PhaurumWieso Ich?

Sebastian Fitzek- Wir schreiben Zuhause

Phaurum – 16 Jahre

Wieso Ich?

Kapitel I

Wie bin ich hierhergekommen? Ich gehe in dem Raum auf und ab, bis ich den Lichtschalter finde. Der Raum ist leer, bis auf einen Spiegel in der Mitte. Ich betrachte mich. Keine Klamotten, keine Haare, Nichts. Nur ein Handy ist vor dem Spiegel platziert. Ich brauche kein Passwort einzugeben. Ein upswipe reicht, und ich kann auf das Handy zugreifen. Es ist nur eine Einstellung darauf, nämlich die Galerie. Es gibt nur einen Ordner mit Bildern. In dem Ordner sind 547 Bilder. Ich erkenne mich. Direkt auf dem ersten Bild. Aber mein damaliges Ich. Ich bin Mark, 35 Jahre und gutaussehend (zumindest gewesen). Mein Sixpack fällt jedem zuerst auf. Aber jetzt bin ich nicht mehr ich. Ich kann mich an nichts erinnern. Durch die Angst läuft Schweiß über meinen Körper. Ich muss hier raus. Einfach weg. Mir ist egal wo ich bin, wie ich hier hingekommen bin oder wer ich überhaupt bin. Die Tür ist verschlossen. Es gibt keine Fenster. Es gibt keinen Ausweg. Ich schaue mir auf dem Handy die Personen an. Alle stammen von unterschiedlichen Kulturen. Von Hell bis Dunkelhäutig, nettes Lächeln zu traurigem Blick, klein bis riesig. Keine Ahnung was ich machen soll. Ich taste den Spiegel ab, Nichts. Es kommt mir vor als wäre ich in der Psychatrie. Wieso ich? Was hat das hier alles mit mir zu tun? Ich bin müde und will das Licht ausschalten, aber es geht nicht. Ich entferne mich weit weg von dem Schalter in die andere Ecke. Das Licht fängt an zu flackern. Im selben Moment indem ich in Ohnmacht falle geht die Tür auf.

Kapitel II

1MonatSpäter

Ich laufe durch die Gassen in Richtung Post. Mein Leben ist wieder normal, zumindest im Ansatz. Was damals passiert ist, war nur ein Traum, bilde ich mir ein. Aber ich weiß das es nicht stimmt. Es war zu realistisch. Ich will auch nicht mehr darüber nachdenken. Einfach mein normales Leben weiterleben. Aber dies ändert sich auf dem Weg zur Post schlagartig. Die Frau die mir entgegen kommt, kommt mir bekannt vor. Sehr bekannt. Ich habe sie damals auf dem Handy gesehen, ihr Bild war direkt neben meinem. Ich musste sie ansprechen. Nach einem `Hallo` von mir, läuft die Frau einfach weiter, als hätte sie nie existiert. Sie sieht wie ferngesteuert aus. Ich vergesse die Post und laufe ihr nach. Sie läuft über Straßen und über rote Ampeln als wäre es ihr egal, das ein Auto kommt. Schlussendlich fährt ein Auto die Frau stark an, so musste es ja kommen. Jedoch rappelt sie sich sofort wieder auf und läuft weiter. Das Blut verteilt sich auf der Straße aber die Wunde ist ihr egal. Als sie in ein Hotel geht folge ich ihr. Plötzlich ist die Frau verschwunden. Die Sache wird immer rätselhafter. Schlussendlich beschließe ich an den Hotelschalter zu gehen und nachzufragen in was für einem Hotel ich bin. Ein 5 Sterne Hotel inklusive Restaurant. Damit war wohl die Kurzreise beendet. Das war wohl doch nur eine normale Frau die ein bisschen verrückt im Kopf war. In dem Moment indem ich das Hotel verlasse rauscht der Feueralarm los. Aber auch nach zwei Minuten außerhalb warten kommt niemand. Ich laufe ein zweites Mal in das Hotel, keine Menschenseele weit und breit. Die Frau am Schalter ist einfach weg, und die Gäste ebenfalls. Ich möchte schnellstmöglich nach Hause, aber die Tür zum Ausgang ist verriegelt. Ich renne im Erdgeschoss umher, keine Tür, nichts. Das Hotel hat nur einen Aufzug, keine Treppen. Ich muss in den ersten Stock um durch ein Fenster zu flüchten. Im Aufzug dann geht das Licht aus und er bleibt Stehen.

Kapitel III

Ich bin gefangen. Alles um mich herum dunkel. Kein Ausweg. Was kann ich machen? Das Licht geht an. Ich kann meinen Augen nicht trauen. Ich bin wieder in dem Zimmer, genau das vor einem Monat. Aber diesmal ist der Spiegel nicht da. Vor mir steht ein Mann. Ich erkenne ihn zuerst nicht, doch dann spricht er und ich weiß sofort wer er ist. Mein ehemaliger Freund Erwin. In seiner rechten Hand hält er eine Art Stab, an dem das Handy festgebunden ist. Ich wusste es würde bald passieren, ich werde nicht mehr lange Leben. Meine Angst ist groß. Ich kann nichts machen. Er kommt mit seinen breiten Schultern auf mich zu und hält mir das Handy vor mein Gesicht. Was soll ich machen? Ich nehme das Handy an. Ich kann alle Bilder sehen, außer meins. Mein Bild ist gelöscht. Erwin rennt aus dem Fahrstuhl, bei dem die Tür anscheinend wieder geöffnet ist. Ich kann rausgehen. Zuhause angekommen weiß ich nicht mehr weiter, der Tag war hart. Ich kann jetzt nicht mehr denken, ich werde alles auf morgen schieben.

Der nächste Tag war pure Verzweiflung.

Kapitel IV

Keine Ahnung wo ich anfangen soll. Die Frau? Mein ehemaliger Freund? Ich muss raus an die frische Luft. Moment mal… Ich sehe Erwin! Ich renne aus meinem Haus und über die Straße. Mir ist es egal, das die Ampel nicht auf grün steht, aber ich muss ihn erwischen. Erwin sieht mich und rennt los. Die Verfolgungsjagd beginnt! Über die Hecken, an Häusern vorbei, über den Zaun. Nach kurzer Zeit habe ich ihn eingeholt. Ich weiß nicht was ich machen soll: Fragen was das hier alles bedeutet oder eher die Polizei rufen. Doch was würde ich ihr sagen? Ich habe einen ehemaligen Freund in einem Hotel getroffen, das verriegelt war? Nein, ich musste mit ihm reden. Oder doch nicht? Innerhalb einer Sekunde fällt mir alles wieder ein.

Ich war eines Abends bei ihm, ohne Vorahnung. Erwin war schon lange auf Toilette. Ich wollte nachsehen ob alles gut mit ihm ist, aber dort war niemand. Ich ging im ganzen Haus herum um ihn zu finden, aber nichts. Nur der Keller blieb übrig. Als ich runterging sah ich es. Die Frau die mir noch gestern begegnet ist, saß damals auf diesem Stuhl. Sie war so gut wie tot. Erwin sah mich und noch bevor ich flüchten konnte, hielt er mich fest. Mir ist jetzt alles wieder klar. Er hat dasselbe mit mir gemacht, wie mit allen anderen auch! Die ganzen Personen auf dem Handy waren Opfer von ihm. Nur warum macht er das? Ich frage ihn nach einer Antwort. Er schaut mich mit großen Augen an, sein Gesicht ändert sich zu einem Bösen, grausamen Lächeln. Er erzählt mir das es Rache war, an jedem einzelnen. Er schrieb sich früher jeden Namen auf, der ihm was angetan hatte. Er wollte sich rächen. Er hat sich an jedem gerächt. Und ich war der letzte. Ich habe ihn am meisten verletzt. Damals als er mir seine Freundin vorgestellt hat, war ich einen Monat später mit ihr zusammen. Was mache ich jetzt? Zeige ich Erwin an, lasse ich ihn laufen, oder sollte ich eher selbst wegrennen? War Erwin gut oder böse? Noch bevor ich eine Lösung gefunden habe, falle ich in Ohnmacht. Als ich das nächste Mal aufwache, denke ich es war alles nur ein Traum. Aber dann sehe ich den dunklen Raum, und den Spiegel in der Mitte.

3 thoughts on “Wieso Ich?

  1. Hi,
    Du hast einen unheimlich erfrischenden, rasanten Schreibstil. Die Geschichte hat mir gefallen, obwohl, oder gerade weil sie so unkonventionell ist. Man kratzt nur an der Oberfläche, hat unheimlich viel Interpretationsmöglichkeiten. Und sie ist sehr reduziert.
    Das sind alles Komponenten, die eine Kurzgeschichte ausmachen. Eine gewisse Verwirrung habe ich auch gespürt, vor allem bei all den Wechseln zwischen Realität und Fiktion ( wenn ich es richtig verstanden habe), aber das stört mich nicht.
    Einziger Kritikpunkt von mir : arbeite an Deiner Rechtschreibung, das hat hier und da dafür gesorgt, dass ich bei Lesen ins Stocken geraten bin.

    Mein Like hast Du!

    LG,
    der schweenie

    P.S. vielleicht hast Du ja Zeit und Lust, auch meine Geschichte zu lesen und ein Feedback da zu lassen …
    https://wirschreibenzuhause.de/geschichten/glasauge

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