RicardaSie haben eine ungelesene Nachricht

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Es war der Tag, an dem sie ihre Vergangenheit einholen sollte. Der Tag vor ihrem 30. Geburtstag. Klara stand abends mit einem Glas Wein am Fenster, schaute in den Garten und ließ sich das letzte Jahrzehnt ihres Lebens durch den Kopf gehen. Es war eine Menge passiert, aber diesmal ausschließlich Schönes, was sie erfüllte, ihr Leben bereicherte, sie glücklich machte.

Da ist Paul. Er ist ihre große Liebe. Nach ganz viel Liebeskummer, trat Paul vor gut sechs Jahren in ihr Leben. Sie begann bei der Lokalzeitung ihr Volontariat, Paul arbeitete dort als Sportredakteur. Und direkt in der ersten Sekunde wusste Klara, dass das der Mann für ihr Leben war. Paul ging es zum Glück auch so. Sie zog bei ihm ein und das Gefühl von Angekommen sein erfüllte Klara seit diesem Tag. In der Redaktion hatten beide im Umgang miteinander ein gesundes Maß gefunden. Sie arbeiteten professionell zusammen.

Da ist ihr Job. Sie verdiente mittlerweile gut und die Arbeit mit ihren Kollegen machte ihr Spaß. Seit sie die Leitung des kleinen Ressorts übernommen hatte und sie Konstanze, ihrer Chefin, zeigte, dass sie Verantwortung übernehmen konnte, hatte sie deutlich mehr Freude bei der Arbeit. Doch sie wusste, dass das nicht ihre Endstation war. Sie wünschte sich zukünftig weniger Haifischbecken, mehr Wohlfühloase. Weniger Druck, mehr Gelassenheit.

Da ist dieses Kapitel ihrer Vergangenheit. Mit dem hatte sie abgeschlossen. Es war schrecklich, es tat weh. Es war kräftezehrend und es war anfangs alles so surreal. Greifbarer wurde es, als er ein Geständnis abgab und am Ende endlich ein Urteil gesprochen wurde. Dann war es offiziell: Die Bestie, die sie vergewaltigt hatte, bekam die gerechte Strafe. Er akzeptierte diese. Unmittelbar nach der Verurteilung schrieb er ihr sogar aus dem Gefängnis einen persönlichen Brief und entschuldigte sich. Sie hatte gelernt damit zu leben, gelernt darüber zu sprechen, anfangs auch mit einer Psychologin. Das half. Dieses dunkle Kapitel sollte in ihrem aktuellen Leben keine Rolle mehr spielen.

Klara merkte, wie ein zufriedenes Lächeln über ihr Gesicht huschte. Der dreißigste Geburtstag konnte kommen, sie fürchtete sich nicht davor. Es war nur eine Zahl. Sie freute sich auf den Tag.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als die Haustür ins Schloss fiel. Paul war von der Arbeit zurück.

„Hallo Schatz!“, rief Paul aus dem Flur, „Feierabend! Wochenende!“

Klara musste lachen, als sie Paul ins Wohnzimmer hüpfen sah. Sie liebte ihn so sehr. „Da hat aber jemand gute Laune!“

„Klar. Ist den bei dir alle in Ordnung? Du siehst so nachdenklich aus.“

„Ja. Ich freue mich einfach sehr auf das Wochenende!“

„Da hast du ja auch Geburtstag.“ Paul kniff Klara links und rechts in die Taille. Er lachte laut. Klara konnte das Weinglas gerade noch rechtzeitig auf der Fensterbank abstellen, um sich gegen Paul zur Wehr zu setzen.

Als Klara am nächsten Morgen aufwachte, war die linke Betthälfte leer. Paul war schon aufgestanden. Es war ihr Geburtstag. Aus der Küche kamen leise Geräusche und sie freute sich auf den heißen Pott Tee und das Geburtstagsfrühstück.

Sie entschied sich, noch ein paar Minuten im warmen Bett zu bleiben, die Geburtstagsnachrichten auf ihrem Handy zu lesen und dann ins Bad und anschließend zum Frühstückstisch zu gehen.

„Happy Birthday to ya, Happy Birthday to ya…“, schmetterte Paul im Duett mit Stevie Wonder und umarmte Klara feste. Er gratulierte ihr zum Geburtstag, foppte sie, dass sie jetzt dreißig sei und sagte ihr, wie sehr er liebte. Klara war glücklich. Sie bedankte sich und staunte über den opulent gedeckten Tisch. Der Start in ihren Geburtstag hätte nicht besser verlaufen können.

Klara und Paul saßen lange zusammen, redeten, philosophierten und schmiedeten Pläne für den Tag, als es an der Tür klingelte.

„Bleib sitzen, Geburtstagskind, ich mach das schon,“ sagte Paul. Er gab Klara einen schnellen Kuss und ging zur Haustür.

Ihr Blick wanderte über den gedeckten Tisch, zu den liebevoll ausgesuchten Geschenken und schließlich in Richtung Haustür. Es war still. Sie hörte nichts.

Paul kam zurück. „Post für dich!“ Er hielt einen großen braunen Briefumschlag in den Händen, adressiert an Klara Bluhm.

Klara nahm diesen entgegen, schaute skeptisch. Kein Absender. Sie fühlte, drückte. Erkannte aber nicht, was in dem Umschlag war.

„Da ist bestimmt ein Geburtstagsgeschenk drin. Da will dich jemand überraschen. Mach schon auf.“ forderte Paul.

Klara knibbelte an der Lasche rum und öffnete den Umschlag. Heraus fiel ein in Luftpolsterfolie eingewickeltes Handy.

„Was soll das denn sein?“ Klara war irritiert.

„Letztes Jahr hast du doch diesen alten Sony-Walkman bekommen, wo all deine Lieblingssongs drauf waren. Das ist wieder so eine kreative Idee. Ist da nicht eine Karte bei?“

Klara erinnerte sich natürlich an den Walkman. Sie hatte sich damals sehr gefreut. Doch irgendwie war es diesmal anders, es fühlte sich nicht gut an. Klara hatte eine böse Vorahnung.

„Nein, nichts. Einfach nur dieses Handy.“

Klaras Herz begann schneller zu schlagen. Sie wurde nervös. Sie rutschte auf dem Stuhl hin und her. „Was hat das zu bedeuten?“

Paul nahm ihr das Handy aus der Hand. „Ein älteres Modell, aber ich versuche es mal anzuschalten. Ok?“

Klara nickte. In Gedanken ging sie in Sekundenschnelle diverse Horrorszenarien durch, was passieren könnte, wenn Paul das Handy anschaltete. Ein lauter Knall? Eine Explosion? Schwachsinn. Sie dachte an letztes Jahr und den Walkman.

Das Handy ließ sich ohne weitere Eingabe eines Codes anschalten und durch ein schrilles Piepen signalisierte das Handy den Eingang einer SMS.

„Eine Geburtstagsnachricht!“ Paul gab Klara das Handy.

Ihre Hand zitterte. Sie ahnte in diesem Moment, dass die Vergangenheit sie einholen würde. Sie hatte Angst.

Mit einer schnellen Bewegung legte sie das Handy auf den Tisch. Sie wollte es loswerden, es nicht länger in ihrer Hand halten. Sie wirkte ängstlich. War fahrig. Ihre Augen wurden feucht. Klara legte ihren Kopf in den Nacken, sie wollte nicht weinen. Sie wollte nicht die Kontrolle verlieren. Sie wollte nicht ein weiteres Mal zum Opfer werden. Sie ahnte Abscheuliches.

Paul ging um den Tisch herum, zog den Stuhl hinter sich her und setzte sich neben Klara.

„Schatz, was ist den los? Das ist ein altes Handy, was dir jemand zum Geburtstag geschickt hat, um dir in einer besonderen Art und Weise eine Freude zu machen.“ Paul war überfordert. Er legte den Arm um Klaras Schultern.

„Jetzt schau endlich nach, was das für eine Nachricht ist.“ Paul löste den kurzen innigen Moment auf.

Klara schaute Paul an. Sie wollte was sagen, doch sie schaffte es nicht.

Paul schnappte sich das Handy. „Ich schaue jetzt nach!“

„Nein!“ schrie Klara. Sie schlug Paul das Handy aus der Hand. Ein Reflex. Zu heftig.

„Was ist los? Warum willst du diese Nachricht nicht lesen?“ Paul stand mit einem schnellen Satz auf, der Stuhl kippelte und drohte umzufallen. Er raufte sich die Haare und lief um den Esstisch. „Klara, ich verstehe es nicht. Erkläre mir das bitte!“ Er kam auf seine Freundin zu, packte ihre Schultern und schaute ihr dabei schon fast flehend in die Augen.

Ein paar Sekunden schwiegen sie. „Ich habe Angst“, antwortete Klara mit leiser Stimme. Ihre Lippen zitterten. Tränen liefen leise über ihre Wangen.

„Aber wovor denn?“ Seine Stimme wurde lauter, ungeduldig. Paul war immer noch ratlos. Er atmete tief durch und setzte sich wieder auf den Stuhl neben Klara.

Was soll ich nur tun, fragte sich Klara seit Minuten immer und immer wieder.

Vielleicht war es ja wirklich eine nette Geste. Aber warum? Das passte irgendwie nicht. Innerlich merkte sie, dass es etwas mit ihrer Vergangenheit zu tun hatte. Sie spürte es. Irgendwie wartete sie seit zwölf Jahren darauf. Es wurde damals von ihr angekündigt. Der Satz Ich hasse dich. So kommst du nicht davon! hallte durch Klaras Kopf. Eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, dass wusste Klara. Aber warum? Warum an ihrem Geburtstag? Klara konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie war wie gelähmt. Sie hatte dieses Kapitel ihres Lebens geschlossen und diesen Teil hinter sich gelassen, verarbeitet. Es spielte einfach keine Rolle mehr.

Aber jetzt war alles anders. Sie spürte es. Jemand, sie wusste genau wer, wollte nicht ruhen, wollte nicht akzeptieren, dass ein Urteil gesprochen wurde.

„Vor zwölf Jahren wurde ich vergewaltigt. Es war der Bruder einer damaligen Freundin. Wir waren in der Stadt feiern. Auf dem Heimweg fiel er über mich her. Es gab einen Prozess und er wurde zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Viereinhalb Jahre hat er bekommen.“ Es sprudelte aus ihr raus.

Paul war geschockt. „Was? Wie?“

„Ich habe nie darüber gesprochen, weil es keine Rolle mehr spielt. Es ist Vergangenheit. Dieses Kapitel meines Lebens sollte mit dem Urteilspruch enden.“

Es war wie eine Art Befreiungsschlag. Sie war ruhig. Sie atmete laut.

„Ich… Also, ich weiß nicht… Was erzählst du da?“ Paul war sichtlich überfordert. Er war fassungslos, aber auch ein wenig traurig, dass er diesen Teil des Lebens seiner Freundin bis jetzt nicht kannte.

Klara und Paul schauten sich an. Immer wieder fasste er sich ins Gesicht. Er hielt sich immer wieder die gefalteten Hände vor seinen Mund, atmete laut. Er versuchte zu begreifen, was Klara gerade gesagt hatte. Was ihr zustoßen war. Sein Herz schmerzte. Er nahm sie in den Arm und weinte.

„Nicht mit seiner Tat, aber mit ihm habe ich meinen Frieden gefunden. Aber da ist sie, seine Schwester Heike, sie hat damals nach Ende des Prozesses Rache geschworen. Sie drohte mir und rief mir hinterher, dass sie mich für immer hassen wird. Sie wollte einfach nicht akzeptieren, dass ihr Bruder ein Verbrecher ist.“

Pauls Kopf war überladen mit den Informationen, er konnte sie nicht ordnen. Er schwitze, hatte gleichzeitig eine Gänsehaut. Was hat man seiner Klara damals angetan? Fragen hämmerten in seinem Kopf. Diese Wut! Dieses Unverständnis!

Leise, kaum hörbar, mit wackeliger Stimme sagte er zu sich selbst: „Was ein ekelhaftes Schwein!“

Klara atmete tief durch. Sie hoffte, dadurch Kraft zu erlangen. Sie war in den letzten Jahren so stark, sie wollte diese Stärke wieder zurück. Klara wandte sich zu Paul. Sie schaute ihm in die Augen. Sie sah seine Verzweiflung, seine Fassungslosigkeit. Er war zutiefst verletzt. Das sah man an seinem leeren Blick.

„Ich habe Angst, dass sie mir das Handy hat zukommen lassen. Aus Rache!“ Sie sprach das letzte Wort und griff nach dem Handy. Sie musste Gewissheit haben. Ihre rechte Hand zitterte, als sie das Handy hielt. Paul rückte in dem Moment näher an Klara ran. Er legte wieder seinen Arm um ihre Schulter. „Lass uns nachschauen. Gemeinsam!“

Klara tippte auf das Display und es dauerte ein paar Sekunden, bis aus der Angst Gewissheit wurde. Klara stockte. Sie weinte bitterlich und sagte mit tränenerfüllter Stimme: „Ich habe es gespürt. Ich wusste es.“ Tränen tropften auf das Display, als Paul das Handy aus ihrer Hand nahm und drauf schaute. Er sah sie, seine Klara. Eine Collage aus mehreren Bildern, Bilder aus ihrer Schulzeit, Bilder ihrer Jugend.

Paul schüttelte langsam den Kopf. „Was bedeutet das?“ Er drehte sich wieder in Klaras Richtung. Sie weinte nicht mehr. Sie saß nur da, starrte über den Tisch und die Geschenke hinweg.

„Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass sie wohl noch immer wütend auf mich ist. Ihre Drohung wahrmachen möchte. Sie hat damals Rache geschworen. Sie wollte das Urteil nicht akzeptieren. Ich war in ihren Augen eine Lügnerin.“ In Klaras Stimme schwang Verzweiflung mit. Sie wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Sie fühlte sich hilflos.

Paul atmete tief und laut durch. „Weißt du was, wir lassen das nicht zu.“ Er schnappte sich das Handy, steckte es wieder in den Briefumschlag und verschwand in seinem Arbeitszimmer. Er kam ohne den Umschlag zurück. „Die Frau spinnt. Sie ist wahnsinnig.“

Klara sah Paul mit großen Augen an. „Was hast du mit dem Umschlag gemacht?“

„Ich habe ihn weggepackt. Und da bleibt er auch. Sie hat es geschafft, dir und mir einen Schrecken einzujagen, aber sie schafft es nicht, dass die Vergangenheit dich wieder einholt. Du hast vor zwölf Jahren einen hohen Preis gezahlt. Der reicht aus.“

Er kam auf sie zu, umarmte sie innig und küsste sie liebevoll.

„Danke. Es tut mir leid!“

„Dir muss nichts leidtun. Es gibt Dinge in deiner und auch in meiner Vergangenheit, die gehören auch genau dort hin. Und wenn man Lust und Kraft hat, dann kann man in der Gegenwart darüber sprechen und wenn nicht, dann ist das völlig in Ordnung.“

Er hatte Recht, im Hier und Jetzt gab es keinen Raum für Vergangenes. Paul und Klara verbrachten den Tag mit der Familie und Freunden. Doch es dauerte bis zum späten Abend und benötigte einige Gläser Wein, bis Klara es vergessen konnte.

Der Geburtstagsvorfall lag bereits ein paar Woche zurück. Auch dieses Ereignis hatte Klara erstaunlich gut weggesteckt. Sie wollte nicht zulassen, dass ihr jemand das nimmt, was sie sich aufgebaut hatte.

Klara schnappte sich ihre Tasche und rief zu Paul: „Ich fahre schnell mit dem Fahrrad einkaufen.“ Sie hatte das letzte Wort gesprochen, da fiel die Haustür ins Schloss. Klara flitze durch den Supermarkt, griff schnell die Dinge, die sie benötigte. Als sie wieder Zuhause ankam, stellte sie das Rad in der Garage ab und holte ihre Tasche aus dem Fahrradkorb. Sie hielt inne. Ihr Handy schien aus der Tasche gefallen zu sein, sie griff danach. Stockte aber direkt in der Bewegung. Sie erstarrte. Es war das gleiche Modell wie an ihrem Geburtstag. Wie konnte das sein? Sie zitterte am ganzen Körper. „Paul!“ Der konnte sie nicht hören. Klara rannte aus der Garage raus, stieß sich die Hüfte an der Mülltonne und kramte hektisch in ihrer Handtasche nach dem Schlüssel. Wo ist das Scheißding? Klaras Herz raste. Sie erschrak, als plötzlich die Tür aufging. Paul hatte sie kommen sehen.

„Hallo Schatz, hast du alles bekommen?“ fragte er und stellte mit dem letzten Wort direkt fest, dass etwas nicht stimmte.

„Sie hat es wieder getan.“ Klara war verzweifelt. Sie streckte Paul das Handy entgegen. „Es ist das gleiche Handy wie an meinem Geburtstag. Und da ist wieder eine SMS.“

„Wo hast du das her?“ Paul raufte sich die Haare. Was passierte hier gerade?

„Sie muss es in meinen Fahrradkorb gelegt haben, als ich einkaufen war.“

„Ich schaue direkt nach. OK?“ Er wollte es hinter sich bringen. Wenn es wieder nur Bilder waren, war es nicht so schlimm, redete er sich ein.

„Verfolgt sie mich?“

„Ich weiß es nicht.“

Paul hielt das Handy in der Hand und tippte auf das Display. Ein Foto von Klara erschien. „Es ist wieder eine Aufnahme von dir. Ein aktuelles Bild.“

Klara griff nach Pauls Hand, zog diese hastig zu sich und schaute auf das Foto. Sie sah sich auf ihrem Fahrrad. „Das Foto ist ja gerade erst entstanden. Das war eben auf dem Weg zum Einkaufen. Schau auf meine Klamotten.“

„Ich fasse es nicht.“ Klara wusste nicht, ob sie schreien oder weinen sollte. Sie bekam wieder schreckliche Angst. Ihr Magen zog sich zusammen, ihr wurde schlecht. Sie rannte zur Toilette und übergab sich. Paul stand da wie angewurzelt.

Klara kam aus dem Bad, die Wimperntusche war verlaufen und sie weinte. „Was soll ich nur machen?“ Klara stand die Verzweiflung ins Gesicht geschrieben. Ihre Augen waren rot. Sie schniefte, rieb sich mit den Handrücken die Tränen weg und fuhr sich dann mit den Händen durch die Haare. „Ich habe einfach eine Scheißangst.“

Paul nahm Klara in den Arm und drückte sie fest an sich. „Ich bin für dich da, immer“, flüsterte er in ihr Ohr. Paul ballte innerlich seine Hände zu Fäusten.

Sie musste dem Wahnsinn ein Ende setzen. Klara hatte eine Idee. Sie wollte Kontakt zu Sabrina aufnehmen. Sie waren damals alle Teil der gleichen Clique. Vielleicht konnte sie ihr helfen. Wie genau, das wusste Klara auch noch nicht. Aber sie konnte nicht tatenlos rumsitzen.

An ihrem Laptop öffnete Klara direkt alle Sozialen Netzwerke, bei denen sie angemeldet war. Sie gab bei den Suchfunktionen Sabrinas Namen ein, doch sie wurde nicht fündig. Keine Person mit diesem Namen war irgendwo angemeldet. Klara probierte alle Möglichkeiten, die ihr zur Schreibweise einfielen. „Ich habe sie gefunden!“ Das Profilfoto passte. Das war sie. Klara haute hektisch in die Tasten und schrieb eine Nachricht an Sabrina.

Paul saß auf dem Sofa und schaute Nachrichten. Er war abgelenkt und bekam nicht mit, als Klara zurück ins Wohnzimmer kam.

„Ich habe einer Freundin von früher geschrieben. Wir waren eine Mädelsclique. Sabrina, Heike und ich.“

„Was hast du ihr geschrieben?“ Paul schaltete den Fernseher auf lautlos. Er wandte sich zu ihr.

„Ich habe ihr gesagt, was passiert ist. Und da Sabrina und Heike – soweit ich weiß –

immer noch in unserem Heimatdorf wohnen, hat sie vielleicht irgendwie was mitbekommen. Das ist meine einzige Idee. Ich kann nicht nichts tun.“

„Du hast Recht. Jetzt heißt es abwarten.“

Am nächsten Morgen, als der Wecker klingelte, ging Klaras erster Griff direkt zum Handy. Sabrina hatte geantwortet. Sie setzte sich im Bett aufrecht hin und las die Nachricht.

„Das kann nicht sein.“ Jetzt wusste sie gar nichts mehr. „Heike ist vor gut fünf Jahren nach Amerika ausgewandert. Sie hatte sich während eines Urlaubs dort verliebt und lebt nun dort. Sabrina schreibt, dass Heike in den letzten Tagen häufiger Bilder von Zuhause gepostet hat. Sie kann es nicht gewesen sein.“ Klara schaute Paul an, der gerade wach geworden war. Er rieb sich die Augen. „OK!“

„Nichts ist OK!“ Klara fiel zurück in ihr Kopfkissen und weinte bitterlich. Sie schluchzte: „Wenn es nicht Heike ist, wer dann?“

Paul kuschelte sich an seine Freundin und versuchte sie zu beruhigen. „Lass uns aufstehen, mit einem Tee an den Tisch setzen und nochmal auf alle Details schauen. Vielleicht haben wir einen Hinweis übersehen.“ Das war aber das Einzige, was er tun konnte, bevor der Alltag wieder anbrach und die Arbeit weiterging.

Sie war da, seit Jahren, seit Jahrzehnten, diese Sucht nach dem Nervenkitzel, diese Sucht nach Frauen, nach hübschen jungen Frauen. Sie zu erniedrigen. Sie in Angst zu versetzen. Dieses Gefühl bei den Frauen auszulösen erregte ihn. Seine Seele brauchte diese Form der Verfolgung, diese Form der psychischen Belästigung. Es befriedigte ihn, zu wissen, dass eine Frau Angst bekam, um ihr Leben bangte, sich verfolgt fühlte. Er war sich bewusst, dass er in diesen Momenten bei den Frauen Schrecken verbreitete. Dieser Gedanke geilte ihn auf. Ihn befriedigte die intensive Vorbereitung, das Machtgefühl, diese Kontrolle. Es bereitet ihm Freude, zu wissen, dass die auserwählten Frauen seelische Schmerzen erlitten, Angst bekamen und sich vom ersten Tag an verfolgt fühlten. Es turnte ihn an, zu wissen, dass er Frauen unter Druck setzte, sie beunruhigte. Während er an die Frauen dachte, jedes Mal, war in seinem Blick ein Ausdruck von Lust, sein Herz raste, sexuelle Erregung machte sich bemerkbar, sein Mund wurde trocken. Er war in seinem Element. Er konnte dieses Gefühl nicht erklären. Es war schon immer da.

Klara ahnte natürlich nicht, dass das erste Aufeinandertreffen in den Räumen der Lokalredaktion bereits Phantasien in ihm auslöste. Sexuelle, schmutzige Gedanken! Als er Klara sah, war ihm klar, dass sie sein nächstes Opfer werden würde. Er war sich nach Sekunden sicher. Er spürte ihre Stärke, die wollte er brechen. Die dann entstehende Überlegenheit motivierte ihn. Diese Art der Erregung war eine Sucht.

Klara und Paul kamen mit einer kleinen Verspätung in der Redaktion an. Schuld war der aufwühlende und emotionale Morgen. Klaras Weg führte direkt zu Konstanze, um sich für das Zuspätkommen zu entschuldigen. Paul setzte sich an seinen Platz der Schreibtischinsel, wo er mit Klara und der Kollegin Rebecca saß, steckte sich seine Kopfhörer in die Ohren und war im Arbeitsmodus.

Klara fühlte sich elend. Auf dem Weg zu ihrem Platz waren ihre Augen auf den Boden gerichtet. Sie vermied den Blickkontakt mit allen Kollegen. Keiner sollte sehen, dass sie geweint hatte.

Klara wollte gerade ihre Kollegin begrüßen, als sie erstarrte. Auf ihrem Schreibtisch lag ein brauner Briefumschlag mit ihrem Namen drauf. Alles kam ihr bekannt vor.

„Was ist los, Klara?“ fragte Rebecca besorgt.

Klara reagierte nicht auf die Frage. Sie nahm in ihrem Umfeld nichts mehr wahr. Ihr Blick war starr auf den Briefumschlag gerichtet. Ihr Herz schlug bis zum Hals, Tränen liefen über ihre Wangen. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Da war es wieder. Dieses Gefühl der plötzlichen Ohnmacht. Panik. Sie musste hier raus. Sie lief los. Raus aus den Redaktionsräumen, das Treppenhaus runter. Sie schaute sich um, das Gefühl, verfolgt zu werden, begleitete sie. Vor lauter Angst wollten ihre Beine nicht mehr auf sie hören. Es fiel ihr schwer, sich zu halten. Sie klammerte sich am Geländer fest. Und dann spürte sie nichts mehr.

„Klara? Klara? Hallo! Kannst du mich hören?“

Klara lag – umringt von einer Handvoll Kollegen – im Treppenhaus. Langsam kam sie zu sich, öffnete die Augen und versuchte sich zu orientieren. „Was ist los? Was ist passiert?“

„Du hast auf deinen Schreibtisch geschaut und plötzlich lagst du hier.“

Schlagartig kam die Erinnerung zurück. „Der braune Briefumschlag!“ Klaras Stimme klang aufgeregt. Sie zitterte am ganzen Körper.

„Was ist mit dem Briefumschlag?“ Rebecca stützte Klara und hielt sie fest, die sich versuchte aus der Situation zu befreien.

„Ich muss weg.“ Klaras Stimme wurde lauter. Sie stand auf, ihre Beine waren wackelig. Sie fand keinen Halt und sackte zusammen. Klara weinte.

Rebecca signalisierte den Kollegen, zurück ins Büro zu gehen. Sie setzte sich neben Klara: „Was ist passiert? Warum weinst du?“

Klara versuchte in ihrem Kopf die passenden Worte zu finden, um Rebecca zu erklären, was seit Monaten passierte. Doch sie bekam keine Ordnung in ihre Gedanken. Es war alles so unwirklich. Ihr Gehirn war wie blockiert. Sie wusste nicht weiter. Sie hatte Angst. Klara konzentrierte sich und atmete tief durch.

„Könntest du den Briefumschlag von meinem Schreibtisch holen. Ich erkläre dir dann alles.“

„Bist du sicher? Kann ich dich hier für einen Moment alleine lassen?“ Rebecca hatte Bedenken, doch als Klara nickte, ging sie zurück in die Redaktion und holte den Umschlag.

Klara öffnete diesen und wickelte aus der Luftpolsterfolie ein Handy.

„Warum bekommst du ein Handy geschickt?“ Rebecca verstand die Situation nicht. Klara öffnete, ohne Rebecca zu antworten, die angezeigte SMS und auf dem Display erschien ein Foto von ihr auf dem Fahrrad, als sie letztes Wochenende zu ihren Eltern gefahren ist. Traurige Gewissheit, es flossen Tränen, sie fühlte sich machtlos. Rebecca wusste nicht, was sie tun sollte, und nahm sie in den Arm.

Sie so zu sehen, das live mitzuerleben, befriedigte ihn. Er biss sich auf die Lippe. Der Geschmack von Blut war spürbar. Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, welche Macht er hatte, was er auslöste. Die Panik in ihren Augen, der starre Blick. So hatte er es sich in seiner Phantasie immer ausgemalt. Sie war gebrochen. Das stimulierte ihn. Er spürte seine Erektion und Sexphantasien dominierten seine Gedanken. Lüsternd benetzte er mit seiner Zunge seine Lippen. Er war mit seinem Werk zufrieden. Er lechzte nach mehr.

Besonders glücklich war er über die große Bühne, die er dieses Mal hatte. Er war sehr zufrieden. Heute stimmte einfach alles. Das zu beobachten war fantastisch. Er hatte Klara beherrscht, sie gedemütigt, ihr seelisch wieder weh getan.

Er musste allerdings aufpassen, dass er seine Gesichtszüge unter Kontrolle hielt, er durfte sich nichts anmerken lassen. Am liebsten hätte er laut gejubelt, aber das ging nicht. Er fokussierte den Computerbildschirm, tat so, als würde er konzentriert arbeiten. Doch in seinem Inneren wuchs der Drang weiterzumachen. Er war gierig nach mehr.

Wieder der braune Umschlag. Diesmal bei der Arbeit. Das war sonderbar. Paul konnte sich das nicht erklären. Aber seit seiner Ankunft in der Redaktion hatte er dieses ungute Gefühl. Irgendetwas war heute anders, irgendwie merkwürdig. Eine bedrohliche Atmosphäre herrschte. Was machte dieser Stefan eigentlich hier? Er war der Chef der IT-Firma, die die Redaktionscomputer seit Jahren wartete. Doch normalerweise kamen die angestellten Techniker der Firma hier ins Büro. Der Chef erschien nur, wenn Verträge verhandelt wurden.

Paul schaute in die Richtung von Stefan. Dort saß er, gedankenverloren, starrte auf den Bildschirm. Keiner arbeitete gerade mehr, nur Stefan saß still an dem Schreibtisch eines Redakteurs. So, wie er dasaß, sah er eigentlich ganz normal aus. Vielleicht ein wenig bieder, spießig.

Pauls Misstrauen wuchs. Er konnte sich das nicht erklären. Stefans Verhalten in der aktuellen Situation mit Klara war sehr zurückhaltend, irgendwie zu reserviert. Er hatte nicht geholfen, sich nicht nach Klara erkundigt.

Er öffnete die Suchmaschine und tippte Stefan Müller in das Suchfeld. Er zögerte. Nach ein paar Sekunden drückte er Enter. Jede Menge Ergebnisse wurden angezeigt, weit über acht Millionen Treffer zu dem Namen. Gut, das war erwartbar. Er musste seine Suchanfrage konkretisieren. Paul tippte, recherchierte, stöberte im Internet nach Informationen zu der IT-Firma. Aber irgendwie wollte sich nichts finden lassen, was auffällig war. Doch das ungute Gefühl bei Paul blieb.

Durch die gläserne Bürotür konnte er erkennen, dass Konstanze gerade nicht telefonierte. Er klopfte. Sie winkte ihn zu sich rein. Paul setzte sich ihr gegenüber und erzählte direkt. Er sprach über das, was ihm heute aufgefallen war, über alle Ereignisse, seine Gedanken und seine Rechercheergebnisse. Konstanze hörte aufmerksam zu.

„Puh, das ist heftig, was du da sagst.“ Konstanze lehnte sich auf ihrem Bürostuhl nach hinten, raufte sich die Haare. „Und jetzt?“

„Ich weiß es doch auch nicht! Was macht man in so einer Situation?“ Paul hatte keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. „Vielleicht ist es auch totaler Quatsch. Klara hat das erste Mal ein Handy mit einer Nachricht an ihrem Geburtstag bekommen. Und kurz vor Klaras Geburtstag wurde doch der Wartungsvertrag mit Stefans Firma verlängert. Das würde irgendwie zusammenpassen. Oder ist das alles zu wahnsinnig?“

„Wahnsinnig ist das alles, definitiv. Lass mich mal ein wenig nachdenken.“ Mit einem Blick Richtung Tür signalisierte Konstanze Paul, dass er das Büro verlassen sollte. Sie musste sich sammeln. Paul konnte nicht wissen, dass in der letzten Woche auch auf ihrem Schreibtisch ein Briefumschlag mit einem Handy lag, auf dem Fotos von ihr waren. Was ging hier vor sich?

Paul ging durch das Großraumbüro zurück an seinen Platz. Auf dem Weg zu seinem Schreibtisch schaute er zu Stefan, der mal wieder auf den Computerbildschirm starrte. Was bist du nur für ein Typ? Was verheimlichst du uns? Fragen schossen durch Pauls Kopf. Aber jetzt hieß es abwarten.

Was bedeutete Pauls Blick? Er befürchtete, dass das, was er sich in den letzten Jahren aufgebaut hatte, gerade zusammengebrochen war. Ging er dieses Mal zu weit? War es ein Fehler, zu bleiben und zuzuschauen? Paul wurde offenbar zu einer Gefahr. Er musste sein Geheimnis bewahren. Er war überzeugt davon, Paul aus dem Weg räumen zu müssen. Ihm war Paul von Anfang aufgefallen. Er fand ihn sehr intelligent, er schaffte es häufig mit seinen Artikeln auf die Titelseite der Lokalzeitung. Das war schon bemerkenswert. Aber das Paul mal zu einem Risiko werden könnte, damit hatte er nicht gerechnet. Aber was sollte er jetzt tun? Abwarten. Haltung wahren. Die Furcht, entdeckt und bestraft zu werden, war ein ständiger Begleiter, aber trug auch zur Erregung bei.

Als er an seinem Schreibtisch ankam, traf Paul auf Rebecca, die ziemlich mitgenommen aussah. „Wie geht es dir? Wo ist Klara?“

„Was war das bitte? Ich bin immer noch ganz durcheinander.“ Rebecca atmete tief durch. Ihr war die Aufregung der letzten zwei Stunden anzumerken. „Ich habe sie in ein Taxi nach Hause gesetzt.“

„Das ist gut. Danke dir. Ich werde gleich zuhause anrufen.“

„Was wolltest du von Konstanze? Worüber habt ihr gesprochen?“

„Ach, nichts Wichtiges. Es ging um ein mögliches zukünftiges Projekt.“ Er wollte Rebecca noch nicht sagen, was er über Stefan dachte und recherchiert hatte. Aber so ganz falsch lag er mit seiner Notlüge ja gar nicht, irgendwie war es ja an einer neuen Geschichte dran.

Er sorgte für Angst bei Frauen – Stalker nach 16 Jahren endlich gefasst

von Paul Wessels

Die Dortmunder Polizei hat gestern einen Stalker verhaftet, der seinem letzten weiblichen Opfer mehrere Monate nachstellte. In der Wohnung des Mannes fand die Polizei erdrückende Beweise.

Stefan M. lies sich widerstandslos an seinem aktuellen Arbeitsplatz, seiner IT-Firma, festnehmen. Auslöser für die Verhaftung des Mannes, der knapp über ein Jahrzehnt Frauen nachstellte, war das aufmerksame Beobachten und Verhalten eines Redakteurs.

Stefan M. war Auftragnehmer der Lokalzeitung. Seine IT-Firma war Ansprechpartner bei der Wartung aller Computer und pflegte das redaktionelle EDV-System. Vor fünf Wochen eskalierte die Situation und es ereignete sich in den Räumlichkeiten der Redaktion ein Zwischenfall, bei dem eine junge Kollegin aufgrund eines an sie adressierten Umschlags einen Nervenzusammenbruch erlitt. Wie sich rausstellte, wurde ihr anonym ein Handy zugestellt, auf dem Fotos von ihr abgespeichert waren.  Das Opfer berichtete, dass dies bereits mehrere Male in den vergangenen Monaten vorgefallen sei. So bekam sie beispielsweise an ihrem Geburtstag einen Briefumschlag mit einem Handy zugeschickt, auf dem ein Foto war. Wenige Woche später befand sich in ihrem Fahrradkorb ein Handy, auf dem sich ebenfalls Bildmaterial von ihr befand.

Durch eine intensive Recherche und die Zusammenarbeit mit der Polizei stellte sich heraus, dass Stefan M. in den letzten sechszehn Jahren zahlreichen Frauen nachstellte. Er ließ seinen Opfern nicht nur Handys – wie im aktuellen Fall – zukommen, so verfolgte, belästigte und terrorisierte er Frauen auf unterschiedliche Art und Weise. Zahlreiche Opfer, die sich im Rahmen der Ermittlungen bei der Polizei meldeten, berichteten von diesem Psychoterror.

Unmittelbar nach der Festnahme hat die Staatsanwaltschaft Dortmund einen Durchsuchungsbeschluss erwirkt. Bei der genauen Inspektion der Wohnung des Stalkers entdeckten die Mitarbeiter der Polizei und Staatsanwaltschaft erdrückendes Beweismaterial: alte Handys, Unmengen brauner Briefumschläge, Kartons mit Fotos der Stalkingopfer, Ordner mit Steckbriefen von Frauen, Kartenmaterial, Videoaufnahmen und einen Computer mit belastenden Dokumenten. Aufgrund der Beweislast gestand der Mann seine Taten. Seine gesamte Kindheit hatte Stefan M. in Heimen verbracht, wo er regelmäßig körperlichen Misshandlungen ausgeliefert war. Möglicherweise entwickelte er deshalb sadistische Neigungen, die er durch das Stalking der Frauen zu befriedigen versuchte. Er wollte, so sagte es der Rechtsanwalt von M., sich rächen, mal auf der Täterseite stehen und nicht wieder das Opfer sein.

Die konkrete Aufarbeitung und Rekonstruktion aller Fälle werden noch Wochen dauern, teilten die zuständigen Ermittler mit. Es sei ein intensiver Austausch und eine umfassende Zusammenarbeit mit einzelnen bundesweiten Polizeidienststellen notwendig, um das genaue Ausmaß des Verbrechens zu erschließen.

2 thoughts on “Sie haben eine ungelesene Nachricht

  1. Hey Ricarda (;

    mir gefällt deine Kurzgeschichte ganz gut. Ich finde es interessant, dass du nicht nur aus der Sicht von Täter und Opfer schreibst, sondern auch noch eine dritte Person miteinbezogen hast – das habe ich hier noch gar nicht gelesen.
    Zudem hast du einen schönen Schreibstil, mit welchem du die Beziehung zwischen Paul und Klara sehr schön dargestellt und beschrieben hast. Du könntest bestimmt gute (Liebes-)Romane schreiben 😉

    Liebe Grüße und noch viel Spaß beim Schreiben
    Sarah

    Vielleicht hast du ja Lust auch meine Geschichte zu lesen, kommentieren und/oder zu liken – sie heißt “Unischuldskind”.

  2. Moin Ricarda,

    eine tolle Geschichte die du dir da ausgedacht hast. Bei den vorgegeben Parametern, dachte ich zu erst, daß es haufenweise Stories mit Stalkern gibt. Jetzt nach ca 300 gelesenen Geschichten ist deine tatsächlich, erst die 2, oder 3 Storie über einen Stalker!

    Deine Geschichte ist super! Gut geschrieben, deine Charaktere und ihre Beziehung zu einander glaubhaft skizziert.

    Die Gedankengänge vom Stalker in deine Geschichte mit einzubauen, ist ein klasse Stilmittel und der Wechsel aus seiner Perspektive, hin zum Plot der Geschichte ist schlicht grandios!

    Da steckt eine ganze Menge Talent in dir…Hut ab!

    Wie du das ganze nachher noch zusammen fasst in einem Zeitungsartikel finde ich sehr gelungen.

    Mein Like lass ich dir gerne da und wünsche dir alles Gute für’s Voting.

    LG Frank aka leonjoestick ( Geschichte: Der Ponyjäger)

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