Valerie VonroeSeelenorgasmus

Autarkia

 

Ich lebe in Autarkia, hier sind alle Menschen glücklich und gleich. Wir leben nach unseren Instinkten. Wir kennen keine Gegensätze, keine Bewertung, keine Eifersucht. Wir leben einfach. Die Menschen mit der faszinierenden Eigenschaft die Instinkte mit dem Denken  kombinieren konnten nannte man Weise. Der Weisenrat bestand aus Heilern und Hexen. Ich bin eine Hexe.

Liebe und Angst, Hass und Aggression, Neid und Eifersucht existieren hier nicht. Wir passten uns der natürlichen Umwelt an, keiner kam auf die Idee in die Natur einzugreifen, absichtlich etwas zu verändern. Das Verhalten auf den reinen Instinkt basiert auf der Tatsache, dass es einfach angeboren ist ohne erlernt werden zu müssen, es ist eine natürliche Reaktion auf einen Reiz. Der Hauptinstinkt dient der Selbst- und Arterhaltung. Die Autariker haben keine Fragen und suchen somit keine Antworten.

Eines Tages beschloss eine Gruppe des Weisenrates auf Reisen zu gehen, um die restliche Welt kennenzulernen. Mit großer Sorge kamen sie zurück, auf dem Erdenland hatten alle Menschen die Freiheit des Denkens, der Sprache, es gab Bücher, sogar Handys – ihre Instinkte schienen überschattet von absichtlichen Wollen. Jeder wollte besser sein, als der Andere. Wir waren uns bewusst, dass Denken einen unerwünschten Prozess auslösen kann, ja  von einem Schneeball zu einer Lawine wird, die nicht mehr zu stoppen ist. Die Instinkte, diese innere Stimme reichte zum Überleben völlig aus. Ein Kind wird geboren und atmet, wir haben Hunger und essen.   Die Erdenmenschen hatten Probleme von denen sie vorher gar nicht wussten, dass es sie gibt. Dieses Denken löste einen Prozess aus der sich auf der Gefühlsebene wiederspiegelte und die innere Stimme mitunter völlig zum erliegen brachte. 

Auch bei uns gab es besonders neugierige Menschen, die sich gegen diese automatischen Reflexe der Natur zur Wehr setzen wollten, verstehen wollten. Wir nannten sie die Abtrünnigen, sie wollten den Menschen nichts Gutes.

Der Weisenrat beschloss, den Erdenmenschen helfen zu müssen, das Unheil einzudämmen. Auch deswegen um zu verhindern, dass  diese Seuche nach Autarkia eingeschleppt wird. Wir wussten, dass wir zu wenig sind um die Erdenwelt zu retten und so wurde mein Vorschlag  der Vermehrungstheorie einstimmig angenommen.

Wir riefen unser Volk zusammen und verkündeten den Rettungsplan. Sie waren alle sehr betroffen, konnten sich solche Zustände gar nicht vorstellen, waren aber bereit unseren Rettungsplan in die Tat umzusetzen: Wir müssen uns schnell vermehren, um eine große Gruppe zu den Erdenmenschen zu bringen. Die vielen, fehlgeleiteten Menschen wieder auf den Weg des Instinktes bringen war unsere Aufgabe. Sie reagierten verwirrt, wie sollte das gehen? Ihr steuert für eine gewisse Zeit euren Sexualtrieb über euren Instinkt hinaus. Sie zogen davon und taten, wie ihnen geheißen. Durch diese absichtliche, gesteuerte Aktion entstanden  Gefühl von Liebe. Wir Weisen mussten erkennen, wenn Liebe ins Spiel kommt, wird es schwierig. Wir versuchten Gegenmaßnahmen zu setzen, mit Flüchen, Kräuterwaschungen und am Ende mit dem Verbot den Sexualinstinkt zu ignorieren.

Es war zu spät, sie hatten Blut geleckt. Statt die Erdenmenschen zu bekehren, strömten sie in Scharen in das unbekannte Land und vermehrten sich.

Die immer größer werdende Gruppe unserer Gegner im eigenen Land, sprachen davon, dass wir nur Böses über unser Volk gebracht haben. Wir wurden vertrieben, verfolgt und um diesem Unwesen ein Ende zu bereiten am Scheiterhaufen lebendig verbrannt. 

 

 

Ich bin angekommen im Nirgendwo

 

Es war das schlimmste Jahr meines Lebens, totaler Stillstand, eine emotionale Achterbahnfahrt, Ängste aller Arten, Trauer, so was Ähnliches wie Leidenschaft, ein unbeschreibliches Gefühl von Leere, Peinlichkeit, Kampf, Gedankenchaos… Außen und Innen mit dem Gefühl eines riesigen Ameisenhaufens, totale Verwirrtheit, Kränkungen (sind die Hauptursache aller seelischen Schmerzen) und voller Widerstand gegen Alles, was mir nicht passte – am meisten gegen mich Selbst. Ich fühlte mich immer schlecht, rannte permanent irgendetwas nach – im Außen, das funktionierte nur mit großem Einsatz und Kampf und auch nur bei käuflichen Dingen. Ich bin Claire und ich bin in meinem Leben oft tief gefallen, aber nie sehr hoch geflogen. Immer wenn ich dachte – jetzt bin ich aber ganz tief unten, mehr geht nicht mehr – kam noch mehr davon. Was habe ich „bestellt“  – absichtslos, wie wenn ich es schon hätte – habe nur an der Oberfläche gekratzt und dort ist es auch geblieben. Ich wusste keinen Tag warum ich aufstand, auf was ich mich freuen sollte. Ich hatte Schuldgefühle, nein besser gesagt ich war ein einziges Schuldgefühl, gefangen in einem Körper, der sich manchmal mit eine Vollvisiermaske und reichlich Schminke in das Nachtleben warf. Ich weiß, ich sollte die Herrscherin über mich sein – meinem Körper, meinem Geist und meiner Seele. Ich beherrschte weder meine Gedanken, schon gar nicht meine Gefühle und somit beherrschten sie mich, wie ein eigenständiges Wesen, das hat einen Namen den wir alle Kennen – Depression. 1000 mal visualisiert – 1001 mal war sie wieder da, hat sich breit gemacht, die Angst, die Verzweiflung, das Gefühl trotz totalem Einsatz zu versagen… von wegen selbstbestimmtem Leben, Selbstliebe und Konsorten. Das Spiegelgesetz stimmt total, es wird genau das gespiegelt was IST. Es zeigt das echte Dasein, was soll ein Spiegel auch sonst machen? Das viele Geld, dass ich schon am Konto theoretisch hatte, die Umbuchung vom universellen Konto, der Lottogewinn oder sonstige Gewinne – es war ein lauter Schrei im Außen – ich brauche es unbedingt, und nix. Meine Wohnung, statt das ich dankbar war so eine schöne Wohnung für das Geld zu haben, wollte ich unbedingt einen Wintergarten, Terrasse und Glasdach – nichts davon gab es. Ich hatte gar keine Liebe für mich gehabt, ich spürte mich überhaupt nicht mehr, das einzige Gefühl, dass ich wahrnahm war Angst, Angst und nochmals Angst. Es reichte bis oben hin – ein einziger Klos im Bauch, im Hals, Sodbrennen, Durchfall – wie ein Überdruckkochtopf der alle zur Verfügung stehenden Ventile benutzte um Druck abzulassen. Ich habe halt nur mehr gesoffen, oft komatös – es erschien mir die einzige Möglichkeit diesem ewigen Gedankenchaos zu entkommen. Und trotzdem war ich immer beschützt, nie ist mir was passiert, das war aber auch schon die einzige Dankbarkeit die ich etwas spürte. Das Wissen, dass ich das volle theoretische Potential hatte und es so gut wie gar nicht in die Praxis umsetzen konnte, stand wie ein Mega-Schatten vor mir. Früher, also vor all diesen geballten Schicksalsschlägen, war ein Leitsatz von mir: Ich bin die Gräfin von Habenichts und lebe doch! Jetzt, also es ist immer Jetzt, bestätigten mir selbst all meine Therapeuten – das Alles war einfach zu Viel in so kurzer Zeit… So gesehen war es kein Fehler, dass ich mir irgendwann auch die Therapie nicht mehr leisten konnte, die Bestätigung konnte ich mir selbst auch geben – da war ich Meisterin.

Kann und darf ich mich wirklich glücklich fühlen, obwohl Alles so war wie es war, wollte ich es überhaupt? Oder hatte ich mich schon auf die ewige Opferrolle eingeschworen? Selbstliebe, eh klar, aber für mich ein abstrakter Begriff, die Menschen waren mir schon dieses Leben neidig, wie sollte ich mit noch mehr Neid umgehen können, der dann einen echten Namen hat. Ich war eigentlich kaum im Jetzt – immer in der Zukunft – was ich Alles tun sollte… Ich wusste gar nicht was ich für ein Leben will – wie soll es sich dann erfüllen?? Es war wie einen Kaffee bestellen, vielleicht kommt sogar einer, aber welcher? Ich gab meinem Körper nur Mangel – an Nährstoffen, an guten Gedanken, an guten Gefühlen. Den Augenblick, was auch immer ich tat – genießen – das kannte ich gar nicht. Jeden Tag stand ich auf, ohne zu wissen auf was ich mich freute, absolvierte mit großer Mühe ein Programm, wollte mich entscheiden für ein anderes Leben, aber den Knopf für die Entscheidung habe ich nie gedrückt. Ich war ständig unter Druck, Volldruck, aber ohne Ziel, nur nicht so wie es eben war – das habe ich nicht angenommen, genauso wie das ganze Potential in mir – ein ungenutztes Potential von „Allem“.

In einem meiner zahlreichen Bücher gab es fünf Lebensfragen, “ die aus dem Bauch“ beantwortet den Zugang zu der Gefühlsebene öffnen sollten.

Was tust du in deinem Leben immer (mehrheitlich) mit großer Freude?

Was war dein allergrößter Glücksmoment in Deinem Leben?

Wenn du spürst, dass du jetzt stirbst, an welchen Menschen würdest du zuletzt denken?

Wenn eine Fee Dir ermöglicht jetzt sofort wieder auf die Welt zu kommen, was würdest du wählen – nochmal der, der du bist mit dem Wissen das du hast (Einiges oder Alles) anders machen zu können, oder jemand ganz Anderer – mit gleichem Geschlecht wie jetzt oder nicht?

Wo würdest du deine Selbstliebe einordnen, auf einer Skala von 1-100%?

Zu den ersten drei Fragen, fiel mir keine überzeugende Antwort ein, Frage vier konnte ich ganz eindeutig – jemand ganz anderer mit gleichem Geschlecht – beantworten, bei Frage fünf gab ich mir mit Bauchweh 25%.

Als ich einen Mann kennlernte dachte ich, ich hab es geschafft, ich hab es doch gut gemacht – jetzt ist der Beweis da, der perfekte Mann, ich spürte mich wieder – endlich. Wiewohl es schon gewisse Untertöne gab, die ich sehr wohl fühlte, mich aber nicht jetzt damit beschäftigen wollte. Ich wachte auf und fühlte mich einfach gut, geliebt, bewundert – hatte alle Aufmerksamkeit die ich brauchte. Die Hand die mich hält, mich beschützt und aus meinem Leben ein Gutes macht, war angekommen.  Ich wollte mein bisheriges Leben keinen Millimeter ändern – genau genommen wollte ich mich nicht ändern. Arno sollte es einfach nur verbessern, ergänzen, erhellen – so wie ich immer erwartet habe, dass jede „Änderung“ von Außen kommen soll. Das ging für einen kurzen Monat gut. Bis zu dieser Chaosnacht, ich hatte so Angst – das Leben kann mir doch nicht wieder Alles wegnehmen – am Ende musste ich erkennen, es war ein Geschenk dieser Megaspiegel. In jedem von uns steckt ein narzisstischer Teil,  der hat nichts mit übertriebener Selbstliebe zu tun, es ist genau das Gegenteil. Arno war ein Vollblutnarzisst, er versteckte sein mangelndes Selbstwertgefühl  hinter einem Ganzkörperpanzer aus völlig überzogener, künstlicher Lebensfreude. Die schlichte Aussage – mir geht es immer super gut – beschreibt diese Fassade. Er baut sich eine gottgleiche Erscheinung auf, die ständig von totaler Bewunderung der Umwelt genährt werden muss. Bleibt diese Bewunderung aus, muss er die andere Person abwerten um sein Selbstwertgefühl am Leben zu erhalten.  Da beginnt die Hölle mit einem Narzissten, es kostet ihm zu viel Energie mit echter menschlicher Nähe umzugehen. Er kennt keine echten Gefühle, er kann damit auch nicht umgehen – er sieht sie als Schwäche. Meine Aufmerksamkeit und Abhängigkeit von seiner Liebe und seinen Gefühlen, die ja aber nur ein Konstrukt waren, mit viel Aufwand seinerseits erzeugt, sind ihm nun unerträglich. Der Spiegel zeigt ihm, dass seine Sehnsucht nach Nähe und Gefühle erfüllt wird. Da er solch eine Abhängigkeit für sich nicht zulassen kann muss er dem massiv gegensteuern. In seinem Herzen ist er ein kleiner Junge, voller Angst, mit einem Selbstbild in dem Gefühle die größte Schwäche darstellen.

Trotzdem habe ich noch nie so gelitten, irgendwann war mir klar diese Schattendämonen sind schon bei mir seit ich ein kleines Mädchen war – sie sind quasi mit mir mitgewachsen. Kein Mensch auf der Welt konnte sie mir abnehmen, erwarte ich immer zu viel? Ich kämpfte unbewusst immer wieder dagegen an, jetzt lag ich buchstäblich am Boden, völlig leer. Mit aller Gewalt kämpfte ich weiter um ihn, um das Gefühl geliebt zu werden – das Ergebnis war, dass er mich immer mehr erniedrigte, total wertlos behandelte… Kein Mensch „tut“ Dinge, von denen er weiß, dass sie ihm nicht guttun – ich tat es mit jedem Gedanken. Vergangen ist es erst dann, wenn es nicht mehr wehtut – nachdem ich zwei Monate versucht habe mit ihm ein Abschlussgespräch zu führen, ich wollte eine halbe Stunde, mehr nicht – musste ich es alleine erledigen – es ist jetzt erledigt. Genau wie ich meine Gedanken nur auf ihn richtete tat ich es bei allen Sachen, die ich unbedingt haben möchte – nix – ich lebte gar nicht, sah niemals die vielen guten Seiten des Lebens. Es bringt niemanden etwas, das ewige Detaildenken über Dinge, die schon vorbei sind, wir leben im Jetzt. Es gibt nichts auf der Welt, das einem selbst  mehr quälen kann als seine eigenen Gedanken! Ich war noch immer das kleine Mädchen, voller Angst, das sich nach Liebe und Aufmerksamkeit sehnt und das fehlende echte Selbstvertrauen durch eine aufgesetzte Maske und Überheblichkeit ersetzte. Kein Glaube an mich, warte dass sich was ändert im Außen, weil ich doch so „arm“ bin, kämpfte immer wieder. Ich wollte keine echten Gefühle zulassen um nicht noch mehr verletzt zu werden. Darf und kann ich mich wirklich glücklich fühlen – nach Allem was in diesem Leben passiert ist? Die Antwort ist – JA! Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf zu warten, dass der Andere stirbt. Ich habe die letzten Stacheln des narzisstischen Missbrauch rausgezogen, aber vielen Dank für den Spiegel, es war die große Chance sich meinen Verletzungen zu stellen, die schon vorher da waren – es war ein Geschenk, dass ich anzunehmen lernen musste. Ich funktionierte irgendwie, ich lebte aber nicht – eigentlich bestand ich aus einem Cocktail aus Ängsten – Angst ist das Gegenteil von Liebe. Faktisch habe ich die Ursachen gefunden – zu wenig Liebe und Aufmerksamkeit, Selbstablehnung (weil ich nicht schaffe, was ich möchte, nicht an meine Erfolge glaubte) und ich das weiß, weil kein Vertrauen da war nur Angst. Ich war selbst total verwirrt, was ich glauben und denken sollte, weichte dem Leben aus, ja lief davon mit diesem endlosen inneren Dialog, dieser permanenten Unentschlossenheit an jedem Tag, lehnte innerlich die Verarbeitung meiner Gefühle ab. Diese ewige Existenzangst, das war mein eigentliches Fundament, nicht Selbstliebe so wie es in meinen Büchern stand. Ich hatte nur Schulden, immer zu wenig Geld und wollte doch so gerne reich sein, nicht arm sein. Geld macht nicht reich und auch nicht glücklich, aber es würde mindestens eine Leere in mir füllen. Ich war immer schon gut darin mich mit einer Art Ersatzbefriedigung vom wirklich Wesentlichen abzulenken.

Der Körper und das Sein ist nur der Spiegel – Theorie ist nicht Praxis. Am Ende habe ich allen Dingen ihren Lauf gelassen (Durchfall) – ließ los, aber nur die Verantwortung. Mein Füllekonto war randvoll mit Negativem – da hatte nichts anderes mehr Platz, da ist nichts mehr geflossen. Innere Zerrissenheit verhinderte jedes Eins werden in mir, habe mich immer mit allem Möglichen abgelenkt im Außen, ich stand mir selbst im Weg. Beachtete immer nur das Negative, nie die vielen positiven Dinge in meinem Leben. Willst du die Realität anders als sie ist, geht es dir immer schlechter. Ich wurde mir bewusst, meine Situation ist das Resultat meiner Handlungen in der Vergangenheit. Dieses Jahr hat meine inneren Kräfte komplett aufgebraucht, ich stand im Dunkel und wollte doch ins Licht. Meine Nerven waren ein einziges, total verknotetes Bündel, da konnte nichts mehr fließen – sie unterstehen nicht dem freien Willen – sie werden automatisch genährt von meinen Gedanken. 

 

Mein Bücherregal war gut gefüllt mit Titeln über Selbstliebe, Glück, Loslassen, Vergeben, Spiegelgesetz, Schattenbewältigung, Lebensfreude… genau wie ich abgefüllt war mit dieser riesigen Menge an theoretischem Wissen. Ich stimmte den Inhalten voll zu, nur leben konnte ich sie nicht. Oder eigentlich doch, weil in mir waren nur destruktive, negative, ängstliche Gedanken und so kam es zurück, mit voller Wucht. Mir war klar, dass ein kleiner, guter Gedanke keine Chance hatte sich zu etablieren, er wurde sofort von den gleichzeitigen, zweifelnden Gefühlen in diesen Seelensumpf runtergezogen.

Mit einer Freundin zog ich los in die Hölle des Nachtlebens, um die eigene, maßgeschneiderte Hölle für einige Stunden zu vergessen, das funktionierte immer. Ab einem gewissen Zeitpunkt hatte ich keinerlei Erinnerung mehr… Ich erwachte in meinem Bett, neben mir lag ein „fremder Mann“, der sagte: Vollbesoffene Weiber sind das Allerschlimmste, nicht mal mehr zum Ficken gut, schaffst du jetzt wenigstens einen Blow-Job?

Ich stürzte ins Bad und übergab mich, hechtete in die Dusche und versuchte panisch All das von mir abzuwaschen. Als ich aus dem Bad kam war er weg.

Ich brauchte Frischluft, rannte wie paralysiert durch die engen Gassen, wollte mich in Luft auflösen – einfach nicht mehr da sein müssen – es gelang  mir nicht. Vielmehr fühlte ich mich, wie einbetoniert, lebendig begraben, aber zum weiteratmen verdammt.

Warum ich beim Heimkommen in den Postkasten schaute, weiß ich nicht mehr – wahrscheinlich eine automatische Reaktion, wie Alles bei mir immer automatisch immer und immer gleich ablief. In dem Brief von der Bank stand geschrieben: Wir mussten ihr Konto mangels Deckung sperren, die monatlichen Abbuchungsaufträge konnten leider nicht mehr durchgeführt werden. Bitte kommen Sie in den nächsten Tagen vorbei um den aushaftenden Betrag von 9.954,66 Euro zu begleichen.

Ok, wenn man selber über lange Zeit alle Zeichen hartnäckig negiert, entscheidet irgendwann der Lebensplan, da kann man sich jedes weitere Nachdenken sparen. Ich war fast erleichtert – das letzte Wort hatte das Leben, jetzt wollte ich endgültig A l l e s  loslassen. Mein geheimer Notfallplan oder sollte ich besser sagen Hoffnung, ich nehme meine gesparten Münzen und setzte mich in den nächsten Flieger. Wo immer das sein würde, dort werde ich ein neuer Mensch mit neuem Namen und fange mein Leben bei Null an, wie wenn nichts passiert wäre. Warum hatte ich nicht schon früher diesen Schritt getan, wahrscheinlich stand mir mein Pflichtbewusstsein leiden zu müssen im Weg und natürlich mein ständiger Begleiter – Angst. Wie im Film, schwang ich die Reisetasche vom Kasten, stopfte wahllos meine Sachen hinein, zog mir bequeme Sneakers an und fühlte eine nie gekannte Freiheit in mir. Die Kristalldose meiner Omi, wo ich meine Münzen gesammelt hatte, stand in der Küche und sie war leer…

Ich ließ heißes Wasser in die Badewanne ein, während ich mir mein Lieblingskleid anzog und mich so sorgfältig schminkte, wie bei einem ersten Date – ich wollte schön sein, wenn ich gefunden werde, irgendwann. Die aufgestellten Kerzen flackerten, im Hintergrund spielte das Lied „Time to say good bye“, es war eine sehr wohlige Atmosphäre. So ein Gefühl von Endgültigkeit endlich die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Ich glitt in die Wanne, war so zufrieden und beschützt, so musste sich ein Baby im Mutterleib fühlen. Da ist die Welt noch in Ordnung, es ist eine eigene ganz kleine Welt – du wirst wie durch Zauberhand geliebt und ernährt und mehr braucht es auch nicht.

Mein letzter Gedanke, mach es so lange das Wasser noch schön warm ist, ich hatte kaltes Wasser schon immer gehasst.

Spiegelsaal

 

Ich saß gefesselt auf einem Thron, mitten in einem riesigen Spiegelzimmer, nein eigentlich Spiegelsaal. Es war total laut, alle sprachen durcheinander, manche schrien, lachten kehlig.  In den Spiegeln spielten sich wilde Szenen ab. Einige Menschen erkannte ich gleich, einige kamen mir bekannt vor. Das Schrecklichste ich sah mich, überall mich… Ich erkannte alle meine Ängste, sie sahen aus wie geflickte Juttemännchen, verdreckt, vernarbt und sie bäumten sich unter größten Mühen immer wieder auf. Sie waren die lautesten Wesen von Allen, eine Gruppe die fest zusammenhält – komme was wolle.  Mein Thron begann sich zu drehen, ruckartig – rechts, links, dann wieder im Kreis. Ich erinnerte mich immer mehr, die Spiegelbilder änderten sich in einer affenartigen Geschwindigkeit.

Bin ich auserkoren zur Unsterblichkeit, was soll ich noch ertragen? Ich habe mein Leben weggeworfen. Gut, soll ich in der Hölle landen, die kannte ich ja wenigstens schon. Aber hier, hier an diesem Ort – meiner eigenen Seele??  Gibt es für mich endlich die eine Antwort, wo ich keine Fragen mehr habe?

Zu Lebzeiten hatte ich einmal folgende Weisheit gehört: Die Seele will  kein leichtes, schönes Leben haben – nein – sie will sich weiterentwickeln. Und das hier, dieses Horrorszenario – das sollte meine Seele wollen – damit sie Frieden findet? Ich wollte es herausbrüllen – bitte lasst mich gehen – wer immer dafür zuständig ist…lasst mich in die totale Finsternis, ins Nichts gehen.

Bitte, bitte, bitte, bitte, bitte,  bitte, bitte, bitte, bitte, bitte nicht mehr Fühlen müssen!!!

Meine Schatten lachten höhnisch auf, du kannst uns nie loswerden, wir sind in dir, wir folgen dir überall hin – überall. Es gibt keinen Weg, wo wir dir nicht gegenüberstehen, du willst uns fortjagen – dein eigens Ich?  Dein eigenes Gewissen hat uns genährt, uns zu den  gewaltigen Dämonen gemacht die wir heute sind. All deine Fluchtversuche sind kläglich gescheitert, wir sind immer schon vor dir da. Du hast so oft versucht uns zu verdrängen, uns Fragen gestellt, wolltest uns  ersticken und jetzt dachtest du Flucht ist die Lösung? Stelle uns nicht die Warum-Frage, dein Schweigen ist Antwort genug. Frag nicht nach dem Schicksal, schau in die Spiegel und sieh dich an.

Ich sah meine verstorbenen Eltern aus diesem Leben, sie weinten bitterlich, baten um Vergebung für Alles was sie falsch gemacht hatten. Sie wollten doch nur mein Bestes mit allen Regeln und Vorschriften. Für mich war es eine Zwangsjacke, die ich mein ganzes Leben lang nicht mehr loswurde. Immer wieder hatte ich es geschafft Löcher hinein zu reißen, abgelegt hatte ich sie nie. Ich durfte nicht den Beruf lernen, der schon mit dreizehn Jahren meine Berufung war. Ich sollte von einem funktionierenden blonden Mädchen zu einer funktionierenden blonden Frau werden. Verankert in einer Welt des totalen Mittelmaßes – Schulbildung, Bürojob, einen durchschnittlichen, durchschnittlich verdienenden Mann heiraten, ein Kind für die Statistik bekommen und dankbar dafür sein die Kreditraten für das Eigenheim bis zum verdienten Pensionsantritt abbezahlt zu haben. Zweimal jährlich Urlaub mit Vollpension (ist einfach günstiger, auch wenn man so viel ist, bis einem grottenschlecht ist – bezahlt hat man es ja schon) machen und wenn der Göttergatte fremd geht (tun doch alle Männer irgendwann) wortlos darüber hinwegsehen – sei froh, dass du überhaupt einen Mann hast, der dich nicht schlägt und danke Gott, dass du versorgt bist. Es war nicht so, dass ich das Alles einfach so akzeptiert habe, ich habe eigentlich schon als Kleinkind massiv gewehrt, je älter ich wurde desto mehr Möglichkeiten standen mir zur Verfügung, die meiner Devise entsprachen – mach das krasse Gegenteil von dem was meine Mutter sich  wünscht und rede nicht darüber. Ich habe sie permanent angelogen und am allermeisten mich selbst.

Es war teilweise sehr mühsam und das genaue Gegenteil auch nicht immer die beste Wahl für mein Gefühlsleben, aber wenn du dich als zweijährige auf diese Umlaufbahn begeben hast, ist der Absprung fast unmöglich.  Ein so etabliertes Programm, bestehend aus purer Revolution gegen Alles, was mittelmäßig ist, Lügengeschickten um sich jede weitere Diskussion und Kritik zu ersparen und dem gleichzeitig immer vorhandenen schlechten Gewissen ergibt Schuldgefühle. Um diese zu unterdrücken braucht es heftige, ablenkende Aktionen im Außen – damit keine Zeit bleibt darüber nachdenken zu müssen. Das soll keine Entschuldigung sein, es ist die Wahrheit – meine Wahrheit.

Ich hätte als denkender Erwachsener das Ruder herumreißen können,  meiner Mutter klipp und klar sagen können, dass ich mein Leben ganz anders gestalten möchte – warum habe ich es nicht getan?? Ich weiß es nicht, war es zu risikoreich diese mittelmäßige Sicherheitsschiene gänzlich zu verlassen, das Risiko einzugehen mit dem was ich tue zu scheitern oder mir den 100%igen Erfolg einer Sache überhaupt nie zugetraut habe? Es ist wie in der Politik – es ist immer leichter gegen Etwas zu sein, als mit vollem Einsatz Neues zu tun. Da gibt es viele unsichere Faktoren – Scheitern, sich lächerlich machen oder im Falle des Erfolges, die unvermeidlichen Neider.  Wir hatten immer mittelmäßig viel/wenig Geld, das bedeutete Sicherheit. Es war mir wichtig, aber ich wollte natürlich mehr, mehr von Allem – auch Geld. Das bedeutet mehr arbeiten und zwar dort, wo in der kürzesten Zeit das meiste herausschaut – sonst bleibt ja keine Zeit mehr für das Ausgeben – also das was ich eigentlich tun wollte. In der Realität gab es also einen Hauptjob der mich keineswegs erfüllte, plus einen Nebenjob den ich noch weniger wollte. Mit dem Zusatzgeld versuchte ich zaghaft einige meiner Ideen zu verwirklichen, sie endeten allesamt genau so zaghaft. Es gibt nur schwanger sein oder nicht, ich war immer ein bisschen schwanger. Und rannte somit weiter emsig dem richtig vielen Geld, dem wirklichen Erfolg, dem Gefühl der Sicherheit hinterher – sie waren immer schneller. Mein echtes Selbstvertrauen in mir, meine eigene Wertschätzung und Lebensfreude verhielten sich ähnlich – immer da, aber immer auf Halbmast. Ich legte meinen Fokus immer auf die vermeintlichen Stärken, statt auf meine verdrängten Schwächen. Diese Schwächen wurden zu Schatten und sie wurden immer mehr.

Wir nennen es Erfahrungen, daraus entstehen fixe Glaubensmuster – am Ende ist es unsere volle Überzeugung – und die ist unser Leben.

Irgendwo in diesem Spiegelsaal jaulten meine teilweise und unverwirklichten Ideen auf, es gab mir einen Stich im Bauch. Genauso wie damals, als ich mich dafür engagierte und gleichzeitig darauf wartete, dass sie allesamt kleinlaut in der Versenkung verschwinden würden – was auch genau so passierte.

Das Leben ist wie ein Kopierer, das was wir oben reinlegen kommt unten wieder raus – einfach ein Spiegel. Ich war auch nie im Jetzt, immer schon mit den Gedanken bei der nächsten Sache und dazu habe ich die Altlasten auch noch mitgeschleppt – nur nicht loslassen. So wurden die Schmerzen und Verletzungen immer mehr, die aus der Vergangenheit haben sich eingenistet und die für die Zukunft standen schon in den Starlöchern. Mein Unterbewusstsein wusste genau, dass ich es bescheisse, die Diskrepanz zwischen dem was ich glaubte und dem was ich echt tat, erzeugt einfach ein schlechtes Gefühl. Über viele Jahre hatte ich das mit meiner Maske und zur Schau getragenem, künstlichen Selbstbewusstsein – also Arroganz gepaart mit Ignoranz – ganz gut überspielt.  Im Leben gab es Spielregeln und ich hatte mir meine eigenen zusammengebastelt. In dieser mittelmäßigen Durchschnittlichkeit war ich nie wirklich glücklich, aber auch nicht unglücklich. Kein idealer Zustand, aber ich kannte es ja nicht anders.

Irgendwann, es dürfte ja nicht nur mir so ergangen sein – begann die Ära der Universumgeschichten, der Affirmationen, der helfenden Engel, der abenteuerlichsten Methoden sein Unterbewusstsein zu überlisten. Die Sprache deines Körpers auf Seelenebene erkennen – ich hab es verstanden, wirklich – A B E R  ich konnte es einfach nicht ändern. Bis zu meinem jetzigen Abgang ist diese Branche ins unermessliche gewachsen. Irgendwelche Menschen verdienen sehr viel Geld damit und all diese Hilfsmittel können auch durchaus hilfreich sein. Wäre es einfach so Buch oder Seminar konsumieren wie eine Gebrauchsanweisung und dann tun – na ja dann müsste es ja ziemlich viele glückliche Menschen geben. Ich kannte all diese nicht. Entscheidend ist ein wichtiger Punkt, theoretisch bin ich mir da ganz sicher, nur den praktischen Weg habe ich nie gefunden – die einzige Möglichkeit ist die ehrliche Gefühlsebene, die die weh tut und im nächsten Moment tanzen kann.  Das wiederum bedeutet meine Schatten anzunehmen, was immer das sein mag und mich trotzdem zu lieben, gerade obwohl es so ist. Ist das geschafft, lösen sie sich völlig alleine auf, sie brauchen sich ja nicht mehr ununterbrochen in irgendeiner Form zeigen. Sie sind jetzt integriert in mir und gehören zu mir, weil sie ja sowieso zu mir gehören – vorher habe ich sie ja nur verdrängt.  Dann hat die Liebe zu mir eine echte Chance, alles andere ist lediglich ein Schönheitspflaster. Es dient nur dazu kurzfristig nach Außen was zu verdecken, darunter bleibt Alles wie es ist. Bei mir ganz persönlich gesagt – ich war so beschäftigt mit dem nackten Überleben, meine Lebensbatterie war total leer und offensichtlich kein wiederaufladbares Modell. Wobei die Natur ja eigentlich uns Menschen mit einem Akkumodell ausgestattet hat, das alle Möglichkeiten bietet. Aber ich dachte ja schon immer, dass ich irgendwie anders bin – hatte ich halt eine „Montagsbatterie“ erwischt.

 Zwischen dem ganzen Tohuwabohu flatterten immer wieder meine Schutzengel mit einem selbstgefälligen Gesichtsausdruck um mich herum. Diese Tatsache war fast noch furchtbarer als der Rest. Was haben Engel hier verloren, was habe ich hier verloren? Wo waren sie alle, als ich sie um echte Liebe, Aufmerksamkeit, Glück, Gesundheit, Wohlfühlen, Erfolg, Freiheit, Zufriedenheit, Lebensfreude, Geld und was auch immer ich jeden Tag heruntergebetet habe wie ein Gedicht, gebeten habe?? Ich hatte mir sogar ein Bild anfertigen lassen: Du musst Engel und Wunder zulassen, damit sie in dein Leben treten können… offensichtlich haben die alle den Weg nicht gefunden – aber das hier lassen sie zu??? Kurz kam so die Idee auf – ich selbst bin mein Engel – aber nein, das kann nicht sein. Schuld sind immer die Anderen, auch wenn sie sich Engel „schimpfen“.  Echte Engel lassen sich nicht betrügen, genau wie echte Gefühle – bei mir war nichts echt. Meine Sehnsucht nach diesem „Schlüssel zur Liebe fühlen“  war so groß, aber auf einer abstrakten, äußeren Ebene wo das nicht stattfinden kann. Das Universum, also eigentlich unsere Energie nimmt an, dass wir das wünschen, wo wir vorwiegend unsere Aufmerksamkeit richten, eh klar. Und es wird geliefert, mühelos, verlässlich, wie von Geisterhand. Ich schleppte zwar einen riesigen Rucksack mit Gefühlen aller Arten mit mir herum, wusste aber nicht wohin damit. Die schlechten Gefühle zulassen traute ich mir nicht zu, dass wäre einfach zu viel. Die guten Gefühle für mich standen mir eigentlich nicht zu, sagte mein Gerechtigkeitssinn. Gute ehrliche Gefühle für Andere da schrie Alles in mir nur – STOPP – wann immer ich es in den letzten Jahren nach all meinen heftigen Schicksalsschlägen zugelassen hatte, kam es als Vollhammer wieder zurück und noch immer wehrte ich mich dagegen zerbrochen zu werden wie eine wertvolle Porzelanpuppe.  Ich war ja schon öfters auf dieser Brücke zur Selbstliebe, fast hatte ich schon die andere Uferseite erreicht, mich am Ziel geglaubt, bis wieder eine massive Sturmböe mich zum Start hievte. So wie bei meiner letzten großen Liebe, in kürzester Zeit hatte ich mein Herz total geöffnet und starrte kurz darauf fassungslos auf das was da mit mir passierte. Ich hatte meine Maske abgenommen und so der Liebe und dem Leid alle Türen geöffnet. Arno, so wurde mir später klar, war mein zweiter Teil zur Ganzheit und ich seiner. Gemeinsam hätten wir es geschafft unsere Masken fallenzulassen, loszulassen und so zu leben wie es für uns Menschen vorgesehen ist. In Liebe mit dem Leben und dem was ist, es ist ein Geschenk und nicht eine Qual. Nicht ein anderer Mensch sein, sondern einfach der, der du bist – einfach ich selbst.  Wir hatten es nicht geschafft, er wollte nicht und ich, ja …es muss wohl so sein: jeder Mensch, der dein Herz berührt ist ein Test, eine Strafe oder ein Geschenk. Für mich war er alles gleichzeitig, wie auch immer ich hatte nicht bestanden. Meine vergewaltige, geprügelte Seele reagierte aus purem Selbstschutz mit totaler Verweigerung. Sie war wie ein überquellender Mistkübel, es hatte nichts mehr Platz, da konnte nur eine völlige Leerung helfen. Ich wiederum verwechselte das mit vollgefüllter Leere und ließ ausleeren nicht zu, versuchte aber trotzdem noch etwas hineinzustopfen. Weil dieses System auch nicht funktionieren kann, begann ich wieder ausschließlich mit meinem Verstand zu leben. Manchmal dachte ich, ich verlier den Verstand, jetzt war es definitiv soweit. Da kommt nichts durch, in keiner Richtung. Ich erkannte auch das, was aber sollte ich mit der Erkenntnis tun?  Mein Seelenkonto war voll mit Schuldgefühlen, Selbstverurteilung, Ängsten, Zweifeln. Wie bei einem geknickten Gartenschlauch versuchte ich doch immer wieder gute Ideen hineinzupumpen, sinnlos. Dieser angesammelte seelische Müll gärte zu einem Giftdepot. Auch hier gilt das Resonanzgesetzt, du ziehst nur das an, was du schon hast. Mein Wohlstandsverhinderungsprogramm auf allen Ebenen hatte sich voll etabliert, jede Fülle die ich mir wünschte kam auch, aber natürlich nur die passende – Negatives zieht nur Negatives an. Wie Außen so Innen, ich hatte vergessen den Dauerauftrag zu stornieren. Und obwohl mir das Alles bewusst war, wollte die Tatsachen nicht akzeptieren, kämpfte kraftlos weiter, gemixt mit Widerstand. Jeden Tag las ich die gleichen Kapitel meines Lebensbuches, die nicht mehr zu ändern waren. Ich hätte eine leere Seite aufschlagen können, ein neues Kapitel schreiben können – ich war zu schwach, ich hatte keinerlei Macht mehr über mich und mein Leben. Jeden Tag pochte es in meinem Kopf – Warum  mir – mit unzähligen Fragezeichen ??????????????????????????????????????????????????????????????????????, statt zu akzeptieren das das Schicksal schon längst einen dicken, fetten Punkt gesetzt hatte.

Ich sah mein Körperinneres, mein verknotetes Nervenbündel, jede Zelle – verklumpte, tieftraurige Gebilde ohne jedes Leben, jedes Organ – erschlaffte Formen, lieblos verharrend, im Streik mit dem Systemablauf. Die Blutbahnen – erstarrt, schwarzrötlich mit zahlreichen Engstellen. Meine Muskeln – zusammengekauert wie ein geprügelter Hund, leblos. Mein Magen schrie – ich habe aufgegeben, ich kann das nicht mehr verdauen was du mir gibst – der Darm konterte mit Hilflosigkeit – ich lass es einfach durchrinnen so wie Alles kommt, ich kann da nichts mehr ändern.

Die dicken Kerkermauern um mein Herz bekamen Risse, es war ein furchtbares Geräusch, ächzend und laut.

 

Gedankenkarussel

 

Es war wie die Übergangszeit vom Leben zum Tod. Ich hatte meine eigenen Fragen nie ehrlich beantwortet, manchmal gar nicht. Ich konnte meine eigenen Gedanken einfach selbst nicht mehr aushalten. Ich konnte die Bilder meines Unterbewusstseins nicht mehr ertragen, jede Nacht kamen sie als Träume und jetzt saß ich hier gefesselt und musste mich dem Allen stellen.  Wer tat mir das an, die Bilderflut schwappte über mich. Ich hasse mich dafür, dass ich Arno brauche, das war der einzig ehrliche Gedanke mit Gefühl der mich erfüllte und somit hasse ich auch mich und mein Leben. Aus einem der Spiegel flog eine Sprechblase auf mich zu: Du kannst nur hassen was du einmal geliebt hast! Hört das denn nie auf mit den theoretischen Weisheiten, für mich ist Liebe eine Einbahnstraße und am Ende steht der Hass und keineswegs noch mehr Liebe.

Ich erkannte Bruchstücke meiner vielen Leben. Ich sah mich als Heilerin, die von Dunkelmächten attackiert wurde, damit es den Menschen weiterhin schlecht gehen soll. Es geht immer um Macht. Nimm einem Menschen das Wichtigste und du hast die volle Macht über ihn. Sie verbrannten mich als Hexe am Scheiterhaufen.  Ich zuckte vor den lodernden Flammen zurück, selbst jetzt. Ich wusste warum ich in diesem Leben Angst hatte vor Kerzen, Lagerfeuer und allem was brennt.

Ich richtete die Waffe auf einen Mann, schoss immer wieder auf ihn, selbst als er schon tot war. Es schockierte mich nicht, auch jetzt nicht. Dann nahm ich meine kleine Tochter, die weinend in einer Ecke kauerte, missbraucht von diesem Scheisstyp.

Mit Daniel ritt ich auf einem weißen Pferd, eine wunderschöne Landschaft. Ein Gefühl von Freiheit und Liebe durchströmte mich. Ich wollte es festhalten, doch plötzlich lag er vor mir und flehte um sein Leben. Ich stand erhobenen Hauptes da, sagte: Hängt ihn, und ging wortlos davon.

Ich spielte in einem wunderschönen Schloss mit meinen Puppen, ich war alleine. Meine Kindermädchen bildeten einen Halbkreis um mich. Mein Herz schrie nach Liebe, Geborgenheit und  Zärtlichkeit. Da war nur Leere. Meine Mutter kam in das Zimmer, ich rannte freudig auf sie zu… Du bist eine kleine Prinzessin, du kannst Alles haben was du möchtest… also sei dankbar und benimm dich – mit diesen Worten verließ sie wieder den Raum.

Die Glasscherben bohrten sich in meine Fußsohlen während ich mit letzter Kraft weiterrannte, verfolgt von einem Mann. Aber es gab kein Entkommen in dieser dunklen Sackgasse. Er warf sich auf mich, da war überall Blut, dann war es nur noch dunkel.

Ich war eine Geheimagentin, ich benutzte Menschen um an Informationen zu kommen. Ich verdiente viel Geld, ich war immer allein. Ich verliebte mich in einen gegnerischen Geheimagenten. Er benutzte mich und dann töte er mich.

Ich war eine sehr schöne Frau, die Männer wollten nur meinen Körper. Ich verkaufte mich für viel Geld. Ich wurde weltweit eingeflogen. Ich bekam zur Strafe ein behindertes Kind. Es brach mein versteinertes Herz.

Ich hatte eine Zwillingsschwester. Ich war eifersüchtig, ich wollte die Nummer eins sein. Ich stieß sie in einen kalten Brunnen und wartete bis sie tot war.

Arno war meine große Liebe. Er verließ mich weil er meine Liebe nicht mehr aushalten konnte.

Ich war ein Mensch und wollte ein Engel sein.

Ich stand auf der Brüstung meines königlichen Anwesens. Vor mir stand mein Volk und bat um Essen, lasst unsere Kinder nicht verhungern, riefen sie. Zu meinem Gefolge sagte ich, gebt ihnen Wasser und jagt sie fort.

Ich war eine Auftragskillerin, getarnt als ganz normale brave Frau. Ich war verheiratet mit einem völlig durchschnittlichen Mann. Wir hatten zwei Kinder, die ich nur bekommen hatte um die Tarnung zu perfektionieren. Ich war offiziell ehrenamtlich in der Seelsorge tätig, in Wirklichkeit brachte ich Menschen um. Für mich war es wie den Müll raustragen. Ich zog mir die Handschuhe aus, wusch mir die Hände und war wieder eine ganz normale Hausfrau.

Es musste mehr im Leben geben, ich war zu schön um als Magd arbeiten zu müssen. Ich nahm die nächstbeste Gelegenheit war einen bessergestellten alten Mann zu heiraten. Er vergötterte mich, ich verabscheute ihn – Ekel und Langeweile waren nicht mehr zu ertragen. Als der Handlungsreisende in unserer Stadt sesshaft wurde, entfachte  zwischen uns eine Leidenschaft, die fast schon weh tat. Über Nacht verschwand er aus der Stadt, ich drohte zu zerbrechen.  Ich kaufte Schmuck, Kleider in Unmengen um mich zu betäuben.  Meine Schulden hatten eine Dimension angenommen, die auch mein Mann nicht mehr zahlen konnte. Ich war die Prostituierte all meiner Geldgeber, ich sah mich als versteinertes Wesen ohne Herz und Seele. Mein Mann liebte mich noch immer, aber er konnte diesen Zustand nicht mehr ertragen und nahm sich das Leben.

Ich saß vor dem hohen Gericht, der Vorsitzende knallte mir einen Stapel Papiere hin. Ich selbst hatte mit meiner Unterschrift für immer und ewig bestätigt, alle Verträge, Gelübde, Schwüre mit allen Dunkelmächten einzuhalten, alle Flüche, die auf mir lasteten zu akzeptieren.

Es kamen immer mehr Bilder auf mich zu, immer schneller – ich konnte sie nicht mehr genau erkennen. Was ich aber ganz genau wusste – es stimmte, alles hier ist wirklich passiert und ich war immer ich. Was konnte ein Mensch ertragen, musste ich das Alles noch einmal erleben? Ich hatte doch jetzt in diesem Leben die endgültige Entscheidung getroffen es zu beenden, weil ich diese Gedanken, diese Bilder nicht mehr ertragen konnte.  Ich hatte erkannt, dass ich es nicht schaffe meinem Hamsterrad zu entkommen. Die Angst vor meinen tiefsten Gefühlen hat das zuverlässig verhindert.

Plötzlich wurde es stockdunkel im Saal, ich atmete erleichtert durch – endlich geschafft. Eine fast unheimliche Stille erfüllte mich, was sollte jetzt passieren? Machtlos wie in den letzten Jahren meines Lebens saß ich noch immer gefesselt auf diesem Thron und wartete, dass im Außen irgendetwas passiert.

Der Spiegel vor mir wurde in sanftes Licht gehüllt und begann im Zeitlupentempo mein letztes Leben abzuspielen. Ich war alleine als kleines Mädchen, ich war unter vielen Menschen alleine als Erwachsene – das schwarze Schaf in einer Unmenge von weißen Schafen. Ich schaute in die Ferne und suchte Aufmerksamkeit und Liebe, suchte Wertschätzung und Erfolg für meinen täglichen Kampf, das was ich wollte zu erreichen. Ich spürte wie ich mich immer mehr verlor, meine Maske erneuerte um noch besser kämpfen zu können. Spürte meine Gefühle die anerkannt werden wollten, einfach raus wollten – egal was dann passiert. Und dann erkannte ich Arno, wie er  das Tor zu meinem Gefühlsleben öffnete und dieser Monsterschwall ihn in der Luft herumwirbelte. In dieser Sekunde fühlte ich mich total frei, ich spürte jede Faser meines Körpers – ich war ganz. In dieser wunderbaren Lebendigkeit und Sicherheit tat ich das Gleiche bei Arnos Gefühlskerker.

Ich liebe die Vorstellung der Grenzenlosigkeit, doch das war offensichtlich jenseits aller Grenzen.  Wenn ein überfüllter Staudamm bricht ist es keine Erleichterung sondern eine Katastrophe. Bei uns beiden war viel zu viel aufgestaut, wir wurden heftig gegen die Wand geschleudert, verharrten dort kurz und taten das Einzige was wir zu unserem Schutz gelernt hatten: Wir nahmen neue, noch stärkere Masken, beutelten uns ab, setzten unser bestes künstliches Lächeln auf und lebten weiter wie bisher.

Ich wollte diese Bilder nicht ordnen, sie schossen als Gedanken der Erinnerung durch meinen Kopf, genau wie diese Bilder in all den Spiegeln. Ein unerträgliches Szenario, doch es fühlte sich nach Wahrheit an. Es war das gleiche Gefühl, was ich am Ende dieses Lebens hatte und damit nicht umgehen konnte.

Ich wollte oftmals Inventur machen, meine Gedanken schlichten – was tut mir gut, was geht gar nicht, wovon brauche ich mehr? Mein Kopf war ein heilloses Durcheinander, ich war nicht in der Lage die unnötigen Ladenhüter ein für allemal zu entsorgen und mit Neuem zu füllen.

Wie bei einem Puzzle passen eben nur die richtigen Teile wie vorgesehen  ineinander, der Versuch ein noch so gewolltes Teil hineinzupressen kann nur scheitern.

Ich war eine einzige Baustelle – versehen mit einem vergilbten Schild: „Under Construction“, die nach und nach verrottete. Der einstige engagierte Auftraggeber – mein Selbstvertrauen – hatte sich schon längst aus dem Staub gemacht.

Wie von Geisterhand geführt, flossen Ströme an Altlasten aus mir, steinharte Brocken, zäher Schleim, verknotete Ketten, schreiende dunkle Wesenheiten versuchten sich festzukrallen. Sie hatten keine Chance, ich konnte und wollte sie einfach nicht zurückhalten. Ich durfte Alles loslassen. Manche hartnäckigen Glaubensmuster wollten in diesem Gewirr heimlich zurückschleichen, ich knallte einfach die Türe zu. Meine ältesten Schatten drohten mir: Wir werden dich wieder finden, du kannst uns nicht entkommen. Ich konterte mit Gleichmut: Ihr gehört zu meiner Vergangenheit, die ist vorbei, sie liegt weit hinter mir.

Das Leben ist wie ein Girokonto, wer  ständig überzieht,  dem wird irgendwann der Vertrag gekündigt und ich habe um keinen neuen Vertrag gebeten.

Seelensadomaso

 

Meine Seele meldete sich mit erschöpfter Stimme – ich habe Alles versucht, aber das was du mit deinem Leben gemacht hast – da mach ich nicht mehr mit. Ich habe dir soviele Zeichen, Botschaften und Situationen geschickt – du hast sie allesamt an der Oberfläche abgetan. Ich habe dir Arno, deinen großen Meister begegnen lassen. Du hast dich mit Haut und Haar auf ihn gestürzt, deinen Retter. Er war schon als Retter auserkoren, aber nicht so wie du das dachtest. Er war da, um dir zu helfen deine Selbstliebe wieder zu finden. Du aber wolltest dich durch seine Liebe nähren, wie ein Vampir. Er war selbst total leer und wollte sich durch dich beweisen, dass Selbstliebe die stärkste Kraft ist. Ihr habt euch beide enttäuscht. Statt euch auf die innerste Ebene zu besinnen, endlich eurer Seele Gehör zu schenken habt ihr euch bekämpft. Ihr habt in eurem Krieg zu allen Mitteln gegriffen. Lüge, Betrug, Falschheit, scheinheilige Hoffnung, Entschuldigungen als leere Worthülsen. Als er nicht mehr weiter wusste, hat er sich auf die tiefste Ebene der Menschheit begeben. Was der Seele am meisten wehtut sind Kränkungen. Kränkungen wirken wie eine vergiftete Krebszelle, die mit jedem Gedanken neue Nährstoffe bekommt. Sie wurde so groß, dass sie in jeder Sekunde deines Lebens dein Denken und Fühlen beherrscht hat. Sie hat dein Tun außer Kraft gesetzt und deinen Lebensfluss blockiert. Sie hat eine massive innere Leere in dir verursacht und hat gleichzeitig alle Schuldgefühle deiner bisherigen Leben neu aktiviert. Du hast nichts Gutes mehr in dir, in deinem Leben gesehen. Du hast täglich deine Seele vergewaltigt, bist mit einer versteinerten Maske durchs Leben gegangen und hast der Resonanz folgend solche Menschen in dein Leben gezogen. Sie konnten dir nicht wehtun, aber deine innere Leere wurde dadurch noch größer. Deine Ängste wuchsen ins uferlose, sie peinigten dich Tag und Nacht. Du konntest sie nicht genau benennen, dein Gesamtzustand war Angst. Da war kein Platz mehr für einen Funken echter Liebe. Du hast deine gutgemeinten Sprüche lieblos heruntergebetet und Nichts erwartet, außer auf ein Wunder von Außen. Das hast du gewusst und dich selbst noch mehr gehasst dafür. Du hast gespürt wer du einmal warst und konntest keinen Zugang zu dir finden. Du wolltest geradezu krampfhaft diese Fülle des Elends in dir festhalten, es war deine einzige Neugierde die dir geblieben ist. Wie lange kann es dauern bis dich „Etwas“ von diesem Zustand von diesem Leben erlöst? Du hast dich deinem Schicksal hingegeben, obwohl du genau wusstest, dass der Lebensplan ein anderes Ziel hatte.  Du bist eine große Meisterin gewesen und hast dein ganzes Potential einfach brachliegen lassen, hast dich im wahrsten Sinne taub gestellt. Am Anfang dachte ich der Tinnitus wird dich wachrütteln endlich wieder auf deine innere Stimme zu hören – was hast du gemacht – bist zu einem HNO Arzt und hast dir irgendwelche Tabletten verschreiben lassen. Du wusstest genau das funktioniert nicht, aber dessen nicht genug, hast du noch im Internet nach weiteren Zusatzmedikamenten gesucht, obwohl ich dir eh nur mehr das Geld zum reinen Überleben gelassen habe, damit du dir diese Unnötigkeiten abgewöhnst. Das hat ja auch eine Zeit lang geklappt, bis du wieder begonnen hast dein Konto zu überziehen, obwohl du genau gewusst hast, dass du es niemals zurückzahlen kannst. Das war deine einzige Antwort auf dein chaotisches Gedankenkarussel. Hast du wirklich geglaubt, wenn das Geld zu Ende ist, dann ist es auch mit dir zu Ende, das soll eine Lösung, ja eine Erlösung sein? Alle weiteren körperlichen Erscheinungen, du wusstest genau die Bedeutung, aber nein immer wieder bist du zu irgendwelchen Ärzten gerannt und mit irgendwelchen Tabletten nach Hause gekommen. Selbst die Ärztezunft hat dich auf ein psychosomatisches Krankheitsbild angesprochen, na auch das war für dich keine Überraschung, aber wenigstens Ablenkung.  Wirklich übertrieben hast du es dann als du zu der täglichen Dosis Antidepressiva eine noch größere Dosis Alkohol gemixt hast. Du hast dich im vollen Bewusstsein körperlich und geistig vergiftet und hast noch immer jeden Tag gebrüllt – ich bin ein Opfer, helft mir, mir geht es so schlecht. Jeden Tag dachte ich, jetzt schaffst du es, du wusstest es genügt ein ehrlicher Augenblick der eine Gefühlslawine in Gang zu setzen die Alles verändert. Nichts. Dann habe ich dir Menschen geschickt um deine Kommunikation wieder zum Leben zu erwecken. Es hat dir schon gefallen, aber alle waren dir irgendwie „zu wenig“, weil du dir zu wenig warst. Als auch ich nicht mehr weiter wusste habe ich dir Arno geschickt, er war mein letzter Ausweg, er war deine allerletzte Möglichkeit. Zu Beginn hat es total gut ausgeschaut für euch beide, ihr kanntet euch ja schon von vielen Leben, hattet ja schon die Meisterprüfung abgelegt. Ich dachte jetzt kann ich endlich verschnaufen, aber es hat nicht lange gedauert bis ihr zahlreiche Gründe herbei gedacht habt, warum das „so“ nicht funktionieren kann. Alles war zu wenig für euch, die Sicherheit, die Geborgenheit, das Vertrauen, die Liebe und gleichzeitig zu viel Angst dass ihr wirklich eure Masken ablegt. Du wolltest zu viel von seiner Liebe um mühelos deine Selbstliebe ins Unermessliche zu katapultieren, ungeduldig wie immer. Da war er überfordert und hat die Kanäle dicht gemacht.  Als du krampfhaft, dich mit allen Mitteln bemüht hast, ihn und seine Liebe wieder zu gewinnen war er überfordert und hat dich wie das wertloseste Geschöpf des Erdbodens behandelt. Es war die einzige Möglichkeit, die er zur Verfügung hatte um eure Geschichte zu beenden. Ich habe da schon auch mitgeholfen, ich dachte wo du jetzt wieder weißt wie sich Liebe anfühlt schaffst du es allein. Das Projekt Selbstliebe ist im wahrsten Sinne durchgefallen – sonst würdest du jetzt nicht hier sitzen.  Dein verstorbener Lebensmensch. Du konntest ihn bis jetzt nicht loslassen, ganz im Gegenteil hast du in Arno – bei einigen Aussagen und Gesten – eine sehr große Ähnlichkeit erkannt. Arno dokumentierte es mit der Wahrheit – ich bin eine lebende Teilinkarnation von  Daniel. Das saß, es bestätigte deine Schuldgefühle aufs Neue.

Die alten Karmageschichten werden sofort wieder aktiviert, wenn etwas Passendes auftaucht.

In dieser Nacht, wo du mit deinem Karma gesprochen hast, wo du ausgesprochen hast, wie du dich wirklich fühlst, also mich beschrieben hast – deine Seele – deine tiefen Narben, die durch Arno wieder aufgerissen wurden. Der Stacheldraht, der sich bei dem kleinsten Gedanken an Liebe sofort tiefer hineinbohrt, dieses permanente Brennen, das in deinen ganzen Körper ausstrahlt. Da glaubte ich an dich, dass du es endlich schaffst. Dann bist du wieder ganz klein geworden, hast es als Seelensadomaso akzeptiert, deine Opferrolle bestätigt und mit einer Flasche Wodka besiegelt.

Und schließendlich machtest du dich noch kleiner und wertloser, als du dir diesen Typen mitgenommen hast, der dich dazu bewogen hat, dein Leben in der Badewanne zu beenden.

Wahnsinn – ich habe mir deinen Körper ausgesucht, ich wusste wir sind ein Dreamteam, du bist stark genug für Zwei. Es hat sich aber immer mehr herausgestellt, du bist ein Liebesjunkie – wenn dich jemand wirklich liebt, liebst du selbst dich über alles.  Wenn dem nicht so ist, verlierst du jeden Kontakt zu deiner Selbstliebe. Daniel wird dich immer lieben und mit Arno wollte ich dir das im Hier und Jetzt zeigen.  Aber du warst so leer, dass du nicht einmal mehr den Schalter für deine Lebensbatterie drücken konntest, obwohl ich ihn auf Dauerblinklicht gestellt hatte.

Ich konnte mit meinen Zellen, Organen, Gedanken und Gefühlen wie mit eigenen Wesenheiten sprechen, das hatten sie sich wirklich verdient. Sie warteten noch immer auf mein Kommando,  ich hatte noch immer die Chance auf ein Comeback. Ich bat sie um Vergebung, nur das Gefühl dazu kam nicht – das Unterbewusstsein und  die Seele reagierten  nicht, der Motor sprang nicht an.

Licht aus – over and out – eine Explosion. Die Spiegel bebten, zersplitterten in tausend Teile, flogen kreuz und quer durch den Raum, wo ich immer noch gefesselt saß. Die Splitter steckten in meinem Körper, es tat höllisch weh und war gleichzeitig befreiend.

Hier gibt es keinen  Zeitfaktor, Zeit kann ich nicht festhalten…

 

Hexenschatten

 

Ich hatte zu viel Angst meinen Ängsten zu begegnen. Sie haben mich nie aus den Augen gelassen, dass ich hätte heimlich verschwinden könnte. Wir kennen uns schon, sind uns schon oft begegnet, es endet nie – oder?  Hört auf damit, mich zu bitten, dass ihr bleiben dürft, wenn meine Seele strahlt – das haltet ihr niemals aus. Ihr wisst, ihr werdet immer einen Platz in meinem Herzen haben, ich schätze euch, aber jetzt ist es Zeit zu gehen. Meine Aura ist jetzt wieder vollkommen dicht, alle Löcher und Risse sind geschlossen, da ist keine Verbindung zwischen uns möglich. Ich habe das Kreuzworträtsel meines Lebens gelöst. Ich habe alle leeren Kästchen mit dem passenden Inhalt gefüllt und jetzt bin ich Ganz. Im nächsten Leben fangen wir wieder von vorne an, weil ich mich dann ja wieder nicht erinnern kann, aber jetzt nicht.

Ich war eine Hexe und ich bin stolz darauf.  „Schwarze Hexen haben einen Pakt mit dem Teufel und ihr einziges Interesse liegt darin, den Menschen zu schaden. Auserwählt werden schöne, intelligente Frauen von gutaussehenden Männern. Über den Sexualtrieb werden sie zur Abhängigen des Teufels im Schafspelz, so sagt die Legende. In Wirklichkeit sind Hexen die intelligentesten Frauen, sie sind in der Lage beide Teile – Gut und Böse – in sich auszuleben. Somit sind sie in ihrem inneren Gleichgewicht, müssen nichts verdrängen und haben keine Schatten.  Nach dem Ehegelübte bekommen sie ein Hexenmal  an einer verdeckten Stelle des Körpers aufgedrückt und sind dann für immer eine Teufelsbraut innerhalb der Hexensekte“ so lautet früher die Definition einer Hexe.  Dieser Pakt muss regelmäßig beim Hexensabbat, ein Treffen zu dem alle Hexen anreisen, erneuert werden. Ihre offizielle Aufgabe ist es Unglück in ihrer direkten Umgebung zu verbreiten. Gleichzeitig bietet der Glaube an schwarze Magie den Menschen die Möglichkeit für Alltägliches oder wirkliche Schicksalsschläge einen Schuldigen zu benennen. Hexen boten die Lösung für Alles was einem Menschen nicht gefiel. Die Hexe ist die Personifizierung des Bösen, sie will die Seele der Menschen

ins Unheil treiben, alle Seiten eines Menschen, die er selbst nicht an sich will – Neid, Gier, Hass – werden der Hexerei zugeschrieben. Die Hexe wird somit zum Opfer, zum schlechten Gewissen der Menschen.  Im Grunde genommen war eine Hexe eine höchstmoderne, selbstbestimmte Frau, die ihr Leben ohne Einschränkungen genoss. Diese Tatsache gefiel den „braven Frauen“ nicht, die all diese Eigenschaften nicht ausleben konnten oder durften. Den Männern dieser braven Frauen gefielen zwar die Hexen, nicht aber die Tatsache, dass ihre Frauen auf Abwege gebracht werden können.

Die Hexen galten als etwas Übersinnliches, ein unerklärbares Phänomen – es machte den Menschen Angst und gleichzeitig wurden sie magnetisch angezogen. Die Magie bietet die Lösung für viele ungelöste Fragen der Menschheit.

Das Delikt der Hexerei war die Lösung jede Art von kritischen Zeitgenossen, Unangepassten, Revoluzzern, nicht Obrigkeitstreue zu vernichten. Dies gipfelte in den Hexenverfolgungen. Um den Spuck eine Ende zu machen wurden sie am Scheiterhaufen verbrannt.

Die Unterscheidung zwischen schwarzer oder weißer Hexe ist leeres Konstrukt, es ist eine äußerliche Bewertung für den Teil  der für Andere sichtbar wird.

Wir sind besondere Schatten, du warst auch einmal eine weiße Hexe und die bekommen immer die Eliteeinheit von den Dunkelmächten zugedacht, damit du nicht mit deinen Fähigkeiten zu lieben und zu heilen die Menschen vergiften kannst. Lass uns unsere Arbeit machen, wir bewachen dich solange bis du dich entschließt wieder zu inkarnieren. Wenn deine Entscheidung in unserem Sinn ist, kannst du wieder gehen – bis dahin bleiben wir bei dir.

Jetzt hatte ich es soweit geschafft, musste mir einige meiner Leben nochmals ansehen – was schon Schrecklich genug, habe mit meinem Körper und meiner Seele ein Abschlußgespräch geführt, hatte meine Schatten akzeptiert…  liebe deinen ärgsten Feind, so wird er zu deinem Freund.

 

Wieder war es nicht genug, es ist nie genug bei mir, es ist nie genug für mich, es ist nie genug für die Anderen – ich bin etwas Besonderes haben manche Menschen im letzten Leben zu mir gesagt. Ich habe das nicht so sehr als Kompliment aufgefasst, eher dass sie irgendwas von mir wollten.

Und auch das geht so weiter – von wegen besondere Schatten, weil ich ein besonderer Mensch bin…

Jeder Mensch ist doch besonders und einzigartig, hier in diesem Schattengefängnis war aber nur ich, allein, ganz allein wie immer. Also ich war jetzt echt böse, ich hatte wirklich genug, ich wollte hier raus und zwar schnell. Ich rief den Oberaufpasser und sagte ihm ich möchte als Ameise sofort wiedergeboren werden, da konnte ich ja nun wirklich nichts anstellen. Er fand meine Idee akzeptabel, allerdings musste ich die Wartezeit von einem Jahr einhalten, bei besonders guter Führung reichte vielleicht schon ein halbes Jahr.

Etwas in mir bäumte sich jetzt vehement auf, ich wollte zwar nie wieder um etwas kämpfen müssen, wollte warten bis es auf mich zukommt, mich findet einfach so – fließen lassen, leicht und selbstverständlich in höchster Liebe. A B E R  das gilt für das richtige Leben, wo es allerdings auch nicht geklappt hatte, das hier war aber kein Leben – das hier ist das Nirwana. Vielleicht sollte ich die unabänderbare Tatsache anerkennen, dass ich ungeduldig, neugierig und eine Kämpferin bin – wenn ich mir sicher bin wofür es sich zu kämpfen lohnt.

Konzentration, Entspannung, Nachdenken – wie konnte ich meine Situation ändern?? Entkommen – kann nicht funktionieren bei sechs Eliteschatten. Bitten und Betteln, weil ich so eine Hübsche bin – das hat sie schon mehrere Leben nicht beeindruckt. Aufgeben und Warten – aufgeben tut man einen Brief, warten auf die U-Bahn. Es musste etwas ganz Besonders, etwas ganz Einzigartiges, etwas ganz Neues sein, dass dieser besonderen Situation gerecht wurde.

Ich fühlte mich plötzlich so lebendig, wie schon lange nicht mehr, spürte dass mir die Herausforderung gefehlt hatte – schade dass sich erst jetzt die Erkenntnis zeigte. Mit diesem Wissen hätte ich die Badewannengeschichte nicht durchgezogen. Aber ich habe gelernt zu Akzeptieren. Ich beauftragte meinen Geist ganz ruhig im Meer der Möglichkeiten die Beste und Schnellste Variante zu finden.

Plötzlich hielt ich ein Buch in Händen, da stand geschrieben:

Selbstliebe ist dich anzuerkennen genau wie du bist, egal was du getan hast, die Realität anzunehmen wie sie sich zeigt – damit sprengst du alle Grenzen und geliebte Schatten werden unsichtbar!

Ich liebe mich hier und jetzt wie ich bin!

Ich liebe mich hier und jetzt wie ich bin!

Ich liebe mich hier und jetzt wie ich bin!

Ich liebe mich hier und jetzt wie ich bin!

Ich liebe mich hier und jetzt wie ich bin!

Ich liebe mich hier und jetzt wie ich bin!

Ich liebe mich hier und jetzt wie ich bin!

 

Die Dunkelheit wich dem hellen Licht in allen Regenbogenfarben, es war wunderschön, ich fühlte mich so wohl, ich spürte mich, ich fühlte Liebe – ich bin Liebe – ganz egal was ist!

Ich bin ich, ob ich jetzt ein Engel, ein Geist, eine Ameise oder einfach nur pure Energie bin…

 

Autarkia II

 

Als sich die Türe des Lichtaufzuges öffnete, stand ich vor meinen ewigen kosmischen Eltern. Wortlos nahmen sie mich in die Arme. Wir haben dich bestimmt tausend Mal kontaktiert, aber die Verbindung hat einfach nicht geklappt, du konntest uns nicht hören. Willkommen zu Hause.

Wir gingen schweigend heim, schon von weitem sah ich die Sonnenstrahlen auf dem Glasdach tanzen, auf der Terrasse blühten die Blumen, wir setzten uns in den Wintergarten und genossen den Moment. Ich fühlte mich beschützt, geborgen, geliebt – einfach glücklich.

Später kamen Freunde zu Besuch, fragten was es für Neuigkeiten von der Erdenwelt gab, weil die Polarität doch so spannend sei? Sofort legte meine Mutter  ihre Hand in meine, du musst gar nichts sagen wenn du nicht willst, sprach ihr Blick. Ich war noch nicht soweit und bat mir doch von den Neuerungen auf Autarkia zu berichten. An diesem Ort des Friedens, in dieser homogenen Gemeinschaft freuten sich Alle mir, die lange weggewesen war zu berichten. Sie lachten und redeten durcheinander, ich war für sie eine wunderbare Abwechslung, ja eine exotische Erscheinung.    

Vielleicht könnte ich einige ihrer neuersten Erfindungen auch auf der Erde verwirklichen. Sie hörten immer wieder, dass immer mehr schwarze Energien ihre Macht vergrößern, um  den Menschen das Leben schwermachen, um sie klein und führbar  zu halten. Gleichzeitig geben sie ihnen Hilfsmittel, damit sie glauben müssen, wenn ich mir die leisten kann fühle ich mich wieder besser. Wenn es zu vielen Menschen zu gut gehen sollte, ergreifen sie härtere Maßnahmen und schicken Giftgasbomben auf die Erde. Mit dem vielen Geld wird die Ausbildung der Destruktiven finanziert. Leider hörten sie auch schon, dass viele entsandte Autarkia infiziert wurden, weil ihre Aura löchrig wurde und somit angreifbar für diese negativen Energien.

Ich nickte, ohne etwas zu sagen, dachte warum nehmen sie an, dass ich wieder auf die Erde zurückgehen werde, wo hier einfach Alles und immer perfekt ist? Ich bleibe jetzt endgültig hier… oder?

Das Leben hier unterscheidet sich in allen Punkten von einem Erdenleben – ausgenommen Tag und Nacht – das ist die einzige Polarität.

Hier herrschte permanent eine hohe Schwingung, was bedeutet, dass negative Energien sich erst gar nicht entfalten können. Dringen doch einmal Destruktive ein wird der Schwingungsregler kurzfristig angehoben, in diesem Feld können sie nicht überleben.

Ihr Fundament ist die Selbstliebe, auf die baut das Dasein jedes Autarkias auf. Es gibt keinen Neid, keinen Hass, keine Konkurrenz, keine Eifersucht. Sollte durch einen destruktiven Einfluss ein kleines Loch in dieser geschützten Aura entstehen, gibt es zahlreiche Möglichkeiten, dies sofort zu korrigieren, weil diese dunklen Flecken sofort sichtbar werden.

Es gibt keine Ängste, keine Zweifel, keine Unsicherheiten – diese Energien können in dieser hohen Schwingung nicht existieren.

Die Menschen hier sind alle gleich wertvoll, es gibt keine Bewertung von ich bin ein besserer, gescheiterer, schönerer Mensch.

Geld ist einfach vorhanden, braucht man in seiner Vorstellung  1000,- Arikas, sind sie auch in Wirklichkeit da, weil einfach genug Geld vorhanden ist. Es ist genau wie bei uns auf der Erde, nur dass es hier von einigen wenigen Menschen zugeteilt wird.

Jeder wohnt in dem Haus oder der Wohnung, die er in seinem Kopf als fertiges Bild sieht, sie ist dann einfach da.

Jeder geht seiner Arbeit nach, das Ziel ist nicht Geld verdienen müssen um zu überleben, es ist eine Berufung das zu tun was man will und Freude macht.

Die Partnerwahl erfolgt auf Basis der Schwingung,  da gibt es keine Verfälschung der Gefühle.

Alle Menschen sind schön und altern nicht, sind gesund – den Zustand einer  Krankheit gibt es nicht, der Grund ist simple – es gibt keine toxischen Zellen in einem Körper der keine negative Erfahrungen, Gedanken und Gefühle plus der Kombination von wertloser, leerer Ernährung  kennt.

Die Außentemperatur lag konstant bei zwanzig Grad, die Sonne scheint jeden Tag genau zwölf Stunden.

Es gibt keine Urlaube in dem Sinn, keine Touristen die Fremdenergien einschleppen können, weil ein Autarkier außerhalb nicht leben kann und ein Nicht-Autarkier nicht die Möglichkeit hat hereinzukommen. In Autarkien herrscht ein gleichmäßiges Klima, es schaut überall gleich aus. Es ergibt also keinen Sinn woanders hin zu fahren.

Zusammengefasst könnte man sagen – es ist langweilig – weil, es gibt keinerlei Überraschungen. Andererseits ist es ein friedvoller, sorgenfreier Ort.

Die Grundsätze von Autarkia  lauten:

Selbstliebe ist das Fundament

Jeder erzeugt selbst alle Liebe, die er braucht

Das Leben fließen lassen, du wirst geführt

Atem ist Lebenselixier

Lebe im Jetzt

Dein Geist ist das Computerschaltpult

Deine Gefühle sind die Enter-Taste

Schätze dein Geld, es ist genug davon da

Wo die Aufmerksamkeit hingeht gepaart mit Überzeugung passiert und zwar sofort

Geh nur mit guten Gedanken schlafen, sie werden deine Träume und verwirklichen sich

 

Jeder hat hier einen Lebenskraftschalter, ein Punkt im Körper, der mittels der geistigen Entscheidungen bei Bedarf aktiviert wird.  Die meisten hatten diesen Punkt mit einem Tatoo gekennzeichnet.

 

Der Tagesablauf war in totale Harmonie eingebettet, beim aufstehen wurde der Tag  begrüßt indem man das Fenster öffnete, sich streckte und siebenmal tief einatmete. Der morgendliche Badezimmerbesuch wurde mit dem Aufsetzen eines Helms beendet, der den erwünschten Tagesablauf mittels Lichtschwingung abspeicherte. Vor dem Schlafen gehen wurde das Programm auf  Psychohygiene eingestellt, um etwaige störende Situationen des Tages in Gute umzuwandeln.

Dann ging man freudig seiner Arbeit nach.

In der Freizeit traf man Freunde, machte Sport, ging ins Wellnesscenter. Im Kino oder Theater wurden ausschließlich harmonische Aufführungen gezeigt. In den Restaurants und Bars gab es gesundes, „lebendiges“ Essen, alle Getränke und Nahrungsmittel waren grundsätzlich lichtaktiviert um die körpereigenen Zellen gut zu versorgen. Alkohol in dem Sinn gab es keinen, hier liebte man Themencocktails. Diese hatten unterschiedliche Farben und wurden auf Wunsch mit dem entsprechen Lichtperlen – Entspannung, Sexgefühle, Lachen, usw. – aktiviert.

Sportliche Aktivitäten werden hauptsächlich im Freien ausgeübt um der Sonnenenergie nah zu sein, Fitnesscenter in dem Sinn gibt es nicht. In Autarkia sind die Bereiche Fitness und Kosmetik in Wellnesscentern zusammengefasst.

Dort startete man den Besuch bei der Energie- und  Emotionstankstelle um die Glücksgefühle voll zu aktivieren. In allen Sälen gibt es Glasdecken die Licht in unterschiedlichen Farben leuchten und ausgleichende Alphawellen erzeugen. Schwimmbecken sind grundsätzlich rund, damit schlechte Energien keine Chance haben sich in den Ecken zu verstecken. Als eine Art Solarium gibt es eiförmig geformte Alphaliegen. Sie stellen den embryonalen Wohlfühlzustand her und stellen den idealen Zustand von Geist und Körper ein. Über die Haut nähren sie jede Zelle mit Licht.

Im Kosmetikbereich wird mittels Gedanken das gewünschte Ergebnis als Bild auf einem Computer gespeichert und mit kosmischen Strahlen auf den Körper übertragen. Es gibt hier keine Menschen mit Falten, Pigmentflecken, schlaffer Haut, Cellulitis, Haarausfall usw., weil all diese äußerlichen Erscheinungen nur ein Spiegelbild einer verunreinigten Zelle darstellen.

In Autarkia geht man davon aus, dass jede Krankheit und unerwünschte äußerliche Erscheinung aus verklebten, vergifteten Zellen entsteht. Toxische Zellen entstehen, wenn sie mit negativen Gedanken, Gefühlen und künstlicher Nahrung gefüttert werden. Da sich die Zellen ununterbrochen teilen, nehmen sie diese negative Information mit und vervielfachen sie. Da ja die Destruktiven permanent versuchen auch hier schwarze Energien einzuschleppen, wird großer Wert auf innere Reinigungsmaßnahmen gelegt. Mit einer Wärmebildkamera werden etwaige Unregelmäßigen wie bei einem  Röntgen, nur viel genauer erkannt und gleichzeitig ausgeglichen.

Auch bei  Kleidung und Schuhen gibt es immer einen Zusatzeffekt. Kleidung jeder Art unterstützt die Akkupunkturpunkte, erkennt Ungleichgewicht im Körper und reguliert dies sofort.

Schuhe mit digitalen Sohlen und künstlicher Intelligenz, passen sich dem Fuß an, massieren beim gehen wie bei  einer Fußreflexzonenmassage und können Schritte zählen. High Heels mit fünfzehn Centimeterabsätzen fühlen sich an, wie ein superbequemer Gesundheitsschuh.

 

Später gingen wir alle gemeinsam in das neueste Restaurant – Sternenparadies. Die Besonderheit dieses Lokals war ein nahezu echter Sternenhimmel, über die Lüftungsanlage wurde ein Duftgemisch auf Basis des Glückshormons Oxycotin eingeschleust.  Das Material der Sitzbänke passte sich automatisch der Körperhaltung an, sodass jeder seine ideale Sitzposition hat. Es war sehr lustig, wir plauderten über alle Neuerungen und dass leider immer mehr negative Energiefelder Möglichkeiten finden in Autarkia einzudringen. Die Regierung ist gefordert mit immer besseren Schutzmaßnahmen zu antworten. Sie fragten mich ob es bei uns im Erdenland wirklich so schlimm sei, wie man hinter vorgehaltener Hand hört. Offizielle Informationen gab es hierzu nicht um die Bewohner nicht zu verunsichern. Da ich, als auserwählte Kombinatin aber so plötzlich zurückgekehrt war, sahen sie nicht als gutes Zeichen. Hatte auch ich es nicht geschafft, die Schwingung der Erdenbewohner mit meiner autarkischen Energie anzuheben?  Ich fühlte mich augenblicklich schlechter und drückte sofort meinen Energieknopf. Ja, es ist leider ein immer dichter werdendes Feld an Dunkelmächten, die mit rigorosen Maßnahmen die Menschen zu zerstören versuchen. Wie Vampire saugen sie sich in die Seelen der Menschen und krallen sich dort fest wie ein Blutegel. Da die meisten Menschen von Kindheit an auf Leid, Angst, Mangel, Zweifel programmiert sind. Sie kommen auf die Welt, sind voller Liebe, Selbstvertrauen und Sicherheit. Aber nach und nach kommen sie drauf, dass man sich schützen muss vor „Bestrafung“ der Eltern und der Welt. Es wird ihnen hauptsächlich gesagt, was sie nicht tun dürfen und was sie nicht gut können. Dieser Rucksack und das parallel dazu entwickelte Schutzmäntelchen werden im Laufe des Lebens immer größer. Viele haben so viele schlechte Gefühle von ihren Enttäuschungen, inneren Verletzungen gespeichert, dass gute Gefühle keinen Platz mehr haben. Um sich vor weiteren Verletzungen zu schützen entwickeln sie eine Art Ganzkörpermaske.  Um Loszulassen muss diese Maske geöffnet werden, sonst bleibt der Mensch ein Gefangener dieser niedrigen Schwingung. Jetzt gibt es zwar immer mehr Hilfsmittel in Form von Büchern, Heilern, und Mittelchen – aber welche Methode auch immer angewandt wird, wenn sie nicht an den Zielort gelangt – passiert nichts. Es gibt schon ganz viele perfekte Theoretiker, das ist noch viel schlimmer. Sie wissen ganz genau wie es geht, aber es ist schon zu viel an Wissen. Das fällt dann unter Ablenkung, Verwirrtheit, Zerrissenheit und am Ende passiert nichts. Jede Änderung kann nur von Innen nach Außen passieren, niemals umgekehrt. Nach dem Resonanzgesetz wird nur Gleiches angezogen und so kommen jeden Tag noch mehr schlechte Gedanken und Gefühle dazu. Wenn die Bombe platzt, beginnt sich dieser Zustand auch auf körperlicher Ebene als Krankheit zu zeigen. Behandelt wird dann die Erscheinung, aber nicht die Ursache.

Ich erzählte von einer Krankheit namens Krebs, die sich immer mehr verbreitet, wie eine Seuche. Sie gilt als die „Königsdisziplin“, wenn vorher alle Alarmleuchten negiert wurden, ist das der letzte Zeitpunkt eine innere Reise zu starten und sich zu öffnen. Erkennen, was man wirklich will, annehmen wie man ist und loslassen was nicht gut tut. Einige schaffen das in kürzester Zeit, das wird Wunderheilung genannt, viele schaffen es nicht und sterben.

Meine Aufgabe die Schwingung anzuheben ist ab dem Zeitpunkt meiner Schicksalsschläge gescheitert, weil meine eigene Schwingung so niedrig war.  Ich habe dann zahlreiche Spiegel zugeteilt bekommen, die ich aber genau so verdrängt habe wie den Rest. Ich habe nicht mehr zu mir gefunden, nicht an mich geglaubt, ich war eine einzige Blockade und mein Fundament war nicht Liebe sondern Angst. Meine Schatten hatten leichtes Spiel mit mir, einen habe ich mit letzter Kraft weggeschoben, drei andere traten an seine Stelle. Ich habe mich selbst nicht mehr ertragen, spürte mich nicht, und obwohl ich noch immer wusste wo mein Lebensenergieschalter ist – habe ich ihn zaghaft gedrückt, aber nicht wirklich – ich habe mir nicht mehr vertraut.

 Sie lauschten alle gebannt, konnten sich solche Zustände nicht wirklich vorstellen.  Wollen die Menschen nicht ihr Leben genießen, jeden Moment davon? Sind sie nicht dankbar dafür, dass ihnen das Leben geschenkt wurde?

Ich denke sie haben es vergessen, ich habe Viele erlebt, die sich kurz vor ihrem Tod den Zauberschlüssel zu sich und ihrer Liebe, ihren wahren Gefühlen bewusst wurden. Zu spät.

Voller Dankbarkeit für ihr harmonisches Leben, verabschiedeten sie sich.

In den nächsten Wochen genoss ich diese Leichtigkeit, dieses Gefühl das Alles immer gut ist, total verlässlich ohne jede Überraschung. Das Leben hier ist ein langer ruhiger Fluss.

 Vier Wochen nach meiner Ankunft legte ich mich wieder einmal in die Alphaliege und ich weiß nicht genau wie ich es beschreiben soll – ich war übervoll mit  guter Energie – und doch meldete sich ein komisches Gefühlsaufflackern. Was wollte es mir sagen, ich sollte dankbar sein hier sein zu dürfen?

Ich fühlte, dass mir Etwas fehlte. Clair sagte ich zu mir, das kann doch nicht sein, du bist am absolut perfekten Ort, hier ist nichts außer Liebe und Harmonie. Eine Vollkommenheit ohne die Möglichkeit von Überraschungen, ja es ist einfach Alles total gut…

Ich marschierte auf meinen High-Heels nach Hause, meine Mutter spürte sofort, dass irgendetwas mit mir nicht ganz stimmte.  Was fehlt dir, was vermisst du? Ich wollte mich herausreden, wie es Menschen halt so tun, wenn sie nicht sagen wollen was gesagt werden muss. Das funktionierte hier noch weniger als auf der Erdenwelt.

Mir fehlen die Gegensätze, es ist langweilig wenn Alles immer super gut, superharmonisch ist. Es gibt keine Reize mit denen ich spielen konnte, keine Herausforderungen – kein Schwarz und Weiß – es gab nur W e i ß  und das ohne Ende.

Meine Mutter nickte wissend, Clair sagte sie – du warst schon immer anders als die Anderen – es war dir schon immer zu wenig diese Selbstverständlichkeit an totaler Harmonie zu genießen.  Ich konnte nichts mehr darauf erwidern, ich weinte einfach. Die Tränen flossen nur so aus mir heraus, völlig ungehemmt, angestaut von ewigen Zeiten. Sie hielt mich einfach nur im Arm, sagte kein Wort mehr.

Irgendwann sind wir beide eingeschlafen.

In mir keimte der feste Entschluss, ich genieße DAS was ist. Die Tage plätscherten so dahin, sehr angenehm, sehr nett.

Nett ist die kleine Schwester der Langeweile!

 

Galadinner

Meine Eltern waren ganz aufgeregt, morgen Abend fand ein großes Galadinner der Regierung statt. Und wir waren eingeladen, auch ich – woher wussten die dass ich wieder in Autarkia bin? Es ist die Eliteeinheit „Stimme der Glücklichkeit“, der Kopf der Sekte. Eine Sekte ist ein wunderbares System, es wird immer auf dich geschaut, du bist immer beschützt. Du brauchst nicht einmal selber denken, es wird dir Alles abgenommen, sagte mein Vater. Ich konnte mich gar nicht daran erinnern, waren die schon immer hier? In den letzten Jahren hat sich auch bei uns einiges verändert, immer mehr Autarkier scheinen trotz aller Schutzmaßnahmen infiziert, wollen trotz abschreckender Berichte die Verführungen der Erdenwelt kennenlernen. Mit Mafiamethoden setzten die „Anderen“ sich in die Köpfe der Menschen. Es entstehen Bilder von totalen Gegensätzen, wie streitende Menschen, die sich kurz darauf wieder versöhnen, und das mit einem so intensiven Gefühl, dass man das selber spüren möchte, diesen Kick. Szenen von tiefer Traurigkeit mit einem anschließenden scheinbar grundlosem Glücksgefühl, und da soll es noch viel mehr solcher Abartigkeiten geben.  Solche destruktiven Einflüsse gehören unterbunden und deswegen wurde die „Stimme der Glücklichkeit“ ins Leben gerufen, zum Schutz – beendete er voller Stolz seine Erklärung.

Ich zog los, um mir ein besonders Outfit für diesen ganz besonderen Abend zu kaufen. Irgendwie erschienen mir alle Kleider zu wenig spektakulär, sie waren schön aber nicht perfekt. Plötzlich musste ich kichern, ich brauchte doch nur in meinem Kopf das perfekte Kleid als Bild entstehen lassen, dann war es doch sofort da. Ein ungenaues Bild, ergibt kein perfektes Kleid, ich musste mich konzentrieren. Lila Seide, hochgeschlossen, ganz anliegend am Hals der sich dann über den Schultern wie eine Blüte ergoss, ein blütenförmiger Cutout über dem Busen, fließend über den Hüften mit ganz enger Taille, weich fallend bis zum halben Oberschenkel, hinter mit einer Schleppe mit eingewebten Leuchtsternen, geraffte, enge Ärmel die in einen Einfingerhandschuh übergingen. Dazu lila Lackstiefel mit achtzehn Zentimeterabsätzen, Silletos, vorne spitz geschnitten mit einem Leuchtstern.  Ich betrat die Boutique und ließ meine Sachen einpacken. Bei dem Bankomat musste ich nur auf die Entertaste drücken, das entsprechende Geld war einfach so vorhanden.

Am Friseurcomputer ließ ich eine üppige Lockenbracht erscheinen, nein das bin ich nicht, nicht heute. Ich entschied mich für einen eng anliegenden Dutt in der Form eines Sterns.

Meine Eltern starrten mich an wie eine Außerirdische, war es die totale Faszination oder pures Erschrecken? Ich fühlte mich super gut, superschön – bildlich gesprochen sah ich aus wie eine Domina des Guten, es fehlte nur noch die lila Peitsche, aber die wollte ich mir jetzt nicht erschaffen.

Über die Freitreppe wurden wir in den Prunksaal zu unserem Tisch geführt. Als Begrüßungscocktail wurde ein Serotoninchampagner serviert, die Gäste wirkten so was von glücklich, dass es mir schon fast weh tat. Meine Mutter wirkte sehr nervös, als sie erkannte, dass auf dem einzig freien Platz neben mir die Tischkarte von Raffael stand. Raffael ist der Sohn des Gottobersten.

Er kam zu unserem Tisch, nein – er erschien, ein Mann wie gemeißelt – eine lebende Statue aus Fleisch und Blut, ein wahres Schmuckstück. Gewellte schwarze Haare, hohe Wangenknochen, ein weicher Mund und die gleichen strahlenden lila Augen wie ich. Groß, muskulös, gut gebaut – überall. Er reichte mir seine Hand, seine Körperhaltung war die eines Balletttänzers. Ich lächelte ihn strahlend an, alles andere wäre  in dieser Atmosphäre gar nicht möglich gewesen – der Glückshormonchampagner wurde laufend von unserem Kellner nachgeschenkt. Sein Anzug war aus lila Seide, er trug lila Lackschuhe mit Leuchtsternen an der Spitze. Hoch lebe Autarkia!

Ich werde diesen Abend in meinem ganzen Leben nicht vergessen, da bin ich mir ganz sicher. Das Programm stand unter dem Motto „Sinnesreise“.

“Die Schöpfung hat dem Menschen zur Wahrnehmung die fünf Sinne geschenkt:
Tastsinn, Gehörsinn, Gesichtssinn, Geruchssinn, Geschmackssinn.
Die Menschen haben im Verlaufe ihrer Existenz auf der Erde die folgenden fünf noch hinzu addiert: Unsinn, Schwachsinn, Blödsinn, Stumpfsinn, Wahnsinn.” 
Willy Meurer

 

Das Essbesteck löste bei jeder Berührung ein Art Stromstoß aus, der sich als innerer Herzsprung übertrug, durch den Saal strömte ein leichter Windhauch der als sanfte Berührung über die Haut streichelte. Bei den einzelnen Gängen des Dinners wurde die Beleuchtung der Farbe des Essens angepasst, eine perfekte Einheit. Ich schmeckte intensives Pink, die Süße des Lebens. Passend dazu strömte aus der Glücksbelüftung ein intensives Duftcocktailgemisch aus Meer, Blumenwiese, Sex und Babyaroma. Begleitet wurde dieses Szenario von einem Musikorchester, bestehend aus fünfhundert Musikern. Die Töne schmiegten sich wie eine Streicheleinheit in die kleinste Nervenfaser.  Ein perfekt inszeniertes Gesamtkunstwerk, ein homogenes Ganzes – und ich durfte Dabeisein – ich bin Ganz. Meine Eltern gingen wie alle anderen Gäste auch vor Glück förmlich über. Wie wenn sich ein immer feinmaschigeres Glücksnetz unentwegt durch den Saal schwingen würde. Nach exakt fünf Sinnesstunden war das Spektakel vorbei. Mit Sicherheit gab es hier keinen einzigen Gedanken, der sich für die mühsame Erdenwelt interessierte. Als Abschiedsgeschenk erhielt jeder Gast   einen USB-Stick mit Glücksgefühlen.

In dem Moment, wo ich dachte, ich möchte jetzt von Raffael´s Lippen geküsst werden, beugte er sich zu mir und küsste mich bis in die Tiefe meines Herzens.  Intensiv, zärtlich, sanft. Mit totaler Selbstverständlichkeit schritten wir zu seiner lila Strechlimousine, meine Eltern winkten uns voller Stolz zu. Unsere Clair ist doch was ganz Besonderes, hörte ich sie denken.

Wir waren das Vorzeigepaar der Autarkier, sie liebten uns, sie schätzen uns, sie himmelten uns an – wo immer wir erschienen. Unzählige Fotos und Berichte erschienen in allen Glücksmagazinen. Zum ersten Mal nach vielen Jahren musste die Auflage erhöht werden um den großen Interesse gerecht zu werden. Es wurde sogar ein eigenes Magazin mit dem Namen „Glücksmagnet“ nur  für uns kreiert.

Ich war auserkoren, hatte das volle Potential in mir, auch die wollten das nicht brach liegen lassen – somit bekam ich die berühmte zweite Chance. Ich traute mich wieder mir zu. Ich konnte und wollte beide Seiten in mir vereinen, jeder kann das. Es ist die Würze des Lebens, es ist das was uns totale Gefühle der Freude spüren lässt, aber nur wenn wir auch die andere Seite kennen.

Wir absolvierten jeden Tag unzählige Repräsentationstermine, es war eine groß angelegte Kampagne von Raffael´s Vater. Wir schwebten durchs Leben, lächelten, strahlten nur Glück aus. Wir hatten Alles was wir wollten – wir brauchten nur daran zu denken, wir bestanden nur aus reiner Liebe. Unser Sex war die pure Erfüllung, schon eine Millisekunde davor wusste ich wo er mich berühren würde. In meinen kühnsten Tagräumen hätte ich mir dies Glück nicht ausmalen können. Diese vagen Erinnerungen an früher, um die Aufmerksamkeit und Liebe anderer Menschen kämpfen, enttäuscht werden, ausgelacht, betrogen werden. Mühsame Anstrengungen um Geld zu verdienen, das am Ende immer zu wenig ist. Die vielen Tage, wo ich mich einfach schlecht fühlte, ohne zu wissen warum. Das Alleinsein, Einsamkeit zur Potenz, getarnt unter einer Maske mit aufgesetztem Lächeln – zur Schau getragen, dass mir viele trotzdem neidig waren. Ein Gesamtzustand der Verzweiflung, die immer größer werdende Angst – ich wusste genau was ich nicht wollte – ich wusste nicht was ich wollte. All das liegt jetzt hinter mir und ich genieße jede Minute meines neuen Lebens. Wir kamen gleichzeitig zum Höhepunkt, Raffael umarmte mich – totale Geborgenheit – wir sind ein Ganzes.

Die Türe zu der Leitzentrale, wo Raffel´s Vater regierte war einen Spalt offen, ich hörte ihn telefonieren. „Wir müssen uns etwas überlegen, es brodelt immer mehr, wir müssen die Dosis erhöhen oder noch besser – wir brauchen eine neue tiefenwirksamere Mischung.“  Ich war schon immer neugierig, das hat mir auch immer gut an mir gefallen – hier in Autarkia gab es nichts worauf ich neugierig sein konnte – hier wusste ich ja Alles zum gleichen Zeitpunkt wie es passiert. Doch jetzt, war ich wirklich interessiert – um was oder wen ging es bei dem Telefonat? „Sie spürt immer öfters das Gefühl der Langeweile, sucht nach Überraschungen, sie denkt sogar an Schmerz, es muss rasch etwas passieren. Sie ist ein brodelnder Vulkan, der kurz davor ist auszubrechen…   Wir brauchen sie, sie ist perfekt,  sie hält das Volk in Schach, besser als selbst ich mir das hätte vorstellen können. Aber ihr Ich bricht immer wieder, immer öfter durch, ihr Geist hat noch immer ein Eigenleben.“

 

Er hatte mich benutzt, absichtlich, vorsätzlich, bis ins kleinste Detail geplant. Ich war die perfekte Superbarbiepuppe dieses Sektengurus.  Er wollte nur Macht, unermesslich viel Macht, er wird immer noch mehr wollen. Er ernährt sich förmlich von der Gehirnwäsche der Menschen. Ich bin sein Werkzeug. In meinem Kopf erschien ein Bild, er saß in seinem Palast umringt von Freudenmädchen, serviert wurden Fleischspieße, Schnitzel, Steaks, Alkohol floss in Strömen, eingehüllt im Qualm von dicken Zigarren. Ich wollte weiterrennen, einfach weg – er stellte sich mir massiv in den Weg. Wenn du jetzt gehst, kannst du n i e  wieder zurück, du wirst leiden müssen in allen Leben die du bekommst, ich lasse dich nicht sterben, niemals – schrie er fast panisch. Ich war plötzlich völlig entspannt, ich hatte eine endgültige Entscheidung getroffen und das fühlte sich wunderbar menschlich an.  Ich musste jetzt gehen, ganz egal was passieren möge.  Derb lachend, grölte er, es gibt einen einzigen Weg für dich, der zur wahren Freiheit führt. Einen langen Tunnel mit unzähligen Türen, in tausend Jahren hat es noch kein Mensch geschafft die Türe zur Freiheit zu finden. Du wirst auf viele Leichen stoßen und es gibt kein Entkommen. Fast bittend sagte er – überleg es dir gut, es gibt kein Zurück mehr – ich brauche dich hier. Du kannst Alles haben, was du nur möchtest, aber bleib.

Ich drückte mich an seiner linken Seite vorbei und antwortete – bitte öffne mir die Türe zu diesem Tunnel.

 

Sinnestunnel

Ich bin Clair, ich vertraue mir, ich weiß, dass ich es schaffe, ich kenne die Türe zur wahren Freiheit.

Die Türe schloss sich, es war stockdunkel.

Ich spürte keinerlei Zweifel, keine Angst, nur totale Entschlossenheit.

Ich musste jetzt ganz klar denken, ich setzte mich auf den Boden und ging in mich. Welche Varianten gibt es um den Weg zur Freiheit zu finden und welche ist die Richtige für mich, es geht nur um mich.

Ich stellte eine Verbindung zwischen meinem Geist – dem bewussten Denken und meiner Seele – dem Unterbewusstsein her. Nur in der Kombination funktioniert das Naturwunder Mensch, ein Ganzes. Mein Herz lächelte, obwohl es keinen Grund dafür gab. Ich hörte, wie es in meinem Inneren nach und nach zu rumoren begann. Eine Diskussion unter all meinen Billionen Zellen, nach und nach wachten sie auf und gaben ihre Meinung zu dieser neuen Situation ab. Eine dominante Zellgruppe sagte, was will sie jetzt schon wieder, was probieren wir diesmal? Was hat sie jetzt schon wieder für eine Wunderwuzimethode gefunden mit der sie uns ein paarmal bauchpinselt und sie dann wieder in eine Ecke stellt, wie ein Kind ein neues Spielzeug. Eine allein stehende Zelle sagte, nein geben wir ihr eine Chance, es kann doch genauso gut sein, dass sie es diesmal wirklich ernst meint. Einige freche kleine Koboldzellen kicherten – endlich tut sich wieder was, diese tödliche Langeweile aus lauter Glücklichkeit, das war ja nicht mehr auszuhalten. Die verklebte Gruppe der schwarzen Schattenzellen lehnte sich entspannt zurück – wir haben bis jetzt ohne Liebe gelebt und werden es auch weiterhin so halten. Die Gefühlsgruppe stöhnte, geht das wieder los, dieses ewige hin und her – gute Gefühle, schlechte Gefühle, gar keine Gefühle – man hat keine Ruhe. Eine ganz besonders zerrupfte, hässliche  Gefühlsgeprügelte meldete sich zu Wort – mir hat es eigentlich früher trotzallem gut gefallen. Jeden Tag Abwechslung, nie wissen was kommt, es waren auch viele tolle Überraschungen dabei. Denkt doch mal darüber nach, wir alle bestehen aus zwei Hälften: Tag/Nacht, gut/böse, weiblich/männlich, laut/leise, hoch/tief, weiblich/männlich. Und selbst wir Zellen untereinander sind uns manchmal nicht einig, aber wie würden wir wissen was es bedeutet sich gut zu fühlen, wenn wir uns nie schlecht fühlen??? Plötzlich waren alle still, dachten nach.

Ich atmete, ganz tief und regelmäßig, hörte nur zu ohne jede Bewertung. Dieses Gefühl kannten meine Zellen nicht, das hatten sie noch nie von mir bekommen. Die Herzzellen, die bis jetzt geschwiegen hatten meinten – also wir sind dafür, dass sie eine echte Chance bekommt. Wir profitieren ja schließlich alle davon oder wollt ihr euch schon wieder in einem anderen Körper abstrampeln, wo Alles wieder von vorne beginnt? Sie kennen wir wenigstens schon und wir dürfen nicht ungerecht sein – wir hatten auch sehr schöne Zeiten mit ihr. Eigentlich eine ziemliche lange Phase, bis sie da draußen Etwas so verletzt hat, dass sie nicht mehr gewusst hat, wer sie ist. Da hat es ja erst so richtig begonnen mit dem ganzen Mist. Das tägliche Fastfood, diese leere Plastikgeschichten, was hätte ich da verdauen sollen sagten die Magenzellen? Wir haben unsere Meinung dazu über die Speiseröhre wieder nach oben geschickt, sie hat gehustet von der ganzen Magensäure und nichts hat sich geändert. Nein es kam noch schlimmer, die vielen Gefühle mit denen sie nichts anzufangen wusste, die mussten wir dann auch noch verdauen. Wem sagt ihr das sagten die Darmzellen, was hätten wir daraus verwerten sollen – Nichts bleibt Nichts – wir haben es einfach durchfallen lassen, das war ihr aber auch egal. Die Leberzellen riefen, na und uns ist es ja nicht besser gegangen, von wegen entgiften – jeden Tag diese Unmengen an Alkohol – wir sind buchstäblich darin untergegangen. Die verbündeten Nieren- und Lymphzellen sagten leise – wir haben unser Bestes versucht, aber das Beste war nicht genug. Wir haben wirklich jedes kleinste Hormon aktiviert sagte die  Drüsengruppe, mehr war nicht. Die Blutbahnen waren die Ärmsten, wir haben Euch immer weitertransportiert, aber es gab immer mehr Engstellen wo einfach nichts mehr geflossen ist – sorry. Meine geschlossenen Augen öffneten sich – wir haben das Alles jeden Tag mit anschauen müssen, zu all den Eindrücken im Außen, wir waren immer total erleichtert wenn sie endlich geschlafen hat. Da gibt es so Spiegel, die nennt man Grauer Star, Grüner Star, Fliegensehen – wir haben Alle antanzen lassen. Sie hat Alles zur Kenntnis genommen, aber keine der Zeichen angenommen – Nichts daran verändert.

Ich hörte alle meinen Zellen zum ersten Mal wirklich zu – es war hart – aber hier in diesem Tunnel gab es keine Ablenkung, wo ich wieder vor der Wahrheit davonlaufen, ja flüchten konnte. Es gab genau zwei Möglichkeiten – wir schaffen es gemeinsam als Ganzes, oder wir verrecken hier als Ganzes.

Ich hatte alle Zeit der Welt und betrachtete meine Zellen, meine Spiegel, meine Schatten, alle Erinnerungen einmal von der anderen Seite. Ein völlig neuer Blickwinkel tat sich auf. Die Schilddrüsenzellen hatten sich still und heimlich zu den Vorsitzenden gemacht – klein aber oho. Wir haben einen Vorschlag an dich – wir schicken dir die einzelnen Themen als Spiegel, du schaust sie dir genau an, nimmst sie an und lässt sie los – oder vielleicht auch nicht, wir werden sehen. Für jedes abgehackte Thema geht eine Türe auf und du kommst der Freiheit immer näher.

Wir schlossen einen Pakt, du akzeptierst uns Alle genau wie wir sind, weißt genau was du willst  in deinem Geist, dann senden wir Gefühle dir über die Intuition was zu tun ist. Das Herz funktioniert als Übersetzer.   

Ich kann das Unmögliche möglich machen und es darf leicht gehen. Ich kann meine Energie machtvoll einsetzten, sie ist Teil der Gesamtenergie. Die Energie folgt der Aufmerksamkeit.

 

 

Ich hatte alle meine Themen abgearbeitet, sie echt losgelassen und marschierte mit einer angenehmen Leere Schritt für Schritt weiter. Ich war bereit diese Leere aufzufüllen, mit Liebe zum Leben bei gleichzeitiger Akzeptanz des Lebens. Meine Vorfreude brannte lichterloh – ich wollte diese Dualität wieder spüren, ja geradezu dankbar genießen.

Die längste Auseinandersetzung hatte ich mit meinem „Hilfsmittelschatten“. Jetzt weiß ich, er ist die New Age-Abteilung der Dunkelmächte. Er ist noch stärker als alle dunklen Energien zusammen, er will dich so richtig fertig machen. Sein Motto muss sein –  nur die Stärksten überleben und da nur zehn Prozent. Er will dich süchtig machen, in eine Abhängigkeit treiben vor der es kein Entkommen gibt, außer mit ringenden Händen zur nächsten Droge zu greifen. Die Entwicklung verläuft bei allen Menschen ziemlich ähnlich. Du bist mit deinem Leben so halbwegs zufrieden, natürlich könnte es immer besser sein, als es ist. Du kaufst ein Buch, probierst die Methode und erwartest, dass etwas passiert. Die gewünschte Änderung passiert nicht, weil von alleine gar nichts passiert. Es passiert nur auf dem Papier. Weil dich der Misserfolg wurmt, kaufst du das nächste Buch, ein Besseres, von einem renommierten Autor. Für dein investiertes Geld und Zeit erwartest du jetzt Erfolg. Nichts. Dann beginnt es mit Seminarbesuchen, ich bin durch die halbe Welt gereist. Immer in dem Glauben – das wird es jetzt sein, ganz bestimmt. Wenn das Geld knapp wird gehst du wieder auf die Bücherschiene zurück. Diverse Heiler, Energetiker, Kartenleger und Gurus aller Arten ergänzen den „Ablenkungstango“. In dieser Verbissenheit vergessen wir immer mehr die einzige wirksame Lösung und das ist durchaus gewollt. Wir haben Alles in uns, wir haben es vergessen – es wäre ja zu einfach – in einer Zeit wie Heute. Ich habe mich mit meinem Schatten ausgesöhnt, sollte ich nochmals Bücher dieser Art lesen, konsumiere ich sie als Zusatznahrung für mein Inneres und nicht als Ersatz.

Hier gab es keinen Raum und keine Zeit für mich, aber es musste ewig her sein, seit ich das letzte Mal gegessen oder getrunken hatte. Ich fühlte mich aber ganz normal. Ich wertete das als Zeichen der Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein. Die Leichen die ich bis jetzt gesehen hatte, ja was war bei denen anders, hatten die sich aufgegeben? Ich wusste ja auch nicht wie weit der Weg war, der noch vor mir liegt.

Mein Gefühl sagte mir, dass ich fast am Ziel war. Die Türe ging auf und ein Schutthaufen versperrte mir den Weg. Zum ersten Mal seit langer Zeit geriet ich in Panik, ich hatte doch wirklich all meine Schatten liebgewonnen, mich angenommen mit Allem was mich ausmacht. Was wollte mir diese Situation noch sagen? Seit ich in den Tunnel eingetreten war, hatte ich mich kein einziges Mal umgedreht, ich musste nicht mehr zurückschauen – ich bin all meinen Schatten auf Augenhöhe begegnet, habe mich ihnen gestellt. Doch jetzt fühlte ich mich verfolgt, mit einigem Abstand – aber doch. Was hatte ich übersehen bei meiner Innenreinigung?

All meine Zellen saßen schweigend da, mit einem herausfordernden Blick – na was macht sie jetzt? Hilfesuchend blickte ich mich um, hektisch – als Information kam Ungeduld. Ja mein Gott, ich weiß dass ich ungeduldig bin, das hatte ich doch schon lange vorher akzeptiert. Ich bin so – basta. Diese Ungeduld gepaart mit einer gewissen Form der Oberflächlichkeit hat mich bisher manches übersehen lassen, manchmal nur Kleinigkeiten, manchmal echt Wichtiges. Immer konnte ich den Fehler wieder gut machen, allerdings mit sehr viel mehr Aufwand an Zeit und Mühe, als wenn ich im Vorfeld einmal genauer hingeschaut, einen Augenblick mehr geopfert hätte.

Ich hatte oft einen virtuellen Nachtflug nach ganz weit weg gebucht, eine Suite im Fünfsternhotel, mit Champagner und Luxusdinner. Diese „Ausflüge“ waren immer turbulent, angekommen bin ich irgendwo und irgendwann. Im Hotel meiner Wahl gab es keine Buchung für mich, alle Zimmer waren besetzt. Ich landete in einer Kammer mit Klappbett und statt Champagner und Dinner stand mir nur die Frittenbude und billiger Wein zur Verfügung.

Meine eigene Nervosität machte sich unter meinen Zellen breit, wenn nichts mehr geht, nimm auch das an und liebe es. Tiefer und tiefer tauchte ich ein, in diesen Abgrund der tief verschütteten Emotionen. Ich sah Bilder, wo ich angekettet in einem finsteren, kalten Kellerverlies kauerte. Getrennt durch eine Mauer war offensichtlich ein Mann in gleicher Situation. Er hatte nur einmal einen einzigen Satz gesagt: Wir kommen hier raus in die Freiheit. Einmal die Woche wurde Wasser und Essbares zu uns heruntergeworfen. Ich konnte mich noch irgendwie erinnern, dass ich in dieser Zeit offenbar nicht gealtert bin. Es gab keine Spiegel, ich konnte mich ja nur abtasten. Eines Tages wurde das Gebiet von einem Beben erschüttert, das Gewölbe brach ein und der Mann und ich rannten in unterschiedlichen Richtungen davon. Ich hatte ihn nie zu Gesicht bekommen, obwohl wir dort wahrscheinlich Jahre verbracht haben. Es kamen keine Bilder über den weiteren Verlauf, obwohl ich geduldig wartete. Das letzte Bild blieb in einer Dauerschleife hängen, ich rannte und rannte ohne zu wissen wohin und schaute nie zurück. Ich fühlte mich jetzt in diesem Augenblick total ermattet, von dieser ewigen Rennerei ohne Ziel. Der Schutthaufen bewegte sich, ich verkrampfte mich, sah fassungslos zu wie er sich zu einem Art Whirlpool formte. 

Darin saß Daniel, mein verstorbener Seelenfreund. Ich glitt zu ihm in das warme Wasser, wollte ihn umarmen, aber da war nur Luft oder war es nur ein Bild in meinem Kopf. Er sprach mit der gleichen Stimme, die er im richtigen Leben hatte: Wir haben es fast geschafft wir beide, ich ins Licht und du ins Leben. Wir waren die Kellerkinder, wir waren in allen Leben verbunden, wir haben einst vor dem höchsten Gericht geschworen, dass unsere Seelen für immer und ewig verbunden sein sollen. Wir werden im nächsten Leben wieder zusammen sein, wir werden uns nicht erinnern können und es trotzdem spüren. Aber warum hast du mich verlassen, warum bist du gestorben, hast mich alleine zurückgelassen winselte ich. Ich war die Starke von uns, immer dann war ich nur alleine und ein halber Mensch, meine Ganzheit wurde zu einem löchrigen Puzzle. Ich habe es aus Liebe getan antwortete er, ich bin für dich gestorben – wir wurden vor die Wahl gestellt – du oder ich? Du hast es gar nicht bemerkt, du warst so beschäftigt mit all den Verführungen im Außen. Bist Allem nachgerannt, so wie damals als wir aus dem Kellerverlies geflüchtet sind. Du musstest wieder daran erinnert werden, wie es ist dich selbst zu lieben, dass deine innere Veränderung sofort im Außen gespiegelt wird.  Du suchtest oft ungeduldig die Abkürzung und musstest den größten Umweg hinnehmen.

Meine Schuldgefühle ergossen sich wie ein Wasserfall  über mich. Ich hatte das Wichtigste in meinem Leben vergessen. Wie konnte ich ihn so verdrängen, dass es beim Vergessen endet? Ich ließ unser letztes gemeinsames Leben Revue passieren. Irgendwann ist über längere Zeit zu viel passiert, wir haben unsere Ängste zu große werden lassen. Ein Ganzes ist hundert Prozent, mit fünfzig-fünfzig Anteil ist Alles im Gleichgewicht. Wenn aber Angst die Liebe als Fundament ersetzt hast du schon verloren.

Ich spürte eine Hand über meinen Kopf streicheln, seine Stimme die sagte: Ich liebe dich, vergiss das nicht. Eine Lichtsäule erhellte den Tunnel und die Türe öffnete sich.

Zaubergarten

 

Die Türe öffnete sich, ich stand im strahlenden Sonnenschein – Freiheit. Ich spürte die Luftsprünge meiner Seele, das jubeln in meinem Herz, ich spürte mich – mein erster Seelenorgasmus.

Und wenn ich in der nächsten Sekunde tot bin, hatte ich eine Sekunde in totaler Freiheit.

Ich bin ein schwarzes Schaf, ich bin gerne ein schwarzes Schaf, ich bleibe ein schwarzes Schaf.

Alles im Leben hat zwei Seiten, sonst gäbe es nie ein Ganzes. Gut und Böse.

Jeder, jeder hat alles in sich, „SIE“ wollen uns nur verunsichern.

Ich wusste nicht wie lange meine Tunnelreise gedauert hat, ich habe es geschafft. Ich stehe jetzt hier im Zaubergarten der höchsten bedingungslosen Selbstliebe. Meine Schutzengelkompanie versammelte sich rund um mich. Ich fühlte vollkommene Sicherheit, Geborgenheit – es ist Alles gut, so wie es ist.

Ich plauderte mit ihnen wie mit einer besten Freundin, die immer für mich da ist. Ich bin meine beste Freundin und die Engel sind in mir. Sie sind der Gegenpol zu meinen Schatten. Auch die gehören zu mir. Wenn sie auftauchen schaue ich sie genau an, höre ihnen zu was sie mir sagen wollen und liebe sie als Teil von mir.

Ich freute mich schon so auf das richtige Leben, ich legte mich in die duftende Blumenwiese und ließ noch einmal meine Erinnerungen Revue passieren um sie dann endgültig in die Lade mit der Aufschrift Vergangenheit abzulegen.

Ich bin Claire, ich war eine Hexe, eine Mörderin, eine Retterin – ich war immer ein Mensch mit Leib und Seele. Ich habe Fehler gemacht, habe andere Menschen verletzt, habe gelogen und betrogen. Bin ganz hoch geflogen und sehr tief gefallen. Ich habe geliebt, wurde geliebt und enttäuscht. Mit Scheinheiligkeit konnte ich nie umgehen. Maß und Ziel sind mir ein Gräuel, Mittelmäßigkeit ohne Inhalt erzeugte eine prallgefüllte Leere an schlechten Gefühlen.

Ich bin eine Prinzessin, ich verdiene es auch so behandelt zu werden, von mir und von Anderen. Jede Frau ist eine Prinzessin, jeder Mann ist ein Prinz. Urteile nicht voreilig über einen Menschen, du weißt nicht, welchen Rucksack an Erfahrungen er mitschleppt.

Ich kannst  jederzeit auf eine innere Reise gehen, kann die Bilder in meinem Kopf Wirklichkeit werden lassen. Ich achte auf meine Gedanken, denn sie werden Taten. Ich achte auf meine Taten, denn sie werden zum Leben.

Ein Gedanke schwirrte in meinem Kopf – Autarkia – ich konnte mich einfach nicht erinnern. Mein Gefühl sagte mir, es war gut, aber es fehlte was. Ich spürte Liebe, aber es kribbelte nicht.

Was der fehlende Teil war, ich weiß es nicht. Was ich ganz genau wusste, ich will Gegensätze spüren. Sonne und Regen, Traurigkeit und Freude, heiß und kalt. Ich will das es in mir bebt und prickelt. Ich fühle mich als Ganzes, aus zwei Teilen die sich gegenseitig unterstützen und voll anerkennen.

Ich vertraue mir, ich schätze mich wert und meine Gefühle zeigen mir den richtigen Weg.

Das Leben findet  im Hier und Jetzt statt, die Vergangenheit ist vorbei  und nicht mehr zu ändern, die Zukunft noch ungewiss.

 

Angekommen

 

Ich musste wohl kurz eingeschlafen sein, aber das Badewasser war noch immer wohlig warm. Mein Blick fiel auf den großen Wandspiegel, da stand:

Hallo Lieblingsmensch

ich wollte dir nur sagen dass es schön ist

das wir gleichzeitig leben!

 

Arno war in der Zwischenzeit nach Hause gekommen. Er küsste mich total zärtlich auf den Mund. Mein Herz war voller Liebe, meine Seele machte einen Luftsprung.

Ich liebe mich, ich liebe das Leben, das Leben ist schön!

 

Schreibe einen Kommentar