LucRobbeSchreibblockade

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Ich sitze im Café. Und rauche.

Hocke dich einfach rein, hat er gesagt, zünde dir eine an, nur der feinste Tabak!, dann lege dir Block und Stift zurecht, atme ein und aus, aber nie die klare Luft, nein, nur rauchschwangere sollst du atmen, und konzentriere dich auf jeden Zug.
Wenn du fertig geraucht hast, drücke sie genussvoll aus, LAUSCHE DEM ERLISCHEN, und atme dann die Caféluft, bis du klar genug im Kopf bist, um einen Wein zu bestellen.
Den trinkst du dann hastig, schlucke ihn am besten in einem Zug, dass es dir fast zu den Mundwinkeln rausläuft, aber mach ja nicht das neue Hemd schmutzig, dass du extra für den  Anlass gekauft hast. Ist der Wein erstmals im Magen, und ich hoffe, du hast den roten genommen, den ich dir schon so oft empfohlen habe, beginnst du mit der Überschrift.
Kritzle sie hin, schmiere oder wische sie einfach.
Am besten du polierst mit dem Handrücken nach, damit sie gut verschmiert ist, und stemple bei Gelegenheit mit deinem Handrücken wenige weitere Seiten ab, um deine Initialen, deinen Tintenduft zu hinterlassen, ja, uriniere deine Tinte nur generös auf das Papier, dass jeder weiß, der das Buch hier zufällig findet, wenn du es mal wieder im Suff in irgendeiner Bar vergessen hast, wem es gehört, nämlich dir, dem Gröbsten und Größten aller Autoren, dem Herzraser und Herzzerfaserer, dem Schmarrer und Honk, dem verblassten und kommenden Stern des Literaturhimmels, dem Wollenden, dem mit Ambitionen, dem mit, ja, Herz!
Schau mich nicht so an, schau dich an: DU HAST HERZ! Das mag man bei deiner Prosa nicht denken – du schreibst immer nur übers Ficken und Schlagen, lässt deine Figuren nebenbei schwadronieren und philosophieren und flennen und fluchen, damit man nicht merkt, dass es dir eigentlich nur ums Ficken und Schlagen geht –, aber tief unter dieser Rostkruste bist du ein guter Mensch, das hat Mutti immer schon gesagt, also meine, aber deine bestimmt auch, also hab´dich nicht so, du bist gerade beim Wein, und nach dem kommt, du weißt es, ja, richtig erraten!, der Whiskey, also bestell ihn und gönne dir wenige sanfte Schlucke, sodass es nur mild brennt, und lösche das Brennen mit einer weiteren Zigarette ab, so ist es fein!
Was jetzt, fragst du?
Was denkst du denn? Du willst also zu schreiben beginnen?
Glaube mir, das ist falsch. Steh auf und bezahle an der Kasse.
Danach trinkst du noch einen letzten Schluck und löscht die Zigarette im restlichen Whiskey.
Geh jetzt aus dem Café.
Zu hell seine Lichter, zu gemütlich die Atmosphäre.

Das ist doch ganz unpassend für das, was du heute erschaffen willst.

Da fehlt das nötige Schwarz…
Wie soll denn unter dem Ficken und Schlagen etwas mit Herz entstehen, wenn du in einer so familiären Atmosphäre hockst, Whiskey und Wein süffelst wie ein Schnösel.
Das wird nichts! Du brauchst Härteres!
Du musst weg von dem, was SIE Körperbewusstsein nennen. Schau auf das Handy, das ich dir gegeben habe, da auf der Toilette. Schau dir die Bilder an, die ich von dir gemacht habe. So stehst du, so läufst du, krumm und eingesunken vom Sitzen und Rauchen, betrachte deine Körperhaltung und dein Gesicht, und akzeptiere, dass du im Leben nichts hast außer das Schreiben.
Geh zum nächsten Café! Warum, fragst du? Wo ich dich doch aus dem Letzten gescheucht habe? Du brauchst Kaffee, Koffein, ist das nicht klar?, den ganz legalen, schwarz-süffigen Rausch!
Also bestell dir gleich fünf Tassen. Ach was, mach zehn daraus! Dazu drei Espressi und eine Schachtel Kippen, frisch verpackt, mit Folie und allem.
Und jetzt: Konsumiere!
Gefällt es dir, wie dein Herz rast? Nein? Dann rauche noch eine! Und darauf dann einen Espresso. Zur Milderung einen schwarzen Kaffee, jauchze! Drehe deinen Kopf, da unter den ausgeschnittenen und eingerahmten, polierten und ausgestellten (nackt! NACKT! Wir sind alle nackt und ausgestellt!) Zeitungsartikeln an den Wänden ist ein Spiegel, also betrachte dich darin: Oh, du spürst es. Distanzierst du dich schon von dir? Deiner kleinen, mickrigen Existenz (nackt in einem unfassbaren Universum!)? Die Person da im Spiegel, das bist gar nicht du. Das ist nur ein Fleischhaufen, ein halbwegs funktionierendes Menschlein, das spürt, dass der Verfaulungsprozess bereits eingesetzt hat. Das Ding da, das Gebückte auf dem Stuhl, das unbewusst zu „Hero“ vom toten Bowie (tot, ja der Tod, der holt sich auch die Großen, auch dich irgendwann, also schreib, verdammt, beeil dich, verflucht), das eben zu diesem einen sehr bekannten Song mit dem Kopf wackelt, dieses Menschlein ist nur der Füllerhalter für deine dunkle Tinte, deinen Kreativstrom, also distanziere dich noch weiter, schlucke, schlucke, schlucke, und der Kaffee bringt deine Hülle fast zum kotzen, also lass sie bezahlen und steuere sie aus der Bar, wirf die leere Schachtel weg und kauf eine neue, und rauche, rauche, rauche, bis du zum guten Teil der Stadt, zum besseren Teil der Nacht kommst, da, wo die Bässe vibrieren, und dein Herz noch heftiger hüpft!
Gehe in eine Kneipe für Studenten.
Was, du bist nicht mehr der Jüngste? Eine wahrlich zerschmetternde Erkenntnis!
Wir haben es doch alle im Spiegel gesehen! Deine grauen Haare, dein zermürbtes Gesicht.
Ach, jetzt willst du mich also auch noch verbessern?

Was habe ich gesagt? Dass du nur deine Hülle steuerst?
Also deine Hülle alt ist und nicht du?
Habe ich das also wirklich gesagt?
Kann ich mir vorstellen, dass ich so etwas sage, ich bin ja auch der Führer durch deine Nacht.
Der, der dir die Erleuchtung und die Dunkelheit bringt!
Ist doch nur konsequent, wenn ich so etwas sage!
Also, du hast dir gerade selbst widersprochen.
Jammere nicht über deine Probleme, wenn es doch eigentlich die deiner Hülle sind.
Lass die Energien frei, die in dir harren!
Da ist ein Mädchen am Tresen, das zu dir herübersieht.
Deine blonden Haare, deine frisch getrimmten Wangen betrachtet.
Lege die Stirn in Falten, das gefällt ihr. Nein, erst einmal keinen Blickkontakt, schau weg, schau zur Wand mit den Girlanden und Partybildern, da muss mehr Arroganz in deinen Blick und dazu eine leicht gekräuselte Lippe. Die soll Selbstsicherheit ausstrahlen.
Fein. Warte. Trinke. Verschütte nichts.
Stelle das Glas ab. Sachte. Spürst du das Brennen des Whiskeys? Keine Miene verzerren!
Auch nicht husten. Steh auf, klopf aufs Tresen, drei Mal, schnalze dir eine Zigarette in den Mund. Lass sie auf der Unterlippe kleben.
Geh vor die Tür, rauche und warte. Hörst du das Donnern am Himmel? Schließe die Augen, und zieh, zieh, zieh an der Kippe. Der rote Schein auf deinen Lidern. An was denkst du?
An brachiale Stürme, die Häuser und Menschen in Stücke rupfen? An Sonnen, die Netzhäute verkohlen, Pupillen wie Glas zerspringen lassen? An die zermalmenden Meteoriten?
Nein, du denkst wieder an die Rolling Stones. Daran, dass du nie Zufriedenheit erlangen wirst.
Nie das bekommen kannst, was du willst. Aber was bringt das? Wenn du doch am Ende das bekommst, was du brauchst. Die Dunkelheit und den Strom. Die Erkenntnis und die Tinte.
Öffne die Augen! Sie steht neben ihr!
Ihre Stimme ist weich, fast samtig, auch tonlos, mit Piepsern dazwischen, die sich wie Eisenspäne in Watte anfühlen. Drehe ihr den Kopf zu. Du siehst ihre Tattoos, die blassen, wässrigen Augen. Und ihre Nase! Die Sommersprossen.
In der Bar hat sie hässlicher ausgesehen, nicht? Hast sie für ein Mäuschen gehalten, ganz grau und schlicht, und nicht so wild, wie sie jetzt wirkt?
Jetzt werde bitte nicht nervös. Lass dir nichts anmerken. Kräusle die Stirn, die Lippen, blicke skeptisch und warte, bis sie das Wort ergreift.
Öffne die Augen!
Ihr liegt in ihrem Bett, kuschelnd. Du streichelst ihr Gesicht. Küsst sie auf die Stirn. Willst ihr zeigen, was für ein netter Kerl du bist. Immer gewesen bist. Zu all deinen Freundinnen.
Der Gute, der Brave. Deine Hundeaugen. Welpentränen.
Feucht und ehrlich.
Sie schaut zu dir auf, aus deiner Armkuhle, Augen wie das Meer (blass, sie waren doch so blass, als du sie das letzte Mal angesehen hast), küss mich, sagt sie, küss mich da unten, ich kann es nicht mehr,  das Warten, ich will dich… und du wirfst sie von dir, reißt ihr die Hose bis zu den Knöcheln. Ihre Augen panisch, das Meer in Wallung, ist es Angst?
Doch dann ist da wieder der verträumte Blick, und ein Hauch von Begeisterung.
Also doch! Schau doch, wie wild sie plötzlich wird. So waren sie nie, deine Exfreundinnen, leidenschaftlich! Keiner will einen Welpen.
Warum akzeptierst du das nicht endlich?
Sei ein Wolf! Knurre.
Öffne die Augen.
Der Mond brennt sich in ihr Zimmer, und es ist immer noch viel zu hell.
Sie liegt da, die Decke halb abgestreift. Du siehst ihre Nippel, ihren Bauchnabel, einen Zipfel ihres Schamhaares. In der letzten Stunde bist du nicht gekommen, sie mehrmals.
5:0. Fünf zu null.
Dein Penis ist immer noch erigiert.
Du wolltest ihr wehtun, hast sie nur beglückt.
Du denkst an dein Manuskript. An deine/meine Wörter.
An die Buchstaben in deinem Notizheft.
Die Buchstaben auf ihrem Rücken. Fate, dort neben den Muttermalen auf ihrer weißen Haut, da, wo eben ihr Schweiß in dünnen Linien auf deine Zunge gelaufen ist.
Du reibst dir das Gesicht, stehst auf, taumelst zur Toilette, pinkelst.
Der Toilettensitz feucht, du wischt ihn trocken, streckst dich und atmest. Atmest.
Aus der Küche hörst du den Plattenspieler.
Sie ist aufgestanden. Im Spiegel betrachtest du deine Falten, dann zündest du dir eine Zigarette an und verlässt den Raum. Hinter dir gibt die Toilettenspülung ein Pfeifen ab. Kurz vor der Küche drehst du um, schließt dich erneut im Bad ein. Du masturbierst vor dem Spiegel.
Denkst dabei an euren Sex. Denkst daran, wie sehr es dich gelangweilt hat in ihr zu sein. Stellst dir vor, wie du ihr Gesicht blutig schlägst, und weißt wie ich, dass du zu schwach bist, dass das hier keinen Zweck hat, dass dadurch weder Dunkelheit, noch Strom, weder Erkenntnis, noch Tinte fließen, und dass du etwas Anderes suchen, finden musst.
Die Küche ist leer. An ihrer Zimmertür stoppst du.
Wartest. Beobachtest.
Sie steht auch am Spiegel. Kannst sie durch den Türschlitz beobachten. Sie betrachtet ihre Brüste. Hängen ein bisschen, oder etwa nicht? Hier und da eine Narbe, vor allem am Rücken, zwischen Muttermalen und Tattoos. Das Einzige, das dir an ihr gefällt. Außer vielleicht ihrer Nase.
Ja, ihre Nase, die mochtest du. Eine schöne hat sie. Fast die eines Kindes. Sonst ist sie jedoch eine uninteressante Gestalt.
Das realisierst du, jetzt, da sie wieder nackt ist.
Du ziehst an der frischen Zigarette.
Hustest, und sie dreht sich um. Ein Lächeln unter ihrer schönen Nase. Das Lächeln ist hässlich. Wie auch ihre Augen.
Ein hässliches Blau. Zu blass.

Verlasse die Wohnung, verabschiede dich nicht. Gehe durch die Stadt, gebückt. Etwas anderes, du weißt es, es muss etwas anderes geschehen. Deine Hand zittert. Du kannst dir nicht vorstellen, einen Stift darin zu halten. Du musst die Energien freilassen.
Dein Penis hart und pochend in deiner Hose.
Aber wie?
Du weißt, wie. Was kommt denn nach dem Koffein?
Das klingt logisch, oder?
Du gehst zurück in das Café am anderen Ende der Stadt, bestellst Kaffee und trinkst ihn, bis du den Druck nicht mehr standhältst. Dann stehst du auf, schwankst.
Öffne die Augen!
Du stehst da, spürst den Schmerz, den dir das hier bereitet. Tagelang hast du ihn schon gespürt. Eine Entzündung? Ist es geschwollen? Ist da Blut?  Nein, schaue nach oben, ignoriere den Schmerz und konzentriere dich. Ja, lass alles raus, das Pissoir ist gierig, und lächle, nein, grinse breit in Richtung des Mannes neben dir. Ach, er lächelt ja gar nicht zurück… Bewege deine Hüften etwas. Summe ein Lied, dass es so wirkt, als würdest du dich dazu bewegen.
Nein, hör nicht auf, den Kaffee heraus zu lassen, mach weiter und bewege dich dazu, und jetzt in seine Richtung, nein, nicht kneifen!, was hast du denn plötzlich?, summe weiter und drehe dich ihm zu. Meinetwegen pfeife auch das Lied von dem Toten.
Fühle dich wie ein Held!
Halte den Schlag aus!
Ja, genau –
Das muss wehgetan haben.
Ist aber nur deine Hülle, vergiss das nicht wenn –
Auch der Tritt –
Du solltest wenigstens deine Hände vor das Gesicht halten –
Ach nein… Höre auf zu weinen. Nur eine Hülle –
Wieder alles in Ordnung?
Komm schon, rede mit mir! Du wolltest das hier doch!

Du wolltest wissen, wie das hier funktioniert.  Du wolltest die Transformation.
Okay, sehr gut, steh auf, geh zum Spiegel. Es sieht schlimmer aus als es ist.
Die Zähne brauchst du nicht mehr. Ist ja deine… Wie sagte ich… Nein, „Hüffle“ war es nicht… Unwichtig. Lass dir etwas Wasser über das Gesicht laufen, dann verschwinde von hier.
Bevor noch mehr kommen. Das reicht für´s erste.

Ja, immer schön weiter, achte nicht auf die Leute, achte nicht auf die Suppe auf deinem guten Hemd. Die Suppe ist kein Wein, und das ist doch schon einmal sehr gut…
Also, weiter durch die Nacht! Ich habe dir in meiner Vorausschau etwas in deine Hose gepflanzt. Einen Samen, der deinen Weg weiterbegleiten soll. Aber um auf ihn zuzugreifen, musst du hier abbiegen, ja, genau, hier in den Park, und jetzt greife in deine linke Hosentaschen.
Prächtig, nicht?
Ach, das Nasse… Du kannst dich wohl nicht mehr erinnern. Bei deinem Anblick ist das auch nicht verwunderlich. Du, du hast am Boden gelegen. Es hat sich wohl etwas in deine Hose gesaugt.
Nein, ist nicht schlimm, nur gefilterter Filterkaffee…
Es sollte trotzdem funktionieren. Zünde ihn dir an, ja, genau so, und jetzt genieße, denke an den Wein, den Whiskey, die Zigarette, den Kaffee, an alles, was du bisher konsumiert hast, und genieße diesen nächsten Stein, den du auf deine Pyramide stapelst, die dich näher an jene Erkenntnis bringen wird, jenes Licht und jene Dunkelheit, die ich dir versprochen habe.
Spürst du, wie es nebelt?
Deine Phantomzähne sollten jetzt weniger pochen. Dein Gesicht taub werden.
So ist es fein, du machst das gut, ja, ganz brav weiter den Mund aufmachen, und in-ha-lier-en, genau, so trennt man das, da hast du Recht, bist ein feiner Schreiberling, der Größte, genau, so ist es gut, ich bin sehr stolz auf dich, VORSICHT, BLAULICHT!
Renne! Los! Wirf ihn weg!
Über die Straße. Ja, über die rote Ampel. Du und deine Hülle, ihr befolgt jetzt keine Regeln meh –
STOPP, hier um die Ecke, hinter den Busch, flach auf den Boden, und jetzt warte, spürst du wie das blaue Licht über dich streicht?, dann genieße die Schauer, die es auslöst.
Denke an die Meteoriten, die irgendwann die Welt zerschmettern, so ist es fein, du hörst sehr gut auf mich. Wenn also das Licht verschwunden ist, dann stehst du auf und gehst wieder in die Stadt zurück, aber in den dunkleren Teil, wo nur solches Licht, wie das dich streifende, die Nacht erhellt, und da gehst du hin, denn uns steht noch einiges an Arbeit bevor. Wie, du kannst nicht mehr? Deine Hülle ist müde? Will sich ausruhen? DIE LICHTER SIND VERSCHWUNDEN!
Du solltest deine Hülle schultern und aus dem Busch treten.
Du liegst sowieso in einem großen Hundehaufen. Hier solltest du also nicht bleiben.
Okay, ich lasse dich kurz verschnaufen. Aber nicht mit Frischluft. Ja, du kennst das Prozedere, das ist fein, hat der Bub ganz, ganz, ganz fein gemacht! Gleich die Zigarette ausgepackt und angesteckt. Auch die ist nass, aber du weißt jetzt, dass du dich nicht mehr daran stören brauchst.
Inhaliere. Und warte.
Genieße die Stille, aber nutze auch die Zeit und hole das Notizheft aus der Jacke.
Halte es über dich, dass es den Mond verdeckt.
Siehst du die Dunkelheit auf den Seiten?
Siehst du die weißblauen Mondstreifen, die an den Rändern des Buches zur Mitte hin flackern?
Eben dieses Licht ist dein Feind. Der Mond ist noch zu hell für das, was du ersehnst.
Musst ihn ausschließen, das Licht einschließen, dass du es später im richtigen Moment wieder freilassen kannst, dass es deine Welt wieder aufhellt, wenn das Ersehnte getan und die Schwärze wieder nichtig ist. Gut, wir verstehen uns.
Die frische Nässe ist niemandem ein Schaden, keine Sorge.
Steh auf, genau so, so macht man das, fein wie du das machst, geh also los, die Kapuze schön ins Gesicht gezogen, eine Zigarette sollte dir den Weg glimmen, ja, schön nicht?, wie die Flamme flackert?, und jetzt weiter, durch die Nacht, ströme dahin, ignoriere sie alle, ihr Starren, aber du solltest etwas schneller laufen, der eine da, ja genau der mit den roten Schuhen sieht verdächtig aus, der hat auch schon ein Handy in der Hand, also gehe wirklich etwas schneller, ein lockerer Trab, sollte dir nicht schaden, ein schneller Sprint eigentlich auch nicht, gut so, nicht außer Atem geraten, und hier in die Gasse musst du abbiegen, fein. Durchatmen, genauso, schön tabaklastig, ein und aus, ein- und ausatmen, und jetzt weiter, da ist das Haus, dass ich meinte, eine wilde Party findet da oben statt, über unser aller Köpfe, auf, auf, die Treppen hinauf, den Mann kannst du gerne ignorieren, der war schon tot, bevor du ankamst, ach was, ich mache nur Spaß, der atmet nur sehr langsam, hier leben sehr seltsame Menschen, aber durch diese Tür musst du jetzt gehen, also halt an und – Das kann nicht sein, die war noch nie abgeschlossen, das sollte nicht… Das ist falsch! Na gut, dann klopfe. Du musst nur warten. Jetzt werde doch nicht ungeduldig. Manchmal muss man auch in solchen Momenten Ruhe bewahren. Ich weiß, dass du es spürst.
Den Strom, die Schwärze, die sich anbahnt; du willst sie freilassen, auf das Papier, für immer aus deinem Körper heraustätowieren
, so dass es dich nicht mehr plagt, dass in deiner Hülle Frieden ist, und dass all die Menschen, denen du das schuldest, all das eingeätzt bekommen, was in dir brodelt. Und fault.
Ein Mann öffnet die Türe, lächelt schief und lässt dich hinein. Die Schwärze und der Gestank lullen dich ein, zerkleinern deinen Verstand, fressen ihn in Stückchen, und du treibst dahin durch eine fast fremde Welt aus plastikplanentapezierter Hässlichkeit, hockende Schatten mit glimmenden Pfeifen, gezülltes Brodeln, ausgespuckte Rauchbalken, die dir die Augen tränend beißen.
Du setzt dich zu ihnen, wirfst einen Bündel Scheine in die Mitte, und man reicht sie dir, die gläserne Pfeife, die wie der gläserne Schuh im Märchen perfekt zwischen deine Lippen passt, und du schlürfst wie der Rest, schließt die Augen und…
Nein! Dir wird warm, so warm und schön, fühlst dich viel zu gut, wolltest dieses Gefühl nicht, ich wollte es nicht für dich, und ich habe dir gesagt, du sollst es nicht genießen, du sollst es fühlen, ja, den erneuten Rausch, aber ihn nicht lieben, wie du es gerade tust, und dann auch hier den Filterkaffee versprenkeln, und mit dem frischen und ultimativen Schmerz zur Erkenntnis gelangen. Doch sehe ich, wie du die Augen schließt, den Kopf zurücklehnst gegen das Plastik über der Wand und kurz davor bist, einzuschlafen.
NEIN! Ein wilder Schrei, der in deinen Gedanken losbricht, über das Gerippe deiner Gedanken fegt und dir die Augen aufreißt. DU musst etwas tun, sonst war alle Mühe umsonst, all der Wein und Whiskey nur gefilterter Filterkaffee, DU wirst heute nichts mehr aufs Blatt bringen, an diesem schmutzigen Ort einschlafen und alle enttäuschen, die auf deine Säure warten, die sie brauchen und deinen Herzschlag hören wollen unter all dem Ficken und Schlagen.
Du schaffst es nicht, oder?
Bist schon im Halbschlaf an diesem stinkenden Ort.
Auf halbem Weg zum ebenso müffelnden Ort deiner Träume.
D
ort wo dich die Zweifel und die Hässlichkeit deines Geistes quälen.
Die Ängste der Hülsen.
Die Einsamkeit und Wünsche der Idioten. (Ich bin keiner von denen, sagst du jetzt, zumindest glaube ich das zu hören, denn deine Stimme ist wie du schwach und erbärmlich. Keiner von denen, anders, ein Genie, ein Stern, ein Hero, wie Bowie sagt, ein Autor für die Unendlichkeit, einer der den Menschen hilft, sie auf den besseren Weg, meinen Weg geleitet)
Doch du gleitest nur weg von dem Ort, an dem die Kirchtürme wie blutige Bleistiftspitzen gen Himmel ragen, weg von dem Bild der fetten gefressenen, brüllenden Menschen auf den Vorhöfen ihrer falschen Götzen, die dann in ihrem blutigen Urin liegen (und darüber die Meteoriten, die die Erde zermalmen wollen); weg von dem Ort, der  eigentlich einer Vision entsprungen ist, einer Welt, von der du weißt, dass sie irgendwann kommen wird, weil ich es dir gesagt habe.
Den Ort, den die Menschen verdienen.
Doch jetzt kannst du nicht mehr darüber schreiben, ihnen nicht mehr berichten, was sie erwartet, wenn sie sich weiter ohne Herz ficken und schlagen, und, ja, ich bin enttäuscht von dir. Ich hatte viel erwartet, dich ausgewählt, weil mein Hass bei dir am stärksten war, weil ich wusste, dass du bist wie sie, aber dachte, du könntest es schaffen, dich von ihnen absondern, mehr werden als das Fleisch.
Du hättest die Vision erneut sehen müssen, um sie niederzuschreiben. Du hättest Schwarz leben müssen, um vom Untergang der Menschen zu berichten. Doch du hast mit jenen doch mehr gemein, als ich gedacht habe. Du bist nur ein mickriger Fleischhaufen, der leer ist, und dein Herz schlägt nicht laut genug, um von meiner Apokalypse zu flüstern.
Und du liegst da auf Plastikplanen, und die Schatten kriechen auf dich zu.
Sie sehen deine fleckige Hose und den Filterkaffee unter dir, und wollen dich zermalmen wie die Meteoriten. Und du wirst nicht darüber schreiben können.
Öffne die Augen!

 

Ich sitze im Café und rauche.
Bestelle erst Wein, dann Whiskey. Ich bin voll von falschen Gefühlen.
Sehne mich nach all dem, was ich zu erlangen wünsche, und meine Hand zittert zu sehr, um mit ihr zu schreiben. Ich sitze und wünsche mir einen Kaffee, dunkel und heiß.
Und hoffe, dass die Stimme in dieser Nacht zufrieden sein wird.
Mit dem, was ich schreibe.

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