SunnyluckyVerbrannte Ehre

Verbrannte Ehre

Gedankenverloren saß Sie da. Alleine auf einer Parkbank. Umgeben vom pfeifenden Wind und den peitschenden Regentropfen. Mitten im April machte das Wetter was es will. Hart trafen diese in ihr Gesicht, dass schon ganz rot war. Doch nix konnte Sie bewegen. Es war wieder dieser eine Tag, der Paula bis heute nicht loslässt. Dieser immer wieder kehrende Schmerz. In diesem Moment stand ihr Herz still. Die Gegenwart verschwamm zu einem düsteren Ort. Alles wurde dumpf und auch die Regentropfen fühlten sich nicht mehr so hart an. Vor geschlossenen Augen entstand das perfekte Bild, von dem, was Sie niemals haben wird. Es ist vorbei. Niemals wird das Gefühl der Ankunft kommen. Die Wärme in Ihr ist an jenen Tag von Ihr gewichen. Nach einer Weile öffnete Sie die Augen wieder. Der Blick nach vorne zum Horizont gerichtet. „So wie damals! Als Mama und Papa…“, dachte Paula, aber weiter kam Sie nicht. Der Gedanke daran, lies das Herz nun schneller schlagen. Die Ader am Hals fing das pulsieren an und der Drang nach Rache wurde größer. Das Blut kochte in Ihr hoch. Die absurden Ideen zuckten durch ihr Gehirn und nahmen Formen an, die Sie erschaudern ließ. Dennoch verschaffte es Paula diese Befriedigung, wenn man die Gedanken zulässt. Einen Moment lang, gab Sie sich den grausamen Gedanken hin. Die Schreie des Opfers, streichelten ihre Seele. Ein kleines Grinsen huschte über das Gesicht von Paula. Der Regen wurde stärker und der Himmel war so dunkel, wie ihre Seele. Der Wind riss in der Nähe eine Mülltonne um. Sie stand auf und ging mit flottem Schritt in ihr Ein-Zimmer Apartment zurück. Mit mehreren Schlössern sicherte Paula die Türe ab. Sie kramte aus der Kommode ihren Laptop raus und setzte sich an ihren alten Tisch. Ihre Finger flogen über die Tastatur ihres Laptops und schon erschien das Bild von Ihr. BETTY LIPPERT -Rechtsanwältin für Strafrecht. Diese blonde Mähne, die das falsche Lachen umranden. Blaue Augen, die so kalt war, dass Paula zu frieren begann. Diese Person ist Schuld an allem. Ihre verkorkste Kindheit, die keine war. Noch heute spürt Sie die Schläge auf ihrem Körper. Das Knallen des Ledergürtels verfolgt Sie in den Träumen. Jede Nacht sind die Kissen nass vom Schweiß. So oft kamen die Selbstmordgedanken in der Kindheit. Doch den Mut fand Paula bis heute nicht. Egal, wie schlimm die Nächte sind. Paula stand auf und ging zu einem glänzenden Bilderrahmen. Sie nahm ihn und küsste das Bild. „Wie konnte Sie nur? Aber keine Angst, ich werde es herausfinden!“, sagte Paula noch und stellte das Bild wieder zurück an seinem Platz. Sie nahm einen Stift und einen Notizzettel mit. Im Schneidersitz saß Paula auf ihrem Bett und machte sich nun ihre Gedanken. Alle Gedanken sammelte Sie auf ihren kleinen Zettel und legte sich danach zufrieden zurück. Sie schloss die Augen und versank in den wiederkehrenden Albträumen.

1. Kapitel

„Mach mir bis morgen die Unterlagen fertig und leg Sie auf meinen Tisch.“, sagte Betty zu ihrer Assistentin und zog ihren Mantel an. „Bis morgen Frau Lippert!“ Doch das nahm Betty nur noch so halb war. Sie schritt die Treppe runter und erfreute sich an den letzten Sonnenstrahlen des Tages. Der Weg zum Parkplatz ihrer Kanzlei dauerte nur einige Minuten. „Endlich am Auto angekommen!“, dachte Sie und suchte mal wieder den Schlüssel ihres Audis. „Na suchen Sie wieder mal ihren Schlüssel, Betty?“. Sie dreht sich um und schaute in das pummelige Gesicht des Hausmeisters. „Ja wie jeden Tag, Alfons. Schönes Wochenende wünsch ich Ihnen!“. Bevor der Hausmeister sich bedanken konnte, stieg Betty schon ein. Sie ließ ihren Kopf in die Nackenstütze fallen. Die Augen fielen von alleine zu. „Nur 5 Minuten und dann fahre ich nach Hause!“, sprach Paula zu sich selbst. Einige Zeit verging, als Sie den Motor aufheulen ließ. Nach zwanzig Minuten erreichte Sie eine schicke Wohnsiedlung im Münchner Stadtteil Grünwald. Paula stellte den Wagen vor der Haustüre ab und machte sich auf den Weg nach Hause. Ein freudiges Miauen empfing Betty in der Eingangstür. „Hallo Gismo.  Hast du gut aufgepasst? Komm her zu mir und lass dich knuddeln!“ Gismo schmiegte sich an Sie und das Schnurren bekam sofort, wie auf Knopfdruck. Mit einem Hops sprang er runter und lief zu seinem leeren Fressnapf. So sah jeder Abend aus. Sie kommt nach Hause, füttert Gismo und setzte sich an den Schreibtisch. Dort studierte Sie noch die restlichen Emails und trank ihren Tee. Nebenbei aß Betty einen Salat und dann war der Tag schon um. Nun kehrte die nächtliche Routine ein. Zähne putzen, Haare machen und dann ab in die Federn. „Wieso mache ich das alles?“ Doch auf eine Antwort wartete Sie vergebens. Stattdessen kam ein leises Schnurren von dem kleinen Kater und kuschelte sich auf das Kissen. Sie knipste das Licht aus und legte sich hin.
Am nächsten Morgen konnte Sie seit langen endlich ausschlafen. Erst am nächsten Tag hatte Betty einen Termin bei Gericht wegen Fahrerflucht. Nach einem ausgiebigen Frühstück zog Sie Jogginghose statt Anzug an und suchte ihren Garten auf. Einige Zeit stand Sie da und genoss die wärmende Sonne auf ihrer Haut. Das warme Gefühl lies das Glücksgefühl in Betty aufkeimen. Sie ließ ihren Blick im Garten herumschweifen. Etwas glitzerndes im Busch erregte ihre Aufmerksamkeit. Langsam näherte Sie sich und schaute ins Gebüsch. Ihr wurde Schwindling. Das Herz schlug so schnell, dass Paula meinte, es würde aus dem Brustkorb hüpfen. Die Hände wurden nass. Zitternd näherte sich die nasse Hand von Paula dem Gegenstand. Was Sie da sah, lies das Blut in den Adern gefrieren. „Was soll der Mist? Das ist nicht komisch“, schrie Paula so laut es ging. Eine Prise des Windes fegte Ihr durch das Genick. Immer noch zitterte Sie, als sich die Gedanken wieder sammelten. Sie schaute auf das Handy in ihrer Hand. „NEIN, das kann nicht sein?! Wie ist das möglich?“, jagten die Gedanken durch den Kopf. Paula sah sich. Ihr perfektes blondes Haar, spiegelte sich wider. Das Lachen ihrer Selbst. Diese blauen Augen, starrten nun Paula an. Das Handy landete auf den Boden, wo gerade noch Paula stand. Scherben breiteten sich über den Gehweg aus. Krachend fiel die Tür ins Schloss. Das Rauschen ihres Blutes in den Ohren wurde ruhiger, als Sie an der Tür runterrutschte. „Unmöglich. Das kann nicht sein!“. Flüsternd saß Paula da. Ihre Hand traf immer wieder ihre Wange, in der Hoffnung, Sie würde aufwachen. Leider war dies nicht so. Wackelnd näherte sich Paula langsam dem Wasserhahn im Badezimmer. Das kühle Nass traf auf die brennende Stelle in ihrem Gesicht. Für einen kurzen Moment beruhigte Sie sich wieder. Plötzlich hatte Sie das Gefühl, es wäre jemand hier. Als würden die Augen auf ihren Rücken starren. Sie hob ihren Kopf und der Blick richtete sich auf den Spiegel. Mit blutrotem Lippenstift stand da: DU BIST SCHULD! Und darunter ein halb verbranntes Bild. Erst nach näherndem Betrachten, stellte Sie fest, dass es das Bild ihrer Eltern war. Sie verlor das Gleichgewicht. Taumelte einige Schritte nach hinten, bevor Sie über den Rand ihres Badeteppichs stolperte. Hart schlug der Hinterkopf auf dem Badewannenrand auf. Der plötzliche Schmerz, traf Paula hart. Ihre Hand suchte automatisch den Hinterkopf ab. Warmes Blut lief ihr über die Finger. Langsam verschwimmt die Gegenwart vor ihren Augen, als Sie nur noch eine dunkle Gestalt sah. Dann nahm die Dunkelheit besitzt über ihren Körper.

2. Kapitel

Das Klopfen im Hintergrund wurde lauter. Auch die kläglichen Hilfeschreie nahmen an Lautstärke zu. Der Fuß drückte noch mehr auf das Gaspedal. Der Motor wurde lauter, sodass man nicht mehr viel hörte. Einen kurzen Moment brach Stille ein im Auto. Doch dann hörte Paula wieder diese nervige, helle Stimme. Sie wurde heller und heller. Langsam taten ihre Ohren weh. Schnell stieg Sie auf die Bremse, sodass man nur noch Quietschen hörte. Mit rauchenden Reifen hielt der Wagen an. Die Türe wurde aufgerissen und mit voller Wut ging Paula zum Kofferraum. „Halt endlich dein dummes Maul, sonst verpass ich dir nochmal eine!“, schrie Paula, als der Kofferraumdeckel nach oben ging. Wimmernd und voller Rotze, zog sich der Bündel im Kofferraum zurück. Die riesigen blauen Augen starrten Paula an. „Hast du verstanden?“, schnaufte Sie laut. Das Nicken reichte Ihr und schlug den Kofferraumdeckel mit einer Wucht zu. Schnell hastete Sie zurück zum Steuer und setzte ihre Fahrt fort. Endlich nahmen ihre Augen das kleine Holzhäuschen wahr. Ganz allein stand es auf einer Lichtung im Wald. Niemand kam hier vorbei. Nicht einmal die Vögel hörte man. Sie stellte den Wagen im Schuppen ab und öffnete den Kofferraum. Schnell zog Paula die Anwältin aus dem Wagen und schubste Sie hart nach vorne zur Tür. „Na komm mach schon oder soll ich dich rein treten!“, schrie Sie so laut, dass Betty von alleine weiter ging. „Setzt dich da hin und wage es nicht, deine Spielchen zu spielen!“ Die Worte schienen zu fruchten bei Ihr und gehorsam nahm Sie Platz. Paula nahm die Kabelbinder und zog kräftig zu. Die Anwältin schrie, sodass Paula einen kurzen Moment ein Pfeifen hörte. Hart traf die Hand ihre Wange. „Noch einmal sowas und es wird nicht bei der Hand bleiben“, sagte Paula und hob drohend die Hand. Betty zuckte zusammen und nickte panisch. Ihre Pupillen waren tellergroß. Die Angst arbeitete in Ihr. Sie zitterte und schweiß rann an der Stirn runter. Paula spannte den Kopf in eine Einrichtung fest. Dann drehte Sie den Stuhl, sodass er Richtung der Wand schaute. Ein Projektor ließ das Bild aufleuchten. Paula sah, dass die Augen noch großer wurden. Betty versuchte den Kopf zu schütteln, doch die Vorrichtung lies es nicht zu. „Na Frau Anwältin, kommt dir das bekannt vor?“, flüsterte Paula neben Betty am Ohr. Zuckend schielte Sie rüber und sah nur das breite Grinsen. „Du hast immer noch keinen Schimmer, wer ich bin?“, sagte Paula. Betty versuchte was zu sagen, doch die Angst nahm Ihr die Stimme. Paula drehte ein paar Runden um Betty, wie ein Tiger um seine Beute. Sie ließ das Bild noch eine Weile auf Sie wirken. Ein krächzender Laut drang über die Lippen. Laut lachte Paula auf und näherte sich dem Gesicht von Betty. „Schämen solltest Du dich, meine kleine Bettymaus!“ Dieser Spitzname ließ Betty erschaudern. Gänsehaut breitet sich überall am Körper aus und die Erinnerungen blitzen in ihrem Gehirn auf. Das Bild von zwei Mädchen entstand vor ihrem Auge. Die schaukelten und kicherten dabei. Im Hintergrund schubsten ihre Eltern die beiden an. Der Vater lächelte überglücklich. Er genoss den Moment, von denen es eher seltene gab. „Paula bist du das? Aber das kann nicht sein. Du bist doch…“ „TOT. Meinst du das?“ Paula blickte mit vollem Hass zu ihrer älteren Schwester rüber. „Tja da hast du leider falsch gedacht“, sagte Paula. Mit einem kräftigen Ruck zog Sie ihr T-Shirt hoch. Betty wurde kreidebleich. „Gefällt dir wohl nicht, was du siehst? Das habe ich nur dir zu verdanken.“ Sie merkte die Blicke auf ihrem Oberkörper. Große, dicke Narben übersäten diesen von einer Seite zur anderen Seite. Manche Stellen mussten mit Transplantaten versehen werden, damit es einigermaßen ansehnlich ist. Sie sah, wie Betty schlucken musste. „Ich wusste nicht, dass du…“, doch Paula ergriff sofort das Wort. „Du wusstest es nicht? Für wen hältst du dich, du kleine verlogene Kuh?“ Paulas Puls raste weiter. Die Wut hämmerte gegen die Schädeldecke. „Du bist doch die, die alles versaut hat! Ich habe Jahre gebraucht, um damit klar zu kommen. Noch heute habe ich Angst vor Feuer. Nur wegen dir, du kleine miese Ratte!“. Der Hass nahm die Gedanken von Paula komplett ein. Mit präzisen Schritten näherte Sie sich dem Menschen, der Ihr all das angetan hat. Durch Sie wurde die Nächte zur Qual. Keine Nacht ohne Albtraum. Bis heute hört Sie die Schreie ihrer Eltern, die nach Hilfe rufen. Die verzweifelten Rufe nach der Tochter, die Ihnen helfen kann. Doch Diese stand nur da und grinste, während das Haus und ihre Eltern zur Asche verbrannten. „Ihr seid selber Schuld! Kennst du den Satz?“. Paula stand vor Ihr. Die Augen zu Schlitzen geformt und wartete auf eine Antwort. Doch Betty starrte noch immer auf die Narben unter ihrem Shirt. „Warum hast du das getan?“, bohrte Sie weiter. Doch noch immer kam kein Laut von Ihr. Paula drehte sich um. „Wenn du nicht möchtest, dass muss ich dich zwingen!“. Mehr sagte Paula nicht. Ihre Schritte führten zu einem kleinen Kamin. Den hat Sie extra noch geholt für ihr Vorhaben. Ein Stück Holz landete in der Tür und danach drehte Paula sich zu einem kleinen, eisernen Körbchen. Zielstrebig nahm Sie eine Metallstange in die Hand. Erhitze das vordere Teil im Kamin, bis es glühte und kam zurück. Die rauchende Eisenstange hielt Paula ihrer älteren Schwester und die Nase. „WIESO HAST DU ES GETAN?“, zischte Paula mit spitzer Zunge ins Gesicht. Doch die Worte, die Sie hörten wollte, blieben aus. Kein einziges Wort kam aus dem Mund von Ihr. Erneut kreiste Paula um Sie. Immer wieder wiederholte Sie ihre Frage, doch es kam einfach nix. Ihre Wut wurde größer. Der Hass wuchs in Ihr. Die Stange wanderte wieder in den Kamin um noch heißer zu werden. Diesmal schrie Paula die Frage und wartete verzweifelt auf eine Antwort. Doch der Blick ihrer Schwester glitt einer trauerden Fratze. Mit einer schnellen Bewegung kam Paula auf Betty zu und drückte ihr die glühende Stange auf den Oberarm. Betty schrie auf. Der Geruch von verbrannter Haut nahm den Raum ein. Endlich kam ein Laut. „Warum hast du das getan?“, wiederholte Paula die Frage. Doch Betty saß da wie gelähmt.

 

3. Kapitel

Der Schmerz lähmte Betty. Der Geruch ihres eigenen Fleisches, nahm ihr den Verstand. Unfähig zu antworten, versuchte Sie ihren Arm anzuheben. Doch die Fesseln ließen es nicht zu. Ihr Arm brannte, als stände er in Flammen. „Antworte gefälligst oder es wird noch schmerzhafter für Dich, du verlogenes Etwas!“, hörte Sie Paula kreischen. Ihr Mund war trocken, dennoch kamen ein paar Wörter: „Ich weiß es nicht!“, log Sie. Sie wusste innerlich, damit hat Sie sich keinen Gefallen getan. Dennoch wollte Sie es nicht sagen. Doch als der Gedanke zu Ende war, kehrte das brennende Gefühl zurück. Wieder durchzog dieser Schmerz Bettys Arm. Sie hörte ihre Haut brutzeln. Sie biss sich auf die Lippe, um nicht zu schreien. Blut strömende hinein und Sie nahm den Geschmack von Eisen wahr. Der Geruch nach verbrannten Fleisch stieg ihr in die Nase. Ihr wurde schlecht davon.Paula beugte sich über Sie und hauchte erneut die gleiche Frage. Betty wusste was Sie hören will, dennoch brachte Sie es nicht fertig. Dieses Geheimnis schleppte Sie seit vielen Jahren mit sich. Es sollte niemals ans Licht kommen. Es darf einfach nicht sein. Ihr Leben war endlich perfekt. Sie wollte es nicht deswegen aufgeben. Der Schmerz legte sich endlich und das Gefühl der Atemnot ging langsam weg. Sie sog erneut die Luft aus verbrannter Haut ein und sogleich zog sich der Magen wieder zusammen. Ihr wurde schlecht davon. Sie unterdrückte den Würgereiz und schaute nach vorne. „Noch einmal lügst du mich nicht an!“. Betty blickte in die Augen ihrer Schwester. Diese Augen brannten vor Wut. Dieser Hass war spürbar. Sie sah zu, wie Paula zu einer Holzkiste ging. Knarrend öffnete diese und holte eine Holzkiste hervor. Langsam übermahnte Sie die Angst. Die Angst vor dem Ungewissen. Sie kannte Paula nicht. Was wohl als nächstes kommen würde? Nach und nach erkannte Betty, dass es sich um medizinische Instrumente handelte. Sie wollte zurückweichen, doch die Fesseln hinderte Sie daran. „Was hast du vor?“ „Ach da schau an, man kann ja wieder reden!“, sagte Paula zur ihr und drehte sich um. In einer Hand erkannte Sie einen Mundknebel. Paula kam näher. Instinktiv setzte der Fluchttrieb ein, aber Sie konnte nicht. Sie schrie noch um Gnade, aber es brachte nix. „Damit man deine quietschende Stimme nicht mehr hört! Wie haben das nur Ma und Pa damals ausgehalten mit einer Göre mit dir?“ Der Hass war in jedem einzelnen Wort zu hören. Bevor Sie was erwidern konnte, kam der Geschmack nach Leder. Ihre Zunge stoß gegen einen harten Gegenstand. Die Zähne bohrten sich in die lederne Kugel ein. Ausspucken war zwecklos. „Diese Stille ist eine Wohltat“, sagte Paula und kehrte ihr den Rücken zu. Ihre Augen suchten den Raum ab. Eine Fluchtmöglichkeit gab es nicht. Dieser Stuhl lies Sie nicht los. Betty bemerkte, wie Paula sich näherte. „Na dann wollen wir mal anfangen. Ich möchte dir was zeigen, was mein Adoptivvater immer tat!“ Blitzschnell kam ein Skalpell zum Vorschein und zog eine Linie auf ihrem Unterarm. Blut quoll aus der Wunde und lief warm über den Arm. Sie versuchte zu schreien, aber Betty verlor nur ein paar Tränen. Sie zappelte wild um sich, in der Hoffnung, Paula würde ablassen von Ihr. Doch Fehlanzeige! Es folgten mehrere schnelle und präzise Schnitte. Das Blut tropfte nur so an ihr runter. Es brannte. Ihr Arm brannte wie Feuer. Auf einmal wurde aus dem Feuer ein Inferno. Tränen trieb es Ihr in die Augen. Die Luft wurde knapp und Sie versuchte die Kugel aus ihrem Mund zu stoßen. Doch ihre Versuche brachten einfach nix. Das Brennen hörte einfach nicht auf. Langsam nahmen Betty die Tränen die Sicht. Nach einer kurzen Bewusstlosigkeit, sah Sie warum es so brannte. Es stand eine Flasche purer Alkohol da. Die Augen weit aufgerissen suchte Sie den Raum ab. Erst jetzt merkte Betty, dass ihr Kopf frei war. Sie konnte ihn drehen. Schnell schaute Sie nach rechts und dann nach links. Doch was Betty da sah, nahm ihr erneut die Luft. Paula stand da. In ihrer Hand einen langen, braunen Gürtel. Sie konnte die einzelnen Spitzen sehen. Wie ein Cowboy der sein Lasso schwingt, so machte es Paula ebenso. „So liebe Bettymaus, da du ja nicht gewillt bist, kommt nun Stufe 2!“ Sie kam näher auf Sie zu. Paula versuchte zu fliehen. Sie könnte nicht. Verzweifelt schüttelt Betty den Kopf. Dann war ein Knallen zu hören. Die Spitzen bohrten sich durch ihre dünne Stoffhose. Jede einzelne haftete in ihrer Haut. Wärme breitete sich aus, sowie das Brennen der Wunden. Ein zweites und ein drittes Mal spürte Sie den Gürtel. Immer wieder kehrte die Schmerzen zurück. Das laute Knallen des Gürtels erfüllte den Raum. Es klafften tiefe Wunden dort, wo vor ein paar Minuten noch der Gürtel war. Der Stoff ihrer Hose hatte sich ins Fleisch gepresst. Wunden, die so tief waren, dass man die Muskeln erblickten konnte. Das Blut ran an ihren Beinen hinunter uns sammelte sich in einer Pfütze. Die Schmerzen raubten Ihr den Verstand. Das Atmen fiel schwerer und dadurch war Sie dem schwarzen nix sehr nahe. „Ich darf nicht… Ich muss wach bleiben!“ Sie sah auf, zu dem Monster, das noch immer grinsend vor Ihr stand. „Sie wartet auf die Wahrheit!“, dachte Sie. Langsam verbesserte sich die Sicht und starrte immer noch auf Paula. Ihre Fratze war voller Hass. Diese Frau strahlte eine Aura aus, die Betty immer wieder Gänsehaut am ganzen Körper brachte. Sie muss durchhalten, egal was kommt. Egal was dieses Monster noch vor hat mit dem ganzen Material. Ihr Blick fiel auf das Tablett. Allein das machte Ihr schon Angst. Erneut spürte Sie die Spitzen im Oberschenkel oder dass was noch da ist. Das letzte mal schaute Sie hoch und dann verschwand Sie in der Bewusstlosigkeit. Ihr Kopf fiel auf die Brust.

4. Kapitel

„Es kann nicht sein. Wieso kommt kein Ton“, dachte Paula. Immer wieder drehte Sie ihre Bahnen und hoffte vergebens, dass irgendwas kommt. Auch der Gürtel brachte nix. Immer wieder schlug Sie auf Betty ein. Mit jedem Schlag brachte es Ihr mehr Befriedigung. Doch ihre Schläge brachte nur eins, die Bewusstlosigkeit. „So schwach bist du also! Nicht mal das hältst du aus“, sage Sie zu Betty. Sie kniete sich hin und nahm den Kopf in die Hände. Doch Sie rührt sich nicht. Paula holte aus und die flache Hand knallte auf die Wange. Ihr Handabdruck hebt sich hervor. Doch nix geschah. Erneut klatschte Sie mit voller Wucht auf das Gesicht ihrer tollen Schwester ein. Aber auch dieser Versuch verlief sich im Wind. Sie schaut ob Fesseln und der Mundknebel gut sitzen und ging kurz an die Luft. Es kann einfach nicht. So schlimm hätte Paula es sich nicht vorgestellt. Sie wollte es eigentlich schnell hinter sich bringen, damit der innere Frieden wieder einkehrt bei Ihr. Man kann zwar die Vergangenheit nicht zurückspulen, dennoch kann man abschließen damit. Ihre Gedanken kreisen umher. Was soll Sie noch machen? Auch wenn Sie es genießt, die Oberhand zu haben. Doch die Schuldgefühle kehren auch ein. „Es ist deine Schwester!“, dachte Sie immer wieder. Aber diese Gedanken muss Sie beiseite schieben. Egal was kommt. Die Hände zur Faust geballt, haute Paula auf den Baum ein. Sie hörte das Knacken der Knochen in ihrer Hand. Langsam wetzte sich die Haut an den Knöcheln ab. Sie konnte nicht mehr. Die Tränen kamen einfach. Egal wie oft Sie auf den Baum einschlug. Die Bilder ihres Vaters kamen hoch. Dieses Monster, dass immer im Bad stand, wenn Sie duschen war. Dieser gierige Blick von Ihm, während Sie ihren Körper eincremte. Sie fand es eklig. Irgendwann kam er nachts an und legte sich zur Ihr ins Bett. Seine Hand berührten ihre Brüste. Hart und lustvoll holte er sich das von Ihr, dass die Mutter nicht mehr geben konnte. Seitdem Sie im Rollstuhl ist, kam er immer wieder zu Ihr. Dieser Unfall hat dazu geführt. Tagsüber begaffte er Sie beim Duschen oder im Pool. Auch wenn er nicht zu sehen war, die Blicke waren spürbar. Sie schüttelte den Kopf und schrie so lange, bis die Lunge schmerzte. Egal was kommt, Sie wird es nie vergessen können. Nach einer Weile kehrte Sie zurück in die Hütte. Ihre Schwester war mittlerweile wieder bei klarem Verstand. Sie ging auf Sie zu und löste die Mundfessel. „Na haben wir uns das nochmal überlegt!“, sagte Paule eiskalt. Die Augen waren immer noch total verheult und gerötet. Der Rotz lief Ihr übers Gesicht. „Immer noch nichts. Na dann. Was hältst du von einer Pediküre?“ Sie sah wie sich die Augen weiteten und schon kreischte Betty los. Schnell stopfte Paula den Knebel in den Mund zurück und drehte sich um. Sie hat extra neues Werkzeug geholt. Sie griff nach der blauen Tasche mit Tara drauf und drehte sich um. In der anderen Hand hatte Sie einen kleinen Hocker und platzierte sich vor Betty. Sie legte alles feinsäuberlich auf ein Handtuch und drehte sich dann um. „Und haben wir uns es nochmal überlegt? Noch kannst du was ändern. Nur die Wahrheit kann dich retten Bettymaus.“ Doch auch diese Worte konnten keine Reaktion hervorbringen. So holte Sie eine kleine Spitzzange und näherte sich den ersten Finger. Sie sah, wie Betty versuchte die Hand wegzuziehen. Aber alles war sinnlos. Sie ballte die Hände zu einer Faust, in der Hoffung das Paula nix machen kann. Doch Paula weiß, wie Sie damit fertig wird. Sie drückt die Nervenpunkt am Handgelenk und schon öffnete Betty ganz automatisch die Hand. In ihren Augen sammelten sich die Tränen. Paula nahm die Zange und setzte Sie am kleinen Finger an. Mit der Spitze fasste Sie den Nagel und riss mit einem Ruck daran. Ein kurzes knirschen war zu hören und dann sprudelte das Blut schon aus dem Finger. Sie zeigte Betty den Nagel und grinste. „Na das war der erste! Soll ich Sie dir einpacken?“, sagte Sie noch und legte alles an ihren Platz. Den Nagel legte Paula in ein kleines Glas. Dieses trug Sie zu einer Tasche. Als Sie wieder zurückkam, hat sich Betty beruhigt.

5. Kapitel

Ihr Finger brannte. Dieses Gefühl war die Höhle. Jeder winzige Luftzug entfachte den Schmerz aufs Neue. Langsam ließ die Blutung nach. Sie suchte den Kontakt zu Paula. Ihre Tränen rannten noch immer, dennoch wurde die Atmung nun langsamer. Paula kam auf Sie zu und zog den Knebel erneut heraus. Mit einem tiefen Atemzug inhalierte Betty die Luft. Ihre Lunge war Ihr dankbar. Endlich wieder normal atmen können. Ohne Blockade. „Na gut!“, sagte Betty. „Aber was du hören willst, wird dir nicht gefallen!“. Betty schaute zu Paula. Diese war in ihrer Bewegung verharrt. Die Augen funkelten. „Willst du es nun hören? Wenn ja möchte ich, dass du mich los machst!“, sagte Betty und begann zu verhandeln. „Du willst echt verhandeln? Wer denkst du bist du denn? Ich glaub es nicht.“, schrie Paula Ihr entgegen. Betty ließ den Kopf sinken. Der Rotz vermischte sich mit den Tränen oberhalb ihrer Lippe. Sie konnte nicht mehr. Die Oberschenkel brannten, als würden dort tausend kleine Nadeln drinstecken. Der Finger pochte und schwoll immer mehr an. Langsam verfärbte er sich. Statt Rot wurde er nun langsam Blau. „Ansammlung von Blut,“ dachte Sie. Doch der Druck wurde größer und größer. „BITTE Paula. Ich meine es ernst.“ Betty versuchte es weiter. Sie verfolgte Paula, wie sich aufgeregt hin und her geht. Sie hörte, wie sich vor sich hin murmelt. Als würde sie mit jemanden reden. Die Zeit verging, als wären es Stunden. Doch Paula kam auf Sie zu. „Wehe du verarscht mich, du miese Schlange!“ Ihre Worte konnten nix mehr bewegen in Ihr. Den das schlimmste stand Betty noch bevor. Endlich konnte Sie sich wieder frei bewegen. Es tat gut. Sie hebt die Arme und ließ ihren Kopf kreisen. „Also. Ich weiß gar nicht, wie ich anfangen soll!“, sagte Betty. Paula schnaufte und das lies Sie zusammenzucken. Sie schaute Sie an und sofort kamen ihr die Tränen. „Ich werde ihr Leben zerstören!“, dachte Betty und versuchte irgendwie einen klaren Gedanken zu fassen. Sollte Sie alles sagen oder nur einen Teil? Das Gefühl zerriss alles in Ihr. Sie hat Jahre gebraucht um alles zu verdrängen. So viele Therapiesitzungen, die Sie immer wieder zurückgeworfen hat. Jedes Mal fiel die Welt ein, wie ein Kartenhaus. „Paula, was passiert ist, kann ich nicht rückgängig machen. Aber Mum und Dad sind nicht die, die Sie vorgegeben haben, zu sein. Sie haben es nicht anders verdient, den die haben alles kaputt gemacht!“ Betty schaute Paula an und hoffte auf eine Reaktion. Die Augen waren auf Sie gerichtet. Die Hand von Paula zuckte, als ob Sie einen Anfall von Wut hat. Dann ging alles zu schnell. Sie sah wie die Hand näher kam. Es klatschte erneut und immer wieder merkte Sie die Fäuste in ihren Eingeweiden. Sie spürte den Hass ihrer Schwester in jedem Schlag. Die Luft entwich Ihr und Sie fing an zu hecheln. Den Kopf warf Sie rum und unterdrückte den Drang des Schreiens. „Es muss so sein!“, dachte Sie und ertrug die Qualen. Die Schläge wurden leichter und mit einem Mal hörte alles auf. Ihr Bauch tat weh und alles drückte. Langsam kehrte die Luft wieder zurück. „Paula… Ich… Bitte hör auf!“, sagte Betty. Sie suchte Paula, doch die saß auf dem Boden. Zusammengekauert und weinte leise vor sich hin. „Paula… Mach mich los. Ich erzähle es dir, aber bitte lass mir dir helfen.“ Paula reagierte nicht auf Sie. Als wäre Sie in einer anderen Welt. Egal was passiert, es kam nichts zurück. Betty versuchte mit dem Stuhl ein wenig zu hüpfen, doch auf einmal brannte alles wieder am Oberschenkel. Sie schaute nach unten und schon sah man das Blut an ihrem Schenkel erneut tropfen. Sie biss die Zähne zusammen und unternahm erneut einen Versuch. Diesmal klappte es und ein leichtes Grinsen erfüllte das Gesicht von Betty. Ein weiteres Mal wagte Sie den Versuch und erneut rutschte der Stuhl nach vorne. Auch ein drittes und viertes Mal klappte es. „Paula hörst du mich. Schau mich an, Paula“, schrie Betty. Doch Sie reagierte nicht. „PAULAAAAAA“, schrie Sie, aber selbst da zuckte Paula nicht.

6. Kapitel

Ihre Welt verschwamm einfach. Die Dunkelheit nahm ihren Kopf ein. Sie lag wieder in ihrem Haus. Ihr runder, pinker Teppich. Der flauschig sich an Sie schmiegte. Sie roch schon das billige Aftershave. Der Geruch von Holz und Kiefer. Ein kleiner Hauch Zimt ist mit dabei. Auf einmal kam das Monster zu Ihr. „Na kleine. Hast du es dir gemütlich gemacht?“ Es spielte sich wie in einem Film ab. Er kam näher zu und legte sich dazu. Er nahm ihre Brüste in die Hand und knabberte an ihrem Ohr. Die Haare stellten sich auf. Sie kneteten hart und kräftig. Der heiße Atmen, der noch nach Knoblauch roch, erfüllte ihre Nase und Paula musste aufpassen, dass Sie das Würgen nicht anfing. Er schmiegte sich näher an Sie und rieb nun seine Genitalen an ihrem Po. Sein Atem ging schneller und seine Gier steigerte sich immer mehr. Die Hände gleiten nach unten und suchten den Eingang in ihre Hose. Dort spürte Sie die Finger, wie Sie alles in Besitz nehmen. Mit einem Ruck Riss Er Ihr die Hose nach unten und zog den Po an sich ran. Sie spürte nur noch, wie er von Hinten eindrang und schon ging es los. Er hielt ihr den Mund zu und stieß zu, wie ein wildes Tier. Der Atmen ging schneller von Ihm und sie betete nur noch, dass alles vorbei geht. Die Tränen flossen leise über ihre Wangen. Ihr Puls beschleunigt sich und krallte sich im Teppich fest. Sie spürte schon lange nix mehr und ertrug es einfach nur noch. Tag für Tag und Nacht für Nacht, wenn die Mutter aus dem Haus war oder schlief. Als er fertig war, gab er Ihr einen Kuss. „Bis bald meine kleine Blume!“, flüsterte er Ihr ins Ohr. Er stand auf und ging einfach. Sie ließ er Nacht und erniedrigt liegen. Sie stand auf und schloss Sie sich einen Moment später im Bad ein. Das Grinsen von Ihm sah Paula jedes Mal. Sie drehte die Dusche an und stellte sich runter. Mit den Fäusten schlug Sie auf die Fliesen ein. „Warum Ich?“, dachte Sie. Sie setzte sich hin und genoss nur noch die Tropfen von oben. Sie zog eine Klinge hervor und ritzte ihren Arm an. Das Blut kam an die Oberfläche und färbte das Wasser hellrot. Auf einmal knallte es und Sie erschrak. Sie merkte, dass Sie in der Hütte am Boden lag. Wie ein kleines Baby, saß Sie auf den Boden. Sie versuchte sich zu sammeln, und sah wie Betty auf der Seite lag. Schnell stand Sie auf und stellte Betty mit dem Stuhl hin. Ihr Puls raste immer noch und der Schweiß lief ihr die Stirn runter. Sie hörte ihren Namen und drehte sich um. „Paulaaaaa, hörst du mich?“, schrie Betty und Sie nickte. „Ich… Kann… Entschuldigung.“ Und schon floh Sie aus dem Raum. Die Tür flog aus dem Rahmen und Paula stand auf der Veranda. Sie schaute in die dunkle Nacht. Der Wald war verstummt. Sie sog die Luft ein. Die Augen geschlossen. „Beruhig dich.“, wiederholte Sie immer wieder leise. Sie stand eine Weile draußen, bevor Sie wieder rein ging. Sie nahm eine Schere mit und schnitt die Fesseln durch. Sie sah zu, wie Betty ihre Hände kreisen ließ. Paula schritt nach hinten und ließ sich in den Sessel fallen. Sie konnte nicht mehr. Auch wenn ihr Hass immer noch groß war, wollte Sie nicht mehr. Ihre Vergangenheit nahm immer mehr Besitzt von Ihr. Sie konnte es nicht mehr. Das Gesicht von diesem Schwein trat ihr vor die Augen. Immer wieder das Grinsen von Ihm. Sie spürte eine warme Hand und zuckte zusammen. „Betty, ich… Es tut mir…“ Mehr brachte Paula nicht raus. Sie ließ den Kontakt zu. „Paula. Es tut mir Leid. Alles was passiert ist, tut mir so unendlich Leid.“ Sie konnte die Tränen nicht zurückhalten. Betty nahm Paula in den Arm, wie früher. „Paula. Egal was jetzt passiert, bitte verzeih mir.“, hörte Sie Betty sagen. „Unsere Eltern waren nicht unsere Eltern.“ Paula blickte auf. Sie hörte mit einem Mal auf zu heulen. „Wie meinst du das?“ Ihre Gedanken waren auf einmal so klar, wie schon lange nicht mehr. „Sie sind es nicht. Sind wir adoptiert?“ Betty schüttelte den Kopf. Paula setzte sich aufrecht hin und schaute Betty an. Diese stand auf und ging in der Hütte auf und ab. „Sie haben uns entführt. Unsere Mutter konnte keine Kinder bekommen und so entschlossen Sie sich dazu. Sie haben erst mich entführt und ein paar Jahre später kamst du auf einmal. Es stand alles in ihrem Tagebuch drinnen.“ Paula konnte nicht glauben, was Sie da hört. Wie konnte es sein. „Als ich das Buch gefunden habe, standen da noch andere Dinge drinnen. Ich weiß, was unser Vater mit dir gemacht hat.“ Paula blieb das Herz stehen. Der Puls hämmerte in den Ohren und alles verschwamm. „Paula, komm zu dir!“ Sie merkte, wie Betty Sie schüttelte. Sie wusste es. Ihre dunkle Vergangenheit. Es sollte nie einer erfahren. Und dennoch weiß Sie davon. „Ich habe alles gelesen. Und da fasste ich den Plan alles zu beenden. Ich fing Teo ab und fragte Ihn. Er aber fing nur an zu Lachen. Ein kehliges Lachen , dass immer lauter wurde. Allein sein Blick sprach Bände. Das machte mich zu wütend, dass ich die Vase nahm und ihm über die Schädel zog. Ich höre noch heute die Schreie von Mum.“ Paula musste aufstehen. Sie konnte keine klaren Gedanken fassen. Jetzt wo Sie die Wahrheit erfuhr, wollte Sie es nicht mehr. “Sie hat mich gewarnt vor der Wahrheit”, dachte Sie und lief hin und her.  Ihre Welt stürzte ein. Wie ein Kartenhaus, wo eine Murmel dagegen gerollt ist. Ihre versaute Kindheit. Die Eltern, die doch keine waren. Doch wer sind Sie? Wer ist Sie? Diese Gedanken schwirrten im Kopf rum. „Paula, ich konnte nicht mehr. Teo verging sich an dir und unsere Theresa sah zu. Sie hätte es beenden können, doch Sie tat es nicht. Wir gerieten in Streit und schrien uns an. Irgendwann habe ich Sie geschubst. Theresa ist gestolpert und gegen den Küchentisch gefallen. Ich fesselte beide und legte das Feuer. Bitte es tut mir Leid“, sagte Betty und sank zu Boden. Paula stand wie angewurzelt da. „Du hast es für mich gemacht, obwohl wir…“, stotterte Paula. Sie ging auf Betty zu und setzte sich zu ihr auf den Boden. „Wir werden immer Schwestern bleiben, egal was passiert!“, sagte Betty zu Ihr. Paula sah ihr in die Augen. Sie nahm ihre Schwester in den Arm und flüsterte: „Es tut mir sehr Leid. Wenn ich bewusst hätte, hätte ich das hier alles gar nicht gemacht.“

Ein halbes Jahr später

Paula und Betty saßen in der Villa auf der Terrasse zusammen. Umgeben von zwitscherten Vögeln und den Duft der Blumen. Alles ist zum Leben erwacht. Betty saß auf einen weißen Klappstuhl und trinkt ihren Kaffee. Währenddessen hat sich Paula einen Platz auf einen der Liegen gesucht und genoss eine Tasse Fencheltee. Wie schön es doch ist. Paula schaute sich im Garten um, wo Sie vor einem halben Jahr bereits stand. Ganz hinten in der Ecke hat Sie sich versteckt und von dort aus alles beobachtet. Und nun wohnt Sie hier. In dem großen, gelben Haus in Grünwald. Den nobelsten Ort in ganz München. Über einen Detektiv haben Sie ihre leiblichen Eltern gesucht. Paula ihre Eltern kamen aus Hamburg und sind in den 1972 nach Sibblingen gezogen. Ein paar Jahre später erblickte Paula alias Julia die Welt. Petra mochte das Wasser und so war das am Bodensee am schönsten. Nach der Entführung 1978 sind die beiden weggezogen. Mittlerweile wohnen die beide in Italien in der Nähe von Goro „Na hast du gut geschlafen, Kleine?“, fragte Betty. Paula kehrte aus ihren Gedanken zurück. „Ja das habe ich. Auch Gismo lag die ganze Nacht bei mir“, sagte Paula lächelnd. „Ah da schau her. Der feine Kater liegt in fremden Betten schon.“ Betty streichelte den Kater am Rücken. Sofort schmiss Gimso sein Motor an und schnurrte laut vor sich hin. Dies macht er immer, wenn die beiden nach ihrer Arbeit heimkommen. Sie hätte es sich nie vorgestellt, dass ihre große Schwester alles verzeihen wird. Paula verarbeitet alles mit der Hilfe von Frau Dr. Wilmsdorf und schon nach kurzer Zeit wendete sich ihr Leben zum Guten. Die Nächte wurden besser. Sie bekam die Arbeit in der Kanzlei ihrer Schwester und zog ein paar Monate später bei ihr ein „Möchtest du Petra und Paul nochmal treffen?“, nahm Betty das Gespräch wieder auf. „Ich weiß nicht, irgendwie ist das alles komisch.“ „Wir könnten mal Urlaub in Italien machen und dann in Goro vorbeischauen. Ich glaub, die beiden würden sich freuen.“ Paula nickte nur, denn Sie wusste, dass Sie damit Recht hatte. Beide haben geweint, als Sie damals vor der Türe stand. Sie fühlte sich gleich daheim. „Ich wäre froh, wenn meine Eltern noch leben würden. Leider konnte ich Emma und Gustav nicht mehr kennen lernen“, erwiderte Betty traurig und kippte sich den Rest Kaffee in den Mund. Paula merkte wie schwer das für Betty war. Die Eltern lebten in Vogelstang. Sie gingen abends gerne im Park spazieren. Auch an jedem Abend des 20. Aprils 1976. Sie fuhren zur Polizeistation und gaben dort eine Anzeige auf. Doch kurz danach wurden die beiden in einen schweren Autounfall verwickelt. Ein betrunkener Autofahrer nahm die Vorfahrt. Emma war auf der Stelle tot und Gustav erlag ein paar Tage später den Verletzungen. Den Zeitungsbericht haben beide in einem Archiv gefunden in der Mannheimer Zeitung. Sie besuchten zusammen den Friedhof Käfertal. „Es tut mir leid.“, sagte Paula noch. Aber Betty lächelte Sie nur an. Sie war so froh, über alles. Sie genossen die Zeit zusammen und auch beruflich ging es steil bergauf. Während Betty sich nun auch um Opfer aus Vergewaltigungen und Entführungen kümmerte, hat Paula einen Verein gegründet. Es haben sich so viele Menschen schon gemeldet und mittlerweile können beide sehr gut leben. Paula half zwar auch mit in der Kanzlei, aber die Hauptarbeit ging in den Verein. Paula stand auf und holte die Brötchen rein und deckte den Tisch. Zusammen saßen beide am Tisch und genossen das Frühstück und danach ging alles weiter. Beide gingen in ihr Zimmer und zogen sich an. Paula stand vor dem Spiegel und drehte sich ein paar Mal um sich selbst. Das Outfit stand ihr echt gut. Lächelnd ging Sie runter und setzten sich in den Audi. Beide sahen sich und fuhren anschließend los.

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