Mery TiDie Kebab-Morde

 

Die Kebab-Morde

 

 

 

Ich weiß noch, dass mir der Mann wegen seiner Größe direkt auffiel. Er überragte jeden im Raum um mindestens einen halben Kopf. Ansonsten war er gewöhnlich, eher langweilig. Ich hatte ihn vergessen, sobald ich den Blick abgewandt hatte.

 

„Ich würde zu gerne Frau Bergers Gesicht sehen, wenn sie hört, dass ich doch nicht zu dumm fürs Abi bin.“ Sonya grinste breit und spielte mit dem Plastikstrohhalm in ihrer Cola. Hinter ihrem Grinsen verbarg sich eine Bitterkeit, die wir alle fühlten und mit einer eigenen Geschichte verbanden.

„Oder Herr Theil, der uns immer gesagt hat, wir schaffen nicht mal den Real-Abschluss.“ Enes machte eine rüde Geste mit den mittleren Fingern beider Hände.

„Vergesst sie! Jetzt fängt unser Leben erst richtig an.“ Hasan lehnte sich breitbeinig auf der Eckbank zurück. „Nie wieder Mathe!“

Wir anderen fünf frischen Abiturienten jubelten so laut, dass die anderen Gäste im Restaurant uns empört ansahen. Es war uns egal, heute fühlten wir uns wie Sieger. Das erste Mal in unserem Leben.

„Ich muss kurz aufs Klo, bin gleich wieder da“, flüsterte ich Jasmin zu, die nur abwesend nickte. Sie war zu sehr damit beschäftigt, Fotos von ihrem Essen bei Instagram zu posten.

Das türkische Restaurant mit der edlen Wanddeko und dem kunstvollen Springbrunnen war eigentlich weit über unserem Budget, aber an diesem Abend gönnten wir es uns. Mit etwas Taschengeld von unseren Eltern.

Ich ging auf die Treppen zu, die zu den Toiletten führten. Im Augenwinkel sah ich, wie der große Mann mit langsamen Schritten zu dem Gästebereich trat. Der Kellner, ein jüngerer Mitschüler von uns, trat zu ihm und sprach ihn höflich an. Der Mann öffnete den Verschluss seiner gepolsterten Jacke und zog ein Maschinengewehr heraus. Der Kopf meines Mitschülers explodierte, als der Mann ihm eine Ladung Kugeln ins Gesicht schoss. Die Gäste brauchten mehrere Sekunden, um zu realisieren, was geschehen war. In der Zeit hatte der Mann schon weitere fünf essende Gäste erschossen. Panik brach aus. Mein Fluchtinstinkt war größer als alles andere, was ich je gefühlt hatte. Meine Beine trugen mich wie von alleine die Treppen hinunter. Meine Freunde, mit denen ich seit dem Kindergarten befreundet war, waren vergessen. Ich bemerkte nicht, dass mir Gäste nachrannten oder dass ich sie wegstieß, um schneller unten zu sein. Es vergingen mehrere Stunden, in denen ich auf einer dreckigen Toilette saß und den Türgriff zuhielt, bis fremde Hände sie sanft davon befreiten.

 

Dreizehn Menschen wurden an jenem Abend hingerichtet. Meine Freunde waren tot. Sie hatte er direkt nach meiner Flucht getötet, bevor er von einem kräftigen Gast aufgehalten wurde. Der Mörder war auch tot. Selbstmord. Kopfschuss, bevor ihn die Polizei schnappen konnte.

 

Danach folgte das übliche Prozedere. Auf dem PC des Mannes – Stefan Förster, was für ein gewöhnlicher Name, – wurde ein Manifest mit „wirren rassistischen Thesen“ gefunden, zusammen mit mehreren illegal erworbenen Waffen. Die Boulevard-Presse nannte das Massaker „Kebab-Morde“, was vollkommen unangemessen war, aber von den meisten
Medien übernommen wurde. Es gab Schweigeminuten, Demonstrationen, unzählige Blumen vor dem Laden, Talkshows und eine Trauerfeier mit den höchstrangigen Politikern. Einen Monat später verschwanden meine Freunde und die anderen Opfer aus dem Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit.

 

Ich bin eine Überlebende. Dabei bin ich irgendwie tot. Meine Mutter hat immer gesagt: „Man kann nicht nichts denken.“ Sie hat sich geirrt. Tote denken nichts. Ich denke nichts. Bin ich tot oder lebendig?

 

Seit dem Massaker sind fünf Monate vergangen, glaube ich. Ich studiere jetzt Germanistik. Meine tote beste Freundin Jasmin und ich wollten schon seit der achten Klasse zusammen Germanistik studieren. Seit wir gemerkt haben, dass die ganzen coolen Kinder immer zu uns kamen, um die Deutschhausaufgaben abzuschreiben. Sie sagten, wir könnten „Hochdeutsch“, was so viel heißt, dass wir einfach nur Deutsch konnten. Jetzt studiere ich alleine Germanistik.

 

Im Unterricht und in der Mensa sitze ich immer alleine. Niemand weiß, dass ich eine Überlebende bin, so etwas sieht man einem ja nicht an. Vielleicht wäre ich dann ungewollt interessant. So bin ich aber genauso langweilig wie alle anderen auch.

 

Ich bin die erste im Seminarraum. Mechanisch packe ich einen College-Block, einen Kugelschreiber und meine Flasche Wasser aus. Das Mensa-Essen hat einen komischen Geschmack hinterlassen, weshalb ich einen Kaugummi aus der Vordertasche holen möchte. Zwischen der Kaugummipackung und den Taschentüchern steckt ein Handy. Nicht meins, denn meins ist in meiner Jackentasche. Ich hole es heraus. Kein Sperrcode. Ich wundere mich, weshalb ein fremdes Handy in meiner Tasche steckt, aber nur ein bisschen. Eigentlich ist es mir egal. Dennoch öffne ich die Galerie – das ist immer das Spannendste an fremden Handys. Die Galerie ist leer. Bis auf ein Video. Ich klicke mit dem Daumen darauf.

 

BUMM, BUMM, BUMM. Der große Mann dreht sich nach rechts. BUMM, BUMM, BUMM. Blut spritzt über Teller voller Kebab in verschiedenen Varianten. Ah, deshalb also „Kebab-Morde“.

 

Plötzlich bin ich nicht mehr tot. Mein Herz rast, als wolle es rausspringen und sich in Sicherheit bringen. Ich sehe mich.

 

Hinter Stefan Förster, der gerade meine Freunde erschießt, stoße ich einen jungen Mann beiseite, der die Treppen hochgerannt kommt. Der junge Mann stolpert, ich bin schon längst unten und bekomme nicht mit, was ich angerichtet habe. Der Mörder, aufgeschreckt durch die Geräusche, dreht sich zu dem Mann und schießt ihm in die Brust. Opfer Nummer dreizehn. Jemand kreischt.

 

Ich werfe das Handy gegen die Wand. Weitere Studenten haben den Raum bereits betreten und ducken sich unter dem Geschoss hinweg. Das Handy zerbricht an der Wand. Ich packe Jacke und Tasche und renne aus dem Raum.

 

Eigentlich sollte ich Fragen stellen. Wer hat das Handy in meiner Tasche versteckt? Woher kommt das Video? Und weshalb wurde es mir zugesteckt? Aber ich denke wieder nichts, ich höre nur BUMM, BUMM, BUMM.

Ich fliehe zu meinem Panikraum. Meiner winzigen Ein-Zimmer-Wohnung, die gesichert ist durch eine Alarmanlage, einem speziellen Sicherheitsschloss und zwei Türketten. An den zwei einzigen Fenstern habe ich Gitter angebracht. Hier bin ich sicher. Aber mein Kopf hat keinen Panikraum, mein Kopf ist ungesichert. Ich werde erschossen von Gedanken an spritzende Hirnmasse, blutiges Kebab, den Mann, dem ich den Todesstoß versetzt habe.

 

Erst sieben Tage später verlasse ich meinen Panikraum. Es tut mir leid, Jasmin, ich kann nicht mehr Germanistik studieren. Ich bin auf dem Friedhof. Hasan und drei der anderen wurden in den Heimatländern ihrer Eltern bestattet, wie ich, wenn ich mal tot bin. Richtig tot, meine ich. Ich lege Blumen auf Jasmins Grab. Sie war so glücklich, die erste Abiturientin in ihrer Familie zu sein. Eine Blume lege ich auf das Grab von Opfer Nummer dreizehn, der ebenfalls hier bestattet wurde. Halil Bektaş. Eine gelbe Rose. Ich weiß nicht, welche Blumen man sonst zu Gräbern bringt, die gelben Rosen haben mir gefallen.

 

Das erste Mal in meinem Leben kaufe ich mir eine Zeitung, als mir mein eigenes Gesicht entgegenspringt. Gelesen habe ich natürlich schon welche, aber online eben. Wer kauft sich heutzutage schon noch eine gedruckte Zeitung? „Anonymes Video von den `Kebab-Morden` aufgetaucht – Wurde Halil Bektaş in den Tod gestoßen?“ Der Kioskverkäufer sieht mich nicht vielsagend an, als ich ihm den Euro für die Zeitung rüberschiebe. Er sieht mich gar nicht an. Ich reiße die Zeitung an mich und fliehe. Vielleicht war das Handy doch nicht so kaputt, wie ich dachte.

 

Wenn etwas in den Social Media auftaucht, verbreitet es sich schneller als eine bunte Badebombe in warmem Wasser. Niemand interessierte sich mehr für den Terroristen Stefan Förster oder das rechtsextreme Netzwerk, dem er wohl angehörte, als millionenfach geteilt wurde, wie ich Halil Bektaş dem Mörder zum Fraß vorwerfe.

Ich fliehe zu Fuß nach Hause zu meinem Panikraum. Was, wenn mich jemand in der Bahn erkennt? Was, wenn die Polizei nach mir fahndet? Gelte ich auch als Mörderin?

Niemand beachtet mich. Keine Menschenmenge wartet mit Mistgabeln und Fackeln vor dem heruntergekommenen Studentenwohnhaus. Ich öffne den Briefkasten, der genauso aussieht wie die anderen fünfzig auch. Mein rechter Mittelfinger, Zeigefinger und Daumen werden durch die Explosion der Briefbombe von meiner Hand gerissen. Ein großer Teil der Haut meines rechten Armes und meiner rechten Wange wird verbrannt. Aber ich überlebe.

 

Jemand hat es auf mich abgesehen. Abgesehen von dem Handy und der Briefbombe habe ich einen Brief erhalten. An mein Krankenbett, das ich mehrere Wochen nicht verlassen durfte. Es ist ein Ultraschallbild, auf dem ich nichts erkenne. Auf der Rückseite steht „MÖRDERIN“.

 

Es ist leichter eine Waffe zu kaufen, als einen Thermomix im Angebot bei Aldi. Ein Anruf hier, ein skurriles Treffen mit einem ehemaligen Mitschüler hinter dem Hauptbahnhof und mein Bafög, das ich nicht mehr brauche.

Geladene Waffen sind schwerer, als man denkt. Vor allem, wenn man sie täglich in seiner Jackentasche trägt.

 

Ich weiß nicht, warum ich es tue. Aber ich muss zurück zu dem Ort, an dem mein Leben zerstört wurde. An dem meine Freunde ausgelöscht wurden. Das Restaurant, das sich an einer Straßenkreuzung befindet, ist nur noch ein Skelett. Keine Musik mehr, die bis zur Straße ertönt, keine lachenden und rauchenden Menschen mehr auf der Terrasse, kein verlockender Grillgeruch nach Kebab, der an gesellige Sommerabende erinnert. Auf der Stufe vor der Eingangstür quetschen sich noch immer Teddybären, Kerzen und Blumen, aber es sind weniger geworden. Irgendwann wird sich niemand mehr erinnern. Ich hole den Bilderrahmen aus meiner Tasche und stelle ihn auf die Armee aus Kerzen, die längst nicht mehr brennen. Die Gesichter meiner Freunde strahlen mir entgegen. Sie alle hatten noch so viel vor. Hasan wollte Ingenieur werden, wie sein Vater es sich immer gewünscht hatte. Enes wollte Zahnarzt werden. Jasmin wollte irgendwann für das Fernsehen arbeiten. Ich entdecke zwischen einem Teddybären und einem Strauß Blumen ein Foto und hebe es auf. Es ist ein Ultraschallbild. Unter dem Bild steht die Inschrift: “Dein Herz wird immer weiter schlagen in der Brust deines Sohnes.” Ich lege das Bild zurück.

 

Wenn jemandem sein Glück, seine Zukunft, entrissen wird durch die egoistische Geste eines anderen, dann verspürt man nur noch Hass. Dann gibt es ein Ziel, auf das man seine hilflose Wut abladen kann. Die wenigsten schaffen es, sich aus den Fängen der Rachegelüste zu befreien. Ich verstehe es, wirklich. Wenn S. Förster noch leben sollte, würde ich ihm alle fünf Kugeln, die ich habe, in seinen Schädel feuern, bis er platzt wie eine Wassermelone auf Beton. BUMM, BUMM, BUMM, BUMM, BUMM.

Sie wohnt in der Nähe des Restaurants, wo es geschah. Wer möchte, kann über ein paar Klicks im Internet eine ganze Menge private Daten über eine Person herausfinden. Die Wohnung liegt im elften Stock eines grauen Hochhauses zwischen drei identisch aussehenden Hochhäusern. Kinder, die viel zu jung sind, um alleine draußen zu sein, spielen auf dem grauen Betonboden. Alte Männer in Bademänteln und Pantoffeln rauchen auf dem Hof. Die Vordertür ist unverschlossen. Ich fahre den nach Urin und billigem Putzmittel riechenden Aufzug hoch.

Die Wohnung liegt im hintersten Korridor, wo es selbst mit Flurlicht dunkel ist. Mehrere paar Schuhe stehen auf einem kleinen Regal vor der Wohnung.

Ich lege die Blumen und den Brief auf ein Paar alte Sportschuhe. Schuhe, die nie wieder getragen werden. Dann ziehe ich mich zurück.

„Stopp!“

Eine kleine Frau mit langen schwarzen Haaren steht im Türrahmen. Ihr Gesicht ist rot und wutverzerrt. Meine Hand schließt sich um die Waffe.

„Frau Bektaş.“ Sie sieht sich um, als ob sie nach einer Waffe sucht. 

„Du Mörderin! Wie kannst du es wagen, hierher zu kommen? Du feiges Stück Sch-“

„Ich weiß, dass Sie mir das Handy und das Foto geschickt haben. Und wahrscheinlich auch die Bombe.“ Ich winke mit den zwei verbliebenen Fingern meiner rechten Hand. “Auch wenn ich nicht weiß, wo Sie eine Bombe herbekommen haben.” Aber ich habe schließlich auch ganz einfach eine Pistole kaufen können. 

Wie jede Schwangere streichelt Frau Bektaş liebevoll ihren Bauch, als ihr ungeborenes Kind ihr Halt gibt. Ihr Gesicht dagegen drückt schieren Hass aus. Ein bisschen angewidert sieht sie auch aus, als sie die noch nicht ganz verheilten Stummel meiner Finger ansieht.

„Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie du meinen Mann weggestoßen hast, um dich selbst zu retten.“ Sie umklammert ihren Bauch und weint plötzlich. „Ich saß da und konnte nichts tun. Ich wollte, dass du dafür bezahlst.“

Ich wünschte, ich könnte auch weinen, damit sie sieht, wie sehr es mir leidtut.

„Ich wollte das nicht, glauben Sie mir. Ich habe es nicht einmal bemerkt. Ich bin einfach da runtergerannt, weg von dem Mörder, von den Schüssen…“

Sie wird hoffentlich niemals verstehen, wie es ist, wenn man vor dem Sensenmann in Person flieht.

Frau Bektaş schluchzt. „Ich wünschte, du wärst tot und nicht mein Mann.“ Sie lehnt sich an den Türrahmen. Ihr großer Bauch muss ganz schön schwer sein.

„Ich auch. Glauben Sie mir.“ Kommt schon, Tränen! Zeigt der Frau meine Reue!

„Verschwinde von hier und komm nie wieder! Sonst bringe ich dich um!“ Sie wirft die Rosen auf mich, die einzige Waffe, die sie findet, und knallt die Tür zu. Ich höre ihre gedämpften Schluchzer. Mehrere Nachbarn haben die Köpfe aus ihren Wohnungen gesteckt, um zu sehen, wo der Lärm herkommt. Ich beachte sie nicht.

 

Der Friedhof wirkt eigentlich viel zu fröhlich für die Tristheit, die er verbreitet. Es ist, als ob die Tränen der Hinterbliebenen die Natur hier zum Leben erweckt hätten. Wie ironisch. So eine wuchernde Schönheit auf all den verrottenden Körpern unter der Erde. Aber das ist wohl der “ewige Kreis des Lebens”, wie Mufasa sagen würde. Ich sitze auf einer Bank unter einem Baum und betrachte die sorgfältig geschmückten Gräber. Irgendwann würde man ihre Körper ausbuddeln, um Platz für andere Leichen zu machen. Friedhöfe sind ein lukratives Geschäft. Ich lehne mich zurück und lasse die Sonne auf mein Gesicht brennen. Mit geschlossenen Augen höre ich dem Frühling zu. Ich denke nichts, gar nichts, als ich meine Waffe aus der Tasche ziehe. Im Internet habe ich gesehen, wie man sie entlädt. Ich stecke sie mir in den Mund. Und öffne meine Augen.

 

 

 

 

 

9 thoughts on “Die Kebab-Morde

  1. Bereits der erste Absatz deiner Geschichte gefällt mir richtig gut! Man kennt den Mann noch nicht, weiß aber dass eine Bedrohung von ihm ausgeht und wird danach in diese unschuldige Szene der paar Freunde im Restaurant geworfen.

    Du schaffst es durch die Unterhaltung der Freunde und die Gedanken am Anfang, dass man gut mit der Gruppe “mitfühlen” kann. Auch wenn man nicht unbedingt die selbe Erfahrung gemacht hat, hat wahrscheinlich jeder Leser schon einmal das Gefühl vermittelt bekommen, nicht gut genug für “was-auch-immer” zu sein. Man kann sich in die Gemütslage gut reindenken und baut direkt eine Beziehung zu den Charakteren auf. Dadurch trifft die Handlung einen später um so härter! Das hast du richtig gut gemacht.

    Du beschreibst auch wirklich schön! Deine Wortwahl gefällt mir durchgehend total gut. Normalerweise wenn ich Geschichten hier kommentiere, zitiere ich oft meine Lieblingsstellen, aber es gibt bei deiner Geschichte einfach zu viele! Da würde ich fast schon die komplette Geschichte hier in meinen Kommentar schreiben^^

    Aber das hier muss ich auf jeden Fall erwähnen:
    “Ich bin eine Überlebende. Dabei bin ich irgendwie tot. Meine Mutter hat immer gesagt: „Man kann nicht nichts denken.“ Sie hat sich geirrt. Tote denken nichts. Ich denke nichts.”

    und das hier:
    “Im Unterricht und in der Mensa sitze ich immer alleine. Niemand weiß, dass ich eine Überlebende bin, so etwas sieht man einem ja nicht an. Vielleicht wäre ich dann ungewollt interessant. So bin ich aber genauso langweilig wie alle anderen auch.”

    Ich finde du beschreibst so gut und persönlich, dass ich mich an manchen Stellen sogar gefragt habe, ob du tatsächlich so eine ähnliche Erfahrung gemacht hast. Vielleicht ist es auch die Ich-Perspektive, die alles so persönlich macht. Auf jeden Fall hast du die Perspektive super eingesetzt!

    Dass sie mechanisch ihren College Block rausholt oder es ihr fast schon egal ist, warum ein fremdes Handy in ihrer Tasche ist, passt so gut zu ihrer Entwicklung.

    Als sie sich das Video anschaut und man liest, was da zu sehen ist, war ich richtig geschockt! Ich glaube das liegt halt auch daran, dass du vorher schon so gute Arbeit geleistet hast und man sich regelrecht in deine Protagonistin hineinversetzen kann. Ich weiß nicht wie ich das beschreiben soll, aber bei dem BUMM BUMM BUMM habe ich physisch gespürt, wie schrecklich es sein muss, das Video an ihrer Stelle jetzt zu sehen.
    “Plötzlich bin ich nicht mehr tot. Mein Herz rast, als wolle es rausspringen und sich in Sicherheit bringen. Ich sehe mich.” -> einfach nur krass

    Es ist einfach so gut, wie du vorher das Chaos beschrieben hast und dass sie nicht weiß was sie macht und ihr Überlebensinstinkt einsetzt, bei ihrer Flucht. Und dann zu sehen und jetzt zu realisieren, dass sie jemanden umrennt, der dann später ermordet wird.

    “Aber mein Kopf hat keinen Panikraum, mein Kopf ist ungesichert. Ich werde erschossen von Gedanken an spritzende Hirnmasse, blutiges Kebab, den Mann, dem ich den Todesstoß versetzt habe.” -> so ein extrem guter Satz

    Ich habe dann irgendwann aufgehört mir Notizen nebenbei zu machen, weil ich dann einfach nur noch lesen wollte und viel zu sehr “in der Geschichte” drin war.

    Ich finde du hast einen total komplexen Konflikt geschaffen und total komplexe Probleme und Figuren. Ich versuche irgendwie die richtigen Worte zu finden, aber ich kann gar nicht so richtig beschreiben, wie sehr mir deine Geschichte gefällt.

    Ich hatte gegen Ende ein bisschen das Gefühl, dass dein Schreibstil und der Realismus der Geschichte ein klein wenig abgeflacht ist. Vielleicht hattest du nicht mehr so viel Zeit oder vielleicht bilde ich mir das auch nur ein. (Ich hatte meiner Freundin zB deine Geschichte gezeigt, sie fand sie auch sehr gut und das von Anfang bis Ende auf gleich hohem Niveau.)

    Ich bin sehr froh, dass ich über deinen Kommentar auf deine Geschichte gestoßen bin, die mir sonst vielleicht gar nicht aufgefallen wäre.

    Hast du noch mehr Geschichten veröffentlicht? Vielleicht online auf einem Blog von dir? Ich würde gerne mehr von dir lesen

    1. Wow, ich bin total begeistert, dass du meine Geschichte so gut fandest. Danke für deinen ausführlichen Kommentar und das viele Lob. Und auch deiner Freundin 🙂
      Einen Blog habe ich nicht (ist nicht so meins), aber eine zweite Kurzgeschichte habe ich hier hochgeladen: “Die Nachgeburt”. Ich würde mich sehr freuen, wenn du sie lesen würdest. Ansonsten bin ich eher dem Genre der Fantasy zugetan und schreibe auch in die Richtung, aber noch unveröffentlicht.

      Ich habe gerade gesehen, dass du der Autor der Nero-Geschichte bist. Da bin ich doch noch viel geehrter, dass du meine Geschichte gelesen und für gut befunden hast!:)

  2. Hi Mery Ti,
    Alexander hat mir Deine Geschichte empfohlen und mir hat sie ebenfalls sehr, sehr gut gefallen. Ich mag Deinen Schreibstil und auch die Handlung Deiner Geschichte, obwohl letztere natürlich sehr grausam ist.
    Beim Titel dachte ich zuerst, dass es – trotz dem Wort “Morde” – ein bisschen Humor geben könnte. Die Idee für Deinen Titel finde ich sehr gut gewählt.

    Was mir an Deinem Schreibstil besonders gut gefällt ist zum einen Deine bildhafte Sprache und, dass Du es schaffst, in der Ich-Perspektive zu schreiben und nicht alle Sätze mit “Ich” zu beginnen.

    Zum Teil hatte ich etwas Mühe mit den abrupten Szenenwechsel. Einerseits haben sie den Spannungsbogen gut gehalten. Andererseits war ich kurz irritiert, weil ich nicht wusste, wo wir uns in der Handlung befanden.

    Ich drücke Dir die Daumen, dass es Deine Geschichte bzw. eine Deiner Geschichten in die Anthologie schafft!
    Ich werde Deine Geschichte jetzt in menen “Best of #wirschreibenzuhause”-Thread bei Twitter aufnehmen.

    1. Liebe EmmaZecka,

      ich fühle mich geehrt, dass du meine Geschichte so lobst.
      Außerdem finde ich es toll, dass wir uns durch Alexander beginnen zu vernetzen. Er hat mir auch deine Geschichte empfohlen und ich werde jetzt hoffentlich endlich Zeit finden, sie mir durchzulesen.
      Ich werde dir dann auch einen Kommentar hinterlassen.
      Liebe Grüße und dir auch viel Glück 🙂

  3. Hi Mery Ti,
    zuallererst ein Riesenkompliment zu Deiner Geschichte!
    Das Thema (und auch der Titel) ist ja leider nach wie vor hochaktuell.
    Du hast diesen Moment, in dem alles zerstört wird so unglaublich eindringlich beschrieben, dass ich direkt Gänsehaut bekam. Der Hauptperson hast Du in einer sehr sensiblen Art und Weise Tiefe gegeben, die Gedanken- und Gefühlswelt unheimlich präzise beschrieben – WOW!
    Ich kann nur nochmal sagen, dass ich Deine Geschichte wirklich richtig gut fand, Mein Like hast Du!

    P:S. vielleicht hast Du ja Zeit und Lust, auch meine Geschichte (“Glasauge”) zu lesen und ein kleines Feedback da zu lassen …

  4. Hallo Mery Ti
    der Wettbewerb ist nun schon eine Weile her, das Votum für das ebook leider auch, denn es macht mich schon traurig, dass eine so wahnsinnig gute Geschichte wie deine nicht mehr Aufmerksamkeit gefunden hat.
    Dein Plot ist ganz stark, dein Schreibstil klasse. Du hast uns ein tragisches Schauspiel beschrieben, und das so bildlich, dass ich meinte, dabei zu sein. Ich habe gesehen, dass du noch eine Geschichte geschrieben hast, und die möchte ich jetzt auch unbedingt lesen.
    Vielleicht bist du ja irgendwann nochmal hier und liest das..was ich hoffe..dann komm doch mal zu instagram @wirschriebenzuhause..und du wirst sehr viele Schreiberlinge lesen, welche auch bei dem Projekt mitgemacht haben.
    Ich würde mich freuen, dich dort begrüßen zu können und bis dahin..machs gut und bleib gesund 🍀
    Liebe Grüße frechdachs 🙃

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