Franziska SchareIn Arrest

Verwundert nahm Ben das Handy in die Hand, das plötzlich neben ihm auf der Bank lag. Erklären wie es dort hingekommen ist kann er es sich nicht. Einen kurzen Augenblick stutzt er. Es handelt sich um das gleiche Handy das er auch besitzt. Eines dieser typischen Handys, die die meisten Jugendlichen in seinem Alter besitzen. Erst letzten Monat zu seinem achtzehnten Geburtstag hatte Ben sich jenes Modell zugelegt.
Wem dieses Handy wohl gehört? Und wie kann es sein, dass es unbemerkt direkt neben mir gelegt werden konnte?
Bens Blick glitt einmal von dem beruhigenden Feld vor ihm bis hin zu dem düsteren Wald hinter ihm.
Der Wald löste in Ben immer wieder ein unwohles Gefühl aus, dennoch fühlte er sich auf unerklärliche Weise wohl dort. Auf der Bank am Waldrand.
Oft saß er hier und schaute zu, wie die Sonne der warmen Sommerabende hinter dem hochgewachsenen Mais verschwand.
Außer mir war doch niemand hier. Oder etwa doch?
Von der Neugier getrieben versuchte Ben aufgeregt den Pin des Handys herauszufinden. Er probierte es mit 1-2-3-4, dem wohl simpelsten, dennoch beliebten Pin.
Einen weiteren Versuch verschwendete er mit dem Pin 1-2-3-5.
Einen letzten Versuch hatte er noch übrig. Er überlegte kurz und entschied sich dann für 2-6-0-8. Als sich das Handy plötzlich entsperrte lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.
Wieso ist der Pin dieses Handys ausgerechnet MEIN Geburtsdatum? Kann das noch ein Zufall sein?
Schnell kam Ben auf die Idee erst einmal die Kontakte nach einer bekannten Nummer zu durchsuchen. Nichts.
Der zweite Blick galt der Galerie.
Aber…. wie ist das möglich?
Erschrocken griff Ben in seine Jackentasche um zu schauen, ob es sich nicht doch um sein eigenes Handy handelt. Dort fand er jedoch sein eigenes.
Erst mein Geburtsdatum als Pin und dann auch noch Bilder von mir in der Galerie? Möchte mir jemand einen Streich spielen? Oder habe ich tatsächlich einen Stalker? Was soll das?
Von der plötzlich aufkommenden Panik gepackt schaute Ben sich um und rannte los. Er rannte so schnell es geht nach Hause. Dabei schaute er sich kein einziges Mal um, falls etwas Erschreckendes hinter ihm stattfand, falls er verfolgt werden sollte, wollte er das gar nicht wissen. Schließlich ist es ihm nicht einmal aufgefallen, dass er anscheinend seit Monaten bereits von einem Fremden fotografiert wurde. In allen Lebenslagen. Ben fand Bilder von ihm beim Einkaufen, in der Schule, beim Skaten und sogar beim Schlafen hatte ihn der Irre durch sein Fenster fotografiert.

Zu Hause angekommen verschloss er jegliche Türen und zog von der Furcht überfallen alle Vorhänge zu.
Nun saß er da. Alleine, ängstlich zusammengerollt auf dem Boden. In dem dunklen Haus seiner Eltern. In dem er sich einst so wohlgefühlt hat. Aber davon ist nichts mehr zu spüren. Trotz seiner beeindruckenden Größe von 1,97 m. fühlte Ben sich so klein wie nie zuvor. Wie sehr wünschte er sich, dass seine Eltern sich nicht gerade auf einer 3-monatigen Kreuzfahrt am anderen Ende der Welt befanden. Sondern jetzt hier wären, ihn in dem Arm nahmen und sagten, dass sie ihn stets beschützen werden.
So wäre es wahrscheinlich in einer normalen Familie abgelaufen, dachte Ben. Aber meine Eltern waren mal wieder nicht da. Wenn man sie braucht, sind sie nicht da. Wird sich das jemals ändern?
Plötzlich überkam Ben eine schreckliche Wut auf seine Eltern. So eine Art von Wut die seine Finger kribbeln und sein Herz rasen ließ. Ben erzitterte als er bemerkte, dass sich diese überkochende Wut vertraut anfühlte. Er konnte sich dennoch nicht erinnern wann er ein solches Gefühl schon einmal am eigenen Leib erfahren haben soll.
Jene Wut schlug jedoch wieder schlagartig in Luft-abschnürende Angst um, als Ben hörte wie jemand die 5 Stufen, die zu seiner Haustür führten, hoch stampfte. Es klingelte direkt dreimal hintereinander.
Wer mag das sein? Hat mich tatsächlich jemand verfolgt?
Ben brach in Schweiß aus als er sich der Haustür näherte. Vorsichtig fragte er, wer an der Tür wäre.
„Elke Gerhoff hier.“, rief die Gestalt auf der anderen Seite der Tür verwundert. „Ich habe dich gerade vom Fenster aus gesehen und wollte fragen ob alles in Ordnung ist. Du bist so panisch die Straße entlang geflitzt, mein Junge.“
Ben atmete erleichtert auf. Der Kloß in seinem Hals löste sich, als er bemerkte, dass es sich lediglich um die nette Nachbarin von nebenan handelt.
Elke Gerhoff ist verwitwete Rentnerin die ihre Augen überall hatte, seitdem sie ihren Job als Journalistin nicht mehr ausübte. Sie hat eine Reihe von Artikeln über verschwundene Kinder geschrieben die niemals wieder aufgetaucht sind. So auch über Bens, vor 10 Jahren spurlos verschwundenen, Zwillingsbruder Jonas.
„Ben ist alles in Ordnung?“, fragte Elke Gerhoff noch einmal. Diesmal energischer. Ben entschied sich die Tür einen kleinen Spalt zu öffnen.
„Ich…ich glaube, ich wurde verfolgt. Haben Sie jemanden außer mir gesehen?“, entgegnete Ben vorsichtig.
„Ich habe niemanden gesehen außer dir. Mache dir keine Sorgen, du kannst heute bei mir übernachten, wenn du von einer solchen Angst geplagt wirst. Meine Enkelin ist auch zu Besuch. Wir können gemeinsam etwas kochen. Was sagst du dazu? Klingt das nicht gut?“ Ben entschloss sich Frau Gerhoff zu vertrauen und öffnete die Tür. Als er direkt in das sympathische Lächeln der Rentnerin schaute, fühlte er sich endlich wieder sicher. Er fiel ihr erleichtert um den Hals.

Nachdem Ben sich bei dem gemeinsamen Abend mit Frau Gerhoff und ihrer Enkelin wieder entspannt hatte, entschied er sich dafür die Geschehnisse seinem Freund Malte anzuvertrauen.
„Mach dir keine Sorgen, ich kümmere mich darum, dass du keine Angst mehr haben brauchst“, sagte Malte zuletzt und lachte.
„Was meinst du damit?“, entgegnete Ben. Doch darauf bekam er keine Antwort mehr.

„Was..Wo bin ich?“ verwirrt schaute sich Ben um. Es war bereits dunkel und er war nicht in dem weichen Bett aufgewacht, in dem er einige Stunden zuvor eingeschlafen war. Er schaute auf seine Armbanduhr, die er immer um das linke Handgelenk trug. 02:35 Uhr.
Was mache ich mitten in der Nacht im Wald?
Ben spürte wie sich die Feuchte des Laubes langsam durch sein T-Shirt zog. Er fror. Plötzlich hörte er hinter sich Äste knacken.
Schritte!! fuhr es Ben umgehend durch den Kopf.
Er wollte rennen, doch die Höllenangst verhinderte jegliche Bewegungen, die sich Ben in seinem Kopf ausmalte. Er spürte wie der Angstschweiß mal wieder seine Stirn herunterlief. Ein unvergleichliches Gefühl gemischt aus lähmender Angst und schreiender Panik. Schreiend in seinem Kopf, denn er brachte keinen Ton heraus. Die Schritte kamen näher und näher. Das Knacken der Äste wurde lauter. Die Person bewegte sich genau auf Ben zu. Doch alles, was Ben machen konnte war still liegen. Genau in der unbequemen Position in der er vor ein paar Minuten aufgewacht war. Hat mich der Stalker etwa verschleppt? Was mache ich jetzt? Laufe ich weg? Sieht er mich etwa?
Ben spürte wie die Person nun direkt neben ihm stand. Ihm stockte der Atem.
Was passiert jetzt?
„Hallo? Ist hier jemand?“ trotz, dass die Person ganz leise sprach, brannte sich die Härte der Männerstimme in Bens Gedächtnis ein. Bens Herz raste. So schnell und stark, dass er befürchtete der Unbekannte könnte es schlagen hören.
„Wo versteckt sich der Pisser? Das setze ich dem Vogel nochmal extra auf die Rechnung!“, hörte Ben die Männerstimme sagen.
Dann hörte Ben weitere Schritte. Diesmal wurde das Knacken der Äste leiser. Die Schritte entfernten sich. Langsam stand Ben auf. Seine Knie zitterten vor Schock. Nun schaute er sich um. Er erkannte direkt die Bank, auf der er so viele Nachmittage zugesehen hat wie die Sonne untergeht. Perplex macht er sich auf den Weg zurück in das für ihn schützend wirkende Haus von Frau Gerhoff.
Wieso lässt Frau Gerhoff die Haustür sperrangelweit aufstehen? Und das mitten in der Nacht?
Ben wundert sich, schließt die Haustür hinter sich ab und schlief erschöpft auf dem Sofa ein.

Schweißgebadet findet sich Ben am nächsten Morgen auf dem Sofa wieder.
Hab ich das alles etwa nur geträumt? Wieso fühlte sich die Angst dann so greifbar an?
„Guten Morgen, Ben. Wo warst du denn gestern Nacht? Ich wollte nach dir sehen, da war das Gästezimmer allerdings leer. So gegen 01:50 Uhr muss das gewesen sein.“ fragte Frau Gerhoff, die liebevoll ein Tablett mit leckerem Frühstück an das Sofa brachte.
„Ach ich habe draußen auf der Terrasse ein wenig die Sterne beobachtet.“, log Ben. Was habe ich bitte so lange draußen im Dunkeln gemacht? Wieso kann ich mich einfach nicht erinnern?
Verwirrt, aber fest entschlossen raus zu finden was er getrieben hat und wer die verdammten Fotos von ihm gemacht hat, stand Ben auf und verließ wie in Trance Frau Gerhoffs Haus.
„Aber Ben, wo willst du denn hin? Was ist mit dem Frühstück? Du musst doch was essen mein Junge.“ hörte Ben Frau Gerhoff noch rufen.

„Was soll ich denn jetzt machen, Malte? Ich fühle mich bedroht. Irgendein Durchgeknallter hat mich verfolgt und fotografiert. Wie finde ich heraus weshalb die ganzen Fotos gemacht wurden und vor allem, VON WEM?“ Ben fragte Malte schon seit Jahren immer wieder um Rat.
„Ach, mach’ dir nicht immer so viele Sorgen. Schon bald wirst du von deiner Angst und deinem Gewissen befreit sein, Ben.“ reagierte Malte in einer ungewöhnlich beruhigenden Tonlage für das was er sagte.
„Von meinem Gewissen befreit? Was meinst du damit?“ Doch darauf erhielt Ben mal wieder keine Antwort. Malte verschwand immer dann, wenn es am ungünstigsten war.
Ben machte sich auf den Weg und klapperte all die Orte ab, an denen er fotografiert wurde. Doch er fand nichts.
Plötzlich wurde Ben von einem schrillen Klingeln aus seinen verzweifelten Gedanken gerissen. Reflexartig griff er zu seinem Handy. Doch sein Handy war nicht Ursprung des Klingelns. Vielmehr war es das Handy das er gestern gefunden hatte, welches sich noch immer in seiner Jackentasche befand. Ben starrte auf dem Bildschirm. Unbekannter Teilnehmer sagte ihm das Handy Display.
Ben spürte wie sein Herz mal wieder zu klopfen begann. Fast so als wolle es aus seiner Brust springen. Mit zitternder Stimme nahm er den Anruf an.
„Ja?“
„Wo bist du gestern gewesen du Idiot? Ich habe nachts besseres zu tun, als sitzen gelassen zu werden. Ich will meine scheiß Kohle, hörst du? Und für gestern Nacht wirst du nochmal 200€ extra blechen. Geht das in dein kleines Ochsenhirn rein? Leg dich nicht mit mir an Kleiner. Entweder du zahlst oder der Auftrag wird nicht erfüllt und dann bist du dran! Heute Nacht 02:00 Uhr, wieder im Wald! Und du kommst! Denk an die Kohle Kleiner, sonst hänge ich mir deinen hübschen Kopf  als Trophäe in meinen Spielkeller!“
Ben fühlte wie sein Herz zu rasen begann. Vollkommen außer Atem vor Aufregung schmiss er das Handy auf den Boden. Der Schreck, der ihm durch die Knochen blitzte, zwang ihn gleich hinterher, auf den nassen Asphalt der ruhigen Nebenstraße. Das kann nicht wahr sein. Genau die gleiche gereizte Männerstimme wie gestern im Wald… Wer ist dieser Kerl und was zum Teufel will der von mir? Wofür soll der Eigentümer dieses Handys zahlen? Gehe ich zu diesem Treffen? WEM GEHÖRT DIESES VERDAMMTE TELEFON?
Ben merkt, wie er so langsam wahnsinnig wird. Ein Wahnsinniger gefangen in seinen eigenen wahnsinnigen Gedanken die ihn direkt noch wahnsinniger machten.
Wem kann ich noch vertrauen? Malte? Aber er hat so seltsam reagiert. Ich muss hier raus. Ich muss hier einfach nur weg!!
Ben hob das, glücklicherweise nicht vom Sturz beschädigte, Handy auf und ging schnell zurück zu Frau Gerhoffs Haus. Dort hatte er sich gestern Abend heimisch gefühlt. So geborgen.

Nervös schaute Ben auf seine Armbanduhr. 01:56 Uhr. Er fragte sich noch, ob das die richtige Entscheidung war herzukommen, als er jedoch schon die selben schweren Schritte hörte wie in der Nacht zuvor.
Jetzt gibt es kein zurück mehr!
„Ey Ochsenhirn, wo steckst du?“, sagte der Mann leise, aber dennoch mit einem gewaltigen Druck in der Stimme. Einen kurzen Augenblick überlegte Ben gesittet zu antworten. Er entschied sich dann jedoch dazu, nach dem Ast neben ihm zu greifen und den Mann in möglichst bedrohlich rüberkommender Art und Weise zur Rede zu stellen. „WAS WOLLEN SIE? WOFÜR WOLLEN SIE GELD? UM WAS FÜR EINEN AUFTRAG HANDELT ES SICH?“ stieß Ben unkontrolliert hervor.
Erst jetzt erkannte er die muskulöse Statur des Mannes. Er schien noch größer als Ben zu sein und mindestens doppelt zu breit.
Oh nein, was hab ich nur getan??!!, dachte Ben angstverzerrt. Zu Bens erstaunen ging der Mann nicht auf ihn los, sondern blieb zunächst ganz ruhig.
„Was, du? Du traust dich also hier herzukommen? Hast du dich nicht verfolgt gefühlt in der letzten Zeit? Fühltest du dich nicht beobachtet? Hast du keine Angst vor mir? Solltest du! Du hättest besser zur Polizei gehen sollen, als so übermütig auf mich loszugehen. Haben dir die Bilder gefallen, die ich von dir geschossen habe? Die Panik in deinen Augen, als du das Handy gefunden hast war unbezahlbar. Nun bist du selbst schuld.“ drohte das Muskelpaket und lachte höhnisch.
Mit einem Mal zauberte er ein langes Stück Draht aus seinem Ärmel und ging auf Ben los. „Was soll das? Haben Sie mich etwa beschattet? Wollen Sie mich umbringen? Lassen Sie mich los!!“, keuchte Ben noch, während der Fremde den Draht um seinen Hals schnürte und fest zuzog. Ben tastete um sich. Als er etwas Hartes ertastete blieb seine Hand dort stehen.
Ein Stein!
Ben nahm den Stein und schlug mit seiner letzten Kraft auf den Kopf des Mannes, der ihn zu erwürgen versuchte. Der Draht lockerte sich. Luft strömte wieder in Bens Lungen. Ben begann stark zu husten, während er die Blutlache betrachtete, in der der Mann regungslos lag.
Wäre er nicht schon tot gewesen, wäre es bei der Menge Blut möglich gewesen, dass er bewusstlos an seinem eigenen Blut ertrank. Ben holte sein Handy raus, um der Polizei von den Vorfällen zu berichten. Als das Gespräch beendet und ein Streifenwagen auf dem Weg zu ihm war, fing Ben an zu weinen. Vor Erleichterung. Vor Schock. Vor Angst. Und wegen des seltsamen Gefühls, dass es ihn nicht einmal verstörte einen Menschen getötet zu haben. Fast so als hätte er es schon einmal getan.
Wer war dieser Mann? Es klang so, als kannte er mich. Was soll das alles ich verstehe das nicht! Was bin ich bloß für ein Monster?

Langsam öffnete sich die Zimmertür der Abstellkammer in Frau Gerhoffs Haus, in der sich Ben verkrümelte seitdem die Polizei ihn hier abgesetzt hatte. Er traute seinen Augen kaum.
„Mama? Was machst du denn hier?“
„Frau Gerhoff hat uns gestern angerufen als sie bemerkte, dass mit dir etwas nicht stimmt. Dein Vater und ich haben uns direkt auf den Weg gemacht.. Ben, der Mann aus dem Wald ist tot! Was hast du getan?“
Ben berichtete seiner Mutter davon, was passiert war.
„Die Polizei hat das Handy des Mannes durchsucht. Dabei sind ihnen Chats mit einem „Malte“ ins Auge gestoßen. Sie hatten angeregten SMS Verkehr. Es ging darum, dass Malte den Mann beauftragt hat dich zu beschatten und einen günstigen Moment abzuwarten, bis er dich von deinem “Gewissen befreien” kann.“ erzählte Bens Mutter. Sie zog ihre Augenbrauen zusammen, ihr Blick erweichte.
„Ben, du hast schon seit 5 Jahren nichts mehr von Malte erzählt. Du hättest doch mit uns reden können. Du weißt genau wie gefährlich diese Situation werden kann, Ben. Das hat dir die Psychologin damals doch erklärt.“ einfühlsam ging Bens Mutter einige Schritte auf ihn zu. Doch Ben drehte sich weg.
„Lass mich in Ruhe, Mama. Du warst noch nie für mich da. Immer nur für Jonas. Und ich stand daneben. Ich hasse dich!“
Bens Mutter nickte enttäuscht und verließ den Raum.
„Es ist wahr. Malte ist zurück.“ Das waren die einzigen Worte, die Bens Mutter zu ihrem Ehemann herausbrachte bevor mächtige Tränen ihr Gesicht überfluteten. „Aber das kann doch nicht sein. Die Psychologin hat doch gesagt, dass Ben nun wüsste, dass Malte nur in seinem Kopf existiert. Und das schon seit Jahren. Wieso sollte er als „Malte“ einen Killer auf sich selbst ansetzen? Was ist aus unserem Sohn geworden? Was treibt ihn dazu?“ entgeistert glitt der Blick von Bens Vater zur Tür, in der Ben plötzlich stand.
Bens Vater konnte die Wut förmlich riechen, die in Ben zu kochen schien.
„Seit letzter Nacht erinnere ich mich endlich wieder an alles. Ihr wolltet mich zur Adoption freigeben, nachdem ich nur Ärger gemacht habe und Jonas der vorzeige Sohn schlecht hin war. Ich hab euch damals belauscht. Ja es ist wahr.. ich habe Jonas umgebracht. Ich musste verhindern, dass ich in ein Heim komme. Also musste Jonas aus dem Weg geschafft werden. Ich hasse euch! Ich habe Jonas die Treppe runter geschubst und dann in den Wald gebracht. In den Wald an dessen Rand ich so gerne saß und meine Ruhe genoss. Genau da habe ich euren Lieblingssohn verbuddelt. Mein Gewissen hat mich geplagt. Ich wollte, dass es aufhört. Aber ihr hättet mich bestimmt weggegeben, hätte ich euch davon erzählt. Ich führte oft intensive Gespräche darüber mit Malte. Malte hat mich verstanden und immer versprochen, dass er mir hilft. Im Gegensatz zu euch. Ihr seid schuld. Ihr habt mich zerstört! Ihr seid die wahren Monster!“

 

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