tobip87Wer andern seine Daten nimmt…

Langsam kämpft sich Reinhold von der einen Seite seines Bettes auf die andere. Ein leises Stöhnen verrät, dass er zwar schon länger im Bett liegt, aber keinesfalls richtig ausgeschlafen klingt. Er reibt sich die Augen und versucht seinen brummenden Schädel zu unterdrücken – frei nach dem Motto ,,gestern eh so viel gesoffen, trotzdem heute durstig‘‘ schaut er verschlafen auf den Boden seines Bettes und hofft ein ganz normales Leitungswasser, dass er sich normal jeden Tag neben sein Bett stellt, zu finden.

Er kann seine Augen zwar noch immer nicht ganz öffnen, aber mit einem bisschen Fingerspitzengefühl ertastet er einen Becher mit dem wertvollen Getränk. Nach ein paar befriedigenden Schlucken legt er sich komplett fertig zurück in sein Bett und überlegt wieso er sich das antut. Wieso er nicht schon früher nach Hause gekommen ist und vielleicht auch einmal früher ins Bett gegangen ist. Beide fragen kann er nicht wirklich beantworten. Vor allem ist es schwer zu beantworten, wann man nach Hause gekommen ist oder warum man nicht früher nach Hause gekommen ist, wenn man schon nicht weiß wo man am Vorabend war. Naja, wie Reini gerne und viel zu oft zu sagen pflegt ,,a lil Party never killed nobody. Aber es hilft nichts.

Naja Reinhold ist zwar noch nicht einmal annähernd ausgeschlafen, kann aber aufgrund seines brummenden Kopfes auch keine Minute länger schlafen. Da der morgendliche Drang aufs Klo zu gehen nun doch überwiegt kämpft er sich langsam vom Bett auf, um dem Drang nachzugehen. Ganz langsam plagt er sich vom Schlafzimmer auf die Toilette wo er schon nach dem ersten Schritt über seine Hose, die er anscheinend nicht vorbildlich zur Wäsche gelegt hat, stolpert. Naja, zumindest kann er es als Erfolg verbuchen, dass er sich zumindest ausgezogen hat. Das hat er in letzter Zeit nicht immer behaupten können. Bevor er zur Befreiung an der Toilette ankommt, riskiert er einen kurzen und kleinen Blick auf sein Schlafzimmer. Er war nicht gerade erschrocken, als er die ganzen leeren Flaschen und die Pizzareste sieht. Außerdem muss er eine kurze Pause einlegen, in der er drüber nachdenkt, ob er sich nun doch übergeben muss oder einfach nur so zur üblichen Routine aufs Klo geht. Er entscheidet sich für zweiteres in der Hoffnung, dass dieses elendige, schlechte Gefühl aus seinem Magen von alleine ein Ende nimmt.

Zurück vom Klo richtet er sich einen kleinen Platz auf seiner Couch. Nicht, dass sie so groß wäre, aber wenn man unzählige Flaschen, alte Magazine und Teller mit eingetrockneten Essensresten einen Platz darauf gibt, nimmt dieser schon einiges in Anspruch. Sichtlich erleichtert wirkt er als er endlich Platz gefunden hat. Wieder reibt er sich die Augen und denkt sich seine klassische Phrase:,, Nie wieder…‘‘ Nie, nie wieder trink ich auch nur einen Schluck.‘‘ Naja, wenn man diese Phrase immer und immer aufschreiben würde, wann er sie sich gedacht und manchmal sogar laut ausgesprochen hat, niederschreibt, könnte man ohne Probleme ein Buch darüber verfassen – es wäre zwar recht langweilig und ohne richtige Highlights, aber es wäre zumindest voll.

Während er überlegt wo er am Vorabend gewesen sein könnte, läutet es an der Tür. Normalerweise ist das Läuten an der Tür für viele Menschen nichts Besonderes aber da Reinhold eigentlich selten Besuch bekommt und seinen Namen, obwohl er schon seit Jahren in dem Mietshaus wohnt, noch immer nicht an die Tür geschweige denn an die Klingel geschrieben hat, wundert es ihn, dass jetzt jemand klingelt. Wer könnte da klingeln? Er wird sich wohl kaum im Schlaf etwas zu essen bestellt haben. Da es Sonntag ist, ist auch eine Postsendung ausgeschlossen. Das macht es zwar interessanter, aber da er mit jedem Schritt, den er gehen müsste, kämpft, dass er sich nicht übergibt, sind diese paar Schritte dennoch ein riesiger Aufwand. Nach ein paar Minuten, in denen er sich eine Aspirin C-Brause gegen die Kopfschmerzen gegönnt hat, beschließt er trotzdem sich zur Haustüre zu kämpfen. Vielleicht hat ja jemand etwas abgegeben.

Er öffnet die Tür. Dass niemand vor ihm steht wundert ihn nicht, da er schließlich für die wenigen Meter zur Tür eine gefühlte Ewigkeit gebraucht hat. Mit einem kurzen ,,naja immerhin habe ich nachgeschaut‘‘, dass er leise vor sich hin stammelt, möchte er die Türe auch schon wieder schließen, aber auf einmal erkennt er vor seiner Tür ein neues Smartphone liegen. Hallo? Ruft er durch den Gang und ein schrecklicher Stich fährt durch seinen Kopf. Ja so ein Kater ist keine schöne Sache. Da er aber dennoch wissen möchte, ob er sein Handy verloren hat, schaut er auch noch ins Stiegenhaus. Da er aber nur mit einer Boxershort in ziemlich miserablen Zustand bekleidet war, entschied er sich für den Weg zurück. Er nimmt das Handy mit. Vielleicht meldet sich ja jemand.

Jetzt wo er schon wach ist, sollte auch er es schaffen die zehn Meter vom Wohnzimmer zur Haustüre in unter zehn Minuten zu schaffen. Er legt das Handy auf den Wohnzimmertisch und setzt sich mit einem starken, schwarzen Kaffee daneben hin und schaltet den Fernseher ein. Irgendeinen Blödsinn, wahrscheinlich eine Serie, die er schon so oft gesehen hat, dass er den Text mitsprechen könnte wird er schon finden. Während er irgendeine seiner Lieblingsserien gefunden hat, lehnt er sich zurück und entspannt. Es ist zwar schon Nachmittag, aber er sieht, dass aufstehen sowie die Einnahme einer Aspirin schon als erfolgreich und möchte den Tag eigentlich nur noch ausklingen lassen. Plötzlich summt sein Handy. Er nimmt sein eigenes und möchte kontrollieren wer ihm um ca. 14:00 Uhr, also für seine Verhältnisse ,,Mitten in der Nacht‘‘ schreibt. Er findet keine Nachricht oder verpassen Anruf. Er merkt nur die Uhrzeit und fragt sich ob es das wirklich sein soll oder ob er sich nicht doch wieder ins Bett legen sollte. Als er das summende Geräusch das sich wie das laute Geräusch eines Vorschlaghammers in seinen Kopf bohrt, aber wieder vernimmt, sieht er auf das Handy, das er vor ein paar Minuten vor seiner Haustüre gefunden hat.

,,Guten Morgen‘‘ steht am Startbildschirm. Er legt das Handy beiseite und murmelt ,,Jaja dir auch einen guten Morgen – lass mich in Ruhe‘‘ und widmet sich wieder der Episode einer Serie, die er wahrscheinlich schon unzählige Male gesehen hat. Ein weiteres Summen. ,,Leck mich und lass mich in Ruhe‘‘  er wird er schon fast lauter, als würde er allein in seiner Wohnung eine Barschlägerei beginnen. Keine Ruhe.

Das fiese kleine Ding, das er nun sein Eigen nennen konnte, summt weiter und weiter. Er nimmt es kurz in die Hand, um den Startbildschirm zu checken und auf einmal scheint der Kater verschwunden zu sein. Plötzlich scheint er komplett nüchtern und fit zu sein. Denn was er auf dem Bildschirm erkennt, lässt ihn nicht einfach das Handy aus der Hand nehmen. Als erstes sieht er noch die ,,Guten Morgen‘‘ Nachricht von vorhin, aber darunter erkennt er eine neue Nachricht.

,,Guten Morgen Reinhold, ich hoffe das Aspirin hat dir geschmeckt und du bist jetzt wieder munter‘‘. Da das Handy natürlich mit PIN-Code versperrt ist, kann er nicht zurückschreiben, aber zumindest sieht er die Nachrichten. Nach ein paar Sekunden summt das Handy wieder. ,,Oh sorry wie unhöflich von mir‘‘. Reinhold überlegt ob es sich um einen Streich seiner Kollegen, mit denen er wahrscheinlich am Vorabend gesoffen hatte, handelt, aber es macht keinen Sinn. Wer soll ihm ein neues Smartphone vor die Türe legen und ihn damit nerven. Außerdem war er im vergleich zu seinen üblichen Kollegen noch jemand der nach einer durchzechten Nacht noch relativ früh aufwacht. Es klopft ein weiteres Mal an der Tür.

Anders als vorhin sprintet er los, entsperrt die Tür und reißt die Tür auf. Niemand vor ihm. Obwohl er trotzdem nur das kleine schwarze von vorhin anhat rennt er ins Stiegenhaus. Er hört und sieht niemanden. Keine Zeichen einer Person. Keine Schritte, keine Türengeräusche, nichts. Mittlerweite steht er in der Eingangstür, nur mit Boxershort, aber auch da kann er nichts und niemanden erkennen. Auch wenn es interessant wäre zu wissen wer sich so einen Scherz erlaubt, entscheidet er sich vorwiegend aufgrund seiner Outfits dazu zurück in die Wohnung zu gehen. , Alter ist das jetzt ein schlechter Film oder was ist heute los‘‘ redet er zu sich als er vor seiner Wohnungstür steht. Auf seinem Fußabstreifer liegt ein weißes Kuvert mit seinem Namen darauf.

Er nimmt es mithinein und reißt es sofort auseinander. Er erkennt einen Computergeschriebenen Text mit den Worten ,,Oh wie unhöflich von mir, dir ein neues Handy vor die Türe zu legen, um ein bisschen mit dir zu kommunizieren, ohne dir den PIN-Code dafür zu geben. Lieber Reinhold, bitte entschuldige diese Unachtsamkeit. Mit dem total sicheren PIN-Code von 1234 kannst du das Handy entsperren. Ich weiß nicht ob du dich damit auskennst, am besten empfehle ich dir, dich mit dem Gerät vertraut zu machen und mir dann zu schreiben. Lg

,,Wer verdammt verarscht mich hier‘‘ denkt er laut vor sich hin. Obwohl er nicht glaubt, dass die ganze Geschichte interessant werden würde kann er nicht umher das Handy mit dem PIN zu entsperren. Vorsichtig tippt er auf Whats app ,,Hallo? Hier ist Reinhold, kann ich dir helfen?‘‘ Schon innerhalb weniger Sekunden erkennt er im Textfeld die zwei berühmten Häkchen, die verraten, dass der oder die Gegenüber den Text gelesen hat.  ,,schreibt‘‘ steht ganz oben im Feld. Man merkt, dass Reinhold sichtlich aufgeregt ist. Hat es was mit gestern Abend zu tun? Oder mit den Abenden oder besser gesagt Wochen und Monate davor zu tun? Schön, dass du dich meldest. Wer bist du und was willst du von mir? Schreibt er als nächstes.

,,Das ist aber keine nette Antwort für die Tatsache, dass ich dir ein neues Handy geschenkt habe.‘‘ kommt es zurück. ,,Wer bist du?‘‘ ,,Das tut nichts zur Sache.‘‘ ,,Komm, bitte verarsch mich nicht. Es ist schon suspekt, dass ich auf einmal ein Handy habe und mit einem fremden schreibe.‘‘

,,Achte auf deinen Ton. Es ist nicht wichtig WER ich bin oder WOHER ich schreibe… vielmehr geht es darum WARUM ich dir schreibe.‘‘ ,,ok verstanden WARUM schreibst du mir?‘‘ schreibt er und er merkt, dass er die ganze Kommunikation nicht mehr als uninteressiert empfindet.

,,Naja…‘‘

,,Was ,,naja‘‘?‘‘

,,Naja du hast deinen Spaß gehabt, jetzt sind andere dran.‘‘

,,Ich gebe dieses Handy jetzt der Polizei.‘‘

,,Reini das würde ich dir nicht empfehlen.‘‘

,,Wieso? Ich lasse mich nicht bedrohen.‘‘

,,Du kennst dich ja ein bisschen mit Computer aus, oder?‘‘

,,Was hat das damit zu tun?‘‘

,,Was weißt du übers Dark-Net?‘‘

,,Alter was soll das werden? Soll ich dir jetzt eine Zusammenfassung schreiben? Was willst du von mir?‘‘

,,Noch einmal. Achte auf deinen Ton, wenn du mit mir kommunizierst.‘‘

,,Was du übers Dark-Net weißt, will ich wissen.‘‘

,,Naja das übliche… es ist irgendeine Art des Internets. Anonym. Man kann Drogen, Waffen usw. kaufen. Was hat das mit mir zu tun?‘‘

,,Naja JETZT sehr viel.‘‘

,,Verarsch mich bitte nicht. Das ist wirklich nicht witzig.‘‘

,,Habe ich jemals geschrieben, dass es lustig wird?‘‘

,,Ich gehe jetzt zur Polizei.‘‘

,,ok Ok. Das ist deine Entscheidung. Du kannst natürlich gerne zu Polizei gehen, eine Anzeige erstatten und bla bla. ABER…‘‘

,,…was aber?‘‘

,,Was würdest du davon halten, wenn die Welt erfährt, dass du dir auf illegalem Wege eine Waffe gekauft hast.‘‘

,,Was meinst du damit? Ich besitze keine Waffe. Ich habe auch noch nie eine Waffe besessen.‘‘

,,Naja wie erklärst du dir dann diese Bestätigung.‘‘

Es dauert ein paar Sekunden, die sich vorkommen wie eine Ewigkeit bis Reinhold endlich eine neue Nachricht erhält. Einen Screenshot. Einen Screenshot einer Bestellbestätigung. Auf den ersten Blick sieht es aus wie eine klassische Bestätigung über eine Internetbestellung – egal ob Kleidung, oder sonst irgendein Produkt. Reinhold reißt seinen Mund auf und auch zum wahrscheinlich ersten Mal am heutigen Tag seine blutunterlaufenen Augen. Er erschrickt, als er statt der üblichen Produktbeschreibung wie er sie normalerweise erhält, Jeans und T-Shirt in Größe so und so, liest, dass er eine Glock bestellt hat. Der Screenshot ist nicht vollständig. Reinhold weiß nicht ob er absichtlich abgeschnitten ist, oder ob es bei so einer Bestellung die Lieferadresse vielleicht nicht angeschrieben ist. Immerhin wird er den Kauf, kaum von der Steuer abschreiben können.

,,Alter nochmal. Das ist nicht witzig.‘‘

,,ok ich helfe dir auf die Sprünge. Mir werden diese Nachrichten zu blöd. Du hast eine Waffe bestellt.‘‘

,,NEIN! Habe ich nicht.‘‘

,,Naja ich habe dir gerade die Bestätigung gesendet – ich bin ja kein Unmensch. Ich möchte, dass du es in deinen Ordner ablegen kannst sofern du so etwas überhaupt besitzt – haha gewürzt mit noch irgendeinem Emoji mit Lachtränen in den Augen.‘‘

,,Was willst du von mir! Bitte sag es mir. Ich verspreche dir, dass ich nicht zur Polizei gehe und auch sonst nichts unternimm, aber bitte mach keinen Scheiss.‘‘

,,Tu mir bzw. dir einen Gefallen. Gehe zu deinem Portemonnaie und öffne es für mich. Anschließend schicke mir einen Screenshot vom Inhalt.‘‘

Reinhold, der zwar verkatert ist, und für den der Weg zur Morgentoilette heute schon Anstrengung genug war, ist auf einmal blitzmunter. Er ist nervös wie er es noch nie zuvor war. Er fühlt sich einerseits stark, da seine Kräfte aufgrund der Aufregung zurückkommen, gleichzeitig aber auch verletzlich und ängstlich.

,,So, was willst du von mir?‘‘

,,Nicht in diesem Ton. Ich schenke dir ein Handy und mache eine schöne Bestellung für dich und du gehst mich so an?‘‘

,,ok sorry. Also was hättest du denn gerne von mir?‘‘

,,Viel besser – danke. Du bist ja sonst ein so charmanter Typ.‘‘

,,Kennen wir uns?‘‘

,,Ich habe dir schon gesagt, dass das nichts zur Sache tut ob wir uns kennen oder von wo oder was weiß ich.

ABER du wirst Büsen.‘‘

,,Was meinst du damit?‘‘

,,Ich glaube diese Aussage ist, wenn man deine Vergangenheit bedenkt, nicht gerade schwer zu verstehen.‘‘

,,Für was soll ich Büsen.‘‘

,,Bevor wir vergessen, wo bleibt mein Screenshot von deinem Portemonnaie.‘‘

Reinhold geht zum üblichen Schrank der direkt neben seiner Eingangstür steht. Das ist sein klassischer Platzt für seine Geldbörse. Egal in welchem Zustand er nach Hause kommt, er legt sie immer sorgfältig dorthin. Unabhängig ob er anschließend direkt mit Hose und Schuhen in die Dusche geht oder doch sofort ins Bett fällt. Er ahnt böses. Kann es sein, dass ihm gestern jemand die Geldbörse gestohlen hat? Normalerweise hat er zwar nie viel Bargeld dabei, woher auch, aber zumindest sind die Versicherungskarte sowie der Führerschein und der Personalausweis ebenfalls drinnen. Allein die Ausweise sowie eine neue Kredit- und Bankkarte zu besorgen würde wahrscheinlich über zweihundert Euro kosten. Der Grund warum er immer fleißig nach Hause geht, nach einer versoffenen Nacht ist aber nicht sein Umweltbewusstsein, sondern die Tatsache, dass er kein Geld fürs Taxi hat. Somit würde eine Investition in eine neue Geldbörse inklusive Inhalt sein Budget sprengen.

Er schaut den kompletten Kasten ab, obwohl ihm schon irgendwie bewusst ist, dass er nichts finden wird. Wieso soll ihm sein neuer Kontakt sonst diese Aufgabe stellen. Er traut seinen Augen nicht.  Seine Geldbörse liegt vor ihm. Zwar nicht ganz oben, wo er sie sonst ablegt, aber zumindest darunter. Obwohl ihm aufgrund der Konversation mit dem oder der Unbekannten die Angst plagt, ist er dennoch froh, seine Geldbörse zu finden. Um den Auftrag zu erfüllen möchte er schnellstmöglich den Inhalt checken… auf einmal hört ein einen Schuss.

Obwohl er keine Erfahrung seit dem Bundesheer mit Waffen gehabt hat, ist der Klang des Schusses ein eindeutiger. Es kann nur von einer Waffe stammen. Diese muss aber von weiter weg, geschossen haben. Aber er ist sich sicher, dass kann nur eine Waffe sein. Aufgrund der anhaltenden Panik wegen dem neuen Gesprächspartner möchte er schnell den Inhalt seiner Geldbörse checken, um endlich einen Screenshot zu schicken. Natürlich… sie ist leer.

Die Freude, die Geldbörse gefunden zu haben um keine neuen Investitionen für Karten und Ausweise zu tätigen, weicht ein Gefühl des Schreckens. Was ist passiert? Wurde er beklaut? Wurde er zusammengeschlagen? Ist das der wahre Grund warum er sich a nichts erinnern kann? Um die Sache nach vorne zu treiben, schickt er dennoch einen Screenshot einer leeren Geldbörse an den Unbekannten.

,,Danke! Ich weiß ich kann auf dich zählen.‘‘

,,Hast du mich beklaut?‘‘

,,Nicht wirklich. Aber danke für den Screenshot.‘‘

,,Was meinst du mit ,,nicht wirklich‘‘?‘‘

,,Mit deiner Kreditkarte sowie deinem Führerschein kann man wichtige Sachen im Internet erledigen.‘‘

,,Jaja das ist mir schon klar, danke für die Info. Ich kann sämtliche Karten sperren lassen.‘‘

,,Das würde ich dir nicht raten.‘‘

,,Wieso sollte ich es nicht machen?‘‘

,,Naja… immerhin sind deine Fingerabdrücke auf einer Waffe, die abgefeuert wurde.‘‘

,,Was? Alter was schreibst du?‘‘

,,Komm… reiss dich endlich im Ton zusammen habe ich dir schon so oft gesagt.‘‘

,,Tut mir leid.‘‘

,,Schon besser.‘‘

Am Bildschirm kann Reinhold erkennen, dass sein Gesprächspartner gerade einen Text schreibt. Aber es kommt schlimmer. Ein einfacher Text wäre ihm lieber gewesen. Anstatt einer kleinen Nachricht bekommt er ein Foto. Am Foto ist eine Hand mit einer Waffe abgebildet. Darunter steht dann aber doch noch die Nachricht ,,Danke fürs Halten‘‘. Es ist unschwer zu erkennen, dass es sich um Reinholds Hand handelt. Das kleine Tattoo auf seinem rechten Arm verrät ihn. Zwar ist er bestimmt nicht der einzige Mensch, der heutzutage in Graz mit einem Tattoo auf der rechten Hand herumwandelt, allerdings kann man es schon ziemlich ihm zuordnen.

,,Bitte es tut mir leid, aber was willst du von mir.‘‘

,,Habe ich jetzt deine Aufmerksamkeit?‘‘

,,Ja!‘‘

,,Und auch deine absolute Höflichkeit? Ich hasse es, wenn man unhöflich miteinander kommuniziert.‘‘

,,Tut mir leid.‘‘

,,Du wirst dich entschuldigen und Büsen.‘‘

,,Für was?‘‘

,,Für alles?‘‘

,,Was soll ich tun?‘‘

,,Du wirst Fernsehstar‘‘

,,Was meinst du damit, dass ich Fernsehstar werden?‘‘

,,Schickst mir bis spätestens 20:00 Uhr ein Video von dir, wo du dich für all deine dummen Fehler und Blödheiten entschuldigst.‘‘

,,Was meinst du?‘‘

,,Das wirst du wohl wissen um Himmel willen. Reini stell dich nicht so dämlich an. Du bist ja ein charmanter Typ. Das hat dir in der Vergangenheit schon manche Türen geöffnet.‘‘

,,Ja das kann sein. Aber von welchen Türen sprichst du?‘‘

,,ok ich will kein Unmensch sein. Ich schätze die apps Datefinder oder MeetMe bzw. UandMii4ever sagen dir was?‘‘

,,Ja sicher. Aber was habe ich damit zu tun?‘‘

,,Komm Reini…‘‘

,,Ja ich kenne diese Apps und es kann sein, dass ich sie schon einmal benutz habe.‘‘

,,Einmal?‘‘

,,Naja vielleicht benutze ich sie öfters.‘‘

,,Warum?‘‘

,,Naja warum wohl.‘‘

,,Sag es mir.‘‘

,,Um Frauen kennenzulernen.‘‘

,,Nur kennenzulernen?‘‘

,,Ja sicher, warum sonst?‘‘

,,Ich weiß nicht. Um sie zu bestehlen, oder ihnen irgendwelche tollen Produkte zu verkaufen wo sie dir anschließend ihre Ersparnisse zu überschreiben?‘‘

,,Also um das geht’s? Bist du eine Bekannte von mir, die ich kennengelernt habe.‘‘

,,Ich stelle hier die Fragen. Und wenn du dich nicht sofort benimmst, kommt dein gewünschtes Produkt inklusive Foto und deinen Fingerabdrücken sofort zur Polizei. Schauen wir mal wer schneller ist.‘‘

,,Ok. Was soll ich für ein Video drehen?‘‘

,,Ich möchte, dass du ein Video drehst wo du zugibst wer du wirklich bist und was du getan hast. Ich möchte, dass in dem Video alles gezeigt wird, WER du wirklich bist.‘‘

,,Wenn ich das mache bin ich ruiniert.‘‘

,,Du machst es.‘‘

,,Wie soll ich bitte ins Fernsehen kommen? Ich kann eventuell etwas auf FACEBOOK oder Instagram stellen, aber ich schaffs sicher nicht ins Fernsehen.‘‘

,,Was interessiert mich deine mickrige, verlogene FACEBOOK oder INSTA Seite? Was interessieren mich deine tollen Selfies oder wem interessiert das überhaupt?‘‘

,,Ja, aber was soll ich machen?‘‘

,,Ich möchte, dass du mir per Whats app ein Video von dir schickst. Ein genaues Video wo du deine Taten und deine Masche erklärst und ich will, dass du dich dafür entschuldigst.‘‘

,,Ok… ich geb mein bestes. Und was machst du dann mit dem Video?‘‘

,,Lass das meine Sorgen sein mein lieber. Ich möchte nicht, dass nur du bei unserem kleinen Projekt arbeiten musst. Lass mich auch einen Teil dazu beitragen.‘‘

,,Mahlzeit.‘‘

,,Was meinst du?‘‘

,,Ah, anscheinend bin ich zu früh.‘‘

Kurz darauf läutet es wieder an der Tür. Reini hat Angst sie zu öffnen. Obwohl er ein Standard Guckloch hat, durch welches er zwar noch nie gesehen hat, fühlt er sich bedroht. Was hilft so ein kleines Loch in einer Tür, wenn sich jemand davor verstecken kann. Was bringt also so einen Blick riskieren, wenn man dann doch eine auf die Schnauze bekommen kann.

,,Ich habe dich schon mehrmals auf deine unhöfliche Art aufmerksam gemacht.‘‘ Liest Reini in der nächsten Nachricht, gefolgt von ,,ÖFFNE die verdammte Tür. Es wird dir nichts passieren.‘‘

Obwohl er Angst hat, geht er erneut zur Tür. Er erspart sich den Blick durchs Loch. Er sieht zum Boden und findet eine Warmhaltebox. Genau die gleiche die man von diversen Lieferservices aus dem Internet kennt. Er bringt die Box ins Wohnzimmer und öffnet sie. Hühnerfleisch Süß-sauer und eine große Portion Reis. Eigentlich eines seiner Lieblingsspeisen, wenn es um einen Lieferdienst geht.

Aber da sich sein Tagesablauf nun doch von dem eigentlich geplanten unterscheidet, hat er nicht wirklich den Hunger, die feine, sogar noch warme Speise zu verzehren.

,,Iss! Du wirst Stärkung brauchen. Mahlzeit.‘‘

,,Danke – aber ich habe nicht wirklich Hunger.‘‘ Schreibt er schnell retour.

,,Glaub mir, du wirst eine Stärkung benötigen.‘‘

Im selben Moment summt sein eigentliches Handy. Bei jeder Zahlung im Internet mit seiner Kreditkarte, erhält er aus Sicherheitsgründen eine Nachricht. Obwohl er heute schon genug Nachrichten erhalten hat, öffnet er sie und findet die Standardfloskel, dass gerade ein gewisser Betrag für chinesisches Essen bei einem Lieferdienst abgebucht wurde. Naja, da also seine Bankdaten gestohlen wurden, hat er sich eigentlich selbst zum Essen, das er nicht haben möchte, eingeladen.

,,Wie schmeckts?‘‘ Kommt die Frage am gefundenen Handy.

,,Danke für die ,,Einladung‘‘ schreibt er mit einem sarkastischen Ton zurück, sofern dieser Ton überhaupt richtig geschrieben rüberkommt. ,,Schmeckt sehr gut‘‘ lügt Reinhold außerdem, um den Gegenüber zu beruhigen obwohl er keinen Bissen runterbekommt. So füllt sich die sowieso schon übelriechende Wohnung noch mit dem mehr oder weniger herrlichen Duft von chinesischem Fertigessen.

,,Reinhold, Reinhold, Reinhold was soll ich nur machen mit dir?‘‘

Mich am besten in Ruhe lassen, denkt er sich während er immer verzweifelter wird traut es sich aber nicht zu schreiben. Er entschließt sich dieser Frage dennoch nachzugehen und zu fragen was der Schreiber oder die Schreiberin meint.

,,Wieso lügst du mich an? Wieso lügst du sobald du den Mund aufmachst?‘‘

Während Reinhold gerade eine Antwort probiert einzutippen, hört er einen weiteren Schuss. Leiser, viel leiser als zuvor, aber dennoch hörbar. Ihm rinnt kalter Schweiß herunter. Trotz der anstrengenden Nacht und des stressigen Nachmittages, ist er richtig ausgeschlafen. Eigentlich top fit. Bereit eine Runde Laufen zu gehen. Aber gleichzeitig fühlt er sich fertig und ausgelaugt.

,,Hast du gerade irgendwohin geschossen?‘‘ Schreibt er obwohl er jedes Wort mit seinen zittrigen Händen mehrmals ausbessern muss. Für diese paar Worte würde er normalerweise keine 5 Sekunden benötigen, aber die Umstände sind doch andere als gewohnt, so braucht er mindestens 10 Minuten.

,,Ich habe dich mehrmals darauf aufmerksam gemacht, höflich mit mir umzugehen. Und trotzdem lügst du mich an?‘‘

,,WANN habe ich gelogen? Was habe ich gemacht?‘‘

,,Naja, du hast gesagt, dass dir das Essen schmeckt…‘‘

,,Ja und?‘‘

,,Du isst nicht.‘‘

Reinhold wird sprachlos. Wird er beobachtet? Er sucht mit seinem Blicken den überschaubaren Raum nach irgendwelchen Anhaltspunkten einer Kamera ab, aber er findet nichts. Zum Glück macht er sich nicht viel aus Inneneinrichtung. Die Wohnung ist eigentlich so leer, dass er jede auch noch so winzige Kamera sehen müsste. Sein Laptop war auch im Nebenzimmer, also selbst wenn sich jemand wie in einem Spionagefilm in seinen Computer gehackt hätte, würde er ihn im Moment nicht sehen.

,,Beobachtest du mich?‘‘

Er weiß nicht welche Antwort er sich erhofft hatte. Sollte ein NEIN kommen, würde er es nicht glauben und sollte die Antwort bejaht werden, wäre er nur noch unruhiger, wenn das überhaupt möglich wäre.

Obwohl die Antwort einige Minuten in Anspruch nimmt, kommt nur eine einzige Emoji mit zuckenden Armen zurück.

,,Wie geht es mit dem Video voran? Du hättest noch ein paar Stunden.‘‘

,,Ich weiß es nicht was ich sagen soll. Gib mir einen Tipp. Was möchtest du hören?‘‘

,,Erzähl einfach deine Geschichten. Deine Taktiken. Sei einfach einmal ehrlich. Denk nicht zu sehr darüber nach.‘‘

Er weiß, dass er nicht unbedingt ein wahrer Gentleman war. Vor allem nicht in letzter Zeit, aber er fühlte sich nie wirklich als Verbrecher. Auch wenn er mittlerweile die Drohungen ernst nahm, konnte er einfach nicht herausfinden was er in dem Video von sich preisgeben würde. Geschweige denn die ganze Peinlichkeit. Ein verzweifeltes Video eines jungen Mannes, der sich auf seiner Couch für Sachen entschuldigt, die er für nicht unbedingt ,,falsch‘‘ einstuft. Selbstverständlich könnte er zugeben, dass er Kundinnen, oder besser gesagt, Bekannte um sehr viel Geld gebracht hatte. Aber er konnte sich immer damit hinwegtrösten, dass jede seiner ,,Bekannten‘‘ volljährig und im völligen Besitz ihrer geistigen Kräfte war. Weiters tröstete er sich auch damit, dass er nie jemanden wirklich für irgendetwas gezwungen hätte. Wie zum Beispiel bewaffnet eine Unterschrift zu verlangen. Er denkt nach und denkt nach. Aber mehr als ein Video mit den Worten ,,tut mir leid‘‘ kann er nicht machen, da er erstens keine Schuld fühlt und zweitens es ihm auch nicht leidtut. Das wird dem Kontakt allerdings nicht reichen. Obwohl er noch kein Video abgeschickt hatte, ist er sich dieser Sache bewusst.

,,Freust du dich schon auf deinen Fernsehauftritt?‘‘ Kommt auf einmal eine Nachricht.

,,Ich weiß nicht was du meinst mit fernsehen. Aber ich habe keinen Einfluss aufs Fernsehen.‘‘

,,Mach dir darüber keine Gedanken.‘‘

,,Was meinst du damit?‘‘ Fragte er hastig nach.

,,Wie schon gesagt, es soll nicht nur du die ganze Arbeit haben. Auch ich habe meinen Teil zu arbeiten.‘‘

,,Wir sind ein top Team. Aber jetzt wird es Zeit, dass du die Sache ernst nimmst und mir endlich ein Video schickst.‘‘

Wieder fällt ihm nichts ein und er entscheidet sich für die einfachste Lösung. Warten. Er kann nicht sagen ob es sich um Sekunden oder Minuten handelt, aber ihm fällt nichts ein. Er spürt nichts außer die komplette Hilflosigkeit. Er ist verärgert, wütend aber zugleich hilflos.

Anschließend fängt das Handy pausenlos zu summen an. Es handelt sich also nicht nur um ein oder zwei Nachrichten. Es kommen unzählige. Es hört nicht auf. Obwohl er einerseits gar keine wirkliche Lust hat die Nachrichten aus purer Angst zu öffnen wäre es wohl noch schlechter sie nicht zu öffnen denkt er sich. Er ist sprachlos. Es sind keine Nachrichten. Die pausenlosen und minutenlangen Summen des Handys sind diverse Fotos. Alles Fotos von ihm. Die ersten wären vielleicht noch relativ unauffällig, da es Fotos aus der Freizeit waren. Zwar ist es trotzdem bedenklich wieso der Kontakt solche Fotos hat, aber naja, wenn man Kontakt zu jemanden hat ist es nicht wirklich schwer Fotos von der Person zu machen, vor allem wenn man bei jedem Posting im Netzt auch gleich den passenden Ort findet. Die ersten Fotos beunruhigten den ohnehin schon nervösen jungen Mann, der immer noch nur mit seiner Boxershort bekleidet vor einem chinesischen Essen sitzt und auf ein fremdes Handy starrt. Aber bei den letzten Fotos wird ihm richtig schlecht und das unwohle Gefühl, dass ihm nach der durchzechtet Nacht zwang aufzustehen, kam zurück. Es sind Fotos wie er im Bett liegt. Ganz alleine und schläft. Wann zum Teufel ist jemand in der Wohnung gewesen denkt er sich, während er sich die ersten Tränen aus dem Gesicht wischt. Wie kommt jemand in meine Wohnung. Warum tut mir das jemand an.

,,Junge, die Zeit läuft. Bald bist du ein Fernsehstar. Freust du dich auf deinen Auftritt?‘‘

,,Bitte lass mich in Ruhe‘‘ Das sind die ehrlichsten Worte, die ihm in der Zeit eingefallen sind. Ich schau, dass ich Kohle auftreibe und dir das Geld gebe. Ich bin zwar nicht gerade flüssig, aber ich habe Connections und bin sicher, dass ich das Geld auftreiben kann. Er probiert den nächsten Schritt. Verhandeln.

,,Danke, das ist lieb von dir.‘‘

Im ersten Moment beruhigt ihm diese Nachricht ein bisschen, da er in der Anwendung aber sehen kann, dass der Kontakt, aber weiterschreibt, weiß er, dass das nicht die letzte Nachricht sein wird.

,,Dein Geld interessiert mich nicht mehr.‘‘

In ca. einer Stunde ist dein Auftritt.

Obwohl er noch nicht einmal ein primitives ,,Tut mir leid‘‘-Video gesendet hat, weiß er einfach nicht was er machen soll. Es folgt ein ziemlich starker Gefühlsausbruch. Er weint. Er denkt über die Vergangenheit nach. Ganz genauso wie man es aus Filmen kennt, wenn am Schluss eine gewisse Kehrtwendung des Bösewichts ansteht und er sämtliche Taten bereut. Es ihm aber nichts mehr bringt. Aber anscheinendes ist es für die Handlung wichtig. Genauso fühlt er sich. Er weiß nicht was er machen soll. Egal welches Video er schicken sollte, es kann ihm eigentlich nur Schaden. Die Person hat seine sämtlichen Daten, er kann sich nirgendwohin wenden. Wer weiß zu was die Person noch fähig ist. Heutzutage erreicht man alles mit den Daten speziell, wenn es um die persönlichen Dinge geht. Dieses Wissen in Kombination mit Connections zum Darknet machen einen Gegner fast unbesiegbar. Da er überhaupt kein Zeitgefühl mehr hat, sieht er auf die Uhr und wartet… Obwohl er es selbst am wenigsten glaubt, hofft er immer noch auf einen Scherz. Er nimmt seinen ganzen Mut zusammen, schaltet die Kamerafunktion am Handy an und wartet. Zwar weiß er ungefähr was er sagen möchte, aber es kommt kein Wort zu Beginn heraus.

,,Hi, mein Name ist Reinhold. Ich bin 35 Jahre alt.‘‘ Alleine für diese beiden Sätze benötigte er bestimmt weit über eine ganze Minute, da er sich einfach nicht mehr halten kann. Gleichzeitig denk er nach wie vor WER ihm so etwas antun könnte, andererseits denkt er über die Konsequenzen nach, die ein Video heutzutage mit sich ziehen kann. Was werden Freunde, Familie oder ein neuer Arbeitgeber denken? Wie viele Leute werden es sich ansehen und gleichzeitig in ihren verschiedenen Whats app-Gruppen weiterleiten, weil sie sich denken, dass es sich nur um einen üblen Scherz handelt. Aber er spricht weiter – zumindest probiert er es. Es tut mir leid… alles was ich getan habe. Und wieder eine kleine Pause…

…es klopft an der Tür. Zwar ist er kleine Störungen am heutigen Tage schon gewohnt, weil er immerhin schon ein Handy und eine Mahlzeit mehr oder weniger geschenkt bekommen hat. Aber man muss kein kriminelles Genie sein, um zu wissen, dass der eigentliche Unterschied zwischen einer Klingel und Anklopfen sich auf die Distanz der Person die einen sehen möchte liegt. Anläuten kann man von unten. Man muss nicht mal wissen wen man sehen will. Irgendjemand wird schon öffnen. Klopfen bedeutet, dass sich eine Person genau hinter der Tür befindet.

Sein ängstlicher Blick wandert zur Tür. Es klopft erneut. Während eine Pause beim Video einlegen möchte kommt sogleich eine Nachricht mit den Worten.

,,Öffnen.‘‘

Es ist Punkt 20:00 Uhr. Gut 2 Millionen Österreicher verbringen jeden Tag damit den wohlverdienten Feierabend bei den Nachrichten ,,Zeit in Bild‘‘. Zwar leben wir in einem Zeitalter wo man sämtliche Nachrichtigen rund um die Uhr bekommen kann, die Qualität sei dahingestellt, aber man erhofft sich anscheinend dadurch eine gewisse Nachrichten Konstante. Zu Beginn der Sendung kommen die Highlights aus Politik und Kultur, um einen kurzen Tagesablauf zu gewährleisten. Man sieht zwei Moderatoren. Modern gekleidet wie man es aus hochrangigen Nachrichten kennt. Obwohl beide einen sympathischen und höflich-eleganten Stil zu haben scheinen, sind die Blicke leicht geschockt. ,,Sehr geehrte Österreicherinnen und Österreicher‘‘ beginnen sie wie jeden Tag das Publikum zu begrüßen. Vor zwei Wochen ist ein junger Steirer spurlos verschwunden. Bis jetzt hat es keine Hinweise gegeben. Weder auf ein normales Verschwinden noch auf ein Gewaltverbrechen. Bis heute. Soeben ist uns ein Video des vermissten Steirers aus einer unbekannten Quelle zugespielt worden. Wie sie selber gleichsehen können, geht es um den jungen verschwundenen den vor zwei Wochen das letzte Mal jemand lebend gesehen hat.

Das Video beginnt mit den Worten: Hi, mein Name ist Reinhold.

Der Schock nach dem Video ist auch bei den Moderatoren sichtbar groß. Denn der Bericht ist noch nicht vorbei.

Zwar kann man erkennen, dass sich der Vermisste bei jemanden entschuldigt, aber er sagt leider nicht für was. Allerdings wurden heute 3 Leichen in der Nähe des Wohnortes gefunden. Darunter ein junger Lieferkurrier der für eine bekannte Chinakette arbeitet sowie zwei weitere Personen die zufällig im gleichen Wohnhaus wie der Vermisste gewohnt haben. Vom Vermissten fehlt weiterhin jede Spur. Die Wohnung wurde bereits durchsucht, aber es konnten keine Spuren gefunden werden. Zwar können die Morde noch nicht dieser Person zugeordnet werden, aber es ist auch nicht auszuschließen, dass es sich um ein großes Seriengewaltverbrechen handelt.

3 thoughts on “Wer andern seine Daten nimmt…

  1. Das Ende hat mir fast am besten gefallen. Damit habe ich nämlich so gar nicht gerechnet. Hier und da schleicht sich ein Rechtschreibfehler bei dir ein, aber darüber kann man hinweg sehen. Ich finde, die Geschichte hat Potenzial! Wenn du die Übergänge noch etwas flüssiger gestaltest, kann das gut funktionieren!
    Einfach dran bleiben!:)

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