Yvonne GedlTAMARAS INDENTITÄT

Tamaras Indentität

 

Kapitel 1

 

Die Sonne lacht vom ungetrübten blauen Himmel herunter und die Strahlen wärmen Tamaras Glücks leicht gebräunte Latina Haut. Ein lauer Wind weht durch das kastanienbraune Haar des Mädchens. Heute ist ein wunderbarer Tag. Ein ausgiebiger Spaziergang im angrenzenden Waldstücks des Elternhauses ist an so einen Sommertag genau das Richtige. Tamara liebt es durch das bekannte Gebiet zu schlendern, den Vögel beim zwitschern zuzuhören und sich dabei einfach mal auf sich selbst und die Natur zu konzentrieren. Sie ist eine sehr fröhliche, junge Frau mit blitzblauen Augen und einen südländischen Haut ton. Mit Mitte zwanzig studiert sie Agrartechnologie und jobbt am Wochenende als Kellnerin in einen Burger Imbiss. Bisher läuft es in ihrem Leben nahezu perfekt. Bei der alten Ruine mitten im Waldstück ihrer Eltern wartet schon Paula auf sie. Paula ist ihre beste Freundin. Seit klein auf wohnen sie fast nebeneinander. Gemeinsam haben sie ihre Kindheit miteinander verbracht und ihre Schulzeit sogar in der selben Klasse gemeistert. Die Beiden sind ein Herz und eine Seele, sie wissen alles voneinander. Gemeinsam sind sie durch dick und dünn gegangen, haben Höhen und Tiefen bewältigt.

 

”Hey Tami, da bist du ja!”, Paula lächelt , lässig an der Ruinenmaue gelehnt, ihrer Freundin entgegen. ”Hy Paula! So ein wundervoller Tag heute!”, begrüßt Tamara ihre beste Freundin. “Na! Heute wieder Dienst in der Burger Bude?” “Ja schon. Um sechzehn Uhr beginnt meine Schicht. Jetzt ist es erst zehn, somit habe ich ja noch ein paar Stunden Zeit. Außerdem hat ja Tim auch Dienst. Vielleicht wird es heute ja ganz nett”, erwidert Tami lachend. Paula scherzt mit erhobener Stimme: ”Ahja dein ach so toller Tim. Was hat der blos was ich nicht habe?” ”Ach! du bist so doof!” Tamara gibt ihrer Freundin einen leichten Stoß in die Rippen und lacht ausgiebig.”Komm! Lass uns ein paar Schritte laufen.”

 

Die Beiden marschieren über die lange Waldlichtung Richtung Norden zu ihren Lieblings Berg. Naja, Berg ist übertrieben, es ist eher ein etwas größerer Hügel. Am höchsten Punkt des Hügels steht eine hundert Jahre alte Eiche mit breiten, starken Ästen. In dem Geäst haben die Mädchen in ihrer Kindheit ein Baumhaus mit Tamaras Vater gebaut. Hier haben sie lustige Stunden miteinander verbracht, aber auch die traurigen Tage, wenn sie sich vom Rest der Welt verstecken wollten. So haben die Zwei bei Paulas ersten Liebeskummer im Baumhaus geschlafen. Eingehüllt in dicken, flauschigen Decken, mit einer großen Tafel Schokolade. Der Junge aus der vierten Klasse, der Paula so gut gefiel, und mit dem sie immer gemeinsam den Schulweg bestritt, hat das Mädchen wegen ihrer neu bekommenen Zahnspange ausgelacht. Die beiden schwörten sich Jungs ab diesen Zeitpunkt zu hassen. Was natürlich nicht lange gut ging, da sie kurz vor der Pubertät standen. So tröstete Tamara ihre Freundin diesen Abend und sie quatschten die ganze Nacht lang wie blöd Jungs sind. Allerdings hatten sie auch viele lustige Stunden in ihrem Häuschen verbracht. Die tollste Zeit war für die Beiden als sie das Baumhaus bauen durften. Sie haben Monatelang gehämmert, gesägt, gebohrt und gestrichen, ehe es so aussah wie die Freundinnen es sich vorgestellt hatten.

 

Quietsche Pink mit Blauen Türen und Fensterläden, eine Reifenschaukel hängt am äußersten Ast und mit einer Strickleiter kommt man hoch und wieder runter. Die Zwei lieben den Platz ihrer Kindheit, in dem sie gestritten, gelacht und geweint haben. Nach einigen Metern haben sie ihr Ziel erreicht.

 

”Ach wie ich diesen Ort liebe!” säuftzt Tamara. ”Oh ja. Wir haben echt schon eine Menge erlebt” siniert Paula vor sich hin. ”Komm wir steigen hoch!” “Meinst du uns hält die Strickleiter noch aus?” lacht Tamara. “Na klar doch! Komm schon Tami! Auf gute alte Zeiten” “Na gut, dann hoch mit uns!” Die jungen Frauen hanteln sich die Strickleiter hoch.

“He Tami zieh deinen Kopf ein, ich habe die Hütte echt etwas größer in Erinnerung!”

“weißt du eigentlich wie lange es schon her ist, als wir das letzte mal hier waren Paula? Sicher eine halbe Ewigkeit!”

 

Oben angekommen setzten sie sich in ihre alten, grünen Sitzpolster, die mittlerweile schon komplett durchgesessen und verstaubt sind. In der Mitte steht eine alte Kartoffelkiste mit unzähligen Erinnerungen darin. Die Kiste wurde früher als Tisch und Aufbewahrungsbox für ihre gesammelten Schätze genutzt. ”Puh, na das war ein Aufstieg!” lächelt Paula.

”Puh, ja da hast du aber Recht! Als Kind war das viel leichter. Glaube ich jedenfalls!”

“Tja Tami, wir werden wohl nicht jünger.” Eine gefühlte Ewigkeit sitzen sie einfach nur da und lassen ihre Gedanken schweifen. Bis Tamara das Wort ergreift:”Paula, lass uns in der Kiste nachsehen was wir da noch so verstaut haben!” Sie öffnen die dreckige, laut knarrende Schatzkiste. Durch den aufgewühlten Staub müssen beide lautstark husten. Beide fuchteln mit ihren Händen vor den Mündern um die Luft etwas zu bereinigen. ”Boah ey” Die Augen der beiden tränen von der dicken Partikelwolke.”Ach man!.. die Kiste läuft ja schon von selber davon!”.. hustet Paula. Tamara bekommt keine Luft “ihhh und wie das modert!” Die zwei nehmen den Inhalt genauer unter die Lupe. Sie finden allerhand Spielsachen aus ihrer Kindheit. Ihre erste Barbie Puppen, ein Freundschaftsring, ihre lieblings Kuscheldecke. So viele Gegenstände aus ihrer gemeinsamen Vergangenheit, aus ungetrübten Tagen.

 

”Paula was ist denn das? Diese Metallschachtel da im Eck in der Kiste! Die kenne ich gar nicht. Oder ich kann mich nicht daran erinnern?” Neugierige stecken sie ihre Köpfe in die Kiste .”Öffne sie doch! Vielleicht sind ein paar Fotos darin? Apropos ich habe letztens in meiner Erinnerungskiste ein Foto vom Fasching gefunden als wir Schlümpfe waren! Ach hat deine Mama geschimpft als wir es uns ungewaschen und voller blauer Farbe, am Abend, am Sofa bequem gemacht hatten und dann haben wir …..” Paula schwelgt in Erinnerungen. “jaja. Ich weiß es noch..” Tamara hört ihrer Freundin gar nicht mehr zu, so fasziniert ist sie von der silberne, rechteckigen Schachtel mit Initialen darauf.

”S.G.”….

“Wie bitte?”

”S.G.”

“von was sprichst du Tami?”

“Hier steht S.G. .. was das wohl zu bedeuten hat?”

“Ach was, das wir irgend eine Schachtel sein die wir mal wo gefunden haben, oder mal am Trödelmarkt mitgehen lassen haben.!”

“Nein! Sonst würden wir uns doch daran erinnern Paula!

“Mach sie doch auf!”

“Hmm….”

 

Langsam streicht Tamara mit ihren Daumen über die Initalien bis hin zur Metallschachtelkante. Langsam öffnet sie den mysteriösen Behälter.

“Hä? Was soll den das?” Tamara wirkt völlig verdutzt. Ganz unglaubwürdig was sie hier gefunden hat. “Wie kommt den das da rein?” “Was ist es denn?” Paula sieht neugierig über die Schulter ihrer Freundin. Wie im Chor und völlig verwirrt meinen beide gleichzeitig: ”Ein Handy?” “Aber, wie kommt das denn da rein?” “Ach Tamara. Da waren sicher andere Kinder hier oben und haben ein Handy versteckt. Wer weiß vielleicht erlauben Papa und Mama keines und deswegen ist es hier.” “Hier wohnt weit und breit Niemand außer wir und die Hayes Familie. Die haben keine kleinen Kinder mehr, wie sollen sich hier her Kinder verirren?” “Na vielleicht beim wandern oder beim Spaziergang? Schalt es doch mal ein vielleicht können wir dann mehr darüber erfahren”

Tamara drückt auf den Einschaltknopf. Das Handy lässt sich ohne Pin Code Eingabe anschalten. Am Display erkennt man ein kleines Kind im  Alter von circa einem Jahr. Es steht, hält sich an einem Tisch fest und lacht der Kamera des Telefons entgegen.

Interessiert tippt sich Tami durch das Menü. Telefonnummer sind erstaunlicherweise keine eingespeichert. Auch keine Sms oder ein entgangener Anruf scheinen auf. Es befinden sich lediglich ein paar Kinderfotos auf der Speicherkarte von dem ein und selben Kind. Ein kleines Mädchen in gelben Rüschenkleidchen, so wie es in den Neunzigern modern war. Es hat ein kleines feines braunes Zöpfchen am Kopf zusammen gebunden und strahlt über das ganze Gesicht.  Ein paar Bilder weiter sieht man das gleiche Kleinkind im Gitterbett liegend, schreiend und weinend. Das Bettchen ist übersäht mit Flecken und das Zimmer sieht verwahrlost aus. Im Eck sieht man eine junge Frauch im Nachthemd sitzen, mit den Händen vor dem Gesicht.

”oh mein Gott! Was soll den das?” entsetzt drückt Tamara ihrer Freundin das Telefon in die Hand. “Ach du meine Güte!” Paula hält sich die Hand vor dem Mund. “DAS! Gehört definitiv nicht uns!”  ”Sollen wir es der Polizei bringen?” zögert Tamara

“Ich weiß nicht. Lass mal. Lassen wir es hier und hauen ab, dem das gehört kommt sicher wieder!” Paula ist schockiert von den Fund. Plötzlich piepst das Handy. “Was ist denn jetzt los? Keine Sms auf den Handy, keine Telefonnummer und plötzlich klingelt das Telefon? Soll das ein Scherz sein?” Tamara wird fast hysterisch. “Beruhig dich doch mal Tami! Schau doch mal nach!” Beunruhigt sieht Tamara auf das Display. Eine SMS!

Sie öffnet die eingegangene Nachricht.

 

”Du bist nicht das, was du glaubst zu sein!”

 

“Was soll denn das?!” schreit Tamara auf. “Ist das an uns gerichtet?”

“Ach was Tami! Wie soll den so etwas gehen?!”

“Was weiß denn ich? Komm lass uns gehen. Ich hab echt kein gutes Gefühl dabei!”

“Tami! Werd’ doch nicht gleich hysterisch!”

Doch Tamara hört ihrer Freundin nicht weiter zu und lässt das Handy fallen. Eilig steht sie auf und flieht die Strickleiter hinunter.

 

”Tami warte doch auf mich!” Paula kann nicht verstehen weshalb ihre Freundin sie jetzt alleine hier sitzen lässt und will ihr nacheilen. Bevor sie aber die Leiter hinunter klettert, schnappt sie noch nach dem Handy und steckt es in ihre Hosentasche. “Tamara!” ruft Paula ihr nach. “Ich sagte warte doch mal!”

 

In ihrer eiligen Flucht bemerkten die zwei nicht das Rascheln hinter dem Haselnussbusch.

 

 

Kapitel zwei

 

Tamara ist längst im Burger Imbiss ”zum Baron” zu ihrer Schicht angetreten. Tim ist schon zehn Minuten zu spät und sie hofft dass er nicht krank ist. Wenigsten einer mit dem sie sich hier gut versteht und der auch noch ein atemberaubendes Lächeln besitzt. Sie mag seine blonden locken die ihm zerzaust ins Gesicht hängen und die seine rehbraunen Augen so zur Geltung bringen. Wenn man Tim so ansieht könnte man meinen er wäre so ein Sufer Sunny boy. Aber entgegen aller Erwartungen kann er mit surfen so gar nichts anfangen. Er ist ein eher hochgewachsener, sehr athletischer junger Mann mit einer Vorliebe zum schwimmen. Er ist sogar im Nationalteam des Schwimmvereins und sticht mit seinen Leistungen hervor. Sie stellt sich Tim in knapper Badehose vor und lächelt verlegen.

 

”Was träumst du schon wieder Tamara? Ab an die Arbeit Mädchen!”

Tamaras Chefin Elisa ist eine sehr strenge Vorgesetzte. Sie möchte das die anliegenden Arbeiten schnell und präzise ausgeführt werden, ohne wenn und aber. Alle tanzen nach ihrer Pfeife, denn wenn jemand nicht spurt wie sie es sich vorstellt, dem macht sie  ordentlich Beine, auch wenn sie durch ihre zu kurz gewachsenen Beine und den voluminösen Bauchumfang eher schrullig wirkt. Trotz alledem ist sie eine der führsorglichsten Personen die man sich vorstellen kann. Gesundheit und Familie steht bei ihren Mitarbeitern an erster Stelle. So kann man sagen dass sie ein strenges aber faiers Oberhaupt des Teams ”zum Baron” ist.

”ja klar. Tut mir leid Chefin”, entschuldigt sich Tami. Elisas graues Haar hängt ihr ins Gesicht. Genervt pustet sie sich eine Strähne aus dem Blickfeld.

“Immer dieses: es tut mir leid. Es tut mir leid, Chefin. Auf,auf, Mädchen, ran an die Arbeit, die Burger servieren sich nicht von alleine! Zeit kostet Geld”

In diesem Moment kommt Tim gehetzt durch die Tür. ”Da ist ja der Junge! Tim komm schon die Küche wartet auf dich! Beeil dich jetzt mal. Was hast du denn schon wieder getrieben? Das ist das dritte Wochenende nacheinander an dem du schon zu spät kommst!” Elisa die Chefin ist erzürnt. “Training. Ich habe die Zeit übersehen. Entschuldigen Sie Chefin!”

“jaja ist ja gut. Aber jetzt mach schnell!” antwortet Elisa schon etwas besänftigter. Tims Charme kommt nicht einmal die Chefin aus. Jedes Mal wenn er Mist baut, braucht er nur zu Lächlen und ihm wird sofort verziehen. Tim eilt zum Spint um sich seine Kochjacke überzustreifen und saust bei Tamara vorbei. “Hy Tam! Alles klar?” zwinkert er ihr zu. “ähm.. j..ja. Klar” grinst sie zurück. Und so verschwindet er in der Küche.

 

Tamara sieht Tim ganz kurz noch nach, als ihr ein Kunde zuwinkt. ”Tschuldigung Fräulein!”

Tamara widmet sich dem älteren Herren an Tisch Nummer vier. Er kommt fast jedes Wochenende in die Burger Bude und bestellt meistens das selbe.

”Sie wünschen der Herr?”

“einen Burge Baron bitte mit Süßkaroffelpommes und süß-sauer Sauce dazu.”

“Darf es etwas zu Trinken dazu sein?”

“ein prickelndes Mineralwasser, mein Mädchen” grinste ihr der alte, aber dennoch athletische Mann entgegen.

Mein Mädchen? Ihr ist schon viel wiederfahren aber mein Mädchen hat sie bis jetzt nie jemand genannt. Sie hoffte inständig sie habe sich verhört. Aber der grauhaarige Herr im Anzug mit dicker Hornbrille grinste ihr entgegen und fügt hinzu:

”Du hast schon richtig gehört! Einen Burger Baron mit Süßkartoffel und süß-sauer Sauce und ein prickendes Mineralwasser dazu! Ich steh eben auf etwas aufgefallene…. Speisen!”

“Ja. Geht in Ordnung. Kein Problem”

 

Irgendentwas kommt ihr bei den Mann sonderbar vor. Ist es seine Ausstrahlung? Oder doch seine Wortwahl? Sie vermag es sich nicht zusammenzureimen. Heute war ein komischer Tag mit komischen Ereignissen. Oder sie bildet sich das alles blos ein, vielleicht wir ihr das Studium zu viel. Vielleicht aber auch der Job neben den Studium, mit dieser gehässigen Elisa als Chefin.  Aber niemals würde sie den Job schmeißen, solange Tim hier arbeitet.

 

Tamara macht sich auf den Weg in die Küche um die Bestellung von den Herren auf Tisch Nummer 4 aufzugeben. Tim lächelt ihr schon entgegen: “Was darf es sein meine Liebe?” “ein Burger Baron mit Süßkartoffelpommes”  “Alles was du wünscht Tami!”

“Wei kannst du nur immer so gute Laune haben Tim?”

“Man darf das Leben einfach nicht immer zu ernst nehmen!” grinst ihr ihr Schwarm entgegen. Als Tim das Essen zubereitet kommt wie aus dem nichts Paula durch die Küchentür geschossen.

 

“Tamara! Es tut mir so leid! Wirklich. Ich … ich wollte das nicht, aber….!”

“beruhig dich doch mal. Was ist denn los?”

“Ich habe das Handy mitgenommen, und es kam eine weitere Sms! Lies… lies es selber!”

 

Tim hört mit einem Ohr zu und verzieht die Augenbraue. “Was ist denn bei euch los Mädels?”

“Paula! Das ist nicht dein ernst!” Tamara nimmt das Handy entgegen. Sie will die Nachricht gar nicht lesen, aber weshalb ist Paula denn so aufgeregt. Tamara wollte vorher einfach weg, weil sie sich nicht wohl fühlte und ihre Freundin nimmt einfach das Ding dass an ihren Gemütszustand schuld ist mit? Sie ist richtig sauer. Tami wollte das Erlebnis einfach aus ihren Kopf streichen und jetzt steht ihre Freundin panisch vor ihr.

Zögernd drückt Tami auf: Sms öffnen

”was… was soll denn das? Wieso? … was?”

 

….Tamara. Du bist nicht die die zu zu sein glaubst!”

 

Elisa betritt die Küche und sieht die Jugendlichen am Küchentisch stehen. “Was habt ihr denn hier für eine Versammlung?” Da bemerkt sie den Gesichtsausdruck ihrer Angestellten ”Oh, Kindchen du bist ja kreidebleich! Was ist dir denn über die Leber gelaufen?” Schnell holt die alte Damen ein Glas Wasser für ihre vor Schock erstarrte Angestellte.

”Tami, was los mit dir?” Tim sieht seine Kollegin besorgt an. Doch Tami antwortet nicht, sie versteht die Welt nicht mehr. Was soll diese Sms bedeuten? Wem gehört das Handy? Wer ist sind das Kind und die Frau auf den Fotos und vor allem was zur Hölle hat sie damit zu tun? ”ich glaube mir ist schlecht!” Paula versucht ihre Freundin zu beruhigen, doch Tamara zittert am ganzen Körper. Madame Elisa kommt mit der Erfrischung in der Hand zurück. ”Wenn es dir nicht gut geht ist es besser du gehst nach Hause. Ich übernehme deine Tische”

“Dan…Danke” irritiert schmeißt Tamara ihre Schürze in den Spint und verlässt fluchtartig die kleine Gaststätte. Sie hat ganz vergessen Tim über die Situation aufzuklären. Der würde jetzt sicher denken sie spinnt doch. Dicke Wolken ziehen wie aus dem Nichts vor die Sonne und der Himmel verdunkelt sich rasch. In der Ferne hört man die ersten Donnerwellen rollen. Die ganze Umgebung riecht schon nach Regen, ehe das kühle Nass von der Himmelsdecke runter fällt. Hinter dem Dürrnberg sieht man schon die ersten Blitze die den Himmel glühen lassen. Ganz benommen läuft Tamara durch die Gassen des kleinen Ortes Hallein. Sie weiß nicht mehr wo ihre Gedanken stehen, was das alles zu bedeuten hat.

 

Sie bemerkt nicht dass ihr zwei Augen folgen. Versteckt hinter einer uneinsichtigen Türschwelle.

 

Paula hat versucht ihre Freundin einzuholen, jedoch verlor sie die Spur in den schmalen Straßen.

 

Kapitel 3

 

Tamara kommt triefend nass zu Hause an. Ihr einst so volles Haar hängt ihr klebrig im Gesicht. Sie betritt das Vorhaus, hängt ihre durchnässte Jacke auf und eilt in ihr Zimmer. Ihre Mutter sitzt gemütlich am Sofa und sieht sich, bei einer Tasse heißen grünen Tee, eingehüllt in ihrer dicken Wolldecke, ihre Lieblingssendung Stürmische Liebe an. Nele ist eine sehr freundliche Dame im gehobenen Alter. Im Gegensatz zu den meisten in Ihrem Alter trägt sie ihr ergrautes Haar lange bis zu den Schultern. Sie ist eine robuste, hoch gewachsene Frau mit einer Affinität für Schmuck. Tamaras Vater Franz sitzt noch im hauseigenen Büro und bearbeitet wichtige Akten und Dokumente. Er arbeitet viel und oft bis spät in die Nacht. Seine äußere Erscheinung prägt meist den ersten Eindruck. Obwohl er schon Mitte Fünfzig ist, ist er noch ein sehr stattlicher Herr im Anzug. Ihm zeichnet sein bodenständige Eitelkeit aus. Beiden hören ihre Tochter durch das knallen der Tür nach Hause kommen. Nele wundert sich, dass ihre Tochter beim betreten der Räumlichkeiten nicht grüßt, obwohl sie ein festes Ritual pflegen. Aus früheren Scherzen heraus, hat es sich eingependelt, dass sie sich immer mit : ”Frau Glück ist zurück” meldet und sie ihre Mutter mit einem Kuss auf die Wange begrüßt. Tamara ist in diesen Haus glücklich aufgewachsen. Sie hatte eine behütete und sehr schöne Kindheit. Ihre Eltern haben ihr die Wünsche von den Augen abgelesen, und dennoch nie die nötige Strenge vergessen. Die Beiden unterstützen ihren Engel in jeder Lebenslage, wobei sie trotzdem sehr selbständig erzogen wurde.

”hmm.. dann wollen wir mal sehen” Nele rafft sich aus ihren Sofa.

Tamara sitzt immer noch sichtlich in Gedanken versunken, an der Bettkante ihres riesigen Bettes. Gegenüber vom Bett steht eine große, weiße Kommode im Landhausstil. Darauf findet man all ihr Utensilien was eine Frau so braucht um hübsch auszusehen. Tamara mag diesen Stil der Möbel sehr, sie sind rustikal und dennoch elegant. Über dieser Kommode hängt ein gigantischer, in die länge gezogener, ovaler Spiegel im Silberrahmen.

Sie hat ihr Zimmer im laufe der Zeit sooft umgestellt und verändert. In jeder Lebensphase musst sie etwas anderes ausprobieren, aber mittlerweile fühlt sie sich mit den grün braunen Raufasertapeten pudel wohl.

 

In ihrer Hosentasche vibriert es. Sie hat das Handy aus dem Imbiss unverzüglich eingesteckt, bevor sie das Restaurant verlassen hat. Eine neue Sms leuchtet auf. Tamara entsperrt das Display und starrt gebannt auf das Telefon. Dieses mal scheint ein Foto auf. Darunter befindet sich eine Frage: Wer ist das?

”Verdammt! Woher soll ich denn das wissen?” Es klopft an der Tür. ”Tami! Kann ich rein kommen?” Ihre Mutter steht vor de, Zimmer und klingt besorgt um ihre Tochter. Bevor sie die Antwort abwartet öffnet sie schon die Zimmertür. Nele sieht ihre Tochter am Bett sitzen, triefend Nass. Ihr Blick spricht Bände. Sie sieht aus als hätte sie etwas schockierendes erfahren oder erlebt. Was mag das wohl sein?  Die Mutter setzt sich zu ihren Kind und nimmt es in den Arm. ”Was ist passiert mein Liebes’? Tamara weiß gar nicht was sie sagen soll. Sie weiß ja noch nicht einmal was sie denken soll. Und so erzählt sie ihrer Mama was alles passiert ist. Ihre Mutter schaudert. ”Hast du das Handy dabei?” Tamara zeigt ihr das Telefon. Nele schaut schockiert auf das Gerät. Alle lebensfrohen Geister verlassen ihr Gesicht. Ihr Ausdruckt spiegelt nackte Angst wieder. ”Schmeiß das weg!” schreit Nele lautstark. ”Was? .. Wieso reagierst du so.. so… heftig darauf?” “Es ist besser man hütet sich vor solchen Situationen!” “Von was sprichst du Mama?” Nele steht aprubt auf, und verlässt fluchtartig das Zimmer ihrer Tochter. Irgendetwas stimmt doch hier nicht. Was weiß sie was ich nicht weiß? Und woher solll sie etwas wissen? Das kann ja alles nicht Wahr sein! Ich werde bestimmt bald aufwachen und drauf kommen, dass das alles ein schlechter Scherz ist! ..

 

Bald, bald wirst du darauf kommen was ich meine, Kleines. Bald ist es soweit. Und ich werde warten. Warten auf dich. Und dann wirst du bekommen was du verdienst. Miststück!

Zwei Augen die nicht von ihr ablassen. Zwei Augen die sie auf Schritt und Tritt verfolgen.

 

 

Tamara lässt sich ein nach lavendel duftendes Schaumbad ein. Sie liebt ihre großzügige Badewanne mit den messinggoldenen Wasserhähnen. Ihr Bad ist ihr Rückzugsort. Es gibt nichts schöneres als ein wärmendes Bad, ein gutes Buch dazu und dabei klassische Musik zu hören. Sie legt sich in das wohlig warme Nass und taucht mit ihren Kopf in das angenehme Duftwasser. Sie genießt die Stille. Plötzlich kommen ihr die Bilder des Telefons in den Sinn. Es sticht ihr im Herz. Zu tiefst erschreckt fährt sie aus dem Wasser hoch. Ihr Atem wütet heftig. ”Jetzt werd ich wohl deswegen nicht auch noch Panikattacken bekommen! Meine Fresse!”  Mit einem Badeschwamm schrubbt sie sich ihre Haut am ganzen Körper. Sie fühlt sich auf einmal so schlecht. So schmutzig. So betrogen. Sie hat das Gefühl als müsse sie sich säubern. ”Ich muss das klären. Ich muss rausfinden worum es hier geht, auch wenn es absolut angsteinflößend ist. Wer weiß vielleicht ist gar nicht viel dahinter. Wohlmöglich erlaubt sich hier jemand einen Scherz oder was weiß ich. Aber auf alle Fälle muss ich der Sache nachgehen. Ansonsten werd ich gar nicht mehr schlafen können!”

 

erschöpft schlüpft sie in ihren kuscheligen, lilafarbenen Bademantel und in quietsch pinken Flamingo Patschen. Tamara mag kitschige Bekleidung. Das ist wohl ein Grund weshalb man sie, wenn man sie nicht besser kennt, beim ersten Anblick eher als komisch beurteilen würde. Je bunter und kitschiger, desto besser. Nach ihren Bad hebt sich ihre Stimmung wieder etwas und sie hat beschlossen der ganzen Sache auf den Grund zu gehen. Spät Abends ruft sie Paula an.

”Hey Paula’

”Hy Tami. Ich hab dich versucht zu erreichen! Ich wollte dir nach laufen aber ich hab dich nicht mehr gefunden”

“Alles gut Paula, ich bin nach Hause gelaufen”

“Ist wirklich alles gut? Mann Tami. Du warst echt aus dem Wind!”

“Ja mir geht es gut. Ich hatte eine echt schräge Situation mit meiner Ma'”

 

Tamara erzählt ihrer Freundin was vorgefallen war.

 

“Hast du sie gefragt warum sie so reagiert?”

“Ja, ist nichts rauszubekommen aus ihr. Aber ich werde morgen dem allen nach gehen”

“He, wenn du Hilfe brauchst meldest du dich ja? Halte mich auf den laufenden!”

“Ja klar. Gute nacht Paula”

“Gute Nacht Tami”

 

Kapital 4

 

Franz sitzt im großen Büro, das gleichzeitig eine große Bibliothek ist und arbeitet wie jeden Tag an seinen Akten. Er ist Richter und nimmt seinen Job sehr ernst. Er will die Welt ein klein wenig gerechter machen. Tamara betritt das Büro ihres Vaters. ”Hallo mein Engel!” Er drückt ihr einen Schmatzer auf die Stirn- “Hast du gut geschlafen?” ”Jein. Wie geht es Ma? Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen.” “Als ich ins Bett stieg, schlief sie schon tief und fest. Aber ich bin auch sehr spät ins Bett gekommen. Ich habe da nämlich so einen komplizierten Fall.” Ihr Vater hat wohl von der ganzen Situation gestern gar nichts mitbekommen. “Papa. Wer bin ich eigentlich?” “Was soll das heißen?” “Wer bin ich für dich?” “Du ? Du bist mein Engel, geboren am 11.11.1995 in einer sternenklaren Nacht. Unser größter Wunsch ging in Erfüllung als wir dich endlich in unseren Armen halten durften.” Mit einem liebvollen Blick wendet er sich zum pompösen Bücherregal. ”Schau mein Schatz! Ich liebe es in Erinnerungen zu schwelgen.. Hier… ein Foto von dir als wir mit dir zum ersten Mal durch unseren Wald spazierten. Oder hier, hier genießt du dein erstes kllitzekleines Eis, da warst du 10 Monate alt.” Ihr Papa zeigt ihr immer mehr und mehr Bilder der Vergangenheit. Tami betrachtet die Fotografien ihrer der vergangen Tage wortlos. Irgendetwas kommt ihr nicht richtig vor. Sie kommt aber nicht darauf was sie wohl so dermaßen stören könnte. Gedankenversunken grübelt sie nach, was es denn so sein könnte,was iht nicht ins Gemälde ihrer Erinnerungen, passt. Ihr Vater erzählt und erzählt von früheren Geschichten ihrer Zeit, abseits von all dem Stress in ihrem erwachsenen Leben. Tamara mag es, wenn er von Abenteuern erzählt, die sie gemeinsam erlebt haben. Aber irgendetwas verbergen die unzähligen Fotos im  Album doch. Sie kommt einfach nicht darauf was heute so anders als sonst sein könnte.

In ihrer Hosentasche vibriert es. Das Handy! Vor lauter in Erinnerungen schwelgen, hat sie es ganz vergessen.

 

Sieh genauer hin!

 

In diesen Moment klopft es an der Tür.

”Tami. Besuch ist da für dich!.” Ihre Mutter öffnet gut gelaunt wie eh und jeh die Zimmertür. Neben ihr lehnt Tim im Türrahmen. ”Hey Tam!” Sie schmilzt dahin wie er sie immer liebevoll Tam nennt.

“Was machst du denn hier?” Tamara ist ganz nervös als sie ihn so lässig, locker an der Tür herreingrinsen sieht. Seine Miene wird ernster ”Naja.. Du bist gestern so schnell von der Arbeit abgehauen, dass ich dich nicht mal mehr fragen konnte was lost ist. Ich habe mir echt Sorgen gemacht.”

Verdutzt sieht sie ihn an. Das gibts doch nicht. Da steht der Mann ihrer Träume vor ihr, in ihrem Elternhaus, weil er sich Sorgen um sie gemacht hat. Na da kneif mich doch mal einer. ”äjm.. ja …Also…” stottert die junge Dame vor sich hin. ”Kommt Kinder! Raus mit euch. Die grauen Wolken haben sich über Nacht verzogen. Geht doch eine Runde raus, das schöne Wetter genießen!”, zwinkert Nele ihrer Tochter heimlich zu.

Ihre Mutter weiß so ziemlich alles von ihrer Tochter. Die Beiden sind ein Herz und eine Seele. Beste Freundinnen und wie Schwestern. Sie vertrauen sich Gegenseitig so sehr wie man nur jemanden vertrauen kann. Man könnte meinen sie wären Seelenverwandt.

 

 

Tamara und Tim schlendern durch den von der jungen Frau so geliebten Wald. Die Sonne steht wieder hoch am Himmel und die Meisen singen ihr tägliches Liedchen. Der Duft des lila Flieders liegt in der Luft. Man riecht dass es am Abend zuvor geregnet hatte, so frisch ist der Duft des Grüns, das sie umgibt. Der leichte Wind umschmeichelt die Blätter der Buchenbäume und hier und da hört man einen Specht an die Baumrinden klopfen.

Am großen Hügel setzten sich die beiden unter die uralte Eiche, mit dem Baumhaus darauf.

”Na was war los Tami?” fragt der junge Mann sie sehr einfühlsam . Er legt die Hand über ihre Schulter um zu signalisieren, dass sie in  Sicherheit ist. In seiner Gegenwart fühlt sich Tamara pudel wohl. Sie spürt dieses kribbeln im Bauch und eine wohlige Wärme aus ihrer linken Brust ausstrahlen. Langsam legt die junge Frau ihren Kopf auf seine Schulter.

Tamara beginnt die vorgefallene Geschichte von Anfang an zu erzählen.

”Das ist aber seltsam! Was sagt Paula dazu?” horcht Tim auf. “Wir haben seit gestern nicht darüber gesprochen!”

In diesem Moment klinget das Telefon. Dieses mal Gott sei Dank ihr eigenes.

”Wenn man vom Teufel spricht!” seufzt sie lautstark.

”Hy Paula. Wir sind bei der alten Eiche.. Ja Tim hat mich besucht.. erzähle ich dir später. Kommst du auch?”

Tamara legt das Handy auf die Seite und zeigt Tim das gefundene Telefon mit den vielen Fotos darauf.  ”vielleicht kann man die Nummer von den Smsn zurückverfolgen?”

”Ich weiß nicht die Nummer ist immer unterdrückt”

“Jedenfalls ist das ein furchtbarer Scherz, falls es ein Scherz sein sollte. Denn was sollte es sonst sein?”

“Nein ein Scherz glaube ich ist das nicht” entgegnet Tamara.

“Besser du übergibst das der Polizei”

“Nein lieber nicht ich möchte der Sache auf den Grund gehen. Ich bin fest entschlossen diesen.. ich sage einmal Fall aufzulösen”

“Gut. Ich versuche dir zu helfen.”

 

Paula kommt über den Hügel gestapft ”Mann… ist echt steiler als man glaubt! Hy Tim, Hy Tami!” vor lauter Beeilung ist ihr ziemlich die Puste ausgegangen. Auch ihr erzählt Tamara vom weiteren SMS des heimlichen Kontaktes. ”Glaubst du können wir uns deine Kinderfotos mal gemeinsam ansehen? Tami ich kenne dich mein ganzes Leben lang, wir sind aufgewachsen wie Schwestern. Vielleicht fällt mir dabei etwas auf!”

“Das ist eine gute Idee. Vielleicht fällt dir ja wirklich was dazu ein. Ich kann mir jedenfalls keinen Reim darauf machen” stimmt Tamara ihrer Freundin zu. “Na gut Tam. Ich lass euch zwei Hübschen jetz mal alleine. Ich sollte noch ein wenig trainieren heute. Halt mich am Laufenden, und melde dich wenn ich euch helfen kann. Und hey, du kannst dich auch gern so mal melden.” Tim gibt Tami einen Kuss auf die Wange und verlässt die beiden Freundinnen. ”Was war denn das? Hab ich etwas verpasst?” freut sich Paula für ihre Freundin. ”Ich weiß es selber nicht so recht.” knallrot zuckt Tami mit ihren Achseln.

 

Die Beiden machen sich auf den Weg zu Tamis zu Hause. Durch den feuchten Erdboden und der stätig aufkommenden Hitze, ist es sehr schwül heute. Die paar Meter zum Haus sind durch diese tropische Feuchte sehr anstrengend. Den Zwein läuft der Schweiß von der Stirn als wären sie einen Marathon gerannt. Als sie den Vorraum betreten, finden dei beiden ein Zettelchen am Sideboard. Wir sind schnell bei Tante Sofie.

 

Tante Sofie wohnt im Nachbarort. Tamara hat keinen Kontakt zu ihr, da sie sich nicht unbedingt so gut verstehen. Ihre Tante und sie haben sich noch nie so recht gemocht. Sofie ist eine sehr konservative und strenge Persönlichkeit. Ihren Zopf immer adrett nach hinten geflochten und die zur Seite stehenden Härchen gut weggegeelt mit Pomade. An ihrer Nase sitzt eine schmale Brille mit einem goldenen Brillenbändchen, die sie noch strenger wirken lässt als sie ohnehin schon ist. Meist  trägt sie einen knöchellangen Stiftrock den sie in sämtlichen Farben besitzt und eine weiße Bluse. Darüber streift sie sich an kälteren Tagen noch einen Pullunder darüber.  Natürlich darf auch die Strumpfhose nicht fehlen, um die nackten Beine zu verdecken. Ihre schwarzen Pumps geben den perfekten Abschluss zu diesen Outfit. Sofie hält sehr viel von Ordnung und Sauberkeit. Bei ihr findet man keinen einziges Krümelchen. Ja man kann sagen sie hat schon so etwas wie einen Putz Tick. Sie kann auch sehr, sehr zornig werden, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlt oder generell jemand eine andere Meinung hat als sie. Eigentlich sind Tamara und Sofie ja noch nicht einmal blutsverwandt, denn Sofie war die Frau vom Bruder ihrer Mutter. Die zwei haben sich allerdings getrennt. Nach wie vor hat Nele aber noch Kontakt zu ihr. Da Nele keinen Führerschein besitzt, muss Franz sie immer zu ihrer Freundin fahren. Und wie das nun so mal ist, wird er natürlich zu Tee und Kekse miteingeladen. Wenn einem eine Dame solche Köstlichkeiten anbietet, hat man nicht auszuschlagen. Vor allem nicht, bei  den besten Schokocookies weit und breit. Schon gar nicht, wenn man die so gerne mag wie Franz. Den trotz ihrer eitlen und strengen Erscheinung, kann sie eines besonders gut. Nämlich backen.

 

”Gut lass uns in die Bibliothek gehen und die Fotoalben raussuchen”

Tamara und Paula begeben sich in das Bürozimmer von Franz.

Das Zimmer riecht nach alten, dicken Büchern. Dieser einmalige Geruch wie in einer richtigen Bibliothek der einem in die Nase steigt. Entweder man mag ihn, oder man mag ihn nicht. In der Mitte des Raumes liegt ein großer roter Teppich, der die Weinfassdielen verdeckt. Der Teppich ist mit gold, glitzernden Mustern verzieht und erinnert an ein Labyrinth. Das  Licht wirkt leicht gedämpft da die purpurroten Samtvorhänge weit zugezogen sind und die Kristalllampe an der Decke einen warmen, feinen Lichtstrahl abgibt.  Am Fenster steht der gewaltige Schreibtisch ihres Vaters, mit dem Blick in die Mitte des Raumes. Der Tisch ist aus Kirschbaum und glänzend lasiert. Für Klienten wirkt er beim ersten Anblick sehr einschüchternd. Im linken Eck findet man einen Fotorahmen mit einem Familienprotrait der Familie. ”Wie in einem schlechten Anwalt Film” denkt sich Paula. An der rechten Seite des Zimmers befindet sich ein 5 Meter langes Bücherregal, voll gestopft mit Anwaltsbüchern, klassische literarische Werke und Historische Romane, an den Seiten aufgehalten von Buchstützen die aussehen wie kleine Gargoyles. Ganz im Eck befindet sich eine Reihe mit Fotoalben.

”Da schau Paula. Hier sind die Fotoalben. Komm setzten wir uns”

Die Frauen machen es sich am Boden gemütlich, um alles ausbreiten zu können.

Natürlich, wie sollte es anders sein, vibriert in diesem Moment das fremde Handy.

 

Schau genau hin!!

 

Die Zwei sehen sich geschockt an, Tami schluckt den Frosch im Hals hinunter der ihr den Atem abschnürt.

”Na dann! Lass uns das Rätsel lösen!”

Konzentriert sehen sie sich jedes Bild bis auf das kleinste Detail genau an. Seite für Seite, Foto für Foto. So recht will ihnen nicht entsinnen, was daran so falsch sein kann.

Sie verbringen Minute für Minute mit den Recherchen an den Bildern. Nach zwei Stunden gibt Tamara auf . ”Lass gut sein Paula.. Wir finden ja doch nichts. War doch reine Zeitverschwendung. Ich werde das Handy jetzt in die Tonne werfen und gut ist. Wird ja doch nur ein Scherz sein. Und sollte nochmal was passieren, rufe ich die Polizei.” Sie lässt das Telefon in den Papiereimer fallen. Die Mädchen wollen gerade das Zimmer verlassen, da vibriert der Mülleimer.

”Nein! Echt jetzt?” verdreht Tami die Augen. Sie nimmt das Telefon wieder aus den Eimer.

 

KEINE POLIZEI SONST STIRBST DU SCHNELLER

 

”Was soll denn das jetzt?” Hysterisch läuft Tami zu ihrer Freundin die noch im Türrahmen steht, vor lauter Eile bleibt sie an einer Unebenheit im Teppich hängen und knackst um. Unabsichtlich reißt sie die noch zwei übrig geblieben Alben, die sie am Tisch abgelegt hatte mit in die Tiefe. ”Aua!!”

”Tami! Ist alles in Ordnung?!” Paula läuft zu ihrer Freundin um ihr auf zu helfen. Die Fotos aus dem  Album liegen am Boden verstreut. Ächzend richtet sich Tami auf. Während Paula ihr hilft, fällt ihr etwas auf. ”Du Tami schau mal. Bei dem Foto… wann hattest du ein Muttermal am Hals?”

”Paula, sei nicht albern. Ich hatte nie ein Muttermal!”

”Aber schau doch!!” Paula hebt die am Teppich liegenden Fotos nach der Reihe auf. ”Du hattest ein Muttermal. Auf jeden der Fotos hast du ein Muttermal!”

“So ein Blödsinn! Ich kann mich an kein Muttermal erinnern! Außerdem müsste es dann noch da sein, dass verschwindet ja nicht einfach von selbst!”

Tami begutachtet die Bilder abermals. Tatsächlich auf allen Fotos hat sie ein Muttermal. Bis zum Album: Tamaras zweites Lebensjahr. Hier war das Muttermal plötzlich verschwunden. Dafür waren dann ihre Sommersprossen da. Sie hasst ihre Sommersprossen. Wenn die Tage heiß sind, kommen sie immer sehr stark zum vorschein. Sie kommt sich dann so kindlich vor mit den ganzen Flecken im Gesicht, aber sie will als Frau gesehen und nicht mehr als niedlich abgestempelt werden.

”Eigenartig. Ich werde meine Mutter darauf ansprechen. Vielleicht gibt es eine Erklärung”

Durch diese gefundene Unreinheit, haben die beiden das Handy abermals vergessen. Die zwei Freundinnen räumen das Zimmer wieder auf. Tami behält sich je ein Foto mit und eines ohne Muttermal und nimmt sie mit in die Küche, in der sie auf ihre Mutter warten wird. Paula verabschiedet sich und macht sich auf den Weg nach Hause.

 

 

 

Kapitel 5

 

Nele kommt mit Franz gutgelaunt nach Hause. Beide sind vollgestopft mit Schoko Keksen und hervorragenden Lavendelblüten Tee aus Sofies eigenen Garten. Sie genossen die schwüle Hitze auf der Terrasse ihrer Freundin und hatten sich allerhand zu erzählen.

Fröhlich erscheint das Pärchen in der Küche

 

”Hallo Schatz. Hattest du einen schönen Tag, mein Liebes?” begrüßt Nele ihre Tochter überschwänglich.

”Ma’ ich muss mit dir reden!”

“Was gibt es mein Schatz?”

Franz verabschiedet sich derweilen ins Bad um sich frisch zu machen.

”Ma’ wo ist mein Muttermal?”

“Bitte was mein Kind? Du hast doch kein Muttermal”

“Mein Muttermal. Laut diesen Fotos hatte ich als kleines Kind ein Muttermal”

“Ach das! Sag das doch gleich. Ja, das haben wir entfernen lassen.”

”Weshalb?”

“weil es gefährlich war, dass es zu Hautkrebs mutiert”

“Das ist doch lächerlich, dann hätte ich doch eine Narbe!”

“Schatz! Sowas wächst sich doch raus. Wer soll denn das sonst sein auf den Fotos? Und jetzt genug mit dem Unsinn”

 

Tamara überlegt. Ja wer sollte denn das sonst wirklich sein auf den Fotos? Vielleicht ist sie einfach paranoid geworden und es steckt gar nichts dahinter. Vielleicht hat sie sich einfach zu sehr aufwirbeln lassen von den ganzen Sms’n. Mit einem mal fällt ihr das Handy wieder ein. ”Shit.. ich habe es im Zimmer meines Papas vergessen”

 

Tami dreht sich um und verlässt die Küche. Ihre Mutter wirkt nervös. Sie will Kaffe kochen. Der ganze Kaffeesatz fällt ihr zu Boden. Nele ärgert sich lautstark darüber. Hastig fegt sie das braune Pulver auf.

 

Fast unhörbar klopft Nele an die Tür des Büros. Niemand bittet sie herein. Auch ansonst ist kein Mucks zu hören. Also betritt sie einfach das Menschenleere Zimmer. Das Telefon liegt noch am Boden. Eine entgangene Sms. Ängstlich und eingeschüchtert von der letzten Nachricht öffnet sie das Brief Symbol.

 

Simone. Akte G.14

 

Simone? Was soll dass den schon wieder bedeuten?

 

Sie merkt nicht dass sie beobachtet wird. Auf Schritt und Trott folgt ihr fast unsichtbar, ein Augenpaar.

 

Ganz durch den Wind überlegt sie was das heißen könnte. ”Na klar. Die Akten meines Vaters!” Tamara sucht im Aktenschrank nach Akte G. 14. Da ihr Vater seine Arbeit stetig korrekt und ordentlich ausführt, findet sie sofort das was sie sucht.

Akte G 14.

 

Glück Simone

geboren am 2.4.1994 in Hallein, verunglückte am 15.5.1996  bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Pernerinsel in Hallein. Der stark alkoholisierte Herr Adrian P. Übersah mit 1,8 Promille das kleine Mädchen, dass den Zebrastreifen Richtung Seniorenheim benutzen wollte. Das Auto erfasste das Kleinkind. Das Mädchen war auf der Stelle tot.

Simone Glück? Hatte ich einer Verwandte von der ich nichts weiß? Meine Schwester kann es ja nicht gewesen sein, ich selber bin ja am 11.11.1995 zur Welt gekommen.

Was verdammt nochmal ist hier los? Und warum hat mir nie jemand davon erzählt?

 

In dem Moment betritt jemand die Bibiothek.

Erschrocken dreht sich Tamara um. Es ist ihr Vater. ”Was machst du in meinen Akten?”

“Wer ist Simone Glück?”

“Bitte?”

“Du hast mich schon verstanden. Wer ist Simone Glück?”

“Was hast du noch gelesen?”

“Beantworte mir verdammt noch mal meine Frage!”

“Setz dich Liebes… ich werde dir alles erklären.”

”Danke .. ich möchte lieber stehen”

nervös geht Tami im Zimmer auf und ab

Ihr Vater fährt fort.

”Simone Glück war unsere Tochter. Sie war ein absolutes Wunschkind. Deine Mutter konnte so schwer Kinder bekommen, deshalb haben wir uns damals entschieden Nele künstlich befruchten zu lassen. Wir hatten Glück und die befruchtete Eizelle wuchs beim ersten Versuch. Sie war so ein reizendes Kind, so fröhlich. Sie war unser Augapfel unser Stern.. bis zu jenem schrecklichen Tag. Ein alkoholisierter Autolenker hat sie einfach so niedergefahren. Er hat sie übersehen, meine kleine Simone. Nele hatte die Kleine gerade von der Krabbelgruppe abgeholt und wollte mir ihr noch in den Park zum Spielplatz. Die Kleine sauste schon über den Zebrastreifen ehe Nele das Auto bemerkte. Sie machte sich solche Vorwürfe, weshalb sie sie nicht an der Hand nahm. Es war der schrecklichste Tag in unserem Leben. Depressionen begleiteten uns eine gefühlte Ewigkeit. Am schlimmsten war der Tag de Beerdigung. Wir hielten die Anwesenheit Bekannter und Freunde nicht aus. Deshalb entschieden wir uns für eine stille Trauerfeier nur für deine Mutter und mich. Nach einem halben Jahr wollten wir wieder etwas Richtung Zukunft blicken und die Schmerzen so gut es ging vergraben. Aber dennoch sind sie unser ständiger Begleiter. Es zerriss uns das Herz. Auf Grund dessen haben wir uns hingesetzt und diskutiert welche Möglichkeiten es noch gäbe um ein Leben zu beherbergen. Jemanden heranwachsen zu sehen und als unser Kind zu erziehen. Nele wünschte sich so sehr eine Tochter. So haben wir dich kennen und lieben gelernt. Und so haben wir dich dann adoptiert als du 2 Jahre warst”

”Ihr habt mich adoptiert? Ich bin gar nicht eure Tochter? Wer bin ich? Wer sind meine Eltern? Und wo verdammt nochmal komme ich her? Seid ihr nicht alle ganz richtig im Kopf? Wieso erzählt mir denn das Keiner?”

Tamara bricht in Tränen aus. Sie hat mit viel gerechnet, aber mit dieser Information absolut nicht. Ihr ganzes Leben wurde sie belogen und um ihre Identität betrogen. Auf einmal fühlt sie sich nicht mehr echt. Ganz plötzlich fühlt sie sich nicht mehr zu Hause.

”Aber Liebling. Jetzt höre mir mal zu! Wir lieben dich wie unser eigen Fleisch und Blut! Ich weiß nicht wo deine leiblichen Eltern sind. Aber das ist doch egal. Du bist für uns unsere Tochter. Wir haben dir immer gezeigt wie sehr wir dich lieben und wie stolz wir auf dich sind.”

“Lass mich blos in Ruhe!” Tamara will weg hier. Fluchtartig verlässt sie die ihr abrupt vorkommenden engen Räumlichkeit. ”Ich muss hier raus! Ganz schnell raus”

Im Flur steht ihre Ziehmutter ”Kindchen was ist denn los?”

“Nenn mich nicht dein Kind! Lügnerin!” Tamara verlässt unversehens das Haus.

 

 

Kapitel 5

 

Sie läuft so schnell sie ihre Füße tragen können. Quer durch den Wald der ihr unerwartet fremd erscheint. Sie fühlt sich brüsk gar nicht mehr so geborgen als zuvor, bevor sie die Wahrheit wusste. Bevor sie mit alle dem konfrontiert wurde, mit dem sie nie hätte konfrontiert werden wollen. Ihr Kopf ist voller Gedanken die wirr durch ihre Nervenzellen strömen. Salzige Tränen gleiten ihr über ihre gepflegten Wangen, ihr ist kalt und doch warm. Schüttelfrost erzittert ihren Körper. In ihr brodelt die blanke Wut

und die untragbare Verzweiflung. Womit hatte sie so etwas verdient. Die Wahrheit trifft sie wei ein Blitz der in den See einschlägt. Es fühlt sich wie sterben an.

Erschöpft von allen Ereignissen der letzten zwei Tage kommt sie am Baumhaus an. Jetzt fühlt es sich eigenartig an hier zu sein. Nichts von alle dem das sie in ihrer Kindheit erlebt hatte war nun echt für sie. Alles war gelogen. Sie wurde um ihre Vergangenheit geraubt. Mühsam hantelt sie sich dem Baumhaus hoch.

 

Im Gebüsch hinter der alten Eiche sitz Jemand mit eienm spöttischen Grinsen im Gesicht. ”Sehr gut, brav mein Mädchen. Bald wirst du schlimmere Qualen erleiden. Gleich werde ich dich holen kommen.”

 

Oben angekommen kauert sie sich in ihren alten, grünen Sitz Sack. Der ganze Dreck und Staub der Jahre hier oben, macht ihr unerwartet gar nichts mehr aus. In der Ecke steht noch eine alte, kleine Kommode, in der sie früher die Schlafsäcke und ein paar Bücher aufbewahrt haben. Die kleine schicke Kommode haben sich die Kinder am Flohmarkt gekauft, weil ihnen das bunte Blumenmuster an den Türen so gut gefiel. ”Sie passt perfekt ins unser Baumhaus” hatte Tamara damals gesagt. Erspart haben sie sich das Geld dafür am Limonaden Stand. Jedes Wochenende machten die zwei Mädels einen Limonadenstand mit Zitronen und Orangensaft an der Einfahrt. Immer wenn sie genug zusammen gespart hatten, haben sie sich am Flohmarkt etwas für das Baumhaus besorgt. So wurde die Bretterbude zu einem schmucken kleinen Häuschen mit lila Vorhängen, den beiden Sitzsäcken, der Schatztruhe als Tisch und der schicken Kommode. Die alte Lampe aus den sechizgern Jahren mit den Großen Lampenschirm, hatten sie von Tamaras Vater zum Einzug bekommen. Er hatte sie so umgebaut, dass sie auch mit Akkubatterien funktionierte. ”Mein angeblicher Vater…” denkt sich Tami.

 

Tamara sieht in der Kommode nach ob sich darin noch ihr alter Schlafsack befindet. Und tatsächlich, da war er. Ihr pinker Schlafsack mit den Regenbogen darauf. Nun ist er etwas zu klein geraten, aber als Decke wird er schon noch herhalten können. Um den aufkeimenden Gedanken etwas zu entfliehen kramt sie in der Kommode noch nach Büchern. Da sie sich in der Jugendzeit hier gerne versteckt hat, findet man hier auch noch Bücher aus ihren Jahren kurz bevor sie zwanzig wurde. Ganz hinten Im Eck hat sie noch ein Buch Von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos entdeckt. Abgeschnitten trägt der Titel des Buches. In der jetzigen Situation ist dieses Meisterwerk allerding doch etwas zu gruselig. Tami entscheidet sich für Sofies Welt. Zermartert lässt sie sich mit ihren, mittlerweile von Motten durchlöcherten Schlafsack auf ihren staubigen Sitz Sack fallen und beginnt zu lesen. Tief in den weiten der Bilderträume des lesen wird sie mit einmal aufgeschreckt. Das vibrierende Gerät ist wieder erwacht. Gleichgültig sieht sie auf das Display. Die Worte die nun zu lesen sind lässt ihr das Mark in den Adern gefrieren.

 

Das ist nicht die ganze Wahrheit!

 

Hastig wählt sie mit ihrem eigenen Telefon die Nummer von  Tim.

”Tim bitte komm sofort. Ich bin im Baumhaus! Bitte komm schnell. Ich erkläre es dir dann wenn du hier bist.” Wieder bricht das geschundene Mädchen in Träne aus.

”Bin gleich da mein Mädchen! Bin ganz in der Nähe. Beruhig dich etwas ich bin gleich bei dir!” Tami kauert sich in ihren Sack und ruft auch Paula an.

”Paula. Du wirst nie glauben auf was ich da gestoßen bin. Mein ganzes Leben ist eine Lüge. Ich weiß nicht mal wer ich bin. Ich bin heute drauf gekommen dass Nele und Franz gar nicht meine Elt… ” piiiieeeeep.

 

Ein plötzlich auftretender heftiger Schmerz durchbohrt Tamaras Scheitelbein am Kopf. Ihr wird aprubt schwarz vor den Augen. Sternchen funkeln hinter ihren Augenliedern. Ihre Ohren vernehmen ein hämisches Lachen. ,,Hab ich dich mein Mädchen! Nun wirst du noch mehr erfahren du Miststück!” Die Stimme kommt ihr bekannt vor. Irgendwo hat sie diese Stimmfarbe und diesen Wortlaut schon einmal gehört. Sie spürt einen weiteren Schlage gegen ihren Kopf der so heftig ausfiel dass sie zu Boden donnert. Der Hieb war so fest dass ihr ganz übel davon wurde und sie sich am liebsten übergeben würde. Sie weiß nicht mehr wo oben und unten ist, als sie bemerkt dass dieser Jemand ruckartig an ihren Haaren zieht. Er packt ihren Schopf so fest, dass sie Meint er reißt ihr ihre Haarpracht mit einem Ruck aus. Der Täter zieht sie eng an sich und klebt ihr den Mund mit einem Stück Panzerklebeband zu. Mit aller Kraft versucht sie sich aus seinen unnachgiebigen Griff zu befreien. Doch gegen die geballte Kraft dieses Mannes ist sie machtlos. Er schleift sie an den Haaren bis zur Ausgang der Baumhütte. Vor dem Abstieg der Strickleiter lässt er die junge Frau brutal zu Boden fallen. Damit sie sich nicht wehrt, tritt er ihr aggressiv mit seinen Stahlkappenschuhen in ihr Gesicht. Hastig holt er Kabelbinder hervor mit denen er ihre Hände so eng zusammenbindet, dass es ihr fast die Blutzufuhr abschneidet. Auch ihre Beine bindet er fest zusammen. Wie einen Sack Müll lädt er das völlig benommene Mädchen, dass nicht weiß was mit ihr geschied, auf seine Schulter auf. Der Straftäter scheint als sei er sehr durchtrainiert, wie er Tamara mit einer Leichtigkeit auf der Schulter auflädt und die Strickleiter mit ihr am Rücken hinunter hantelt.

”Keine Angst mein Mädchen, jetzt erfährst du wie es wirklich war. Und dann wirst du büsen für das was du angerichtet hast”

Am Boden angekommen lässt er sie abermals hart auf den Boden aufkommen. Tami spürt den Schmerz in ihren ganzen Gliedern. Es ist als würde sie auf nackten Beton aufschlagen und sämtliche Knochen brechen. Sie hat Panik, wahnsinnige Panik was wohl mit ihr passieren würde. So kann es wohl nicht zu ende gehen mit ihr. Was hat sie denn verbrochen, dass sie so etwas durchleiden muss. Der Verbrecher schnappt sie an den armen und zieht sie hinter sich her als wäre sie ein störrischer Hund der beim täglichen Gassigang wegen Ungehorsam nachgezogen werden muss. Unweit des Baumhauses am großen Hügel steht eine Ruine an der Waldlichtung. Hinter den Ruinen gibt es einen versteckten Kellereingang zu einem unterirdischen Tunnelsystem. Die Tunnel führen Labyrinthartig quer durch den ganzen Ort. In früheren Zeiten waren sie Fluchtwege des Adels die in der ehemaligen kleinen Burg lebten. Dies Tunnelgeflecht ist heute noch teilweise erhalten. ”Da drinnen wird ich niemand schreien hören mein Mädchen!”

Tami weiß immer noch nicht woher ihr die Stimme so vertraut vorkommt. Sie kann sein Gesicht nicht erkennen, dass er verborgen hat hinter einer schwarzen, ausdrucklosen Maske. Je mehr sie sich windet, desto grober wird er zu ihr.  Der Mann öffnet den Eingang, und schleift sie fröhlich pfeifend die steinernen Stiegen hinab zu den feuchten, modernden Kellerräume. Nach eine gefühlten Ewigkeit in der stockdunklen Kälte, hört Tamara wie der Täter eine quietschende Tür öffnet. Mit einem Schwung stößt er sie in die enge, verdreckte Zelle. Tami kauert sich entsetzt und voller Eckel in die Ecke des Raumes.

”Jetzt wirst du bekommen was du verdienst”

Langsam nähert er sich dem verängstigten Mädchen und reißt ihr mit einem Ruck das Klebeband von den Lippen. ”Arschloch!!!! Was hab ich dir getan?” Eine plötzliche aufkommende Stärke durchfährt ihren Körper. ”du bist der Grund all des Übels!”

Tamara schreit aus so laut sie kann. Ihre Lungenflügel schmerzen vor Anstrengung. ”Jaja, schrei nur mein Kind. Hier unten hört dich keiner!” lachen verlässt der maskierte Typ das kleine Gefängnis. Tami hört ihn eine Melodie pfeifend, das Tunnelsystem verlassen.

 

Kapitel 6

 

Paula kommt am Baumhaus an. Tim hat sie angerufen sie soll schnell vorbei kommen, etwas stimmt mit Tamara nicht. Angeblich erzählte Tami Tim irgendetwas über ihre Eltern. ”Tami!” ruft Paula hoch in das Baumhaus, aber niemand meldet sich zurück. Deshalb steigt sie die Strickleiter hoch. Hier ist sie auch nicht. Komisch. Rätselnd sieht sie sich in der Holzhütte um. Irgendetwas ist hier eigenartig. Genau inspiziert sie jeden Fleck in ihrem ehemaligen Lieblingsdomizil. Hinter dem Sitz Sack findet sie das mysteriöse Handy und Tamis eigenes Telefon am Boden liegen. ”Das gibt’s doch nicht. Verdammt da muss etwas passiert sein.” Paula wird flau im Magen. Tim müsste schon lange da sein. Wo ist er denn? Sie steigt die Leiter wieder herunter und such in der Wiese unter dem Baum nach mehr Hinweisen wo sich ihre Freundin versteckt haben könnte.

 

Da kommt Tim hinter den Büschen vorgelaufen. Erschöpft bleibt er neben Paula stehen. Er stemmt seine Arme in den Hüften und schnauft gehetzt durch. ”Ich bin so schnell ich konnte gekommen. Irgendwas stimmt nicht. Ich habe mit Tamara telefoniert. Sie wollte mir etwas von ihren Eltern erzählen, plötzlich war die Leitung tot!”

“Im Baumhaus ist sie nicht. Ich habe alles durchsucht. Die beiden Handys habe ich gefunden”

”mann.. ich habe echt kein gutes Gefühl Paula..” Beide durchforsten den Boden nach weiteren Anhaltspunkt wo ihre Freundin sein könnte. ”Paula! Schau da! Hier sind Gräser und Blätter von Sträuchern geknickt. Und das hier.. sieht aus wie eine Schleifspur?”

“Oh mein Gott! Du hast Recht!” Paula hält sich die Hände schockiert vor den Mund. “Komm wir folgend er Fährte!” Diktiert Tim. ”Ich ruf noch schnell ihre Eltern an die sollen die Polizei verständigen!” sagt Paula.

 

Währenddessen hört Tamara wie sich die alte, rostige Kellertür knarzig öffnet. Die bekannten Schritte treten herein. Der Mann ist wieder auf den Weg zu ihr. Er hat irgendetwas mit. Etwas klobiges. Es hört sich an als würde er einen Sessel nachschleifen. Vermutlich schleift er nicht nur Menschen gerne durch die Gegend. Der Täter hat tatsächlich einen Stuhl mit. Er stellt das vierbeinige Möbelstück direkt vor die Zelle.

”Hallo mein Mädchen!”

“Ich bin nicht dein Mädchen Bastart!” entgegnet sie ihm mit all ihren Mut.

”Jetzt wirst du erfahren wer du bist und was du furchtbares angestellt hast, du Miststück. Meine Herrin wird gleich bei dir sein.” Der schwarze Mann nimmt seine Maske ab.

”Das gibt es ja gar nicht! Sie ? Ich wusste ich kenne die Stimme!” der Herr von Tisch Nummer 4!

”Ja ich. Du warst so in deiner kleinen heilen Welt versunken, dass du mich gar nicht bemerkt hast. Ich habe dich auf Schritt und Tritt verfolgt, dich beobachtet, bei allem was du tatest.” ein hämisches Lachen entfährt den alten Herren.

”Du alter grausamer Sack! Wir kennen uns noch Nicht einmal! Wie sollte ich dir irgendetwas angetan haben, was das hier rechtfertigt. Na warte mein Vater ist Anwalt!” plötzlich sehnt sie sich nach ihren Zieheltern. Sie haben sie zwar belogen, jedoch haben sie ihr eine wunderschöne Kindheit beschert, sie geliebt und immer unterstützt. Tami wurde mit einmal traurig. Sie hat das Gefühl Nele und Franz Unrecht angetan zu haben. Falls diese Situation tödlich ausgehen wird, kann sie sich noch nicht einmal entschuldigen und ihnen sagen, dass sie die Beiden trotzdem liebt. Ihre Eltern werden schon einen Grund gehabt haben, ihr bisher nicht davon erzählt zu haben wer sie tatsächlich ist. Vielleicht wollten sie sie schützen, oder auch sich selbst, weil sie Angst hatten wie Tami wohl reagieren würde. Mit einmal schämte sie sich für ihr Verhalten . Noch schlimmer ist die Tatsache, dass sie ihre Reaktion nie wieder gut machen können würde, und ihre Eltern nun Kind Nummer zwei verlieren.

”Dein Vater ist tot!”

“Was? NEIN! Nein.. dass kann nicht sein!”

“genaueres erklärt dir meine Herrin!”

 

Die quietschende Tür öffnet sich abermals. Dieses mal hört man den Klang von hochhackigen Pumps die Stufen langsam hinunter stöckeln. Der Gang der Frau die im Anmarsch war klingt beherrscht und streng. Klack, klack, klack, der Hall des Geräusches kommt immer Näher. Der Duft von leichten Moschus und Rosenblüten steigt Tamara in die Nase. Ein noch ekeligeres Parfüm kann man als Frau nicht wählen. Tami überkommt der Brechreiz. Geschunden und zerschunden kriecht sie immer mehr in ihr Eck am anderen Ende des kleinen Raumes. Vor Der Zelle hört das stöckeln plötzlich auf.

”Danke Edgar dass du sie mir geholt hast. Bald überlasse ich sie dir, dann kannst du mit ihr machen was du willst.” Sie gibt den alten Herren einen Kuss auf die Stirn. “Aber jetzt lass mich mit Tamara bitte alleine” Die sehr hoch gewachsene Frau mit ihren hochhackigen Beinen wendet sich von Edgar ab.

”Hallo my Darling. Groß bist du geworden. Ich hatte wirklich Mühe daran dich zu finden um dir deine gerechte Strafe zukommen zu lassen.” Die adrette Frau fährt sich mit ihren dünnen, manikürten Fingern durch ihr braun gelocktes, zurecht gestyltes Haar.

“Wer um Himmels Willen bist den du?” krächzt Tami

“ach ich ? Ich bin deine Mutter. Aber viel wichtiger ist doch die Frage: Was hast du getan?”

“Meine .. meine Mutter? ” jetzt hat Tamara den Glauben an den Rest der Welt verloren. Ihr Entführer ist ein Stammgast aus ihrem Imbiss und ihre Peinigerin ist ihre leibliche Mutter. Tami kann vor Verzweiflung gar nicht antworten.

”Also ich erzähle dir jetzt eine Geschichte. Vor fünfundzwanzig Jahren war ich drogenabhängig und am tiefsten Punkt meines Lebens angekommen. Das einzige was mir den Tag erhellte und mich am Leben hielt, war die Liebe zu deinem Vater. Sein Name war Gerhard. Er war alles für mich und er war immer der gutherzigere Mensch von uns beiden. Er war derjenige der vernüftiger war. Das Leben in den Griff bekommen wollte. Ich lebte von einem Tag in den anderen. Hauptsachen mein Drogenlevel stimmt. Aber mit ihm wollte auch ich mich ändern. Eines Tages wurde ich plötzlich schwanger. Schwanger von der Liebe meines Lebens. In unserer damaligen Situation konnten wir kein Kind gebrauchen. Wie um alles auf der Welt sollte ich es ohne Perspektive groß ziehen?  Ich bekam dich trotzdem. Du warst bei uns bis du zwei Jahre alt warst. Unser Leben änderte sich nicht großartig. Außerdem habe ich eingesehen, dass ich nicht die beste Mutter bin, und du in einem anderen Umfeld besser aufgehoben wärst. Irgendwann ging ich in meine Lieblingskneipe. Da traf ich Nele und Franz Glück. Wir wurden zufällig in ein Gespräch verwickelt. Sie waren so unendlich traurig weil sie gerade ihre zweijährige Tochter verloren hatten. Ein  Autounfall oder so etwas. Nach einigen Gläsern Wodka habe ich dich an die beiden verkauft. Deinen Vater erzählte ich es erst als du weg warst. Der kam mit der Situation nicht zurecht. Er liebte dich mehr als mich und wollte dich unbedingt zurück holen. Ich habe ihn nicht die Namen verraten an wen ich dich verkauft habe. Das hat ihn in den Wahnsinn getrieben. Eines Tages fand ich ihn tot. Erhängt in unseren Wohnzimmer. Das ist der Grund weshalb du heute hier bist. Du hast mein Leben zerstört und mir den Mann meiner Träume genommen. Du Gör bist Schuld an meinen Leidensweg! Und deshalb habe ich dir das Handy mit deinen Kinderfotos vor dem zweiten Lebensjahr untergejubelt”

Tamara traut ihren Ohren nicht. Das darf alles nicht wahr sein. Sie wurde im suff verkauft und erkauft. Menschenhandel. Ihre leibliche Mutter gibt ihr die Schuld an den Tod ihres Mannes. Sie gibt ihr die Schuld, dass sie zu dumm war zum verhüten oder eine ordentliche Lösung zu finden.

”Wie kannst du mir die Schuld geben, an deinen eigenen scheiß Taten? Du hättest mich verrecken lassen sollen!”

“oh ja das hätte ich sollen, aber das holen wir ja jetzt nach. Du wirst für den Tod deines Vaters büsen. Ich werde dir all das Leid zufügen, dass ich wegen dir ertragen musste. Edgar!”

“Ja meine Herrin?” Edgar kommt rasch angelaufen.

“Heiz den Ofen dort drüben ein und hol unser Spielzeug. Wir werden eine Menge Spaß haben!”

Edgar ist der Angestellte seiner Herrin Frau Sauermooser Rita. Der Hausmeister sozusagen. Sie hat ihn irgendwann einmal beim Ausgehen kennen gelernt nachdem sie ihr Leben doch noch auf die richtige Kurve gelenkt hatte. Edgar ist ein älterer Herr mitte fünfzig, atlethisch gebaut. Er achtet sehr auf seine Ernährung, aber er ist nicht der hellste Stern am Himmel. Jedoch vergöttert er Rita und gehorcht ihr aufs Wort. Das wiederum ist sehr vorteilhaft, vor allem wenn man Rachepläne schmiedet.

Gehorsam heizt Edgar den Ofen an. Sobald das Feuer entfacht und die Glut ordentlich heiß ist holt er das Brandeisen. Das Eisen formt ein S . ”S für Schuldig” Edgar lässt sein heißeres, grausiges Lachen hallen. Rita öffnet die Zelle bedächtig. ”So mein Kind die Zeit ist gekommen um dich spüren zu lassen was ich all die Jahre spüren musste”

Edgar legt das Brandeisen in die Glut, bis es heiß genug für das abscheuliche Verbrechen ist. Er gibt seiner Herrin, den Stab mit dem Glühenden Symbol. Langsam nähert sich die boshafte Mutter ihrer Tochter. Tamara versucht sich zu winden, zu entkommen, aber sie kommt nicht weit. Geschickt rollt sie am Boden entlang und versucht ihre leibliche Mutter zu Fall zu bringen indem sie gegen ihre Beine rollt. Leider vergebens. Rita holt aus und lässt den Brennstab mitten in Tamaras Gesicht schmelzen.

Ein markerschütternder Schrei hallt durch das Tunnelsystem. ”Nein!! NEIN, bitte nicht noch einmal!” ”Ach Kindchen dass war doch erst der Anfang. Ich habe noch viele tolle Spielsachen im petto. Aber erstmal genug. Sonst machst du mir noch zu früh schlapp! Edgar! Säubere ihre Wunde mit Essig.!” Rita dreht sich auf ihren Stöckelschuhen um und stolziert aus den Raum. Der männliche Peiniger kommt mit einem Essigtuch in die Zelle und kniet sich neben dem Mädchen. Er wischt Tamara langsam über die gebrandmarkte Wunde im Gesicht. Die junge Frau heult bitterlich auf, ehe sie in Ummacht fällt.

 

Tim und Paula folgen der Spur quer durch den Wald

”Tim das ist die Richtung zur Ruine!”

“Kann man da jemanden verstecken?”

“naja. Es gibt dort einen Keller, wir haben uns da als Kinder nie runter getraut weil es dort unten stock dunkel ist!”

“Na dann los!”

 

nach einem kleinen Weilchen wacht Tamara wieder auf. Ihre Wange brennt als würde sie lichterloh in Flammen stehen. Ihr ist heiß und sie hat keine Ahnung wieviel Zeit bisher vergangen ist. Kaum ist sie aufgewacht hört sie Rita’s Stimme.

”guten morgen my Darling. Ich habe wunderschöne Messer mit”

Langsam öffnet Rita die Tür. Nein bitte nicht! Ich halte das nicht aus. Doch! Reiß dich zusammen Tami! Nein.. nein ich kann nicht… Tamis Gedanken spielen verrückt während ihre Peinigerin immer näher kommt.

Rita setzt sich zu ihrer Tochter hinunter und hält ihr ein scharfes Messer an den Hals. ”Du weißt gar nicht wie lange ich schon diesen Tag herbeigesehnt habe!”

Plötzlich öffnet sich die Tür zu den Tunnelsystem.

Verdutzt schreit Rita: ”Edgar geh nachsehen was da los ist!” und wendet sich wieder ihrer Tochter zu. Sie setzt den ersten schnitt am Oberarm. Schön tief das das Blut hervorquillt, aber noch nicht zu tief um verbluten zu müssen. Sie genießt es wie das harte Metall in den Körper ihre Tochter dringt. ”für jedes gelittene Jahr ein Schnitt. Eins..Zwei” den zweiten Schnitt setzt sie an der Achillessehne. Ganz in Ruhe sucht sie sich die Stellen aus an denen sie Tamara verletzt.

Tami schreit hysterisch auf. Ihre Augen äußern blankes Entsetzen.

”Drei” ein Schnitt am Oberschenkel. Etwas tiefer als die anderen. ”Rita! Sie kommen! Die Bullen!” Edgar hetzt zu seiner Herrin.

”Was? Wie konnten die uns finden?”

“Schnell wir müssen abhauen”

“Gleich Edgar ich will dass noch schnell erledigen!”

“Herrin lauf sonst sind wir erledigt”

Einfach so will Rita ihr Ritual nicht aufgeben.

”Gute Nacht mein Darling!”

Sie holt aus und sticht ihrer Tochter mit dem frisch geschliffenen Messer mitten in die Brust. Sie verharrt kurz während sie die Klinge tief in das Fleisch ihrer Tochter schiebt. ”Wir sehen uns in der Hölle wieder!” ein letzter grauenhafter Schrei erschüttert die Hallen. Tamara krümmt sich in die Embryostellung. Immer wieder fallen ihr die Augen zu. Nach diese Genugtuung springt Rita auf und versucht zu fliehen.

 

”Meine Güte! Hier drüben, hier liegt sie! Überall Blut! Oh Gott Tami! Wir haben dich gefunden!”

Tamara hört vertraute Stimmen um sich. Oh.. ich sterbe. Schön. Endlich. Mama, Papa hab euch trotzdem lieb. Ich kann nicht mehr. Meine Augen… nicht mehr…auf.

”Oh Tami bitte bleib bei mir. Komm schon. Alles wird gut. Lass mich blos nicht alleine”

Tami erschlafft in den Armen ihrer Freundin.

 

während die Sanitäter eintreffen versucht Tim die Zieheltern von Tamara zu beruhigen. Die Polizei verfolgt inzwischen die zwei Täter.

 

 

Letztes Kapitel

 

Nervös hopst Paula von einem Fuß auf den anderen.

”Kannst du dich bitte beruhigen?” sagt Tim.

Nele und Franz gehen im Zimmer auf und ab. Niemand hält die aufkommende Spannung so richtig aus. ”Wieso dauert denn das so lange?” Sie alle haben die letzten Tage so einiges mitgemacht. Die letzten Tage waren wohl die schlimmsten in ihrer aller Leben.

Nun ist nichts mehr so wie es vorher war.

”Sie können jetzt rein kommen” Sagt dem Mann im Kittel

”endlich!”

Alle zusammen wuseln sich in das Krankenzimmer. Die letzten Stunden war nicht gewiss ob Tami überleben wird. Die Patientin liegt wach aber noch etwas vernebelt von den Betäubungen im Bett.

”Bin ich tot?”

“Frau Glück ist zurück! Hallo mein Schatz.” Nele bricht in Tränen aus. Sie beugt sich zu Tamara hinunter und gibt ihr einen Kuss auf die Stirn während sie Tamis Hand fest umklammernd hält.

”Mam. Tut leid!” Tamara tut sich noch schwer mit der selbstständigen Atmung.

Ihr Vater kommt näher. ”Mein Kind!” ”Dad. Liebe dich. ” “Ich dich auch meine Kleine.”

Gegenüber vom Krankenbett stehen Tim und Paula. ”Gott Tami bist du bescheuert? Du machst uns Sorgen! Bald wäre ich tot umgefallen vor Schreck!”

Tami muss grinsen. Typisch Paula.

”Willkommen zurück!” winkt ihr Tim zu

”Ich lebe? Warum? Rita?”

 

Paula erzählt ihr was passiert war: ”als wir dich endlich gefunden haben. Oh mann war das eine Aufgabe. Gott sei Dank kann Tim so gut Fährten lesen! Hatten wir deine Eltern und die Polize schon angerufen. Wir sind gerade rechtzeitig gekommen als die Alte gerade zustechen wollte. Sie hat ja auch zugestochen. Aber in der Eile hat sie nicht da getroffen wo sie vermutlich treffen wollte. Sie hat dein Herz um ganze zwei Zentimeter verfehlt und das Messer stecken lassen. Das wiederum war dein Glück Frau Glück, dass dich vor dem verbluten gerettet hat. Die Polizei ist den beiden dann natürlich gleich nachgegeilt und hat sie dann nicht weit weg von der Ruine auch erwischt. Sie sitzen jetzt  in Haft und warten auf den Prozess. Dein Dad darf zwar nicht der Richter bei der Verhandlung sein. Aber er kennt ja bekanntlich ein paar gute.”

 

“Gute.” Tamara sieht nun etwas entspannter aus.

“Mein Gesicht? ”

 

“Ja das Branding wird dir leider bleiben. Aber glaub mir es entstellt dich nicht. Du bist auch so eine wahre Schönheit. Vor allem für mich. Aber jetzt sollst du dich etwas erholen”

lächelt ihr Tim verlegen entgegen.

 

 

 

2 thoughts on “TAMARAS INDENTITÄT

  1. Moin Yvonne,

    ist das jetzt ein Thriller mit Lovestory Happy End, oder eher ein Familiendrama Krimi?

    Deine Geschichte bietet so viel, ich bin fast geneigt zu sagen, zu viel für eine Kurzgeschichte. Aber es ist deine Geschichte und es steht mir nicht zu die Länge deiner Geschichte zu kritisieren. Denn für dich sollte sie ja genau so sein.

    Aber….eine Kurzgeschichte hat gewisse Parameter die man beachten sollte. Google mal das Thema Kurzgeschichte. Da findest du allerhand Infos.

    Du bist aber nicht alleine! Viele Geschichten, in diesem Wettbewerb sind keine Kurzgeschichten im klassischen Sinne, aber sie sind alle unterhaltsam und das war deine Geschichte auch.

    Dein Plot war gut durchdacht und schön erzählt. Durch die vielen Nebenplots verlor deine Geschichte öfter an Tempo. Was sehr schade war. Denn Gute Momente beim erzählen, wechselten sich mit weniger Guten Momenten ab. Deine erste Geschichte?

    Ich kann dir nur raten, von diesem Wettbewerb alles mitzunehmen was er dir bietet. Lese die Geschichten und schaue nach was andere Autoren, anders gemacht haben. Wo man sich verbessern kann.
    Ich mache es genau so.

    Für den Mut an diesem Wettbewerb teilgenommen zu haben, lass ich dir gerne ein Like da und wünsche dir alles Gute für’s Voting.

    LG Frank aka leonjoestick ( Geschichte: Der Ponyjäger)

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