Maria KairiesMutterliebe

Gemächlich schlenderte Tess am See entlang. Die Luft flimmerte über dem Weg und war erfüllt vom Zirpen der Grillen. Tess ließ den Blick über das Wasser gleiten.

Wehmütig dachte sie an unbeschwertere Tage zurück. Als sie mit ihrer besten Freundin Florentina in diesem See schwimmen war. Sie hatten so viel Spaß, schwanger und voller Vorfreude auf ihre Babys. Sie waren so eng befreundet, fast wie Schwestern.

Als sie fast gleichzeitig schwanger wurden und die Babys auch noch in derselben Woche auf die Welt kamen, fühlten sie sich noch näher. Die beiden Mädchen hätten zusammen aufwachsen sollen.

Flo, warum nur musste sie Flo verlieren? Seit gut 5 Monaten redete sie nicht mehr mit ihr. Tess hatte alles versucht, aber die Freundschaft war zerbrochen. Das Feuer hatte alles verändert. In Flo´s Wohnung war ein Feuer ausgebrochen, Flo`s Tochter Katharina hatte das Feuer nicht überlebt. Für sie kam jede Hilfe zu spät.

Ein Jogger rempelte Tess an und riss sie aus ihren Gedanken. Ohne sich zu entschuldigen lief er weiter.

„Hey!“, rief Tess ihm hinterher. Sie wollte noch etwas sagen, aber der Jogger hob nur die Hand und lief weiter. Verärgert schüttelte sie den Kopf. Unglaublich, was sich manche Menschen raus nehmen.

Im Kinderwagen schlug ihre Tochter Emma die Augen auf. Sie blinzelte in den hellen Tag und fing an zu jammern. Ihr jammern wurde bald zu einem ärgerlichen weinen.

„Danke du Arsch!“, dachte Tess sauer. Ihre Tochter hätte noch mindestens eine halbe Stunde schlafen sollen. Nur weil der Jogger sie angerempelt hatte war sie aufgewacht.

Sie sah sich nach einem schattigen Platz um, damit sie Emma in ruhe stillen konnte. Sie entschied sich für eine Bank, die unter einer großen Eiche stand und genügend Schatten für sie und den Kinderwagen bot.

Sie setzte sich und legte Emma an ihre Brust an. Liebevoll beobachtete sie wie Emma gierig die Milch saugte. Ihre großen blauen Augen sahen sie direkt an und Tess spürte dieses feste Band, welches Mutter und Kind verband.

Nach einer weile schlief Emma wieder ein. Sie löste sie vorsichtig von ihrer Brust und legte sie wieder in den Kinderwagen. Da lag sie, ihr blonder Engel und schlief ganz selig. Ein leichtes Lächeln umspielte ihren Mund. „Sie sieht so glücklich aus“, dachte Tess liebevoll.

Sie überlegte kurz, ob sie weitergehen sollte, entschloss sich aber hier zu bleiben. Es war so heiß heute, aber im Schatten der großen Eiche konnte man es aushalten. Ein lauer Wind kam vom See und kühlte ihre verschwitze Haut. Tess atmete tief ein und versuchte ihr Buch aus der Wickeltasche zu fischen.

Ihre Finger umschlossen einen harten rechteckigen Gegenstand. Stirnrunzelnd zog sie ihre Hand aus der Wickeltasche. Sie hielt ein Handy in der Hand. Sie hatte dieses Smartphone noch nie gesehen. Gehörte es Tom? Sie drückte auf den Knopf unter dem Display. Der Bildschirm leuchtete auf, keine Tastensperre. Es gab überhaupt keine Apps auf diesem Telefon, der Ordner mit den Kontakten war leer. Nur das Symbol für die Galerie war da.

Verwirrt sah Tess sich um. Wessen Handy hielt sie da in der Hand? Sie hatte keine Ahnung wie das Telefon in ihre Wickeltasche kam.

Zögernd öffnete sie die Galerie.

Was sie dort sah, war ein Schlag in die Magengrube. Erschrocken zog sie die Luft ein und mit einem Mal waren die Bilder wieder da. Das erste Bild zeigte sie vor einem brennenden Haus.

Tess erinnerte sich, wie sie vor dem Haus, in dem Flo Wohnte, stand. Fassungslos vor dieser unwirklichen Szene stehend, vor Schreck gelähmt. Hecktisch suchten ihre Augen die Umgebung ab. Wo waren Flo und ihre Tochter? Sie müssen doch hier irgendwo stehen! Wo waren sie nur.

Ein Passant holte sie aus  ihrer Schockstarre. „Haben Sie die Feuerwehr gerufen?“

Tess reagierte nicht.

„HABEN SIE DIE FEUERWEHR GERUFEN?!“, schrie er sie an, während er an ihrer Schulter rüttelte.

Das saß. Mit einem Mal ließen die Klauen des Grauens von ihr ab. „Rufen Sie die Rettung!“, schrie sie während sie los rannte. Der Mann versuchte noch sie festzuhalten, aber sie riss sich los.

Das Feuer empfing sie brüllend. Die Hitze raubte ihr den Atem. Ihre Augen brannten und Tränen verschleierten ihren Blick. Plötzlich sah sie Flo. Sie lag bewusstlos im Flur.

Tess griff Flo im Rautekgriff und versuchte sie über den Flur zu ziehen. Im Erste-Hilfe-Kurs war das gar nicht so schwer gewesen. Als sie sich kichernd gegenseitig durch den Raum gezogen hatten, warnte sie der Ausbilder davor, die Übung auf die leichte Schulter zu nehmen. Wie hieß der Ausbilder noch gleich? Ach ja, Chris. Er hatte erklärt, dass ein Mensch der Bewusstlos ist keine Körperspannung hat und damit nicht leicht zu packen und doppelt so schwer ist. Immer wieder rutschte Flo ihr einfach aus dem Griff.

Tess versuchte sich zu beruhigen und genau das zu machen, was Chris ihr erklärt hatte. „Zieh sie erst in eine sitzende Position. Dann geh hinter ihr in die Hocke und umschlinge sie ganz eng bevor du ihren Arm greifst. Dann hast du es leichter.“

Jetzt ging es, im Stillen dankte sie Chris. Mit aller Kraft zog sie Flo über den Flur. Als die Haustür näher kam merkte Tess, dass sich alles zu drehen begann. Ihr wurde schwarz vor Augen und sie sackte zusammen. Das letzte was sie war nahm war, dass sie von kräftigen Händen gepackt wurde, dann glitt sie in die Bewusstlosigkeit.

Die folgenden Stunden erinnerte sie nur Bruchstückhaft.

Das stroboskopartige Blaulicht des Rettungswagens, jemand der beruhigend auf sie einredete, die Sauerstoffmaske auf ihrem Gesicht und die Fragen. Immer wieder diese Fragen.

„Können sie uns sagen was passiert ist?“

„Hat sie etwas im Gesicht getroffen?“

„Warum waren sie so spät in der Nacht mit ihrem Baby unterwegs?“

Sie konnte keine dieser Fragen beantworten. Es kreisten andere Fragen in ihrem Kopf, aber sie sollte sie erst zwei Tage später stellen können.

Als sie das erste mal wieder richtig wach wurde, wusste sie nicht wo sie war. Es dauerte etwas bis ihr klar war, dass sie im Krankenhaus lag.

Eine gutgelaunte Schwester kam ins Zimmer und strahlte sie an. „Da ist ja unsere Heldin“, flötete sie gut gelaunt, „wie geht es ihnen?“

„Ich habe Kopfschmerzen und das Atmen tut weh“, sagte Tess mit rauer Stimme.

„Na, das ist kein Wunder. Sie haben mehrere gebrochene Rippen, ein gebrochenes Nasenbein und ein ordentliches Veilchen. Außerdem haben sie eine Rauchgasintoxikation. Sie haben Glück, dass ihre Lunge keinen Schaden genommen hat.“

Tess nickte langsam, was war nur passiert?

„Die Frau, die sie gerettet haben, ist über den Berg. Sie hatte großes Glück, dass sie grade mit ihrer Tochter spazieren waren und den Brand bemerkt haben.“

Die Erinnerung überrollte Tess wie eine Dampfwalze. Flo!

„Wie geht es Flo? Was ist mit Katarina?“

„Sie kennen die Frau? Ihre Tochter liegt auf der Kinderstation.“

„Wie bitte? Warum ist Emma auf der Kinderstation? Ist sie denn nicht bei Tom?“

„Ihre Tochter war bei ihnen, als sie den Brand entdeckten. Wir konnten bei ihnen keinen erreichen, da haben wir sie erst mal auf die Kinderstation gebracht.“

„Aber wer ist Katarina?“, wollte die Schwester verwirrt wissen.

„Sie ist Flo`s Tochter. Sie ist im gleichen Alter wie Emma.“ Ein ungutes Gefühl beschlich Tess. Wenn die Schwester nicht wusste wer Katharina war, ist es doch wohl kein gutes Zeichen. Dann sah sie es in ihren Augen. Der dunkle Schatten, der sich auf das Gesicht der Schwester legte.

„Nein!“, flüsterte Tess, „nein, bitte nicht!“ Das darf doch nicht war sein! Sie kann doch nicht tot sein! Ihre Gedanken überschlugen sich.

Später an diesem Tag kam noch die Polizei vorbei. Emma lag auf ihrem Bauch und schlief, als zwei Beamte den Raum betraten. Tess wollte nicht mit ihnen reden, sie wollte allein sein. Ihre Augen waren rot und verquollen vom vielen weinen. Ihr Gesicht musste schlimm aussehen, so wie die Beamtin sie anschaute. Die beiden stellten sich als Hauptkommissarin Cordes und Oberkommissar Linde vor.

„Fühlen sie sich fit genug uns ein paar Fragen zu beantworten?“ wollte die Beamtin wissen. Sie klang einfühlsam, aber bestimmt.

Tess war klar, dass sie die Fragen früher oder später eh beantworten muss. Sie wollte eigentlich nur bei Flo sein, aber man hatte sie nicht gelassen. Wenigstens haben die Ärzte erlaubt, dass ihre Tochter zu ihr gebracht wurde. Wo war Tom nur?

„Frau Samuel?“, die Beamtin schaute sie fragend an, „sind sie bereit ein paar Fragen zu beantworten?“

Tess zuckte zusammen. Jetzt richtete sie ihre ganze Aufmerksamkeit auf die beiden Beamten. Sie holte tief Luft. „Ja“, sagte sie mit brüchiger Stimme.

„Zu erst einmal möchten wir ihnen Danken. Was sie getan haben war sehr mutig. Sie haben Frau Forsberg das Leben gerettet!“

„Ja, aber Katharina ist tot!“, viel Tess ihr aufgebracht ins Wort. Tränen schossen in ihre Augen. Sie konnte es immer noch nicht fassen.

„Das stimmt.“, sagte Oberkommissar Linde leise. Er schluckte schwer. Unwillkürlich musste er an seine eigenen Kinder denken.

„Die Schwester sagte, sie kennen Frau Forsberg?“, wollte Hauptkommissarin Cordes wissen, „was können sie uns über sie sagen?“

„Flo, also Florentina und ich sind beste Freundinnen.“

„Was wollten sie mitten in der Nacht, mit ihrer Tochter dort?“

Tess versuchte sich zu erinnern, aber ein grauer Nebel verschleierte ihre Erinnerung. Sie wusste ja nicht mal, dass Emma dabei war. Was sollte sie darauf sagen?

„Ich wünschte ich könnte es ihnen sagen. Ich habe selbst schon versucht die Ereignisse zu rekonstruieren, aber ich kann mich einfach nicht erinnern.“

„Was ist das letzte, an das sie sich erinnern können?“

„Ich sah Flo im Flur liegen. Es war so heiß und laut. Ich wusste nicht, dass ein Feuer so brüllen kann. Ich habe versucht sie raus zu bringen. Aber sie war so schwer und sie rutschte mir ständig aus dem Griff. Ich konnte kaum atmen…“, stockend brach Tess den Satz ab. Sie wurde von Schluchzern geschüttelt. „Wenn ich bloß Katharina geholt hätte!“ Tess weinte nun hemmungslos.

Mitfühlend legte die Beamtin eine Hand auf Tess Schulter. Sie wartete bis sie sich wieder beruhigt hatte.

„Hat ihre Freundin Probleme gehabt?“, wollte Hauptkommissarin Cordes wissen, „war sie überfordert mit ihrer Tochter?“

Verwirrt sah Tess die Beamtin an. „Wie kommen sie darauf?“

„Nun, wir dachten ihre Freundin hat sie vielleicht angerufen, weil sie Katharina nicht beruhigen konnte. Es ist ja nicht einfach als alleinerziehende Mutter. Wenn das Kind schreit und schreit, da kann man schnell mal die Nerven verlieren.“

Tess verstand die Welt nicht mehr. „Wie kommen sie darauf?“, wollte sie erregt wissen, „Flo ist eine liebevolle Mutter! Sie würde ihrer Tochter nie etwas antun!“

„Frau Samuel, beruhigen sie sich.“  Oberkommissar Linde sprach leise und beruhigend, „es gibt Anzeichen von Misshandlungen. Wir müssen dem nachgehen. Ist ihnen jemals aufgefallen, dass ihre Freundin überfordert ist? War sie vielleicht leicht reizbar, oder oft übermüdet und angespannt?“

Tess wurde wütend. Natürlich war Flo ständig müde. Sie musste Katharina allein großziehen. Was ist das überhaupt für eine Frage? Tess wusste wie kurz die Nächte mit einem Neugeborenen sind. Aber sie hatte Tom, der sie unterstütze, Flo hatte niemanden.

Natürlich hatten Tom und sie so oft wie möglich versucht Flo zu entlasten, aber anstrengend war es trotzdem für sie. Das erklärte sie auch den Beamten.

„War Katharina oft mit ihrem Partner Tom allein?“, wollte Hauptkommissarin Cordes alarmiert wissen.

„Ja, ab und zu. Warum fragen sie?“ Die Beamten schauten sich an und wechselten vielsagende Blicke.

„Wer ist Katharinas Vater?“, fragte Oberkommissar Linde, ohne auf die Frage von Tess einzugehen.

„Das weiß ich nicht. Flo hat immer ein großes Geheimnis daraus gemacht. Sie hatten nicht wirklich eine Beziehung, sie haben nur ein paar Nächte miteinander verbracht. Flo sagte immer, er sei der Typ Mann, mit dem man großartige Nächte verbringen kann, aber zum Frühstück gehört er woanders hin. Ich bin immer davon ausgegangen, dass er verheiratet ist. Nachdem Flo gemerkt hatte, dass sie schwanger war, hat sie ihn nicht mehr erwähnt. In Katharinas Geburtsurkunde ist kein Vater vermerkt worden.“

Tess war verwirrt. Was wussten die Beamten was sie ihr nicht sagen wollten? Dann dämmerte es ihr. „Falls sie Tom für den Vater halten, muss ich sie enttäuschen. Flo war wie eine Schwester für ihn. Er hat sie unterstützt, weil sie ihm leidtat. Er hatte nie ein sexuelles Interesse an ihr. Wenn er bei ihr geschlafen hat, damit sie auch mal eine Nacht durchschlafen konnte war es rein freundschaftlich.“

Wieder dieser vielsagende Blick.

Jetzt wurde Tess wütend. „Tom ist der beste, liebevollste, treuste und einfühlsamste Mensch, den ich kenne!“

Frau Hauptkommissarin Cordes sah Tess entgeistert an.

„Er ist verhaftet worden und sitzt in Untersuchungshaft. Er wird wegen schwerer Körperverletzung angeklagt! Haben sie das auch vergessen? Irgendwie passt das nicht mit ihren Schilderungen zusammen.“

Tess hörte nichts mehr. Eine leere erfüllte ihren Kopf. Was hatte die Beamtin da grade gesagt? Das konnte doch nur eine Verwechslung sein. Ihr Verstand weigerte sich das gehörte zu verarbeiten.

Gerne hätte Tess Antworten von Tom bekommen. Sie konnte sich bis heute nicht erinnern was in der Brandnacht passiert war. Tom weigerte sich mit ihr zu reden. Er wollte nicht mal mehr Emma sehen. Als sie einmal mit Emma im Gefängnis war, und versucht hatte einen Besuchstermin mit Tom zu bekommen, ließ er ihr ausrichten, dass er nicht mit ihr reden wolle. Sie solle ihn vergessen, das währe besser für sie. Emma sei nicht ihrer beide Tochter und er wolle sie nie wiedersehen.

Tränen der Wut traten in ihre Augen. Was war bloß los? Das er sie nicht sehen wollte, konnte Tess noch nachvollziehen, vielleicht schämte er sich für seine Tat. Aber dass er Emma verleugnete, konnte sie nicht begreifen. Er war doch so ein stolzer und liebevoller Vater gewesen.

Mit zitternden Händen hielt Tess das fremde Handy in der Hand. Mit ihrem Finger wischte sie über das Display und starrte auf das nächste Foto.

Flo und sie saßen lachend auf dem Sofa in Flo´s kleiner Wohnung. Es musste schon spät sein, denn es war dunkel.

Solche Abende hatte es oft gegeben. Tess wohnte nicht weit weg, und wenn Tom Nachtschicht hatte, war Tess oft mit Emma zu Flo gegangen und hatte bei ihr geschlafen. So konnten sie sich mit den Kindern abwechseln.

Wehmütig dachte sie an den Abend, wo Tom die glorreiche Idee hatte einen Mann für Flo zu finden. Gemeinsam suchten die drei das Internet nach Singlebörsen ab. Sie hatten viel gelacht und auf verschiedenen Seiten Profile angelegt.

„Vertrau mir“, sagte Tom im Brustton der Überzeugung, „die Männer werden dir die Bude einrennen.“

Flo war eine kleine zierlich gebaute Frau mitte zwanzig. Ihr rotblondes Haar fiel ihr in leichten Wellen über die Schultern. Sie hatte einen stufig geschnittenen Pony, der ihr ständig in die Augen fiel. Aber er rahmte auch ihr hübsches Gesicht mit der Stupsnase ein. Ihre Augen waren etwas Besonderes, sie waren grau-blau-grün. Wenn sie einen mit ihren großen Augen intensiv musterte, konnte man sich in ihnen verlieren. Genau diese Augen stellte Tom mit dem Foto in Szene.

Tess war etwas neidisch auf Flo. Sie hatte nur glattes dunkelbraunes Haar, dass ihr bis zu den Schultern reichte. Etwas besonderes suchte man vergeblich in ihrem Gesicht.

Wie vertraut sie miteinander sind, dachte Tess als Tom die Fotos schoss und Flo ihm intensiv in die Augen schaute. Dieser Blick sprach von tiefer Verbundenheit. Wir sind wie eine Familie, dachte Tess liebevoll.

Sie stießen mit Alkoholfreien Sekt an und lachten viel beim Erstellen der Profile.

Als Emma zu weinen anfing, stand Tess auf, um sie zu holen. Emma hatte Hunger und wollte gestillt werden.

Als Tess zurück ins Zimmer kam, strich Tom Flo grade ihren Pony aus dem Gesicht und sagte: „Du bist so schön!“

Irritiert blieb Tess stehen und sah beide fragend an. „Flo denkt, sie sei nicht schön genug und dass keiner auf ihr Profil antworten wird“, erklärte ihr Tom.

„So ein Quatsch“, meinte Tess, während sie Emma an ihre Brust anlegte, „du wirst eine Menge perverser Spinner anziehen.“ Tess grinste Flo an.

 „Du bist unmöglich“, lachte Flo und warf ein Kissen nach ihr.

Langsam tauchte Tess aus ihren Erinnerungen auf. Das Foto war von außen durch das Fenster geschossen worden.

„Wer bist du?“, flüsterte Tess, „und warum verfolgst du mich?“

Plötzlich fröstelte Tess und hatte das Gefühl beobachtet zu werden. Sie blickte sich suchend um, konnte aber niemanden sehen. Sie fühlte sich hier draußen nicht mehr sicher. Sie hatte plötzlich Angst um Emma. Mit schnellen Schritten lief sie los.

Das Gefühl beobachtet zu werden verstärkte sich noch.

Hatte da grade jemand ein Foto von ihr gemacht?

Waren das Schritte hinter ihr?

War das dahinten der Jogger?

Was will der Mann von ihr, der mit großen Schritten auf sie zukam?

Nun erfüllte sie Panik. Als der Mann immer näherkam, pochte ihr Herz wie ein Hammer gegen ihre Brust. Sie erkannte ihn nicht. Sie war sich sicher, ihn noch nie zuvor gesehen zu haben.

Mit großen Schritten lief der Mann an ihr vorbei. Tess zuckte zusammen, aber eine grenzenlose Erleichterung machte sich in ihrem Herzen breit, als er weg war.

Zügig ging sie nach Hause und schloss die Tür zweimal hinter sich ab. Erst in ihren eigenen vier Wänden fühlte sie sich sicher. Sie musste ihre Nerven beruhigen. Sie legte Emma auf die bunte Spieldecke und stellte den Spielbogen über sie. Emma liebte es mit den kleinen Elefanten, den Giraffen und den Löwen zu spielen, die nun an Schnüren über ihr hingen.

Tess ging in die Küche und machte sich einen Kamillentee. Was war heute nur für ein Tag? Es fing doch alles so normal an. Tess wünschte sich, sie könne sich endlich erinnern, was vor der Brandnacht passiert war. Tom und Flo fehlten ihr so sehr. Tränen stiegen in ihre Augen und sie begann hemmungslos zu weinen. Sie weinte um Katharina, um Flo und um Tom. Was war nur aus ihrer heilen Welt, voller Liebe, Freude und Zuversicht geworden?

Plötzlich fing Emma an zu schreien. Das war kein normales weinen, kein „Mama wo bist du?“ weinen. Emma kreischte regelrecht.

Tess ließ die Tasse fallen und rannte los. Das klirren, als die Tasse in tausend Stücke zerbrach und der Tee sich über den Boden ergoss, hörte sie nicht mehr. Sie rannte ins Wohnzimmer und erstarrte.

Es war still. Emma schrie nicht mehr.

Wo war sie?

Emma lag nicht auf ihrer Decke. Sie hatte sich auch nicht durch das Wohnzimmer gerollt, wie sie es manchmal machte. Das Wohnzimmer war leer, keine Emma.

WO WAR SIE?

Die Panik die Tess erfasste war all umgreifend. Sie hatte Schwierigkeiten die Situation zu erfassen. Die Terrassentür stand offen. War sie vorhin auch schon offen gewesen? Tess konnte sich nicht erinnern. Sie wusste nicht, ob sie die Tür geöffnet hatte, oder ob sie vor ihrem Spaziergang vergessen hatte sie zu schließen. Sie rannte in den Garten.

„EMMA, EMMA!!“, brüllte sie.

Der Garten war leer. Sie rannte zum Zaun und sah die Straße auf und ab. Kein Mensch war zu sehen, keine Emma.

Sie musste sich beruhigen! Aber sie konnte nicht. Weinend sackte sie auf dem Rasen zusammen. Was sollte sie bloß tun?

Die Polizei anrufen. Es war wie eine Stimme, die ihr ins Ohr flüsterte. „Du musst die Polizei anrufen!“

Tess griff in ihre Gesäßtasche und zog das Handy hervor. Ihr Akku war leer, das Telefon ließ sich nicht mehr einschalten.

Sie lief zurück ins Wohnzimmer. Wo war nur wieder dieses verdammte Festnetztelefon. Auf dem Tisch lag das andere Handy. „Gott sei Dank!“, dachte sie und wollte die Notrufnummer wählen. Als das Display aufleuchtete erschien ein neues Foto.

Emma war auf dem Arm einer dunkel gekleideten Person. Man sah nur den Oberkörper, keinen Kopf und auch keine Beine. Emmas Gesichtchen war rot und sie schrie wie am Spieß. Auf dem Oberkörper der Person war ein Zettel geheftet, auf dem stand:

Es ist besser für dich, wenn du die Polizei aus dem Spiel lässt!

Tess erstarrte. War das eine Drohung? Würde er Emma etwas antun, wenn sie mit der Polizei redete? Wer war dass, und warum hatte er ihr Emma geraubt?

Sie schaffte es grade noch sich auf den Stuhl zu setzten, bevor ihre Beine nachgeben konnten. Sie weinte und schrie. Sie hatte solche Angst um Emma. Die Panik hatte ihre eiskalten Klauen um ihr Herz gelegt.

Als Tess sich etwas beruhigt hatte, versuchte sie ihre Gedanken zu sammeln. Was sollte sie als nächstes tun?

Das Handy! Vielleicht hatte der Entführer eine Nummer hinterlassen. Sie durchsuchte das Handy, aber alles was sie fand waren weitere Fotos. Mit zitternden Händen öffnete sie das nächste Foto. Es war ein Foto von Tom vor einer Bar. Er schlug auf einen jungen Mann ein. Das Gesicht des jungen Mannes sah schrecklich auf. Voller Blut und die Nase schien gebrochen zu sein.

Was war dass nun wieder für ein Trick? Tom war doch nie gewalttätig. Sie konnte sich nicht einmal daran erinnern, dass er überhaupt mal die Stimme ihr gegenüber erhoben hätte. Er war beliebt unter ihren Freunden. Ein Mann auf den man sich verlassen konnte. Der eine starke Schulter zum anlehnen bot. Er war ein guter Zuhörer und er schaffte es immer, dass man eine Lösung fand, wenn man ein Problem ohne Ausweg hatte.

Eine kurze Erinnerung blitzte plötzlich in ihrem Gehirn auf. Tess sah sich selbst benommen auf dem Boden sitzen und flüsterte: „Bitte, tu ihr nichts, sie ist doch noch so klein!“ Es war nur ein kurzes Aufblitzen. Hatte sie den Entführer schon mal gesehen? Hatte er schon mal versucht Emma zu entführen? Ist er gestört worden? Kam Tom vielleicht grade nach Hause, so dass der Entführer schnell fliehen musste? Hatte er ihn vielleicht verfolgt? War das der junge Mann, den er zusammengeschlagen hatte?

Tess hatte das Gefühl, dass sich Puzzleteile in ihrem Kopf zusammenfügen. Konnte dass nicht die Erklärung sein? Der Entführer wurde beim ersten Mal von Tom gestört. Tom hatte ihn verfolgt und vor einer Bar zu fassen bekommen und dann hatte er auf ihn eingeschlagen. Der Mann kam ins Krankenhaus und Tom wurde verhaftet. Es passte alles zusammen.

Aber was sollte das mit den Fotos? Tess nahm das Handy wieder zur Hand und sah sich das nächste Foto an.

Sie lag am Boden und hatte ihren Körper schützend im Emma gelegt. Tom stand vor ihr und holte mit dem Fuß aus.

Was sind das bloß für Bilder? Ein stechender Schmerz zuckte plötzlich durch Tess Hüfte. Wieder eine Erinnerung. Der Schmerz hallte nach. Er war heftig gewesen. Aber es war bloß eine Erinnerung.

In ihrem Kopf überschlugen sich die Ereignisse. Immer wieder blitzen Erinnerungsfetzen in ihr auf. Wie Schläge, die in ihrem Kopf einschlugen. Alles drehte sich. Tess hatte Schwierigkeiten zwischen Erinnerung und Gegenwart zu unterscheiden.

Sie hörte die donnernde Stimme von Tom. Wütend und brüllend.

„SEH ZU; DASS SIE LEISE IST! ICH KANN BEI DEM LÄRM NICHT SCHLAFEN!“

Ihre eigene Stimme, die fast flüsterte: „Sie hat nur Hunger, Tom. Ich stille sie, dann schläft sie gleich wieder.“

Sie sah das letzte Foto auf dem Handy. Tom, wie er Emma wütend schüttelte. Ihr kleines Köpfchen war weit nach hinten gebeugt, soviel kraft benutzte er, um sie zu schütteln.

Dieses Foto, dieses eine Foto, auf dem er Emma so brutal schüttelte, brachte die Erinnerung zurück.

Es war eine unruhige Nacht. Emma brüllte und brüllte. Tom war gereizt von der Arbeit gekommen. Er schlug ihr zur Begrüßung uns Gesicht, weil das Essen nicht fertig war.

Tom war schon immer ein gewalttätiger Mann gewesen. Am Anfang ihrer Beziehung war er süß und liebenswürdig. Er hatte sie oft überrascht mit Kleinigkeiten. Hier mal ein Schmuckstück, da mal Kinokarten. Er hatte sie behandelt, wie eine Königin. Er machte morgens Frühstück, bevor sie aufstand und massierte ihr die Füße, wenn sie spät abends nach Hause kam und müde von der Arbeit aufs Sofa viel. Er verstand sich auf Anhieb gut mit Flo. Er behandelte sie, wie eine kleine Schwester. Er war zärtlich und einfühlsam. Der Sex war großartig. Sie hatten sich in jedem Zimmer geliebt.

Als er ihr einen Heiratsantrag machte, war sie überglücklich. Sie war voller Vorfreude und stürzte sich mit Feuereifer in die Planung. Flo musste sie manchmal bremsen, sonst wäre die Hochzeit zu teuer geworden. Als sie einmal abends einmal alle zusammensaßen und die Sitzordnung planten, hatte Tom die Idee für Flo auch noch einen Partner zu finden. Er fand, sie solle nicht allein auf die Hochzeit gehen. Also legten sie die Profile in den Singlebörsen an.

Nach der Hochzeit veränderte sich Tom. Er war immer häufiger gereizt und kritisierte Tess. Mal passte es ihm nicht, wie die Handtücher gefaltet waren, mal fand er die Wohnung zu dreckig. Er beteiligte sich auch immer weniger im Haushalt. Es war ein schleichender Prozess. Am Anfang wehrte sich Tess, sie stritten viel. Aber eines Tages schlug Tom sie. Er schlug ihr so hart ins Gesicht, dass ihre Wange brannte. Tess war entsetzt, aber Tom zischt: „Ich bin es leid mit dir zu diskutieren! Du machst was ich sage, und wage es nie wieder mir wiederworte zu geben!“

In dieser Nacht weinte Tess sich in den Schlaf. Am Anfang versuchte sie sich Rat von Flo zu holen. Sie verschwieg ihr, dass er sie schlug: Es war zu demütigend. Vielleicht war es ja auch nur eine Phase. Er war doch sonst so liebevoll gewesen. Sie wollte sich nicht so kurz nach der Hochzeit schon beschweren. Sie erzählte Flo nur von den verbalen Auseinandersetzungen.

Auch floh war der Meinung, dass es sicher bald vorbei ging. Vielleicht hatte er ja Stress auf der Arbeit.

Eines Abends schloss Tom nachts im Schlafzimmer ein. „Ich gehe aus, und ich will nicht, dass du dich rumtreibst!“ Später kam es häufiger vor, dass er sie nachts einschloss. Er meinte, sie würde rumhuren, wenn er nicht da sei.

Mittlerweile hatte Tess sich den Umständen angepasst. Sie gab keine Wiederworte und versuchte alles zu seiner Zufriedenheit zu erledigen. Trotzdem schlug er sie immer häufiger. Es blieb auch nicht bei Ohrfeigen. Er Boxte ihr in den Bauch, verdrehte ihren Arm, bis sie vor Schmerzen schrie oder schlug sie mit dem Kopf gegen die Wand. Sie erzählte allen sie währe von der Leiter gefallen, oder mit dem Fahrrad gestürzt.

Flo glaubte ihr irgendwann nicht mehr. Eines Abends rief sie an und stellte Tom zur Rede. Wutentbrannt stürzte er aus der Wohnung und kam erst nach stunden wieder. Danach hatte floh nicht mehr versucht ihr zu helfen. Sie hatte ein blaues Auge und konnte kaum richtig gehen. Tess nahm an, dass er auch Floh verprügelt hatte.

Da das Leben für Tess unerträglich geworden war überlegte sie, wie sie den alten Tom wiederbekommen könnte. Sie überlegte sich, dass ein Kind die Wende bringen könnte. Hatte er nicht immer gesagt, dass er Kinder haben wollte?

Also verführte sie ihn liebevoll. In dieser Nacht konnte sie alle Sorgen vergessen und sich fallen lassen. Er war einfühlsam und liebevoll, wie früher.

Sie wurde schwanger und erzählte es voller Vorfreude Flo. Diese aber begann zu weinen und gestand ihr, auch schwanger zu sein. Sie wollte nicht sagen wer der Vater ist, aber sie wusste, er würde sich nicht um sie oder das Kind kümmern.

Wärend der Schwangerschaft war die Welt für Tess wieder in Ordnung. Er umsorgte nicht nur sie, sondern auch Flo. Es fühlte sich an wie früher.

Als die Kinder auf der Welt waren, wurde ihre Freundschaft noch enger. Sie und Tom unterstützten Flo und Tess hatte schon fast die schreckliche Zeit vergessen.

Aber nach einigen Wochen wurde Tom wieder häufiger gereizt. Er beschimpfte sie und auch bald fing er wieder an sie zu schlagen.

Die Nächte mit einem Kleinkind sind kurz und belastend die Nerven. Eines nachts erwischte Tess Tom dabei, wie er Emma schüttelte und sie anschrie, sie Sille endlich ruhig sein. Er warf sie zurück ins Bettchen und Tess stürzte auf Tom zu, um Emma zu schützen. Er schlug sie so brutal zusammen, dass mindestens eine Rippe gebrochen war.

Tess versuchte Emma so ruhig wie möglich zu halten. Sie erledigte den Haushalt penibel und versuchte es Tom immer recht zu machen. Um keinen Preis der Welt wollte sie die schlimme Phase noch mal durchmachen.

Aber Tom wurde immer Gewalttätiger. Er schlug Emma auf den Mund, wenn sie den Schnuller wieder ausspuckte, oder auf die Händchen, wenn sie nach etwas griff. Er schüttelte sie nicht einschlafen konnte.

Eines Nachts hatte Emma Bauchschmerzen. Sie weinte und weinte, sie ließ sich einfach nicht beruhigen. Tom platzte ins Kinderzimmer, riss ihr Emma aus dem Arm und schüttelte sie so heftig wie noch nie. Er warf sie auf ihre Matratze und schrie Tess an: „SO MACHT MAN DAS, DU DUMME SCHLAMPE! BIST DU EIGENDLICH ZU ALLEM ZU BLÖD? Er schlug Tess in den Bauch, dass ihr die Luft wegblieb.

Vor Schmerzen gekrümmt, ging sie zum Bettchen, um nach Emma zu sehen. Sie lag unnatürlich still im Bettchen und regte sich nicht. Vorsichtig nahm Tess sie auf dem Arm.

„Sie atmet nicht!“, schluchzte sie, „wir müssen einen Rettungswagen rufen! Tom Bitte, sie stirbt!“

Als Tess zum Telefon laufen wollte traf sie die Faust mitten ins Gesicht. Sie spürte wie ihre Nase brach. Sie taumelte und brach zusammen. Schläge und Tritte prasselten auf sie nieder, sie spürte wie ihre Rippen brachen, das Atmen viel ihr schwer. Sie krümmte ihren Körper schützend um Emma. Aber Emma war still. Irgendwann verlor sie das Bewusstsein. Als sie wieder zu sich kam, war Tom weg. Sie legte Emma vorsichtig in den Maxi Cosi und machte sich auf den Weg zu Flo. Sie würde ihr helfen, Flo wusste was zu tun war.

Als mit ihrem Schlüssel die Tür von Flo`s Wohnung öffnete schlich sich Tess so leise wie möglich rein. Sie wusste nicht warum sie Flo nicht wecken wollte. Wie im Trance schlich sie in Katharinas Zimmer und betrachtete sie, wie sie friedlich im Bettchen lag und Atmete. Der kleine Brustkorb hob und senkte sich, nicht so wie bei Emma. Ihr kleiner Brustkorb war starr. Sie legte Emma ins Bettchen und nahm Katharina auf den Arm. Tess war wie in einem Traum gefangen. „Alles wird gut, Emma!“, flüsterte sie Katharina zu. Sie zündete die Vorhänge und das Bettchen an und verließ leise das Haus.

Tess war überwältigt von der Erinnerung. „Ich muss zu Flo“, sagte sie zu sich selbst. Ich muss es ihr erzählen.

Als sie bei Flo ankam konnte sie es kaum fassen. Flo saß vor Freude strahlend auf dem Sofa und hielt Katharina im Arm. Neben ihr die Jogger und die beiden Polizeibeamten.

Der Jogger erklärte grade, wie Flo ihn beauftragt hatte rauszufinden, ob Tom Tess und Emma misshandelten. Er war es, der Tom in der Nacht verhaften ließ. Den Brand konnte er nicht mehr verhindern. Das Tess die Babys getauscht hatte, hatte er nicht gesehen.

Erst als die DANN-Analyse des toten Säuglings ergab, dass Flo nicht die Mutter war, aber Tom der Vater ahnte Flo was dahintersteckte.

„Warum haben sie uns nicht gleich dazu geholt, anstatt das Versteckspiel mit den Fotos auf dem Handy?“, wollte Hauptkommisar Linde wissen.

„Nun, Tess hatte viel Übung im verdrängen. Durch die ständigen Misshandlungen und der Maske, die sie nach außen trug, war sie in der Lage, unangenehme Erinnerungen auszublenden“, erklärte Flo.

„Du warst meine beste Freundin, Tess. Aber du wolltest mir das liebst nehmen. Katharina stammt aus einer Vergewaltigung“, nun begann Flo zu schluchzen.

„In dieser einen Nacht kam Tom hierher. Er schlug und vergewaltigte mich! Ich weiß was du durchgemacht hast, Tess. Aber du musst dich erinnern, damit du das ganze verarbeiten kannst. Mehr kann ich nicht für dich tun. Leb wohl Tess.“ 

5 thoughts on “Mutterliebe

  1. Liebe Maria,

    was für eine spannende Geschichte. Die Story entwickelt sich sehr dynamisch und überraschend. Das Ende ist mir etwas zu konstruiert. Aber nur etwas 🙂 . Der Charakter Tom ist sehr interessant. Leider kein seltenes Phänomen. Finde ich sehr gut, dass Du auf diesen Tabubruch eingehst in der Hoffnung, dass andere frühzeitig den Absprung schaffen.
    Der ein oder andere Rechtschreibfehler hat sich eingeschlichen, aber darum können sich die Profis kümmern 😉
    Deine Geschichte hat Potential und daher ein rotes Herz ❤️ von mir.Like!

  2. Moin Maria,

    eine tolle Kurzgeschichte die du dir da ausgedacht hast. Sehr spannend, aber zugleich auch hoch emotional. Deine Geschichte holt aus dem Thema „ Gewalt in der Familie „ alles raus, was es gibt! Schockierend und erschreckend!

    LG Frank aka leonjoestick (Geschichte:Der Ponyjäger)

  3. Hi, erstmal ein großes Lob für Deine Geschichte.
    Ich finde, Du hast das Thema der häuslichen Gewalt sehr eindringlich und ( wahrscheinlich leider auch ) sehr realistisch dargestellt. Ich mag den Aufbau der Geschichte wirklich sehr, aber ab einem gewissen Punkt hatte ich das Gefühl, das das Tempo zu hoch wurde. Da hatte ich ab und zu Schwierigkeiten, zu unterscheiden, in welcher Reihenfolge sich die Dinge abspielten.
    Eine Anmerkung : Zuerst hattest Du beschrieben, dass Tess kurz zum Stillen raus musste, als sie das Profil von Flo anlegten. Später hattest Du geschrieben, dass sie das Profil bereits vor der Hochzeit angelegt haben, damit Flo nicht alleine zur Hochzeit musste. Vielleicht habe ich da auch was überlesen, aber das passt zeitlich nicht zusammen …
    Ansonsten, wie geschrieben, eine runde Geschichte.

    P.S. vielleicht hast Du ja auch Lust, meine Geschichte zu lesen : Glasauge

  4. Hallo liebe Maria,

    uh, mit Deiner Thematik hast Du einen absoluten Nerv bei mir getroffen, sie hat mich sehr berührt. Hast Du selbst Erfahrung mit häuslicher Gewalt gemacht oder kennst jemanden? Deine Beschreibungen wirken teilweise so realistisch, dass ich manches fast nicht ertragen konnte.

    Mir hat Deine Geschichte sehr gut gefallen und ich lasse Dir gerne ein <3 da.

    Wenn Du Lust hast, würde ich mich darüber freuen, wenn Du auch über meine lesen magst, sie heißt "Räubertochter".

    Liebe Grüße
    Anita

  5. Liebe Maria! Uuuuuuh, wenn`s um Babys oder Kinder geht, bin ich ja immer (aus persönlichen Gründen, nicht nur, weil ich auch Mutter bin) – sagen wir: angefasst. Diese Brutalität, die Tom zunächst Tess, aber später ja auch immer häufiger Emma gegenüber an den Tag legt, ist wirklich markerschütternd und, Anita hat es schon gesagt, wirklich schwierig zu verdauen. Insbesondere das viele Schütteln, das ja letztlich wohl auch zu ihrem Tod geführt hat (habe ich doch richtig verstanden, oder?), hat mich fast fertiggemacht.
    Der Schweenie hat schon geschrieben, dass Du hier und da nochmal nachjustieren musst, was die Erzählfolge anbelangt; ich würde auch noch klarermachen, was wann spielt. Zum Beispiel muss man gedanklich einen ziemlich großen Sprung hinlegen, um von dem Flashback rund um den Brand im Krankenhaus (das Gespräch mit den beiden Polizisten) zur Ist-Situation im Park, bei der Tess plötzlich von Panik ergriffen wird, zu kommen.
    Es gibt leider auch ein paar Grammatikschnitzer, die einem Lektorat aber keine Probleme bereiten sollten.

    Ich finde, die Geschichte hat schon deswegen ein Like verdient, weil sie irgendwie auch ein Appell ist, hinzusehen und Gefahrensituationen wahrzunehmen – oder auch mal Gedanken oder einen Verdacht zuzulassen, wenn sie sich aufdrängen und ihnen besser nachzugehen, als wegzusehen. Das, finde ich, kommt sehr eindrucksvoll rüber.
    Zudem hast Du einen guten Spannungsbogen aufgebaut.

    Kollegiale Grüße also!
    Kathrin aka Scripturine / https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/die-nacht-in-der-das-fuerchten-wohnt

    (PS) Ich freue mich über Deinen Gegenbesuch 🙂

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