Laura RegenauerRollentausch

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Lena:

 

Es ist ein sonniger Tag im April. Wie jeden Montag mache ich mich auf den Weg, um meinen Wocheneinkauf zu erledigen. Kurz nachdem ich die Wohnung verlasse, werde ich zu einer neuen Whats App Gruppe eingeladen – wie sehr ich diese Gruppen hasse. Die Gruppe trägt den Namen “Klassentreffen“ – oh nein denke ich, nicht schon wieder. Ich stelle mir jedes Jahr wieder die Frage, warum ich überhaupt noch zu den alljährlichen Klassentreffen eingeladen werde. Schließlich bin ich seit unserem Abschluss im Jahr 2010 auf keinem einzigen aufgetaucht.

Und das aus gutem Grund, meine Schulzeit ist ein Kapitel in meinem Leben, auf das ich ungern zurückblicke. Mich interessiert es auch nicht, was meine ehemaligen Klassenkameraden heute beruflich machen und ob sie Kinder haben. Dieser ewig andauernde Smalltalk ist einfach nichts für mich. Daher stelle ich die Gruppe auch direkt auf stumm.

Ich stecke mein Handy wieder in die Tasche und mache mich auf den Weg zum Supermarkt. Glücklicherweise ist der nur 5 Minuten zu Fuß von meiner Wohnung entfernt – der Vorteil einer Großstadt. Aufgewachsen bin ich in einem kleinen Dorf, einige Stunden von hier entfernt. Dort kennt jeder jeden und somit tratscht auch jeder über jeden. Nach meinem Abi entschied ich mich daher direkt für das Leben in der Großstadt, ich genieße diese gewisse Anonymität die mir hier zu Teil wird. Zu meinen Freunden aus der Heimat habe ich keinen Kontakt mehr, ich habe mir hier einen komplett neuen Freundeskreis aufgebaut – ein Neustart sozusagen.

Ich laufe die Straße entlang und stolpere über etwas, ich schaue auf den Boden – es ist ein Handy. Wie kann jemand heutzutage einfach sein Handy auf offener Straße verlieren ohne es zu merken? Mir fehlt mein Handy schon, wenn ich nur von der Küche auf die Toilette gehe.

Ich blicke mich um, kann jedoch niemanden erkennen der panisch auf den Boden schaut und sein Handy sucht. Ich hebe es auf und werde es nach meinem Einkauf im Fundbüro abgeben. Der Besitzer wird sich sicher freuen, denn man verwaltet ja quasi sein komplettes Leben auf diesen Dingern.

Etwas neugierig, wer der Besitzer dieses Handys ist bin ich dann doch, ich betätige eine Taste, so dass der Bildschirm kurz aufleuchtet. Vor Schreck hätte ich das Handy fast direkt wieder fallen gelassen, denn mir lächelt mein eigenes Gesicht entgegen. Was zu Hölle soll das denn?! Das kann ja wohl nur ein schlechter Scherz sein! Ich schaue mich erneut um, doch erkenne niemanden der mich beobachtet.

Mein Einkauf rückt gerade ganz nach hinten auf meiner To Do Liste. Ich mache auf dem Absatz kehrt und gehe zurück nach Hause. Dort angekommen, koche ich mir erstmal einen Tee und mache es mir auf dem Balkon bequem. Nun los, dann sehen wir mal, was es auf diesem Handy noch zu finden gibt. Ich versuche das Handy zu entsperren. Normalerweise kommt hier die Abfrage eines Zahlencodes, doch Fehlanzeige, ich kann ohne Probleme die Bildgalerie aufrufen. Merkwürdig, ich kenne niemanden, der sein Handy nicht durch einen entsprechenden Code vor fremden Augen schützt.

Ich schaue mir die komplette Galerie auf diesem scheiß Teil an und fühle mich mit jedem Foto unbehaglicher. Es sind Fotos von mir vor meiner Wohnung, vor der Arbeit, im Park und oh mein Gott – sogar Bilder von mir wie ich mich umziehe – in meiner Wohnung, fotografiert durch das einzige Fenster, an welches ich noch keine Vorhänge angebracht habe. Habe ich einen Stalker oder was soll dieser Mist? Sowas haben doch normalerweise nur bekannte Persönlichkeiten. Das ist mehr als unheimlich, ich fühle mich gerade selbst wie in einer dieser True Crime Dokus, die ich mir abends so gerne ansehe.

Wer auch immer diese Fotos gemacht hat, weiß alles über mich. Panik steigt in mir auf.  Was soll ich denn jetzt machen? Die Polizei anrufen? Einen Freund anrufen? Ich bin mit der Situation komplett überfordert. Ich werde erst einmal ein Bad nehmen um etwas runterzukommen. Das Handy lege ich über Nacht erst einmal weg, ich habe morgen noch genug Zeit um zu überlegen, wie ich jetzt weiter vorgehen werde.

 

 

Die Person:

 

Ich stehe gut getarnt hinter einer Litfaßsäule und beobachte Lena dabei wie sie das Handy aufhebt und sich anschließend umschaut. Mein Plan geht also auf – man kann aber auch wirklich die Uhr nach ihr stellen, sie verlässt ihre Wohnung jeden Montag um exakt 17:00 Uhr.

Auf dem Handy sollte genug Material sein um ihr die Angst zu geben die sie verdient. Ich habe extra den Sperrcode entfernt, dass sie auf jeden Fall all meine Werke bewundern kann.

Sie soll wissen, dass ich ihr ganz nah bin und ihr mit jedem Tag noch ein Stück näherkomme.

 

 

Lena:

 

Ein dunkel gekleideter Mann folgt mir durch die Straßen, ich versuche zu rennen doch meine Beine bewegen sich einfach nicht. Der Mann kommt immer näher und ich komme einfach nicht vom Fleck. Ich schreie um Hilfe, doch niemand scheint mich zu hören, alle Menschen laufen achtlos an mir vorbei und würdigen mich keines Blickes. Warum hilft mir denn niemand? Der Mann lächelt boshaft und erinnert mich ein wenig an die Figur des Jokers aus dem gleichnamigen Film.

Kurz bevor der Mann mich erreicht, wache ich schweiß gebadet auf und stelle erleichtert fest, dass ich nur geträumt habe. Doch schnell fällt mir das Handy wieder ein und meine Erleichterung ist wie weggeblasen.

Nachdem Frühstück nehme ich mein Handy in die Hand und wähle Manuels Nummer, er ist nun seit rund fünf Jahren mein bester Freund und unterstützt mich in allen Lebenslagen. Er ist der Erste,den ich anrufe, wenn mich irgendetwas bedrückt. Was würde ich nur ohne ihn machen?

>> Hi Manu, hast du ein paar Minuten für mich? <<

>> Na klar, für dich doch immer – was gibt es denn? <<

Allein seine Stimme gibt mir schon ein Gefühl von Geborgenheit.

>> Das klingt total verrückt, aber ich habe gestern in meiner Straße auf dem Boden ein Handy gefunden, auf dem sich hunderte Bilder nur von mir befinden. Seitdem fühle ich mich total unwohl und weiß gar nicht was ich machen soll…<<

>> WOW du hast was?! Meinst du Alex hat etwas damit zu tun? <<

Alex ist mein Ex – und ja er war mehr als sauer als ich ihn damals verlassen habe, aber würde er tatsächlich einen solchen Aufwand betreiben? Und mir auf Schritt und Tritt folgen?

>> Ach ich weiß nicht, irgendwie traue ich ihm das nicht zu.. Was hat er denn davon? Meinst du ich soll zur Polizei gehen? <<

>> Zur Polizei?… <<

Fragt Manu verächtlich.

>>.. meinst du ernsthaft die unternehmen etwas? Du verdächtigst ja nicht einmal jemanden. Die warten immer nur bis mal wirklich was passiert – bevor die ihre fetten Ärsche hochbekommen. Ich mache dir einen Vorschlag, jedes Mal wenn du dich unwohl oder beobachtet fühlst rufst du mich an, ja? Und wenn es hart auf hart kommt, kann ich gerne auch für ein paar Tage bei dir übernachten. Auf der Couch natürlich >>

Ich lächle, Manu ist echt ein Goldschatz.

>> Alles klar machen wir so! Danke, dass ich mich immer auf dich verlassen kann. Ich muss los – ich habe ganz vergessen, dass ich noch einen Frisörtermin habe. wir hören uns, ja? >>

>> Jederzeit! Melde dich einfach, wir hören uns meine Liebe <<

Nachdem Telefonat mache ich mich auf den Weg, ein bisschen verwöhn Programm wird mir guttun. Außerdem quasselt meine Frisöse immer so viel, da kann ich nur auf andere Gedanken kommen. Den ganzen Weg schaue ich mich immer mal wieder um. Ob ich gerade jetzt in diesem Moment beobachtet werde?

 

 

Die Person:

 

Wir haben also heute einen Frisörtermin, Lena. Ich mache mich sofort auf den Weg.

 

Lena:

 

Mein Tag heute läuft besser als erwartet. Ich genieße es, mir von Melanie die Haare waschen zu lassen. Während das warme Wasser über meine Haare läuft und ich den Kopf massiert bekomme, schließe ich die Augen und fange an mich zu entspannen. Als ich wieder an meinem Stammplatz in der rechten hinteren Ecke sitze, sehe ich, dass eine neue Crime Zeitschrift bereits parat liegt. Ich schaue rüber zu Melanie.

>> Na, gefällt sie dir? Mittlerweile weiß ich doch, was für ein True Crime Junkie du bist. Ich sorge jedes Mal eigenhändig dafür, dass du während deines Termins mit neuem Stoff versorgt bist <<

Ich grinse sie an, na da kennt mich aber jemand gut.

>> Oh noch ein True Crime Fan? >>

Ich schaue nach rechts. Die Frau auf dem Platz neben mir lächelt mich an.

>> Bei mir im Freundeskreis teilt niemand diese Leidenschaft >>.

Wir kommen ins Gespräch und stellen schnell fest, dass wir mehr Gemeinsamkeiten haben, als nur den fable für alles, was mit True Crime zu tun hat. Da wir ungefähr zeitgleich mit unseren Terminen fertig sind, verabreden wir uns spontan noch auf einen Kaffee. Wir verbringen einen schönen Nachmittag gemeinsam und für eine kurze Zeit vergesse ich tatsächlich meine Angst. Während wir uns verabschieden, verabreden wir uns bereits für den nächsten Tag. Ich mache mich gut gelaunt auf den Heimweg, ich bin unendlich dankbar Jule kennen gelernt zu haben.

 

 

 

 

Die Person:

 

Lena trinkt wie immer einen Latte Macchiato, ihren Lieblingskaffee. Sie ahnt ja nicht wie leicht sie mir die ganze Sache macht. So schnell lässt sie sich von einer netten Fassade täuschen.

 

Lena:

 

Ich stehe vor meiner Haustür und schaue schockiert auf den Flyer, welcher dort angebracht ist. Als Überschrift steht hier: Haben Sie mich gesehen? Und direkt darunter befindet sich ein Bild von mir.

Die Leichtigkeit, die ich den ganzen Tag verspürt habe, schlägt innerhalb einer Millisekunde wieder in Furcht um. Ich schaue nach rechts und dann nach links, doch ich sehe nichts Auffälliges. Ich entferne den Flyer von der Tür und gehe umgehend in meine Wohnung. Falls ich mich doch entscheide zur Polizei zu gehen, ist es sicher von Vorteil Beweise zu sammeln.

Ich stehe im Park und warte auf Jule, ich habe letzte Nacht kaum ein Auge zugemacht. Ich hoffe immer noch, dass der, der mir diese Streiche spielt, so schnell damit aufhört wie er damit angefangen hat.

Ich erzähle Jule die ganze Geschichte und bitte sie um Rat. Sie bietet mir an mich zur Polizei zu begleiten, doch ich lehne dankend ab. Was wenn dann alles noch viel schlimmer wird? Alternativ schlägt sie mir einen Wochenendtrip vor um auch mal Abstand von meiner Wohnung zu bekommen, in der ich mich die letzte Zeit immer so beobachtet fühle.

Ich lasse mich überreden und wir wollen noch am selben Abend los. Jules Eltern haben eine abgelegene Waldhütte, die c.a eine Stunde mit dem Auto entfernt ist. Da werde ich auf jeden Fall genug Distanz zu allem bekommen, zumindest für eine kurze Zeit.

 

Die Person:

 

Eine einsame Hütte im Wald. Lena, du läufst mir von ganz allein in die Falle. Jetzt dreht sich der Spieß also endlich um

 

Lena:

 

Ich packe gerade meine Tasche, als es an der Tür klingelt. Da mein Türsummer seit Monaten nicht funktioniert, gehe ich direkt zu Tür. Doch da steht niemand, stattdessen liegt nur ein Paket auf dem Boden. Ich hebe es auf, es ist an mich adressiert. Ich schaue die Straße runter und sehe eine bekannte Person. Ist das Manu? Der wohnt doch in einem ganz anderen Stadtviertel. Bevor ich ihn rufen kann, biegt er auch schon an der nächsten Kreuzung nach rechts ab. Ich fange offensichtlich schon an zu halluzinieren.

Vermutlich mal wieder ein Paket meiner Eltern, sie schicken mir regelmäßig Pakete mit teuren Geschenken um ihr schlechtes Gewissen zu beruhigen. Ich öffne den gelben Karton und sehe eine Puppe darin liegen. Naja, aus diesem Alter bin ich schon seit Ewigkeiten raus, das sollten selbst meine Eltern wissen.

Ich nehme die Puppe in die Hand und sehe, dass aus ihr eine Schnur baumelt. Ich ziehe daran und aus der Puppe kommt eine gruselig verzerrte Stimme die sagt:

<< Ich sehe dich >>

Ich ziehe erneut an der Schnur, doch sie sagt jedes Mal nur diesen einen Satz. Ich schütte den kompletten Inhalt des Pakets auf meinem Esstisch aus, doch nichts. Keine Karte, kein Zettel – nichts.

Dieses Paket kommt mit Sicherheit nicht von meinen Eltern.

Nach unserem Wochenendtrip werde ich definitiv zur Polizei gehen, egal was Manu dazu sagt. Es reicht, ich werde nicht abwarten bis dieser Geisteskranke in meine Wohnung einbricht oder mich auf der Straße abfängt. Ich möchte nicht enden wie Elizabeth Short.

Jule steht gegen 19:00 Uhr vor meiner Tür und los geht’s. Ich erzähle ihr nichts von der Puppe. Ich möchte unseren Trip nicht direkt mit schlechter Stimmung versauen.

In der Hütte angekommen öffnet Jule die erste Flasche Wein. Ich schaue mich derweil um. Ihre Eltern haben definitiv Geschmack, man fühlt sich wie im Urlaub. Im Untergeschoss befindet sich eine große Küche, inklusive Kochinsel mit Barhockern, ein gemütliches Wohnzimmer, deren Couches statt auf einen TV auf einen Kamin ausgerichtet sind und mein persönliches Highlight, einen Whirlpool. Ich habe tatsächlich noch nie einen Indoor Whirlpool gesehen. Noch dazu mitten im Raum.

Wir verbringen einen tollen Abend zusammen und ich kann sogar wieder so viel lachen, dass mir 1-2 Tränen aus den Augen kullern.

Später am Abend sagt Jule, dass sie uns nur schnell neuen Wein aus dem Auto holen muss. Kurz darauf fällt die Tür hinter ihr ins Schloss. Ich setze mich mit meinem letzten Schluck Wein auf die Couch, mache die Augen zu und genieße die Minuten ganz alleine.

Die Tür öffnet sich wieder. Da ich mit dem Rücken zu ihr sitze rufe ich nur:

<< Wow, das ging ja flott. Da ist aber jemand besonders durstig <<.

Plötzliche spüre ich einen harten Schlag auf den Hinterkopf und alles um mich herum wird auf einmal schwarz.

Als ich wieder zu mir komme, sitze ich gefesselt an einem Stuhl. Ich kann weder Arme noch Beine bewegen. Mein Kopf dröhnt, als hätte mir jemand den halben Schädel eingeschlagen. Ich schaue mich in der Hütte um, doch ich kann niemanden entdecken. Ich rufe Jules Namen. Keine Reaktion.

Hinter mir höre ich plötzlich Schritte, die immer näherkommen. Ich fühle mich wie in einem meiner Alpträume, nur, dass das hier gerade bittere Realität ist.

Ich kann mich kaum bewegen, geschweige denn mich umdrehen um zu sehen welches Arschloch, sich so feige an mich heranschleicht. Ich spüre feuchten Atem in meinem Nacken, mir stellen sich sofort die Haare auf.

 

Die Person:

 

Da sitzt sie also bewusstlos und gefesselt vor mir. So lange habe ich auf diesen Moment gewartet. Lena soll endlich das bekommen was sie verdient. Sie hat mir mein Leben zerstört und jetzt bin ich an der Reihe.

 

Lena:

 

Die Person flüstert mir ins Ohr:

>> Na, hast du Angst? <<

Ich erkenne die Stimme nicht, sie wirkt seltsam verzerrt. Plötzlich stellt die Person sich vor mich. Sie trägt eine Maske und warte täusche ich mich oder soll diese Maske mich selbst darstellen?

>> Was hast du Jule angetan, du Schwein? <<

>> Wie kommst du darauf, dass ich ihr etwas angetan habe? Ich bin ganz allein wegen dir hier! >>

>> Was willst du von mir? Was habe ich dir getan? <<

>> WAS DU MIR GETAN HAST? << Brüllt die Person mich an.

>> Erinnerst du dich nicht mehr? Du hast mir während der Schulzeit mein Leben zerstört! Klar, das kann man ja auch mal vergessen. Ihr hattet damit ja auch schließlich euren Spaß. Ich helfe dir ein bisschen auf die Sprünge. Du hast mich einmal zu Sandys Party eingeladen, hast so getan als würdest du mich wirkliche nett finden. Ich, so blöd wie ich war, dachte wirklich du meinst es Ernst und bin zu dieser beschissenen Party gekommen >>

Während die Person mit mir spricht läuft diese die ganze Zeit im Raum auf und ab.

>> Ihr habt mich abgefüllt. Ich dachte ich gehöre endlich dazu. Aber nein, was habt ihr gemacht? Ihr habt gewartet bis ich so besoffen war, dass ich nicht einmal mehr wusste wo ich bin. Dann habt ihr mir die Klamotten ausgezogen, mich überall bemalt, davon auch noch Fotos gemacht und diese ekelhaften Nacktfotos überall verbreitet. WISST IHR EIGENTLICH WIE SICH DAS ANFÜHLT? Wenn man das Gespött der Schule ist? Und als hätte das nicht schon gereicht, habt ihr Hassgruppen auf Facebook gegründet und euch in der Anonymität des Internets auf mich gestürzt. Ich war weder in der Schule noch zu Hause vor euch sicher. Genauer gesagt vor dir, du hast die anderen immer mehr und mehr aufgestachelt. Weißt du eigentlich, dass Fotos nie wirklich aus dem Internet verschwinden? Nach dem Abschluss hast du es dir schön einfach gemacht und bist einfach in eine Großstadt abgehauen. Bist du vor dir selber geflohen? Konntest du es nicht ertragen, so ein schlechter Mensch zu sein? Ich muss mich dank dir bis heute mit diesen Fotos rumärgern. Wusstest du, dass mittlerweile die Kinder eurer tollen Gang wissen wer ich bin? Das Ganze geht gerade wieder von vorne los <<

Jetzt wird mir einiges klar. Daher die komischen Vorkommnisse die letzten Tage, es geht hier um Rache. Ich habe diese schreckliche Zeit von damals so gut verdrängt wie nur möglich. Ich weiß, dass ich abscheulich war – dafür schäme ich mich bis heute. Aus diesem Grund habe ich auch nie wieder darüber gesprochen. Nicht einmal mit Manu.

>> Ich wette du erinnerst dich nicht mehr an meinen Namen, habe ich Recht? Das war mir klar. Daher konnte ich auch die ganze Zeit in deiner Nähe sein, ohne dass du auch nur den leisesten Verdacht hattest. Ich habe mich optisch ziemlich verändert weißt du? Ich bin nicht mehr die fette Person von damals, ich habe einiges aus mir gemacht. Und auf einmal konntest du nett zu mir sein, ohne, dass dir bewusst war wen du da vor dir hast. <<

Die Person holt ein Messer und eine Polaroid Kamera aus einem schwarzen Rucksack der vor der Couch steht und kommt wieder zu mir zurück.

>> w-w-w-was hast du mit dem Messer vor? >>

Die Person lacht und läuft noch ein Stückchen näher auf mich zu.

>> Das wirst du früh genug sehen, meine Liebe. Ich halte auch alles schön für die Nachwelt fest – das habe ich von dir gelernt, weißt du? >>

Er deutet mit dem Kinn in Richtung Kamera.

Nun beginnt die Person sich die Maske langsam vom Gesicht zu pellen und ich erstarre als ich erkenne wer sich tatsächlich hinter dieser verbirgt.

One thought on “Rollentausch

  1. Liebe Laura,
    Yey – ein offenes Ende. Die lieb ich ja. Da entscheidet sich dann immer direkt ob die Geschichte gut war oder nicht. Denn wenn man instant auf einen zweiten Teil hofft, hat sich diese Frage dann wohl schon bereits geklärt. In deinem Fall, geht es mir da nicht anders. Wessen Maske wurde da runtergelassen? War es Jule? War es Manu? Oder gar eine Dritte Person?
    Sehr cool, das macht Lust auf mehr!
    Dran bleiben!
    Herzlich – die Lia 🌿💚

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