lisasDie Patientin

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„Der Dienst verlief soweit ruhig. Die Patientin aus Zimmer 15 hat wie immer mehrfach geklingelt. Ich habe ihr die übliche Dosis des Beruhigungsmittels verschrieben.“ Die Runde nickte, nur der Stationsarzt notierte sich etwas auf seinem Übergabeprotokoll. „Damit müsste ich euch das Wichtigste gesagt haben.“, er stand auf und schob seinen Stuhl ran. Mit einem letzten Blick in die Runde wünschte er allen einen ruhigen Dienst und machte sich auf den Weg zum Umkleideraum. Mit schnellen Bewegungen entriegelte er seinen Spind, zog sich seinen Mantel über und verließ die Klinik.

In meiner Wohnung angekommen, hang ich meine Jacke an den Hacken, zog meine Schuhe aus und ließ sie quer vor der Garderobe stehen. Ein kurzer Blick auf meine Armbanduhr verriet mir, dass es bereits 07:14 Uhr war. Wie ich Nachtschichten hasste. „Ein kurzer Snack und dann geht es ins Bett.“ Ich unterdrückte ein kurzes Gähnen und machte mich auf den Weg in die Küche. Ein Wurstbrot, mehr nicht. Mit dem Plan vor Augen, öffnete ich die Kühlschranktür und holte die Butter sowie eine Packung Salami heraus. „Ah scheiße, das habe ich total vergessen.“ Ein Blick in den Schrank zeigte mir, was ich beim Einkaufen wieder einmal vergessen hatte. Kurz überlegte ich, ob ich mich nicht einfach schlafen legen sollte. Doch mein knurrender Magen bedeutete mir gleich, diese Idee sofort wieder zu verwerfen. Seufzend ging ich zurück in den Flur, wo ich Mantel und Schuhe erneut anzog. Mein einziger Trost war, dass ich den nächsten Supermarkt in fünf Minuten zu Fuß erreichen würde. Ein Gutes muss diese Stadt ja haben. Görlitz, die Stadt in der ich mir ein neues Leben aufbauen wollte. Weit weg von meinem früheren Leben, Weg von allen, die ich kannte. Und auch weg von denen, die mit meinem Namen etwas anzufangen wussten. Jannis Altbeyer. Ich schnappte mir meinen Schlüsselbund und schloss die Tür hinter mir. Wie ich diese Treppen doch hasste. Ein Altbau hat zwar seinen Charme aber dennoch wäre mir ein Fahrstuhl lieber, um in den 3. Stock zu gelangen. Draußen angekommen, schloss ich den Reißverschluss meines Mantels weiter. Der Winter meinte es in diesem Jahr sehr gut mit den niedrigen Temperaturen, nur auf den Schnee warteten wir vergeblich. Nach fünf Minuten strammen Fußmarsch kam ich beim Supermarkt an. Da ich nur ein Brot brauchte, betrat ich den Laden ohne Einkaufswagen. Mit schnellen Schritten durchquerte ich die noch fast leeren Gänge, bis zur Backabteilung. Ich nahm ein Körnerbrot heraus und ließ es in einer Papiertüte verschwinden. „Was ist das?“ Ich wollte mich gerade auf den Rückweg zur Kasse machen, da fiel es mir ins Auge. Kurz überlegte ich weiterzugehen, doch dann hob ich es mit einem Schulterzucken auf. „Wenn man gleich am Morgen eine gute Tat vollbringt, kann es doch nur ein erfolgreicher Tag werden.“ Das hatte ich zumindest gedacht. Aber natürlich sollte es nicht so sein. Denn wie heißt es so schön? Karma hat keine Speisekarte, denn jeder bekommt was er verdient. Die einen früher, die anderen müssen auf ihre Strafe länger warten. Mit dem Handy in der Hand ging ich weiter zur Kasse. „Guten Morgen. Das hier habe ich bei der Backabteilung gefunden. Vielleicht findet sich der Besitzer.“ Ich reichte der interessiert blickenden brünetten Kassiererin das Fundstück. „Na den habe ich schon gefunden.“ Ihre Augen richteten sich auf mich und ihre Lippen bildeten ein amüsantes Lächeln, als sie mir das Handy entgegenstreckte. Was soll das werden? Anscheinend konnte sie meinen genervten Blick deuten, denn in einem plötzlich schroffen Tonfall fuhr sie fort: „Wenn Sie schon der Meinung sind anderen Leute mit Ihren Scherzen den Tag zu eröffnen, ändern Sie doch bitte ihr Hintergrundbild.“ Ich glaube ich spinne? „Wissen Sie was, ich möchte einfach nur einkaufen. Wenn Sie also bitte Ihren Job erledigen würden, wäre ich Ihnen sehr dankbar.“ Mein freundlicher Tonfall hatte sich genauso verabschiedet, wie mein letztes Fünkchen guter Laune. Ihre Augen verengten sich, doch sie zog mein Brot über die Kasse. „0,99€“. Ich reichte ihr eine 1€ Münze. „Stimmt so.“ Doch bevor ich gehen konnte, reichte die Kassiererin mir erneut das Smartphone. „Vergessen Sie das nicht Herr Doktor.“ Wieder umspielte ihre Lippen ein schmales Lächeln. „Woher wollen Sie wissen, dass ich Arzt bin?“ Was soll das werden? Sie deutete auf das Handy in ihrer Hand. „Sie tragen auf dem Bild einen weißen Kittel. Schönen Tag noch.“ Ihre Stimme hatte einen lieblichen Ton, doch die Augen der Frau einen kühlen Ausdruck. Sie legte es zu meinem Brot und stand auf. Kurz blickte ich ihr hinterher, jedoch richtete sich meine Aufmerksamkeit direkt wieder auf das Handy. Seit wann dürfen hier verrückte arbeiten? Und auch wenn ich mir einredete, übermüdet zu sein und dadurch ihren Sinn für Humor nicht richtig verstanden zu haben, begann mein Herz schneller zu schlagen. Ich griff nach meinem Einkauf und wie automatisch schlossen meine Finger sich fester um das gefundene Smartphone. Mit schnellen Bewegungen verstaute ich es in meiner Manteltasche. Ein Blick durch den Laden verriet mir, dass dieser immer noch wenige Besucher hatte. Ich schaute ein letztes Mal durch die Gänge, konnte jedoch auch die brünette Kassiererin nicht mehr entdecken. Ich schüttelte meinen Kopf, um dieses ganze Chaos daraus zu vertreiben und machte mich auf den Heimweg. Ich brauchte dringend eine Mütze Schlaf, sonst sehe ich noch Gespenster. Weit bin ich davon anscheinend nicht mehr entfernt.

Ich schob den letzten Rest meines belegten Brotes in den Mund und räumte währenddessen bereits mein benutztes Geschirr in die Spülmaschine. Ich ging ins Bad, um meine Kleidung in den Wäschekorb zu legen und mein Gesicht zu waschen. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass ich jetzt endlich schlafen gehen sollte. Doch daran war nicht zu denken. Zumindest nicht, bis sich alles als ein dummer Scherz der Kassiererin herausgestellt hatte. Ich schloss die Badtür hinter mir und holte das Handy aus meiner Manteltasche. Wieder begann mein Herz schneller zu schlagen als gewöhnlich, doch ich schüttelte nur meinen Kopf. Ich sollte mir angewöhnen, vor Doppelschichten genügend Schlaf abzubekommen. Vielleicht war jetzt auch die Zeit gekommen, in der mein Körper mir signalisierte, dass ich weniger Zeit in der Klinik verbringen und stattdessen mehr auf meine Gesundheit achten sollte. Mit dem Handy in der Hand ging ich in mein Schlafzimmer und setzte mich auf mein Bett. „Dann wollen wir mal sehen, wie mein Doppelgänger aussieht. Und heute Nachmittag bringe ich das Ding ins Fundbüro.“ Mit diesen Worten ließ ich den Bildschirm zum Leben erwachen. Mein Lächeln erstarb sofort. Entgeistert blickte ich auf das Foto auf dem Handy. Auf mein Bild. Das Bild, was ich nie wieder in meinem Leben sehen wollte. Denn es erinnerte mich nur daran, was ich alles verloren hatte. Nämlich alles, was mir jemals wichtig war. Ich schloss die Augen und schüttelte wild mit dem Kopf. „Nein nein. Unmöglich. Der Schlafmangel lässt mich verrückt werden.“ Ich schmiss das Handy auf das Bett und fuhr mir aufgewühlt durch die Haare. „Okay ruhig, bleib ruhig. In der Klinik war es in letzter Zeit sehr stressig. Ich sehe einfach Dinge, die es nicht gibt. Ja das ist es.“ Ein hysterisches Lachen lockerte sich aus meiner Kehle und ich wischte mir die aufgetretenen Schweißperlen von der Stirn. Warum mache ich mich so verrückt? Jeder hat doch einen Doppelgänger und jetzt habe ich eben meinen gefunden. Doch der zweite Blick auf das Handy zerstörte meine Wunschvorstellung, denn ich schaute erneut in mein Gesicht. In die Augen eines jungen Arztes, dem sein erster Tag in der neuerbauten Klinik in Hamburg bevorstand. In der Klinik, die ich mit allen Mitteln aus meinen Gedanken verdrängen wollte. Das kann einfach nicht sein. Fragen über Fragen schwirrten durch meinen Kopf. Ich sprang auf und rannte ins Bad. Gerade rechtzeitig öffnete ich den Deckel meiner Toilette um mich zu übergeben. Immer mehr Bilder suchten sich den Weg zurück in mein Gedächtnis. Bilder, die ich erfolgreich verdrängt hatte und solche, bei denen ich auf dem besten Weg dahin war. Bei jedem neuen Bild vor meinem inneren Auge überkam mich erneut die Übelkeit und ich erbrach weiter, bis mein Körper schlussendlich nichts mehr hatte, was ich spucken konnte. Ich nahm meinen Zahnputzbecher und füllte ihn mit Wasser. Zuerst spülte ich meinen Mund aus, dann trank ich einen Schluck. Ich wagte einen Blick in den Spiegel, doch wandte diesen sofort wieder ab. Mit zitternden Knien ging ich zurück in mein Schlafzimmer. Ich betrat den Raum genau zur richtigen Zeit, um einen Klingelton zu hören. Einen Ton, den ich nicht kannte. Wieder begann Übelkeit in mir aufzusteigen, doch ich wusste, dass nichts mehr hinauskam. Meine Finger nahmen das Handy und ich aktivierte den Bildschirm. „Na Herr Doktor… kommt Ihnen das bekannt vor?“ Ich schloss meine Augen, doch die SMS hatte sich bereits in mein Gehirn gebrannt und prangte gehässig vor meinem inneren Auge auf. Wieder ertönte ein Nachrichtenton, doch diesmal klang er anders. Langsam öffnete ich meine Augen und richtete sie wieder auf den Bildschirm, der mir eine neue Whatsappnachricht anzeigte. Noch bevor ich diese öffnen konnte, kam eine neue herein. Ein Bild, gefolgt von noch zwei weiteren Bildern. Ich musste meine Hände an der Bettdecke abwischen, um die Nachrichten zu öffnen. Doch im selben Moment wünschte ich mir, ich hätte es nie getan. „Gefällt es Ihnen?“ Immer noch unfähig mich zu bewegen starrte ich weiter auf den Bildschirm. Erst jetzt bemerkte ich, dass die Nummer unter „Eine Patientin“ abgespeichert war. Doch ehe ich weiter nachdenken konnte, ploppte eine neue Nachricht im Chatverlauf auf: „Ihre Frau war sehr schön. Schade, dass ich es in der Vergangenheit schreiben muss.“ Mein Magen verkrampfte sich mehr denn je und der Raum wurde mit jedem Wimpernschlag immer undeutlicher.

Ein Klingeln brachte das Gefühl an meinen Körper zurück. Gefühle und Erinnerungen an die schlimmste Zeit in meinem Leben. Langsam öffnete ich meine Augen und blickte mich um. Das Handy! Wo ist es? Panik durchflutete meinen Körper. Oder war es einfach nur ein Traum? Holt die Vergangenheit mich schneller ein, als ich gedacht habe? Doch der Funken Hoffnung erlosch in dem Moment, in dem der Nachrichtenton des Handys erklang. Neben dem Bett wurde ich fündig. Mit bleichen Händen hob ich es auf und öffnete erneut Whatsapp. Sechs neue Nachrichten wurden mit angezeigt. Versendet von einer Patientin. „Ihr Sohn hätte bestimmt auch gerne die Welt länger als fünf Jahre erkundet.“ Mit zitternden Fingern begann ich selbst eine Nachricht zu schreiben. „Wer sind Sie? Was wollen Sie?“ Doch anstatt einer Antwort erfüllte ein neues Bild meiner Familie den Chatverlauf. Ein Bild, auf dem meine Familie glücklich in die Kamera strahlt. Aus einer Zeit, bevor ich alle verloren habe, die mir wichtig waren. WO ich noch eine Familie hatte. Doch wieder tippte ich nur eine Frage in das Feld: „Wer sind Sie?“ Und wieder bekam ich keine Antwort, sondern nur noch mehr verhöhnende Worte. „Was würden Sie heute machen, wenn Ihre Frau noch leben würde?“ Ich hatte die Nachricht gerade beendet, da erschien auch schon die Nächste: „Würden Sie weitermachen? Würde noch mehr Blut an Ihren Händen kleben? Noch mehr unschuldiges Blut?“ Und auch wenn ich dachte, mein Körper würde nichts mehr hergeben, ich rannte auf die Toilette und erbrach erneut Magensäure. Zitternd setzte ich mich zurück aufs Bett, bevor meine Knie hätten nachgeben können. „Blut von noch mehr Menschen, als bereits an ihren Händen klebt?“ Der Nachricht folgt erneut ein Bild. „Ich habe es für die Wissenschaft getan. Und alle sind genau aus diesem Grund freiwillig gestorben.“ Meine Finger tippten die Antwort automatisch, begleitet wurden sie von einem Lachen. „Alle sind tot!“ Schrieb ich hinterher und begann wieder zu Lachen. Niemand kann mir etwas nachweisen. Alle wollten es, warum bringt mich das so aus der Fassung? Sie wollten sterben. Sterben, um der nächsten Generation ein gesundes Leben zu ermöglichen. Ein Leben ohne Krankheit und Gebrechen. Weltweite Immunität für jeden einzelnen Menschen. „Wer sind Sie?“, schrieb ich erneut. Doch wieder bekomme ich keine Antwort darauf: „Es war so einfach Sie zu finden. Sie haben wohl gedacht, diese Entfernung würde Sie unerreichbar für mich machen? Es war so leicht, Ihnen dieses Handy zu geben. Und nun Dr. Altbeyer, sind Sie mir genauso ausgeliefert wie ich es bei Ihnen war.“ Die nächste Nachricht erschien nach zwei weiteren Minuten bei mir: „Denn ich lebe. Aber Sie werden leiden. So wie ich es jeden Tag tue. Leiden, wie Ihre Frau und Ihr Sohn, als Sie sie in den OP geschoben haben.“ Ich schmiss das Handy gegen die Wand. Doch das setzte dem ganzen Wahnsinn kein Ende, denn erneut ertönte der Signalton. „Tun Sie es, bevor ich es tun muss.“, lautete die letzte Nachricht. Die letzte Nachricht, die ich noch mit meinen eigenen Augen lesen konnte. Meine Beine trugen mich nicht mehr zu meinem Bett. Wie ferngesteuert führten Sie mich in mein Wohnzimmer, zu meinem Balkon. Ich brauchte dringend frische Luft. Ich öffnete die Tür mit verschwitzten Fingern und trat nackt in die eisige Winterluft hinaus. „Tu es.“, sagte eine Stimme in meinem Kopf. Bin ich wirklich verrückt? Von wegen ein Psychologe hilft. Ich war bereits die gesamte Zeit verrückt. Meine Finger schlossen sich um das Geländer. Ich wusste, dass es kalt war. Heute früh habe ich die Winterluft selbst noch gespürt. War es überhaupt noch früh? Welchen Tag hatten wir? Mein Körper führte seine Befehle eigenständig aus. Ich bin zu einer Marionette meiner selbst geworden. Meine Schlafstörungen kamen nicht von den vielen Überstunden, nein es waren bereits die ersten Anzeichen dafür, dass ich verrückt werde. Genauso wie das unwillkürliche Zittern morgens nach dem Aufstehen. „Tu es.“, wiederholte die Stimme in meinem Kopf. Doch warum war sie weiblich? Ist es meine? Die meiner Frau? Wer war ich mein ganzes Leben, war ich der Richtige? „Worauf wartest du noch?“, wiederholte meine innere Stimme. Langsam setzte ich den ersten Fuß auf den unteren Teil des Balkongeländers, gleich gefolgt vom zweiten. Und plötzlich stand ich schon auf meinem Balkon. Nein, ich stand hinter meinem Gitter und blickte drei Stockwerke nach unten. „Willst du wissen wer ich bin?“ Ich schüttelte meinen Kopf, doch antwortete gleich darauf: „Du bist ich. Ich bin du.“ „Dann tu es.“, antwortete die Stimme wieder. „Nur ich weiß, was richtig für uns beide ist.“ Ich löste die erste Hand vom Geländer. Doch anstatt Angst verspürte ich Freude. „Ich bin frei.“, rief ich und stieß mich ab. „Guten Flug Herr Doktor.!“

Ein gleichmäßiger Piepton zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich musste während meiner Nachtschicht eingeschlafen sein. Ein leises Stimmengewirr gesellte sich zu den gleichmäßigen Tönen. „Anfangs konnten wir keine Angehörigen finden, doch nach dem Zeitungsaufruf hat sich seine Frau gemeldet.“ Die Stimme klang näher als zuvor. Meine Frau? Wie kann das sein? Meine Frau ist tot. Ich habe sie ermordet. „Wo ist sie?“ „Sie sollte in der nächsten Stunde da sein. Sie hat sich sofort auf den Weg gemacht, als sie von dem Vorfall hörte.“ Die Stimmen entfernten sich. Wartet, was soll das alles? Ich wollte mich bewegen, etwas sagen, doch mein Körper gehorchte mir nicht. Ich hörte eine Tür ins Schloss fallen und Stille drang zu mir hervor. Unheimliche Stille. Was geht hier vor? WO bin ich, warum versteht mich niemand?

„Danke, dass Sie so schnell gekommen sind. Wie wir Ihnen bereits gesagt haben, wird ihr Mann aus seinem komatösen Zustand nicht mehr erwachen. Die Entscheidung treffen jedoch Sie.“ „Danke.“, antwortete eine Frauenstimme und wieder hörte ich eine Tür ins Schloss fallen. Für einen kurzen Moment dachte ich, dass ich wieder alleine wäre. Doch wieder einmal lag ich falsch. „Hatten Sie einen schönen Flug Herr Doktor?“ War das wieder meine innere Stimme? Wer bist du? Doch darauf sollte ich keine Antwort mehr bekommen. „Jetzt hätte ich das doch fast vergessen.“ Ich vernahm eine Bewegung neben mir und kurz darauf spürte ich einen leichten Druck an meinem Ohr. „Gut, dass Ärzte nicht sehr gründlich in Ihrer Arbeit sind. Aber damit kennen Sie sich ja aus. Den Abdruck sieht man sogar heute noch. Dieser Kopfhörer hat sich als sehr nützlich erwiesen. Dabei hätte ich nicht damit gerechnet, dass sie so schnell ihr Bewusstsein verlieren werden. Es war ein leichtes, Ihnen da Ding unbemerkt ins Ohr zu stecken. Sie haben es mir einfach zu leichtgemacht. Nach Ihrem Flug war es leider nicht mehr ganz so einfach. Ihr Schrei hat ein paar neugierige Passanten herangezogen. Das Ding unbemerkt aus Ihrem Ohr zu entfernen hat mich einiges an Fingerspitzengefühl gekostet.“ Stille durchdrang den Raum, doch dies war nur von kurzer Dauer. „Hoffentlich wird es bei Ihren Kollegen genauso leicht. Ich werde so lange weitermachen, bis keiner von Ihnen mehr fähig ist, auch nur noch einen weiteren Menschenversuch durchzuführen, das verspreche ich Ihnen.“ Wieder vernahm ich Geräusche neben mir. „Ach, bevor ich es vergesse.“ Die Stimme klang weiter entfernt. „Erst wenn Karma alle von Ihnen heimgesucht hat, werde ich Ihre Geräte abschalten lassen. Bis dahin, werden Sie wohl noch öfter meine Stimme hören.“ Die Tür fiel ins Schloss und ich begann zu schreien. Doch diese Schreie würde nie wieder jemand hören.

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