nathalieZwischen Liebe und Leichen

Paris, 15. Juni 12:30

„Excusez-moi Madame, darf ich Ihnen Gesellschaft leisten?“ Ich blicke auf und schaue einem mir fremden Mann im braunen Trenchcoat und einem dunklen, heruntergekommenen Hut ins Gesicht. Ich nicke etwas verdutzt, da der Tisch neben mir auch noch frei war. Eigentlich sind alle Tische vor dem Café leer. Aber warum auch nicht? Er will seine Mittagspause vermutlich auch nicht schon wieder alleine in irgendeinem Pariser Café verbringen. Allein mit seinen Gedanken. Ich erwarte, dass er ein belangloses Gespräch anfängt über Kunst, Architektur oder Literatur oder sonst einem vermeintlich pseudo-intellektuellem Thema. Doch wir schweigen uns die ganze Zeit an während der Unbekannte in seine Zeitung vertieft ist und Kreuzworträtsel löst. Naja, dann halt nicht. Ich beobachte die Touristen auf der Straße wie sie Fotos von alten Gebäuden und von Straßenlaternen schießen. Das fand ich schon immer bizarr. Warum sollte ich mir ein Foto von einer Türklingel in Paris ansehen wollen? Ich blende den Mann mir gegenüber komplett aus und so verstreicht meine Mittagspause wie jeden anderen Tag auch. Und plötzlich steht er da. Auf der anderen Straßenseite. Roman? Eine Reisegruppe, die einer Frau mit Regenschirm folgt, versperrt meine Sicht. Als sie vorbeigezogen sind, ist Roman ebenfalls mit ihnen verschwunden. Ich muss mich geirrt haben. Wie jedes Jahr an diesem Tag holten mich auch heute die Geister meiner Vergangenheit ein. Doch sie blieben auch nur das. Geister. Schatten. Erinnerungen. Niemand wusste schließlich, dass ich hier bin.

Ich wende meinen Blick von den Touristen ab und beobachte stattdessen meinen unbekannten Tischgast. Trotz seines merkwürdigen Auftretens finde ich ihn dennoch irgendwie faszinierend. Er übernimmt die Rechnung und bedankt sich für den schönen Mittag. Sieh an, er kann also noch sprechen. Ich habe ihm also doch nicht komplett die Sprache verschlagen. Als er geht lässt er seine Zeitung auf dem kleinen runden Tisch liegen. Ich beschließe nachzulesen, was sich gerade so in der Welt abspielt und ziehe die Zeitung zu mir rüber. Doch dabei fällt etwas zwischen den Seiten heraus auf das Kopfsteinpflaster. Ein Handy. Ich hebe es auf und schaue erschrocken auf das Display: Das darf doch nicht wahr sein. Schon 13:05 Uhr. Wieder zu spät. Ich schnappe mir meine Sachen, werfe Zeitung und Handy in meine Tasche und lege mir schon eine neue Ausrede für meinen Chef zurecht. Um das Handy konnte ich mich ja später noch kümmern.

Paris, 15. Juni 13:05

„Und sie hat es ganz sicher gefunden?“ „Ja, wie besprochen habe ich das Handy und die Zeitung dort auf dem Tisch liegen lassen und danach beobachtet wie sie beides in ihre Tasche gesteckt hat. Was ist jetzt, bekomme ich nun endlich mein Geld?“ frägt der Mann im Trenchcoat. Ich drücke ihm einen Briefumschlag in die Hand und schaue auf meine Uhr. Wir liegen gut im Zeitplan. Jetzt musste sie nur noch das Foto und die Nachricht entdecken. „Sagen Sie mir, was hat es mit der Sache eigentlich auf sich?“ hakt der Pariser Straßenmusiker nach während er sein Geld vor mir zählt. „Sagen wir einfach, wir beide haben noch eine Rechnung offen.“

Paris, 15. Juni 16:15

Erschöpft lasse ich mich auf mein Bett fallen. Was für ein Tag! Roman verfolgte mich auf die Arbeit, in der Metro und auf dem Heimweg. Doch irgendwo zwischen den kleinen Gassen und den Touristen hängte ich ihn ab. Es ist offiziell: Ich bin wohl verrückt geworden. Ich puste mir die Strähnen meines Ponys aus dem Gesicht. Meine Mutter meinte immer erwachsene Frauen sollten keine Ponys tragen. Es ließ sie verzweifelt wirken, als wollten sie an ihrer Jugend festhalten. Ich finde aber er macht mich jugendlich, ganz ohne Verzweiflung. So wie Matthieu. Verträumt schaue ich auf das Foto auf meinem Nachttisch. Seine dunklen Locken, die rehbraunen Augen und dem französischen Charme konnte ich einfach nicht widerstehen. Obwohl unser Altersunterschied relativ groß ist, fühle ich mich keinen Tag älter als 21 wenn ich mit ihm zusammen bin. Doch während sich bei mir schon die ersten Falten zeigten, waren die einzigen Vertiefungen in Matthieus Gesicht seine Grübchen. Für manche sind wir vielleicht ein eigenartiges Paar, ein Student und, nun ja, ich eben, aber darum kümmerten wir uns nie. Ich schaue auf meine Uhr. 16:30. Um 20 Uhr würde ich Matthieu treffen. „Ich habe etwas Besonderes geplant Chérie“ verriet er mir bereits am Anfang der Woche. Ich bin mir sicher, dass er mir heute einen Antrag machen würde. Obwohl wir erst seit drei Jahre zusammen waren. Aber ich habe die kleine rote Schachtel vom Juwelier bereits vor einem Monat gefunden. Der Ring war umferwend schön. Elegant und schlicht. Ganz mein Stil. Matthieu und Camille Lacroix. Ja, das klingt schön. Hoffentlich ruhen meine Geister in Frieden und ruinieren mir nicht diesen schönen Abend.

Ich komme gerade aus der Dusche als Matthieu die Tür hereinkommt. „Bonjour Chérie.“ Seitdem ich ihm den Zweitschlüssel meines kleinen Appartments gegeben habe, kam er ständig unangekündigt vorbei und überraschte mich mit Blumen oder Schokolade oder entführte mich zu spontanen Dates. „Ich dachte wir treffen uns erst um acht? So kann ich jedenfalls nicht rausgehen“ lache ich und stehe im Handtuch eingewickelt vor ihm und tropfe meinen Wohnzimmerboden voll. „Ich wollte auch nur sicher gehen,  dass du dich nicht mal wieder mit einer Flasche Rotwein und der Tageszeitung auf dem Balkon verkriechst.“ Erst jetzt bemerke ich, dass er eine Tüte aus der kleinen Boutique um die Ecke in der Hand hält. „Und deshalb habe ich dir auch gleich etwas zum Anziehen mitgebracht, dass du mich nicht wieder vergisst und ich wie ein verliebter Trottel bei Gustave auf dich warte während die Kellner mich auslachen.“ „Chez Gustave“ war unser Lieblingsrestaurant. Wir gingen so oft dorthin, dass uns die Kellner mittlerweile schon mit Vornamen ansprachen und der Koch, Gustave, selbst zur Begrüßung aus seiner Küche kam. Matthieu küsst mich flüchtig auf die Wange und verschwindet ebenso schnell wie er gekommen ist. „Sei pünktlich“ höre ich ihn noch im Treppenhaus rufen. Ich lache. Er kennt mich einfach zu gut. Ich war noch nie pünktlich. Weder bei der Arbeit, noch privat. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch fast drei Stunden Zeit habe bevor wir uns bei Gustave treffen würden. Deshalb beschließe ich mich mit einem Glas Rotwein und der Zeitung auf den Balkon zu verkriechen. Nur für eine halbe Stunde dieses Mal. Da fällt mir die Zeitung von heute morgen ein. Und das Handy! Das habe vor der ganzen Aufregung und Vorfreude total vergessen. Der Mann sucht es bestimmt schon überall. Ich krame es aus meine Tasche und beobachte das fremde Objekt. Ich bin da eher altmodisch und besitze immer noch ein Aufklapphandy, was jeden im 21. Jahrhundert schockierte. Doch ich stehe einfach nicht so auf die modernen „Errungenschaften der Technik.“ Schließlich will ich auch anonym bleiben und nicht meine Spuren im Netz verteilen. Nicht abschweifen, zurück zum Handy. Wie funktionieren die tastenlosen Minicomputer für die Hosentasche nur? Pin? Passwort? Fingerabdruck? Ich untersuche es genauer und auf einmal leuchtet das eben noch schwarze Display auf und entsperrt sich. „Verdammt, wie habe ich das gemacht?“ flüstere ich und halte den Atem an. Selbst ich lebe ja nicht komplett abgeschottet von jeder Technologie und weiß, dass Smartphones sich mittlerweile mit Augenkontakt entsperren lassen. Aber wie kann das möglich sein? „Sei nicht so paranoid, das ist doch absurd“ ruft mich meine Vernunft zurück in die Realität. Vielleicht hat es auch gar keine Sperre und ich habe irgendeinen Knopf gedrückt. Irgendwo. Ich schaue mir das Display an. Kontakte! Da finde ich bestimmt „Mama“ oder „Schatz“ oder einen anderen Bekannten mitlhilfe welchem ich den unbekannten Mann im Trenchcoat ausfindig machen kann. Ich öffne die Kontake und finde…nichts. Keinen einzigen Kontakt? Und ich dachte ich wäre ein sozialer Einzelgänger. So und jetzt? Ich bemerke einen weiteren Ordner. Kalender. Dort ist bestimmt ein Termin hinterlegt. Wie merkwürdig dieser Mann es wohl finden würde, wenn ich einfach bei seinem Zahnarzttermin auftauchen würde? Als würde ich ihn stalken. Bei dem Gedanken an sein verdutztes Gesicht muss ich kurz kichern. Doch auch der Kalender vermerkt keinen einzigen Termin. Verdammt. Wie soll ich ihm bitte sein Handy zurück geben, wenn er keine Spur seines Lebens darauf hinterlassen hat? Mir kommt ein letzter Gedanke. Die Galerie. Ich weiß, ich weiß, das geht mich nichts an. Unter normalen Umständen würde ich auch nie allein auf den Gedanken kommen die Fotos eines Fremden zu durchstöbern. Aber neugierig bin ich schon. Vielleicht etwas zu sehr. Ich beschließe, dass dies keine normalen Umstände sind und öffne den Ordner. Was ich da sehe lässt mich erstarren. Ich merke wie mein Mund sich öffnet, als wollte ich etwas sagen und sich dann doch wieder schließt. Sprachlos. Ich kneife die Augen zusammen und merke, wie mir das Handy langsam aus der Hand gleitet. Die Augen immer noch geschlossen, versuche ich mir einzureden,  dass ich mich getäuscht haben muss. So wie heute morgen im Café. Oder in der Metro. Wirklich beruhigen kann ich mich damit jedoch nicht. Ich versuche tief ein und auszuatmen. „So und jetzt machst du die Augen wieder auf und wirst sehen, dass das nicht du auf diesem Foto warst“ appeliert meine Vernunft an mich. Ich öffne langsam das linke Auge und halte meine Hände schützend vor mein Gesicht als würde ich einen Horrorfilm schauen, in welchem jedem Moment der Killer um die Ecke kommen könnte und… „Ach komm hör auf, du hast zu viel Fantasie, Camille. Du weißt welcher Tag heute ist. Dein Gehirn hat dir nur einen dummen Streich gespielt“ schreit meine innere Vernunft mich an. Ich sammel meinen Mut, hebe das Handy vom Boden auf und wage tatsächlich einen weiteren Blick auf das Display. Es ist das einzige Foto in der Galerie. Ich habe mich nicht geirrt. Darauf bin ich. Mit Richard und Roman. Vor ziemlich genau 15 Jahren. Ich sehe ein schwarzes Flimmern vor meinen Augen und höre noch den dumpfen Aufprall auf dem Boden, jedoch als wäre er weit weit weg von mir, bevor ich bewusstlos werde.

Mainz, 15. Juni, 15 Jahre zuvor

Richard, Roman und ich. Glücklich. Aufgesetzt glücklich. Ich erinnere mich an diesen Abend. Es war unser letzter gemeinsamer. Roman und ich standen kurz vor unserem Abschluss „Deutsch-französisches Recht“ als wir Richard kennen lernten. Er war ein paar Jahre älter, redegewandt, mysteriös. Wir waren jung und suchten nach dem Sinn des Leben. Sehr melancholisch. Richard wirkte so reif und erfahren und versicherte uns, dass er einen Plan für die Zukunft hatte. Er war so charmant. Und manipulativ. Ohne dass wir es bemerkten, brachte er uns dazu, dass Roman und ich uns beide von unseren Familien und Freunden abwandten um unser Leben voll und ganz seiner „Gemeinschaft“ zu widmen. Wir sprachen nie von einer Sekte oder einer Kommune. Wir bezeichneten uns als eine Gemeinschaft. Damals waren wir uns nicht ansatzsweise im Klaren worauf wir uns eingelassen hatten. Wir hatten weder Familie noch Freunde. Richard verfügte über unser Geld. Doch während Richard jeden kontrollierte, wusste niemand von uns etwas über ihn. „Uns“ waren circa 30 seiner Anhänger. Wir lebten alle gemeinsam in einem Haus. Alle außer Richard selbst. Obwohl er anfangs so nett war, zeigte Richard bald schon sein wahres Gesicht. Er wurde paranoid jemand würde ihn hintergehen. Er spielte uns gegeneinander aus, manipulierte uns und setzte uns unter Druck um uns gegenseitig des Verrats zu beschuldigen. Niemand vertraute sich mehr. Der Ausstieg? Unmöglich. Richard konnte keinen Ausstieg zulassen. Es hätte seine Autorität untergraben. Doch Roman und ich waren psychisch am Ende. Wir planten die Flucht nur zu zweit. Wir konnten nur uns trauen. Unser Ziel: Paris. Wo konnte man besser untertauchen als in einer Millionenstadt? Deutschland war nicht mehr sicher. Die Gemeinschaft hatte Anhänger im ganzen Land. Sie hätten uns in weniger als einer Woche gefunden. Und entführt. In unserer letzten Nacht lud Richard wichtige Repräsentanten der Sekte in unser Haus ein. Roman und ich unterhielten uns höflich, lächelten wenn jemand einen Witz machte und versuchten uns nichts anmerken zu lassen. Nach der Feier warteten wir bis auch Richard endlich das Haus verließ. Was wir nicht wussten: Er hatte beschlossen uns einzusperren. Er war paranoid geworden und verdächtigte jeden seiner Anhänger der Flucht. Der eigentliche Plan scheiterte und alles ging so wahnsinnig schnell. Die verschlossene Tür. Richard, der aus dem Nichts wieder auftauchte. Der Messerblock in der Küche. Das ganze Blut…      

Paris, 15. Juni 19:30

Ich merke wie ich langsam zu mir komme. Doch ich habe keine Zeit mich zu erholen. Mir schießt sofort ein Gedanke in den Kopf: Roman. Er verfolgte mich schon den ganzen Tag. Vielleicht habe ich ihn mir doch nicht eingebildet? Nein, das kann einfach nicht wahr sein. Es darf nicht wahr sein. Roman ist schließlich immer noch im Gefängnis, oder? Und überhaupt, woher sollte er diesen Mann im Trenchcoat kennen? Ich denke an den Unbekannten. Wer ist er? Und WAS will er von mir? Woher hat er dieses Foto? Ich war mir damals sicher, dass nur ich einen Abzug davon hatte. Ich habe es aufbewahrt als Erinnerung daran wie viel Kraft ich habe. Und als Einnerung an Roman. Ich schaue in der Kiste unter meinem Bett nach. Das Foto liegt noch da wo ich es vergraben habe. Er muss von der Sekte sein. Von der Feier an unserem letzten Abend? Das würde erklären woher er das Foto hat. Richard hatte überall Freunde und Anhänger. Aber Richard war tot. Ich versuche mich an die Gesichtszüge vom Unbekannten zu erinnern, doch dieses war die meiste Zeit mit der Zeitung verdeckt gewesen. DIE ZETIUNG! Vielleicht finde ich da irgendeinen Hinweis. Ich muss einfach etwas finden. Ich krame die Zeitung aus meiner Tasche hervor und erst jetzt bemerke ich das Datum. 17. Juni. Vor 15 Jahren. Die Todesanzeige von Richard Grisel. Die Verhaftung von Roman Mironov. Kein Wort über Clara Decker. Sie existierte zu diesem Zeitpunkt schon nicht mehr. Clara Decker starb in der selben Nacht wie Richard Grisel. Und Camille Dubois wurde geboren. Ich blättere weiter in der Zeitung herum, doch ich entdecke nichts bis auf…das Kreuzworträtsel! Es war komplett gelöst, doch einzelne Buchstaben waren mit einem roten Stift umkreist und nummeriert. „Bonjour Clara, wir haben noch eine Rechnung offen. R.“ Roman. Ein eiskalter Schauer überkommt mich und ich zittere am ganzen Körper. So langsam zweifle ich daran ob Roman wirklich im Gefängnis sitzt. Oder konnte es…nein, das ist unmöglich. Ich war auf Richards Beerdigung. Ganz hinten, weit abseits von der Trauergemeinschaft. Ich weiß nicht mehr wieso ich dort war. Heute fühlt sich alles so surreal an, wie ein schlechter Traum der einen am nächsten Tag noch verfolgt. Waren es die  Schuldgefühle gewesen? Oder doch eher der Drang mich von seinem Tod zu überzeugen? Ich war jedenfalls nicht überrascht gewesen darüber, dass kaum jemand von der Sekte anwesend war. Es war etwas grotesk, aber ich lernte Richard erst wirklich bei seiner Beerdigung kennen. Ich sah seine verwitwete Mutter, seinen Bruder, dessen Frau und Sohn. Und wie sie alle so da standen und um ihren geliebten Richard trauerten, überkamen mich dann doch die Schuldgefühle. Er war kein guter Mensch gewesen, aber dennoch ein Mensch mit Familie. Und erst in diesem Moment wurde mir klar, dass er geliebt wurde. Und ich habe diesen Menschen aus ihrem Leben gerissen…Wer auch immer R ist kennt mein Geheimnis. Und würde sich an mir rächen.

„Du darfst jetzt nicht paranoid werden. Du musst ruhig bleiben.“ Zum Glück ist mein Verstand vernünftig genug nicht komplett durchzudrehen. Fakt ist R kennt mein Geheimnis. Wer ist R? Roman, Richard, der Unbekannte, die Sekte. Da ich also nicht genau weiß wer R ist, kann ich auch nicht einschätzen wozu diese Person fähig ist. Will er mich für meine Sünde büßen lassen? Gefängnis? Oder will er Vergeltung? Meinen Tod? Vielleicht arbeitet der Unbekannte im Auftrag von R. Mein Gott, ist er etwa ein Auftragsmörder? Lauert er mir auf? Ich zucke zusammen. Ich bin in Gefahr. Ich kann hier nicht bleiben, hier bin ich nicht sicher. Ich renne zu meiner Kommode und suche verzweifelt nach meinem Reisepass. Amerika soll doch ganz toll sein. Wie sagt man so schön? Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. “Dein Ernst? Wieder davon laufen? Du kannst doch nicht dein Leben hier zurück lassen. Matthieu zurück lassen und einfach verschwinden. Ihr beide habt eine gemeinsame Zukunft geplant. Zusammen. Zu zweit. Vielleicht auch bald zu dritt?” appelieren meine Gedanken an mich. Sie haben recht. Ich kann Matthieu nicht verlassen. Ich muss ihm alles gestehen. Und erst jetzt wird mir klar:  Vielleicht befindet er sich ebenso in Gefahr wie ich? Und das alles nur meinetwegen. Ich trage bereits die Schuld für einen Mord auf mir, ich will und kann nicht für einen Weiteren verantwortlich sein. Ich muss Matthieu finden bevor R es tut. Weiß R wo ich wohne? Blitzartig renne ich zu meiner Fensterbank und  ziehe die blickdichten dunkelgrünen Vorhänge zu. Mein Blick fällt auf die Tür.

Paris, 15. Juni 20:00

Sie hat meine Nachricht also erhalten. Ich stehe vor dem Altbau und blicke auf ihr Apartment im zweiten Stock. Ihr Gesichtsausdruck verrät mir genug als sie die Vorhänge zu zieht. Sie hat Angst. Gut. Das soll sie auch. Ich schaue auf meine Uhr. 20:00 Uhr. Jeden Moment verlässt sie das Haus um ihren geliebten Matthieu zu treffen. Doch weit wird sie nicht kommen. Ich grinse zufrieden und mache mich auf den Weg zum Treffpunkt.

Paris, 15. Juni 20:00

Mein Blick fällt auf die Tür hinter welcher ich undefinierbare Geräusche vernehme. Auf Zehenspitzen taste ich mich vorwärts und schaue durch den Spion. Nichts zu sehen. Dabei hätte ich schwören können, dass…Meine Gedanken werden durch ein Kratzen unterbrochen. Ohne zu Überlegen reiße ich ruckartig die Tür auf und schreie. Eine riesige Ratte liegt da vor meiner Tür. Sie ist tot. Gedärme drücken sich aus ihrem haarigen Bauch heraus. Hat R die da gerade hingelegt? Ich schaue nach rechts und nach links in den Korridor. Doch der Gang ist menschenleer. Nur die Nachbarskatze sitzt vor mir, schnurrt zufrieden vor sich hin und starrt mich mit ihren großen grünen Augen an. Eine tote Ratte von der Nachbarskatze. Ich lache nervös vor mich hin, obwohl es mir eher zum Weinen zumute ist. Ich habe aber keine Zeit für Selbstmitleid, ich muss herausfinden wer R ist. Als ich mich umdrehe bemerke ich ein Foto an meiner Tür kleben. Ein Polaroid. Von Matthieu. R hat ihn bereits gefunden.

Ich schließe mich in meiner Wohnung ein und schaue mir die Nachricht auf der Rückseite an: „Bonjour Clara. Du oder er. Treff mich um Mitternacht. Du weißt wo.“ Ich drehe das Polaroid um. Ich blicke in Matthieus gequältes Gesicht. Er ist an einen Stuhl gefesselt und seine rehbraunen Augen schreien nach Hilfe. Die Angst ist ihm buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Das Graffiti im Hintergrund verrät mir den Treffpunkt. Die Katakomben von Paris.

Paris, 15. Juni 11:30

„Ausgerechnet hier!“ Denke ich mir und klettere die nasse Leiter unter dem Gullydeckel in die Kanalisation hinunter. Mist, wo ist denn nur diese Taschenlampe? Ich hätte die Stirnlampe mitnehmen sollen. Ich hatte zwar drei Stunden Zeit gehabt um mich vorzubereiten, aber ich habe nur gewartet, mit rot verheulten Augen die Uhr angestarrt und gebetet, dass es Matthieu gut geht. Ich halte mich mit einer Hand an der Leiter fest und suche mit der anderen meine Hosentaschen ab. Gerade als ich die Taschenlampe anklipse, rutscht meine Hand von der Leiter ab und ich falle die restlichen Meter hinab in die Dunkelheit. Diesen Eingang zu den Katakomben gab es bereits seit Monaten und würde vermutlich bald von der Polizei entdeckt und geschlossen werden. Doch das hielt uns nie auf. Wir waren „Cataphiles“, Katakombenliebhaber, Entdecker und Adrenalinjunkies. Es ist sozusagen eine kulturelle Untergrundszene. Wir suchten ständig nach neuen Eingängen zu den Katakomben um Parties und Konzerte zu veranstalten. Dass die ganze Sache illegal und nicht gerade ungefährlich ist gab mir immer den Kick. Die anderen Cataphiles kannte ich nur unter Pseudonymen und Masken. Unsere Events fanden immer maskiert statt um anonym und sicher zu bleiben. Aber natürlich! So konnte R sich unbemerkt einschleusen. Sich Zutritt zu meinem Privatleben verschaffen. R beobachtete mich vielleicht während ich hier unten ausgelassen tanzte… Hinkend taste ich mich an der Wand entlang und stütze mich an einem kalten, glatten Schädelknochen auf. Ich bin im Herzen von Paris. Das wahre Paris entdeckt man nicht mal eben auf der Aussichtsplattform des Eiffeturms oder im Louvre. Das wahre Paris ist nicht romantisch mit einem Hauch von Melancholie. Das echte Paris befindet sich hier unten. In den Katakomben. Das wahre Paris ist grotesk, düster und mysteriös. Selbst Schätze sind hier verborgen, wie das Gold der französischen Nationalbank. Da hätten wir wohl besser einen Eingang finden sollen… Ich liebte es hier unten. Das verschafft mir einen Vorteil! Und den muss ich nutzen. Ich kenne jeden Gang, jede Kammer, jede Sackgasse. Ich fühlte mich normalerweise wohl hier unten zwischen den Überresten von Millionen von Menschen. Doch heute war überhaupt nichts normal. Ich fühle mich irgendwie unbehaglich und fast schon bedroht von der Totenstille. Von R. Normalerweise fiel mir auch nicht auf wie stickig es hier unten eigentlich war. Und war es schon immer so heiß?  Man könnte meinen, dass unterirdische feuchte Katakomben kühl sind. Sind sie auch. Aber mir läuft eine Schweißperle nach der anderen den Rücken hinab. Angstschweiß. Ich kann kaum atmen, die Luft ist erdrückend. Ein kalter Luftzug lässt meinen schweißgebadeten Körper erzittern. Da bin ich jetzt. Ich muss wahnsinnig sein. Komplett den Verstand verloren. Ich befinde mich allein und unbewaffnet in einer Gasse aus Knochen auf der Suche nach Matthieu. Zwischen Liebe und Leichen.

Während ich mich weiter durch die düstere enge Gasse kämpfe, merke ich wie das Wasser ansteigt. Manche Stellen der Katakomben waren fast komplett überflutet, sodass man darin schwimmen konnte. Das kniehohe Wasser hier erschwert mir den Weg nur noch mehr. Ich kann aber nicht mehr entfernt sein, höchstens ein paar Meter. „Und was machst du dann?“ melden sich meine Gedanken schnippisch zu Wort. Gute Frage, was ist eigentlich mein Plan? Mich R gegenüberstellen und tapfer verkünden, dass er Matthieu gehen lassen soll? Ich bin nicht gerade die größte oder stärkste Frau. Ich halte einen Moment inne und schaue mich um. Graffiti an den Wänden: ein Aufruf zur französischen Revolution 2.0, Liebeserklärungen wie „Matthieu & Camille“ und eine Warnung an Polizisten die uns aufspüren wollten „Arrête, ici c’est l’empire de la mort“ – Halt, hier beginnt das Reich des Todes. Was hatte ich mir dabei gedacht? Unsere Liebeserklärung war nicht romantisch, sondern vielmehr ein furchteinflößendes Todesurteil. Ich war unzählige Male hier gewesen, doch in diesem Moment schwöre ich mir, dass es das letzte Mal sein würde. Wenn ich es jemals wieder herausschaffe…Ich bemerke ein Schimmern unter der Wasseroberfläche. Eine leere Weinflasche. Ich schnappe sie mir und fühle mich sofort etwas sicherer. Doch dieses Gefühl verschwindet eben so schnell wie es gekommen ist. Ich höre ein Plätschern hinter mir. Schritte? Abrupt drehe ich mich um und versuche durch den schwachen Lichtkegel der Taschenlampe etwas in der Finsternis zu erkennen. Oder jemanden. Angeblich sollen Geister verlorener Seelen durch die Katakomben irren. Von Menschen, die qualvoll an Seuchen verreckt sind. Vor Schmerz um den Tod bettelnd. Oder von Parisern, die Hungersnöte litten bis aus Haut und Knochen nur noch Knochen wurden. Oder von Cataphiles, die sich nichtsahnend in den ehemaligen Steinbrüchen verliefen und nie wieder das Tageslicht erblicken durften. Aber auch wenn ich mir die Plätschergeräusche auf keine andere Weise erklären kann, fange ich nicht heute damit an an Geister zu glauben. Für weitere Hirngespinste habe ich auch keine Zeit. Es ist 11:59.  

Ich sehe ein schwaches Flimmern vor mir. Die letzten Meter. Ich trete in die Kammer, in welcher Matthieu sich befinden muss. Sie ist voller Fackeln. Wie für eine Zeremonie. Oder eine Opfergabe. Doch sobald sich meine Augen wieder an das Licht gewöhnt haben, erkenne ich, dass außer einem leeren Stuhl und verknoteten Seilen die Kammer leer zu sein scheint. Bin ich zu spät? „Bonjour Chérie“ höre ich Matthieus vertraute Stimme aus einer dunklen Ecke heraus. Vor Schreck lasse ich die Weinflasche fallen und springe in seine Arme während mir Tränen die Wangen hinunterlaufen. Ich schluchze: „Ich…ich habe mir solche Sorgen gemacht. Wie…wie hast du dich befreit? Wo ist R? Wir müssen hier sofort raus.“ Er streicht mir über die Haare, so wie er es immer tut wenn ich mich nicht beruhigen kann. „Aber Chérie, wozu denn die Eile?“ Ich reibe mir die Tränen aus den Augen und blicke verblüfft in sein Gesicht, welches mir auf einmal anders vorkommt. Irgendwie fremd. Sein einst so liebevoller Blick verzieht sich in ein schelmisches, fast boshaftes Grinsen. Die sonst so vertrauten rehbraunen Augen wirken plötzlich ganz dunkel, fast schwarz voller…Hass? Ich spüre einen Schlag an meiner Schläfe bevor ich zum zweite Mal an diesem Tag das Bewusstsein verliere.

Paris, 16. Juni 00:30

Als ich zu mir komme merke ich zunächst nur wie mein Kopf vor Schmerz pocht. Ich versuche meine Gedanken zu sammeln. Ich bin auf dem klapprigen Holzstuhl gefesselt. Matthieu sitzt mir gegenüber. Woher hat er den zweiten Stuhl? In einer Hand hält er ein Glas Rotwein und in der anderen eine…eine Waffe? „Ich sagte dir ja ich hätte etwas ganz Besonderes für heute Abend geplant, Chérie.“ Plötzlich leuchtet mir alles ein. Bonjour Chérie. Bonjour Clara. Sein Besuch in meiner Wohnung. Ein Kontrollbesuch ob alles nach seinem Plan lief. “Ich wollte auch nur sicher gehen,  dass du dich nicht mal wieder mit einer Flasche Rotwein und der Tageszeitung auf dem Balkon verkriechst.” Das geplante Date, eine reine Inszenierung. Eine Szene spielt sich vor meinen Augen ab. Ich überreiche Matthieu meinen Wohnungsschlüssel. Wer weiß wie oft er darin allein gewesen war. Bei meinen Sachen, bei der Kiste mit dem Foto. Er konnte es einfach abfotografieren und unbemerkt zurück in die Kiste legen. Ich habe ihn praktisch dazu eingeladen sich einfach zu bedienen. Matthieu war R die ganze Zeit über. Aber… „Du fragst dich bestimmt warum. Warum tut dir die Liebe deines Lebens sowas nur an? Tja, daran bist du ganz allein Schuld. Du und dieser Roman.“ Ich versuche vergeblich die Lücken in meinen Gedanken zu füllen. „Was hat dir der Mann vom Café erzählt?“ frage ich verzweifelt. „Habe ich so sehr zugeschlagen, dass du jeden Funken Intelligenz verloren hast?“ fragt Matthieu genervt und spielt an der Waffe rum. „Der Mann im Trenchcoat ist ein armer Straßenmusiker, der für ein bisschen Kleingeld wohl alles tun würde.“ Er steht von seinem Stuhl auf, breitet seine Arme aus und verneigt sich theatralisch. „Darf ich vorstellen: Matthieu Richard Lacroix. Geborener Grisel. Wie mein Vater.“ Vor mir sehe ich die Frau mit dem kleinen Jungen bei Richards Beerdigung. Es war nicht die Frau seines Bruders. Und auch nicht sein Neffe. Sondern Richards Frau. Und sein Sohn. Ich schaue Matthieu sprachlos an. Dabei sieht er ihm so ähnlich. Wie konnte ich drei Jahre lang so blind gewesen sein? Matthieus Stimme reißt mich aus meinen Gedanken: „Richard Grisel. Den Mann, den du getötet hast! Und wofür du nie büßen musstest.“ Seine Augen füllen sich mit Tränen. Er ist betrunken. Entweder hilft mir das zur Flucht oder macht ihn nur noch gefährlicher. Ich schaue auf die Glasscherben der zerbrochenen Weinflasche. Ich muss da irgendwie rankommen und mich befreien. „Wir müssen uns allerdings noch etwas gedulden, Chérie. Roman wird erst später hier auftauchen.“ Roman? Er ist also doch in Paris. Keine Geister. Immerhin war ich nicht verrückt. Aber was macht er hier? Arbeiten sie zusammen? Um sich an mir zu rächen? Matthieu fuchtelt mit der Pistole in seiner Hand vor meinem Gesicht rum. „Er muss dich abgöttisch geliebt haben um für deinen Mord ins Gefängnis zu gehen. Ob er das nach deinem Betrug wohl immer noch tut? Er hat jedenfalls sehr schnell auf deine Einladung nach Paris reagiert. Alles was dafür nötig war, war eine Postkarte von seiner geliebten Clara. Vielleicht tue ich ihm aber auch einen Gefallen damit, ihn deine Leiche finden zu lassen. Vielleicht aber auch nicht, da er dann für einen weiteren Mord in den Knast geht. Dieses Mal vermutlich für immer?“ Er lacht überlegen. Ich schließe meine Augen und versuche klar zu denken. Er hat Roman nach Paris gelockt. Er will uns beide fertig machen. Töten. Einsperren. Und vermutlich verschwinden. Er hat mich glauben lassen, Roman hätte es auf mich abgesehen. Er hat mich an meinem eigenen Verstand zweifeln lassen, sogar an Richards Tod. Ich blicke auf und sehe direkt in die schwarze Mündung seiner Pistole. „Fühlst du dich nicht schuldig? Einen unschuldigen Mann zu töten? Einem Jungen seinen Vater zu nehmen?“ „Dein Vater war ein Mörder, Matthieu“ sagt plötzlich eine fremde und doch vertraute Stimme hinter mir. Roman. Die Schritte im Gang. Er war mir gefolgt. Er und kein Geist. Ich traue mich nicht meinen Kopf zu wenden aus Angst, dass Matthieu abdrückt. Er ist im Moment unberrechenbar. Ich höre wie Roman langsame Schritte in unsere Richtung macht. „Dein Vater hat uns kleine Stücke unserer Seele genommen. Tag für Tag. Uns alles genommen was wir hatten. Sogar unseren freien Willen. Bis wir innerlich tot waren.“ „Du lügst“ schreit Matthieu. Ich höre einen Schuss. Ich spüre wie Wärme in mir aufsteigt, meine Ohren taub werden und Blitze vor meinen Augen erscheinen. Jemand schreit. Danach ist alles schwarz.

Paris, 17. Juni 13:45

„Guten Tag meine Damen und Herren. Kapitän Meyer und die gesamte Besatzung begrüßen Sie herzlich an Bord auf Ihrem Flug von Paris Charles de Gaulle nach Barcelona. Bitte beachten Sie die Sicherheitshinweise unserer Flugbegleiter und halten Sie die Sicherheitsgurte für den Start bitte geschlossen…“ Ein paar Minuten später blicke ich ein letztes Mal auf die Seine. Auf Paris. Ich krame die Tageszeitung aus meiner Tasche. Ein Blick auf die Titelseite reicht. Die Schlagzeile „Wasserleiche identifiziert“ ziert ein idyllisches Foto der Seine. Ironisch ruhig. Ich beginne zu lesen: Am Samstag, den 16. Juni wurde gegen 4 Uhr morgens eine Leiche aus der Seine gezogen. Ein Bäckereiangestellter hatte den jungen Mann auf seinem Weg zur Arbeit entdeckt und sofort die örtliche Polizei verständigt. Nach Untersuchungen stellte sich heraus, dass es sich bei dem jungen Mann um Matthieu Richard Lacroix handelt. Seine Mutter Anne Lacroix identifizierte ihn am späten Abend. Lacroix hat ihren Mädchennamen angenommen nachdem ihr Ehemann Richard Grisel vor 15 Jahren in Mainz ermordet wurde. Das Mordmotiv war nach Aussage des verhafteten Täters Roman Mironov angeblich widerwillige Gefangenschaft und Erpressung von 30 Anhängern. Grisels vermeintliche Tätigkeit als Sektenführer konnte jedoch nie nachgewiesen werden. Der Mord jährte sich in der Nacht zum 16. Juni zum 15. Mal, weshalb nun ermittelt wird ob es sich beim Tod von Matthieu Lacroix um einen unglücklichen Unfall nach einer Studentenparty oder um Fremdeinwirkung handelt. „Ein letzter Neuanfang. Und dieses Mal sogar als Clara. Oder willst du lieber bei Camille bleiben? Wir können uns auch einen spanischen Namen überlegen“ sagt Roman lachend. Er nimmt mir die Zeitung aus der Hand und beginnt konzentriert das Kreuzworträtsel zu lösen. Ich blicke ein letztes Mal auf Paris, was immer kleiner wird und langsam in der Ferne verschwindet. Endgültig. Es war ein magischer Ort gewesen. So magisch, dass er sogar Clara Decker von den Toten auferstehen ließ. Ich kichere innerlich. „Au revoir, Frankreich“ flüstere ich und klappe die Fensterblende zu.

33 thoughts on “Zwischen Liebe und Leichen

  1. Sehr gute Story!
    Allerdings erschließt sich mir nicht, warum beim Tod von Matthieu auch in Richtung eines Unfalls bei einer Studentenparty ermittelt wird. Wurde er nicht erschossen? Und die Parallele zu seinem Vater und dessen Ermordung vor genau 15 Jahren lassen ja eher auf einen (geplanten) Mord schließen, zumindest für außenstehende…
    Aber ansonsten eine Runde Geschichte und ein toller Erzählstil.

    P.S. vielleicht hast du ja Lust, meine Geschichte zu lesen >>Glasauge
    Über ein Feedback würde ich mich freuen.

    1. Vielen Dank für dein Feedback! Im Nachhinein betrachtet gebe ich dir völlig Recht, das wäre schon ein sehr großer Zufall. Ich habe das Ende der Geschichte ziemlich früh schon geschrieben als ich noch andere Ideen zu der Story hatte.
      Freue mich schon darauf deine Geschichte zu lesen 🙂

  2. Hallo Nathalie, vielen Dank für deine Geschichte. Ich fand sie wirklich sehr spannend und auch durch den Handlungsort Paris sehr romantisch mysteriös. Das war in sich sehr stimmig und der Lesefluss war, bis auf ein paar Kleinigkeit, super.
    Leider war die Geschichte gegen Ende sehr schnell vorbei, ich hätte wirklich gerne weiter gelesen😊
    Was ich allerdings nicht verstanden hab, ist Clara nicht auch angeschossen worden oder warum wurde ihr warm und sie wurde ohnmächtig? Danke für eine kurze Erklärung. Alles Liebe, Jenny/madamepapilio

    1. Vielen Dank für deine lieben Worte, habe mich sehr gefreut 🙂
      Zu deiner Frage: Ich wünschte ich könnte dir eine bessere Antwort geben, aber ich weiß es nicht. Ich hatte zwei Szenarien im Kopf und konnte mich einfach nicht entscheiden und habe deshalb versucht das Ende etwas offener zu halten:
      1) Roman erschießt Matthieu und Clara wird aufgrund der Situation (Schlag auf den Kopf, Stress, Panik) ohnmächtig
      2) Clara wird angeschossen und Roman “kämpft” mit Matthieu und ertränkt ihn im Fluss

      Ich mag Geschichten, die nicht zu viel verraten und Raum für die eigene Vorstellung lassen wie genau sich eine Szene abspielt. Hoffentlich konnte ich das auch so umsetzen 🙂
      Liebe Grüße

  3. Hallo Nathalie,
    zuerst mal – spannende Story, schöne Location, gute Wende am Ende.
    Ein paar Kleinigkeiten sind wir aufgefallen:
    – Zwei- oder dreimal springst du für ein, zwei Sätze von der Gegenwart in die Vergangenheit, dann wieder zurück. Passiert im Eifer des Schreibens. 😉
    – Mich hat ein bischen irritiert, dass sowohl Camille als auch der Bösewicht in der Ich-Form erzählt werden. Wär es nicht klarer, wenn der Böse aus personaler Perspektive erzählt wird, als als “er”?
    – Camille bezeichnet sich als sozialen Einzelgänger, berichtet dann aber von Parties in den Katakomben. Sooo einzelgängerisch klingt das nicht.
    – Sie ist später, als sie durch die Unterwelt wandert, ziemlich cool, fällt aber gleich in Ohnmacht, als sie das alte Foto sieht?
    – Ist statt 11:30 nicht 23:30 klarer? Aber das ist reine Geschmackssache. 🙂
    – “Du weißt wo” heißt ja, sie kennt sich aus da unten. Allerdings würde ich, bevor ich in die Unterwelt klettere, auf jeden Fall die Taschenlampe prüfen, ob sie funktioniert und hell genug ist und sie fest die Hand nehmen und in das dunkle Loch mit der glitschigen Leiter leuchten, bevor ich einen Fuß darauf setzte. Oder?
    – Sein Lächeln, das schelmisch, fast boshaft ist. Schelmisch ist doch nett, verschmitzt, und wird dann direkt boshaft, negativ? Finde ich ein bisschen widersprüchlich.
    – Widerwillige Gefangenschaft. Ist das nicht immer widerwillig? Würde “erzwungene” es nicht besser treffen?
    Nun hör ich aber auf. Sind alles nur Kleinigkeiten, die Story ist wirklich gut.
    Ich mach jetzt den Klugscheißermodus wieder aus. Nicht böse sein. Ich mag die Story. ☺

    1. Hallo 🙂
      Vielen Dank für dein Feedback, ich freue mich über konstruktive Kritik 😉
      Ich werde auf jeden Fall deinen Rat annehmen! Ich finde die Idee echt gut die Bösewicht-Perspektive als “er” zu erzählen. Auch das mit der Uhrzeit wird bestimmt deutlicher gemacht und auch an der Vergangenheit/Gegenwartform muss ich echt nochmal arbeiten! Da hast du Recht, ist im Eifer passiert da ich generell die Vergangenheitsform bevorzuge, aber die Geschichte in der Gegenwart besser fand.
      Bei “schelmisch” dachte ich eher an so einen bösartigen Giftzwerg, aber gut das zu wissen 😀
      Vielen Dank nochmal für die Kritik und liebe Grüße 🙂

  4. Liebe Nathalie, deine Geschichte bekommt mein like, weil ich mich nicht mühsam einlesen musste, sondern gleich vom Charme mitgerissen wurde. Ich liebe es, dass es in Paris spielt und dein Schreibstil nimmt einen so mit, als wäre man hautnah dabei. Sehr schön geschrieben. Ein paar Widersprüche gibt es, die hat Annelie H. Aber schon erwähnt, trotzdem sehr gelungen. Drück dir die Daumen. Liebe Grüße Nadine (Geschichte: “das zweite Auge”)

    1. Liebe Nadine,
      Vielen Dank für deine lieben Worte, ich freue mich sehr, dass dir mein Schreibstil so gut gefällt 🙂 ich liebe es, wenn Geschichten diesen Hautnah-Effekt haben
      Ich werde deine Geschichte auf jeden Fall lesen und dir auch die Daumen drücken!
      Liebe Grüße Nathalie

  5. Hallo
    Mir hat deine Geschichten gefallen.
    Es gab einige Zeitfehler, und ich hab beim ersten lesen nicht alles kapiert.

    Also hab ich die Geschichte noch einmal gelesen.
    Ich liebe Paris, vielleicht lag es daran.

    Später erschloss sich mir die Story und deine Intention immer mehr.

    Kurzgeschichten dürfen den Leser auch ruhig mal ein wenig fordern.

    Insgesamt mochte ich dein Werk. Auch das Ende war logisch und gut.

    Man spürt, dass du dich sehr mit dem Thema beschäftigt hast.
    Dass da viel Energie von dir eingeflossen ist.

    Ich fand die Spannung, die Protagonisten und das Finale soo toll, dass ich dir gerne ein Like dalasse.

    Das hast du dir jedenfalls redlich verdient.

    Schreib weiter und weiter.
    Und engagiere in Zukunft immer noch einmal einen Gegenleser. (Frag halt ne Freundin oder nen Kumpel).

    Selbst die größten Autoren und Schriftsteller haben Lektoren und Gegenleser. Die finden solche kleinen Mängel, wie sie in deiner Story auftreten, sofort.

    Du kannst stolz auf dich und auf deine Geschichten sein.

    Hast du mit viel Herzblut und Liebe geschrieben.
    Schreib weiter und weiter. Und du wirst den Lesern noch viele tolle Geschichten schenken.

    Da bin ich mir ganz sicher.

    Liebe Grüße aus dem Münsterland.

    Swen Artmann (Artsneurosia)

    Vielleicht hast du ja Lust und Zeit, meine Geschichte auch zu lesen.

    Sie heißt:
    “Die silberne Katze”

    Vielen Dank dafür.

    Bis dann.
    Swen

    1. Vielen lieben Dank Swen! Ich schreibe eigentlich lieber in der Vergangenheit aber für die Dynamik der Geschichte fand ich die Gegenwartsform sinnvoller, deshalb die Zeitfehler 😀
      Dein Feedback bestärkt mich darin weiter zu schreiben und meine Kurzgeschichte auch mal meine Freunde lesen zu lassen. Gegenleser sind wirklich sinnvoll um solche Fehler zu vermeiden
      Ich freue mich auch auf deine Geschichte!
      Liebe Grüsse
      Nathalie

  6. Moin Nathalie,

    eine wirklich tolle Geschichte die du dir da ausgedacht hast.
    Paris, die Stadt der Liebe und dann finden die Ereignisse rund um meinen Hochzeitstag statt…damit hattest du mich gleich! Aber das nur am Rande.

    Mir gefällt dein Plot und dein Erzählstil…mir war zwar ziemlich schnell klar, wer hier ein falsches Spiel spielt, aber das schadete dem Leseerlebnis keineswegs. Am besten gefällt mir der Schluss. Die Auflösung der Ereignisse in einem Zeitungsartikel zu erklären, ist ein gutes Stilmittel.

    Mein Like lass ich dir gerne da und wünsche dir alles Gute für’s Voting.

    LG Frank aka leonjoestick ( Geschichte: Der Ponyjäger)

    1. Danke Frank! Und noch alles Gute nachträglich zum Hochzeitstag 😉
      Ich hätte gerne noch mehr Personen eingebaut, aber durch die Länge der Kurzgeschichte hab ich mich dann doch auf 3 beschränkt
      Ich wünsche dir auch noch alles Gute und werde deine Geschichte auf jeden Fall noch lesen!
      Liebe Grüsse
      Nathalie

  7. Hey Nathalie,
    Paris als Setting deiner Geschichte fand ich total toll. Auch deine Protagonistin war mir sehr sympathisch und man konnte sich durch die Ich-Perspektive besonders gut in sie hineinversetzen. Die Wendung am Ende kam überraschend und die Katakomben als Ort des Showdowns hat sich natürlich besonders angeboten. Was mich am Ende etwas verwirrt hat, dass Roman (der ja aus dem Gefängnis ausgebrochen ist, bzw. jetzt evtl. des Mordes verdächtigt wird) ohne Probleme verreisen/auswandern kann. Ansonsten fand ich die Geschichte aber sehr rund und schlüssig – gebe dir gerne ein Like 🙂

    Vielleicht hast du ja auch Lust mal bei mir vorbeizuschauen. Ich würde mich freuen.
    Liebe Grüße
    Farina

    https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/splitter-einer-identitaet

  8. Hallo Nathalie!
    Paris – das kenne ich normal nur als Stadt der Liebe – grins.
    Mir gefiel die Story sehr gut. Dass Roman so verreisen konnte, kam mr allerdings auch komisch vor, aber so ein falscher Pass lässt sich ja besorgen. Mein Like hast du.
    Vielleicht hast du auch Lust meine Geschichte zu lesen und mir Feedback zu geben.
    Ich würde mich mega freuen.
    Liebe Grüße
    Lotte
    https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/der-alte-mann-und-die-pflegerin

  9. Hallo Ich kann mich meinen Vorgängern nur anschließen und meinen Lob für die Geschichte und den Plot ausdrücken. ‘Ich hatte zwar schnell den Verdacht wer der Falschspieler ist aber hat trotzdem spaß gemacht. Auch die Auflösung ist cool gelöst – erfrischend anders.
    Mein Like hast du weiter so!

    Vlt magst du auch meine Geschichte Lesen und bewerten und wenn sie gefällt ein Like dalassen 😉
    https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/black-mask

    Gruß Daniel/thomaskaufmann11

  10. Hallo,
    ich bin gerade einfach durch die noch nicht von mir gelesenen Geschichten geschellt und bei Deiner herausgekommen. Ich habe gerade Pause in der Arbeit und habe mir damit wunderbar die Zeit vertrieben – besser kann es ja nicht sein 🙂
    Daher lasse ich Dir gerne ein Herzchen da!
    Vielleicht magst Du ja auch bei mir “vorbeilassen” und bei Gefallen meine Geschichte Liken?
    Ich würde mich sehr freuen!

    Liebe Grüße
    Anna (Die Nachtschicht)

  11. Liebe Nathalie,
    deine Geschichte hat mir ausnehmend gut gefallen! Du hast sie in Paris spielen lassen, was ich ziemlich spannend fand. Ich habe nicht gleich durchschaut, wer der Gegenspieler ist, somit hat mich das Ende sehr überrascht. Dein Schreibstil hat mich sehr schnell in den Bann gezogen, so dass ich die Geschichte nicht aus der Hand legen konnte. Ich hatte keinen Augenblick das Gefühl, dass etwas zu viel oder langatmig war. Das kann ich nicht von jeder Geschichte sagen, die ich hier schon gelesen habe. Der Schluss verwirrte mich etwas. Ist er nun erschossen worden oder ertrunken? Die Frage bleibt bei mir etwas offen, das macht aber nichts, sonders es lässt Spielraum für die eigene Phantasie.

    Ich mag deine Geschichte sehr und darum bekommst du von mir natürlich auch sehr gerne ein Like. Ich drücke dir ganz fest die Daumen, dass es deine Geschichte ins eBook schafft!

    Falls du magst, würde ich mich sehr freuen, wenn du auch bei meiner Geschichte vorbeischauen und sie kommentieren würdest. Sie heißt „Stunde der Vergeltung“. https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/stunde-der-vergeltung

    Liebe Grüße
    Angela

  12. Liebe Nathalie! Das war`s! Dass Deine Geschichte gut ist, das habe ich mir schon gedacht, als ich sie anlas, für meine Leseliste. Deswegen gabs da auch schonmal ein Like. Eben habe ich sie dann aber richtig gelesen – und wurde nicht enttäuscht. Ich weiß nicht, ob die Likes fürs E-Book ausreichen, ich hoffe es aber, denn Deine Storyist toll!

    Alles Gute für Dich!
    Kollegiale Grüße!
    Kathrin aka Scripturine / https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/die-nacht-in-der-das-fuerchten-wohnt

  13. Liebe Nathalie,
    leider habe ich deine Geschichte erst jetzt enddeckt, aber besser spät als gar nicht.

    Auch ich fand es spannend, dass sie in Paris spielt und der Schluss war wirklich spannend. Klar, war es komisch, dass beide unter ihren richtigen Namen reisen, aber man muss nicht immer alles auf die Goldwaage legen.

    Was mir nur die Nackenhaare hat aufstellen lassen, war das Wort “fägt”. Uh, das geht nicht…..

    Die Zeit am 15.06. erst 20 Uhr und dann 11:30 ? (das hat irritiert).

    Aber sonst, wirklich ein toller Schreibstil, hoffe du schaffst es ins E-Book.

    Grüße
    Moni

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