HerzstiftNachts bin ich nicht alleine Zuhause

„Diplompsychologin Julia Specht“, meldete sich Julia, als ihr Handydisplay schon vor dem Einbiegen in die Zielstraße mit einer unbekannten Nummer aufleuchtete. Julia stoppte ihren langsamen Trödelschritt von der U-Bahn Haltestelle Implerstraße und ihr rechter Zeigefinger verharrte einen Augenblick über dem Display, bevor sie sich dazu überwinden konnte, noch vor der Öffnung der Praxis ein Gespräch zu führen. Sie schwieg erst und lachte dann, als ihr Gesprächspartner sie auf die Umstände hinwies, mit denen sie sich am Telefon meldete. „Nein, Herr Konanzki, Katharina hat die Woche Urlaub.“ Dabei wäre es Julia lieber, wenn weiterhin ihre Empfangsdame die Termine koordinieren würde. Jetzt musste sie sich selbst mit den Zahlen und Namen herumschlagen, die ihr partout einfach nicht lagen. Sie kritzelte die Daten auf den digitalen Notizblock ihres Smartphones. Ihr Langzeitgedächtnis war schon immer eine ihrer größten Schwächen gewesen.

„Ich sehe Sie dann morgen, machen Sie´s gut.“ Die rote Telefontaste war ihr noch nie so gelegen gekommen und sie würgte ihren langjährigen Patienten etwas zu harsch vor der ausgesprochenen Verabschiedungsformel ab. Aber er musste es einfach verstehen, es war schließlich erst Montagmorgen, und sie hatte noch fünf lange Tage voller Sitzungen vor sich, die ihr jeden letzten Rest Energie aus dem Körper saugen würden. Vielleicht lag das einfach am Älterwerden, denn mit knappen fünfunddreißig konnte Julia die kleinen Falten in ihren Augenwinkeln nicht mehr so einfach verleugnen.

Ihr Herz sank, als sie den grauen Betonblock erspähte, der auch unter den pinken Streifen eines wunderbaren Münchner Frühlingsmorgens nur so vor Trostlosigkeit strotzte. Und irgendwie passte das auch, denn die Menschen, die Julia in ihrer Praxis besuchten, wussten sich selbst nicht mehr zu helfen. Für Julia war die kleine Wohnung im Siebzigerjahre-Stil in Sendling, München, allerdings ein Glücksgriff gewesen. Es war die Chance auf eine erste eigene Praxis zusammen mit ihrer Studienkollegin Maike direkt nach ihrer Approbationsprüfung. Und Julia hatte sich dieser Möglichkeit angenommen.

Wie jeden Morgen schlenderte Julia auch jetzt über die belebte Durchgangsstraße zu ihrer Praxis, die an der Frontseite des Klotzes mit einem hellen Messingschild beworben wurde. Dipl. Psych. Julia Specht & Dipl. Psych. Maike Jansen, Praxis für Psychotherapie. Es war die angemessene Entlohnung für sechs Jahre Studium und anschließend drei Jahre Ausbildung zur staatlich anerkannten Psychotherapeutin, die endlich eigen praktizieren konnte. Und obwohl die Praxis die Erfüllung eines Traums war, hatte der alltägliche Trott des Arbeitslebens auch Julia eingeholt und jeder morgendliche Gang in ihre Praxis war vorhersehbar, behutsam auskalkuliert, und ohne jegliche Überraschungen. So todlangweilig, dass Julia sich manchmal fragte, wen sie eigentlich therapierte – ihre Patienten oder ihre Langeweile.

Für heute standen sechs Sitzungen an, von denen sich Julia für mindestens zwei ein falsches Lächeln ins Gesicht pinseln musste. Denn sie hasste Alkoholiker und auch ihre Ausbildung über einen verantwortungsvollen Umgang mit der der Droge verfallenen Menschen hatte daran nichts ändern können.

Im Laufschritt überquerte Julia die einspurige Straße und zuckte zusammen, als in der Ferne ein schrilles Hupen ertönte. Aber das Hupen galt nicht ihr, sondern einer alten Frau, die in Ruhe mit ihrem Rollator die Straße zu überqueren versuchte. Julia schüttelte fassungslos den Kopf und beobachtete einige Sekunden lang fasziniert das Spektakel, das der Autofahrer (männlich, soweit sie das erkennen konnte) um die Unbeweglichkeit der alten Frau machte. Am liebsten wäre sie auf der Stelle umgedreht und sich auf den Weg zurück nach Hause gemacht, wo die Welt mindestens teilweise intakt schien. Aber dann straffte Julia ihre Schultern und versicherte sich selbst, sich für heute nicht mehr aus der Ruhe bringen zu lassen.

Der metallene Schlüssel schnitt in ihre Handfläche, als sie den Stift etwas zu harsch in das Schlüsselloch ihres Briefkastens beförderte, genau wie jeden Morgen. Eine Flut an Briefen fiel Julia entgegen, das meiste Werbung, zwei Rechnungen über Wasser und eine Installation, und fünf an Maike oder sie adressierte Briefe ihrer Patienten. Sie stopfte die Briefe in ihre braune Umhängetasche, die ihr schon seit der Universitätszeit in Mainz gute Dienste geleistet hatte, wie jeden Morgen. Dann beugte sie sich in die kleine Nische neben Briefkasten und Haus, die normalerweise eine Keramikschüssel mit Leckereien für die herumstreunende Katze beherbergte, die Julia während ihres morgigen Gangs zur Praxis manchmal über den Weg gelaufen war. Noch etwas schlaftrunken angelte Julia in einer gebeugten Position nach der kleinen Tupperbox, um den Vorrat in der Schüssel auf einen ausgeglichenen Stand zu bringen, wie jeden Morgen. Heute lag in der Schüssel ein Handy, und als Julia gedankenverloren die winzigen Kekse darüberstreute, riss der veränderte Ton des gebackenen Keks auf dem Handydisplay sie aus ihrer Routine. Das war noch nie passiert. Ein Handy hatte hier nichts verloren, und war schon gar nicht als Frühstücksmahl für die getigerte Katze geeignet. Wem das Handy wohl gehörte? Ein schwarzes Samsung, nicht mehr die neueste Generation an mobilen Handtelefonen, und eindeutig nicht Julias. Trotzdem ließ sie das kleine Gerät in ihrer Tasche neben den Keksen verschwinden, denn sie hatte es eilig, und das Gedankenkarussell in ihrem Kopf begann sich gerade erst zu drehen. Vielleicht würde sie im Haus einen Zettel aufhängen, vielleicht auch einen hier am Briefkasten. Aber bis sie dazu kam, musste sie erst einmal den Vormittag überstehen, und ließ das Handy dazu neben ihrem eigenen und allerlei Krimskrams in ihrer Tasche ruhen. Es war nicht so wichtig, denn ein Fundstück derart achtlos in eine Straßennische geworfen musste dem Besitzer nicht mehr viel bedeuten. Julia wusste nicht, wie sehr sie sich in dieser Behauptung täuschte. Und dass das Chaos, dass sie sich um alles in ihrem Leben wünschte, gerade seine Tentakel um ihre heile Welt geschlungen hatte. Der nächste Ruck würde alles zerstören.

 

Petra, vierundfünfzig, war Hausfrau. Eigentlich war sie einmal Angestellte in einem großen Architekturbüro gewesen, aber der Ehemann und ihre Kinder hatten ihr einen Strich durch ihren fulminanten Karriereplan gezogen. Nach dem Auszug ihrer kleinen Bengel konnte Petra allerdings nicht mehr die Kraft aufbringen, um sich erneut in die reißerische Welt der Arbeit zu stürzen. Und das brauchte sie auch gar nicht, denn ihr Ehemann (Beamter) verdiente so viel, dass es für die beiden und ein Studium der Kinder im Ausland reichte. Trotzdem fehlte Petra etwas in ihrem Leben, und genau deshalb kam sie zu Julia. Nur, dass Julia nicht die fehlende Variable in Petras Lösung war, Petra sich das aber immer wieder einzureden versuchte. Julia gähnte hinter erhobener Hand.

„Frau Baumer, wie läuft der Wochenplan, den wir zusammen aufgestellt haben?“ Die Variable war Julia nur ein einziges Mal gewesen, und dieses eine Jahr ihres Lebens war riskant, lebensmüde, und voller Nervenkitzel gewesen.

„Ach, Sie wissen ja, man tut sein Bestes.“ Frau Baumer lachte etwas zu laut und zu gewollt, und Julia durchschaute ihre Lüge prompt. Die Hausfrau rieb ihre Handflächen aneinander und ihre Augen huschten über Julias gläsernen Schreibtisch, der das einzig helle Möbelstück in dem mit grauem Putz bekleisterten Raum war. Für Pflanzen hatte Julia kein gutes Händchen, an den letzten Versuchen war sie kläglich gescheitert und das Grünzeug war ihr nach spätestens zwei Wochen jämmerlich eingegangen. Der Gestank von schimmelnden Pflanzen war für Julias feine Nase unerträglich. Genauso unerträglich wie die leichte Alkoholfahne, die ihre Mutter immer umgeben hatte.

Julias rechter Fuß war eingeschlafen und rutschte aus der überkreuzten Position ihrer Beine zurück auf die dunklen Dielen.

„Konnten Sie Herrmann zum Kochkurs überreden, den Sie schon so lange machen wollten?“ Eigentlich sollte Julia offene Fragen stellen, aber die Erinnerung an die Brise Alkohol hatte etwas in ihr wachgerufen, fast wie eine Erinnerung, die sie zu lange verdrängt hatte. Ein Schauer rieselte über ihren Rücken und anstelle von Frau Baumers Gesicht sah sie plötzlich einen braunhaarigen Mann vor sich, dessen aufgestützter rechter Arm auf der Lehne ihr so vertraut war, dass ihre Sicht für einen Augenblick durch einen Tränenschleier getrübt wurde.

„Nein, er ist zurzeit so gestresst.“ Frau Baumer fiel in diesen leichten Plauderton, mit dem sie alle Probleme seit der ersten Therapiestunde abgetan hatte, und lenkte Julia geschickt auf ein anderes Thema hin. Sie war einer dieser Fälle, die glaubten, dass sie keine Therapie bräuchten. Seit ihrem lächerlich schiefgegangenen Suizidversuch hatte sie das Haus zwar immer noch nur für die Stunden mit Julia verlassen, aber immerhin keinen weiteren unternommen. Für Julia war das Erfolg genug, und das lag nicht an ihren niedrigen Ambitionen. Es hatte schon andere Fälle gegeben. Wie zur Bestätigung zwinkerte ihr der Mann gegenüber zu, und kniff sein linkes Auge dabei etwas länger als nötig zusammen. Dann war er wieder Frau Baumer, die immer noch plauderte, als sei die Welt allein durch ein Stück Kuchen mit Sahne zu retten, doch Julia verstand kein Wort davon. Ihr Handy klingelte und ihr Gehirn schaltete erst langsam in einen normalen Modus zurück.

„Entschuldigung.“ Hastig stand sie auf, wobei sie versuchte, ihr rechtes Bein nicht zu sehr zu belasten, und griff in die abgelegte Tasche an der Wand. Sie hätte daran denken sollen, ihr Handy auszuschalten, aber das Gewirr von Gedanken in ihrem Kopf heute morgen hatte es schwerer als sonst gemacht, einen klare Struktur zu erkennen. Zu spät bemerkte Julia, dass sie statt ihrem Handy das Fundstück aus ihrer Tasche gefischt hatte, und soeben das System durch einen Knopf an der Seite hochfuhr. Sie fluchte leise und biss sich im selben Moment auf die Lippe, während sie das fremde Telefon zurück in ihre Tasche schleuderte und endlich den piependen Ton ihres eigenen Handys abschalten konnte. Heute ging aber auch alles schief. Ein kurzer Blick in die Tasche genügte Julia, um festzustellen, dass sie das Betriebssystem des fremden Handys wirklich hochgefahren hatte und der Bildschirm nun verlockend hell in ihrer alten Unitasche leuchtete. Und sie wusste nicht einmal wem das olle Ding eigentlich gehörte, geschweige denn, ob sie es überhaupt hätte mitnehmen sollen. Frau Baumer oder die Halluzination des ihr so bekannten Mannes warteten immer noch regungslos auf dem kackbraunen Therapiesessel, und Julia verlor auf einmal die Kontrolle über ihre Gliedmaßen. Ihre Hand schien sich wie von selbst auf das fremde Handy in ihrer Tasche zuzubewegen und als sie aufmerksam die krallende Bewegung ihrer Finger beobachtete, die das glatte Gerät umschlossen, war sie sich nicht mehr sicher, ob das ihre Hand war. Dafür konnte Julia zu hundertprozent sagen, das die Identität der Person auf dem Bildschirm ihr bekannt war. Spitze Nadelstiche bohrten sich in Julias Nerven und als sie auf einmal wieder Kontrolle über ihre Hand erlangt hatte, ließ sie das Handy fallen, als hätte sie sich daran verbrannt. Die Person auf dem Sperrbildschirm war sie selbst.

„Ich muss Sie bitten, jetzt zu gehen.“ Julia entschuldigte sich ausschweifend bei Frau Baumer, bis sie endlich auf wackeligen Beinen die Tür zu ihrem Büro hinter der opulenten Gestalt der Zwangsrentnerin schließen konnte. Julia ließ sich selbst in den Therapiesessel fallen, da ihr dieser Platz für die Situation durchaus angemessen erschien, und drückte mit zitternden Fingern ein zweites Mal den Knopf des unbekannten Handys. Erneut leuchtete der Sperrbidlschirm auf, und Julia konnte das alte Foto in aller Ruhe betrachten.

Es zeigte sie selbst, lachend, in einem kleinen Restaurant mit schmutzigen Fenstern, nicht weit von hier. Doch was Julia an diesem Foto erschütterte, war die Person, die nicht auf dem Foto zu sehen war, sondern hinter der Kamera gestanden hatte. Der gleiche Mann, der nur wenige Minuten zuvor anstelle von Frau Baumer in exakt diesem Sessel gesessen und ihre Vorsätze ein weiteres Mal in Wanken gebracht hatte. Aber Jimmy war nicht hier, und das dieses Foto jetzt auftauchte, war eigentlich unmöglich. Er war seit vier Jahren tot.

Nach einer bewegungslosen Stunde im Sessel, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte, sagte Julia all ihre Termine für Montag ab und packte das Handy mit spitzen Fingern in ihre Tasche. Die Fenster ihres Büros verschattete sie mit Jalousien, obwohl sich die Vormittagssonne schon lange dem grauen Himmel eines wechselhaften Frühlingstages ergeben hatte. Aber Julia konnte nicht umher, dass sie sich beobachtet fühlte, und das in einer Millionenstadt nicht ein einziger war, der dieses Gefühl verstehen konnte. Maike gegenüber behauptete sie, dass das Wetter sich durch Schmerzen bemerkbar mache, und der einzig richtige Platz für ihren Kopf im Moment ein Kissen in ihrem Bett darstellte, kein Schreibtischstuhl. Julia sah ihr dabei gerade und ohne Furcht in die Augen, während Maike die Mittagspause bedauerte, in der sie sonst immer zusammen die Zeit totschlugen. Daraus würde wohl nichts werden, nicht mit dem schlechten Gefühl, das Julia in der Magengrube hatte, und das jede Nahrung zwangsweise aus ihrem Körper herausbeförderte.

 

Die Strecke bis zum Bahnhof Pasing war eine Zumutung. Um diese Uhrzeit wurden die Sitzplätze im Zug von den Horden an Schülern regiert und Julia wusste sofort wieder, warum sie manchmal erst in der Dämmerung ihre Zwei-Zimmer-Wohnung in Pasing betrat. Julia ließ ihre Schlüssel in einer einstudierten Bewegung auf das Sideboard im Flur fallen, bevor sie die Tasche in ihrer Hand direkt auf den Küchentisch stellte. In der S-Bahn hatte sie geglaubt, dass das Handy sich ein Loch durch die Tasche brannte, doch im hellen Tageslicht ihrer Bauernküche konnte Julia keinen Schaden feststellen. Nur zur Sicherheit ließ Julia die Rollläden ihres großen Küchenfensters durch ein paar manuelle Züge heruntergleiten und schreckte ebenfalls nicht im Schlafzimmer davor zurück. Dann näherte sie sich wieder dem Tisch, der im Schein der kargen Glühlampe ohne Lampenschirm dunkle Schatten auf Julias Küchenboden malte.

Es war nur eine ganz normale Tasche und ihr Finger spielten ihr einen Streich, als sie immer und immer wieder vor dem gegerbten Leder zurückschreckten, das ihren Fund beherbergte. Sie ließ ihren schmerzenden Körper frustriert auf einen der beiden Küchenstühle sinken und schenkte sich ein Glas Wasser ein. Die Kopfschmerztablette schluckte sie wie aus Protest, um ihre Lüge an Maike zu bewahrheiten.

Es konnte kein Zufall sein, dass sie das Handy mit dem Bild vor ihrer Praxis gefunden hatte. Jemand musste sie beobachtet haben und kannte Julias Angewohnheiten- jemand hatte sie das Handy dort mit Absicht finden lassen, da war sich Julia auf einmal ganz sicher. Und die Person wollte ihr einen Streich spielen, sie spielte mit Julias Psyche, ihren Erinnerungen. Die Ironie, die dahintersteckte, verbarg sich auch vor Julia nicht, und sie holte tief Atem, als sie an die Person dachte, der diese Handlung wie auf den Leib geschneidert erschien. Jimmy war nicht zurückgeschreckt, als der Blick aus seinen hellbraunen Augen, die Julias grüne Iris mit so viel Verständnis gemustert hatten wie nie zuvor, nicht mehr ausreichte. Er hatte der Beziehung zwischen Psychologe und Patient eine neue Bedeutung gegeben. Julia hatte genickt und den Nervenkitzel willkommen geheißen, den jeder seiner Besuche in ihrer Praxis bedeutete. Manchmal setzte sich Jimmy dann nicht mehr in den hässlichen Sessel, sondern auf Julias Schreibtisch, und sie tauschten für einige Minuten die Rollen in diesem ungleichen Spiel aus Angst vor der Zukunft und das Wissen um die Unmöglichkeit der Sache. Denn Jimmy war krank, alkoholkrank, und Julia hatte nicht begriffen, dass sie während ihrer Sitzungen dabei war, ihn zu verlieren. Jimmy war gestorben, nach einem alkoholisierten Genickbruch, als er vor einem abendlichen Besuch in Julias Praxis das Gleichgewicht auf der Treppe verloren hatte. Julia hatte versagt, ihn zu therapieren. Und jetzt schien es, als wäre jemand diesem Versagen auf der Spur.

 

Julia grübelte bis Mitternacht. Jedenfalls konnte sie die genaue Uhrzeit nicht bestimmen, denn in ihrer Wohnung blieb die Lichtintensität der sparsamen Glühbirne aufgrund der verschlossenen Rollläden immer gleich. Ihre Augen hafteten wie hypnotisierte an dem Objekt, das sie auf dem Tisch zu verspotten schien. Julia durchlebte jede Möglichkeit der letzten Stunden in ihrem Kopf und das Ergebnis war doch immer gleich- denn Jimmy war tot. Sie fühlte sich verraten, als ihre Hand abermals zur abgenutzten Tasche griff und diesmal nicht stoppte, bevor eine erneute Welle der Panik über Julia hereinbrach.

Sie fischte das Handy wie schon am Morgen aus der Tasche und legte ihren Finger auf das Display, um ihr panisches Gesicht zu verdecken. Ihre Berührung auf dem abgenutzten Touchscreen gab die Pineingabe frei und Julias Herz setzte einen Schlag aus, als sie die vier Stellen auf dem Display sah, die nur darauf warteten, von ihr mit Zahlen gefüttert zu werden. Eine dunkle Ahnung überkam sie, aber sie konnte sich nicht bewegen. Stattdessen starrte Julia immer wieder die drei Zahlen an, die ihr Kopf permanent zerkaute und wieder ausspuckte. Als sich ihr rechter Zeigefinger schließlich senkte, verrutschte das Handy auf dem karierten Tischtuch und Julia brauchte mehrere Versuche, bis sie 5-8-5-4 auf der digitalen Tastatur eingeloggt hatte. Für das OK benötigte sie mehr Mut als vor ihrem Staatsexamen und als der Bildschirm mit einem verheerenden PLING ganz aufleuchtete, kappte die Marionettenfaden, die Julia zuvor noch auf dem Sessel zusammengehalten hatten. Sie klappte über dem Handy zusammen. Jimmy hatte seinen Handycode niemandem verraten und das hieß, das Julia die ganze Zeit über falsch gelegen hatte. Jimmy war am Leben. Und er machte sich ein Spiel daraus, Julia mit seinen Hinweisen zu piesacken. Sie dachte wieder an den Code und das Blut in ihren Adern gefror. J-U-L-I.

 

Jimmy hatte nie niemanden gehabt, dem er sich anvertrauen konnte. Ein Frauenverehrer, der den Großteil seiner Zeit darauf verschwendet hatte, sich zu betrinken und mit seinem Leben zu spielen. Julia hatte sich mit ihm verbunden gefühlt, denn genau wie er hatte sie auch nie jemanden gehabt, der ihr mit Rat und Tat zur Seite stand. Ihr Vater war nie im Spiel gewesen und ihre Mutter Alkoholikerin, der öfters die Finger ausgerutscht waren. Julia erinnerte sich nicht allzu deutlich an ihre Kindheit und wusste nur, dass sie Alkoholiker hasste. Alle, außer Jimmy. Im Nachhinein war Julia klar, dass nur sein Tod ihr Verhältnis auf diese Weise beenden hätte können.

Die Gedanken spukten Julia im Kopf herum und während sie abwechselnd von Kälte und Angst geschüttelt wurde, zog sie ihre Socken aus und tappte barfuß über die Dielen ihrer Küche ins Schlafzimmer. Sie hatte das Gefühl, dass nur der Schlaf sie in den Zustand wiegen konnte, den sie so sehnlichst herbeiwünschte. Jimmy hätte wohl zur Flasche gegriffen. Würde, verbesserte sich Julia, und sie ließ das Licht brennen, obwohl die Helligkeit sich ihren Weg durch ihre Augenlider auf die Netzhaut bahnte und der lang ersehnte Schlaf sie nur langsam übermannte.

Ein Brummen weckte Julia aus ihrer Bewusstlosigkeit und sie blinzelte verwirrt in die dunkle Leere ihres Schlafzimmers. Alle Lichter waren gelöscht worden und sie versteifte sich im nächsten Augenblick. Als sie eingeschlafen war, hatten die Lichter noch gebrannt. Es war unmöglich zu sagen ob es Tag oder Nacht war, und das vibrierende Geräusch in der Ferne rief Julia alle Ereignisse der vergangenen Stunden wieder in Erinnerung.

Das Geräusch stoppte und fing wieder an, es wiederholte sich, und mit der Hand tastete Julia nach ihrer Nachttischlampe, die sie im Notfall auch als Waffe einsetzen würde. Befand sich jemand in ihrer Wohnung? Ihre Finger klammerten sich um den schlanken Griff der Lampe und mit der anderen Hand zog sie das Kabel aus der Steckdose.

Viel zu laut schlug es auf dem Boden auf und Julia hielt den Atem an und wünschte sich an einen Ort, an dem die Toten nicht nach vier Jahren wieder auferstanden. Das Brummen hielt Julias Lärmpegel stand, ohne sich von ihr irritieren zu lassen.

Als Julia sich mühsam erhob und ein kurzer Schwindel sie erfasste, war sie wild entschlossen, die Quelle der Unruhe auszumachen. Auch wenn die Schweißdrüsen ihrer Hand den starken Griff um die Nachtlampe von Sekunde zu Sekunde rutschiger machten. Sie wagte sich auf den Flur hinaus und auch hier hatte sie das Gefühl, als wäre die Luft, die sie atmete, eine andere. Die leichte Nuance aus Holz und Whiskey vernebelte Julias Sinne und ließ sie in der Dunkelheit nicht nur taumeln, sondern auch leise aufschluchzen. Es war Jimmys Geruch, der über ihren Möbeln hing. Die unerklärliche Liebe, die bei seinem Geruch früher immer in ihr aufgestiegen war, war verpufft und ließ Julia schlotternd vor Angst in ihrer Wohnung zurück. Irgendwie war Jimmy noch am Leben und das Geheimnis ihrer Beziehung lag nicht mehr gut behütet in seinem Grab. Und auch die Erinnerung daran, wie es geendet hatte- der Abend, an dem sie ihm ihren Seitensprung gebeichtet hatte. Sturzbetrunken war er in ihrer Praxis aufgetaucht, hatte es zumindest versucht- denn ein falscher Schritt auf der Treppe in den zweiten Stock hatte ihm das Genick gebrochen und Julia alleine zurückgelassen. Mit Schuldgefühlen, die sie sich niemals hätte ausmalen können, und die ihrer Karriere ein abruptes Ende bereitet hätten, wenn die Wahrheit jemals ans Licht gekommen wäre. Denn sie hatte in Jimmys Fall so kolossal versagt, dass nicht nur ihre Praxis, sondern auch ihr Leben zerstört gewesen wäre. Also hatte sie ihre Schuld tief in sich begraben, genau wie sie Jimmy begraben hatten, und niemandem erzählt, dass sie der Grund für seinen Rückfall gewesen war. Dass er ohne sie niemals getrunken und dann das Gleichgewicht auf der Treppe verloren hätte. Aber Jimmy wusste es, denn er war hier, mit Julia, und er wollte Rache für ihr Versagen.

Sanfter blauer Schein holte Julia zurück in die Realität, und half ihr bei der Orientierung durch den Flur in die Küche, in der ein eckiges Display die polierte Holzplatte ihres Esstisches in regelmäßige Schwingungen versetzte. Jimmy war nicht zu sehen, aber der betörende Geruch seines Parfums und einer leichten Alkoholnote hing doch immer noch in der Luft, und ließ Julia nicht daran zweifeln, dass sie heute Nacht als einzige Person diese Wohnung betreten hatte. Wieder vibrierte ihr Küchentisch, und mit einem plötzlichen Energieschub schnellte Julia vor und drückte ihre Fingerkuppen auf das Display, um den eingeschalteten Handywecker zu stoppen.

Als der Ton abrupt verebbte ließ die plötzliche Stille Julia aber nicht mit der erwarteten Erleichterung zurück, und sie wünschte, sie wäre nicht allein. Falscher Gedanke. Nur das Glühlicht an der Decke und das brabbelnde Küchenradio konnte ihrer Anspannung etwas Abhilfe verschaffen. Doch das lenkte Julia nicht von dem Fakt ab, der in ihrem Kopf auf und ab hüpfte wie ein Ping-Pong Ball, und damit unweigerlich mehrere andere Gedankenströme ins Rollen brachte. Jimmy hatte den Handywecker aktiviert, er hatte sich während ihres Schlafs in Julias Wohnung geschlichen. Oder war er etwa schon vor ihr in der Wohnung gewesen?

Als sie die Finger nochmals nach dem fremden Telefon ausstreckte, konnte Julia das Weiß ihrer aufgerissenen Augen entdecken, das sich in dem schwarz gewordenen Display spiegelte. Sie sah in diese fremden Augen und erkannte darin keinerlei Ähnlichkeit mit ihrem vertrauten Spiegelbild. Schnell drückte sie den Button an der rechten Seite, der ihr Spiegelbild unkenntlich machte und dafür den Grund anzeigte, wieso ein unheimlicher Handywecker sie mitten in der Nacht aus dem Schlaf gerissen hatte. Auf dem Display verwies der App-Manager Julia auf eine neue Nachricht per SMS. 5-8-5-4 dachte Julia und ihre Finger folgten fast lautlos ihren Anweisungen. Sie hielt den Atem an, als der Bildschirm ihr ein neues Fenster öffnete und die angehängte Bilddatei der unbekannten Nummer ihr Blickfeld mit dunklen Pixeln übersähte.

Es waren Pixel, die die Sauerstoffzufuhr zu ihrem Gehirn unterbrachen. Eine unbekannte Nummer hatte Julia ein Bild geschickt, das sie schlummernd in dem schmalen Doppelbett ihres Schlafzimmers zeigte und Julias Kontur im Halbdunkeln aus nächster Nähe eingefangen hatte. Erst glaubte sie, dass es sich um ein aktuelles Bild handelte, aber dann erkannte Julia die hellen Strähnen in ihrem Haar, die sie nach Jimmys Tod mit einem dunkleren Ton zu überdecken versucht hatte. Trotzdem, sie konnte sich nicht entscheiden, was sie mehr traf- dass Jimmy sie vor vier Jahren heimlich auf seinen Fotos festgehalten hatte, oder dass er sie Julia in dieser Situation offenbarte. ERINNERST DU DICH? Die Nachricht war in Großbuchstaben vor dem Bild gesendet worden.

Ein Keuchen entschlüpfte Julias Kehle und sie wirbelte mit dem Handy in ihrer Hand herum, als könnte sie damit die Panik vertreiben, die der letzte Hauch von Jimmys alkoholisiertem Duft in ihrer Küche hinterlassen hatte. Jetzt roch es nur noch nach Fäulnis und zu viel Alkohol. Während Julia wie paralysiert an der Wand ihrer Küche auf den Boden rutschte- der einzige Platz, wo sie jetzt noch sicher war und alles im Blick hatte- fragte sie sich, womit sie das alles verdient hatte. Jimmy wollte Julia die Schuld spüren lassen, die sie all die Jahre unterdrückt hatte, er wollte Rache an ihr nehmen- aber zu welchem Preis?

 

Herr Konanzki, der Julia lange Zeit ein genauso großes Rätsel war wie das P, das anstelle seines Vornamens in seiner Akte und seinem Ausweis vermerkt war, hatte die unangenehme Angewohnheit, Julia direkt in die Augen zu starren. Eine Zeit lang war Julia froh über den Blick des älteren Herrn gewesen, der strikt über ihrer Oberweite blieb und stattdessen ihren Kopf durchlöcherte, aber nach drei Therapiesitzungen fand sie es immer anstrengender, den wachen Augen zu begegnen, die in einem zu alten Körper steckten. Heute hatte Julia nur Augen für das Handy und die Sitzung war eine einzige Tortur. Einzig und allein der Fakt, umgeben von ihren Patienten sicherer zu sein als alleine in ihrer Wohnung, hatte Julia überhaupt aus ihrem Appartement gelockt. Beziehungsweise redete sie sich ein, dass sie hier sicherer war, denn schließlich hatte Jimmy ihr am Vortag genau hier das Handy untergejubelt, das jetzt offen vor ihr auf dem Schreibtisch lag.

„Sie wirken heute so abwesend. Liebeskummer?“, deduzierte Herr Konanzki messerscharf und schenkte ihr ein mildes Lächeln vom Sessel gegenüber. Julia ließ sich normalerweise nicht von Anspielungen ihrer Patienten aus der Bahn bringen, schon gar nicht von Herrn Konanzki, in dessen Akte Julia eigenhändig schweres Stalking während ihrer Therapiezeit vermerkt hatte. Aber der fehlende Schlaf und die permanente Anspannung, in der sie sich seit gestern Morgen befand, nagten an ihrem Auffassungsvermögen. Sie brach in Tränen aus und während die Tränen auf den Bildschirm tropften, rechnete sie immer noch mit dem plötzlichen Auftauchen einer erneuten Nachricht. Heute Morgen war sie mit dem Handy in der Hand gekrümmt an der Küchenwand aufgewacht und nicht einmal die Rückenschmerzen hatten den Schreck übertrumpfen können, der ihr Herz beim Anblick einer erneuten Nachricht zum Stolpern brachte. ICH BIN HIER, BIS DU ES ZUGIBST. Jimmy war hier mit Julia und in jeder Sekunde der Sitzung verspottete er sie in ihrem Kopf.

„Schätzchen, was ist los?“ Herr Konanzki war aufgesprungen und drängte Julia seinen Arm um ihre Schultern, ehe sie sich losreißen konnte. In Julia hatte sich ein Schalter umgelegt und obwohl sie Jimmys Telefon am liebsten an die Wand geworfen und auf den Scherben getanzt hätte, steckte sie das Gerät in ihre hintere Hosentasche

„Das ist nicht real!“, schrie sie dem alten Herrn ins Gesicht und ein Spucketropfen landete auf Herrn Konanzkis dunkelblauem Poloshirt. Julia schämte sich nicht, denn in ihrem Kopf war kein Platz mehr für Scham. Sie registrierte abwesend, das eine fremde Hand die Tür zu ihrem Büro aufriss, in den Flur eilte, und sich ihre Jacke an den Oberkörper presste. Dann war sie draußen auf der Straße und die fremde Hand gehörte ihr selbst und auch die Beine, die sie zurück in ihre Wohnung führten. Nach Stunden des Bangens war sie es so Leid, eine Konfrontation weiter zu meiden. Julia hatte das ungute Gefühl, dass sie heute noch einen Geist zu Gesicht bekäme.

 

Julia durchsuchte ihre Wohnung bis hin zu den eindeutig menschenunfreundlichen Geschirrschränken über ihrer Küchenzeile aus Nussholz. Da war kein Jimmy und sie rieb die letzten verbliebenen Tränen mit mehr Nachdruck von ihren Wangen. Neben der Angst nagte auch Frust an ihrem Gemütszustand. Frustration über ihre Hilflosigkeit, ihr Unwissen und gleichzeitig dem Wissen, das sie ihr Unwissen nicht bekämpfen konnte. Plötzlich war ihr alles zu viel und die Sinneseindrücke stürzten nur so über sie herein. Julia begann zu schreien, nur um beim Gedanken an ihre Nachbarn sofort wieder den Mund zu halten.

Das kleine Badezimmer mit der gequetschten Duschkabine schien ihr ein guter Ort, um wieder Herr über die Situation zu werden. Mit einem Küchenmesser in der rechten Hand ließ sie sich auf der geschlossenen Kloschüssel nieder, nachdem sie sich dreimal versichert hatte, dass die Tür zum Bad auch wirklich von innen verschlossen war. Julias Betriebssystem ordnete sofort einen Shutdown an, eine Pause des Wahnsinns, und das Messer landete auf dem gefliesten Boden vor ihr.

Jedenfalls musste es gefallen sein, denn Julia verpasste den Aufprall irgendwie. Als sie sich dazu zwingen konnte ihre Augenlider aus der ruhenden Position zu erheben, lag das Messer nicht mehr in ihrer Hand. Und die Badtür war nicht mehr verschlossen. Diesmal konnte sie ihren Schrei nicht beherrschen und die Menge an Adrenalin in ihrem Körper hatte wohl gereicht, um auf der Stelle einen Marathon zu laufen.

Als ihr Schrei verklungen war und das Handy in ihrer Ferne wieder zu vibrieren begann, wusste Julia bereits Bescheid über die Prozedur. Sie wechselte das Messer in die linke Hand, um mit der rechten den Handywecker zu stoppen, der ihr wie immer eine neue Nachricht ankündigte. Das Entsperren ging diesmal schneller, als hätten die vorherigen Male sie darin geübt. Auf der gesendeten Bilddatei war diesmal keine Julia zu sehen, dafür aber ein Ort, den sie nur zu gut kannte. Ihre Küche. Genauer gesagt, ihr Gefrierfach.

Julias Augen schnellten zum Kühlschrank und ihre Hände verselbstständigten sich wieder einmal, als ihre Fingerkuppen erst den Griff und dann die Klappe des Gefrierfachs streiften. Das eisgekühlte Fach war leer und den vorigen Inhalt hatte jemand fein und säuberlich in Julias trostlosen Kühlschrank gestapelt. Das Gefrierfach war jetzt leer, bis auf einen kleinen Chip. Julia umklammerte mit eisigen Fingern die Simkarte und zog ihre Hand dann zurück in die Wärme ihrer Küche, um aufzutauen.

Die Eiseskälte hatte der Karte womöglich geschadet, aber wieso legte ihr Jimmy eine Simkarte ins Gefrierfach? War das seine Art der Metapher? Je länger Julia darüber nachdachte, desto sicherer war sie sich bei der Antwort. Sie wusste es so sicher, dass die Erkenntnis über ihre Ahnung ihr den Magen umstülpte, und obwohl sie in den letzten Tagen fast nichts gegessen hatte, übergab sie sich in ihre Küchenspüle. Sie war sich zu sicher.

Ohne Angst setzte Julia die Karte in das fremde Handy, und wartete auf die Registrierung. Ein PLING gab ihr zu erkennen, dass neue Daten jetzt auf dem Handy verfügbar waren. Die Simkarte beherbergte ein Arsenal an Bildern von Julia, die sie mehr oder weniger in Jimmys Gesellschaft zeigten. Bilder ihrer Vergangenheit, die sie aber alle schon einmal gesehen hatte, nur wo? Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.

WER BIST DU?, tippte Julia in das Nachrichtenfeld ein und obwohl sie die Antwort schon kannte, beobachtete sie mit wachsendem Grauen ihre Finger, die ohne ihr Zutun die Simkarte ihres privaten Handys wechselten und Julia die Antworten lieferten, die sie als Psychologin eigentlich schon in den ersten Stufen ihres Wahns hätte feststellen können. Jimmy war tot, daran gab es kein Zweifeln mehr. Julia wurde bewusst, dass sie nicht mehr die einzige Julia in ihrem Kopf war. Oder war sie überhaupt jemals alleine gewesen?

DU WARST ES, JULIA. ERINNERST DU DICH? DU HAST JIMMY VON DER TREPPE GESCHUBST, WEIL ER DICH AN MAMA ERINNERT HAT. Und als Julia vor ihrem inneren Auge den massiven Ruck beobachtete, der in ihrer Erinnerung durch Jimmys strauchelnden Körper ging, wusste Julia tief in sich drinnen, das sie Recht hatte. Nur hatte sie es auch schon vorher gewusst.

3 thoughts on “Nachts bin ich nicht alleine Zuhause

  1. Hallo und guten Tag

    Dir ist eine wirklich gute Geschichte gelungen.
    Herzlichen Glückwunsch.

    Dein Schreibstil ist sehr kreativ und gefestigt, und ich habe die ganze Zeit mit Julia mitgefiebert und gebangt.

    Das Ende war sehr spannend und überraschend, die verschiedenen psychologischen Aspekte toll konstruiert und klar dargestellt.

    Kompliment.
    Vor allem für die gute Grundidee.

    Es ist immer wieder erstaunlich, wie hoch das Niveau der hier eingereichten Geschichten ist.
    Ich finde es regelrecht schade, dass du erst so wenige Herzen hast.
    Aber das kann sich ja noch ändern.

    Ich wünsche es dir und deiner Geschichte zumindest, denn du hast es dir nach dieser tollen Handlung verdient.

    Sei stolz darauf.

    Mein Like hast du natürlich sicher.

    Liebe Grüße, Swen Artmann (Artsneurosia)

    Vielleicht hast du ja Lust und Zeit, auch meine Story zu lesen.
    Über einen Kommentar würde ich mich sehr freuen.

    Meine Geschichte heißt:
    “Die silberne Katze”

    Vielen Dank.
    Swen

  2. Hey (;

    mir hat deine Geschichte gut gefallen.
    Dein Schreibstil unterscheidet sich sehr von anderen, was ich jedoch keinesfalls als negativ sehen würde – aber kreativ, finde ich, passt hier gut 😉
    Ich hätte niemals damit gerechnet, dass Julia quasi selbst ihr “Stalker” ist und dass obwohl sie selbst Menschen therapiert.
    Deine Idee zur Kurzgeschichten gefällt mir sehr und die hast du auch wirklich richtig gut umgesetzt!!

    Liebe Grüße
    Sarah

    Wenn du möchtest, kannst du auch gerne meine Geschichte lesen, kommentieren und/oder liken – das würde mich sehr freuen. Sie heißt “Unschuldskind”.

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