havnvhFeuerrache

Hektisch blicke ich mich im Parkhaus um, mein Puls rast, die schweißperlen rinnen meine Stirn herab und finden ihren Platz in meinem Hemdkragen der mir aufeinmal viel zu eng vorkommt, mit zittrigen Fingern versuche ich den Knoten meiner Krawatte zu lösen doch es funktioniert einfach nicht. Ich gehe wieder zu meinem etwas veralteten E-Auto zurück, lasse mich -für meinen Rücken viel zu hart- in den Sitz fallen, schmeiße meine Aktentasche auf den Beifahrersitz neben mir und versuche erstmal tief durchzuatmen. Ich kenne diese Symptome zur genüge, das gerade war eine der klassischen Panikattacken die mich seit meiner Teenagerzeit verfolgen.

Jeden Abend bevor ich ins Bett gehe werfe ich mir wegen diesen Angstzuständen schon jahrelang eine meiner Wunderpillen ein, damit ich ohne Albträume schlafen kann.

Während im Radio irgendein Lied von Linkin Park läuft greife ich zu meiner Aktentasche und hole das silberne Handy heraus, ich drehe und wende es und komme zu dem Entschluss dass es das neuste von Apple sein muss, ich entsperre es und wunder mich ein zweites Mal an diesem Morgen dass es keinen Pincode hat, mein Puls, der mittlerweile wieder im Normbereich liegt, schnellt automatisch in die Höhe als ich das Hintergrundbild sehe, es zeigt mich beziehungsweise ,mich als Frau mit kurzen Haaren und im Anzug meines Verstorbenen Vaters auf einer Familienfeier oh gott, dieses Bild muss mindestens 20 Jahre alt sein und ist eigentlich nie „digitalisiert“ worden…es ist nur in den verstaubten Fotoalben die bei mir zu Hause auf dem Dachboden lagern und in der Vitrine im Wohnzimmer meiner Mutter zu finden, gut behütet vor allen, die nichts von meiner Vergangenheit als Frau wissen.

Mit zittrigen Fingern wische ich auf dem Touchscreen rum und atme tief durch bevor ich auf „Fotos“ gehe, doch auf das was ich dort sehe war ich definitiv nicht vorbereitet, es zeigt mich wie ich im Zimmer meines Sohnes Niclas stehe, alles kurz und klein schlage, die blutverschmierte Regenbogenflagge aufhebe und in einen Karton werfe den ich kurz darauf im Garten verbrannt habe.

Niemand ausser meiner Frau, dem engsten Familienkreis, meinem Sohn und natürlich mir selbst weiß was an diesem Abend vor 5 Jahren geschehen ist, Niclas, mein Adoptivsohn war zu dem damaligen Zeitpunkt gerade 16 geworden und fing an seine eigenen Entscheidungen zu treffen, doch an diesem Abend brannte mir eine Sicherung durch als er meinte er sei schwul.

Während ich weiter durch die Bilder scrolle, wird mir immer mehr bewusst in welcher Situation ich mich gerade befinde, ich bin einen kleinen Schritt von einer Erpressung entfernt und das vor einem wichtigen Wahlkampf. Gerade jetzt kann ich mir keinen Skandal dieser Größenordnung erlauben und mental bin ich dazu erst Recht nicht in der Lage denn, mein schlechtes Gewissen verfolgt mich bis Heute.

Nachdem ich mir weitere 10 Bilder aus meinem Leben auf dem Fremden Handy angeschaut habe, fasse ich den Entschluss mich in das Regierungsgebäude zu begeben, mit wackeligen Knien bahne ich mir meinen Weg durch das nach Abgasen riechende Parkhaus bis hin zum Treppenhaus welches direkt in mein Zielgebäude führt, doch bevor ich die ersten Treppen erklimme, ertönt eine Art Feueralarm aus meiner Tasche und ich brauche ein paar Sekunden um zu verarbeiten dass es das Fundstück sein muss. Als ich es nach einigem Wühlen finde, wird mir angezeigt dass ich eine iMessage von einer unterdrückten Nummer erhalten habe, als ich diese Öffne, verfalle ich zum 10. Mal an diesem Tag in Panik, der Absender schreibt, dass er mich beobachtet und fragt mich, ob der Geruch nach Benzin im Parkhaus auszuhalten war.

Ich beschließe die Nachricht zu ignorieren, schalte das silberne Ding in meiner Hand aus und werfe es zurück in meine braune Aktentasche, mit schnellen Schritten begebe ich mich in mein Büro und bin froh dass ich niemandem über den Weg gelaufen bin.

Nachdem ich meinen Arbeitstag weitestgehend gut überstanden habe, mache ich das Handy im Auto wieder an und bin erstmal über das Hintergrundbild das ich sehe geschockt, es zeigt mich, vor meinem Schreibtisch sitzend am heutigen Tag, das erkenne ich daran dass ich die neue Krawatte trage und am Rand meines Hemdkragens noch feuchte Stellen sind, weil mein Schweiß noch nicht ganz getrocknet war. Diese ganze Sache ist wohl noch viel mehr größer als gedacht, erst wird ein Handy gezielt für mich platziert, dann wird mein Computer im Regierungsgebäude gehackt und dann auch noch diese alten Bilder und die gezielten Sticheleien über meine Ängste denn, ich habe panische Angst vor Feuer, und da Benzin leicht entzündlich ist, meide ich auch dieses soweit es geht.

Mit zitternden Händen schmeiße ich das Handy wieder zurück an seinen Platz in der Aktentasche und mache mich auf den Weg nach Hause.

Ich habe zwischen panischem umherblicken, lautem Grölen zu „Kamikaze“ von den Toten Hosen und 8 Verkehrsmeldungen beschlossen, meiner Frau erstmal nichts von den Vorkommnissen zu erzählen, dafür ist sie nach der Sache mit unserem Sohn zu labil und außerdem würde es wieder in einem Streit enden der mit sich ziehen würde , dass ich auf der unbequemen Couch nächtigen darf.

Nach einem langweiligen Abend mit Curry Wurst Pommes und irgendeiner Tatort- Wiederholung gehe ich ins Bett und lege mich neben, meine bereits schlafende Frau aber natürlich nicht ohne vorher meine Tablette genommen zu haben die mir die Ruhe schenkt, die nach diesem mehr als stressigen Tag definitiv brauche.

Die nächsten fünf Tage verlaufen ohne weitere Vorkommnisse, das Handy schlummert immer noch friedlich in meiner Tasche, natürlich checke ich jeden Tag mehrmals ob mein „Stalker“- wie ich ihn mittlerweile nenne wieder versucht mir Angst einzujagen doch vergebens- und meine Frau ahnt nichts, dies könnte jedoch auch daran liegen, dass ich diese ganze Sache erfolgreich verdrängen kann doch auch das sollte sich schlagartig ändern als im am Samstag Morgen fröhlich vor mich hin pfeifend die Zeitung öffnete und gerade Aus in mein eigenes Gesicht auf der zweiten Seite blickte.

“BEKANNTER POLITIKER IST EIN TRANSGENDER UND MISSHANDELT SOHN NACH OUTING”

Scheiße. Wie soll ich das jemals wieder ausbügeln und wieso geht mein Sohn GERADE JETZT damit an die Presse? Wieso hackt er sich in meinen Dienstcomputer und wie hat er es geschafft mir ein Handy unterzujubeln? Er wohnt 900 Kilometer weit weg, sogar in einem anderen Land und hätte dafür definitiv Hilfe gebraucht doch wer tut mir sowas an? Meine Frau? Ein von Niclas eingeweihter Mitarbeiter auf der Arbeit? Meine Eltern?

Nein. Das ist ausgeschlossen. Niemand von diesen Personen würde mir so etwas antun. Als ich wieder im Hier und Jetzt angekommen bin und den schockierenden Artikel mit all seinen Einzelheiten gelesen habe, fängt mein Handy anzuklingeln und ich weiß genau wer es ist.

Es ist Jules, meine Medienberaterin, die Frau, die meinen kompletten Wahlkampf organisiert hat und jeden Artikel der über mich veröffentlicht wird absegnen und auf seine Glaubhaftigkeit überprüfen muss.

Während ich so schnell aufstehe dass mein Stuhl nach hinten umkippt, krame ich schnell das „Stalker- Handy“ aus meiner Hosentasche, knalle meiner Frau Zeitung und Handy auf den Tisch und stürme aus dem Esszimmer, ich muss hier raus. 

Als ich die Haustür erreiche, fällt mir wieder der nervtötende Klingelton meines Handys auf, stimmt ja, Jules versucht mich zu erreichen. Mit einem lauten „JULES WAS SOLL DER SCHEISS?“ beginne ich wutentbrannt die Unterhaltung. „Luis, ich, ich wollte das nicht, ich habe ausversehen die falsche Einverständniserklärung unterschrieben- ich, ich mach das wieder gut, versprochen“ “WIE KONNTE DAS ÜBERHAUPT PASSIEREN? JULES IST DIR BEWUSST WAS DAS HEISST? ICH MUSS ZURÜCKTRETEN, NEIN, SOGAR AUSWANDERN, ICH- ICH MUSS IN DAS ZEUGENSCHUTZPROGRAMM, DIE BRINGEN MICH DOCH UM”

“Luis, jetzt beruhige dich, das ist doch eh alles nicht echt und genau deshalb wird das auch niemand glauben, wir schalten heute Abend noch einen Livestream und erklären dass es alles nur Fake-News sind und dann ist alles wieder gut, nur bitte schmeiß mich nicht raus, ich brauche diesen Job.”

“Jules, ich kann nicht einfach an die Öffentlichkeit treten, das was da steht, das ist die Wahrheit, das ist alles genauso passiert, ich habe meinen Sohn verprügelt und bin Trans, Jules, das ist mein Ende, das wars, ich muss hier weg.”

“Aber wie- wie kann das denn alles sein? Ich dachte dein Sohn ist im Ausland bei deiner Familie und lebt dort weil die Schulbildung dort besser ist und wieso hast du denn nie erzählt dass du eigentlich eine Frau bist und wie ist das erst jetzt alles bekannt geworden, irgendwer hätte bestimmt schon vorher Mittel und Wege gefunden um dir so deinen Ruf zu zerstören”

„Niclas ist auch im Ausland, sogar bei meiner Familie aber nicht, weil die Situation mit den Schulen in Österreich besser ist als hier in Köln sondern weil er mir kurz nach seinem 16. Geburtstag gebeichtet hat, dass er schwul ist und mir eine Sicherung durchgebrannt ist, ich habe an diesem Abend einen unverzeihlichen Fehler begangen, ich habe ihn halb ins Koma geprügelt und musste sogar die Ärzte dafür bezahlen dass sie seinen Namen in der Akte fälschen, ich wollte ihn doch nur beschützen, ich wollte ihm nie wehtun, ich wollte ihm nur das Mobbing, die angewiderten Blicke und das unmenschliche Verhalten seiner Fußballmannschaft ersparen, ich wollte seine schwule Seite wortwörtlich aus ihm rausprügeln.“

Gebannt höre ich zu wie sich ihre Atmung, die vor Schock ganz unregelmäßige geworden war wieder verlangsamt und ich weiß ganz genau was sie jetzt sagen wird, sie wird mir sagen das alles halb so schlimm ist, Fehler passieren können und dass es in zwei Wochen eh niemand mehr weiß, das mag vielleicht sein jedoch werde ich mir selbst nie verzeihen können, dass ich meinen Sohn halb tot geprügelt habe, nur weil ich ihn beschützen wollte. 

„Luis, wir kriegen das wieder hin, alles wird gut werden, ich stehe immer hinter dir aber bitte schmeiß mich nicht raus!“ kurz komme ich ins Stocken, wäre Jules aufmerksamer gewesen, wäre das nicht passiert, jedoch kann ich doch eine 21- jährige Medienberaterin wegen unzureichenden Leistungen nicht entlassen, das würde ihr Leben genauso wie meines zerstören. „Nein Jules, ich schmeiße dich nicht raus aber versuch bitte das irgendwie wieder gerade zu biegen und richte für morgen um 16.30 Uhr einen Livestream ein, ich werde allen sagen was ich getan habe, es wird Zeit dass ich dazu stehe und wer weiß, vielleicht bringt es mir Niclas zurück.“ Plötzlich beginnt mein Handy zu piepen und mein erster Gedanke ist, dass Jules wortlos aufgelegt hat, jedoch verrät mir ein kurzer Blick auf das fast schwarze Display, dass ich nurnoch 2% Akku habe, die niemals für den Rest des Gespräches  reichen werden, ich verabschiede mich von Jules und mache mich innerlich auf das Gespräch mit meiner Frau gefasst, jedoch wird es nicht so schlimm wie erwartet, sie offenbart mir, dass sie sogar damit gerechnet hat und versichert mir, dass sie mal bei Niclas nachfragen wird, denn anders als ich, besucht sie ihn mindestens 4 Mal im Jahr und ruft alle zwei Wochen bei ihm an um zu wissen, was in seinem Leben so passiert und um weiterhin ein Teil von ihm zu bleiben.

Irgendwas an dem Verhalten meiner Frau macht mich stutzig, ja die Ehe hat gelitten aber so ruhig wie sie das alles aufgefasst hat muss da nochmehr sein, sie muss mehr Informationen über die ganze Sache haben, jedoch ist jetzt der falsche Zeitpunkt um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, ich muss mit Niclas sprechen und genau das werde ich jetzt auch tun, ich werde jetzt zu ihm fahren um die Sache ein für Alle Mal zu begraben.

Als ich mit meiner Frau Klara alles abgesprochen habe und sie mir die neue Adresse von Niclas gegeben hat, der anscheinend im letzten Jahr bei meinen Eltern beziehungsweise bei meiner Mutter und Ihrem neuen Mann ausgezogen ist, entscheide ich mich dazu, diese doch recht lange Strecke trotz meiner panischen Angst vor Feuer mit dem Auto meiner Frau zu fahren, da es mir zu umständlich ist, zwischendurch immer wieder an einer Tankstelle zu warten bis der Akku wieder aufgeladen ist, zwar besitzt mein Auto eine Solarzelle auf dem Dach jedoch ist die an verregneten Tage wie diesem leider nutzlos.

Da ich nicht vorhabe lange in Österreich zu bleiben, habe ich auch nur einen kleinen Rucksack für das nötigste mit und begebe mich auf den Weg zu meinem Sohn mit dem ich seit 5 Jahren nichtmal ein Wort gewechselt habe, das letzte Mal in Österreich war ich vor 2 Monaten, da habe ich meine Eltern besucht jedoch wird Niclas bei solchen Treffen tot geschwiegen und ich habe ehrlich gesagt nichts dagegen.

Als ich auf die A3 in Richtung München auffahre, wird mir kurz wieder bewusst wie sehr ich es hasse mit einem Benziner zu fahren, allein diese Geräusche machen mich wahnsinnig und ich würde am liebsten sofort wieder in meinen Renault Fluence steigen und auch größere Pausen in Kauf nehmen um nicht mit diesem Ungetüm zu fahren.

Während ich Jules schonend beibringe, dass sie den morgigen Livestream aus einem 

Kaff in Österreich empfangen wird, beruhige ich mich langsam und mache mich auf das gefasst, was mich in St. Veit erwartet.

Nach 9 1/2 Stunden und drei längeren Staus komme ich Abends in St. Veit an und biege auf den Hof meiner Eltern ein, die Klara zuvor schon informiert hat und ich wundere mich schonwieder, wie wenig sich hier seit meiner Kindheit verändert hat, jedoch schwelge ich nicht lange in Erinnerungen sondern betrete schnell das Haus zudem ich noch einen Schlüssel habe.

Morgen ist der entscheidene Tag. Morgen erkläre ich ganz Deutschland was Sache ist und morgen bin ich dazu bereit wieder mit Niclas zu reden.

Nach einem kurzen, von Vorwürfen geplagten Gespräch mit meinen Eltern, mache ich mich auf den Weg in mein altes Kinderzimmer und rufe mir immer wieder ins Gedächtnis das morgen alles gut gehen wird, ich mein, mehr als anschreien und mich abweisen wird Niclas ja wohl nicht machen denn trotzallem bin ich ja immernoch sein Vater, ich war derjenige der ihn aus diesem Drecksheim geholt hat und niemand anderes.

Ich schreibe Klara kurz dass ich gut angekommen bin und lege mich danach direkt ins Bett, der Tag war zwar körperlich nicht wirklich anstrengend jedoch laugt mich die ganze Situation so sehr aus, dass ich theoretisch nichtmal mehr meine Schlaftabletten nehmen müsste, doch ich tue es trotzdem, nur für den Fall der Fälle.

Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist es draußen schon hell und ein Blick aufs Handy verrät mir, dass es kurz nach 9 ist und ich die Schlaftablette überhaupt nicht gebraucht hätte denn, durch meine eh schon große Erschöpfung, habe ich so tief und fest geschlafen dass ich nichtmal gehört habe, wie mein Handy in der Nacht 12 Mal laut geklingelt hat, gut dass meine Mutter ihre Hörgeräte nachts rausnimmt.

Jeder der zwölf Anrufe kommt von Klara also muss irgendetwas passiert sein…doch was? Als ich sie zurückrufe traue ich meinen Ohren kaum, ihre Nummer ist nichtmehr vergeben…was geht hier vor sich? Das gleiche bei Jules Nummer, einfach gelöscht, so als hätten sie nie existiert.

Ich schiebe das auf das überaus schlechte Netz in diesem Kaff und darauf, dass mein Handy auch schon etwas in die Jahre gekommen ist.

Als ich runter in die Küche gehe, traue ich meinen Augen kaum, dort sitzt Jules und hält die Hand meines Sohnes. 

“Luis, wie schön dich wiederzusehen, setz dich, wir haben einiges zu bereden.”

“Jules, was soll der Scheiß? Erst der Artikel und jetzt bist du hier? Neben Niclas? Was geht hier vor sich?”

“Papa. Jules und Ich, wir, wir sind schon seit 2 Jahren zusammen.”

“Aber ich dachte du wärst-“

“Schwul? Nein. Das dachte ich auch erst aber du hast mir, mit deiner Tracht Prügel, die Augen geöffnet jedoch ändert das nichts daran, dass ich dir nie verzeihen kann.”

„Niclas, du glaubst garnicht, wie leid es mir tut…ich wollte damals nicht, dass es so eskaliert, ich wollte dich nur beschützen..ich wollte das alles einfach nicht..“

„Das weiß ich doch auch aber es ändert nicht daran dass du mich fast umgebracht hast und ich dieses Trauma nie wieder los werde.“

„Und das muss ich akzeptieren aber sag mal, Jules, wie kommt es das ausgerechnet du mit meinem Sohn zusammen bist oder sollte ich besser sagen, dass ausgerechnet du für mich arbeitest?“

„Luis, ich kann das alles erklären…Niclas hat mir damals von dir erzählt und da es eh mein Fachgebiet ist, dachte ich, ich bewerbe mich mal bei dir und versuche mein Glück und siehe da- es hat funktioniert. Und ich war schon seit mehreren Tagen nichtmehr in Köln, ich war hier, bei Niclas.“

„Und das Handy? Ist das von dir? Hast du den Zeitungsartikel an die Presse geschickt? Wusste Mama davon?

„Dreimal ja, ich wollte mich rächen, für all das was du mir mit deiner Prügelattacke angetan hast.“

„ Luis, ich habe den Livestream übrigens um ein paar Stunden verschoben, du hast noch gute 10 Minuten, iss erstmal was.“

Ich kann immer noch nicht fassen was hier gerade vor sich geht,

Niclas ist nicht schwul sondern mit Jules zusammen, Jules wurde sozusagen bei mir eingeschleust, Niclas will meine Karriere ruinieren und Klara wusste es die ganze Zeit… Kann ich hier überhaupt noch irgendjemandem vertrauen?

Und wo ist eigentlich meine Mutter? Sie müsste doch schon längst wach sein…langsam beschleicht mich das Gefühl dass hier irgendetwas ganz und garnicht stimmt jedoch kann ich das jetzt schlecht gegenüber Jules und Niclas zugeben, die vermutlich der Grund für dieses Unwohlsein sind.

Schnell schmiere ich mir ein Brötchen und verschlinge es innerhalb von 2 Minuten..stimmt, ich hatt gestern kein Essen ausser ein Brötchen an einer Raststätte…

“Luis, du musst den Livestream im Auto machen, ich weiß es klingt komisch aber hierdrin funktioniert garnichts.”

“Ähm Jules, findest du das nicht auch etwas komisch? Im Auto? Wieso kann ich nicht einfach etwas weiter wegfahren und mich da auf ein Feld stellen?“

„Luis, vertrau mir, es wird gut ankommen wenn du erzählst dass du auf dem Land bei deinem Sohn bist.“

„Okay, dann werde ich das jetzt machen, bereitest du die Kamera schonmal vor? Ich gehe kurz auf‘s Bad.“

„Ja klar, mache ich.“

Nachdem ich mich auf dem Bad kurz frisch gemacht habe, steige ich in das Auto und schalte die Kamera an, so, jetzt bin ich Live.

Gerade als ich anfangen will zu reden, höre ich ein Klicken. 

Ah ja, das Auto schließt sich ja automatisch ab.

„Ich bin Luis Spiegler, und ja es stimmt, ich bin trans und habe meinen Sohn verprügelt weil er sich mir gegenüber geoutet hat“ Ein letztes gerufenes „Ich brenne vor Rache“ von Luis und alles um das Auto herum geht in Flammen auf, ich eingeschlossen in einem Benziner, was ein Bitteres Ende. Das letzte was ich spüre ist ein entsetzlicher Druck als der Tank explodiert.

*Einen Tag später*

„Luis Spiegler aus brennendem Autowrack geborgen, Mutter wurde geknebelt gefunden.

Zuschauer die am gestrigen Morgen einen Livestream von Luis Spiegler verfolgten, wurden Zeuge eines grausamen Mordes, nachdem sich Vater und Sohn anscheinend ausgesprochen hatten, wurde der Sohn mit Hilfe seiner Freundin, die nebenbei auch die Medienberaterin Spiegler‘s war zum Mörder. Klara Spiegler, die Frau des ermordeten Politikers, gibt an von nichts gewusst zu haben. Niclas Spiegler und dessen Freundin Jules Feller befinden sich in Untersuchungshaft. Heidi Spiegler (83) befindet sich in ärztlicher Behandlung. Die staatsanwaltschaft ermittelt.“

Ende.

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2 thoughts on “Feuerrache

  1. Der Titel Deiner Geschichte klingt vielversprechend. Die Geschichte an sich war flüssig zu lesen und nicht langweilig. Der Anfang hat mir sehr gut gefallen, als man nicht wusste was passiert war. Allerdings wäre der Junge jetzt nicht hetero, auch wenn er von seinem Vater verprügelt worden ist.

    Vielleicht magst Du ja auch meine Geschichte “Stumme Wunden” lesen, das würde mich sehr freuen. 🌻🖤

    Liebe Grüße, Sarah! 👋🌻 (Instagram: liondoll)

    Link zu meiner Geschichte: https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/stumme-wunden?fbclid=IwAR1jjPqPu0JDYk0CBrpqjJYN78PYopCEU1VGdqzCvgp7O4jnGKQSFdS6m6w

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