreib weiter.
    Du bist kurz davor, richtig, richtig gut zu werden.

    Und wenn du ein Buch geschrieben hast, melde dich.

    Liebe Grüße, Swen Artmann (Artsneurosia)

    Vielleicht hast du ja Lust und Zeit, meine Geschichte auch zu lesen.
    Würde mich freuen.
    Sie heißt:
    “Die silberne Katze”

    Ich danke dir.
    Pass auf dich auf.

  3. WOW, was für eine tolle Geschichte!
    Mir hat sehr gefallen, wie Du es geschafft hast, eine sehr düstere Stimmung zu erzeugen. Durch den “teilnahmslosen” Erzähler und das weglassen ihres Namens, wurde die Story für mich noch eindringlicher.
    Durch die vagen Andeutungen, wer hier der Gegner ist, wurde die eigene Fantasie sehr gut angesprochen.
    Und das Ende – einfach großartig!

    Mein Like hast Du selbstverständlich!

    P.S. vielleicht hast Du ja Zeit und Lust auch meine Geschichte (“Glasauge”) zu lesen und ein Feedback da zu lassen.

  4. Moin,

    was für ein krasser, düsterer Plot!

    Also schreiben kannst du ganz sicher und wie du mit Worten Bilder malst ist phänomenal.
    Die fortlaufende Uhrzeit als Stilmittel zu benutzen um eine Art von Dramatik und Tempo zu erzeugen ist dir super gelungen. Und dein Ende? Einfach nur TOP! Ein Satz, der, der ganzen Geschichte eine Wendung gibt, die so wohl niemand erwartet hätte.

    Und das Ende startet das Kopfkino, so muß eine Kurzgeschichte sein. Viele Fragen, die man sich dann selbst beantworten darf.

    Mir hat deine Geschichte richtig, richtig gut gefallen!

    Mein Like lass ich dir gerne da und wünsche dir alles Gute für’s Voting.

    LG Frank aka leonjoestick ( Geschichte: Der Ponyjäger)

  5. Moin, Rotua, welch ein Plot! Bevor ich hier irgendetwas schreibe: Ich hab mir Deinen Text in ein Word-Dokument rüberkopiert, weil er mir hier ehrlich gesagt zu klein war. Ich wäre jämmerlich daran zugrundegangen, wenn ich den Text in 8Pt hier hätte lesen sollen 😉

    Nun zum Wesentlichen: Im Großen und Ganzen finde ich die Geschichte gut, keine Frage! Aber: Ich bin am Anfang durcheinander gekommen! So ab 23.01h ist mir das mit “aus dem Bett raus – ins Bett wieder rein – Nachricht hier – Info da” ein bisschen zu viel. Das ist vielleicht der Erzählform geschuldet, würde ich aber ausbauen, solltest Du mehr daraus machen wollen.

    Gut finde ich, dass die Hauptperson eben keinen Namen hat, sondern schlicht “die Frau” ist. Allerdings kommt mir die Verwendung der Begrifflichkeit “die Frau” dann ein paar Male zu häufig vor. Ist wie bei Dalli-Dalli: “Eine “Frau” müssen wir abziehen!” 😉

    Das war`s aber auch schon.
    Kollegiale Grüße! Kathrin aka Scripturine / Die Nacht, in der das Fürchten wohnt

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