Anna JuRecht im Unrecht

Recht im Unrecht

1.

Nach diesem Heimweg von der Arbeit, sollte für Jana nichts mehr so sein wie zuvor. An jenem Abend im April verließ sie gegen 22:45 Uhr die Strafrechtskanzlei auf der Düsseldorfer Kö, der schicken Königsallee, um sich auf den Weg nach Hause zu machen. Sie stieg in die U-Bahn und fand sich 15 Minuten später etwa 200 Meter entfernt von ihrer Wohnung im wohlhabenden Stadtteil Oberkassel. Plötzlich erblickte Jana in diesem abgelegenen Teil Oberkassels eine Person, die in der Dunkelheit unter einem großen, breiten Baum im Gras lag. Sie ging mit einem gewaltigen Herzrasen langsam auf die Stelle zu. Sie sah Blut, unglaublich viel Blut. Sie konnte es sogar riechen. Der metallische Geruch fand durch ihre Nasenflügel Eingang in ihren angsterfüllten Körper. Die toughe Anwältin, die bereits die grausamsten Mörder vertreten hatte, war fast starr vor Angst. Was soll ich nur tun?, schoss es ihr durch den Kopf. Sie hatte Angst, dass der Täter womöglich noch in der Nähe war und sie zum nächsten Opfer wurde. Schließlich wusste sie wie Mörder ticken. Sie trat näher an den Baum heran und konnte erkennen, dass es sich bei der am Boden liegenden Person wahrscheinlich um eine Frau handelte. Sie trat noch näher heran, aber sie konnte das Gesicht der Person nicht erkennen. Es war blutüberströmt. Das Blut klebte überall, verklebte die langen Haare der Leiche, deren elegante Kleidung. Ein Kleid, Pumps und eine schicke schwarze Handtasche. Es war offensichtlich eine Frau. Sie musste wohl hier in der Gegend wohnen. Ihrem Kleidungsstil entsprechend passte sie in die elegante Gegend Düsseldorfs. Vielleicht eine Kollegin, eine Nachbarin? Jana als gebürtige Düsseldorferin kannte einige Anwältinnen und Anwälte der Stadt. Erst kürzlich war ihre Nachbarin vermisst gemeldet worden. Sie musste herausfinden, ob es sich bei der Frau vielleicht um die Vermisste handeln könnte. Die Handtasche, das war es. Jana wollte unbedingt die Identität der Frau in Erfahrung bringen. Sie war wie gelähmt, hatte den Eindruck, dass jeder klare Gedanke ihrem Gehirn entschwunden war. Jana lief auf Autopilot, ohne einen klaren Gedanken fassen zu können. Ihr einziges Ziel war es, die Identität der elegant gekleideten Frau in Erfahrung zu bringen.

Sie hatte einen anstrengenden Tag in der Anwaltskanzlei hinter sich. Das neue Mandat hatte sie so sehr beansprucht heute, dass sie gerade erst das Kanzleigebäude verlassen konnte. Sie verabschiedete sich bei dem Wachmann Freddie Keller und wünschte ihm einen schönen Abend. Er blickte auf die Uhr, „22.45 Uhr, ist ja mal wieder spät geworden“, brummte der große, breitschultrige Wachmann. Freddie mochte Jana, sie war eine der wenigen Anwälte, die ihn nicht von oben herab behandelte, sondern ganz im Gegenteil freundlich grüßte und oft sogar noch ein kurzes Gespräch mit ihm führte bevor sie sich in den Feierabend verabschiedete. Für sie war er nicht Luft.

Jana hatte schon viele solcher Leichen gesehen. Nie live wie heute Abend, aber auf zahlreichen Bildern. Als Strafverteidigerin hatte sie sich auf die Verteidigung von Kapitaldelikten, wie Mord und Totschlag, spezialisiert. Wenn man sie ansah, sah man eine zierliche, hübsche Frau mit großen blauen Augen. Sie wirkte zunächst nicht so als sitze sie beinahe täglich Mördern gegenüber, aber Mörder waren im Prinzip ihre Kunden.

Jana wollte nichts lieber als die Identität der toten Frau vor sich herausbekommen. Wer war diese Frau, die hier am Stadtrand in einer so noblen Gegend blutüberströmt und tot auf der Wiese lag? Es hätte sie selbst sein können. Mit einem Mal ergriff sie die Handtasche der Toten und öffnete sie. Hier musste doch ein Personalausweis oder irgendetwas zu finden sein, dass die Identität der Frau erkennen lässt.

Jana kramte wie wild in der Handtasche, doch ihre Hände konnten nichts ertasten, das sich wie ein Portemonnaie oder ein Personalausweis anfühlte. Doch da, da war was. Es fühlte sich an wie ein Handy. Jana zog es aus der Tasche in der Hoffnung, dass es nicht gesperrt war.

Jana drückte einen beliebigen Knopf, aber das Handy war wie erwartet gesperrt. Hätte die Frau sich selbst nur so gut schützen können wie den Inhalt ihres Handys, schoss der nächste Gedanke durch ihren Kopf. Mit einem Fingerabdruck konnte das Handy entsperrt werden, hieß es auf der Anzeige. Jana überlegte, wie sie den Finger der Frau auf den Sensor des Smartphone auflegen kann. Soll sie wirklich ihre Fingerabdrücke auf der Frauenleiche hinterlassen? Oh nein, schoss es ihr mit einem Mal durch den Kopf, sie hatte bereits ihre Fingerabdrücke auf der Tasche und dem Handy hinterlassen. Wie um Himmels willen konnte sie nur so unvorsichtig sein? Endlich wieder ein klarer Gedanke, ohne auf Autopilot zu sein. Die Tasche und das Handy würde sie allerdings einfach mitnehmen können. Die Leiche kann sie wohl kaum mit nach Hause nehmen.

Jana zog ihre Jacke über ihre Hände und versuchte die Hand der toten Frau Richtung Rückseite des Handys zu bewegen. Dann nahm sie den Zeigefinger der Toten und drückte ihn auf den Sensor, wo die Fingerkuppe für gewöhnlich zur Freigabe das Handy berührte. Nichts, es entsperrte nicht. Innerlich begann die Verzweiflung in Jana aufzusteigen. Sie musste doch dieses Mobiltelefon entsperrt bekommen. Sie war so nah dran. Es war inzwischen frischer geworden, es war dunkel und die einige Meter entfernte Straßenlaterne warf nur schwaches Licht auf den Fundort der Leiche. Es war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass womöglich noch weitere Passanten hier vorbeikommen würden und sie bei ihren eigensinnigen Ermittlungen stören könnten.

Sie nahm den Zeigefinger der Frau ein weiteres Mal und drückte ihn auf den Sensor des Handys. Wieder nichts. An dem Finger klebt wahrscheinlich zu viel Blut, dachte Jana. Aber wie sollte sie ihn sauber wischen? Sie hatte nichts dabei und könnte lediglich ihren eigenen Speichel verwenden und damit ihre DNA am Tatort hinterlassen. Sie wischte mit ihrer Jacke wie besessen an der Fingerkuppe des Zeigefingers der Toten in der Hoffnung diesen vom Blut zu befreien. Dann drückte sie den Finger wieder auf das Telefon. Dieses Mal gelang es.

Als sie den Bildschirm des entsperrten Smartphone entdeckte, erstarrte Jana. Ihr drehte sich die komplette Magengrube um sich selbst und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Ihr gesamter Brustkorb zog sich zusammen, so dass ihr für ein paar Sekunden die Luft zum Atmen fehlte. Was sie da sah, das war schier unmöglich. Auf dem Bildschirm des Handys war sie zu sehen. Da war ein Foto von ihr wie sie gerade… Oh, das konnte nicht sein. Woher hatte die Tote dieses Bild? Wer war diese Frau? Ihre extreme Neugier nach der Identität der Leiche schlug in eine Art Besessenheit um. Wie war das möglich? War sie eine Bekannte? War sie eine Kollegin? War sie die verschollene Nachbarin? Woher hatte sie ausgerechnet dieses Bild, das Jana alles kosten würde, was sie besaß? Und warum erschien es direkt bei Entsperren des Bildschirms? Es muss das Letzte gewesen sein, was die Frau vor ihrem Tod auf dem Handy angesehen hatte. Was hatte dieses Foto mit dem Tod der Fremden zu tun?

Jana suchte die Leiche auf Hinweise mit ihren Augen ab. Die Kleidung, die Figur der Frau, nichts kam ihr bekannt vor. Wie konnte das sein?  Welche Verbindung bestand zwischen ihr und der Toten? Was hatte diese tote Frau mit ihr zu tun? Und vor allem, woher hatte die Tote dieses Bild?

Jana wurde immer nervöser. Hätte sie nur direkt die Polizei gerufen. Wobei, dann hätten die Polizeibeamten das Foto ebenfalls entdeckt. Und das wollte Jana in jedem Fall verhindern. Womöglich hätte die Polizei sie noch für verdächtig gehalten. Wer hätte ihr dies in die Schuhe schieben wollen? Ihren Job hatte sie mit einem Herzblut gelebt. Obwohl sie erst ein Jahr in der Kanzlei war, hatten ihr die Vorgesetzten bereits eine große Karriere versprochen. Sie hatte alle Kollegen, die deutlich länger als sie da waren, bereits in den Schatten gestellt. Sie war die Einzige, die noch keinen Fall vor Gericht verloren hatte. Ein ehemaliger Mandant, der sich rächen wollte, hätte es nicht sein können. Sie hatte doch noch nie verloren. Die meisten Opfer ihrer Mandanten waren bereits tot, so dass diese sich nicht mehr hätten rächen können.

Wie kam sie aus dieser Situation wieder heraus? Es war vollkommen klar, dass sie sich strafbar machte, wenn sie jetzt die Tasche vom Tatort mitnahm. Andererseits waren dort nun ihre Fingerabdrücke drauf. Das Handy mit diesem Bild musste verschwinden. Es musste vernichtet werden. Dieses Foto durfte in dieser Welt nicht weiter existieren.

Da kam jemand. Jana hörte aus der Ferne das Aufheulen eines Motors. Verzweifelt und ohne zu wissen, was sie tat, rannte sie nach Hause. Ihre rechte Hand fest um die Tasche des Opfers geklammert und das Handy der Toten in der linken Hand. Sie musste nach weiteren Hinweisen suchen wie dieses Bild von ihr auf das fremde Smartphone gekommen war.

Jana war aufgewühlt. Sie wollte denjenigen tot sehen, der ihr das antat. Der dieses Foto geschossen und vielleicht sogar verbreitet hatte. Ein Glück, dass wenigstens die Tote das Bild nicht mehr weiter versenden konnte, dachte Jana und war geschockt von sich selbst. So weit war es also mit ihr gekommen. Wie viel würde sie in Kauf nehmen, um das Geheimnis zu wahren? Jana war als Kind ein braves Mädchen, unauffällig, schüchtern und strebsam in der Schule. Ihre Familie hatte nur wenig Geld. Davon war ihre ganze Kindheit geprägt bis sie einen Weg gefunden hatte, etwas hinzu zuverdienen. Sie hatte als Kind immer die abgetragenen Klamotten ihrer älteren Schwester an, die von wieder jemand anderem stammten. Das machte sie zum idealen Mobbing-Opfer ihrer Mitschüler. Es gab nie etwas Neues. Keine Kleidung, keine Spielsachen, keinen Sommer- oder Winterurlaub. Es gab an manchen Tagen nicht mal genug zu essen für die vierköpfige Familie. Dann ging Jana mit knurrendem Magen ins Bett und hoffte, dass es am nächsten Tag wieder etwas geben würde.

Zu Hause angekommen, schnappte Jana sich ein paar Handschuhe und machte sich nochmal auf den Weg zum Tatort. Es ließ sie einfach nicht los. Außerdem dachte sie, dass der Autofahrer möglicherweise die Polizei verständigt haben könnte. Dann wäre es nur noch eine Frage der Zeit bis die Identität der Dame ans Licht kommen würde. Sie könnte vorgeben, einen Spaziergang zu machen und dann mal kurz am Tatort vorbeischauen. Vielleicht kannte sie ja einen der Polizisten durch ihre Arbeit als Anwältin und könnte diesen informell befragen.

Die Nacht war unglaublich ruhig. Der Himmel war klar, Jana konnte die Sterne sehen. Sie dachte daran wie häufig sie die Sterne schon beobachtet hatte als die Welt noch in Ordnung war. Dieses Mal jedoch fuhr ihr ein Schauer des Grauens über den Rücken. Die Sterne am Himmel konnten ihr gerade nicht helfen. Mit einem Mal könnte jetzt alles vorbei sein, was sie sich durch all die harte Arbeit aufgebaut hatte: Ihre Karriere, ihre Freiheit, ihr Ansehen, alles vernichtet wegen eines einzigen Fotos. Sie ging auf den Tatort zu. Die Leiche der Frau lag unverändert dort. Doch, Jana erstarrte erneut vor Schreck. Wie konnte das sein? Da lag noch ein Handy. Hatte sie das vorhin übersehen? Nein, das war unmöglich. Sie ergriff das Mobiltelefon, das direkt neben dem rechten Arm der Frau lag. Das Telefon hätte sie nicht übersehen können. Es lag genau da, wo sie vorhin den Arm der Toten wieder abgelegt hatte, nachdem sie das Handy mit deren Finger entsperrt hatte. Sie hob es auf, hatte nun allerdings Handschuhe an und versuchte es zu entsperren. Es entsperrte. Jana blieb das Herz vor Schreck stehen. Dasselbe Bild von ihr erschien ebenfalls auf dem neu entdeckten Mobiltelefon. Sie erstarrte vor Angst. Jana fühlte sich als sei sie in einem Teufelskreis gefangen. Dieses Bild muss aus der Welt geschafft werden. Wie viele Handys mit diesem Foto von ihr existierten noch? Und wer platzierte diese am Tatort? Warum? Muss sie nochmal verschwinden und zurück zum Tatort kommen? Sie brauchte Hinweise. Wo kam dieses Bild her, gab es noch mehr Fotos auf dem Telefon? Wenn sie bleibt, macht sie sich nur verdächtig. Wer war hier? Vielleicht beobachtet er mich gerade? Sie wusste sich keinen Rat, nahm ihr Küchenmesser, das sie mit zum Tatort gebracht hatte und setzte mit voller Wucht an.

2.

Sexuell belästigt soll er sie haben. Das wurde ihm jedenfalls gesagt, als er in das Büro seines Chefs gerufen wurde. Er nahm an befördert zu werden. Stattdessen warf der Chef ihn eiskalt raus, kündigte ihm wegen seines unangemessenen Verhaltens. Es seien Beschwerden bei der Gleichstellungsbeauftragten eingegangen. Man hätte die Augen nicht länger verschließen können. Sie hat seine bis dahin prosperierende Karriere zerstört. Er hätte ganz nach oben kommen können. Jana hatte doch alles gehabt. Sie hatte ihn auf der Karriereleiter längst überholt, obwohl sie erst seit einem Jahr in der Kanzlei war. Es gab keinen Grund, ihn so fertig zu machen. Klar, ist da was mit Jana gelaufen. Sie ist genau sein Typ und sie wollte es doch auch. Es ging um einen Abend als sie am nächsten Tag einen Gerichtstermin in München hatten. Jana und er sind am Tag vorher mit dem Chef angereist und haben abends noch den Fall besprochen und vor dem Schlafengehen noch einen Absacker getrunken. Als Jana das vorgeschlagen hat, war doch klar, dass sie unbedingt mit ihm schlafen wollte, dachte er. Warum sonst hätte sie einen Drink an der Hotelbar vorgeschlagen? Damit war doch alles gesagt. Als er sie dann aufs Zimmer begleiten wollte und sie vor ihrer Tür zu einer Verabschiedung ansetzte, das war doch nur das übliche Gehabe von Frauen. Dieses „hard to get“-Gehabe, diese„so einfach mache ich es dir nicht“-Gehabe. Es war doch klar, was sie wollte. Dementsprechend hatte er natürlich gesagt, dass sie sich nicht so zieren soll und ihre Scheu ruhig ablegen darf. Er wusste doch was sie will. Als sie ihm die Tür vor der Nase zuschlagen wollte und ihm drohte, es dem Chef zu erzählen, stellte er seinen Fuß in die Tür, so dass sie diese nicht schließen konnte. Er hielt sie mit festem Griff am Arm und begann sie zu küssen. Sie wehrte sich mit Händen und Füßen, aber er war stärker. Ihr Theater war vollkommen übertrieben. Es war doch klar, dass sie ihn wollte. Er verschaffte sich Zutritt in das Zimmer und warf sie aufs Bett und legte sich auf sie, damit sie nicht entfliehen konnte. Sie schrie plötzlich so laut, dass die Hotelgäste aus dem Nachbarzimmer an die Tür klopften und scheinbar das Hotelpersonal gerufen hatten. Die verschafften sich ebenfalls Zutritt in das Zimmer und der Spaß war vorbei bevor er angefangen hatte, schoss es Max durch den Kopf. Glücklicherweise hatte der Chef nichts mitbekommen. Den Fall am nächsten Tag vor Gericht hatte Jana wiedermal gewonnen. Er ging davon aus, dass wieder alles gut war zwischen ihnen. Schließlich hatte er sich nach der Verhandlung bei ihr entschuldigen wollen, damit sie dem Chef nichts sagt. Er dachte Frauen stehen auf so was, aber sie ließ ihn eiskalt abblitzen. Jetzt wird sie dafür büßen, dass sie sein Leben zerstört hat. JA, sein Leben hatte sie zerstört. Seine Frau hatte ihn daraufhin heute mit den Kindern aus der schönen, alten Villa in Oberkassel herausgeworfen und wollte dafür sorgen, dass ihm das Sorgerecht entzogen würde. Er hatte so einen Hass auf seine Frau verspürt, dass er sie am liebsten umgebracht hätte. Ein Strafverfahren hatte er ohnehin wegen der angeblichen sexuellen Belästigung am Hals. Das Leben war echt ungerecht. Das Einzige, was ihn jetzt noch am Leben hielt, war der Gedanke daran, Jana leiden zu sehen. Mehr als er je gelitten hatte und leiden würde. Er werde sie fertig machen. Er, Dr. Max von Hohenhausen würde es ihr zeigen, dafür lebte er.

3.

So konnte es nicht weitergehen. Er hatte sich erpressbar gemacht. Hätte er das vor Jahren geahnt. Jetzt könnte er alles verlieren. Sein Ansehen, seinen Job als Vorsitzender Richter der großen Strafkammer, seine Familie, seine süße Tochter, seinen fast erwachsenen Sohn, dem er doch immer ein so gutes Vorbild war. Die Kinder vergötterten ihn. Alles wäre mit einem Mal vorbei. Wie enttäuscht wären die Kinder, wenn sie das erfahren würden. Wie enttäuscht wäre seine Frau Sabine. Jana hatte zu viel in der Hand gegen ihn und er hatte sich zu lange auf dieses falsche Spiel eingelassen in Sorge das alles zu verlieren. Wie groß war der Zufall, dass jemand derart am Rande der Gesellschaft eines Tages zu einer Anwältin in der renommiertesten Strafrechtskanzlei Düsseldorfs wird und ihn dazu zwingt, Mörder freizusprechen? Er erinnert sich noch genau an ihre erste Begegnung. Er wünschte sich so sehr das Ganze wäre nie passiert. Wie könnte er sie nur aus dem Weg schaffen? Sie war eine tickende Zeitbombe, so viel war klar.

Im Grunde hätte auch er Jana erpressen können. Nicht nur er war erpressbar. Klar, war es für sie einfacher, sie hatte außer ihrem Job nichts zu verlieren. Der war wahrscheinlich alles, für das sie lebte. Auch, wenn er als Richter mit Familie verletzlicher war. Er fürchtete, dass sie ihn natürlich mit runter ziehen würde, wenn er sie ausliefern würde. Er dachte nach. Wie könnte man dieser Situation entgehen?

4.

Jana konnte sich noch genau daran erinnern wie sie während ihres Jura-Studiums zum ersten Mal von einem Mord im Affekt gehört hatte. Dieser ist auf eine sog. Affekthandlung zurückzuführen. Darunter versteht man eine reaktive Handlung, die der Täter nicht beherrscht. Vielmehr wird diese durch Gefühle wie Zorn, Wut, Angst oder Ärger hervorgerufen. Ergo durch intensive, kurze Gemütserregungen. Angst genau, Angst war auch eins davon. Jana subsumierte. Sie hatte das Gefühl ebenfalls im Affekt gehandelt zu haben. Sie verließ den Tatort. Das zweite Handy hatte sie in der rechten, ihr Küchenmesser und den Zeigefinger der toten Frau in der linken Hand.

Sie brauchte diesen Finger, um das Handy freizuschalten. So hatte sie zu Hause unauffällig die Möglichkeit die Identität dieser Frau herauszubekommen und wie dieses Foto von ihr auf das Handy gelangt war. Jana hätte nie einen Menschen verletzen wollen. Aber die Frau war ja bereits tot, ob mit oder ohne Finger; das spielte ja nun keine Rolle mehr. Jana ging die nächsten Schritte im Kopf durch. Sollte sie in der Nähe des Tatorts bleiben, um zu sehen, was passieren würde? Wurde sie gerade beobachtet? War sie in Gefahr?

Mittlerweile war es kurz vor Mitternacht. Es müsste doch mal jemand die Polizei rufen. Soll sie die Polizei anrufen? Wäre das zu verdächtig? Eigentlich will sie ja nichts damit zu tun haben, vielleicht kann die Polizei irgendwelche Rückschlüsse auf sie ziehen. Aber hier kommt heute keiner mehr vorbei. Dieser Teil Oberkassels war ruhig. Hier wohnten größtenteils wohlhabende Familien in ihren alten Villen. Ein paar ihrer Arbeitskollegen aus der Kanzlei lebten ebenfalls hier, Max von Hohenhausen zum Beispiel. Ein solcher Vollidiot! Einem Menschen mit größeren Minderwertigkeitskomplexen war sie bis dahin noch nicht begegnet. Sie versteckte sich im Gebüsch in der Nähe des Tatorts und wartete ab, ob sich etwas tat. Sie wollte wissen, ob noch ein weiteres Handy mit diesem Foto am Tatort platziert würde. Dann könnte sie den Täter beobachten und auf frische Tat ertappen. Auf einmal spürte sie gewaltige Schmerzen im Bereich der Schädeldecke. Jemand hatte ihr mit voller Wucht auf den Kopf geschlagen. Bewusstlos blieb sie im Gebüsch liegen.

5.

 Jackpot! Unglaublich wie dumm konnte Jana sein? Da nimmt sie ein Küchenmesser mit zum Tatort. Ihre Fingerabdrücke drauf. Sie trug zwar Handschuhe, aber zu Hause hatte sie es sicher auch schon mit bloßen Händen berührt. Die Polizei könnte zur Not das Messer einem Set zuordnen, das sich in Janas Luxuswohnung in Oberkassel finden würde. Und was ist das? Nein, das kann nicht sein? Jackpot! Jana hat noch etwas in der Hand. War das möglich? Sie hatte einen Finger in der Hand. Besser geht’s gar nicht. Das Blut des Opfers auf ihrem Küchenmesser. In der rechten Hand das Handy mit dem vernichtenden Foto drauf. Das Leben war nicht mehr auf Janas Seite. Jetzt geht’s endlich bergab mit ihr. Es wurde Zeit. Das Handy der Toten war nicht mehr am Tatort. Deswegen musste das eigene, ansonsten auf Werkszustand gesetzte Handy mit dem Foto von ihr nochmal herhalten. Wie sonst sollte die Polizei ein Motiv bei Jana feststellen können? Sie kannte das Opfer ja nicht mal.

6.

Jana war wie benommen. In den ersten Sekunden als sie wieder zu sich kam, war sie noch etwas orientierungslos. Dann fand sie sich hinter einem Busch in ihrer Nachbarschaft wider. Wie war sie hierhergekommen? Ah, richtig, fiel es ihr ein und ihr Herz begann zu schmerzen. Auf der Wiese unter dem Baum auf der anderen Straßenseite lag die tote Frau, die aus unerklärlichen Gründen dieses vernichtende Bild von ihr auf dem Handy hatte. Jana setzte sich wie benommen auf. Der Kopf schmerzte immer noch sehr. Sie erinnerte sich verschwommen an den dumpfen Schlag. Plötzlich überkam sie ein weiteres laues Gefühl in der Magengegend. Wo waren ihre Handschuhe? Wo war das Handy? Wo war der Finger? Sie musste alle Gegenstände so schnell wie möglich wiederfinden. Es wurde so langsam hell und die ersten Anwohner würden sich bald auf den Weg zur Arbeit machen. Sie stand auf. Ihr war immer noch schwindelig. Da nahm sie Lars aus dem Nachbarhaus wahr. Er würde gleich an der Toten vorbei radeln. Ihr sportlicher Nachbar fuhr jeden Morgen vor der Arbeit 20 km mit seinem Rennrad. Immer dieselbe Strecke. Jana blieb nichts anderes übrig als im Gebüsch zu warten. Sie musste einen Weg finden dieses Handy mit dem Foto wiederzufinden. Sie fasste in ihre Tasche und fühlte den kalten, blutverkrusteten Finger. Von ihrem Küchenmesser, ihren Handschuhen und vor allem dem weiteren Handy fehlte jede Spur.

Lars entdeckte unter dem Baum etwas, was ihm ungewöhnlich vorkam. Schon von weitem konnte er sehen, dass seine übliche Radstrecke heute nicht die Übliche war. Er erschrak. Da lag jemand unter dem Baum. Erst dachte Lars an eine betrunkene Person, doch dann sah er Blut. Jede Menge Blut. Sein Herz blieb ihm beinahe stehen, so sehr stand er unter Schock. Ob die Frau tot war? Er schaute etwas genauer, ja, sie war ohne Zweifel tot. Ob sie sich selbst umgebracht hatte? Seit wann bin ich Sherlock Holmes dachte er. Ein Handy hatte er nicht dabei. Blitzschnell fuhr er nach Hause, um die Polizei zu verständigen.

Das war Janas Chance. So schnell sie konnte, kroch sie noch benommen, aber so gut es ging aus dem Gebüsch hervor. Sie musste bevor die Polizei kam, das Handy vom Tatort wegschaffen. Es durfte nichts mehr auf sie hinweisen. Vielleicht hatte Lars ja nicht so genau geschaut und nur auf die Leiche geachtet. Sie rannte rüber auf die andere Straßenseite, sah als Erstes das Messer, ergriff es, verstaute es in ihrer Jacke, nahm die Handschuhe und da hörte sie auch schon das Martinshorn der Polizei. Shit, es war zu spät. Wenn sie jetzt rennen würde, wäre es zu auffällig. So fertig wie sie aussah, wird man aber davon ausgehen, dass sie etwas mit der Sache zu tun hat.

Die Polizei traf am Tatort ein. Sah als erstes eine zierliche Frau unter einem Baum stehen. Sie sah durcheinander aus. Trug einen schicken Hosenanzug, ihre Haare waren vollkommen zerzaust und es hingen Blätter darin. Außerdem blutete sie am Kopf. Als die Polizisten den Tatort erreichten und aus dem Auto ausstiegen, sahen sie die tote Frau unter dem Baum liegen. Die Polizisten hatten schon viel erlebt, aber eine so blutige Leiche hatten die beiden Beamten noch nie gesehen. Die Frau war definitiv tot. Sie mussten ihre Identität erforschen. Wer war diese Frau, deren Gesicht gar nicht mehr erkennbar war?

Einer der Polizeibeamten, Yannik Krüger, erkannte, dass es sich bei der Frau, die neben der Leiche stand um die Rechtsanwältin Dr. Jana Schuhmann handelte. Er mochte sie. Die Arroganz mit der viele Anwälte durchs Leben gingen, war Dr. Jana Schuhmann vollkommen fremd. Jana behandelte alle gleich. Vom obersten Chef, Richter oder Politiker bis zur Büroputzkraft oder mit ihren Mandanten, den grausamsten Mördern, ging sie respektvoll und genauso um wie mit den Mächtigen und Einflussreichen.

Der Polizeibeamte Krüger ging instinktiv auf Jana zu und fragte sie, ob alles in Ordnung sei und ob sie etwas gesehen habe, was sie hier um diese Uhrzeit mache. Sie behauptete um die Ecke zu wohnen, eine lange Nacht in der Kanzlei gehabt zu haben und gerade erst vorbeigekommen zu sein. Er fragte sie, wie es komme, dass sie am Kopf blutete und Spuren von Gebüsch sich in ihrem Haar befanden. Sie meinte, sie habe sich übel gestoßen und sei daraufhin hingefallen. Krüger kam das komisch vor, er fragte nach ihrem Personalausweis, um zu überprüfen, ob sie tatsächlich in der Nähe wohnte. Er wusste, dass sie immer hart und lang arbeitete. Nur die Wunde am Kopf und das Gestrüpp in ihrem langen Haar kamen ihm seltsam vor. Wollte sie den Mörder schützen? War auch sie bedroht worden? Vielleicht war es ein ehemaliger Mandant? Sie kramte nach dem Personalausweis in ihrer Hosentasche.

Jana dachte, gerade nochmal gut gegangen. Sie zeigte Yannik Krüger ihren Personalausweis. Den Polizisten Yannik Krüger kannte sie von einigen Verfahren. Sie hatten bisher nur beruflichen Kontakt, aber sie hoffte, dass er sie aufgrund der Bekanntschaft ohne Verdacht zu schöpfen, gehen ließ. Er schaute sich ihren Personalausweis genau an, auch die Vorderseite. Er konnte den Personalausweis so lange ansehen wie er wollte, viel über ihre Identität würde er durch die identity card – englisch für Personalausweis – nicht erfahren. Ein einziges Foto auf einem Handy sagte mehr über ihre Identität aus als dieses offizielle Dokument, das sie täglich bei sich trug. Er gab ihr den Ausweis zurück und ließ sie gehen.

Yannik Krüger war es seltsam vorgekommen. So verwirrt hatte er Dr. Jana Schuhmann noch nie erlebt. Was war nur vorgefallen? Er schaute sich am Tatort um. Der Täter hatte der Toten sogar den gesamten Zeigefinger abgeschnitten. Unglaublich. Wie brutal und skrupellos. Er schaute nach weiteren Hinweisen. Wie war sie gestorben? Wer war diese Frau? Die Identität der Dame musste so schnell wie möglich in Erfahrung gebracht werden. Man konnte das Gesicht nicht mehr richtig erkennen bei all dem Blut. Die Dame aus derselben Straße wie Jana konnte es nicht sein. Sie war vermisst gemeldet worden, aber heute wieder aufgetaucht.

Jana kam endlich zu Hause an. Sie war am Ende mit ihren Kräften. Der Kopf schmerzte noch immer sehr. Sie zog zitternd ihre Kleidung aus und versuchte die Ereignisse der Nacht nochmal in ihrem Kopf durchzugehen. Was könnte auf sie hinweisen? Hatte sie irgendwelche Spuren hinterlassen? Das Messer reinigte sie akribisch, es befand sich noch Blut der Leiche daran. Ok, das Handy mit dem Bild war hier. Aber wo zur Hölle war das zweite Handy? Ob Yannik Krüger es finden würde? Ob er sie dann verraten würde? Jana hatte das Gefühl ihr Leben sei zu Ende. Obwohl sie kaum geschlafen hatte, war sie hellwach und wollte unbedingt noch die Identität der Toten herausbekommen und wie diese an das Foto von ihr gekommen war? Sie schaltete das erste Telefon, das sie mit nach Hause genommen hatte, mit dem Zeigefinger der Toten frei, konnte aber sonst nichts darauf erkennen. Das Handy war sehr neu, das neueste I-Phone, das war letzte Woche erst herausgekommen. Ein paar Kontakte. Einer der Kontakte hieß „Idiot“. Nichts deutete auf ein „zu Hause“ oder „Schatz“ hin. WhatsApp war noch nicht installiert und sonstige Nachrichten gab es auch nicht. Die Identität blieb also weiter unklar. Woher kam das Wort Identität in diesem Zusammenhang? Nur weil ich weiß wie jemand heißt, kenne ich doch nur einen minimalen Bruchteil dessen, was die Identität eines Menschen ausmacht. Identität ist doch etwas Dynamisches und nicht so statisch wie der eigene Name.

7.

Am nächsten Tag ging ein Anruf bei der Polizei Düsseldorf ein. Man wolle einen anonymen Hinweis geben zu der Toten unter dem Baum in Oberkassel in der vorgestrigen Nacht. Es sei eine junge Frau länger dort gesichtet worden, die mit einem Küchenmesser am Tatort hantierte und die schick gekleidet gewesen sei. Man vermute es sei die in der Nachbarschaft bekannte Jana Schuhmann. Man solle dem Hinweis doch mal nachgehen.

Der Polizei fehlte bisher jegliche Spur. Sie war dankbar für jeden Hinweis und machten sich direkt auf den Weg zu Jana Schuhmann. Drei Polizeibeamten klingelten mehrmals, doch es öffnete niemand. Der Polizeibeamte Krüger gab den Hinweis, dass sich Jana sicherlich gerade in der Strafrechtskanzlei aufhalten würde. Die Polizisten machten sich auf den Weg zur Kö.

8.

An diesem Morgen schien zunächst alles vollkommen gewöhnlich in der Strafrechtskanzlei. Jana ging trotz mangelnden Schlafs und extremer Kopfschmerzen zur Arbeit und verschwand direkt in ihrem Büro mit Blick auf die Kö, wo sie unten das rege Treiben der einkaufsfreudigen Düsseldorfer beobachten konnte. Sie dachte allerdings äußerst konzentriert darüber nach, was sie mit der Toten von gestern Nacht verband und woher diese das Foto von ihr hatte. Wer hatte ihr mit voller Wucht auf den Kopf geschlagen und warum? Wenn es der Täter war, warum hatte er nicht auch sie so blutig getötet?

Ein Anruf vom Empfang unterbrach sie in ihren Gedanken. Jana ging ans Telefon. Frau Dr. Schuhmann, die Polizei möchte mit Ihnen sprechen, sagte die freundliche Stimme vom Empfangsteam. „Bitte begleiten Sie sie nach oben“, sagte Jana automatisch „und reservieren Sie einen Konferenzraum für ca. 1 Stunde“. Jana fühlte sich als hätte ihr jemand einen Schlag in die Magengrube versetzt. Sie ging wie automatisch nach oben in die Konferenz-Etage und fragte sich, warum die Beamten wohl hier waren. Sollte sie als Zeugin aussagen? War sie gar Verdächtige? Es kam ihr vor als benötigte die Polizei trotz des Aufzugs eine Ewigkeit bis in den 8. Stock. Die Polizisten redeten nicht lange um den heißen Brei herum. Sie eröffneten ihr direkt, dass sie verdächtigt wurde, gestern Nacht eine Frau in Oberkassel getötet zu haben. Sie sei mit einem Messer am Tatort gesehen worden. Die Polizei habe einen Durchsuchungsbeschluss für ihre Wohnung und würde diesen demnächst vollziehen. Sie müsse mit aufs Polizeirevier kommen und sollte besser einen Rechtsanwalt kontaktieren. Instinktiv benannte sie ihren Chef als Verteidiger. Von ihm hatte sie viel gelernt im vergangenen Jahr. Wenn er sie da nicht rausholen konnte, wer dann? Wenn sie einen Verteidiger brauchen würde, dann wollte sie auch den besten der Stadt.

Als Prof. Dr. Alexander Reiter, Partner der Kanzlei die Strafrechtskanzlei an der Kö, hörte, dass er seine Mitarbeiterin Jana Schuhmann vertreten sollte, lehnte er ab. Das konnte er nicht tun. Er war zu befangen. Sie sollte definitiv von jemandem aus der Kanzlei vertreten werden, aber nicht von ihm. Er fürchtete Fehler zu machen, wenn er seine beste Anwältin verteidigen sollte. Niemals sich selbst vertreten oder jemanden vertreten, der einem wichtig ist. Jana war von äußerst großer Bedeutung für die Kanzlei, für deren Umsatz und damit auch für seinen Umsatz. Er konnte sie nicht selbst vertreten, aber er würde jemanden bestimmen und könnte so die Strategie mitbestimmen, ohne dass er zu sehr involviert wäre. Karola, sie war die geeignete Kandidatin. Soweit er wusste, konnten Jana und sie sich leiden, ohne sich je wirklich nahe gestanden zu haben. Sie war eine gute Anwältin und ließ ihn die Verteidigungsstrategie im Notfall beeinflussen. Er erzählte Jana von dem Plan und sie war einverstanden. Was war ihr auch anderes übrig geblieben.

Karola hatte seit Janas Einstieg in die Kanzlei vor etwa einem Jahr das Gefühl, dass Jana sie in jeglicher Hinsicht in den Schatten gestellt hatte. Wie hatte sie das nur geschafft? Janas juristisches Talent wird absolut überbewertet, dachte sie. Und dann auch noch die Geschichte mit Max. Das Maß war voll. Als hätte sich Max auf so eine Schlampe eingelassen. Wahrscheinlich hatte sie ihn wirklich angemacht und dann behauptet, er habe sie belästigt. Anders konnte sie es sich nicht erklären. Max war der tollste Mann, der Karola bis dato über den Weg gelaufen war. Er war attraktiv, sportlich, dunkles, längeres Haar, das er nach hinten gelte. Er sah aus wie der klassische Anwaltsgewinnertyp. So hatte sich Karola ihren Traummann immer vorgestellt. Von ihrem ersten Tag in der Anwaltskanzlei vor 5 Jahren hatte sie sich in ihn verguckt. Schade, dass er verheiratet war und auch Kinder hatte. Aber das war durch den sexuellen Kontakt mit Jana nun vorbei. Trotzdem musste Jana aus dem Weg geräumt werden. Sie war in jeglicher Hinsicht eine Gefahr für das eigene Leben. In jeglicher Hinsicht hatte sie ihr Schaden zugefügt. Erst wurde die neue Kollegin Dr. Jana Schuhmann vor ihr befördert. Vor ihr! Wo sie doch 5 Jahre lang ihr ganzes Leben dieser Kanzlei gewidmet hat. 12-14 Stunden am Tag, 6-7 Tage die Woche. Kein Mann, nicht mal einen Freund hatte sie. Keine Hobbies, nichts, außer der Arbeit. Wo sollte sie jemanden kennenlernen, der an Max herankommen könnte? Die kleine Jana, die in ihrem ganzen Jahr als Anwältin nicht mal ein Wochenende gearbeitet hatte, wird ihr vorgezogen? Wo war das bitte gerecht? Aber das viel Schlimmere war, dass Jana etwas mit ihrem Traummann hatte. Den hatte Jana sicherlich mit ihren Verführungstricks dazu gebracht hat, sich auf sie einzulassen. Dabei war das sicher von Anfang an eine Falle, die sie bereits von langer Hand geplant hatte. Jana hatte Karolas Traum gelebt. Ein tolles Aussehen, Erfolg im Job, bei den Männern und vor allem bei Max, ein Leben neben der Kanzlei, Freunde, interessante Hobbys und vor allem war sie aus unerklärlichen Gründen beliebt. Wenn sie sie nicht stoppen würde, ginge das immer so weiter und Jana würde sie immer wieder in den Schatten stellen.

Karola fühlte sich geehrt, dass sie das Mandat übernehmen durfte. Sie wusste wie wichtig Jana dem Chef war und dass ausgerechnet sie nun die Verteidigung übernehmen dürfte, ehrte sie. Andererseits befand sie sich nun in einer Zwickmühle. Sie musste unbedingt mit Max sprechen. Er könnte ihr einen Rat geben wie sie sich am besten verhalten sollte. Das war ein guter Grund ihn mal wieder anzurufen. Ihn würde sicher auch interessieren, dass Janas Schicksal nun in ihrer Hand lag. Wegen ihr war er rausgeflogen.

9.

Max Handy klingelte. Er schaute aufs Display, Karola. Boah, was will die Alte von mir, dachte er und drückte den Anruf weg. Schon in der Kanzlei war er ihr immer aus dem Weg gegangen. Sie war eher der Typ Mauerblümchen, so gar nicht sein Typ. Die hatte ihm gerade noch gefehlt. Kurz darauf bekam er eine WhatsApp. Schon wieder, Karola. Die ist aber hartnäckig. Naja, er las die Nachricht und konnte es kaum glauben. Karola war mit der Verteidigung von Jana beauftragt worden. Jana war verdächtigt worden, mit dem Tod einer Frau in Oberkassel etwas zu tun zu haben. Er konnte sein Glück kaum glauben. Jetzt hatte er Janas Schicksal in der Hand, so wie sie seins in der Hand gehabt hatte. Karola konnte er in jegliche Richtung manipulieren, so viel war klar.

10.

Als erstes war Jana mit Yannik Krüger allein in dem kleinen, dunklen Vernehmungsraum. Etwa vier Personen hatten hier Platz. Sie schwiegen zunächst. Jana bemerkte, dass er sie mit enttäuschten Blicken ansah. Er hielt sie für schuldig, dachte sie. Nachdem die beiden sich lange schweigend gegenüber saßen und auf Karola warteten, brach Jana das Schweigen. „Herr Krüger, bitte sagen Sie mir, wie kommen sie auf mich? Was hab ich damit zu tun? Sie wissen doch, dass ich um die Ecke wohne und zufällig vorbeigekommen bin. Sie wissen doch, dass ich aufgrund meiner beruflichen Tätigkeit als Anwältin zu einer gewissen Neugier neige, was Tatorte angeht.“ Yannik Krüger entgegnete kühl, „wir warten bis ihre Anwältin hier ist. Am Ende kommen Sie uns vor Gericht noch mit Beweisverwertungsverbot. Auf so etwas lass ich mich nicht ein.“ Karola ließ sich offensichtlich viel Zeit, dachte Jana. Ob sie die Richtige für den Job war, Jana hatte da so ihre Zweifel. Die beiden hatten sich nie sonderlich gemocht, aber aus Janas Sicht auch keine besondere Abneigung einander gegenüber empfunden. Es war ein relativ neutrales Verhältnis nach Janas Empfinden. Dennoch wunderte Jana sich über den mangelnden Einsatz von Karola, wo sie doch sicher stolz war, den Fall vom gemeinsamen Chef übernehmen zu können.

Endlich betrat Karola seelenruhig den Vernehmungsraum. Sie wirkte verändert auf Jana. Ihre sonst so verbissene und strenge Aura war einer Art Selbstgefälligkeit gewichen. Sie begrüßte Jana mit einem kurzen Nicken und nahm neben ihr auf einem Stuhl Platz. Die Vernehmung konnte starten. Zuerst wurde sie nach einem Küchenmesser gefragt, mit dem sie am Tatort gesehen wurde. Jana ließ sich nichts anmerken. Man konnte ihr doch jetzt nicht eine Tat anhängen, mit der sie nichts zu tun hatte. Sie müsste für ihre Vergangenheit gerade stehen. Wobei sie dachte nach. Was ist hier das kleinere Übel? Eine Verurteilung oder dass ihr dunkles Geheimnis ans Licht kommt? Vielleicht müsste sie abwägen müssen… Das Küchenmesser hatte sie ordentlich gereinigt und wieder zu ihrem Set gestellt. Es ist ein klassisches Messerset wie es in zahlreichen Haushalten Düsseldorfs existierte. Da würde man nicht auf sie kommen. Beunruhigender war das zweite Handy. Davon war noch keine Rede. Das ließ sie darauf schließen, dass die Polizei noch nichts Besseres in der Hand hatte als die Aussage von irgendwem, dass sie mit einem Küchenmesser gesehen wurde. Zum Glück hatte sie das Mobiltelefon und den Finger mit der Tasche des Opfers in Max altem Büro als einzigem leerem Zimmer in der Kanzlei in einen der Schränke geschlossen. Max hatte heute Vormittag seine Sachen abgeholt und seinen Schlüssel beim Empfang abgegeben. Sie hatte noch einen heimlichen Zweitschlüssel zu seinem Büro, von dem  niemand wusste. Die ersten beiden Monate hatte Jana in Max Büro gesessen, weil er mit seiner Familie eine zweimonatige Reise gemacht hatte. Den Zweitschlüssel hatte sie sich anfertigen lassen, da sie befürchtete den Erstschlüssel zu verlieren. Mit einer Durchsuchung ihrer Wohnung hatte Jana schon gerechnet. In Max altem Büro würde vorerst niemand nach der Tasche, dem ersten Handy und dem Finger suchen. Das Büro würde erst Mal eine Weile leer stehen.

Max hatte Karola zurückgerufen. Sie hatten überlegt, ob es sinnvoller wäre, Jana zu helfen, womit Karola den Chef hätte positiv beeindrucken können oder sie ein für alle Mal aus dem Weg zu schaffen. Letzteres erschien beiden am sinnvollsten. Ihre Hoffnung war, dass Max womöglich wieder eingestellt würde, wenn Jana die Kanzlei verlassen hätte. Karola konnte es kaum erwarten, Max wieder jeden Tag sehen zu können. Die Zusammenarbeit hinsichtlich Jana würde sie zusammenschweißen, hoffte sie. Nicht jeder Fall kann gewonnen werden. Außerdem war die Ausarbeitung einer Verteidigungsstrategie die Gelegenheit dem Chef zu zeigen, dass Jana etwas zu verbergen hatte, was auch ihn und die Kanzlei in ein negatives Licht stellen würde. Dann würde er sicher Abstand nehmen von Jana, ohne dass es ihm auf den Ausgang des Gerichtsverfahrens ankommen würde.

Die Vernehmung lief schleppend. Der Polizist Yannik Krüger fragte immer wieder nach dem Messer. Jana gab ihm darauf keine Antwort. Sie entschied selbst, ohne vorher mit Karola darüber gesprochen zu haben, von ihrem Recht sich nicht selbst belasten zu müssen und schweigen zu dürfen, Gebrauch zu machen. Nach einer halben Stunde reichte es Yannik Krüger, er verließ den Raum und brach die Vernehmung zunächst ab. Nun waren Jana und Karola alleine im Raum. Karola schaute Jana abfällig an „Was hast du nur gemacht?“ frage sie vorwurfsvoll. Jana war entsetzt von dieser Frage und beteuerte wütend ihre Unschuld. Karola entschuldigte sich für ihre erste Reaktion, schließlich wollte sie verbergen, dass sie Jana nie wirklich vorhatte zu helfen. „Sorry, ich wollte damit nur rausbekommen, ob du tatsächlich was mit der ganzen Sache zu tun hast“, versicherte Karola. „Natürlich nicht“, sagte Jana, „ich weiß nicht mal wer die Tote sein soll. Um das herauszubekommen, hab ich mich dem Tatort nur genähert. Vom Kleidungsstil her hätte sie eine Kollegin sein können. Da bin ich neugierig geworden.“ „Die Polizei meinte, sie hätte dich dort morgens gegen 6.00 Uhr gesehen und du hättest behauptet, du wärst so lange in der Kanzlei gewesen. Das stimmt doch nie im Leben. Der Keller vom Wachpersonal meinte, du wärst gegen 22.45 Uhr gegangen. Das wäre aber ein langer Heimweg gewesen“, entgegnete Karola. „Ich bin halt später nochmal hin. Habe auf dem Heimweg was gesehen, war mir aber unsicher und bin nach Hause. Es hat mich aber nicht losgelassen und ich konnte nicht schlafen, deswegen bin ich nochmal raus und wollte die Polizei verständigen. Da kam sie dann aber schon.“ „Wers glaubt, wird selig“, sagte Karola provokant, „da müssen wir aber noch an einer besseren Verteidigungsstrategie arbeiten. Prof. Reiter wird ebenfalls helfen.“ Karola wollte, dass Jana sich in Sicherheit wiegte. „Echt?“, fragte Jana und schöpfte wieder Hoffnung. Sie hatte ja den Eindruck gehabt, er wollte mit den ganzen Sache nichts zu tun haben und hoffen, dass es nicht publik wird, weil das die Kanzlei natürlich in ein schlechtes Licht rücken würde, wenn rauskäme, dass der neue Stern am Kanzleihorizont in Wirklichkeit eine Mörderin war. Karola lächelte genervt. „Ja, der Chef ist auch mit im Boot. Halte durch, wir lassen uns was einfallen.“ Mit diesen Worten verließ Karola den Vernehmungsraum.

Max Telefon klingelte. Super, es ist Karola, bin mal gespannt, was die so rausbekommen hat. Jede Info würde ihm jetzt nützen, dachte Max. Wir müssen versuchen, sie da reinzureiten, zur Not zu einem Geständnis überreden. Jana weiß ja selbst, dass das strafmildernd berücksichtigt wird. Karola berichtete von dem Gespräch mit Jana. Max versuchte Karola einzureden, dass Jana ohnehin schuldig sei. Sie hatte kein Alibi und ihre Aussagen wirkten erfunden.

Die Polizisten hatten Janas schicke Wohnung durchsucht. Sie stellten ein Messerset sicher. Auffällig war, dass an der Garderobe Blutspuren zu finden waren, ganz kleine, kaum auffällige Tropfen. Die Polizisten nahmen eine Probe davon, um zu sehen, ob diese mit der DNA des Opfers übereinstimmte. Mehr war auf den ersten Blick nicht zu entdecken.

11.

Am Vormittag klingelte es bei Max von Hohenhausen, bzw. darauf legte er großen Wert, Dr. Max von Hohenhausen. Verschlafen ging er in seinen Pantoffeln, Jogginghosen und T-Shirt zur Tür. Er war sauer. Ihm war klar, dass Anna ihn betrogen hatte. Wie konnte es bitte sein, dass sie immer noch nicht zu Hause war? Gestern hatten sie sich getrennt und sie ihn aus der Villa geworfen, die er heimlich wieder in der Nacht betreten hatte, doch von Anna keine Spur. Sie hatte die gemeinsamen Kinder die ganze Nacht allein gelassen, um sich mit ihrem neuen Liebhaber zu vergnügen, schoss es ihm durch den Kopf. Er war rasend wütend. Zwei Polizeibeamte, ein etwas Älterer, kleinerer und ein großer, junger Polizist standen mit ernster Miene vor seiner Wohnungstür als er einige Zeit nach dem Läuten der Klingel öffnete. „Herr von Hohenhausen?“, fragte der jüngere der beiden Beamten. Max entgegnete schroff „Dr. Max von Hohenhausen, wenn Sie den suchen, ja, der bin ich.“ Der Polizeibeamte, der gefragt hatte, nickte. Dürfen wir eintreten, fragte der Ältere. Max wies ihnen wortlos mit einer gestikulierenden Bewegung den Weg in die Villa. Er fragte, was zu trinken? Die Beamten merkten seine herablassende Art ihnen gegenüber. Wie kann ich euch helfen? fragte Max. „Sie“, betonte der Jüngere, „sollten sich vielleicht besser hinsetzen. Wir haben leider keine guten Nachrichten.“ „Naja, sagte Max frech, „wer rechnet schon mit guten Nachrichten, wenn die Bullen vorbeikommen?“ Die Polizisten blieben ruhig, denn sie wussten, dass in 5 Minuten nichts mehr so sein würde wie zuvor in Max Leben. Max nahm auf der Lehne seiner großzügigen, dunkelgrünen Couch Platz. Er hatte erwartet, dass sie vielleicht mit der Nachricht kommen, dass Jana etwas zugestoßen sei und er als ehemaliger Kollege vielleicht etwas zu ihr sagen könne. Unwahrscheinlich, aber eine traumhafte Vorstellung in seinem Kopf. „Wir haben ihre Frau tot unter einem Baum in Oberkassel aufgefunden, es tut uns sehr leid“, sagte der ältere der beiden Beamten. Max Blick verfinsterte sich, er gab erst mal keinen Laut mehr von sich, es schnürte ihm die Kehle zu und er versank in der Couch. Die Polizeibeamten versuchten ihn zu beruhigen, aber nach und nach rastete er vollkommen aus. Schrie, wie das passieren konnte und ob sie sich sicher wären, dass sie es wirklich wäre. Als die Beamten den Eindruck hatten, er hätte sich halbwegs beruhigt, verließen sie die Villa.

Max war wütender als je zuvor in seinem Leben. Welchen Grund hatte Jana seine Frau einfach umzubringen? Sie kannten sich doch nicht mal persönlich. Lediglich von dem Foto, das hatte er seiner Frau zuvor geschickt. Das Foto, das Jana alles kosten würde, was sie besaß. Anna wird ihm doch nicht zuvor gekommen sein und Jana mit dem Foto erpresst haben.

12.

Yannik Krüger schloss ihre Gefängniszelle auf. Jana befand sich wegen des Mordverdachts zunächst in Untersuchungshaft. Er führte sie in ein Vernehmungszimmer und eröffnete ihr dann: „Wir haben nun endlich die Identität der Leiche herausfinden können. Leider war sie sehr zugerichtet, so dass es uns zunächst schwer fiel sie zu identifizieren. Nachdem wir das viele Blut beseitigt hatten, haben ihre Eltern die Identität bestätigt. Anna von Hohenhausen.“ Jana englitten die Mundwinkel. Was? Das konnte nicht sein. Was war nun mit Max? Sie war seine Frau und er war doch erst aus der Kanzlei geflogen. Das musste niederschmetternd für ihn sein. Dann erschauderte sie für einen kurzen Moment. Das Foto von ihr musste Max ihr zugespielt haben. Anna von Hohenhausen und Jana hatten sich persönlich nie kennengelernt. Sie wusste, dass Max Frau Anna hieß und ihr tat die Dame immer leid, weil sie sich nicht vorstellen konnte, dass Max in irgendeiner Form ein toller Ehemann und Vater war. In der Kanzlei war er ein solcher Widerling gewesen, wie war das wohl erst zu Hause, hatte sie sich immer gefragt. Es überkam sie ein furchtbarer Gedanke: Wenn Anna von Hohenhausen dieses Foto von ihr hatte, dann hatte Max es auch. Es blitzte der nächste Gedanke in ihren Kopf. Max musste etwas mit dem Tod seiner Frau zu tun haben. Wenn dieses Foto von ihr mit dem Tod seiner Frau zu tun hatte, dann hatte auch Max etwas mit ihrem Tod zu tun. Sie müsste es irgendwie beweisen und dabei versuchen, ihr Geheimnis zu wahren. Das würde die große Schwierigkeit werden, darüber war sie sich bewusst.

13.

Ein Telefonat stand Jana zu. Dies musste sie weise einsetzen, das wusste sie. Ihre Eltern brauchte sie nicht anrufen. Sie würden nicht bemerken, dass sie sich eine Weile nicht melden würde. Sie wussten, dass sie als Anwältin viel beschäftigt war und rechneten nicht damit, dass sie anrufen würde. Den Chef, den könnte sie anrufen. Sie könnte ihm alles erzählen und ihren Verdacht hinsichtlich Max äußern. Er könnte dies in die Verteidigungsstrategie miteinbeziehen. Aber wie glaubwürdig war sie gerade? Der Chef würde es womöglich als weiteren Angriff auf Max verstehen und glauben sie habe es auf diesen abgesehen. Es war zu heikel, ihn an dieser Stelle miteinzubeziehen. Zumal sie nichts beweisen konnte. Wobei. Die Tasche, das Handy und der Finger seiner Frau befanden sich in seinem alten Büro. Dazu hatte offiziell nur Max Zugang. Aus datenschutzrechtlichen Gründen waren die Bürozugangsmöglichkeiten sehr eingeschränkt worden. Das war es. Das konnte Max überführen. Sie hatte auf der Tasche und dem Handy ihre Fingerabdrücke und sonstige Spuren entfernt. Sie wusste durch ihre Arbeit als Strafverteidigerin eine Menge darüber wie man Spuren verwischen konnte. Endlich nützt es mir mal was, dachte sie. Wobei sie gerne auf diese Erfahrung verzichtet hätte. Wenn sie nun den Chef anrief und ihm von der Tasche im Büro erzählte, das ging nicht. Woher sollte sie das wissen? Das Bild auf dem Handy hatte sie natürlich gelöscht. Und zwar so, dass es nicht wiederherzustellen war. Was für ein Glück im Unglück. Sie hatte ja nicht geahnt, dass die Tote Max Ehefrau war. Wie klug es im Nachhinein war, die Gegenstände des Opfers, der Frau von Max, in dessen altem Büro zu lagern. Sie entschied sich zunächst abzuwarten bis sie mehr Informationen hatte. Sie überlegte Karola auf Max anzusetzen. Schließlich war sie ihre Verteidigerin und sollte in ihrem besten Interesse handeln. Sie könnte ihr den Hinweis geben, mal in Max leerem Büro nach Hinweisen zu suchen. Karola könnte so dabei helfen, den Verdacht auf Max zu lenken, der außerdem ein viel besseres Motiv hatte als sie selbst. Das Sorgerecht für seine beiden Kinder und wieder in die Villa in Oberkassel einziehen zu können.

Jetzt galt es, ihr eigenes Leben vor dem Gefängnis zu retten, vor allem für eine Tat, mit der sie nichts zu tun hatte. Was ihr weiter Bauchschmerzen bereitete, war die Existenz des zweiten Handys mit dem Foto drauf. Dieses war nicht mehr am Tatort gewesen als sie nach dem Schlag auf den Kopf wieder dort nachsah und schnell ihre Handschuhe und das Messer einsammelte. Der Anruf, sie würde abwarten, was sich noch ergab. Es wäre zu früh jetzt schon den Verdacht auf Max zu lenken. Dazu würde sie Karola brauchen.

 14.

Die Rechtsmedizin stellte den Todeszeitpunkt fest. 21.00 Uhr. Das Unglaubliche, der Finger wurde später abgeschnitten. Mutmaßlich mit einem Küchenmesser, das womöglich auch die Mordwaffe sein konnte. Es stellte die Polizei vor ein Rätsel. Gab es zwei Täter mit unterschiedlichen Motiven? Die Polizei holte Jana immer und immer wieder zu Befragungen aus der Zelle, doch sie hatte beschlossen zu schweigen. Dementsprechend wurde diese neue Information nur an Karola als Verteidigerin weitergegeben.

Als Karola vom Todeszeitpunkt von Anna von Hohenhausen erfuhr, wusste sie, dass Jana unschuldig war. Sie berichtete Max davon. Er verstand die Welt nicht mehr. Jana war die Mörderin seiner Frau. Max verzweifelte innerlich. Er müsste um jeden Preis verhindern, dass die Polizei erfuhr, dass Jana erst um 22.45 Uhr die Kanzlei verlassen hatte. Vielleicht würde der Wachmann der Kanzlei für uns lügen. Die ganzen einfachen Leute mochten Jana zwar, sie war ja schließlich eine von ihnen, schlussfolgerte Max. Das Mädchen aus der Gosse, ja, das war Jana für ihn. Sie sollte wieder dahin zurück wo sie herkam. Das Gute an diesen Leuten war aber, dass sie käuflich waren. „Wir müssen verhindern, dass irgendwer erfährt, dass Jana erst um 22.45 Uhr die Kanzlei verlassen hat. Vielleicht lügt der seltsame Wachmann für uns.“ Die Aufnahmen der Überwachungskamera der Kanzlei wurden aus Datenschutzgründen nicht wiederherstellbar nach 24 Stunden gelöscht. Die existierten nicht mehr, das hatte Karola schon in Erfahrung gebracht.

Max musste es selbst übernehmen. Wenn Karola den Wachmann erpressen würde als Verteidigerin wäre das zu auffällig. Er verfolgte Freddie Keller auf dessen Heimweg von seiner Schicht und holte ihn dann kurz vor 4.00 Uhr morgens ein und hielt ihn an. Fred.., ähhh… sagte Max. „Herr Keller für Sie, sagte der Wachmann genervt. Was wollen Sie? Sonst gucken Sie mich nicht mal an, was gibt’s? fragte er in aggressivem Ton und baute sich vor dem etwa einen Kopf kleineren Max auf. „Ähh, Max glaubte es nicht, wie konnte er sich von so einem Trottel, der es gerade mal zu einem Wachmann geschafft hatte, verunsichern lassen. „Also, ich komm direkt zur Sache. Sie können sich ein paar Euros hinzuverdienen, wenn Sie aussagen, dass die Schuhmann vorgestern um 20.30 Uhr die Kanzlei verlassen hat.“ Freddie überlegte, seine Frau war schwanger, sie konnten sich jetzt schon kaum die Miete in ihrer beengten Zwei-Zimmer-Wohnung leisten, geschweige denn das Leben mit Kind. Er konnte etwas Geld mehr als gut gebrauchen. Die Geldsorgen waren zurzeit seine größten Sorgen. Worum es da auch immer ging, Jana hatte sicher nichts Schlimmes verbrochen. Er würde sie nicht in eine unangenehme Situation bringen wollen, aber sie war schlau, sie würde sich zu helfen wissen. „Von wie viel sprechen wir?“ fragte Freddie streng. „Naja, ich hatte so an 50.000 gedacht, meinte Max. „Kannste vergessen!, erwiderte Freddie. Ok, 100.000. Freddie wusste wie falsch es war. Aber ihm war klar, dass das seine Geldsorgen lösen könnte. Wochenlang hatte er überlegt wie er das stemmen könnte. Sie hatten schon daran gedacht, das Kind zur Adoption freizugeben, dabei hatten sie sich beide immer gewünscht Eltern zu werden. Das Kind könnte gut aufwachsen. Er würde nichts von dem Geld für sich selbst verwenden. Es würde es für einen guten Zweck, für sein Kind einsetzen, für dessen Zukunft. Das konnte doch moralisch nicht so verwerflich sein. Heißt es nicht der Zweck heiligt die Mittel?

15.

Jana hatte sich entschieden. Auf Karola konnte sie nicht bauen. Sie rief den Wachmann Freddie Keller an. Freddie war im Dienst heute Abend, das wusste sie. Er schien überrascht ihre Stimme zu hören. Sie bat ihn, alles was sie jetzt sagen würde, keiner Menschenseele zu verraten und im Schrank von Max altem Büro nach Spuren hinsichtlich des Todes von dessen Ehefrau zu suchen. Wenn er etwas finden würde, solle er sich bei der Polizei melden und angeben, wo er es gefunden hatte. Als Freddie Janas Stimme hörte, fühlte er sich noch schlechter. Er war in einer Zwickmühle. Die Tatsache, dass sie ihm jetzt sagte, wo er womöglich Beweismittel finden konnte, machte sie tatsächlich verdächtig. Der feine Dr. von Hohenhausen hätte ihr sicher nicht erzählt, wo er etwas versteckt hatte, wenn er der Mörder gewesen wäre. Dem kam es ja gerade recht, dass Jana im Gefängnis war. Sie machte sich verdächtig mit diesem Wissen. Freddie dachte, er würde mit einer Falschaussage womöglich die wahre Täterin überführen können, aber er wollte sie nicht vorverurteilen bevor er nicht in Max Büro nachgesehen hatte. Er mochte Jana und hätte viel lieber den von Hohenhausen im Gefängnis gesehen, aber das Geld. Er wusste nicht, was jetzt wichtiger war. Geld oder Moral? Geld oder Wahrheit?

Freddie schloss das verlassene Bürozimmer auf und schaute wie Jana vermutete im Schrank nach. Dort stand eine Frauenhandtasche mit einem Handy darin. Und, was war das? Freddie erschrak als er einen Finger in der Tasche entdeckte, der mit Ausnahme der Fingerkuppe blutverkrustet war.

16.

Vor Gericht kam es nun nur noch auf die Aussage des Wachmanns an. Wenn er die Wahrheit sagte und bestätigte, dass Jana um 22.45 Uhr die Kanzlei verlassen hatte, dann müsste man sie freisprechen. Dann lag es absolut nahe, dass Max der Täter war. Die Polizei hatte ihn ebenfalls im Verdacht. Er hatte ein Motiv, weil seine Frau sich an diesem Tag von ihm getrennt hatte. Max saß im Zuschauerbereich des Gerichtssaals und hoffte sehr, dass Jana für den Tod seiner Frau verurteilt werden würde. Würde Freddie lügen und angeben sie habe die Kanzlei bereits gegen 20.30 Uhr verlassen, hätte Jana kein Alibi und würde wohl ins Gefängnis wandern, so viel war klar. Sie wurde mit einem Küchenmesser am Tatort gesehen. Zwar Stunden später, aber mit einer Verletzung am Kopf, die von dem Opfer stammen konnte. Ihr Küchenmesser hätte die Tatwaffe sein können. Nur ein Alibi würde sie retten können.

Freddie war aufgeregt. Er würde vor Gericht als Zeuge vernommen werden. Er hatte sich den besten Anzug seines Kumpels geliehen und öffnete mit zitternden Händen die Tür zum Gerichtssaal. Er hatte viel Geld versprochen bekommen für seine Aussage. Eine Aussage von der das Leben der Anwältin Dr. Jana Schuhmann abhing, das hatte er nun erfahren. Was sollte er tun? Für sich oder für Jana aussagen? Die Blutspuren, die man bei der Durchsuchung von Janas Wohnung gefunden hatte, waren von ihr selbst gewesen. Ihr Küchenmesser hätte aber dennoch die Mordwaffe sein können. Jedenfalls hatte man mit exakt so einem Messer den Finger der Toten abgeschnitten. So viel konnte die Gerichtsmedizin sicher feststellen. Doch ein Motiv blieb vollkommen unklar. Max von Hohenhausen hätte mehr als ein Motiv gehabt. Die Polizei stand vor einem Rätsel. Mit der Aussage des Wachmanns Freddie Keller stand und fiel die Anklage gegen Jana. Aber dieses Mal saß der wahre Mörder nicht auf der Anklagebank.

17.

Max von Hohenhausen hatte seine Frau verfolgt in der Sorge, dass diese bereits einen neuen Liebhaber hatte. Es wäre zwar sehr schnell gegangen, weil sie ihn an diesem Tag erst rausgeworfen hatte, aber vielleicht war da schon längere Zeit etwas mit einem anderen gelaufen. Er hatte die Spur allerdings an einer Ampel verloren, brachte das Auto zurück und lief gedankenverloren durch Oberkassel. Er dachte darüber nach wie er Jana am besten schaden könnte. Er nahm sein Handy aus der Tasche und sah sich nochmal seine unglaubliche Entdeckung an. Max dachte daran bei dem etwa 5 Minuten von seiner Villa entfernten Haus, in dem Jana wohnte, vorbeizuschauen. Wenn er Glück hatte, konnte er Jana heute Abend schon mit dem Foto konfrontieren und ihr drohen. Aus der Ferne konnte er auf dem Weg zu Janas Straße eine Frau erkennen, die unter einem großen Baum herumhantierte. Bei näherem Hinsehen erkannte er, dass es Jana war. Die Alte hat echt einen Knall. Seltsam, wie sie ihre wenige Freizeit verbringt, ging es Max durch den Kopf. Er wollte nicht zu auffällig sein und hielt zunächst etwas Abstand. Was tat sie denn da? Das ist ja seltsam. Jetzt geht sie schnellen Schrittes nach Hause. Er näherte sich der Stelle unter dem Baum, wo Jana noch vor einer Minute gestanden hatte und sah mit einem Schrecken, dass dort unter dem Baum jemand lag. Zu gern hätte er sich der Person unter dem Baum noch weiter genähert, aber er sah und roch Blut. Viel Blut. Die Person, die dort lag, konnte unmöglich noch am Leben sein. Er sah nicht genau hin, weil ihm Blut zuwider war. Er konnte es nicht sehen, ohne dass ihm übel wurde. Er hatte eine Idee. Max wusste, dass er fabelhafte Einfälle hatte, aber dieser übertraf alles. Er hatte nicht viel mehr auf seinem neuen I-Phone als das Foto von Jana und ein paar Kontakte, die auf der SIM-Karte gespeichert waren. Max hatte das Foto selbst gemacht vor Jahren im Rahmen von Ermittlungen im Drogenmileu für einen Mandanten und erst Jahre später erkannt, dass es sich bei der einen Person um Jana und bei der Anderen um Richter Seidel handelte. Jana hatte zum Zeitpunkt der Fotoaufnahme noch nicht in der Kanzlei gearbeitet und Richter Seidel war zu dieser Zeit noch nicht beim Landgericht Düsseldorf, so dass Max beide damals noch unbekannt waren. Er zog seine Handschuhe an, nahm seine SIM-Karte aus dem Handy und setzte es weitestgehend auf Werkszustand zurück mit Ausnahme des Fotos. Er kniff seine Augen zusammen, um das Blut nicht zu sehen. Er legte das Handy im Bereich der rechten Körperhälfte der toten Person ab, so viel konnte er gerade wahrnehmen und verschwand auf der gegenüberliegenden Straßenseite hinter ein paar Büschen. Er wollte gerade die Polizei anrufen, doch da kam Jana wieder und lief auf den Baum mit der Leiche zu. Warum kommt sie denn jetzt wieder hierher? Er sah wie sie sein Handy aufhob und oh, was tat sie da? Nein, sie hantierte mit einem Küchenmesser herum. Und jetzt näherte sie sich mit schnellen Schritten seinem Versteck. Hatte sie ihn bereits wahrgenommen? Max durfte jetzt keine Bewegung machen, sonst würde sie ihn sehen. Immerhin hatte sie ein Messer.

Er musste sich unbemerkt auf Jana zu bewegen. Sie hatte sich nun hinter einem Busch niedergelassen. Er konnte sie trotz Dunkelheit sehen, seine Adleraugen hatten sich an die Finsternis gewöhnt. Ihren Hinterkopf und wie sie dort im Gebüsch hockte, er konnte es genau wahrnehmen. Jana kauerte hinter dem dichten Busch. Er näherte sich ihr langsam, tastete sich an den Büschen geräuschlos entlang und holte mit einem herumliegenden Ast aus. Er schlug ihr mit aller Kraft so fest auf den Kopf, dass sie umfiel und sich nicht mehr regte.

Jackpot! Er hatte ihr ordentlich eins übergezogen. Die würde so schnell nicht wieder aufwachen. Hoffentlich kommt jetzt bald jemand vorbei. Hinter dem Gebüsch wird sie erst mal keiner entdecken. Das ist für die Jahreszeit schon sehr dicht und es wird noch eine Weile dunkel sein. Das Messer hatte er ihr aus der Hand genommen, die Handschuhe abgezogen. Ein Glück hatte er eigene Handschuhe dabei. Das Küchenmesser und Janas Handschuhe legte er schnell auf der Wiese nahe der Leiche ab. Sein I-Phone platzierte er ein zweites Mal in der Nähe der rechten Körperhälfte der Leiche und verschwand.

Am nächsten Tag gab er der Polizei einen anonymen Hinweis, dass Dr. Jana Schuhmann am Tatort mit einem Messer gesichtet worden sei.

Dieses Mal saß der Mörder auch nicht im Zuschauerbereich des Gerichtssaals, dennoch war er anwesend im Gerichtssaal.

18.

Er hatte es so satt erpressbar zu sein. Ihm reichte es. Als die fremde Frau vorgestern anrief und eine Million Euro dafür verlangte, dass sie ein Bild von ihm mit Dr. Jana Schuhmann beim Drogenhandel nicht veröffentlichte, da rastete er aus. Richter Seidel hatte sich um 20:45 Uhr mit der Frau unter etwas abgelegenen Baum in Oberkassel zur Geldübergabe getroffen. Die Frau war offensichtlich kein Profi. Sie kam allein, elegant gekleidet in Pumps und verlangte das Geld. Sie zeigte ihm das Foto. Jana war darauf eindeutig zu erkennen wie sie ihm gegen Geld, Drogen übergab. Das Foto ließ keinen Raum für Interpretationen. Die Straßenecke im Hintergrund, die vielen 200 Euroscheine. Als die Erpresserin gerade wegschaute, um ihre Tasche zu öffnen und das Handy dort wieder zu verstauen, zückte er das Messer. In einer blitzschnellen Reaktion nahm er das Küchenmesser, das er von zu Hause mitgebracht hatte und stach wie in Trance zu. Er traf direkt die Halsschlagader. Das Blut spritze aus der Wunde. Die Frau machte kein Geräusch mehr, da ihr die Luft weg blieb. Nur ein leichtes Wimmern konnte er mit jedem Pulsschlag, der das Blut vermehrt aus ihrem Körper katapultierte, vernehmen. Die Augen weit aufgerissen, schockiert und überrascht von der Reaktion ihres Gegenübers. In seiner Wut, stach er der nun am Boden liegenden Frau noch mehrmals heftig in den Hals- und Gesichtsbereich. Er war sich sicher, dass sie sterben würde, wenn sie nicht bereits tot war. Richter Seidel packte das Messer in seine Tasche und fuhr schnell mit seinem Auto, das er bereits mit Plastik ausgelegt hatte, nach Hause und vernichtete alle Hinweise.

Er legte sich schlafen, doch die Ereignisse überschlugen sich in seinem Kopf. Mit einem Mal schreckte er aus dem Halbschlaf nach oben. Das Blut gefror ihm vor Schreck. Mist, er hatte das Handy vergessen mit dem Bild drauf. Dieses musste sich in der Handtasche der Erpresserin befinden. In der Hoffnung, dass die Polizei noch nicht am Tatort war, fuhr er zurück über die Rheinbrücke nach Oberkassel zum Tatort. Dort lag jetzt ein Küchenmesser und Handschuhe und wie war das möglich? Jemand hatte der Toten den rechten Zeigefinger abgeschnitten. Unglaublich. Kaum war er weg, hatte hier jemand gewütet. Die Handtasche war weg. So ein Mist! In wessen Hände war das Handy wohl geraten? Doch dann erblickte er etwas in der linken Hand der Toten. Wie konnte das sein? Dort war das Handy platziert worden. Er ergriff es und verließ den Tatort so schnell er konnte.

Der Mörder saß auf der Richterbank und fragte den Zeugen, den Wachmann Freddie Keller, nach der Uhrzeit, zu der die Angeklagte die Kanzlei verlassen hatte.

3 thoughts on “Recht im Unrecht

  1. Hi, eine tolle Geschichte mit einem großartigem Twist am Ende. Auch das offene Ende gefällt mir sehr.
    Ich habe aber auch ein paar Fragen / Anmerkungen, die mir beim Lesen aufgekommen sind :
    – Als Top-Anwältin hätte doch Jana niemals einen Tatort betreten, vor allem, wenn sie, wie beschrieben, nicht sicher ist, ob der Täter noch in der Nähe ist. Die logoschere Reaktion wäre, sofort die Polizei zu rufen. Außerdem hätte sie niemals irgendwas am Tatort angefasst, um den Tatort nicht zu kontaminieren.
    – Bei der Rückblende zur versuchten Vergewaltigung ( übrigens eine schöne “Nebelkerze” … ) kam mir ein wenig zu oft die Wiederholung “es war doch klar, was sie wollte…”, das machte das Lesen hier etwas sperrig für mich.
    – “Seine Frau hatte ihn mit den Kindern aus der Villa geworfen ..:” das liest sich, als wenn die Kinder mit ihm zusammen die Villa verlassen mussten? Das ist sicher nicht so gewollt gewesen, oder ?
    – Der Wachmann war für meinen Geschmack etwas zu schnell überredet, vor allem, wenn man bedenkt, dass er Max nicht mochte, Jana aber sehr wohl. Da wäre doch die erste Reaktion eher abwehrend…
    – Die Geldnot von Fred finde ich auch zu krass dargestellt, bzw nicht schlüssig erklärt. Im deutschen Sozialsystem bringt einen ein Kind nicht sofort an den Rand der Existenz, auch das Kind zur Adoption freigeben zu wollen, erscheint mir etwas zu dick aufgetragen. Vielleicht wäre hier eine Spielsucht oder Ähnliches als Erklärung, warum er sich kaufen lässt besser?
    – Die Beweismittel in Max´ Büro? Der ist doch schon längst gekündigt, da hat er doch sicher kein Büro und Zugang mehr zur Kanzlei
    – Und woher sollte Jana davon wissen oder ahnen, wo die Sachen sein sollten ?

    Das sind ein paar Kleinigkeiten, die mir an der ansonsten tollen Geschichte aufgefallen sind. Mein Like hast Du auf jeden Fall.

    P.S. vielleicht hast Du ja auch Lust, meine Geschichte zu lesen >>Glasauge
    Über ein Feedback würde ich mich freuen

  2. hi, ein wirklich wichtiges Thema sprichst du da mit deiner Geschichte an. habe bis zum Schluss gespannt gelesen. klasse Tiwst! ich finde man merkt zwar, das du noch am Anfang stehst, aber auf einem sehr guten Wege bist, was deinen Schreibstil und die Konstruktionen angeht. an Kreativität mangelt es dir auf jeden Fall schon mal nicht! mein Like hast du und ich hoffe es kommen noch ein paar dazu! wenn du magst lass mir doch auch ein Feedback und bei Gefallen ein Like da. Beste Grüße, Patricia.

    https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/hinter-den-kulissen

Schreibe einen Kommentar