Christine LarischD R U C K Geschichte

Mai 2019

Pummel lag zu Rosas Füßen auf einem Kissen auf dem geräumigen Balkon.

Der dreijährige Jagdhund ging mit seiner Besitzerin durch dick und dünn.

Es war Liebe auf den ersten Blick gewesen, als sie das kleine Bündel Hund vor nun knapp drei Jahren an einer Autobahnraststätte gefunden hatte.

Achtlos hatte man ihn neben den Müllcontainern, in Babywindeln aus Stoff eingewickelt, abgelegt.

Nicht gewollt, weggeworfen. Ein Gefühl, das Rosa an etwas erinnerte.

Heute hatte sich Pummel zu einem Prachtexemplar von Hund entwickelt.

Okay, er hatte drei Pfund zu viel auf den Rippen, was daran lag, dass er sich alles Essbare, das man nicht vor ihm in Sicherheit brachte, sofort einverleibte.

Er hörte aufs Wort, wenn auch nur auf das von Rosa und nicht etwa auf das von ihrer Mitbewohnerin und Freundin Alexa Groß, die Pummel manchmal mit seiner Fresssucht zur Verzweiflung brachte. Nichts, aber auch gar nichts Essbares durfte man auch nur einen Moment unbeaufsichtigt lassen, wenn die „Schnappschildkröte”, so nannte Alexa Pummel, ab und wann liebevoll in der Nähe war.

Pummel war aber auch Rosas Beschützer. Manchmal spielte er auch ihren Animateur, wenn er spürte, dass  im Kopf seiner Besitzerin dunkle Wolken aufzogen und er war ein absolut verschmustes Wesen, das keine Sekunde ungenutzt ließ, um auf sich aufmerksam zu machen. Kurzum, die beiden waren ein Herz und eine Seele und taten sich gegenseitig gut. 

„Alexa!” hallte es durch die lichtdurchflutete 3-Zimmer Wohnung  im ersten Stock eines Mehrfamilienhauses, „Robert und ich wollen gleich einen Stadtbummel machen, bist du die nächsten Stunden zu Hause oder hast du etwas vor?”

Schlaftrunken, noch nicht ganz Herr ihrer Sinne, blinzelte die 40-jährige Alexa ihre fünf Jahre ältere Freundin an: „Ich habe heute meinen freien Tag. Du kannst die Schnappschildkröte ruhig hier lassen.”

Alexa grinste: „Dafür bringst du mir aber ‘ne Tafel Schokolade mit!”

„Klaro! Ich beobachte nur, dass es gewisse Eigenschaften gibt, in denen du und Pummel euch gar nicht so unähnlich seid.”

Laut lachend drehte sich Rosa ab, um zur Haustür zu gehen, an der es gerade geklingelt hatte, als sie von hinten ein Kissen in den Rücken traf.

Alexa zog Grimassen und streckte ihr die Zunge raus.

„Keine Sorge, ich trainiere die Schokolade im Vorfeld schon mal ab, ich wollte joggen gehen, da nehme ich Pummel mit.”


 

Robert Ziegler freute sich sehr auf den gemeinsamen Tag mit seiner Freundin Rosa Rot, vor deren Tür er nun stand.

Schon von unten hörte er das laute Gebell von Pummel. Er schmunzelte und zog aus seinem Rucksack ein Leckerchen, das er extra zur Bestechung für Pummel mitgebracht hatte.

Schließlich wollte er Rosa ungestört küssen dürfen.

Kaum war Robert im ersten Stock angekommen, stürmte auch schon der Hund auf ihn zu und begrüßte ihn schwanzwedelnd. Er sprang an ihm hoch, bellte und tat so, als hätten sich die beiden eine Ewigkeit nicht mehr gesehen, dabei war es erst vorgestern gewesen, dass sie zu dritt einen langen Spaziergang gemacht hatten.

„Hey alter Freund, ich hab dir auch etwas mitgebracht.”

Robert gab Pummel den Kauknochen und von der Minute an war er uninteressant. Sein Plan hatte wie immer funktioniert.

„Hallo meine Schöne.“ begrüßte er Rosa, die bereits fix und fertig angezogen im Flur stand und ihn angrinste, bevor sie ihm in die Arme fiel.

„Endlich bist du da“, erwiderte Rosa, ich freue mich schon total auf unseren Stadtbummel. Ich will unbedingt in meine Lieblingsbuchhandlung, in den Schuhladen, ins Deko-Geschäft und dann mit dir zu Mittag essen. Und wo willst du hin?” Robert lachte laut, bevor er Rosa lange küsste. „Ist egal, mein Mädchen, ich geh mit dir, wohin du magst. Heute machen wir alles, was du möchtest und zum Mittag essen lade ich dich ein.”

Robert und Rosa waren seit zwei Jahren ein Paar. Sie hatten sich kennen gelernt in einer Zeit, in der jeder für sich beschlossen hatte, tiefer hinzuschauen. Tiefer in die Vergangenheit, tiefer in sich selbst und tiefer in die Abgründe ihrer Kindheit.


 

In der Praxis von Sigfried Michalski ächzte der Kaffeeautomat laut vor sich hin. Der 46-jährige Psychotherapeut war verärgert darüber. Schließlich hatte er die Maschine erst kürzlich für sehr teures Geld gekauft. Er brauchte dringend einen guten Kaffee, bevor er mit seinem ersten Patienten in den Tag startete. Sein Terminkalender platzte aus allen Nähten und er erwartete an diesem Tag sieben Patienten mit den unterschiedlichsten Diagnosen. Es würde kein einfacher Tag werden. Noch dazu hatte er seit einiger Zeit ein Problem, welches ihn selbst kaum noch schlafen ließ. Tiefe Ringe hatten sich mittlerweile unter seinen Augen gebildet und die Dosis der Psychopharmaka, die er sich selbst verordnet hatte, setzte er von Woche zu Woche höher an. Er musste einen Ausweg finden.

Genialität war eine Eigenschaft an ihm, auf die er selbst sehr stolz war und mit der er sich gelegentlich auch vor Freunden, vor der Familie, manchmal aber auch vor den Patienten brüstete. Er hielt sich selbst für ein Genie, für einen wachen Geist, für jemanden, ohne den die Welt gar nicht existieren konnte. Privat lebte er in einer Beziehung mit dem gleichaltrigen Jens. Die beiden waren seit einem Jahr verheiratet. Die luxuriöse Traumhochzeit hatte mit 300 Gästen in einem fünf Sterne Hotel stattgefunden und sogar die Presse hatte darüber berichtet.

Für Jens war es sehr wichtig gewesen, dass alles in einem großen Rahmen ablief. Er war immer sehr bedacht darauf, in der Öffentlichkeit zu glänzen. Es war wichtig für ihn, dass alle Welt wusste, dass er jetzt der Mann an Siggis Seite war. Jens selbst kam aus eher einfachen, fast ärmlichen Verhältnissen. Als eines von fünf Kindern war er aufgewachsen. Beide Eltern arbeitslos, lebten sie damals in einer Zweiraumwohnung in einer der schlechtesten Gegenden der Stadt. Jens war das älteste der Kinder und es dadurch gewohnt gewesen, auf seine Geschwister aufzupassen. Er war durch eine harte Schule gegangen, Gewalt war kein Fremdwort für ihn. Er schützte, was er liebte und das in ganz besonderem Maße. Nie wieder wollte er bedingt durch Unachtsamkeit, einen geliebten Menschen verlieren.

Trotz seiner schwierigen Kindheit gab es aber etwas, das Jens in der Gesellschaft später weiter bringen sollte: Er hatte einen Hang zum Theater. In seiner Schule gab es eine Theater AG und im Deutsch Unterricht war Jens ausgesprochen gut. Überhaupt waren seine schulischen Leistungen überaus positiv, er war überdurchschnittlich intelligent und besuchte daher ab der fünften Klasse ein Gymnasium in Berlin. Später studierte er Kunst und Schauspiel und hielt sich nebenbei mit Gelegenheitsjobs über Wasser.

Er wollte es unbedingt!

Er wollte raus aus dem Getto!

Rauf auf die ganz große Bühne!


 

Rosa und Robert steuerten die alteingesessene Buchhandlung auf dem Ku’damm an. Die Buchhandlung wurde bereits in der dritten Generation geführt und lud zum Verweilen ein.

Es war ein relativ großes Geschäft, man konnte auf alten Sofas sitzen, in den Büchern stöbern und wenn man wollte, auch einen Kaffee oder Tee trinken. Beim Betreten des Ladens klingelte ein Glöckchen, das fast nie zur Ruhe kam, denn der Laden war sehr beliebt und immer gut besucht. Es roch nach Büchern, nach bedrucktem Papier. Diesem Geruch war Rosa verfallen.

Als sie Kind war und die Situation in ihrer Familie wieder einmal eskalierte, rettete sie sich oft in ihre Bücher. Sobald sie eines davon aufschlug und den vertrauten Geruch wahrnahm, beruhigte sie sich sofort.So war sie selbst in der schlimmsten, chaotischen Situation in ihrem Elternhaus in der Lage, abzugleiten in eine andere Welt. Dann wurde sie zu den Personen, die die Helden in ihren Büchern darstellten. Weit weg von dem Alptraum dem sie täglich aufs Neue ausgesetzt war. In ihrem realen Leben war die Hölle los und Rosa wünschte sich als Kind nichts mehr auf dieser Welt als diesen Zustand beenden zu können. Aber sie war ein Kind. Abhängig von ihren Eltern. Sie konnte nicht einfach fort. Wenn Rosa abends alleine in ihrem Bett lag und die Tränen über ihr Gesicht liefen, betete sie oft zu Gott, er möge sie doch endlich zu sich holen. Rosa sehnte sich so sehr nach Liebe und Anerkennung, aber so etwas gab es in ihrer Familie nicht. Beiden Eltern konnte sie es nie recht machen. Liebe oder freundliche Worte gab es nicht und wenn sie gerade mal zu unbequem für beide war, wurde Rosa über Stunden in einem engen Wandschrank im Flur eingesperrt, in dem sie manchmal auch vergessen wurde. Rufen durfte sie nicht, denn sie hatte die Erfahrung gemacht, dann vom Vater verprügelt zu werden. Der Vater war ein Tyrann und die Mutter gehorsam. Rosa hatte sich, da sie keine Stofftiere besaß, aus einem Paar alten Socken eine Handpuppe gebastelt. Mühevoll hatte sie das Tierchen mit Nadel und Faden zum Leben erweckt. Nun hatte sie wenigstens etwas mit dem sie sprechen und auch mal kuscheln konnte und wenn es ganz schlimm wurde, ja dann, dann hatte sie die Bücher, die sie von ihrer Freundin Frida Kowalski geschenkt oder geliehen bekam. Fridas Eltern war es recht, wenn Frida ihre Sachen verschenkte. Frida bekam alles von ihren Eltern was sie wollte, Fridas Eltern waren reich.  

Rosa lief sofort zu dem Tisch mit den Psychothrillern. Sie hatte auf der Instagram Seite ihres Lieblingsautors gelesen, dass dieser ein neues Buch herausgebracht hatte. Das musste sie umgehend kaufen!

Sie hatte in der Kurzbeschreibung des Buches gelesen, dass es um das Thema Identität ging und das die Einnahmen dieses Buches einem guten Zweck zu Gute kommen sollten. Mit dem Thema konnte sie sich identifizieren. Mit dem Kauf des Buches bewirkte sie etwas Gutes und dann war das Buch auch noch von ihrem Lieblingsautor! Gleich drei Fliegen mit einer Klappe! An der Kasse sagte die Verkäuferin zu ihr: „Eine gute Wahl!” und „Da haben Sie aber Glück, das ist eines der letzten Exemplare. Die gehen weg wie warme Semmeln.”

Rosa reichte der Verkäuferin ihren mitgebrachten Stoffbeutel, damit das soeben neu erstandene Buch darin verstaut werden konnte.


 

Juni 1983

Die damals, achtjährigen Freundinnen  Rosa und Frida saßen in Rosas winzig kleinem Zimmer und spielten mit Barbies die Frida mitgebracht hatte. Draußen war ein Wärmegewitter runter gegangen, sodass die Kinder gezwungen waren, ins Haus hinein zu gehen. Zuvor hatten sie draußen auf den kleinen Grünflächen gespielt, wo die Bewohner der Häuser im Sommer oft ihre Wäsche auf hingen.

Frida mochte ihre Barbies nicht, nur aus einem Gefallen zu Rosa, brachte sie sie manchmal mit, “Mädchenkram“, sagte sie lachend.” Und überhaupt hatte Frida eine eher maskuline Art, die Dinge zu betrachten, was man von ihrem Äußeren nicht behaupten konnte. Sie hatte lange dichte Wimpern und langes, braunes, lockiges Haar. Die beiden spielten mit den Puppen, als sie plötzlich hörten, wie draußen Rosas Eltern lautstark stritten. Schon beim Reinkommen hatten die Kinder bemerkt, dass nicht nur draußen die Luft zum Schneiden dick war. Rosas Vater kommandierte Rosas Mutter schon seit einer geraumen Zeit rum und diese versuchte sich zu wehren. Das Veilchen im Gesicht der Mutter verhieß nichts Gutes.

Auf einmal wurde die Tür zum Kinderzimmer aufgerissen und Rosas Vater stand in einem vergilbten, vollkommen verschwitzten Unterhemd vor den beiden. Seine Augen waren glasig, in den Mundwinkeln klebte eingetrockneter Speichel, die fettigen Haare hatte er sich nach hinten aus dem Gesicht gekämmt und er stank nach abgestandenem Schweiß und Zigarettenrauch. „Sieh an, wen haben wir denn da? Die feine Frida aus gutem Hause! Na meine Kleine, bist du hier um mich zu besuchen? Komm doch mal her zu mir!” Seine Augen, die sonst glanzlos waren, fingen plötzlich an zu funkeln und die alte abgetragene Jogginghose verzeichnete eine Beule in Höhe seines Geschlechts. Noch bevor Frida etwas erwidern konnte, schnappte er sich das Mädchen, schlug die Tür des Raumes hinter sich zu und warf sich mit ihr auf Rosas Bett. Rosa schaute starr vor Angst. Sie sagte keinen Ton mehr. Leise ganz leise, ging sie in die äußerste Ecke ihres Zimmers, nahm sich ein Buch und tauchte ab in eine andere Welt. In eine Welt in der sie dem Grauen entfliehen konnte.


 

Mai 2019

Nach vier Stunden Stadtbummel entschieden sich Rosa und Robert dafür, eine Pause in einem italienischen Lokal einzulegen. Das Restaurant lud mit seiner Bestuhlung im angrenzenden Biergarten seine Gäste zum Aufenthalt im Freien ein. Sie waren beladen mit etlichen Taschen, die sie allesamt auf einem freien Stuhl an ihrem Tisch abstellten. Stundenlang waren sie von Schuhgeschäft zu Schuhgeschäft gelaufen, bis Rosa endlich die passenden Sommerschuhe für sich entdeckt hatte. Dann hatte sie noch darauf bestanden ins KaDeWe zu gehen um dort für Alexa eine gute Tafel Schokolade zu kaufen. Dort hatten die beiden viel Zeit verbracht und sich intensiv mit den Dingen beschäftigt, die das edle Kaufhaus anbot. „Jetzt brauche ich erst einmal ‘ne Pizza, ich hab Hunger wie ein Bauarbeiter! Du kannst einen echt fertig machen!” Robert zwinkerte Rosa zu. Rosa wühlte in den Einkaufstaschen herum, um ihre Schätze zu bestaunen. „Du hast immer Hunger wie ein Bauarbeiter. An mir kann das wohl nicht liegen. “Sag mal, hast du ein neues Handy?” Irritiert schaute Rosa Robert an. „Nee, wieso?” „Na, deswegen!” Rosa zog aus einer der Einkaufstaschen ein Smartphone und runzelte die Stirn. Währenddessen hatte Robert aus seiner Hosentasche sein eigenes Handy rausgeholt und hob es in die Luft. Rosa berührte das Display des fremden Smartphones und es dauerte einige Zeit, bis ihr Gehirn verstand, was sie dort sah: Das Hintergrundbild des Handys zeigte ein grausames, verstörendes Bild von einem im wahrsten Sinne des Wortes hingerichteten Hund. Das weiße Fell war blutdurchtränkt, die Augen nach hinten verdreht und dem Tier fehlte ein Ohr. Die heraushängende Zunge des Tieres sah eigenartig aus, als ob sie irgendeiner Behandlung unterzogen worden wäre. Das andere Ohr, es war braun, befand sich noch am Kopf des Hundes. Das ganze Bild schwamm in roter Farbe, in rotem Blut. Jetzt stellten sich die Härchen an Rosas Oberarmen auf, der Schweiß lief ihr in Strömen den Rücken runter, ihr Puls raste, sie bekam kaum noch Luft, dann sprang sie auf und schrie, schrie, so laut sie konnte:

“P U M M E L !”


 

Februar 2019

Rosa betrat die Eingangstür, an der das Schild mit der Aufschrift:

Dipl.-Psych. Siegfried Michalski

Psychotherapeut

prangte.

Seit einem halben Jahr schon ging sie hier zur Therapie.Dass sie sich für die Therapie entschlossen hatte, hing mit ihrer Selbsthilfegruppe zusammen, in der sie auch ihren Freund Robert kennen gelernt hatte. Als der seelische Druck ihrer Kindheit für Rosa heute, in ihrem Erwachsenenleben, zu übermächtig wurde, hatte sie sich erst für die Gruppe und dann für die Therapie entschieden. Rosa litt zunehmend unter den schweren Traumatisierungen ihrer Kindheit, kapselte sich immer mehr von der Außenwelt ab und hatte große Schwierigkeiten im Umgang mit anderen Menschen. Ihr fehlte es an Selbstvertrauen. Durch den Tod der Mutter vor zwei Jahren, war Verdrängtes wieder hochgekommen und sie spürte deutliche Erinnerungslücken. Nachts wachte sie oft schweißgebadet auf und tagsüber wurde sie oft von Panikattacken überfallen. Glücklicherweise hatte sie in ihrem Hund Pummel und ihrem Freund Robert, zwei treue und liebevolle Gefährten gefunden. Beide stützten sie und gaben ihr Halt im Leben. Ihre Freundinnen standen ihr zwar auch zur Seite, aber manchmal spürte Rosa, dass es ihnen schwer fiel, wirklich zu verstehen, was in ihr vorging. Am Anfang hatte sich Rosa viel von der Therapie versprochen, doch schon seit einiger Zeit, spürte sie, dass etwas nicht stimmte. Sie ging inzwischen mit Magenschmerzen zu den Sitzungen. Irgendwie fand sie die Methoden von Herrn Michalski eigenartig. Sie fühlte sich von ihm unverstanden, fast provoziert. Sie empfand ihn ohne jegliche Empathie und hatte teilweise sogar das Gefühl, er wolle ihr gar nicht wirklich helfen. Nach den letzten Sitzungen war Rosa so mit den Nerven runter, dass es Tage brauchte, bis sie wieder zu Sinnen kam. Sie nahm starke Beruhigungsmittel, die in ihrer Bedarfsmedikation standen und schlief sich aus der Realität. Inzwischen glaubte sie allen Ernstes dass dieser Michalski gar kein Therapeut war. Jemand, der so mit seinen Patienten umging, konnte so etwas doch nicht allen Ernstes studiert haben.

Und genau das sagte sie ihm an diesem Tag auf den Kopf zu.


 

Mai 2019

Der leitende Ermittler Harry Prauschke, der in dem Fall des toten Hundes ermittelte, schaute zu seiner Kollegin Rita Schön rüber, die gerade ihr Telefonat beendete.

„Und?” fragte Prauschke.

„Auf der Zunge des toten Hundes wurde eine Warnung hinterlassen: Halt den Mund!”

„Alles ganz schön abartig! Wie geht es Frau Rot? Konntest du sie schon befragen?”, fragte Prauschke seine Kollegin.

„Sie ist vollkommen durch den Wind. Sie haben sie im Krankenhaus ruhig stellen müssen, sie hat nur noch geschrien und geweint. Befragen können wir sie vorerst nicht. Aber ihr Freund war bei ihr, er war dabei, als sie das Foto sah, mit ihm konnte ich sprechen. Er sagte, es sei definitiv, dass es sich um ihren Hund handele, er hat ihn sofort an dem schwarzen Fleck an der Nase erkannt und an seiner Statur. Die Freundin von Frau Rot, eine Frau Alexa Groß, war wohl mit dem Hund unterwegs am Tegeler See. Als sie eine Ruhepause auf einer Bank einlegte und nach ihrer Aussage die Augen schloss, um die Sonne zu genießen, muss sich der Hund losgerissen haben. Auf jeden Fall war er ganz plötzlich weg. Frau Groß gab zu Protokoll, dass sie zwei Stunden nach dem Tier gesucht hat und dann nach Hause gelaufen ist in der Hoffnung, ihn dort vorzufinden. Der Weg sei ihm wohl vertraut gewesen, weil er ein üblicher Gassiweg für ihn war. Auch sie ist vollkommen fertig und war kaum zu einer Aussage fähig. Ich habe ihr gesagt, dass der Hund tot aufgefunden wurde, ihre Freundin darüber Bescheid wisse und sich im Krankenhaus befindet, nähere Einzelheiten habe ich ihr erspart.“ „Hast du dir das Handy schon mal genauer angesehen?” fragte Prauschke.  „Und ob! Und darauf habe ich private Bilder von Frau Rot entdeckt. Ich habe die Bilder ihrem Freund, Herrn Ziegler, im Krankenhaus gezeigt. Er war entsetzt und kann sich keinen Reim darauf machen, weder, wem das Telefon gehört, noch, wie diese Aufnahmen auf das Gerät kommen. Er sagt, Frau Rot hätte auch keine Feinde oder hätte mit niemandem Streit. Sie wäre eine sehr liebenswürdige, hilfsbereite Frau. Auf den Fotos die uns noch vorliegen, sind Bilder von Frau Rot bei Spaziergängen mit ihrem Hund, beim Einkaufen, einmal sitzt sie mit einigen Freunden in einer Eisdiele.” Prauschke schaute nachdenklich über seine randlose Brille: „Ich möchte, dass du, sobald es möglich ist, mit Frau Rot selbst sprichst. Sprich bitte auch noch mal mit der Freundin, dieser Frau Groß! Wir müssen mehr über das Umfeld von Frau Rot erfahren. Wir wissen nicht, inwieweit sie selbst in Lebensgefahr ist, der Täter hat eine ziemlich eindeutige Nachricht hinterlassen. Das war eine Warnung!“


 

Januar 1996

Er wollte den Weg gehen.

Das OP-Hemd und die Anti-Thrombose Strümpfe hatte er bereits angezogen, etliche Vorgespräche mit Therapeuten und Ärzten hinter sich gebracht. Die Hormontherapie war bereits in vollem Gange. Jetzt dauerte es nur noch wenige Stunden bis er sich seinem nächsten Etappenziel näherte. Mit seinen Eltern hatte er keinen Kontakt mehr, sie konnten nicht verstehen, warum er sich für diesen Weg entschieden hatte. Es war ihnen peinlich in der Öffentlichkeit zu ihm als ihrem Kind zu stehen. Es hatte unzählige Streitgespräche gegeben, bis seine Mutter ihm in einem Gespräch entgegen spie, wie undankbar er doch sei und dass er sich nie wieder bei ihnen blicken lassen sollte, wenn er sein Vorhaben in die Tat umsetzen würde. Es schmerzte ihn unendlich. Sein Herz und seine Seele jedoch konnten nur diesen Weg gehen. Jede Faser seines Köpers schrie nach dieser Veränderung. Gleich nach dem Abitur hatte er sich außerdem für ein Psychologiestudium entschieden. Jedoch hatte er nicht bedacht, dass ihm seine eigene Psyche dabei einen Strich durch die Rechnung machte. Da gab es ja noch einen sehr schwarzen Fleck in seiner Vergangenheit, etwas, über das er niemals gesprochen und das er nie verarbeitet hatte. Je mehr er sich allerdings mit seinem Studium beschäftigte, desto mehr kochte dieses Grauen wieder hoch. Das führte so weit, dass er inzwischen zu keiner einzigen Vorlesung mehr gehen konnte. Er fühlte sich niedergeschlagen. Hatten seine Eltern doch recht gehabt?Auch über diese Entscheidung waren sie nicht gerade begeistert gewesen: Er solle doch etwas Anständiges studieren und nicht so einen Weg einschlagen, besser wäre es doch, etwas zu tun, womit man es richtig weit bringen könne im Leben, viel Geld verdienen und sich nicht mit den Spinnereien fremder Menschen beschäftigen zu müssen. Aber eines war ihm ganz klar, er wollte es allen zeigen, er würde, koste es, was es wolle, den Beruf des Psychotherapeuten ausüben! Das war er sich selbst schuldig! Er würde sich auf keinen Fall jetzt vor seinen Eltern die Blöße geben, nicht das umzusetzen, was er angekündigt hatte! Man sollte seine Entscheidungen ernst nehmen und seine Wünsche respektieren. Nichts und niemand auf dieser Welt konnte sich ihm in den Weg stellen – schon gar nicht seine eigene Seele!

Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen von der Schwester die ins Zimmer kam und sagte: „So Frau Kowalski, jetzt geht es los! Sind sie bereit?”


Februar 2019

Laut krachend schlug die Haustür der teuren, luxuriös eingerichteten Nobelvilla zu. Kaum noch Herr seiner Sinne, schwitzend und vollgepumpt mit Medikamenten verschiedenster Art, polterte Siegfried Michalski mittags in sein Wohnzimmer. Der innerliche Druck war so groß, dass keines der Medikamente es schaffte, ihn auch nur halbwegs zu beruhigen. Er hatte nächtelang nicht geschlafen, war fahrig und sein Kopf arbeitete ununterbrochen. Das Gedankenkarussell drehte sich pausenlos. Manchmal dachte er, er würde verrückt werden. Er war verzweifelt, wusste keinen Ausweg. Er musste jetzt mit Jens sprechen. „Jens”, brüllte er. Jens kam die Kellertreppe hoch. „Was machst du denn hier um diese Uhrzeit? Ist was passiert? Und überhaupt, wie siehst Du eigentlich aus?” Kaum hatte Jens zu Ende gesprochen, brachen bei Siggi alle Dämme. Er rutschte an der Wand runter, gegen die er sich gelehnt hatte und fing bitterlich an zu weinen. Er stammelte unverständliches Zeug und Jens sah ihn vollkommen irritiert an. Jens lief zu ihm, setzte sich neben ihn und nahm ihn in den Arm. „Was um Gottes Willen ist denn los?” „Sie weiß es! Sie hat es raus bekommen. Sie hat gesagt, dass sie mich melden wird. Jens, es ist alles vorbei! Was soll ich denn jetzt machen? Was sollen wir denn jetzt machen? Wenn das raus kommt, können wir einpacken.” Jetzt schrie er nur noch. „Komm bitte erst mal zu dir!” erwiderte Jens und schüttelte Sigfried, „Jetzt erzählst du mir erst mal alles der Reihe nach und dann lassen wir uns gemeinsam etwas einfallen! Vertrau mir, ich habe noch immer einen Ausweg gefunden. Ich werde nicht zulassen, dass irgendjemand unser Leben zerstört!” 


 

Mai 2019

„Na Mahlzeit! Ich glaub, dass war’s jetzt für mich mit frühstücken. Das ist ja widerlich!” Jörg Schröter warf die Zeitung auf den gedeckten Frühstückstisch und schaute abwechselnd zu seiner Frau und seinem 15-jährigem Sohn rüber, die beide schon ihre Mahlzeit beendet hatten. „Da hat doch irgend so ein kranker Geist mitten am Tegeler See gestern einen Hund abgeschlachtet. Das Tier wurde in einem Seitenweg gefunden. Einzelheiten erspare ich euch jetzt. Die Polizei sucht nach Zeugen.” Das Gesicht seines Sohnes Hannes lief knallrot an. „Tut mir leid Hannes, das hätte ich jetzt so kurz nach dem Frühstück besser nicht erzählen sollen.” Jörg Schröter wusste, dass sein Sohn ein absoluter Hundefreund war. In Hannes Kopf jedoch lief noch ein ganz anderer Film: Sollte er jetzt vielleicht doch zur Polizei gehen? Dann würde er allerdings auffliegen. Er hatte gestern die ersten drei Stunden Schule geschwänzt um sich heimlich mit Lea am Tegeler See zu treffen. Lea war seine erste große Liebe. Allerdings sollten seine Eltern davon besser nichts erfahren, weder von dem Umstand, dass er die Schule schwänzte, noch davon, dass er in ein Mädchen verknallt war. Als seine Eltern den Frühstückstisch verlassen hatten, schnappte sich Hannes die Zeitung und suchte nach dem Artikel. Hastig schrieb er sich die Telefonnummer des zuständigen Reviers ab und verließ sein Elternhaus.


 

Harry Prauschke und Rita Schön saßen gemeinsam mit Hannes Schröter im Kommissariat. Der 15-jährige hatte sich zuvor telefonisch auf dem Revier gemeldet und erzählt, dass er etwas Verdächtiges am Vortag am Tegeler See beobachtet hätte, das wohl in Verbindung mit dem toten Hund stehen würde. Man hatte ihn gebeten, doch bitte am Nachmittag nach dem Schulunterricht seine Aussage zu Protokoll zu geben. Hannes war speiübel und er war extrem nervös. „Also, es war gegen 10.15 Uhr und ich wollte gerade zur Schule, als ich am Tegeler See lang lief. Ich nahm eine Abkürzung, dort war kein Mensch, auf einmal hörte ich ein lautes Winseln und Jaulen, es hörte sich wirklich schlimm an. Als ich etwa 200 m weiter ging, sah ich einen Mann weg rennen, Richtung Straße. Ich ging schneller und als ich um die Kurve bog, sah ich den toten Hund.” Jetzt fing Hannes an zu weinen. „Es war so schrecklich, ich wusste nicht, was ich machen sollte. In mir drin stieg eine Mordswut auf und dann bin ich dem Typen hinterhergerannt.” „Das war sehr gefährlich”, sagte Prauschke,” was geschah dann?” „Der Scheißkerl war schon zu weit weg, aber ich konnte noch sehen, wie er in einen roten Lamborghini stieg, der an der Straße parkte. Dann fuhr er mit quietschenden Reifen und bestimmt über 100 Sachen weg. Aber ich konnte sehen, dass er ein Berliner Kennzeichen hatte.” „Kannst du uns sagen, wie der Mann aussah?” fragte Rita Schön. „Ich habe ihn nur von hinten gesehen: Er war nicht sehr groß, vielleicht 1,70 m, er war schlank und hatte so einen teuren, blauen Markenrucksack dabei, einen ganz neuen, das konnte ich von weitem erkennen, weil ich selbst gerne so einen hätte. Er hatte  ‘ne Jeans und ich glaub ein kurzärmeliges schwarzes Poloshirt an.” „Konntest du auch erkennen, was er für eine Haarfarbe hatte?”  fragte Prauschke. „Ja, er hatte kurze gelockte braune Harre.” Auf einem Rechner der Polizei konnte Hannes den Beamten genau die Stelle zeigen, an denen der tote Hund einen Tag zuvor sichergestellt worden war und er zeigte ihnen auch die Stelle, an die der mutmaßliche Täter in sein abgestelltes Fahrzeug gestiegen war. Rita Schön klopfte dem Jungen auf die Schulter und sagte: „Gut gemacht Hannes! Vielen Dank für deine Aussage! Das bringt uns ein großes Stück weiter. Das nächste Mal rufst du aber bitte gleich die Polizei und läufst nicht auf eigene Faust einem Täter hinterher. Das hätte wirklich böse enden können!”


 

Nach Siegfrieds Zusammenbruch saßen er und Jens noch lange zusammen und redeten. Nachdem es Jens gelungen war, Siggi zu beruhigen, schien es möglich, gemeinsam einen Plan zu schmieden. Jens war in ihrer Beziehung immer schon der mental Stärkere von beiden gewesen. Er war für Siegfried der Fels in der Brandung, der Retter in der Not, derjenige, an den er sich anlehnen konnte. Jens war derjenige, der den Ton angab, wenn eine Situation schwierig wurde oder wie jetzt außer Kontrolle zu geraten schien.

Siegfried hatte Jens, als Rosa ihn zum ersten Mal in seiner Praxis aufsuchte, alles erzählt. Rosa hatte ihn nicht erkannt. Nicht erkannt, das Siegfried Michalski, ihre Freundin Frida Kowalski aus ihrer Kindheit war. Siggi hatte Jens von ihrer gemeinsamen Vergangenheit, von dem, was in Rosas Kinderzimmer vorgefallen war und welch schreckliche Qualen für ihn damit verbunden gewesen waren, erzählt. Auch erzählte er ihm, dass er Rosa bis zum heutigen Tag nicht verzeihen konnte, dass sie ihm damals nicht geholfen hatte, sondern stattdessen ein Buch angeschaut  und einfach nicht reagiert habe, als sich ihr Vater an ihm verging. Nie wieder hatten sich die beiden Kinder von diesem Tag an gesehen. Seinen Eltern erzählte Siggi von dem Vorfall damals nichts, weil Rosas Vater ihm zum Abschied drohte, dass er seine Eltern umbringen würde, sollte auch nur ein Wort von dem über seine Lippen kommen, was sich an diesem Nachmittag zugetragen hatte. 

Jens und Siegfried waren schon seit 15 Jahren ein Paar, sie vertrauten sich gegenseitig blind. Beide waren so froh und glücklich darüber, sich damals gefunden zu haben. Jens wusste natürlich, dass Sigfried als Mädchen geboren wurde und damals Frida Kowalski hieß. Gerade in ihrer Kennenlernphase sprachen die beiden Tag und Nacht über den Weg, den Siggi eingeschlagen hatte und über seine Operationen. Jens verstand die tiefen Sehnsüchte und Wünsche seines Freundes, konnte sich einfühlen, wie nie ein Mensch zuvor in Siegfrieds Leben und liebte ihn abgöttisch. Als die beiden heirateten verständigten sie sich darauf den Nachnahmen von Jens anzunehmen. Jens himmelte Siegfried an. Er war mehr, als nur beeindruckt gewesen, als ihm sein Freund eines Abends – beide hatten schon ziemlich viel getrunken – gestand, dass er in Wirklichkeit gar kein Dipl.-Psychotherapeut war. Er war auch kein Psychotherapeut. Wie Sigfried selbst von sich sagte, war er ein „Nichts”, zumindest, was seinen beruflichen Werdegang anging. Sein Studium brach er vorzeitig ab, weil er während des Studiums immer wieder von schweren Depressionen heimgesucht wurde. Da er sich aber vor niemandem die Blöße geben wollte, sein Studium nicht zu schaffen und um nicht als Versager dazustehen und da er sich schon gar nicht in der Öffentlichkeit zu seinen Depressionen bekennen wollte, kaufte er sich für teures Geld den Titel. Woher das viele Geld stammte, das er damals dafür benötigte, wollte er als Geheimnis für sich behalten. Dazu ließ er nur die Bemerkung fallen, dass Jens doch wisse, dass er ein hohes Maß an Genialität besäße. Kaum hatte Siegfried sich damals den Titel erkauft, eröffnete er seine Praxis in bester Lage in der Stadt.

Das Wissen, das er benötigte, las er sich in Fachliteratur und diversen  Fachzeitschriften in den Phasen seines Lebens an, in denen die Depression sanftmütig und ruhiger war. Es war sein unbedingter Wunsch diesen Beruf auszuüben, denn er wollte den Menschen nah sein, denen auch Schlimmes widerfahren war und gleichzeitig wollte er Opfern helfen, wieder zu sich selbst zu finden und Heilung zu erfahren. Nicht traumatisiert, eingeschüchtert und ängstlich zurückzubleiben, wie er selbst damals. Natürlich war es für ihn aber auch essentiell, etwas in der Gesellschaft darzustellen.

Jens war auch dieses Mal derjenige, der die Zügel in die Hand nahm. Er entwickelte einen Plan, wie sie Rosa Rot zum Schweigen bringen könnten. Er war derjenige, dem die Idee kam, heimlich Fotos von Rosa zu machen, ihr etwas zu nehmen, das sie liebte, um sie einzuschüchtern und sie erst mal mundtot zu machen. Er ließ sich Therapieinhalte erzählen und versprach Siggi, dass er sich um „das Problem Rosa” kümmern würde. Er sagte Siggi, er sollte sich keine weiteren Sorgen mehr machen, er würde die Kuh schon vom Eis holen.


 

Januar 2022

Rosa traute sich seit einem halben Jahr wieder alleine vor die Tür. Schrittweise war es ihr gelungen, den Schock und die Trauer zu verarbeiten. Inzwischen hatte sie Robert geheiratet. In den vergangenen Jahren hatte sie genug Zeit zum Nachdenken gehabt und ihr war vieles bewusst geworden.

Die Ermittlungen von damals waren ins Leere gelaufen. Die Polizei hatte zwar rausgefunden, dass der geparkte Lamborghini in der Nähe des Tegeler Sees, tatsächlich auf den Psychotherapeuten Michalski zugelassen war, jedoch war bei der folgenden Durchsuchung von Praxis und Wohnhaus kein sonstiges belastendes Material zu finden gewesen und seine Mieter waren seit diesem Vorfall spurlos verschwunden.  Allerdings kam raus, dass Michalski als Frida Kowalski aufgewachsen war und so konnte sich Rosa einen Reim darauf machen, warum ihr geliebter Hund Pummel sein Leben lassen musste und sie wohl über einige Zeit beobachtet worden war. Schließlich hatte sie selbst in einer ihrer Sitzungen mit Michalski gedroht, ihn auffliegen zu lassen, allerdings, weil sie glaubte, dass er gar kein Therapeut war. Das hatte sie, nachdem sie von Rita Schön in einer Vernehmung von der früheren Identität von Michalski erfuhr und endlich die Zusammenhänge erkannte, zu Protokoll gegeben.  

An diesem Nachmittag im Januar hatte sich Rosa nun selbst eine Aufgabe gestellt: Sie wollte alleine an den Ort gehen, an dem Pummel gestorben war. Sie wollte sich in Ruhe von ihm verabschieden und damit ein trauriges Kapitel in ihrem Leben abschließen. Ganz alleine ging sie jedoch nicht. Robert hatte ihr im Jahr zuvor einen Hund geschenkt, den er aus einem Tierheim erlöst hatte. Er sagte zu Rosa, dass Pummel bestimmt nicht gewollt hätte, dass sein Platz an ihrer Seite leer blieb und dass sie einen Beschützer brauche, wenn er einmal nicht bei ihr wäre.

Also ging Rosa zum Tegeler See in Begleitung ihres Bernhardiners „Teddy”. Lange Zeit stand Rosa an der Stelle, an der vor knapp drei Jahren Pummel zu Tode gekommen war. Robert hatte dort an einen Baum ein kleines Holzkreuz gestellt und Pummels Namen eingravieren lassen. Der gute, gute Robert!

Rosa kamen die Tränen.

Sie dachte intensiv an die Zeit mit dem geliebten Vierbeiner. Der einzige Trost, den sie hatte, war, dass sie wusste, dass es etwas gab was ihr niemand, auch nicht der Tod nehmen konnte und das waren ihre Erinnerungen.

Sie setzte sich auf eine Bank und Teddy leckte ihr die Hände ab, er spürte den Schmerz seiner Besitzerin. Rosa streichelte ihm über den Kopf. Ganz in Gedanken versunken, blickte sie weit den Weg entlang. Es dämmerte schon. Von weitem sah sie einen Mann auf sie zukommen. Er trug einen Hut tief ins Gesicht gezogen und sein Mantel und sein Schal flatterten im Wind. Instinktiv hielt sie Teddys Leine fester und griff nach ihrem Handy in ihrer Jackentasche. Der Schritt des Mannes beschleunigte sich und Rosa befahl sich selbst, sitzen zu bleiben und ihre Angst auszuhalten. Weit und breit war sonst kein Mensch zu sehen. Als der Mann an ihrer Bank angekommen war, blieb er stehen und setzte sich. Rosas Puls beschleunigte sich, Teddy knurrte, als der Mann sie ansah und sie sein Gesicht erkannte. Sie bekam kaum noch Luft, war wie gelähmt. Es war Siegfried Michalski! „Bitte lauf nicht weg!” sagte er. „Ich bin gekommen, um mich zu entschuldigen, wenn das überhaupt möglich ist. Es tut mir unendlich leid, Rosa. Ich war so wütend auf dich, hatte selbst solch eine Angst, war traumatisiert und ein Opfer deines Vaters. Er hat mein Leben zerstört. Ich war seit diesem Tag verängstigt, konnte niemandem mehr vertrauen, ich zweifelte an so vielen Dingen. Ich zweifelte an existenziellen Dingen, an Freundschaft und sogar an meinem Geschlecht. Ich veränderte mein ganzes Leben und als ich endlich auf einem scheinbar gutem Weg war, betratst du meine Praxis. Da kam alles wieder hoch! Der ganze Schmerz, das Gefühl des Verrats, weil du mir damals nicht geholfen hast, der Zweifel über mein ganzes Leben überhaupt. Als du mir dann noch drohtest, mich zu melden, da brannten bei mir alle Sicherungen durch!”  Rosa schaute Siegfried mit großen Augen an und sagte:”Aber wir waren doch noch Kinder! Ich hatte selber solch eine Angst vor meinem Vater, ich war dem Grauen jeden Tag ausgesetzt. Ich war gar nicht in der Lage, irgend etwas zu tun oder zu sagen. Ganz davon zu schweigen, dass er mich totgeschlagen hätte, hätte ich jemals aufbegehrt.” Siggi nahm Rosas Hand und drückte sie fest. „Inzwischen habe ich verstanden, dass wir beide Opfer deines Vaters waren. Als Kind konnte ich dies nicht sehen, weil ich eben noch ein Kind war und als Erwachsener kam das ganze Trauma wieder hoch und ich erlebte die ganze Geschichte immer und immer wieder erneut, wenn du in meine Praxis kamst. Du musst keine Angst mehr haben Rosa, ich lebe mein Leben und du lebst deins. Auch wenn es jetzt für dich vielleicht merkwürdig klingt, aber ich habe meine Lektion gelernt. Es tut mir aufrichtig leid!”  

Sigfried Michalski erhob sich und verschwand genauso schnell, wie er gekommen war in der Dunkelheit.  

Auf dem Sitzplatz neben ihr fand Rosa ein laminiertes Stück Papier auf dem stand:  

 Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein!

Johannes 8, 7

 

 

 

Christine Larisch, April 2020

 

14 thoughts on “D R U C K Geschichte

  1. Moin Christine, toller Plot. Mir persönlich für eine Kurzgeschichte etwas zu lang geraten. Mich hat‘s beim lesen nicht wirklich gepackt. Waren es die Zeitsprünge oder der Schreibstil insgesamt? Bin mir nicht sicher. Ich finde auch das du für eine Kurzgeschichte zu viele Nebenplots aufmachst, klar gehören die alle zum großen Ganzen, aber für mich wäre in diesem Fall, weniger echt MEHR! Eine Stelle ist mir besonders aufgefallen. Woher kam das Handy, irgendwie war es plötzlich da. Und wenn ich mit jemanden einen Einkaufsbummel mache, gehe ich dann nicht gemeinsam in die Buchhandlung? Wo war Robert? Aber insgesamt ein schöner Krimi.

    LG Frank aka leonjoestick

  2. Hey Frank, vielen Dank fürs Lesen meiner Geschichte und Deiner Bewertung. In der Buchhandlung die Rosa und Robert besuchen gibt es eine Szene in der steht, dass Rosa ihren mitgebrachten Stoffbeutel der Verkäuferin reicht, um das neu erstandene Buch darin zu verstauen. Des Weiteren kommen die beiden beladen mit vielen Einkaufstüten zurück. Ob Sigfried oder Jens dafür gesorgt haben, dass das Handy in einer der Tasche landet, kann ich nicht sagen, vielleicht werden sie es mir bei einem Wiedersehen verraten. 😉

  3. Sodela, nun komme ich auch endlich dazu dir einen Kommentar zu hinterlassen 🙂
    Also ich persönlich finde deine Geschichte eine absolute Verschwendung! Und zwar für eine Short Story 😀 Ich mag deinen Stil und die Charaktere unglaublich gerne. Man hat direkt Personen vor Augen und Stimmen im Kopf. Und bei meinem bisher einzigen Besuch in Berlin, hatte ich mich unglaublich in den Buchhandlungen am Ku’Damm verloren, weshalb ich auch gleich in der Gegend unterwegs war 🙂 Eigentlich ist alles super, es gibt nur ein einziges Aber: Sie ist zu lang und zu vielschichtig für eine Short Story :/ Nur finde ich hier gar nicht, dass die Lösung wäre sie zu kürzen. Ganz im Gegenteil. Denn würdest du Text streichen, damit sie mehr Tempo bekommt und weniger Verwirrung schafft, dann müssten z.B. die Polizisten raus, der Augenzeuge, eigentlich sogar ihr Partner und der ihres Psychiaters (Apropos … dürfen diese sich in Deutschland selbst Rezepte ausstellen? Ich weiß das, ehrlich gesagt, gar nicht. Nur, dass sie es in den USA nicht dürfen). Aber das fände ich super schade. Ich fände es eigentlich viel, viel VIEL cooler, wenn du das genaue Gegenteil machen würdest. Schreib daraus einen Thriller! Arbeite die Charaktere aus, beschreibe die Schauplätze detaillierter und lass das Grauen durch ihren Vater, die Zerrissenheit ihrer besten Freundin, vielleicht auch das schlechte Gewissen der Mitbewohnerin noch viel mehr herausklingen. Wenn du seitenweise Zeit hast, könntest du sie vielleicht auch alleine zum Einkaufsbummel schicken und den Verdacht abwechselnd auf ihren Freund und die Mitbewohnerin schieben. Und dann könntest du auch das Ende länger und ausführlicher ausarbeiten. So wirkt es leider ein kleines Bisschen konstruiert, weil man merkt, dass du versucht hast dich kurz zufassen. Aber ich glaube, dass ihre ehemals beste Freundin viel zerrissener wäre, größere Schuldgefühle hätte, vielleicht auch trotzdem noch wütender wäre und falls das nicht, weil wirklich alles überwunden wurde, auf jeden Fall reumütiger. Ich bin mir absolut sicher, dass deine Geschichte das hergibt und du mit den Themen auch den Nagel der Zeit triffst 🙂 Nur bei der Kurzgeschichte es schwierig, wenn es mehr als zwei bis drei Personen und ein bis zwei Schauplätze sind, weil man dann schnell durcheinander kommt und vor allem nicht so richtig mit allen Figuren mitfiebern kann, weil man sie nicht genug kennenlernen konnte.
    Also z.B. finde ich, dass es noch viel besser und verständlicher für den Sound der Geschichte wäre, wenn man direkt verstehen würde, dass der Vater auch ihr selbst das antat. Das könntest du so perfekt ausarbeiten.

    Also ich bin und bleibe Fan deiner Idee und auch deines Stils und bin mir sicher, dass du unfassbar viel aus der Geschichte rausholen kannst; sie zu kürzen, wäre schade und Verschwendung 🙂

    Liebste Grüße
    Sabs (Ein Leben für ein Leben, aber ich glaube, du weißt inzwischen auch so, wer ich bin :D)

  4. Liebe Sabs, das war ein Kommentar der mir absolut unter die Haut ging! Vielen, vielen Dank dafür!!! Das lässt mich weiterschreiben, das macht mir neuen Mut. Ich gebe Dir absolut Recht dass in der Geschichte mehr Potential steckt und sie ausbaufähig und würdig ist. Auch habe ich das Ende so belassen, weil ich mir zum einen überlegt habe evtl. eine Diskussion damit anzuregen oder den ein oder anderen zum nachdenken zu animieren, zum anderen weil ich mir die Freiheit lassen wollte, an dieser Stelle weiter zu arbeiten. Ich bin sehr glücklich darüber ein solches Feedback zu erhalten, weil es mich unglaublich weiter bringt und mir vieles aufzeigt! Seit der Verkündung der Gewinner, habe ich nicht mehr geschrieben, dabei arbeite ich schon an einem neuem Projekt. Es war ein wenig die Luft raus. Deine Worte haben mich motiviert und mir Kraft gegeben und ich denke, ich kann jetzt mit Optimismus weiter machen. Dafür danke ich Dir! Viele liebe Grüße, Christine 😊

    1. Das freut mich sehr! ❤️ Und ich kann dich so, so gut verstehen. Ich habe mich immer wieder von allen möglichen Menschen und Dingen und Umständen vom Schreiben abbringen lassen, aber das hat mich nie glücklich gemacht. Gerade, wenn es einem nicht gut geht, ist Schreiben so eine wunderbare Therapie 😍 Bleib am Ball und ich bin mir sicher, dass da noch Großes entstehen kann. Was du auf jeden Fall besitzt sind Fantasie und vor allem Empathie! Du lässt die Personen unterschiedlich sprechen und ich sah z.B. direkt den Polizisten vor mir 😄 Und verdammt, nun will ich doch noch mal nach Berlin 😅 Klar, hier und da gibt’s ein paar Tippfehlerchen und Co., aber das sind Kleinigkeiten, das ist “nur” der handwerkliche Teil, der sich, je länger und öfter man schreibt, immer mehr abschleift, und ohne Lektorat ist’s eh immer ein bisschen holprig, bei jedem. Aber die versierten Damen und Herren sollen ja auch ihren Job behalten, also ist es nur fair, wenn wir sie mit Aufgaben versorgen 😄

      Also: Mach unbedingt weiter! Sei schlauer, als ich damals und nie aufgeben. Niemals! Scheitern, okay. Aber nicht aufgeben! 💪🏼🤗

      Liebste Lieblingsgrüße
      Sabs

  5. Liebe Christine! Ich hatte es mir schon ein paar Tage vorgenommen, Deine Geschichte zu lesen, und heute hat es endlich geklappt. Danke, dass Du sie uns anvertraut hast! Ich schließe mich vollumfänglich Sabs an, die auf den Punkt gebracht hat, was ich dachte: Schöne Geschichte, aber n büschn zu lang. Und: Ich musste immer hin hin und her scrollen und schauen, in welchem Jahr ich nun bin bzw, was denn vorher passiert war. Das war irgendwie n büschn to veel, wie wir hier in Norddeutschland sagen. Aber – wie bereits beschrieben – wenn Du das noch ein bisschen auswalzt, wirds richtig schön! Like!

    LG, Scripturine (“Die Nacht, in der das Fürchten wohnt” ist meine Geschichte und ich würde mich über Dein Feedback freuen 🙂 )

    1. Liebe Scripturine, vielen Dank für Dein Like und Dein Kommentar! 😊 Ja, meine Geschichte ist 14 Seiten lang, so wie es von Sebastian vorgegeben war. Vielleicht wäre es besser gewesen, es wäre detaillierter beschrieben gewesen, also ich spreche von Zeilenabständen und Formatierungen. Es hieß zwischen 10 und 15 Seiten, daran habe ich mich gehalten. Hätte man mir gesagt, schreib 10 Seiten, hätte ich 10 Seiten geschrieben. Ja, ich gebe Dir recht, man muss ziemlich genau aufpassen, wenn man alles in meiner Geschichte genau mitbekommen möchte. Das war auch mein Anspruch. Ich wollte eine Geschichte schreiben, die zum Nachdenken anregt, die meine Leser zurücklässt mit Gedanken über Täter und Opfer, über Sinn und Unsinn und über die Vielfältigkeit des Seins. Gleichzeitig wollte ich aber auch vorsichtig sein. Vorsichtig dann, wenn es um Szenen ging die Gewalt beschreiben, sie sollten nicht laut und reißerisch sein, sondern empathisch und trotzdem für den Leser verständlich. Ich habe so denke ich, persönlich eine sehr große Vielfalt eingebaut, um mir für später noch etwas offen zu halten. Eigentlich, so hatte ich gedacht, könne ich mit meiner Geschichte eine konstruktive Diskussion anregen. Was scheinbar auch noch niemandem aufgefallen ist, ist dass der Name Siegfried Michalski abgeleitet wurde von zwei realen Menschen, deren Lebenswerk sich mit der Psychologie bzw. der Traumatologie beschäftigen.
      Deine Geschichte habe ich schon vor einigen Tagen gelesen, ich habe Dir dazu ein Kommentar dagelassen und ein Like.
      Ganz viele liebe Grüße, Christine 🙂

  6. Was für eine Geschichte! Du erschaffst einen irren Kontrast, indem Du so luftig, leicht und niedlich beginnst (vielleicht doppelt leicht und nett, weil ich mit der warmherzig fröhlichen Stimmung der Hörbuch Artikel hier eingestiegen bin) und dann kommen solch krassen Dinge! Toll verknüpft und erzählt – man ahnt allerdings irgendwann um Siegfrieds Identität und kurz danach wird das quasi nebenher schon aufgelöst – hier würde ich mir einen noch dickeren Knaller am Schluss wünschen, da kannst Du mehr draus machen – gerade weil ich von der Idee so begeistert bin. Die Nebenfiguren wie der Zeuge und die Polizisten würde ich gar nicht so ausführlich, eventuell noch nichtmal namentlich einführen. Das lenkt in einer Kurzgeschichte eher ab. In einem Roman, zu dem Deine Geschichte auf jeden Fall Potential hat, kann man das dagegen gut so machen. Alles in allem: Superstory – dickes Like!

    1. Wow, was für ein netter Kommentar und lieben Dank für das dicke Like! Ich finde es schön, dass Du meine Geschichte auch gehört hast und ich kann durch Eure Kommentare viel mitnehmen für dass, was ich aktuell schreibe. Darüber bin ich sehr glücklich! 😊 ❤-lichen Dank und liebe Grüße!

  7. Liebe Christine,
    endlich habe ich es geschafft, Deine Kurzgeschichte zu lesen. Wow…ich bin begeistert…und sehr, sehr bewegt! Herzlichen Glückwunsch zu Deiner Begabung, die ich bereits an Dir vermutet hatte und die sich hiermit bestätigt!
    Ich finde Deinen Schreibstil sehr gut und angenehm. Mir gefällt, wie Du die Geschichte aufgebaut hast (verschiedene Zeitebenen und Erzählstränge mit unterschiedlichen Charakteren, das ist sehr spannend!) und wie sich am Ende alles zusammenfügt. Auch wenn ich doch öfter rauf- und runterscrollen musste. Ich denke, dass es daran lag, dass in der “Kürze der Zeit” viele (Neben)Figuren vorgestellt wurden?
    Für mich geht die Geschichte in einer sehr wichtigen Phase, in der die Erlösung, Befreiung durch Bedauern und Vergebung zum Ausdruck gebracht werden soll (das war meine Erwartung, vielleicht gar nicht Deine Intention?), zu abrupt zu Ende. Es lag sicherlich daran, dass sie eine Kurzgeschichte werden sollte.
    Möchtest Du nicht einen Roman daraus machen?
    Das Thema war, ist und wird immer aktuell sein. Leider!
    Mach bitte weiter mit Deinem Schreiben.
    Ganz viele liebe Grüße.

  8. Hallo liebe Christine! 🙂
    Wow, das war mal eine vielschichtige und komplexe Geschichte. Ich möchte mich meinen Vorrednern anschließen: Das war für eine Kurzgeschichte vielleicht ein bisschen zu viel. 😀 Auch ich musste immer wieder scrollen. Du führst sehr viele Charaktere ein und in der Kürze der Geschichte ist es wirklich schwer sich alle zu merken. In einem Roman wäre das – wie hier schon öfter erwähnt – natürlich was ganz Anderes. Im Kontrast zu dem sehr ausführlichen Anfang und Hauptteil, ist der Schluss dann doch sehr abrupt. Aber da hast du dich ja auch schon zu geäußert.

    Ich finde auf jeden Fall, dass du eine sehr ansprechenden Schreibstil hast und deine Charaktere wirklich vorm Auge des Lesers lebendig werden. Wenn du schon in der Kürze der Zeit so lebendige Charaktere schaffen kannst, was würde erst in einem Roman passieren? Setz’ dich da unbedingt ran, ich glaube, das wird was richtig tolles!

    Liebe Grüße
    Merle

    PS. Unsere Geschichten fangen übrigens sehr ähnlich an und behandeln dann sogar ein ähnliches Thema. Verrückter Zufall! Vielleicht möchtest du ja mal vorbeischauen: Meine Geschichte heißt “Sepia”.

    1. Liebe Merle, danke dass Du meine Geschichte gelesen hast, das freut mich natürlich sehr! Ich habe selbstverständlich gleich mal bei Dir reingeschaut und tatsächlich, unsere Geschichten ähneln sich! Wie im wahren Leben! 😊 Übrigens hast Du einen tollen Schreibstil und Deine Story ist sehr fesselnd geschrieben. Hut ab dafür!
      Vielen lieben Dank auch für die wirklich sehr netten Worte.

  9. Liebe Christine,

    nach dem Lesen deiner Geschichte musste ich erstmal durchatmen – so viele Szenenwechsel, verschiedene Namen und Charaktere, Zeitsprünge und Zusammenhänge – die Geschichte benötigt die volle Aufmerksamkeit.

    Insgesamt lässt sich deine Geschichte gut lesen, doch auch ich musste immer mal scrollen, wer denn jetzt wer ist (habe da so ein Namensproblem und wenn es zu viele werden, komme ich immer durcheinander), oder wo wir gerade sind.
    Ganz toll finde ich, dass du Stückchen für Stückchen die Puzzleteile zusammensetzt und am Ende alles logisch erscheint.

    Aufgrund der Vielschichtigkeit hat deine Geschichte definitiv Potential für einen Roman 🙂

    Viel Glück & weiterhin viel Freude am Schreiben,

    Yvonne / voll.kreativ (Der goldene Pokal)
    https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/der-goldene-pokal

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